Bedroht die Elektrorevolution die deutsche Automobilindustrie? (II)

Nun könnte man denken, dass würde an schlechten Nachrichten für die Industrie genügen. Doch in einer provokanten Studie kommt Tony Seba, Volkswirt an der Stanford University, zu noch radikaleren Prognosen

  • No more petrol or diesel cars, buses, or trucks will be sold anywhere in the world within eight years. The entire market for land transport will switch to electrification, leading to a collapse of oil prices and the demise of the petroleum industry as we have known it for a century.” bto: Das ist doch mal eine Prognose! Sicherlich ist das zu radikal, wie wir bei der Betrachtung der einzelnen Argumente sehen werden. Dennoch dürfte die Richtung stimmen.
  • “Prof Seba’s premise is that people will stop driving altogether. They will switch en masse to self-drive electric vehicles (EVs) that are ten times cheaper to run than fossil-based cars, with a near-zero marginal cost of fuel and an expected lifespan of 1m miles.” bto: Es ist in der Tat ein wirtschaftliches Argument. Wenn die Kostenvorteile so eindeutig werden, entscheidet der Markt.
  • “Only nostalgics will cling to the old habit of car ownership. The rest will adapt to vehicles on demand. It will become harder to find a petrol station, spares, or anybody to fix the 2,000 moving parts that bedevil the internal combustion engine. Dealers will disappear by 2024.” bto: Solange die alten Autos nicht verboten werden, wird es sie noch geben. Doch ist davon auszugehen, dass die gesellschaftliche Akzeptanz für „Dreckschleudern“ drastisch abnimmt.
  • “Cities will ban human drivers once the data confirms how dangerous they can be behind a wheel. This will spread to suburbs, and then beyond. There will be a mass stranding of existing vehicles. The value of second-hard cars will plunge. You will have to pay to dispose of your old vehicle.” bto: Das mit den „stranded vehicles“ glaube ich, das mit den selbstfahrenden Fahrzeugen noch nicht. Ich denke, das wird noch länger dauern.
  • “It is a twin death spiral for big oil and big autos (…) The long-term price of crude will fall to $25 a barrel. Most forms of shale and deep-water drilling will no longer be viable. Assets will be stranded. (…) It is an existential threat to Ford, General Motors, and the German car industry. They will face a choice between manufacturing EVs in a brutal low-profit market, or reinventing themselves a self-drive service companies, variants of Uber and Lyft.” bto: Es ist ein Killer für diese Industrien und gerade wir in Deutschland könnten schmerzlich aus unserer Wohlstandsillusion fallen.
  • “The next generation of cars will be computers on wheels. Google, Apple, and Foxconn have the disruptive edge, and are going in for the kill. Silicon Valley is where the auto action is, not Detroit, Wolfsburg, or Toyota City.” bto: was eine sehr schlechte Nachricht ist. Anders als bei früheren technologischen Wandeln, ist es diesmal so fundamental, dass die deutsche Autoindustrie nicht mehr ihre Kompetenz ausspielen kann.
  • “The tipping point will arrive over the next two to three years as EV battery ranges surpass 200 miles and electric car prices in the US drop to $30,000. By 2022 the low-end models will be down to $20,000. After that, the avalanche will sweep all before it.” bto: was mit den Aussagen der UBS – heute Morgen – übereinstimmt.
  • What the cost curve says is that by 2025 all new vehicles will be electric, all new buses, all new cars, all new tractors, all new vans, anything that moves on wheels will be electric, globally, Prof Seba said.” bto: Das glaube ich nicht. Alleine schon wegen der Batterieherstellung (Engpass) und des fehlenden Netzes für das Laden.
  • “The cost per mile for EVs will be 6.8 cents, rendering petrol cars obsolete. Insurance costs will fall by 90pc. The average American household will save $5,600 per year by making the switch. The US government will lose $50bn a year in fuel taxes.” bto: Sicherlich findet die Regierung andere Einnahmequellen.
  • India is drawing up plans to phase out all petrol and diesel cars by 2032, leap-frogging China in an electrification race across Asia. (…) China is moving in parallel, pushing for 7m electric vehicles by 2025, enforced by a minimum quota for new energy vehicles that shifts the burden for the switch onto manufacturers.” bto: Es ist ein offener Markt, wo die traditionellen Anbieter keinen Vorteil mehr haben – eher den Nachteil alter Assets und Investitionen, von denen sie sich nur schwer trennen können und wollen. Die neuen Angreifer haben den Vorteil auf ihrer Seite.
  • “Experts will argue over Prof Seba’s claims. His broad point is that multiple technological trends are combining in a perfect storm. The simplicity of the EV model is breath-taking. The Tesla S has 18 moving parts, one hundred times fewer than a combustion engine car. Maintenance is essentially zero. That is why Tesla is offering infinite-mile warranties. You can drive it to the moon and back and they will still warranty it, (…).”bto: Das habe ich heute Morgen auch mit meinem Bild nochmals verdeutlicht.
  • “It has long been known that EVs are four times more efficient than petrol or diesel cars, which lose 80pc of their power in heat. What changes the equation is the advent of EV models with the acceleration and performance of a Lamborghini costing five or 10 times less to buy, and at least 10 times less to run.” bto: Das kann man an den Tesla-Modellen schön sehen.
  • “EVs will increase US electricity demand by 18pc but that does not imply the need for more capacity. They will draw power at times of peak supply and release it during peak demand. They are themselves a storage reservoir, helping to smooth the effects of intermittent solar and wind, and to absorb excess base-load from power plants.” bto: Damit revolutionieren sie nebenbei noch die Energieindustrie.
  • “Mark Carney, the Governor of the Bank England and chairman of Basel’s Financial Stability Board, has repeatedly warned that fossil energy companies are booking assets that can never be burned under the Paris agreement. He pointed out last year that it took only a small shift in global demand for coal to bankrupt three of the four largest coal-mining companies in short order. Other seemingly entrenched sectors could be just as vulnerable. He warned of a Minsky moment, if we do not prepare in time, where the energy revolution moves so fast that it precipitates a global financial crisis. (…) The Basel Board may have to add the car industry to the mix. There will be losers. Whole countries will spin into crisis. The world’s geopolitical order will be reshaped almost overnight. But humanity as a whole should enjoy an enormous welfare gain.” bto: Fazit: keine Ölwerte, keine Autowerte, Vorsicht mit Ländern, die vom Automobil abhängig sind.

