„China’s ‘trilemma’ makes it vulnerable to more shocks“

Wenn George Magnus etwas (über China) schreibt, werde ich sehr aufmerksam. Er ist einer der Staranalysten und ich habe wiederholt seine Thesen hier verlinkt und kommentiert:

→ „Demographics: From dividend to drag“
→ „China vor der Schulden-Mauer“
→ „This time China’s property bubble really could burst“
→ „ECB stress tests vastly understate risk of deflation and leverage“

Nun äußert er sich erneut zur Lage in China:

  • Nachdem sich die Turbulenzen an den Finanzmärkten beruhigt haben, betonte die chinesische Notenbank, es gäbe keinen Grund für eine Abwertung, die Währungsreserven wären groß und Kapitalverkehrskontrollen seien unnötig. – bto: Klingt wie Politikersprech. :-)
  • Dies mag temporär stimmen. Doch letztlich steht China vor der Wahl: Abwerten oder den Kapitalverkehr beschränken. Beides ist nicht gut für die Weltwirtschaft.
  • Die Notenbank kann bekanntlich nur zwei von drei Zielen gleichzeitig verfolgen: unabhängige Geldpolitik, freie Wechselkurse oder freien Kapitalverkehr.
  • China hat einen fixen, aber anpassbaren Wechselkurs, will die Geldpolitik selber steuern und freien Kapitalverkehr zulassen. Irgendwas muss aufgegeben werden, gerade auch mit Blick auf die Explosion der Kreditvergabe im Januar.
  • Wenn China es mit dem freien Kapitalverkehr ernst meint, muss es die Währung frei geben, was letztlich zu einem deutlichen Einbruch führen muss.
  • Eine kleine Abwertung würde nichts bringen, eine massive um – beispielsweise 40 Prozent (bto: wow) – wäre politisch gefährlich und würde dem weiteren Ziel einer ausgewogenen Wirtschaftsstruktur (mehr Konsum) widersprechen.
  • Die Alternative sind dann entsprechende Kapitalverkehrsbeschränkungen. Das ist politisch leichter zu verdauen. In der Tat gab es in den letzten Wochen vielfältige Zeichen für das Verschärfen der Politik.
  • Bleibt es bei der derzeitigen Geschwindigkeit der Kapitalabflüsse – rund 100 Milliarden US-Dollar pro Monat – ist eine Währungskrise in den nächsten sechs bis zwölf Monaten wahrscheinlich. Relativ zur inländischen Geldmenge haben sich die Reserven von 30 Prozent im Jahr 2008 bis heute fast halbiert. Damit sind die Reserven anfälliger für Kapitalabflüsse.
  • Die Gründe für Kapitalflucht sind klar: Kreditboom, Fehlinvestitionen, geringe Kapitalrenditen, die Folgen von Überschuldung und Deflation und der Ausblick auf weitere lockere Geldpolitik. 

Im Westen geht man davon aus, dass China mit einer Freigabe des Wechselkurses und damit einer deutlichen Abwertung reagiert. Einige Hedgefonds wetten darauf. Das könnte zu Enttäuschung führen, weil es eher zur chinesischen Politik passen würde, mit Kapitalverkehrskontrollen und einer Rücknahme an Freiheit zu reagieren. 

 

→ FT (Anmeldung erforderlich): „China’s ‘trilemma’ makes it vulnerable to more shocks“, 22. Februar 2016

Kommentare (3) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Paul Ziegler
    Paul Ziegler sagte:

    In den letzten 1,5-3 Jahren ist der Dollar-Kurs/Preis von nahezu allem gefallen, insb. Rohstoffe, aber auch Währungen. Nur der Renmimbi blieb lange (gestützt) gleich. Der Euro hat z.B. rd. 30% gegenüber dem Renmimbi verloren und seit letztem Sommer erst rd. 3% wieder gewonnen.

    Kann es nicht viel eher sein, dass das die Exportwirtschaft in China belastet, in weiterer Folge die anderen Sektoren und Kapitalabflüsse induziert? Mal abgesehen davon, dass der Renmimbi im Langzeitvergleich auch zum Dollar deutlich positiv ist, frühe Investoren also evt. Gewinne realisieren wollen bzw. müssen, um Verluste andernorts auszugleichen?

    Viele Währungen (gerade auch die “Rohstoffwährungen”) steigen wieder deutlich gegenüber dem Dollar, verstärkt durch carry trades, die aufgelöst werden müssen und die Spirale antreiben. Das könnte doch auch bei Renmimbi passieren, insbesondere wegen dem großen Handelsbilanzüberschusses=Kapitalbilanzdefizits Chinas mit den USA, oder habe ich da was vergessen?
    VG, Paul Ziegler

    Antworten
  2. Christian Müller
    Christian Müller sagte:

    kleine Anmerkung: der zweite Teil des Trilemmas müsste m.M. heissen: ein stabiler (nicht ein freier) Wechselkurs.

    Antworten
  3. Katalin
    Katalin sagte:

    Hallo,

    China ist kein kleines Land mit dem man spielen kann wie Thailand in den 90-ern. Und China weiß sehr gut, wie das Spiel läuft. Es hat aus der Geschichte gelernt, d.h. BRD 1870 – 1920, Japan nach dem 2 Weltkrieg.

    Das bedeutet:
    Unabhängigkeit von dem ausl. Kapital durch;
    Ausbeutung der eigenen Bevölkerung, indem man der Bevölkerung ihr zustehendes Lohn vorenthält und diese Gewinne den meist staat. Unternehmen zuschiebt und die dadurch entstandenen Überschüsse exportiert. Diese Subventionierung der eigenen Industrie erfolgt zum zweiten durch überhöhte Preise im Inland. Zum dritten betreibt es eine sehr protektionistische WiPo, um die eigene Industrie aufzubauen.

    Problem:
    Die Chinesen haben sich verspekuliert, denn die, aus der heimischen Verschuldung erhofte Nachfragesteigerung aus dem Westen, hat sich nur zum Teil erfüllt und scheint langsam zu Ende zu gehen. heißt Entschuldung läuft nicht über den Westen in Form höherer Profite.

    Frage: Wohin mit den Überschüssen,
    Problem: EU und Japan wollen auch durch Export aus der Krise raus.
    Lösung: Abwertung (weiß nicht, ob das gelingt)

    Alternativlösung: Vermögensumverteilung, durch unter anderem mehr Markt, will die korrupte und reiche Führung(Die Söhne der meisten Parteifunktionäre studieren an den USA Unis) vermeiden, denn sie wird niemals freiwillig bereit sein auf die gestohlene Gewinne (von der eigenen Bevölkerung) zu verzichten. – Hat es nie gegebenen, bestes Bsp. BRD 1910 – 1945. Privatosierung der Gewinne, in diesem Punkt ist die Parteiführung zu 100% berechenbar.
    Den Hedge Funds ist es egal was passiert, den sie gehen sowieso kein Risiko ein( Das Kernproblem des heutigen westl. Kapitalismus – und nicht das Geldsystem)
    Ihnen die Rettung durch die FED sicher ist.

    Gruß

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