China droht den japan­ischen Weg zu gehen

Schon früh(er) habe ich auf die Parallelen zwischen China heute und Japan Ende der 1980er-Jahre hingewiesen:

Folgt Europa Japan in das deflationäre Szenario (III)?

Nachtrag zur Demografie in China

Nun greift Forbes das Thema erneut auf:

  • “Last Friday, bank-to-bank dealing in the overnight repurchase agreement market hit a record of more than $900 billion. This is what happens when you run out of productive things to do with the tidal waves of capital the central bank churns into the financial system. It’s precisely the sort of “liquidity trap” about which John Maynard Keynes warned decades ago. It’s how credit-creation mechanisms freeze up.” – bto: Die Rede ist hier von China, wo sehr viel Geld in den Immobilienmarkt gelaufen ist.
  • “Students of Japan’s 2000s know the drill. They also know this is very much not where Xi wanted the People’s Bank of China—or his economy—to be in 2022. As economist Ming Ming at Citic Securities tells Bloomberg, ‘excess cash is piling up in the financial system instead of being funneled to the real economy.’ Despite so much PBOC-created cash sloshing around, China’s banks are resorting to the financial equivalent of talk amongst themselves.” – bto: Das sollten wir nicht kritiseren, passiert doch Ähnliches im Westen seit Jahrzehnten.
  • “(…) the ‘pushing on a string’ problem China faces is arguably the last thing Xi needs as growth flatlines at the worst possible moment given his political objectives. (…) A major reason China faces recession chatter is his ‘zero Covid’ policy and the massive lockdowns it requires.” – bto: Das ist ebenso absehbar nur temporär.
  • “In the first quarter alone, China’s gross debt rose $2.5 trillion, far outpacing Washington’s $1.5 trillion increase, according to the Institute of International Finance.” – bto: Auch das ist nicht neu:

China: Schuldenwirtschaft nach westlichem Vorbild

  • “Economist Michael Pettis at Peking University says China should be studying the lessons from Japan’s lost decades—and heeding them. ‘The reason for comparing China today with Japan is that they both had, among other things, serious income imbalances, years of non-productive investment, heavily administered banks underpinned by government guarantees, vastly overvalued real restate and soaring debt,’ Pettis says.” – bto: und eine ähnliche demografische Entwicklung …
  • “These imbalances led to the bubble troubles with which Japan is still grappling decades later. Japan, Pettis says, faced a ‘difficult adjustment after a forty-year investment-driven growth miracle. These were also the same conditions in every other country that followed a similar growth path, and they all had brutally difficult adjustments.’ This includes China. The PBOC losing monetary traction, like the BOJ decades before it, is an ominous sign.” – bto: Das ist ein durchaus ernst zu nehmendes Szenario.
  • “(…) if Beijing wants to avoid Japan’s fate, Pettis says, ‘it must understand what actually caused it and why it is so difficult to rebalance income, and it must take specific steps Tokyo didn’t or couldn’t. Otherwise pretending it can’t happen in China almost guarantees that it will.’” – bto: Dieser Meinung bin ich auch.

forbes.com:„China’s Problem Isn’t Nancy Pelosi —It’s Turning Japanese“, 3. August 2022

Kommentare (14) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. weico
    weico sagte:

    China hat denn Vorteil, dass es aus den Fehlern des Westens lernen kann. Nicht umsonst geht es wohlweislich nun den Weg des “Domestic-international dual circulation”.
    Der Ukraine-Konflikt und die Taiwan-Querelen werden diesen Weg wohl noch weiter “zementieren” und Dank der Zusammenarbeit mit Russland sicherlich ein Erfolg werden.

    Nebenbei:

    Aus gegebenen Anlass.. sprich dem Tod von Hr. Gorbatschow…sei in Betracht all der westlichen Medien- und Politikerkommentare ….. auch auf seine bittere Enttäuschung über den Westen hingewiesen.

    Aus dem Jahr 2014….
    https://www.saechsische.de/gorbatschow-vom-westen-enttaeuscht-2969120.html

    Auch der US-Vasall Deutschland sollte sich langsam WIEDER bewusst werden, wie treffend seine Worte damals waren und auch Heute noch gelten:
    “Lasst uns daran erinnern, dass es ohne deutsch-russische Partnerschaft keine Sicherheit in Europa geben kann.”

    Vielleicht sollten die EU-Politiker, statt heuchlerische Nachrufe zu Verfassen, lieber Gorbi’s letztes Buch …..”Was jetzt auf dem Spiel steht: Mein Aufruf für Frieden und Freiheit” ….. mal durchlesen und die deutschen Politiker sich besonders den 5 Teil zu Gemüte führen….! Dem Frieden , der “Inflation” und der Zukunft Europas …. würde es sicherlich sehr nutzen.!