The Telegraph: „The end of petrol and diesel cars? All vehicles will be electric by 2025, says expert“, 14. Mai 2016

Kommentare (29) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Walter Roth
    Walter Roth sagte:

    Der Artikel tut irgendwie so, als ob alles nur eine Frage des Wollens und Planens sei.
    Der Verbrennungsmotor wird uns meiner Meinung nach noch sehr viel länger begleiten.

    Ich möchte mal aufzeigen mit was wir es da rein praktisch zu tun bekommen.
    Also hiermit einige Dinge die man meist vergisst.

    Im Haus braucht es Ladestationen die ( ZOE aktuell 22 Kilowatt ) bis 22 oder zukünftig vielleicht 40-50 Kilowatt Ladestrom verdauen können.
    Sehr viele Hausinstallationen sind dazu nicht in der Lage, brauchen neue Leitungen und Haupt-Haus-Zuleitungen.
    Alleine eine Ladestation, also das Endgerät vor dem Auto, sagen wir von ENZO, kostet aktuell ca. 3500 Franken. Was die Hausinstallationen sonst noch Kosten werden ???

    Punkt 2.
    Weil schon einige Träumer mich darauf ansprachen……
    Dachinstallationen von Fotovoltaikanlagen können ein Elektromobil nicht laden, denn der Strom der dort fliesst ist viel zu schwach, ergo würde das eine viel zu lange Ladezeit benötigen und oder die Fläche der Anlage würde viel zu gross. Was das Kosten würde……
    Zudem, wollte man den Tagesstrom der da ja eben nur am Tag anfällt, speichern um das Auto dann Nachts zu laden ….wenn es nicht gefahren wird, bräuchte man dazu eine zweite teure und umweltschädliche Haus-Batterie von der dann nachts das Auto geladen werden könnte.
    Beim Zoe ist eine Auto-Batterie teuer, beim Tesla unglaublich teuer, da kostet eine neue satte 44`000 Franken. Der Tesla schafft übrigens mit der superteuren Batterie gerade mal 430 km und sie mach den Tesla 2 Tonnen schwer.
    Eine Speicherbatterie wäre wohl annähernd so teuer und man müsste auch noch einen Platz dafür haben, es sei denn man nähme dazu alte Modelle, also Bleibatterien usw. = Umweltschutz ade…..
    Bleibatterien halten nur einige Jahre und müssen dann ausgetauscht werden.
    Bei den Batteriepaketen der Notstromversorgung unseres Serverraumes geht man von 3-4 Jahren aus.
    Das sich das Ganze im Winter erst recht nicht machen lässt…….. muss ich wohl kaum weiter darlegen.

