BIZ: Geld­menge ist relevant

Am Sonntag (16. April 2023) geht es im Podcast um Geldmenge und Inflation. Unter anderem wird auf diese Studie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich eingegangen:

  • „Does money growth help to explain the post-pandemic surge in inflation? Monetary aggregates have gradually lost relevance since the heyday of monetary targeting in the 1970s and 1980s as their link with inflation has weakened considerably. Consequently, they have largely disappeared from academic analysis, as well as from monetary policy design and implementation. More recently, however, they have enjoyed a certain revival, as the surprising resurgence of inflation has gone hand in hand with increases in the money stock in a number of jurisdictions prominent in economic debates….bto: Das kann man wohl sagen. Es gab eine allgemeine Tendenz, die Geldmengen nicht mehr für relevant zu erachten.
  • In considering the link between money growth and inflation, it is useful to think of inflation as a two- regime process, with transitions from the low- to the high-inflation regime that are potentially self- reinforcing. Recent analysis has documented that inflation behaves very differently in the two regimes. In the low-inflation regime, ie when inflation has settled at a low and stable level, measured inflation mostly reflects the short-lived effects of largely uncorrelated sector- specific price changes – ie the importance of the ‘common component’ of price changes is low – while wages and prices are only loosely linked. As a result, the inflation process has certain self-stabilising properties. In the high-inflation regime, by contrast, sectoral price changes are much more correlated, inflation is more sensitive to changes in salient prices, such as those of food and energy, or the exchange rate, and wages and prices are more tightly linked. As inflation rises and the importance of thecommon component increases, price hikes become more similar and synchronised, acting as a kind of coordinating device for agents’ decisions. This, in turn, increases the likelihood of wage-price spirals.“ – bto: Es kommt also auf das Umfeld an. Auch das verwundert nicht.

Und dann haben sie es untersucht:

Panel A illustrates the long-run relationship between inflation and ‚excess money growth‘ – the difference between money growth and real GDP growth – in a large sample of advanced economies (AEs) and emerging market economies (EMEs) for the period 1951–2021 using annual data. The graph displays the relationship between these two variables based on non-overlapping 10-year averages. When the observations from all countries are pooled, the standard relationship emerges clearly: there is a precisely estimated one-to-one link between excess money growth and inflation. But, as shown in panel B, if we split the observations into high- and low-inflation ones using different 10-year average inflation rate thresholds, we see that this relationship exists only when the inflation threshold moves out of the ‚low-inflation regime region‘. Moreover, as expected, the difference narrows noticeably as the inflation threshold increases further.“ – bto: Die Geldmenge spielt also nur dann eine Rolle, wenn die Inflation schon ins Laufen gekommen ist.

Quelle: BIZ

In einer Fußnote stellen die Autoren ergänzend fest:

  • Specifically, even if money turns out to have a close link with inflation whenever transitions are under way, there may be surges in inflation that are not followed by transitions. Indeed, this is what tended to happen during the low-inflation regime, when, for instance, money growth sometimes coincided with asset price ‚inflation‘ rather than inflation in goods and services.bto: Genau das haben wir in den letzten Jahren erlebt.
  • But the test can be made more demanding: could incorporating information about money growth have helped to improve the forecasts of professional economists? This is a tougher test because these forecasts presumably contained all the information available to forecasters when they were making their projections. The answer appears to be ‚yes‘. Across countries, there is a statistically and economically significant positive relationship between excess money growth in 2020 and professional forecasters’ misses of inflation in 2021 and 2022 (Consensus Economics forecasts) (Graph 3, panel B). That is, the underprediction of inflation was greater for those countries that saw higher excess money growth during the pandemic.“ – bto: … weil man nicht darauf geachtet hat.

Quelle: BIZ

Fazit: „(…) the findings are based on just one episode, albeit one that is broadly shared across countries. The acid test will come in the years ahead. Having said all this, the findings give pause for thought. Might the neglect of monetary aggregates have gone too far? In the end, only time will tell.“ – bto: Die Geldmenge wird als Indikator wieder an Bedeutung gewinnen.

BIS Bulletin No 67: „Does money growth help explain the recent inflation surge?“, 26. Januar 2023

Kommentare (13) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Wer kennt es nicht, das Berthold-Brecht-Gedicht:

    “Armer Mann und reicher Mann sehn sich fragend an …

    Armer Mann zu reichem Mann ganz bleich:
    Wär ich nicht arm, wärst Du nicht reich.”

