„China`s Debt Bomb und was nun kommt“
Zuächst eine schöne Darstellung zur chinesischen Schuldenwirtschaft nach westlichem Vorbild:
Quelle: Zero Hedge
Egal, welche der Prognosen man nun für realistisch hält, es sind auf jeden Fall hohe Schuldenstände, die wie bei uns die realwirtschaftliche Entwicklung zusätzlich belasten werden. Wie breit berichtet, scheint auch die höchste politische Führung erkannt zu haben, dass es auf Dauer nicht gut gehen kann, zu hohe Schulden mit noch mehr Schulden zu bekämpfen. Doch genau das hat China im ersten Quartal 2016 getan, in dem beeindruckende 1,15 Billionen US-Dollar neue Kredite vergeben wurden, was 46 Prozent des Quartals-BIP entspricht. Gut ersichtlich am Wachstum der Geldmenge M1:
Quelle: The Telegraph
Ein anonymer Autor hat nun in einem sehr Autorität vermittelnden Beitrag auf der Titelseite des People’s Daily gefordert, dem Treiben ein Ende zu bereiten, wie Ambroise Evans-Pritchard (AEP) im Telegraph zusammenfasst: „It described leverage as the ‚original sin‘ from which all other risks emanate, with debt ‚growing like a tree in the air‘. (…) It commands China to break its addiction to credit and take its punishment before matters spiral out of control. If that means bankruptcies must run their course, so be it.“ – bto: Das hört sich ganz so an, als habe der Autor Ludwig von Mises gelesen!
Ein paar Fakten liefert AEP hinzu:
- „China’s debt is approaching $30 trillion. The fresh credit alone created since 2007 is greater than the outstanding liabilities of the US, Japanese, German, and Indian commercial banking systems combined.“
- „As we all know, China is in a class of its own. Debt has risen by 120 to 140 percentage points. (…) To put matters in context, leverage rose by roughly 50 percentage points of GDP in Japan before the Nikkei bubble burst in 1990, or in Korea before the East Asia crisis in 1998, or in the US before the subprime debacle. This gauge is an almost mechanical indicator of a future credit crisis.“
- „Moody’s warned this month that China’s state-owned entities (SOEs) have alone racked up debts of 115pc of GDP, and a fifth may require restructuring.“
Besonders schlimm dürfe es im Immobiliensektor sein, wie eine andere Zeitung schreibt: „Real estate, the most debt-ridden sector, saw its leverage level reach 197 % last year, nearly double the figure for 2008, according to Natixis. The investment bank estimates that almost one-third of listed companies in the sector are ‚zombies‘ – businesses that are on the brink of default but still taking on more debt.“

→ Zero Hedge:„China’s Debt Bomb: No One Really Knows The Payload“, 17. Mai 2016
→ The Telegraph: „China’s Communist Party goes way of Qing Dynasty as debt hits limit“, 18. Mai 2016
→ Nikkei: „Corporate China’s debt problem only getting worse“, 19. Mai 2016
Was ist denn das Unvermeidliche? Es MUSS doch nicht zum großen Kollaps kommen oder? Wer das behauptet ist schlicht ein Fatalist. Aber Dystopien sind momentan eben en vogue!
Es kommt dann nicht zum großen Kollaps, wenn sich die Menschen an Veränderungen ANPASSEN.
Das ist möglich, wird auch erzwungen, ist aber auf freiwilliger Basis ein langwieriger Prozess.
HINDERLICH dabei ist allerdings, wenn die Politik – sich legitimierend – immer wieder erklärt, dass sie „die Wünsche der Menschen ernst nimmt und auf sie eingeht“ (was ja an sich nicht falsch – aber bei Fundamentalproblemen wie zu hoher Gesamtverschuldung nicht einlösbar ist).
Die Menschen BESTEHEN dann auf ihren Ansprüchen, z. B. immer beschäftigt zu sein und VERWEIGERN Anpassung.
Das ist nicht nur für die Demokratien, sondern auch Länder wie China fatal.
>„It described leverage as the ‚original sin‘ from which all other risks emanate, with debt ‚growing like a tree in the air‘. (…) It commands China to break its addiction to credit and take its punishment before matters spiral out of control. If that means bankruptcies must run their course, so be it.“>
Leverage ist an sich zwar keine Sünde und schon gar nicht die Ursünde, aber es ist schon richtig, dass damit Risiken verbunden sind – wachsende Risiken, wenn die Kredithebelung immer weiter getrieben wird.
Zur Lage:
Wenn China die Kreditvergabe JETZT massiv einschränkte oder sie schon VORHER deutlich beschränkt haben würde, hätten wir – zumindest argumentierbar – eine Situation, in der die Dinge durch Massenarbeitslosigkeit außer Kontrolle gerieten bzw. geraten wären.
Sie werden auch außer Kontrolle laufen, wenn China mit der Verschuldung so weiter macht wie bisher.
Heißt:
Nach Lage der Dinge ist kein ÖKONOMISCH begründbares VERLANGEN abzuleiten, das einen Zustand der Stabilität herbeiführen könnte.
Die Einsicht, die darauf basierend m. A. n. zwingend ist:
Es liegt in der Natur des Kapitalismus, dass er Risiken produziert. Diese lassen sich nicht vermeiden, sondern nur begrenzen – durch SCHEITERN, d. h. Insolvenzen bei Sachwertbesitzern, Arbeitslosigkeit bei abhängig Beschäftigten wie auch Selbständigen.
Wer glaubt, den Kapitalismus von diesem Übel befreien zu können, hat ihn nicht verstanden.
Genau dieser Glaube ist die Ursünde:
Wir schließen aus der Erfahrung, dass der Kapitalismus ein sehr effektives System der Wohlstandsmehrung ist, dass er gleichzeitig ein System dauerhafter Wohlstandsbewahrung sein KANN.
Diese falsche Schlussfolgerung ist eine gesamtgesellschaftliche Illusion.
Sie wird daher gesamtgesellschaftlich aufrechterhalten, durch Forderungen an die Politik, die Institutionen – ganz vorn die Notenbanken – und durch Appelle an das Wirtschaftssubjekt: Nimm einen Kredit auf, Du kannst ihn dir doch leisten.
Ludwig von Mieses?
Vergessen im Machbarkeitswahn.
Dieser brillanten Zusammenfassung kann ich nur zustimmen! Je mehr man das Unvermeidliche verhindern will, desto größer die Risiken!