    Also die Batterien.
    Um hier gleich mal weiteren Träumereien entgegenzutreten….
    Neue wirklich durchschlagende Entwicklungen für Batterien sind überhaupt nirgends in Sichtweite.
    Alles was man sehen kann sind kleine Schrittchen.
    Braucht ein Elektroauto während seines Lebens eine zweite Batterie, ist es weit von der Umweltfreundlichkeit eines Dieselmotors entfernt. Bei “einer” Batterie die “15” Jahre hält, ist er in etwa gleichauf wie ein Diesel. Denn der Strom kommt ja kaum von der Windkraft denn diese ist unzuverlässig und muss selber mit 100% Redundanz abgesichert werden ……durch Kohlekraft, AKWs oder in der Schweiz durch Wasserkraft. Man baut wegen der Windkraft also 2 Kapazitäten auf, dafür das man EINE davon aus Umweltschutzgründen benutzen will….. = Umweltfreundlich ?

    Die seltenen Erden die man für die Batterien braucht, die kommen aktuell zu 97% aus China, der Rest aus dem Kongo und ein wenig aus Südamerika. Es sind nur wenige Lagerstätten bekannt, man wird also auf China angewiesen bleiben. Diese “seltenen Erden” haben ihren Namen ja nicht umsonst.
    Lithium ist in seinen Vorkommen meist mit Thorium verschwistert, einem radioaktiven Element und muss zuerst aufwendig getrennt werden. Deren Förderung ist dadurch sehr Umweltbelastend.
    Was in China gerade passiert mit dem vielen Thorium, stellen sie es einfach nach draussen….?
    China hat einen Eigen und Nachholbedarf an Industrialisierung und Individualverkehr von unerhörtem Ausmass.
    Alleine Autos mit E-Antrieb dürften in den nächsten Jahrzehnten 2-300 Millionen gebaut werden.

    Wird uns Monopol-China ihre seltenen Erden, oder eher die ganzen Batterien für unseren Luxus-Umweltschutz dann noch liefern ……..und zu welchem Preis ?

    Die Praxis :
    Rein praktisch ist es Bspw. mit dem ZOE von Renault so.
    Im Sommer hat er 120 km Reichweite. Im Winter aber nur noch 75 km, ……wenn die Batterien neu sind, dass immer vorausgesetzt, den Batterien altern.
    Wird dann fleissig geheizt und ist es noch Nacht dazu, gehen von den 75 km nochmals ca. 10 km weg.
    Leistungsverluste von 30-45% sind Realität, bei neuer Batterie.

    Wie kann man ein Auto benutzen welches nur gerade 65 km sichere Einsatzreichweite hat ?
    Zudem, ein Navi dürfte sehr wichtig werden, denn man muss die Route planen und auch die Ladestationen finden, dort dann bei 22 Kilowatt mindestens eine 3/4 Stunde aufladen bevor es weitergeht.
    Zukünftig sind vielleicht noch wesentlich höhere Ladeströme möglich mit denen so eine Batterie vielleicht innert 10 Minuten aufgeladen werden kann, aber die verkürzen die Batterie-Lebensdauer und benötigen sehr grosse Kabel-Querschnitte. Kann auch sein, dass das Ladekabel, die Ladestation und die Autobatterie dann sogar aktiv gekühlt werden müssen.
    Das alles geht von der Umweltfreundlichkeit ab, denn es braucht Material usw.
    Die Benzin / Diesel-Infrastruktur ist aber schon vorhanden, vergesst das nicht.
    So einige 100-tausend Ladestationen mit Kupferkabeln, bauliche Massnahmen an 100-tausenden von Häusern……. usw. usf.
    Das Ladekabel könnte da durchaus 3-4 cm Durchmesser bekommen und ist im Handling kaum noch benutzbar, so steif ist es. Ob man es dann noch im Kofferraum mitführen kann oder so ein Hochleister-Kabel in flexibler Ausführung dann auch nochmals 2000 Franken kostet….?

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  2. michael
    michael sagte:

    Ich bekomme einen VW Golf ab 17850€. Der e-Golf kostet ab 35.900€ also DAS DOPPELTE !! Zugegeben hat dieser etwas mehr Extras als das Golf Grundmodell für 17850€.

    Als Fazit bleibt aber dennoch festzustellen, dass derzeit ein e-Golf für mich viel zu teuer ist. Abgesehen davon weis keiner wie leistungsfähig die Batterie nach 10 Jahren noch ist.