    Deshalb ist Inflation was Gutes.
    Denn sie nimmt den Reichen das Geld.
    Dann sind die Reichen nicht mehr reich und die Armen nicht mehr arm.
    Reich ist jeder, der mehr als die paar Tausend Euro Schonvermögen auf dem Konto hat.
    Was er mehr hat, hat er den Armen genommen.
    Die Inflation ist die gerechte Strafe für die Reichen.
    Gute Menschen arbeiten beim Staat oder bei einer NGO und können nicht mehr als das Schonvermögen sparen.
    Das müssen und brauchen sie auch nicht.
    Denn sie verdienen beim Staat und den NGOs genau so viel, wie sie zum Leben brauchen.
    Und wenn die Inflation kommt, passt der Staat ihr Gehalt und ihre Pension entsprechend an.
    Wenn erst einmal alle Menschen beim Staat oder einer NGO arbeiten, ist Inflation kein Problem mehr.
    Daran arbeitet unsere Regierung.
    Oder ?

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Vater Thiel

      “Wenn erst einmal alle Menschen beim Staat oder einer NGO arbeiten, ist Inflation kein Problem mehr. Daran arbeitet unsere Regierung. Oder?”

      Ihr Einstiegszitat ist nicht gerade das Klügste, das Brecht je geschrieben hat.

      Aber da habe ich noch schöneren roten Kitsch zu bieten:

      “In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, (…) – erst dann kann der enge bürgerliche Rechtshorizont ganz überschritten werden und die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!”
      -Karl Marx

      Leider haben unsere vom Staat alimentierten Planwirtschaftler sehr große Bedürfnisse und gleichzeitig selbst nur ganz klägliche Fähigkeiten – ob so wohl die kommunistische Gesellschaft funktionieren kann? ;)

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    • Beobachter
      Beobachter sagte:

      Vater Thiel, Sie haben das derzeitige Lebensgefühl der Gutmenschen sehr gut erkannt. Es gibt eine Erwartung an das Manna vom Himmel. Nur, was passiert, wenn es nicht herabregnet? Leider haben die verbliebenen Produktiven noch nicht genügend erkannt, wie sie ausgezogen werden.

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      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ beobachter,
        “”Leider haben die verbliebenen Produktiven noch nicht genügend erkannt, wie sie ausgezogen werden.””

        viel schlimmer: sie haben den eigenen zerfall (merkel-regime) gewählt und unterstützt.
        die eigenen lobbyisten haben sie hinters licht geführt. (verbände etc. )

        wenn es nicht so traurig wäre, müsste man tatsächlich mitleid haben.

      • Dr. Lucie Fischer
        Dr. Lucie Fischer sagte:

        @Beobachter
        …”Leider haben die verbliebenen Produktiven noch nicht erkannt, wie sie ausgezogen werden.”
        Die ” verbliebenen Produktiven” denken, Durch/-Überblick zu behalten, besuchen DWI-Fratscher-Propheten-Seminare und studieren Expertern-Expertisen.
        Finanz-Lindner verspricht treuherzig Stabilität:
        https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2023-03/58652841-lindner-haelt-deutsches-finanzsystem-fuer-krisensicher-003.htm

        ” Die Wirtschaftswissenschaft gleicht einem toten Stern, der immer noch Licht zu erzeugen scheint, dabei weiss man, dass er tot ist”
        ( N.N:Taleb, Kleines Handbuch für den Umgang mit Unwissen, S. 96)

  2. Gnomae
    Gnomae sagte:

    “during the low-inflation regime, when, for instance, money growth sometimes coincided with asset price ‚inflation‘ rather than inflation in goods and services”

    Der Satz erscheint mir bemerkenswert. Insbesondere, wenn man ihn zu Graph 3 (linker Graph) in Beziehung setzt.
    Daraus müsste man ableiten können, dass bei einer Abschwächung des Geldmengenwachstums ein sehr ernst zu nehmender Bremseffekt auf Seiten der Asset-Preise eintreten sollte. Wenn dieser Zusammenhang stimmt, dürften wir auf das Terrain einer Neubewertung bei Immobilien kommen, in der Tendenz ein langsames Fallen der Asset-Preise.

    Antworten
    • Vater Thiel
      Vater Thiel sagte:

      @ Gnomae

      “Daraus müsste man ableiten können, dass bei einer Abschwächung des Geldmengenwachstums ein sehr ernst zu nehmender Bremseffekt auf Seiten der Asset-Preise eintreten sollte.”

