Mit Deutschland geht es strukturell bergab

Dieser Beitrag erschien zum ersten Mal am 6. September 2016 bei bto:

Bekanntlich halte ich die Wirtschaftspolitik in Deutschland für völlig verfehlt. Wir unterliegen einer Wohlstandsillusion, während,

Nun ein weiterer, ernüchternder Blick aus der NZZ hinter die schon fast potemkinschen Kulissen hier bei uns:

  • “Kurzfristig sehen die Zahlen zwar gut aus, aber mittelfristig bröckelt das Fundament. In vielen Bereichen geht es mit der grössten Volkswirtschaft Europas strukturell bergab.”  bto: Das ist sichtbar, wenn man mit offenen Augen durch das Land geht.
  • “Im Doing Business Report der Weltbank hat sich Deutschland von 2009 bis 2015 zusammen mit Luxemburg und Belgien am meisten verschlechtert und ist bei den Wirtschaftsreformen das Schlusslicht in der EU. In einer Rangliste der attraktivsten Firmenstandorte liegt Deutschland gerade noch im oberen Drittel. Die Standortqualität lässt aus Sicht der Geschäftsleute also nach.”  bto: weil diese eben nicht nur auf die hohlen Worte der Politiker hören!
  • “Die Lohnstückkosten steigen ausserdem seit 2011 deutlich schneller als im Rest des Euro-Raums, worunter die preisliche Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte leidet. Inzwischen hat das Land nach Berechnungen der Commerzbank fast ein Drittel des Wettbewerbsvorteils verloren, den es sich in den ersten zehn Jahren der Währungsunion durch die Reformen in der Ära von Kanzler Gerhard Schröder mühsam erarbeitet hatte. Entsprechend stagniert seit 2012 der Weltmarktanteil der deutschen Exporte.”  bto: Das wäre ja politisch erwünscht, wir würden den Krisenländern so helfen, zumindest in der Theorie. In Wirklichkeit verlieren wir Weltmarktanteil!
    c49544a8-aa50-499d-9755-aacb8bb4a61bQuelle: NZZ
  • “Die nachlassende Wettbewerbsfähigkeit durch schneller als die Produktivität steigende Löhne und die Einführung eines Mindestlohns dürften mittelfristig auf die Gewinne der Unternehmen in Deutschland drücken und bremsend auf ihre Investitionen wirken.”  bto: Schon heute wird nicht investiert, zumindest nicht in Deutschland.
  • “Ferner tragen der Fachkräftemangel in etlichen Branchen und die um 5 Punkte auf rund 50 % gestiegenen Unternehmenssteuern zu einer Verschlechterung des Standorts bei, zumal andere Länder ihre Unternehmenssteuern gesenkt haben.”
  • “Laut der Deutschen Bank ist die Brutto-Profitquote, ein häufig verwendetes Mass der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, in den Jahren vor der Finanzkrise von 40 % auf 46 % im Jahr 2007 gestiegen. Seitdem ging es aber wieder abwärts auf derzeit noch rund 41 %.”

d76dfcc0-2fee-4489-bd7a-2ef64b00786aQuelle: NZZ

  • “Während Deutschland bei der Strassenqualität bis 2010 zu den Top 5 der 150 analysierten Länder zählte, ist das Land nun auf Platz 13 abgerutscht. Inzwischen liegt sogar Spanien vor der Bundesrepublik.”
  • “Studien kommen auf eine Investitionslücke von 6,5 Mrd. bis 7,2 Mrd. €. Die Investitionen reichen nicht einmal, um auch nur die Substanz zu erhalten.”  bto: Wir leben von der Substanz und leihen unser Geld dem Rest der Welt! Irre.

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Quelle: NZZ

  • “Spätestens ab 2030 läuft das deutsche Rentensystem in grössere Unwägbarkeiten. Eine langsame Erhöhung des Rentenalters scheint hier unumgänglich. Längst geht die Tendenz aber in die andere Richtung. Die Bundesregierung hat die Arbeitsmarktreformen der Schröder-Jahre zum Teil zurückgedreht und gibt nun Geld für Konsumzwecke wie die Rente mit 63, die Mütterrente und das Elterngeld aus.”
  • “Dass die deutsche Fassade trotz der strukturellen Verschlechterungen noch glänzt, ist auch der extrem expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) geschuldet. Sie verbilligte die Schuldenaufnahme des Staates enorm und schwächte den Euro stark, was der ohnehin exportstarken deutschen Wirtschaft zugutekommt.”

bto: Es ist so offensichtlich, wie unsere Politiker das Land abwirtschaften. Aber wir wollen es nicht wahrhaben.

→ NZZ: “Mit Deutschland geht es strukturell bergab”, 25. August 2016