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  3. Meiner Einer
    Meiner Einer sagte:

    Einfach mal so einen EV fahren. Egal ob TESLA, BMW i3 (noREX), e-Motorrad etc… Der leise, aber STETIGE Anzug ist beeindruckend.
    Im Vergleich sehen nach einer kurzen Umstellungsphase alle Verbrenner nur noch alt und rückständig aus. So wie eine Dampflok im Vergleich zu einer E-Lok. Dampfloks werden heute auch fast nur noch von Romantikern betrieben.

    Das mit der Akkuchemie bei niedrigen Temperaturen stimmt, aber: Ein gut eingepackter Akku und etwas Batterieheizung im Winter wirken Wunder. Ausserdem hat die weltweite Forschung an der Zellchemie gerade erst richtig begonnen. Die Kapazitätszuwächse bei gleichem oder sogar geringerm Preis betragen 16 – 18%. JÄHRLICH! Das spricht für sich. Diese Technik hat noch sehr viel POTENZIAL.

    TESLA sieht nicht cool aus – TESLA ist COOL! Weil sie IHRER Zeit WEIT VORAUS sind. Wie oben im Artikel beschrieben: Noch nicht perfekt, aber mit einer EXTREM STEILEN LERNKURVE!
    Die machen jetzt schon gegen sich selber Werbung: http://www.stoptesla.com/

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  4. Matthias
    Matthias sagte:

    So lange die Akkus, bei kaltem Wetter, stark ihre Leistungsfähigkeit einbüßen, wie das bisher der Fall ist, wird es keine Elektro-Revolution geben, da es in den wichtigsten Märkten immer auch kalte Winter gibt und die wenigsten Menschen eine eigene Garage haben, besonders in den Städten nicht.

    Nach nur kurzer Zeit im Frost draußen und man kann froh sein wenn man dann noch bis zum Bäcker um die Ecke kommt (überspitzt formuliert).

    Und es sieht nicht danach aus, dass dieses elementare Problem von der Akkuforschung in naher Zukunft gelöst werden kann, da das ein physikalisches/chemisches (Grund)Problem ist, das höchstwahrscheinlich für immer unlösbar sein wird.

    Bzgl. der angekündigten “Elektro-Revolution” bin ich daher skeptisch!

    Edit:
    Vor zwei Wochen war ich auf der Autobahn unterwegs und fuhr an die Tankstelle. Schon beim reinfahren, sah ich einen Tesla, der an der Ladestation stand, während der Fahrer daneben auf der Bank saß. Ich war nach 5 Minuten fertig und fuhr weiter, während das Elektromobil immer noch am Laden war und höchstwahrscheinlich selbst dann noch, als ich schon längst an meinem Zielort angekommen war.

    Warum soll ich mir so etwas antun? Nur damit ich “cool aussehe” im Tesla?

    Sorry, nein!

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  5. Uli49
    Uli49 sagte:

    Wenn alle sog. Fachleute (Professoren und Banker) sich einig sind, sollte man gegen den Strom schwimmen. Ich habe Anfang 2016 Shell-Aktien gekauft und es nicht bereut.
    Ich arbeite in der Entwicklung des Antriebsstranges in der Automobilindustrie, einschließlich Hybridantriebe. Wir haben auch eng mit Continental zusammen gearbeitet. Sie sollten sich mal mit den Fachleuten bis hoch zum Vorstand unterhalten, wenn die Mikrofone abgeschaltet sind. Der einzige Grund, warum die Autofirmen in den E-Antrieb investieren, ist die Absicherung vor den Launen des Gesetzgebers. Wenn man die Entwicklung dem Markt und der Physik überlassen würde, gäbe es keine E-Mobilität. Tesla produziert Lifestyle-Fahrzeuge, die als drittes oder viertes Fahrzeug im Haushalt angeschafft werden, kein Produkt für den Massenmarkt der Normalverdiener. Der fehlende und nicht absehbare Quantensprung in der Batterietechnik wurde bereits von Marselis angesprochen. Zum Schluß noch die notwendige Investition in die Infrastruktur: Eine Autobahntankstelle ohne größere Warteschlangen muß 100 E-Zapfsäulen vorhalten, was einem Anschlußwert von 12MW entspricht, d.h. von jeder Tankstelle führt eine Trasse von Hochspannungsmasten zum nächsten Kraftwerk. Das kann man sicher machen, aber wer bezahlt das? Gibt es dann nicht einen Aufstand der Bürger gegen die neuen Stromleitungen?
    Grüße Uli

