Achtung: “Claqueur der SPD!”

Vor einigen Wochen schrieb ich einen kritischen Kommentar über Marcel Fratzscher vom DIW beim The Globalist. Folge war eine ziemlich harsche Aufforderung der Pressestelle des DIW, den Text zu ändern, weil es keineswegs so sei, dass Fratzscher für Umverteilung plädiere und er würde echte Probleme ansprechen usw.

„Is Germany Really Poverty-Stricken?“

Jetzt bin ich gespannt, ob der F.A.Z. Ähnliches droht (vermutlich nicht, darf Fratzscher ja auch dort mal schreiben). Denn sie hat deutlich und ausführlich klargemacht, dass Fratzscher den Titel als Institutschef und Wissenschaftler missbraucht für Desinformation und Parteinahme. Hier die genüsslichen Highlights:

  • In nur vier Jahren seit seinem Amtsantritt als DIW-Chef hat der Ökonom Marcel Fratzscher (46) sich zum ersten und lautstarken Claqueur der Sozialdemokraten gemausert, kometenhaft aus dem Nichts kommend (einer Unterabteilung der Europäischen Zentralbank), bienenfleißig und mit einem unfassbaren Output an vervielfältigten Sätzen (Gastkommentaren) und gesprochenen Soundbites zu allem und jedem.” bto: und oft mit zweifelhaften Fakten!
  • Fratzscher (…) verleiht inzwischen der SPD das Gütesiegel „wissenschaftlich geprüft und für gut befunden“; er ist zuständig für den Nimbus, den akademischen Heiligenschein politischer Ziele und Programme aus der SPD-Baracke.” bto: Und das ist eben nicht wissenschaftlich stabil. Da sind die Daten von Piketty noch besser.
  • “(…) bei besonders herausragenden Gelegenheiten sogar gelingt, in vorauseilendem Gehorsam ein Thema einsam in die Welt zu setzen, die SPD anschließend darauf aufspringen zu lassen, um der Partei hinterher zu bescheinigen, sie habe das rechte Thema zur richtigen Zeit gefunden.” bto: Gemeint sind Investitionslücke und Ungleichheit.
  • Auch diese Ungerechtigkeit hat Fratzscher nach bewährtem Muster in die Welt gesetzt: Erst schreibt er ein Buch (Verteilungskampf), dann lässt er das Werk in Berlin öffentlich vorstellen: Prominentester Gast ist SPD-Mann Martin Schulz, der Fratzschers Streitschrift ein provozierendes Buch nennt, um anschließend in seinem Wahlkampf das Thema Gerechtigkeit ins Zentrum zu stellen. Stets macht Fratzscher große Fässer auf, (…).” bto: und das mit anerkannt falscher Darstellung der Fakten!!
  • Offenkundig zwar, aber unspektakulär ist es, dass in Deutschland Einkommen und Vermögen nicht gleich verteilt sind. Diese Selbstverständlichkeit wird von Fratzscher zum moralischen Skandal überhöht, was Klickzahlen als öffentlichen Profit abwirft und privilegierte Behandlung im Willy-Brandt-Haus garantiert.” bto: schwache Analyse, gepaart mit politischem Spin. (Ungleichheit stagniert bzw. ist zuletzt rückläufig, alleine erklärbar mit Ausländeranteil, der steigt, wie bei bto vorgerechnet.)
  • Womöglich winkt Fratzscher dereinst als Dank ein Platz im Sachverständigenrat oder ein Spitzenjob in einer internationalen Organisation (IWF, Weltbank), sollten die Deutschen wieder einmal dran sein und die SPD das Sagen haben.” bto: womit dann sichergestellt wäre, dass es endgültig keine guten ökonomischen Ratschläge mehr gibt.
  • “Jene Ökonomen aber, die sich immer noch der wirtschaftspolitischen Beratung widmen, verbreiten gerne den Mythos, sie seien wie Platons Philosophenkönige politisch neutral und nur der Wahrheit oder der Wohlfahrt des Gemeinwesens verpflichtet. Dies ist exakt das Bild, das Fratzscher von sich gerne sehen möchte. Er gibt den Platoniker, strikt den großen Sachthemen verpflichtet. Eine besondere Nähe zur SPD leugnet er, was hierzulande außer ihm wohl kaum ein Zweiter behaupten würde.” bto: Er schadet massiv, man denke nur an seine lächerliche “Nutzen der Flüchtlings-Studie”, die nichts als eine schlecht gemachte Simulationsrechnung war, in der die Kosten systematisch unterschätzt und Erträge systematisch überschätzt wurden! → Streitgespräch Fratzscher – Stelter: „Ihre Botschaft ist fatal“
  • Er biegt die Wahrheit so lange, bis es quietscht. So schreibt er in seinem Verteilungskampf, die deutsche Mittelschicht – das Rückgrat jeder Wirtschaft und Gesellschaft – schrumpfe; die Menschen der Mitte seien die größten Verlierer des gebrochenen Wohlstandsversprechens. Postwendend musste er sich von seinem Vorstandskollegen Gert Wagner, einem alten Fahrensmann, unter Verweis auf Daten aus dem DIW belehren lassen, die These von der bröckelnden Mittelschicht sei lediglich eine gern erzählte Mär, aber keine gesicherte Erkenntnis.” – bto: schon damals auch Gegenstand eines Kommentars von mir. Es ist eine Frechheit, dass die Medien diesen Mann immer noch mit dem Nimbus des neutralen Wissenschaftlers auf allen Kanälen zu Wort kommen lassen. → Auftakt zur Umverteilungsorgie
  • Wer unfreundlich über Fratzscher redet, und das sind inzwischen nicht wenige unter den deutschen Ökonomen, sagt, Fratzscher, der ehemals exzellente Wissenschaftler, sei heute keiner mehr: Er gleiche eher einem Journalisten (wenig schmeichelhaft für Journalisten) oder sei inzwischen ganz zum Politiker mutiert.” – bto: Ich finde das nicht. Ich finde, er ist ein Propagandist mit dem Deckmantel des “neutralen Experten”,  auch, weil die Journalisten durch ihn ihre eigenen Vorurteile und politischen Wünsche propagieren können. Zeit, ihm mehr entgegenzutreten.

Ich habe mittlerweile schon eine Art “Schwarzbuch Marcel Fratzscher” bei bto

faz.net: “Claqueur der SPD”, 28. Juni 2017