“Albert Edwards: ‚Citizens Will Soon Turn Their Rage Towards Central Bankers‘”

Es gibt herausragende Beobachter der Märkte, von denen man nur schwer die Materialien direkt erhält. Zu ihnen gehört zweifellos Albert Edwards, Erfinder der Eiszeitthese und gelegentlich auf bto. Letztes zumeist via Zero Hedge. So auch heute mit seiner Prophezeiung, dass es den Notenbanken in der nächsten Krise an den Kragen gehen wird. Und sei es nur, weil die Politiker so vom eigenen Versagen ablenken:

  • “While politics in the West reels from a decade of economic crisis and stagnation, asset prices continue to surge on the back of continued rapid growth in G3 QE. In an age of “radical uncertainty” how long will it be before angry citizens tire of blaming an impotent political system for their ills and turn on the main culprits for their poverty – unelected and virtually unaccountable central bankers? I expect central bank independence will be (and should be) the next casualty of the current political turmoil.” bto: Ich halte diese Annahme für denkbar. Überzeugt bin ich nicht. Politiker und Notenbanker werden gemeinsam auf andere Schuldige zeigen.
  • What about the 3.5x oversubscribed 100 year Argentine government bond? (…) But what concerned me most about the story was it was demand from investors (reverse enquires) that prompted the issue. Is it just me or can I hear echoes of the mechanics of the CDO crisis? But no one cares when the party is still raging and investors, drunk with the liquor of loose money, are blind to the inevitable catastrophe that lies ahead.  bto: Warum sollte man auch? Vor allem sind alle Incentivesysteme auf Herdentrieb ausgerichtet.
  • “In the immediate aftermath of the 2008 financial crisis, politicians skilfully diverted the publics’ anger away from themselves by scapegoating the bankers. After another eight years of economic stagnation that excuse no longer is tenable and politicians themselves are now taking the flak. But citizen revolutionaries will, I think, soon turn their fire on those who I believe are truly responsible for their plight.” bto: was wir in Deutschland immer übersehen. In den anderen Ländern geht es längst nicht so gut.
  • Anecdotally we all know wealth inequality has risen due to central bank QE and free money. Although we can see and feel it, it is reassuring to see firm evidence. This week the UK Resolution Foundation published a damning report into rising wealth inequality in the UK. The report found the key driver for rising inequality was the collapse in UK home ownership since the 2008 financial crisis to a 30 year low. bto: Klar, weil sie nicht mehr an der Assetpreisinflation teilnehmen, fallen immer mehr vermögensmäßig zurück.
  • “At least in the run-up to the 2008 GFC, owner occupation in the UK and US surged along with house prices and so working people had the illusion they were getting richer along with the rest of the population. Now there is no such illusion for what has been dubbed “generation rent”. In the US, to add insult to injury, rent inflation has rapidly outstripped CPI since the GFC.” bto: Die Illusion des Reichtums für alle ist weg, stattdessen sinkt das verfügbare Einkommen.
  • “My dire prognostications back in January 2010 proved premature (as usual). It has taken another seven years of economic stagnation and falling living standards of working people, together with the sight of the rich getting richer as a result of central bank QE polices, for the patience of ordinary working people to snap – most visibly in the US and UK elections. That rage has not diminished and the system is in the process of breaking down.” bto: Das ist eine Befürchtung, die ich teile.
  • “(…) there is a huge sigh of establishment relief in the eurozone in the wake of the defeat of the far right in recent French and Dutch elections. The establishment hope the tide towards radicalism has turned at least in continental Europe. That belief is wrong in my view and the current revolution will devour more political and establishment victims before it’s over, most notably the central bankers themselves. bto: Verdient hätten sie es!

zerohedge.com: “Albert Edwards: ‚Citizens Will Soon Turn Their Rage Towards Central Bankers‘”, 22. Juni 2017

Kommentare (6) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. juergen hienzsch
    juergen hienzsch sagte:

    … und wer soll die Regierung abwählen bzw. seinem Ärger gegen die Notenbanken Luft machen, wenn 90% der Wähler
    immer noch das merkelsche Kartell sozialistischer Parteien wählen?
    Die Leute sind durch die Konsensmedien intellektuell abgeschnitten und haben noch nie etwas von Geldpolitik gehört.
    Sie sind emotional manipuliert und betrachten die Umstände als gottgegeben.
    Die Ausschreitungen gegen die AfD sind dafür symptomatisch.

    Antworten
  2. Daniel Winter
    Daniel Winter sagte:

    „My dire prognostications back in January 2010 proved premature” — Nein, nicht premature lieber Herr Edwards, sondern kategorisch FALSCH. Wenn man schon Vorhersagen macht (und damit sein Geld verdient), dann bitte auch eingestehen, wenn man nicht richtig lag.