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    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @weico

      “Aus gegebenen Anlass.. sprich dem Tod von Hr. Gorbatschow…sei in Betracht all der westlichen Medien- und Politikerkommentare ….. auch auf seine bittere Enttäuschung über den Westen hingewiesen.”

      Ja, traurig. Wenn es stattdessen Nancy Pelosi erwischt hätte, hätte das ein großes Problem entschärft.

      Es sollte unserer pseudo-humanitären Militaristenfraktion hier im Westen eigentlich zu Denken geben, dass zwei so unterschiedliche russische Politiker wie Gorbatschow und der böse “Putler” (Putin!) die westliche Politik gegenüber Russland so auffallend ähnlich bewerten, aber da erwarte ich vielleicht, dass noch zu viel Restfähigkeit zum Denken erhalten geblieben ist.

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      • Gnomae
        Gnomae sagte:

        @ Richard Ott

        “…die westliche Politik gegenüber Russland so auffallend ähnlich bewerten, aber da erwarte ich vielleicht, dass noch zu viel Restfähigkeit zum Denken erhalten geblieben ist…”

        Auffallend, dass im 2+4 Vertrag dann doch die eine “klare” Klausel fehlt. Entweder sie finden die Erklärungen hierzu in den tiefen Archiven der USA oder in Moskau, ansonsten wird es für immer in Rätsel bleiben. Immerhin muss man Moskau hoch anrechnen, dass Ostpreußen als Rückgabeobjekt nicht abgelehnt wurde. Das haben die schlauen Deutschen dann aber selbst abgelehnt und die Grenze festgeschrieben.

        Ab 1990 ist dann der Schlafwagen aus Berlin abgefahren.

        Es bleibt einfach bei grundsätzlich drei Systemblöcken: USA, Russland und China, also auch bei drei Wahrheiten.

  2. Felix
    Felix sagte:

    So verschieden kann man denken.

    Ich sehe viel eher Deutschland und die EU in den Bahnen Japans. Wobei ich aber nicht glaube, dass es so wiederholbar ist, wenn mehrere große Wirtschaften Arteriosklerose bekommen.

    Chinas Probleme sind völlig anders gelagert. Sie sind vollkommen souverän, hatten lange zu wenig Kinder, und sitzen auf der größten Blase aller Zeiten.

    China versucht, sich aus dem westlichen System abzukoppeln, ohne seine Wirtschaft zu zerstören. Das wird ein Ritt auf der Rasierklinge.

    Die Wildcard ist: Krieg.

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    • Felix
      Felix sagte:

      Das habe ich zu knapp formuliert: China hatte “gewollt” wenig Kinder. Und: China ist zeitlich noch in dem Bereich, in dem man die demographische Dividende hat, weil man sich um weniger Kinder kümmern muss, während genügend Erwachsene da sind, um die Wirtschaft zu betreiben oder Krieg zu führen.

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Felix

        Gesundschrumpfen lindert finanzielle Schmerzen, China den Deutschen ein Jahr voraus:
        China’s business owners: It’s best to lie flat /China’s economy is in trouble.
        https://youtu.be/Y0oHg5zDVqk

        Sollte die kommunistische Partei die Nerven verlieren und einen Krieg wagen, sollte man unbedingt die balistische Qualität der Sturmgewehre verbessern:
        youtube.com/shorts/ROrHH5xnU18?feature=share

        Viel hilft nicht viel.

  3. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Höchste Zeit, dass China wieder ins Blickfeld rückt!

    >… if Beijing wants to avoid Japan’s fate, Pettis says, ‘it must understand what actually caused it and why it is so difficult to rebalance income, and it must take specific steps Tokyo didn’t or couldn’t.>

    Nicht was sich in Japan TAT, sondern was sich im eigenen Land TUT, muss die chinesische Regierung ERKENNEN.

    Vermutlich erkennt sie es sehr gut.

    Stichwortartig zusammengefasst, was ich gelesen habe:

    – alternde Bevölkerung, d. h. struktureller Nachfragerückgang

    – noch vergleichsweise hohes, aber deutlich sinkendes Wirtschaftswachstum

    – fast 20% Jugendarbeitslosigkeit, auch Hochschulabgänger sollen vermehrt betroffen sein

    – Schockartige Produktionsausfälle durch Null-Covid-Politik

    – Umweltkatastrophen gigantischen Ausmaßes aufgrund ungezügelter Industrialisierung

    Neben spezifischen Eigenheiten ist die wichtigste Ursache für die Schwierigkeiten, in die China läuft, und in der sich mehr oder weniger alles bündelt:

    SINKENDE WACHSTUMSRATEN

    Welche Schritte sind es denn, die Tokyo versäumt hat, aber Peking gehen soll?

    Von Pettis höre ich nichts dazu in diesem Artikel.

    Die BOC kann man vergessen, denn Notenbanken können in diese Lage nicht wirklich etwas bewirken.

