“China stemmt sich gegen den Abschwung”

China schwächelt und die Welt gleich mit. Deutschland wird besonders getroffen und damit der vermeintliche Eckpfeiler der Eurozone, der ohnehin unter den Attacken auf die Schlüsselindustrien aus dem Aus- und Inland wankt. China versucht, die Wirtschaft am Laufen zu halten, wie die FINANZ und WIRTSCHAFT (FT) kurz berichtet. Übrigens durchaus nach westlicher Machart: noch mehr Schulden.

  • “Handelskrieg und nachlassende Binnennachfrage bremsen das chinesische Wirtschaftswachstum. (…) So ist die für China weiterhin extrem wichtige Industrieproduktion mit einem Plus von noch 5 % gegenüber dem Vorjahr am langsamsten seit 1995 gewachsen.” – bto: Und das hat natürlich auch Konsequenzen für die politische und soziale Stabilität. Deshalb wird gehandelt.
  • “(…) eine massive Abwertung des Yuans gegenüber dem Dollar (…) könnte zwar der Exportindustrie helfen, doch würde das Schockwellen an den Finanzmärkten auslösen und den Handelskrieg mit den USA eskalieren lassen.” – bto: Das stimmt, wobei es immer schwerer werden könnte, die magische Grenze von 7 zu verteidigen.
  • “Peking kämpft (…) vor allem mit feineren fiskal- und geldpolitischen Instrumenten gegen die sich abkühlende Konjunktur. So ist bereits die Mehrwertsteuer für die verarbeitenden Industrien gesenkt worden. Der Absatz von Autos oder Haushaltsgeräten wurde wiederum durch die Reduzierung der Umsatzsteuer gestützt. Damit sind allerdings auch die Fiskaleinnahmen deutlich zurückgegangen. (…) Die Regierung hat denn auch schon Anfang März die Obergrenze des Haushaltsdefizits gemessen am Bruttoinlandprodukt (BIP) von 2,6 auf 2,8% heraufgesetzt.” – bto: Damit wird natürlich nur Zeit gewonnen und es genügt nicht, wenn es zu keiner Einigung mit den USA kommt.
  • “(…) angesichts der gesamtwirtschaftlichen Verschuldung, die sich 300% des BIP nähert, verfügt Peking nur noch über einen beschränkten fiskalpolitischen Freiraum. Premierminister Li Keqiang hat wiederholt betont, dass das Volumen aller neu erteilten Kredite nicht schneller als das nominale BIP wachsen soll.” – bto: Dabei wissen wir, dass die Effizienz der Schulden deutlich abgenommen hat – rückläufiger Multiplier neuer Schulden – und, dass das BIP vermutlich nach oben gefälscht und deshalb die Verschuldungsquote noch höher ist.
  • “Trotzt ihrer knappen Kassen haben lokale Körperschaften auf Anweisung der Zentralregierung jüngst ihre Investitionen in Infrastrukturprojekte deutlich erhöht. Dabei zeigt sich der Staat, was die Finanzierung neuer Strassen und Brücken betrifft, kreativ. Das illustriert etwa das Auflegen sogenannter spezieller Bauanleihen. Diese über zwanzig Jahre laufenden Instrumente werden nicht als Fremd-, sondern als Eigenkapital verbucht. Sie werden damit von der Notenbank, der Volksbank von China, nicht in die breite Messgrösse aller Emissionen eingeschlossen.” – bto: wie wir es auch sonst machen … in Schattenhaushalten. Wie demnächst dem “Klimafonds” werden dann Schulden versteckt. Nichts Neues also.
  • “(Es) wächst auch der Druck auf die Notenbank, (…) Notenbankgouverneur Yi Gang liess auf alle Fälle schon einmal wissen, dass sein Institut ‘geldpolitisch über enorm viel Freiraum’ verfüge. Yi bezieht sich unter anderem darauf, dass der Zinssatz für einjährige Ausleihen seit 2015 unverändert 4,35% beträgt und damit Welten von der Nullzinspolitik Europas und Japans entfernt ist. Obwohl die Reserven, die Geschäftsbanken bei der Notenbank hinterlegen müssen, seit Anfang 2018 in sechs Schritten gesenkt worden sind, bleibt der Mindestreservesatz hoch. Ende der Vorwoche hat die Notenbank über eine ganze Reihe von Kreditfazilitäten zusätzlich Liquidität in den Geldkreislauf gespeist.” – bto: Auch das bedeutet nichts anderes als das Anfachen von Spekulationsblasen und unproduktiven Investitionen. Damit wachsen die Schulden sicherlich deutlich schneller als das BIP (zumindest das echte).
  • “(Damit) schiebt Peking strukturelle Probleme vielfach einfach vor sich her. Li Jiange, einer der einflussreichsten chinesischen Ökonomen des Landes, meint denn auch, dass China nicht noch mehr Beton, sondern mehr gut bezahlte Arbeitsplätze für Universitätsabgänger benötigt. Und solche kommen nicht mit Konjunkturprogrammen, sondern mit einer längst fälligen weiteren wirtschaftlichen Öffnung.” – bto: China ist wohl doch wie Japan, nur beginnt der demografische Niedergang, bevor es reich genug ist.

→ fuw.ch: “China stemmt sich gegen den Abschwung”, 24. Juni 2019