    Antworten
  3. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >In an age of “radical uncertainty” how long will it be before angry citizens tire of blaming an impotent political system for their ills and turn on the main culprits for their poverty – unelected and virtually unaccountable central bankers?>

    Das Kriterium ist m. A. n. nicht „radical uncertainty“, sondern vielmehr „radikale Hoffnungslosigkeit“, Arbeit zu finden, die subjektiv als gut bezahlt eingestuft wird, eine auskömmliche Rente zu erlangen oder vor allem im ländlichen Raum den fortschreitenden Abbau von Dienstleistungen erleben zu müsse.

    Das trifft vor allem die Politik.

    Die Notenbank hat mit all dem DIREKT, d. h. für den Normalbürger ZUORDBAR, nichts zu tun.

    Und daher wird die POLITIK – nicht die Bevölkerung – die Notenbank schuldig sprechen.

    >But citizen revolutionaries will, I think, soon turn their fire on those who I believe are truly responsible for their plight.“>

    Das sehe ich anders.

    Wenn Bürger “revolutionäre” werden, dann wählen sie rechts – GEGEN den politischen Mainstream.

    Das kann man schon mal aus der Eurozone austreten wollen, aber gegen die EZB, d. h. gegen deren Geldpolitik z. B. votiert da niemand.

    Und wen ich WIRKLICH verantwortlich für die Misere halte, muss ich hier nicht wiederholen.

    >That rage has not diminished and the system is in the process of breaking down.>

    Kann sein, aber nicht weil die Leute einen Zorn auf Yellen haben.

    Anders:

    Die Abgehängten glauben NICHT einlösbare Versprechungen, in USA ganz offensichtlich denen von Trump, und da Trump nicht liefern kann, macht er ANDERE verantwortlich, die Medien sowieso, aber auch das Washingtoner Establishment. Zu denen gehören auch die Demokraten. Wenn die dann auch nicht liefern – auch Clinton und Kohorten können es nicht – spaltet sich das Land noch mehr, möglicherweise bis hin zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen.

    So wie ich die Dinge sehe und sie zumindest teilweise empirisch belegbar sind, ist das, was A. Edwards hier serviert, an den Haaren herbeigezogen.

    Damit meine ich den Zorn der Leute; nicht, dass die Notenbanken nicht zur Misere beigetragen hätten und daher nicht verantwortlich zu machen sind.

    Im Gegenteil – siehe Greenspan.

    Antworten
    • jobi
      jobi sagte:

      sehe ich genauso – Bestes Beispiel: die AFD-Gründung war ursprünglich geldpolitisch motiviert. Politisch erfolgreich wurde die Partei aber erst nach Übernahme durch die Populisten.

      Antworten
  4. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    Albert Edwards: “I expect central bank independence will be (and should be) the next casualty of the current political turmoil.“ Ja, aber wäre es inzwischen nicht sogar besser, wenn sie ihre Unabhängigkeit verlieren? Aktuell handelt es sich um undemokratische Institutionen, die nur deswegen keiner politischen Kontrolle unterworfen sind, weil in den 1920er bis 1940er-Jahren Politiker eine noch unseriösere Geldpolitik gemacht haben, woraufhin ein gewisser gesellschaftlicher Konsens bestand, die Geldpolitik vom Rest der Politik zu trennen. Je unseriöser die Notenbanken werden, umso stärker wird der Ruf nach demokratischer Kontrolle werden. Zurecht! Alternativ könnte es natürlich auch sein, dass in breiten Bevölkerungsschichten der Ruf nach den nicht vermehrbaren Edelmetallen Gold und Silber erschallt. Allerdings glaube ich das ehrlich gesagt nicht, denn die Technologie ist über den Münzhandel hinweggegangen. Aber sicher bin ich mir nicht.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      > Je unseriöser die Notenbanken werden, umso stärker wird der Ruf nach demokratischer Kontrolle werden. Zurecht!>

      Lassen wir mal das mit „unseriös“.

      Wenn es um diesen Begriff geht, sehe ich die Politik weit vor den Notenbanken.

      GERADE, weil die Politik keine Strukturreformen durchzusetzen kann, aber gleichzeitig bei geringem Wirtschaftswachstum mehr und mehr Transfers rechtfertigen muss, wird SIE nach der Kontrolle über die Notenbanken verlangen. Hatten wir schon unter Hollande.

      Gelänge dies, ist nichts Gutes zu erwarten.

      Vergessen Sie Ihr „Zurecht!“.

      Antworten

Ihr Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreibe einen Kommentar zu Daniel Winter Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.