46,5 Prozent der Migranten haben keinen beruflichen Bildungsabschluss

Der SPIEGEL-ONLINE-Titel ist ein anderer: „Bildung: Menschen ausländischer Herkunft haben häufiger Abitur als Deutsche.“ Wenn man nun böswillig wäre, so könnte man sagen, schönes Beispiel für die Manipulation der Medien. Denn wenn man den Artikel liest, bekommt man folgende Information:

  • „Demnach besaßen 2014 genau 30,0 Prozent der Bevölkerung mit Migrationshintergrund Abi oder Fachhochschulreife, gut ein Prozentpunkt mehr als im Vorjahr. Der Anteil der Menschen mit Abitur, die keine Zuwanderungsbiografie haben, wuchs binnen eines Jahres von 27,7 auf 28,5 Prozent (2014).“ – bto: Eine steigende Menge muss nicht mit steigender Qualität einhergehen.
  • „‚Das gesamte Bildungsniveau steigt‘, sagte Udo Kleinegees vom Bundesamt.“ – bto: Was für eine blödsinnige Aussage. Bereits vor einigen Monaten habe ich den Beitrag „Deutschland im Akademisierungswahn“ hier verlinkt. Klare Aussage: Wir schaffen mehr Abiturienten, die allerdings immer weniger können!
  • „Bei den Abiturienten mit Migrationshintergrund gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Herkunftsländern. Von den Menschen mit türkischen Wurzeln – mit rund 2,2 Millionen die größte Gruppe in Deutschland – haben nur gut 14 Prozent Abi oder Fachhochschulreife.“ – bto: Das kann nicht überraschen, weil viele Studien dies zeigen.
  • „Bei der zweitgrößten Gruppe, den Polen (1,3 Millionen), sind es rund 36 Prozent. Bei den Spaniern waren es 43 Prozent, von den Menschen mit Wurzeln in der Ukraine haben fast 51 Prozent Abi oder Fachhochschulreife. Bei den 67.000 Syrern ist es jeder Dritte, bei den 112.000 Afghanen fast jeder Dritte.“ – bto: Dabei gilt auch hier, dass ein formaler Abschluss überhaupt nichts über die eigentliche Qualifikation sagt.
  • „So gut die Schulbildung bei vielen Mitgliedern aus Migrantenfamilien ist, so schlecht steht es bei vielen von ihnen um die Berufsausbildung: 46,5 Prozent von ihnen haben laut Statistischem Bundesamt keinen beruflichen Bildungsabschluss – im Vergleich zu 21,2 Prozent in der Bundesbevölkerung ohne ausländische Wurzeln.“ – bto: Aber darauf kommt es an in unserer Industriegesellschaft.
  • Ein Kommentator ergänzt zugleich: „Die gleiche Statistik sagt aber auch aus, dass von den Menschen mit Migrationshintergrund 12,5% überhaupt keinen allgemeinen Schulabschluss haben (also jeder 8.), während es bei der Bevölkerung ohne Zuwanderungshintergrund nur ca. 1,6 % sind, die gar keinen Schulabschluss haben. Dies erklärt sicher auch, wieso bei dem Teil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ein viel höherer Prozentsatz dauerhaft auf Sozialleistungen angewiesen ist.“ – bto: richtig.

Was wir tun müssten, um die ökonomische Chance, die Zuwanderung sein könnte, zu nutzen, habe ich hier beschrieben.

SPIEGEL ONLINE: „Bildung: Menschen ausländischer Herkunft haben häufiger Abitur als Deutsche“, 8. September 2015

→ Statistisches Bundesamt: Allgemeine Schulausbildung nach Migrationsstatus, Staatsangehörigkeit und Erwerbsstatus