China muss die Schuldenlast reduzieren und Vermögen umverteilen

Wir müssen China besser verstehen, nicht nur, um zu sehen wie sich die Rolle des Landes in der Welt weiter verändert, sondern auch, um abzuschätzen, ob die hohe Verschuldung des Landes zu einem Problem werden könnte. Die FINANZ und WIRTSCHAFT hat dazu Michael Pettis befragt, der bei bto schon öfters zitiert wurde. Schauen wir uns die Highlights an:

  • China durchläuft einen tiefgreifenden Transformationsprozess. (…) Dabei geht es darum, den hohen Schuldenberg abzubauen und die Staatsausgaben nachhaltiger zu finanzieren. Dazu müssen Vermögenswerte, die von lokalen Regierungen und Eliten kontrolliert werden, an den Zentralstaat und die Konsumenten transferiert werden.“ – bto: Das Ziel, den privaten Konsum zu stärken, ist richtig und wird auch verfolgt. Offensichtlich trifft es jedoch die Interessen mächtiger Gruppen, weshalb es in der Praxis auf erheblichen Widerstand treffen könnte.
  • China steht nicht am Rand einer Krise. Die Regierung hat somit genügend Zeit für die Umsetzung der nötigen Reformen. Allerdings bremsen die Schulden zunehmend das Wachstum.“ – bto: was immer die Frage aufwirft, ob diese Schuldenproblematik nicht doch noch auf die Welt ausstrahlt.
  • Dabei muss zwischen dem tatsächlichen Wachstum und demjenigen des Bruttoinlandprodukts unterschieden werden. Letzteres expandiert zwar 6 bis 7 %, doch nur, weil gewaltige Überkapazitäten geschaffen China fehlt es  anders als den westlichen Volkswirtschaften an Mechanismen, die wenig kompetitive oder verlustbringende Unternehmen über kurz oder lang vom Markt drängen.“ – bto: Das sind die chinesischen Zombies. Als ob wir nicht genügend Zombies bei uns hätten!
  • Die volkswirtschaftlich dominanten Staatsunternehmen haben schier unbegrenzten Zugang zu günstigen Krediten und unterliegen damit auch keinen Budgetzwängen. Die in den Bilanzen stehenden faulen Kredite werden nicht als solche ausgewiesen und damit auch nicht abgeschrieben. So betrachtet gehe ich davon aus, dass der Verschuldungsgrad nicht 270 oder 280 %, sondern 400 % der jährlichen Wirtschaftsleistung entspricht.“ – bto: was dann durchaus ein echtes Problem wäre, auch für eine straff geführte Wirtschaft wie die chinesische.
  • Zum einen geht es um die zur Steigerung der Produktivität bestimmten Marktreformen wie etwa die Öffnung des Bankensektors oder die Abschaffung von Kapitalverkehrskontrollen. In diesem Punkt herrscht kein unmittelbarer Handlungsbedarf. Der zweite, kurzfristig weit wichtigere Reformprozess sind die Schuldenproblematik und das Problem des Nachfrageungleichgewichts. Hier besteht ein erheblicher Handlungsbedarf.“ – bto: nur wie dieser aussehen könnte, beantwortet Pettis nicht. Jede Anpassung geht mit Verwerfungen einher.
  • Chinas Aktienmärkte haben wenig mit der Realwirtschaft zu tun. Eine Börse dient aus volkswirtschaftlicher Sicht der effizienten Kapitalallokation – Geld ist auf der Suche nach produktiven Anlageobjekten. In China ist das nicht der Fall. Sonst hätte die Börse nach dem zwei Jahre zurückliegenden Crash nicht innerhalb von wenigen Monaten mehr als 150 % zulegen können, zumal das Wirtschaftswachstum nachlässt und die Unternehmensgewinne fallen“ – bto: An der Effizienz der Kapitalmärkte muss man mittlerweile aber weltweit zweifeln, dienen sie doch immer weniger der effizienten Kapitalallokation.
  • In China werden die Kurse nicht in erster Linie von den Unternehmensabschlüssen oder den Konjunkturdaten bewegt, sondern von den Signalen, die die Regierung aussendet. So liess sie 2014 die Bürger wissen, dass Aktien interessant sind, was prompt eine Kaufwelle auslöste. Allerdings ging das zu schnell und mündete in einen Crash. Der Staat und die von ihm kontrollierten institutionellen Investoren verhinderten dann das Schlimmste durch Stützkäufe.“ – bto: Da musste ich dann doch lachen! Ist es bei uns im Westen anders? Ja. Hier schauen alle auf die Notenbanken!!

bto: Wie schrieb ich so schön schon vor Jahren: Schuldenwirtschaft nach westlichem Vorbild. Gilt auch für die Manipulation der Kapitalmärkte!

FINANZ und WIRTSCHAFT: “‚China muss Vermögen umverteilen‘”, 13. November 2017