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    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      Danke, dass Sie ein wenig Realitätssinn in die Diskussion bringen. Das Tesla-Argument verfängt bei mir immer noch nicht wirklich, denn 1999 hatten wir während des Neue-Markt-Hypes auch etliche angeblich gute Geschäftsideen. Wie viele davon sind heute noch erfolgreich am Markt? Die derzeitige Geldpolitik erleichtert es ungemein, Geld in Firmen wie Tesla zu verbrennen, da mit sicheren Anlagen nichts verdient ist und die Kapitaleigner daher zu riskanteren Investments neigen. UBS sieht das aus der Sicht des Bankiers, aber ich vermute mal, dass an der Analyse nicht allzu viele KFZ-Ingenieure beteiligt waren^^. Wenn man wirklich die globale Erwärmung durch die Ökologisierung der Mobilität bekämpfen wollte, müsste man nicht mit den PKWs, sondern mit den Schwerölmotoren der Schifffahrt anfangen, denn da spielt wirklich die “Abgas-Musik”. Daran erkennt man, dass die wahren Motive der Politik nicht immer die Reinkultur der offiziellen Motive ist.

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    • Ulrike
      Ulrike sagte:

      Ich danke auch für Ihren etwas realistischen Beitrag. Mich erinnern solche Prognosen an die 50er Jahre, wo man auch prognostizierte, dass bald jeder Helikopter in der Garage haben wird und erste Siedlungen auf dem Mars entstehen.

      Nichtdestotrotz glaube ich, dass Autos für die Massen ausgedient haben, da sich die Autos immer weniger Leute leisten können (siehe Millenials). Dieser Trend wird sich fortsetzen.

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    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      >Der einzige Grund, warum die Autofirmen in den E-Antrieb investieren, ist die Absicherung vor den Launen des Gesetzgebers. Wenn man die Entwicklung dem Markt und der Physik überlassen würde, gäbe es keine E-Mobilität.>

      Ist nachvollziehbar.

      ABER:

      Es gibt eben die Launen des Gesetzgebers – und die überspielen den Markt und die Physik.

      Und das nicht zum ersten Mal.

      Oder glaubt jemand, dass unter der Regie der Märkte und der Physik die Solarindustrie entstanden wäre?

      Ich nicht.

      Die Diskussion läuft falsch.

      Soweit ich sehe, hat hier niemand das Elektroautomobil als das überlegene Produkt bezeichnet und TESLA nicht als das überlegene Unternehmen.

      Es geht darum, wie es sich entwickeln wird und was die Konsequenzen sind.

      Da meinen viele – m. A. n. durchaus gut begründet –, dass sich das Elektroautomobil durchsetzen wird. Die Physik mit dem Problem Batterie wird dabei der Faktor sein, der für die Zeitachse entscheidend ist. Mehr aber auch nicht.

      Ich glaube, dass dies die Fachleute bis hoch zu den Vorständen genauso sehen.

      Daher sind sie, müssen sie dabei sein.

      Übrigens:

      Wenn die Regierung ohne hinreichenden Widerstand von der Bevölkerung etwas WILL, wird dafür auch bezahlt.

      Man muss sich nur einmal vergegenwärtigen, was die EEG-Umlage eingespielt hat.

      Hat da bis heute irgendwer großen Widerstand geleistet?

      Ich glaube nicht.

      Antworten
      • Matthias
        Matthias sagte:

        @Johannes
        Die Idee mit den Wechselakkus gab es hier natürlich auch schon! Aber, sie ist viel zu teuer und zu unpraktisch und daher nicht wirklich umsetzbar.

      • Johannes
        Johannes sagte:

        @ Matthias

        Das Argument zu teuer mag aktuell noch greifen; in naher Zukunft wird das sicher gelöst sein (sage ich als bekennder “Verbrennungsmotor-Fahrer”…)

      • mg
        mg sagte:

        Fahren Sie mal einen Tesla… nur um sich ein eigenes, realistisches Bild zu machen.

