Bargeld muss weg, meint nicht nur Rogoff

Kenneth Rogoff fordert schon lange die Abschaffung von Bargeld. Jetzt hat er sogar ein Buch darüber geschrieben: “Der Fluch des Geldes”. Grund genug für die FINANZ und WIRTSCHAFT mit ihm zu sprechen. Hier seine Thesen:

  • “Mir geht es nicht um die totale Beseitigung von Bargeld. Gerade für kleinere Beträge ist es sehr praktisch. (…) Wer legal grössere Transaktionen abwickelt und ordnungsgemäss Steuern zahlt, kann heute gut darauf verzichten.”
  • “In den USA werden rund 700 Mrd.$ pro Jahr am Fiskus Ein Grossteil davon entfällt auf kleinere und mittelgrosse Unternehmen. Steuerumgehung findet also primär im Inland statt.”
  • “Es braucht aber eine sinnvolle Balance zwischen individuellem Recht auf Privatsphäre und dem Auftrag der Regierung, das Steuer- und das Strafrecht durchzusetzen. In der Schweiz würde ich daher alle Noten abschaffen ausser die Zehnernote. Wer etwas für 1000 oder 2000 Fr. kaufen will, kann das so problemlos mit Bargeld tun.”
  • Ich bin absolut dagegen, dass man Bitcoin und andere Kryptowährungen als Alternative zu Bargeld fördert. Im Gegenteil: Sie müssen strenger reguliert werden. bto: klare Aussage. Hier spricht ein Staatsinterventionist, der nichts dem freien Markt überlassen will!
  • Negative Zinsen können ein sehr wirkungsvolles Instrument sein, um die Konjunktur zu beleben. In einer Welt ohne Bargeld wären sie lediglich eine Fortsetzung der konventionellen Geldpolitik. Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen ist ihr Effekt jedoch begrenzt, weil grosse Marktakteure Cash horten können, wenn die Zinsen zu tief ins Negative fallen.” – bto: Und nur darum geht es ihm!
  • “Wir kratzen erst an der Oberfläche, was negative Zinsen betrifft. (…) In solchen Situationen lassen sich negative Zinsen viel einfacher anwenden als Helikoptergeld oder massive Wertschriftenkaufprogramme. (…) Die Zentralbanken werden heute gezwungen, Fiskalpolitik zu betreiben. Sie erhalten immer mehr politische Aufträge, was ich für gefährlich halte. Das auch deshalb, weil sie von Technokraten geleitet werden, die nicht demokratisch gewählt sind. Könnten negative Zinsen ihre volle Wirkung entfalten, würde das Druck von den Zentralbanken nehmen. Ihr Mandat würde wieder auf den Bereich reduziert, für den sie vor der Krise zuständig waren.” – bto: Als wären richtig negative Zinsen, die faktisch eine Besteuerung darstellen, keine fiskalische Maßnahme!
  • “Die Zentralbanken sind nicht dafür verantwortlich, dass die Zinsen so tief sind. Der Grund dafür ist, dass wir in einer Welt geprägt von Angst und schwachem Wachstum leben. Die Unternehmen sind pessimistisch und halten sich mit Investitionen zurück.” – bto: kein Wort zur Überschuldung.
  • “Das Besondere am letzten Crash war, dass er vor allem reiche Länder getroffen hat. Der Staat kann es sich daher leisten, echte Lösungen aufzuschieben. Das erschwert die Erholung im Vergleich zu früheren Finanzkrisen. Griechenland ist ein Paradebeispiel. (…) Europa würde heute viel schneller wachsen, wenn die Länder im Süden all die schlechten Kredite getilgt hätten. In den USA trifft das Gleiche auf Subprime-Hypotheken zu.” – bto: “Getilgt”! Er meint: Zahlungen eingestellt. Nur verrät er nicht, wer die Verluste hätte tragen müssen!
  • “Die Banken müssten ihre Bilanzen bereinigen und die Kapitalisierung deutlich erhöhen.” – bto: Und wie machen wir das?
  • “Wenn das Wachstum so schwach bleibt, erhalten populistische Strömungen immer mehr Zulauf. Das ist nicht nur für die Konjunktur eine Gefahr, sondern auch ein politisches Risiko für die gesamte Europäische Union.” – bto: Das denke ich bekanntlich auch.
  • “Grosse Sorgen mache ich mir um China. Dort spielt sich nun die dritte Stufe des Schuldensuperzyklus ab, der mit der Subprime-Krise begann, sich dann auf Europa ausgeweitet hat und nun China erreicht. Das Land steckt in einer extrem schwierigen Lage. Es hat immer mehr Kredite angehäuft, um das Wachstum hoch zu halten. Doch das funktioniert jetzt nicht mehr.”
  • “(…) die Konjunktur künftig viel langsamer wachsen. Darunter leiden Rohstoffexporteure wie Russland, Brasilien, Argentinien oder Indonesien. Aber auch Länder wie Deutschland und die Schweiz sind betroffen, die grosse Gewinne mit China gemacht haben. Die Situation ist zwar nicht so schlimm, wie wenn Amerika in eine Rezession abgleiten würde. Prozentual ist der Einbruch in China aber viel stärker. Nachdem das Wachstum jährlich 10 % betrug, sind es jetzt noch 2 oder 3 %. Das wird die ganze Welt belasten und bedeutende Anpassungen erfordern.” – bto: stimmt. Allerdings lässt er offen, was für Anpassungen das sein sollen!

bto: Das Bargeldverbot wird kommen. Spätestens bei der nächsten Krisenverschärfung ist das auf der Agenda.

→ FINANZ und WIRTSCHAFT: “Rogoff: Grosse Banknoten sind ein Fluch“, 9. September 2016