bto 2018: Ungleichheit bleibt ein Thema

Regelmäßig habe ich mich mit den Thesen Pikettys (nicht unbedingt schlecht, nur unzureichend, da ohne jegliches Verständnis für die Wirkung von Schulden/Leverage) und den Kommentaren von Marcel Fratzscher (tendenziös, meist einseitige Interpretation der Daten) auseinandergesetzt. Auch 2018 dürfte uns das Thema weiter beschäftigen. Fördern doch die Notenbanken die Vermögenspreisinflation und wachsen doch die Schulden weiter (und damit die Vermögen!). Kurz vor Jahresende nochmals eine Replik zu Piketty aus der F.A.Z. (die sich immer zu fein ist, auf mein immerhin beim FAZ-Verlag erschienenes Piketty-Büchlein zu verweisen):

  • “Wenn es um wirtschaftliche Ungleichheit geht, herrscht an Daten wirklich kein Mangel. Es gibt Zahlen über Vermögen, Bruttoeinkommen und Nettoeinkommen. Es gibt langfristige und kurzfristige Daten. Es gibt zuverlässige Quellen, über den Daumen gepeilte und vollkommen hanebüchene. Aus alldem ergibt sich ein sehr vielschichtiges Bild der Ungleichheit. Und jeder kann sich die Statistik heraussuchen, die am besten zu den eigenen politischen Zielen passt.” bto: Und das tun vor allem jene, die denken, es ginge nur mit Umverteilung …
  • Niemand interessiert sich für Fragen der Verteilung so sehr wie die Freunde der Umverteilung. Deshalb werden in der öffentlichen Debatte meist die Zahlen betont, die so aussehen, als gehe die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auf. Andere Zahlen, die ebenso richtig sind, fallen viel zu oft unter den Tisch. So ist es auch, wenn Thomas Piketty das neueste Werk seiner Forschergruppe präsentiert: Dass die Ungleichheit in vielen Ländern der Welt wächst, das stellt er in seinem Bericht ganz nach vorne. Dass die weltweite Ungleichheit schrumpft, steht irgendwo in der Mitte des Berichts, wo die meisten Leser schon mit ihrer Aufmerksamkeit kämpfen.” bto: Da hat Piketty doch was mit Fratzscher gemein.
  • Betrachtet man alle Menschen der Welt zusammen, dann haben die Armen gegenüber den Reichen in den vergangenen Jahren aufgeholt. Viele arme Länder sind reicher geworden – allen voran China. Die neuen Linien der Ungleichheit liegen nicht mehr zwischen den Ländern, sondern innerhalb. Deshalb wächst die Ungleichheit innerhalb vieler Länder, in den Vereinigten Staaten deutlich schneller als in Europa.” – bto: und vor allem Deutschland. Wer also die “Ungleichheit” bemängelt, gönnt den Entwicklungsländern ihren Aufschwung nicht.
  • “Auch in Deutschland machte sich dieser Trend über viele Jahre bemerkbar. Ungefähr seit 2005 ist er aber gebrochen. Seitdem stagniert die gesamtgesellschaftliche Ungleichheit. Sie liegt immer noch deutlich höher als 1980, doch offenbar wurde vor ungefähr zwölf Jahren ein Mittel gefunden, das den weiteren Anstieg zumindest gestoppt hat.” bto: Und dann kommt hinzu, dass der Anstieg sich alleine durch den zunehmenden Anteil Migranten erklären lässt, wie ich hier vorgerechnet habe!

FAZ: “Was Piketty gerne verschweigt”, 14. Dezember 2017