  6. Ralph Klages
    Ralph Klages sagte:

    Den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, DAS ist es.
    Es gibt einfach noch zu viel Ungeklärtes: Die Antriebstechnik Brennstoffzelle ist nicht vom Tisch, Mercedes weiß warum. Die Reichweite schafft man mit Speicherbatterien nicht. Brennstoffzellen sind aber im Ladeprozess ineffizient – und umständlich. Aber die Reichweite lockt.
    Tja, die Lithiumbatterien von Tesla. Auch so ein Thema. Gut, man setzt drauf, aber das Risiko ist gewaltig. Immer wieder hört man Erstaunliches von neuen Anoden/Kathoden mit Materialien, die eine sagenhaft kurze Ladezeit haben, biegsam sind, eine beinahe unbegrenzte Zyklenzahl haben und z.B mit billigem Aluminium ausgestattet sind. Hoffentlich hat VW-Müller diese kleinen Technologiefirmen im Blick, vertrauen würde ich aber keinem so recht.
    Bleibt die Frage der Mobilität der Zukunft. Sicherlich fahren viele Menschen täglich gerade mal 100 km, z.B in stadtnahen Gebieten. Ideal für Stromer. Und wenn’s mehr sein soll? Die Öffis im Bereich über 100km sind derzeit eine einzige teure Katastrophe. Kein Ende in Sicht, die DB schlägt die Konkurrenz aus dem Feld, die SNCF übrigens auch, wär mal was für den Europakommissar.
    Natürlich wollen die traditionellen Autohersteller der Fossilbetrieb nicht einfach so fallen lassen. Die Beharrungskräfte sind enorm und werden noch SEHR lange überdauern.
    Und daher sehe ich zwar einen Wandel, aber der wird noch lange dauern und viele Überraschungen bergen.
    Aber natürlich hätte man sich schon längst von seinen Shellaktien trennen sollen. ;-) LG

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  7. Marselis
    Marselis sagte:

    Die Kernfrage der Batterieleistung und -lebensdauer ist noch nicht beantwortet. Und damit steht und fällt die Wettbewerbsfähigkeit der EVs.

    Reichweite: Im sonnigen Stanford lässt es sich trefflich über steigende Batteriereichweiten fabulieren. Hier bei uns in Moskau hatten wir in diesem Winter über sechs Wochen hinweg minus 20 Grad, in der Spitze minus 35. Wenn ich da mein EV abends abstelle, ist die Batterie am nächsten Morgen leer. Oder aber es hängt die ganze Nacht hindurch an der Steckdose und hat einen entsprechenden Energieverbrauch. Die Reichweite wäre bei solchen Temperaturen selbst bei Vollladezustand vielleicht noch ein Drittel der ursprünglichen. Schlecht, wenn, wie in Sibirien, der nächste bewohnte Ort 100km entfernt ist…
    Aber auch in Deutschland kann es winters so kalt werden, dass die Funktionalität der EV erheblich eingeschränkt ist.

    Batterielebensdauer: Wir kennen das alle: Unser neugekauftes Handy, das anfangs nur alle drei Tage aufgeladen werden muss, macht bald schon nach weniger als einem Tag schlapp. Wer den ganzen Tag unterwegs ist, muss bangen, ob das Gerät es noch bis abends im Hotel macht. Mit den Autobatterien ist es genau das Gleiche – die Performance sinkt signifikant über die Lebensdauer hinweg. Wer eine neue Batterie kaufen will, wird schnell merken, dass die Batterie das Teuerste an dem ganzen Vehikel ist – de facto ist das eine Neuanschaffung. Das Ganze würde noch schlechter aussehen, wenn die EVs als dezentrale Energiespeicher gebraucht werden – also je nach Verfügbarkeit von Wind- oder Solarstrom be- oder entladen werden. Durch die zusätzlichen Be- und Entladevorgänge würde die Lebensdauer der Batterie weiter verkürzt. Wenn man davon Abstand nimmt, dann haben sich auch die „zero marginal fuel costs“ erledigt.

    Weitere Themen sind Ladezeiten und (Lade-)Infrastruktur, jedes einzelne für sich genommen schon ein „Killer“. Allein die Tatsache, dass die EVs trotz massiver Förderungen sämtlicher
    Industrienationen immer noch nicht konkurrenzfähig sind, ist m.E. ein Beispiel dafür, dass es sich um eine staatsdirigistische Totgeburt handelt.

