“Bankrott von Zentralbanken”

In einer Kommentierung zu den Folgen der Geldpolitik habe ich geschrieben: Die Notenbank kann ohnehin nicht bankrottgehen.  Einfach deshalb, weil sie niemals illiquide wird.

Ein Leser hat mich daraufhin auf einen Blogbeitrag des von mir sehr geschätzten Gunnar Heinsohn hingewiesen. Hier die Auszüge und meine Kommentierung:

  • “Bankrott ist eine Zentralbank, wenn sie die von ihr emittierten Geldnoten (Passiva) mit ihren Aktiva (vor allem Pfänder ihrer Geschäftsbankschuldner, Edelmetalle und Reserven) nicht aus dem Umlauf zurückkaufen kann und ihr Eigenkapital geringer ist als das Volumen der weiterhin umlaufenden Noten.” bto: zweifelsohne eine richtige Definition des Begriffs Überschuldung = Bankrott. Doch genügt dies auch, dass die Bank wirklich den Bankrott erklären muss?
  • “Diese bleiben ja Forderungen gegen ihr Eigentum, das sie nun verbraucht hat. Stattdessen hat sie jetzt, wie es harmlos gerne heißt, negatives Eigenkapital.”  bto: … dem sie problemlos zum Beispiel den Gegenwartswert der zukünftigen Geldschöpfungsgewinne gegenüberstellen kann, dank negativer Diskontsätze sogar einen sehr hohen. Als es noch positive Zinsen gab, → hat Willem Buiter von der Citibank diesen Gewinn für die EZB auf über drei Billionen Euro beziffert. Also ist es ein langer Weg bis zum negativen Eigenkapital. Und selbst dann …, die tschechische Notenbank hatte jahrelang problemlos negatives Eigenkapital.
  • Vor allem das Akzeptieren von Staatsschulden als Pfand zum Nennwert statt zum Marktpreis (Kurs) ruiniert Zentralbanken. Sie versuchen deshalb, ein Staatspapier im Nennwert von – sagen wir – 10.000, das am Markt nur 3.000 bringt, durch Eigenankauf wieder gegen 10.000 zu treiben. Das soll die Bilanz im Lot halten.”  bto: Das funktioniert übrigens in Europa sehr gut! Italien hat auch schon negative Zinsen auf Kurzläufern!
  • Gelingt das nicht, muss die Zentralbank mit frischem Eigenkapital versehen werden. Wir sagen deshalb heute, dass eine Zentralbank zwar rechnerisch bankrott sein, aber trotzdem weiter operieren kann, weil alle darauf rechnen, dass die zuständige Regierung sie wieder mit Eigenkapital ausstattet (…). Sie behält ihre „lender of last resort“-Position, weil hinter ihr ein Eigentumsspender letzter Hand steht.”  bto: oder eben die Fähigkeit, unbegrenzt Geld zu schaffen. Sie können nicht pleitegehen, weil sie den Wert der Schulden auch definieren!
  • “Doch es gibt dabei zwischen den beiden Multizentralbankwährungen Dollar und Euro gewichtige Unterschiede. In beiden Systemen besteht das Eigenkapital der Zentralbanken und die Pfänder der Geschäftsbanken ganz überwiegend aus Staatspapieren.”
  • “Der amerikanische Dollar wird in allen zwölf Zentralbanken zwischen New York und San Francisco mit US-Staatspapieren im Eigenkapital der zwölf Häuser besichert und an Geschäftsbanken gegen von diesen verpfändete US-Staatspapiere ausgeliehen. An allen zwölf Stellen kommen dieselben Staatspapiere zum Zuge, die alle auch denselben Kurs haben, also dasselbe kosten.”  bto: weshalb die US-Notenbank folglich auch nach Heinsohn nicht pleitegeht?
  • “Im Euroraum ist das ganz anders. Denn es gibt keinen Euro. Es gibt siebzehn unterschiedliche Währungen, die von Lissabon bis Dublin und von Athen bis Helsinki zwar Euro heißen, aber mit siebzehn qualitativ unterschiedlichen Staatspapieren besichert sind und auch gegen siebzehn nennwertgleiche, aber preislich unterschiedliche Pfänder der Geschäftsbanken in Umlauf gebracht werden.” bto: Das ist richtig, aber die Gleichbehandlung durch eine Institution, die unbegrenzt kaufen kann, führt doch zu einem Zustand, in dem der Konkurs geleugnet werden kann.
