Attacke auf das Bargeld

Die Börsen-Zeitung gehört ohne Zweifel zu den absoluten Qualitätsmedien. Hier gehen die Journalisten den Dingen noch auf den Grund und stellen die entscheidenden Fragen. So in einem Beitrag mit dem Titel „Attacke auf das Bargeld“ (ein Thema, welches ich schon mehrmals hatte). Der Journalist war nämlich bei der Pressekonferenz der Bundesbank und hat gefragt, wie diese sich zu dem Thema stellt. Zuvor jedoch werden (erschreckende) Fakten genannt:

  • „In der Schweiz wurde eine Pensionskasse daran gehindert, einen Teil ihres Rentengeldes statt auf dem Konto in einem externen Tresor zu lagern. Die Schweizer Nationalbank (SNB) hatte der betreffenden Bank Medienberichten zufolge empfohlen, mit Bargeldnachfragen restriktiv umzugehen‘“.
  • „Die von der SNB blockierte Pensionskasse rechnete vor, dass sie durch die Bar-Lagerung des Geldes in einem Tresor pro 10 Millionen Franken rund 25.000 Franken sparen würde – trotz Tresormiete und Geldtransport. Das wäre ihren Versicherten zugutegekommen.”
  • „In Frankreich wurde mit dem Verweis auf den Anti-Terror-Kampf ebenfalls der Bargeldverkehr eingeschränkt. Von September an dürfen nur noch maximal 1.000 Euro in bar bezahlt werden.“
  • „In Schweden sind Scheine und Münzen schon weitestgehend verschwunden.“
  • „Der frühere Verfassungsrichter Paul Kirchhoff prägte den Begriff der ‚gedruckten Freiheit‘ für das Bargeld, weil es unabhängig macht vom Staat (…).“
  • „… die Bundesbank hält nichts davon, den Bargeldverkehr künstlich weiter einzuschränken, wie es etwa in Frankreich oder in der Schweiz geschieht.”
  • Die Zeitung zitiert Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele: „Die Wahlfreiheit des Verbrauchers wird die Bundesbank nicht einschränken. Das müsste dann schon der Gesetzgeber tun.”
  • „Die Debatte über die Abschaffung des Bargelds wird schon länger geführt. Etwa von Ökonomen wie dem früheren US-Finanzminister Larry Summers. Nur damit ließe sich die den Industrieländern drohende ‚säkulare Stagnation‘ vermeiden, wirbt er für seine Idee. Er konstatiert, dass die Unternehmen immer weniger investierten, gleichzeitig aber immer mehr Geld gehortet werde, ohne dass dies der Realwirtschaft zugutekomme. Würde man das Bargeld abschaffen, müssten Unternehmen und Konsumenten ihre Ersparnisse verstärkt ausgeben, und sorgten so für die nötige Nachfrage und die Investitionen.“
  • Für die Abschaffung des Papiergelds hatte sich zuletzt auch der US- Starökonom Kenneth Rogoff ausgesprochen. „Die Zentralbanken könnten auf diese Weise leichter Negativzinsen durchsetzen, um so die Wirtschaft anzukurbeln“ (…). „Papiergeld ist das entscheidende Hindernis, die Zentralbank-Zinsen weiter zu senken. Seine Beseitigung wäre seine sehr einfache und elegante Lösung für dieses Problem.“

bto: Da mag die Bundesbank noch so sehr ein Bewahrer der privaten Eigentumsrechte sein. Der Gesetzgeber wird in die Richtung gehen, im verzweifelten Versuch den Schuldenturm vor dem Einsturz zu bewahren.