Argumente gegen die Erbschafts­steuer

Ich dachte immer, nur bei uns gäbe es eine so ausgeprägte Diskussion über eine höhere Erbschaftssteuer. Aber nein, sogar in der eigentlich vernünftigen Schweiz gibt es diese – was wohl nur an der Zuwanderung aus Deutschland liegen kann… Okay, jetzt ernsthaft. Eine Kommentatorin in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) beschäftigt sich intelligent mit dem Thema:

  • „Der Schweizer Schriftsteller Bärfuss hat von seinem Vater nichts geerbt (und) hält Erben für ungerecht und findet, dass Privatvermögen mit dem Tod des Eigentümers zu Gemeingut werden soll. Dann hätte der Staat genügend Geld, womit die Welt besser und gerechter würde. (…) Die Juso haben kürzlich eine Volksinitiative für eine ‚Zukunftssteuer‘ lanciert, mit der sie den Superreichen die Hälfte des Erbes via Steuern wegnehmen wollen.“ – bto: Na, wenn sich das hier herumspricht.
  • „Auch die Vermögenden selber hadern mitunter mit ihrem Schicksal. Vornehmlich Personen aus dem links-grünen Milieu, die aus reichen Familien stammen, sind die eigenen Millionen oftmals unangenehm. Da ihnen der Staat die Bürde des Reichtums leider nicht abnimmt, soll das Geld zumindest dafür eingesetzt werden, Gutes zu tun und die Gesellschaft zu einer besseren zu machen.“ – bto: … die kennen wir auch aus Deutschland.
  • „(…) Liberalen (wie) Warren Buffett (treten) für hohe Erbschaftssteuern ein. Sie sehen darin ein Instrument, um einzelne Familien nicht zu vermögend werden zu lassen und um das Leistungsprinzip hochzuhalten.“ – bto: Das mag man so sehen.
  • „Erben kollidiert mit den Prinzipien der Leistungsgesellschaft und wird daher auch von gestandenen Liberalen als hochgradig problematisch angesehen, als gravierende Verletzung der Chancengleichheit und Gefahr für die Demokratie. Das unverdiente Glück verdirbt nach verbreiteter Auffassung zudem den Charakter: Die Unmoral, die dem nicht selber erwirtschafteten Vermögen anhaftet, schlage auf die Lebensführung der Begünstigten durch.“ – bto: Wenn das so ist, ist ja in der nächsten Generation alles weg und das Problem gelöst.
  • „An Ideen, was man mit dem Geld aus den Erbschaften alles anfangen könnte, mangelt es nicht. Die Juso wollen die Klimakrise sowie die Vermögensungleichheit bekämpfen und die Schweiz ökosozial umbauen. Andere plädieren dafür, jedem jungen Menschen bei Volljährigkeit ein Startkapital zu geben, mit dem er machen können soll, was er will – eine Art bedingungsloses Grundvermögen; das diene der Gerechtigkeit und gleiche die Startchancen aus, heisst es.“ – bto: Und ich dachte immer, die Diskussion sei nur bei uns so völlig aus der Realität gefallen.

„Man kann das Ganze nämlich auch ganz anders sehen.“ – bto: So ist es.

  • „Erstens manifestiert sich im Ruf nach einer Abschaffung des Erbrechts oder nach einer massiven Besteuerung von Erbschaften eine erstaunliche Staatsgläubigkeit. Dem Staat wird zugetraut, dass er klüger sei als das Individuum und besser wisse, wie er das Geld, sprich das Vermögen der Privaten, richtig und gerecht verteilen soll.“ – bto: Und da könnte man der Schweiz deutlich mehr zutrauen als den Akteuren hier.
  • „In der Realität läuft es in der Politik weit öfter darauf hinaus, die Gelder an die eigene Klientel zu verteilen und sich bei den Wählern beliebt zu machen. Man gibt vor, für die Allgemeinheit zu handeln, wo nur allzu oft Sonderinteressen bedient werden und kurzfristige Popularität gesucht wird. Mit Gerechtigkeit hat das herzlich wenig zu tun.“ – bto: Das können wir in Deutschland täglich beobachten. Es wird immer schlimmer.
  • „Zweitens sollte man sich vom Argument der Chancengleichheit nicht in die Irre führen lassen. Niemand hat dieselben Chancen im Leben, auch dann nicht, wenn alle bei null starten würden. Das eigene Fortkommen hat nicht nur mit dem Elternhaus zu tun, sondern auch mit der körperlichen Attraktivität, der Gesundheit, der Intelligenz, dem Talent, die sehr unterschiedlich verteilt sind. (…) Der Staat wird die Menschen nie gleichmachen können – zum Glück –, warum soll er also ausgerechnet bei den materiellen Ausgangsbedingungen intervenieren?“ – bto: Der Staat muss gute Bildung und gute Rahmenbedingungen bieten. Darum geht es.
  • „Die Möglichkeit, zu erben und zu vererben, sichert der Familie Freiraum und schützt ihr Vermögen vor dem Staat. (…) Das Erbrecht bekräftigt, dass die Familie die Kernzelle der Gesellschaft ist. Es fusst auf durch und durch konservativen Werten. Damit steht das Erbrecht natürlich quer zum ‚progressiven‘ Zeitgeist, wo alles wandelbar und verhandelbar erscheint. Es stellt fast schon eine Provokation in Gesetzesform dar.“ – bto: Das ist ein Gedanke, den ich bisher übersehen habe. Es stimmt natürlich, dass es dem sozialistischen Menschen entgegensteht.
  • „Familien verhalten sich erfahrungsgemäss oft vernünftiger und vorausschauender als der Staat. Sie sorgen für ihre Nachkommen vor. Die Bande und die Solidarität zwischen den Generationen spielen eine umso wichtigere Rolle, als der Staat in zentralen Dingen seine Aufgaben nicht mehr richtig erfüllt – allen voran bei der Altersvorsorge, wo absehbar riesige Probleme auf die Jungen zukommen. Es ist gut möglich, dass Erbschaften wieder eine grössere Rolle bei der Alterssicherung spielen werden, gerade auch für die Mittelschicht.“ – bto: Und das soll so sein.
  • Das familiäre Vermögen ist die bald letzte Bastion, die sich dem staatlichen Zugriff und der obrigkeitlichen Umverteilung entzieht. Wenn man das Erbrecht schwächt, setzt man die Politik über die Familie und das Kollektiv über das Private. Wer kann das wollen?“ – bto: Das ist klar: Sozialisten.

nzz.ch: „Erben sei ungerecht, wird gejammert. Von wegen: Erbschaften sind bald das letzte Mittel, um sich der staatlichen Umverteilung zu entziehen“, 13. Januar 2023