    Was die Vision von Uber und Lyft als „self-drive service companies“ angeht: Oft wird der Eindruck erweckt, dass, sobald das autonom fahrende Auto Realität geworden ist, Uber vom Vermittler von Fahrdienstleistungen zum Fahrdienstleister selber wird und so den Umsatz vervielfacht.
    Übersehen wird, dass im gegenwärtigen Modell der Uber-Fahrer nicht nur die Fahrdienstleistung erbringt, sondern auch noch andere, wesentliche Leistungen: Die Bereitstellung des Autos (also Investition und deren Amortisierung), das Säubern, Pflegen und Reparieren, sowie auch die Kontrolle, dass der Fahrgast das Auto in ordentlichem Zustand hinterlässt (in Gegenwart eines Fahrers ist das kein großes Thema, sobald es ihn nicht mehr gibt aber sehr wohl!). Wenn Uber diese ganze Palette an Leistungen übernehmen wollte, dann wäre es von seinem Charakter her keine Technologiefirma mit geringen Kapitaleinsatz und hohen Margen, sondern ein Unternehmen wie Hertz oder Europcar: Riesige Bilanz (mit entsprechend niedrigem ROE), hohe operating costs, niedrige Marge. Die Multiples würden ins Bodenlose fallen…

    Alles mögen die EV schon eine Zukunft haben, aber eben längst nicht so bald. Ich glaube meine Kinder werden ihren Führerschein noch in einem Benziner machen.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      >Allein die Tatsache, dass die EVs trotz massiver Förderungen sämtlicher Industrienationen immer noch nicht konkurrenzfähig sind, ist m.E. ein Beispiel dafür, dass es sich um eine staatsdirigistische Totgeburt handelt.>

      TESLA wird nicht vom Staat gefördert.

      Ihren richtigen Hinweisen zum Trotz, muss man wohl sagen:

      Der massiven staatsdirigistischen Förderung WEGEN werden sich die EVs als konkurrenzfähig durchsetzen. Notfalls werden eben die von den Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor einzuhaltenden Grenzwerte angezogen, um Wettbewerbsfähigkeit herzustellen. Mit Regulierung schlägt man Märkte.

      Kurzum, von Konkurrenzfähigkeit nach Marktgegebenheiten kann längst keine Rede mehr sein. Dafür hat die Politik viel zu viel „investiert“. Und die Automobilindustrie muss gute Miene zu einem ihr durchaus nicht gefallendem Spiel machen.

      Interessant sind aus meiner Sicht nur noch die Zeitachse und die Antwort auf die Frage, wer letztlich die Gewinner sein werden.

      Und natürlich:

      Was wird mit den Menschen, die ihren Job verlieren?

      Antworten
    • Peter Schmidt
      Peter Schmidt sagte:

      Sibirien ist sicher ein Extremfall, da dünn besiedelt und große Entfernungen. Allerdings sind Minusgrade in der Praxis wohl nicht so problematisch, wie man sich das denken würde.

      Dazu gibt es ein interessantes Video von Horst Lüning, der das Verhalten seines Teslas bei -21 Grad im Winter beschreibt:
      https://youtu.be/xPEbHZo53Wk

      Antworten
    • Meiner Einer
      Meiner Einer sagte:

      Nichts ist so mächtig, wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.

      Auslöser für das erneute Aufblühen der e-Autos war die IT Industrie. Genauer: die LI Akkus der Laptops, die die Nachfrage nach leistungfähigen und langlebigen Akkus eingeleitet und den Akku-Preisverfall angeschoben haben. So beginnt eine NEUE WELLE der TECHNISCHEN INNOVATION.

      In den 80ern hat VW einen e-Golf mit Bleizellen Akkus gebaut: Reichweite 50-60 km bei 1500 kg Leergewicht. (https://de.wikipedia.org/wiki/VW_Golf#Antrieb_durch_Elektromotor). Das war damals noch nicht wettbewerbsfähig, geschweige denn attraktiv. Trotz ÖLKRISE! Irgendwo hatte ich noch gelesen, daß man gar nicht genug Blei hätte, um alle PKW damit auszurüsten. Diese Argumente, warum etwas nicht geht, erscheinen bekannt und gab es also schon immer. Bis plötzlich eine neue INNOVATION daher kommt. Das erste BENZ Dreirad war auch noch kein Selbstläufer. Hatte noch Kinderkrankheiten und musste alle 25 km anhalten – weil das KÜHLWASSER leer war (offener Verdampfer). War damals aber kein Problem: Es gab noch Viehtränken am Wegesrand.

      Entscheidend ist aber immer die mögliche LERNKURVE und die SKALENEFFEKTE durch immer höhere STÜCKZAHLEN. Die SIND bei der HEUTIGEN Akkutechnik GEGEBEN. Auch wenn es hier noch viel zu forschen gibt. Die Fortschritte sind immens: Pik’s Peek: EV führt. Nürburging Nordschleife beste Zeit: EV.

      Antworten
  8. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Ergänzung zu dem was ich zu Teil 1 geschrieben habe:

    Richtig ist, dass die Auswirkungen über die Automobil-Branche hinaus dramatisch sein werden für Volkswirtschaften insbesondere wie unsere, aber auch für Länder wie Saudi Arabien oder Russland mit extremer Abhängigkeit von der Ölförderung.