    Der Staat soll einspringen, um die Nachfrage des Privatsektors zu kompensieren?

    Das ist AUSSICHTSLOS, weil China wie alle entwickelten Volkswirtschaften – und China ist quasi eine nach 40 Jahren UNUNTERBROCHENEN Wachstums mit extrem hohen Raten – STRUKTURELLE Probleme hat.

    Was dann?

    Auf der nationalen Welle surfen und die Aufmerksamkeit von den Problemen im Land nach draußen lenken:

    Taiwan ins Visier nehmen.

    Es wäre nicht das erste Mal, dass gegen andere gerichtete Waffen als Lösung eigener Probleme angesehen werden.

    Und in der Tat:

    Japan mit dem Hiroshima- und Nagasaki-Trauma konnte diesen Schritt nicht gehen.

    Ich glaube nicht, dass Xi Jinping ein Hasardeur ist.

    Unter WACHSENDEM Druck steht er aber allemal.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      NATO-Rentner vergessen gern, dass China gegenüber dem Westen einen großen Vorteil hat:

      Zugang zu billiger Energie und billigen Rohstoffen. Die EU ist ja so freundlich, den Großlieferanten Russland aus Moralbesoffenheit und Selbstüberschätzung gerade zu boykotieren.

      Antworten
    • weico
      weico sagte:

      @DT

      “– fast 20% Jugendarbeitslosigkeit, auch Hochschulabgänger sollen vermehrt betroffen sein”

      Richtig…

      ..aber solche Arbeitslosen werden, mangels staatlicher Wohlfahrt,statt dem Staat zur Last zu fallen dann einfach die chinesische Diaspora auf der ganzen Welt erfolgreich bereichern !

      Wer sich die Reichsten-Liste von Forbes mal anschaut, dann sind in “Nachbarländern” wie Malaysia,Laos,Thailand,Indonesien ,Philippinen usw, die vordersten Ränge Mehrheitlich von Chinesen bzw “Chinastämmigen” Menschen belegt, die vor 1-2-Generation China verliessen/verlassen mussten… um ein besseres Leben in der Fremde zu suchen.

      Die hoher Arbeitslosigkeit ist für den chinesischen Staat kein grosses Problem. Der westliche Arbeitnehmer sollte eher Angst … vor dieser zahlreichen Konkurrenz haben !

      Antworten
  4. komol
    komol sagte:

    Japan ist ein Sonderproblem und weder mit Europa noch China vergleichbar. Den ihre 90er Jahre-Deflation resultierte daraus, dass sie in der ersten Phase der Einführung der IuK-Techs von 70-95, v.a. in den 80ern, Marktführer bei dies betreffenden mitlaufenden, aber immer wieder nur kurzfristig überlebt habenden Randtechnologien waren (von Videorekordern bis Fernseher und Fotozeugs etc.), es aber versäumten, richtig in den Kern der Entwicklung reinzukommen (PCs, Chips, Netzwerktechnik etc.). Vielleicht hätten sie es geschafft, wenn 90 nicht die Wende gekommen wäre und China dann investitiv nicht so hätte aufpoppen können usw.. Wie auch immer – jedenfalls mussten diese langfr. Fehlinvestitionen mind. 10 Jahre lang abgeschrieben werden. Die weltweiten deflationären Tendenzen seit dem Dotcom-Crash und dann v.a. seit 07/08 führten zu 2 weiteren Deflationsdekaden. Hinzu kommt die Demographie, die grundsätzlich immer deflationär wirkt (auch wenn viele das andersrum sehen), weil die Alten vererben und nicht ausgeben wollen (nur wenn sie eher sterben wird das Erbe dann auch wiederum eher investiert). Aber das ist in China komischerweise auch wiederum anders, denn wegen der Einkindpolitik wird hier in die Kinder bzw. deren Ausbildung investiert und nicht wahnsinnig viel angespart (das wirkt inflationär). Die Alten investieren also weiter, so als ob sie länger arbeiten würden und nicht alt wären. Somit vergleicht man hier Äpfel mit Birnen, und das auch noch metaphorisch übersetzt hinsichtlich ihren vermeintlichen Goldgehalts.

    Antworten
  5. MFK
    MFK sagte:

    Die Verschuldung Chinas betrug 2021 73% des BIP und wird dieses Jahr vermutlich auf 78% steigen. Japans Verschuldung wird dieses Jahr vermutlich auf 262% steigen. Hinzu kommt, dass das Wachstumspotential Chinas größer ist als jenes Japans. Der Vergleich hinkt also gewaltig.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @MFK

      Auch schön ist der Vergleich der Quartalsdefizite:

      “In the first quarter alone, China’s gross debt rose $2.5 trillion, far outpacing Washington’s $1.5 trillion increase, according to the Institute of International Finance.”

      Nicht erwähnt wird: China hat 1,4 Milliarden Einwohner, die USA 330 Millionen.

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