      Exakt so würde es wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit kommen, wenn es die Zentralbanken nicht wieder verhindern.
      Und eine hohe Verbarucherpreisinflation verstärkt den Effekt noch, weil die reale Geldmenge deutlich stärker zurückgeht als die nominale Geldmenge. In den USA sinkt die reale Geldmenge laut FRED-Statistik seit Jahresanfang kontinuierlich.

      Die Neubewertung bei Immobilien ist bereits in vollem Gange, wenn man den gewaltigen Kurseinbruch unserer drei grossen Immobilienkonzerne Vonovia, TAG und LEG ansieht.

      Antworten
  3. jobi
    jobi sagte:

    Die BIZ stellt also fest:

    In einem Umfeld, in dem die Inflation von der Geldmenge beeinflusst wird, hat die Geldmenge Einfluss auf die Inflation.

    Na super !

    Nun kann aber dieses Umfeld nicht allein durch “countries and times of high inflation” also das Vorhandensein von Inflation bestimmt sein.

    Denn schließlich erleben wir mit/seit der Pandemie Inflation, wo vorher keine war.

    Wieder ein Beispiel für elegant daher kommenden Unsinn ohne jede Aussagekraft.

    Antworten
    • PW
      PW sagte:

      @jobi „Wieder ein Beispiel für elegant daher kommenden Unsinn ohne jede Aussagekraft.“
      Noch mal:

      In einem Umfeld, in dem ein Feuer von der Brandlast befeuert wird, hat die Größe der Brandlast Einfluss auf das Brandgeschehen.
      Also, Vorsicht mit der Brandlast. Klare Ansage, hat doch Aussagekraft.

      Oder, wenn nach trockenen Sommern, die Weltverbesserer Unmengen von trockenem Totholz im Wald anhäufen, dann reicht ein dummer Umstand, und Löschwasser ist zwecklos.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @PW

        “Oder, wenn nach trockenen Sommern, die Weltverbesserer Unmengen von trockenem Totholz im Wald anhäufen, dann reicht ein dummer Umstand, und Löschwasser ist zwecklos.”

        Kein gutes Beispiel. Genau das kapieren unsere staatsgläubigen Planwirtschafts-Weltverbesserer ja auch nicht.

  4. foxxly
    foxxly sagte:

    ….BIZ: Geld­menge ist relevant.

    welch für eine gigantische erkenntnis!

    die geldmenge ist fast immer mehr gewachsten, als die wirtschaftsleistung. das kann nicht gutgehen!
    die geldmengenausweitung, ist aber auch ein mittel der macht.
    jedesmal, wenn “bedürftige” länder mit krediten überschüttet werden, sind diese mehr abhängig als zuvor und auch ärmer, als zuvor.

    arme/bedürftige länder kann man nur wirklich helfen, mit produktionsanlagen für wirtschaftliche güter.
    das wollen aber der werte-westen nicht, weil der eigene absatz und gewinnwachstum dann geringer wäre.

    die geldmenge jenseits des wachstums, ist also in vielfacher weise schädlich!!

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @foxxly

      “arme/bedürftige länder kann man nur wirklich helfen, mit produktionsanlagen für wirtschaftliche güter. das wollen aber der werte-westen nicht, weil der eigene absatz und gewinnwachstum dann geringer wäre.”

      Das war früher die Begründung, aber heute geht das viel eleganter:

      Produktionsanlagen sind total schlecht fürs Kliemer – wenn die Klimaleugner of Colour in den noch nicht vom grünen Evangelium erleuchteten und daher unterentwickelten Teilen der Welt also unbedingt welche bauen wollen, dann müssen wir sie leider mit Schutzzöllen aus unseren Märkten aussperren.

      Sehen Sie? Wir machen das nur, um den ganzen Planeten vor der gefährlichen Erdüberhitzung zu retten, so gut und selbstlos sind wir Menschen im Werte-Westen…

      Antworten
  5. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    “Monetary aggregates have gradually lost relevance since the heyday of monetary targeting in the 1970s and 1980s as their link with inflation has weakened considerably.”

    Das war verblüffenderweise die gleiche Zeitperiode, in der erst “Nixon nach China ging” und das Land daraufhin anfing, sich wirtschaftlich zu öffnen und zu modernisieren und zur billigen Werkbank für den ganzen Westen zu werden. So hatten wir eine Zeit lang niedrige Inflation, egal wie viel Geld unsere einheimischen roten, grünen oder Flecktarn-Anzug-Spinner hier im Westen für ihre schwachsinnigen Projekte druckten.

    Aber diese Zeiten sind vorbei.

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