  • “Aber ihre freien Verkaufspreise trennen Welten – sagen wir 3.000 und 13.000 Euro. Das liegt daran, dass die eine Regierung mit ihrer Enteignungsmacht über Bürger, also mit dem Steuerrecht Abgaben für die Verzinsung und Tilgung der Staatsschulden spielend aufbringen kann, während die andere Regierung nur 30 Prozent ihrer Schulden bedienen kann.”
  • “Man hat deshalb versucht, die siebzehn Herkünfte des Euro auf den Scheinen unsichtbar zu machen und gesetzlich erzwungen, dass jeder Euro zu den anderen sechzehn 1:1 angenommen werden muss.”
  • “Schwankende Geldpreise (Wechselkurse) hat man so ausschalten können, aber die Preise der Staatspapiere, die allein für den Wert der papierenen Geldscheine sorgen, schwanken bis heute frei. Bares bekommt seine Fähigkeit zum Eigentumserwerb ja nicht vom Papier, auf dem es gedruckt wird, sondern vom Eigentum, gegen das es emittiert wird.  bto: Das stimmte damals, als der Beitrag geschrieben wurde, noch. Heute hat die EZB bewiesen, dass sie alles gleich machen kann!
  • “Sämtliche Rettungsmaßnahmen – vom griechischen Schuldenerlass über ESM bis hin zum direkten Ankauf von Staatsschuldpapieren durch die Zentralbanken im Eurosystem – haben also immer nur ein Ziel: Es darf keinen freien Markt für sämtliche europäische Staatspapiere geben! Andernfalls setzt eine gewaltige Deflation ein. Immer soll jemand da sein, der selbst für 10.000 Euro-Papiere aus Athen, Rom oder Madrid auch nahe 10.000 Euro zahlt – oder in Höhe von 10.000 Euro haftet.”  bto: Und der ist da!
  • “Die wichtigsten Eurorettungsinstrumente sollen also durch Haftung der vermeintlich Starken dafür sorgen, dass Regierungen Eigenkapital-Spender letzter Hand bleiben können. Eine griechische Zentralbank, die ausgelöscht wird, weil ihre 10.000er Euro-Positionen auf 3.000 gestürzt sind, kann ja nicht mit einem 10.000er griechischen Staatspapier saniert werden, das gleich wieder auf 3.000 Euro stürzt. Hier sollen Schuldenerlasse, Querhaftungen und Aufkäufe über Marktpreis durch die EZB durch Stützung der praktisch bankrotten nationalen Zentralbanken das Gesamt-Desaster auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben.”  bto: was die EZB im Rahmen der ELA-Kredite in Griechenland vorexerziert hat!
  • Sobald nämlich das Manipulieren der Märkte aufhört, fallen Papiere über Hunderte Milliarden, die jetzt zum Nennwert in den Eigenkapitalen bilanziert werden, auf die Hälfte oder weniger. Dasselbe passiert den Billionen Euro von Staatspapieren, die als sicheres Investment von Lebensversicherungen und zahllosen Anderen gehalten werden. Was die im Investment verlieren, können sie mit gleichzeitig im Eigenkapital Verlorenem ja nicht mehr glattstellen.”  bto: Deshalb darf und wird es auch nicht aufhören!
  • “Allfällige Bankrotte von Südschiene-Zentralbanken werden deshalb mit immer neuen Konstruktionen hinausgezögert. Das sehen wir aber nicht nur mit Sorge, sondern auch mit einem gehörigen Schuss Kumpanei. Wer möchte schon, dass die grosse Deflation mit anschliessender Eigenkapitallöschung zu seinen Lebzeiten passiert?”

– bto: eben. Es gibt keinen Konkurs, weil er durch die unbegrenzte Liquidität verhindert wird!

malik-management.com: “Bankrott von Zentralbanken”, 10. September 2013