2016: Die Probleme bleiben die alten

Auch 2016 dürften mir bei bto die Themen nicht ausgehen. Über die Feiertage konnte man eine wahre Flut an interessanten Nachrichten und Analysen lesen, die ich, nun, nachdem die meisten Leser aus dem Urlaub wieder zurück sind, nach und nach vorstellen und kommentieren werde. Dabei bleiben die Kernthemen die alten: Überschuldung, schwaches Wachstum, ungelöste Eurokrise, falsche Wirtschaftspolitik, Selbstüberschätzung Deutschlands (vor allem durch die hiesigen Politiker), wirtschaftlicher Niedergang – kurz: die Eiszeit in der Weltwirtschaft. Hinzu kommen dann Themen wie die politische Antwort auf die Flüchtlingskrise, die die oben genannten Probleme verkennt und verstärkt. Es wird dabei schwer sein, immer etwas Neues zu finden, weil sich die bekannten Themen nur weiter verstärken und verschleppen. Andererseits wächst der Leserstamm von bto sehr erfreulich und hier und da zeigen Fragen, dass eben noch nicht alles durchdrungen und verstanden ist.

Der entscheidende Punkt bleibt, dass wir seit Jahrzehnten in der Welt über unsere Verhältnisse leben. Die Verschuldung wächst ungebremst immer weiter an und dabei schneller als das Einkommen. Auf Dauer kann es nicht gut gehen, wenngleich ich zugeben muss, dass es schon viel länger gut geht, als ich gedacht habe. Zum Auftakt des Jahres dennoch ein paar Charts zur Einstimmung:

Gesamtschulden in den USA relativ zum BIP (nicht neu und sieht woanders genauso aus):

(Der kleine Rückgang nach 2008 war übrigens die Finanzkrise, so viel zum Thema „Deleveraging“.)

Was man auch anders darstellen kann, nämlich an der Wirkung von neuen Schulden auf das BIP. Für einen US-Dollar an neuem BIP waren immer mehr neue Schulden erforderlich. Das habe ich hier viel diskutiert. Liegt unter anderem daran, dass ein immer größerer Teil der neuen Schulden dazu dient, vorhandene Schulden „zu bedienen“.

Erforderliche Schulden für neues Wachstum von einem US-Dollar:

Damit einher geht auch ein Rückgang des Produktivitätsfortschritts. Hier bei bto regelmäßig diskutiert:

→ Produktivitätszuwächse wären nett

→ Produktivitätswachstum auf dem Niveau von 1840

→ Fatal für Schuldner: Produktivität der Weltwirtschaft sinkt

Ob nun die Schulden eine der Ursachen für rückläufige Produktivität sind (schlechte Investitionen und Überkapazitäten werden nicht bereinigt) oder die Folge der schwachen Wachstumsraten, ist letztlich egal. Aus den Schulden herauswachsen ist so oder so illusorisch. Interessant ist auf jeden Fall, dass die Schulden so richtig anfangen zu steigen, nachdem das Produktivitätswachstum gefallen war:

Schulden relativ zum BIP vs 10-Jahres Durchschnittswachstum der Produktivität

 

Und da sitzen sie nun, die Politiker und die Notenbanker, und sind mit ihrem Latein am Ende. Jahrzehntelang haben sie mit immer mehr Schulden die schlechte fundamentale Entwicklung kaschiert. Jetzt, wo wir am Ende der Verschuldungskapazität sind, kommt der Tag der Wahrheit immer näher – was nicht bedeutet, dass es gleich morgen kracht. Davor stehen noch das Helikopter-Geld und ähnliche Spiele. Deshalb: zunächst die Eiszeit, dann die Bereinigung.

→ Zero Hedge: „The Tragicomedy Of Self-Defeating Monetary Policy“, 4. Januar 2016