China schwächelt ohne Trump

Was ist es nun? Ein Einbruch am Markt wegen Protektionismus oder liegt etwas anderes dahinter? Gut möglich, dass die Korrektur an den Börsen, von China ausgehend, eben nicht an den Handelsbeschränkungen liegt, sondern an den Schwierigkeiten eines Landes, das mit billigem Geld und einer immer höheren Schuldenquote die eigene Wirtschaft befeuert. So zumindest die Erkenntnis eines genaueren Blickes:

  • “Since January, world stocks have endured their worst stall since then. This is in part a classic correction after stocks had become plainly overvalued, but it has also been popular to blame the escalating drama over tariffs. I suspect that we should instead worry about China. For a first exhibit, take a look at this chart:

Quelle: FT

  • “The S&P 500 is hard to distinguish from MSCI’s index of the 100 developed world stocks with the greatest exposure to China — which should surely stand to be hurt worst in a trade conflict between the US and China. Meanwhile, domestic Chinese A-shares have tanked.” – bto: Also nimmt die Börse Probleme im Inland vorweg. Das ist sehr interessant.
  • “(…) one explanation would be that investors expect the US to win a trade war, or at least inflict a lot of pain on everyone else. Or it could be about China. In particular, there is China’s monetary policy, as the country attempts to gently defuse its large overhang of credit.(…) Monetary policy is beginning to rein in the money supply, and also to crimp fixed-asset investment, the traditional driver of China’s economy:” – bto: was wiederum interessant ist. Es zeigt die Wirkung eines Versuchs des Deleveraging, der meines Erachtens nicht funktionieren kann. Deleveraging muss zu Problemen bei Schuldnern und damit in der Realwirtschaft führen. Funktionieren tut es eigentlich nur dann, wenn ein anderer Sektor sich entsprechend mehr verschuldet, idealerweise das Ausland, das einem die Waren abnimmt, siehe Deutschland.

Quelle: UBS, FT

  • “(…) you have to look at how China is conducting monetary policy (…) President Xi Jinping (…) has more ability to take unpopular action in the short term, (…) clampdowns on shadow banking, controls on wealth management products, curbs on local government debt, and limits on real estate lending (…). Defaults are growing. (…) signs of a domestic slowdown are becoming obvious. (…) None of this is to say, incidentally, that the tariffs could not eventually explode and cause damage to markets everywhere.” – bto: Ich denke, dass der Handelskrieg der USA bewusst darauf setzt, ein schon angeschlagenes China weiter zu schwächen. Der Preis für die Weltwirtschaft wird aber hoch sein.

→ FT (Anmeldung erforderlich): “Authers’ Note: It’s China, stupid”, 11. Juli 2018

Kommentare (3) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    China ist in HAUSGEMACHTEN Schwierigkeiten, hat sie erkannt und will sie mit dem Abbau von Schulden verringern:

    https://www.reuters.com/article/us-china-soe-debt/china-state-firms-draw-up-plans-to-deleverage-cut-debt-ratios-paper-idUSKBN1K30GP?il=0

    Ich erinnere daran, dass vor einiger Zeit der Präsident der Bank of China ÖFFENTLICH erklärt hatte, dass sich das Land dem Minsky Moment nähere.

    In dieser Situation die Maßnahmen von Trump, um die Ausfuhren zu erschweren.

    Wenn sich diese Mischung in deutlich geringeren Wachstumsraten der chinesischen Wirtschaft niederschlagen würde, wird es ungemütlich fürs Land.

    Daher als Gegenmaßnahme der Abbau von Restriktionen, um mehr ausländisches Kapital und mehr Direktinvestitionen an Land zu ziehen.

    Das Vorhaben zeigt erste Effekte:

    BMW investiert in China, von der USA ist nicht die Rede.

    Hier:

    https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/joint-venture-mit-great-wall-bmw-will-den-elektro-mini-in-china-bauen/20996542.html?ticket=ST-3499761-6aZsBWDG1QjGjUTYeCng-ap6

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  2. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    Ich denke, die Kursentwicklung in China hängt mit den angekündigten Zöllen zusammen, noch nicht mit den tatsächlichen Auswirkungen der Zollpolitik. Die Aktionäre nehmen künftige Gewinneinbrüche chinesischer Exportunternehmen wohl vorweg. Wenn Trump weiter so eskaliert, wird er vieles in den gewachsenen Lieferketten der Welt ins Stocken bringen. Wenn er glaubt, China damit entscheidend zu schwächen, irrt er m.E.

    China müsste sich dann zwangsläufig auf andere Exportmärkte und auch auf seinen eigenen Binnenmarkt konzentrieren. Aber eine heftige Verbraucherpreisentwicklung in den USA wird bei stark ausgeweiteten Zöllen nicht lange auf sich warten lassen. Und wie das innenpolitisch in den USA ausgeht, lässt sich aktuell m.E. noch gar nicht absehen.

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    • RW
      RW sagte:

      Auf lange Sicht ist China aufgrund der schieren Größe der Bevölkerung gegenüber den USA im Vorteil. Da Trump es mit allem und jedem aufnimmt, werden die Chinesen sich halt andere Partner suchen. Einer davon wird mit Sicherheit die EU sein. Die Russen werden hier auch nicht abseits stehen wollen. Ob dieser Schritt von Putin schon oder erst von seinem Nachfolger gemacht wird, wird sich zeigen. Jedenfalls besteht langfristig die Möglichkeit und das Potential einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit von Wladiwostok, Peking und Tokio bis Lissabon. Für die USA bedeutet dies: Sie sind wirtschaftlich ersetzbar. Statt America first, America last.

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