    Internationale Instabilität über Handelskriege hinaus ist vorgezeichnet.

    Ich halte vermehrt regionale Kriege wie im Nahen Osten für durchaus möglich, sogar wahrscheinlich.

    Und:

    Prof. Seba sieht auch, dass längerfristig das Automobil an sich fraglich wird.

    Das ist dann nochmal etwas anderes mit Konsequenzen, die heute überhaupt nicht absehbar sind.

    Wo ich vorsichtiger bin:

    Das selbstfahrende Auto ist ein potenziell hohes RISIKO, wenn nicht sichergestellt ist, dass Hacker es nicht in den Straßengraben steuern können.

    Solange dieses Problem nicht gelöst ist, brauche ich kein selbstfahrendes Automobil.

    Antworten
  9. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    Nichts gegen die UBS und Prof. Seba, aber es gibt auch noch Fachleute aus der Branche. Gut, man sollte nicht Auspuffsoundfreunde wie VW-Chef Müller fragen, aber m.E. sind Zulieferer im High-Tech-Bereich wie z.B. Bosch oder Continental näher am Markt als Branchenfremde. Ein guter und differenzierender Beitrag ist hierzu m.E. folgendes Interview der Wirtschaftswoche:
    http://www.wiwo.de/unternehmen/auto/continental-chef-degenhart-wer-zu-frueh-dran-ist-der-verbrennt-milliarden/14980836.html

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      „Wer zu früh dran ist, verbrennt Milliarden.“

      Stimmt.

      Und?

      Kein Problem, wie TESLA zeigt.

      Da wird eben VK nachgeschossen – in Milliardenhöhe, wenn erforderlich.

      Verschuldungsfähig zu sein, ist in einer revolutionären Phase wie dieser mitunter altes Denken. TESLA ist nicht verschuldungsfähig, aber – entscheidend für ein Unternehmen mit diesem innovativen Impakt – VERLUSTFÄHIG.

      Degenhart sieht natürlich die grundlegenden Probleme, vor denen die Automobilindustrie steht.

      Er ist ein kluger Kopf und ein Mager, der Continental m. A. n. „hochsensibel“ und bislang sehr erfolgreich zwischen Heute und Morgen steuert.

      Das ist sein Job, mehr kann er nicht tun.

      Antworten
      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        “Kein Problem, wie TESLA zeigt.”, sagen Sie. Das ist die entscheidende Frage. Gehört Tesla zu den wenigen “Amazons”, die durch ständiges Wachstum ihre Verlustphase nach Jahren hinter sich lassen und irgendwann per großem weltweiten Marktanteil profitabel werden? Oder zu der großen Menge künftiger Pleitekandidaten? Wir wissen es nicht. Gefühlt sage ich, die Konkurrenz bei Amazon hat weitestgehend geschlafen, die traditionelle Autoindustrie schläft m.E. eher nicht so tief. Daher wage ich die Behauptung, dass es Tesla schon in den nächsten 5 Jahren extrem schwer haben wird, wenn sie nicht zackig in die Gewinnzone kommen. Am Anfang ist Geldverbrennen bei Risikokapitalgebern noch cool, aber wenn die ersten die Panik bekommen, kann das Spiel binnen Wochen via Herdentrieb am Kapitalmarkt vorbei sein.

    • Meiner Einer
      Meiner Einer sagte:

      Tony Seba hat einen sehr guten geschichtlichen Vergleich für disruptive Vorgänge direkt von der 5th Avenue in New York: Einmal ein Bild von 1900 und das gleiche Verkehrsgeschehen nochmal 13 Jahre später im Jahr 1913. Daran mach er vermutlich seine 8 Jahr bis zum Umbruch fest. Seit etwa 5 Jahren ist TESLA mit dem Model S erfolgreich: 5 Jahre sind schon um, jetzt bleiben noch 8 Jahre bis der Markt entgültig kippt. Er erklärt es gleich zu Anfang dieses Videos: https://www.youtube.com/watch?v=Kxryv2XrnqM
      Sehenswert!
      Er erklärt auch gut das Zusammenspiel verschiedener disruptiver Technologien, die sich gegenseitig verstärken: Das ergibt sich ein selbst verstärkender Effekt und macht die wahre Revolution aus – und das in einem globalen Markt!
      https://www.youtube.com/watch?v=E7Jg1IJ68_g
      Sehenswert.

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