1929, 1989 und 2008: Nur die USA konnten sich absetzen

Diese kleine Analyse fand sich vor einiger Zeit in dem täglichen – kostenfreien und sehr empfehlenswerten – Newsletter von John Authers von Bloomberg. Der Vergleich der Börseneinbrüche von 1929, in Japan 1989 und 2008 in den USA und im Rest der Welt. Interessant ist, wie sehr der Rest der Welt den früheren Baissen ähnelt, während die USA sich immer weiter absetzen konnten. Bis jetzt:

  • “After the credit bubble burst in late 2007, my prediction (along with that of many others) was that we would watch stocks settle into a classic drawn-out bear market.(…) This is what happened to the Dow Industrials after the great crash of 1929 (in red below), the Nasdaq Composite after the dot-come bubble burst early in 2000 (shown in purple), and Japan’s Nikkei 225 after its great bull market peaked on New Year’s Eve 1989.” – bto: Das habe ich auch gedacht und deshalb an der großen Erholung nur partiell teilgenommen.
  • “In the U.S., stocks have confounded such predictions. But if we look at the MSCI ACWI index excluding the U.S., an index that effectively covers all the world’s non-American stock markets, we can see that the pattern is indeed similar to the previous great post-bubble bear markets. It is shown in white:” – bto: was dadurch verstärkt wird, dass zum Beispiel in der Eurozone die Kreditblase größer war als in den USA und wir auch weniger gut auf die Krise reagiert haben.

Quelle: Bloomberg

Das zeigt auch dieses Chart, das S&P 500 mit dem Rest der Welt vergleicht:

  • “It looks as though the U.S. stock market has dodged a post-bubble reckoning. Can it really continue to do so?” – bto: Das ist in der Tat eine sehr interessante Frage. War es wirklich eine Lösung der Probleme oder haben die USA nur richtig Anlauf genommen für die nächste Phase der Krise?

Blackrock zeigt uns dann noch, was hinter der Entwicklung der Aktien steht:

  • Since 2010, the S&P 500 Index has outperformed (on a price basis) the MSCI ACWI ex-U.S. Index by an average of 70 basis points (bps) a month, a statistically significant difference.” – bto: Das kann man wohl sagen, denn die USA sind auf dem Weg Richtung Japan ja auch etwas zurück.
  • “All of this raises the question: Why have U.S. stocks been perennial out-performers since the financial crisis? There are many potential explanations, but one simple one is profitability. (…) Since the beginning of 2010 the average ROE spread between the two indexes has widened to 3.7%. Just as important, (…) not only have U.S. companies been significantly more profitable than their non-U.S. counterparts, but excess U.S. profitability has been consistently more reliable in the post-crisis environment.” – bto: was auch damit zu tun hat, dass die USA wirklich einen, wenn auch schwachen, so doch stabilen Aufschwung hatten.
  • “U.S. growth, while below the pre-crisis norm, has been consistently faster than Europe and Japan, particularly when you compare nominal growth, i.e. the rate of growth before adjusting for inflation. Faster growth supports higher operating leverage.” – bto: Ein deflationäres Umfeld ist so gesehen Gift für Aktien.
  • “The U.S. is also increasingly home to the world’s marquee companies in technology and communications, companies that tend to be consistently more profitable than the broader market.(…) The top three companies in the S&P 500 are Microsoft, Apple and Amazon. Their average ROE is 39%. By contrast, the top three companies in Europe–Total, SAP and LVMH–have an average ROE of 14%. Perhaps it’s not such a mystery why U.S. companies, despite materially higher valuations, continue to outperform.”

Und das haben sie auch in den letzten zwölf Monaten, wie diese Analyse der  Kurstreiber zeigt:

Quelle: Blackrock

Übrigens ein Bild, das Werbung für UK und Japan macht.

bloomberg.com: “China May Have Miscalculated Trump’s Weak Spot”, vom 14. Mai 2019

→ blackrockblog.com: “The roots of U.S. stocks out-performance”, 11. Mai 2019

Kommentare (15) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Ernst Meier
    Ernst Meier sagte:

    Man sollte auch nicht vergessen, dass amerikanische Firmen massiv eigene Aktien zurückkaufen.
    Seit dem Tief in Dezember 2018 massiv. Da kommt ein hoher Prozentsatz der Steigerungen her.
    Um der Welt zu zeigen wie sind die Größten.
    Das totale Ponzi Schema.

    Antworten
  2. Bernhard-Albrecht Roth
    Bernhard-Albrecht Roth sagte:

    @ Daniel Stelter

    “Interessant ist, wie sehr der Rest der Welt den früheren Baissen ähnelt, während die USA sich immer weiter absetzen konnten.”

    Ja warum ist das denn so, vielleicht weil die USA die Weltleitwährung und die größte Spekulationswirtschaft zum Nachteil aller anderen haben?

    Warum sieht niemand den “another elephant in the room”, einfach der Spur des Geldes folgen, wie ich schon mal beschrieben habe!

    Siehe:
    https://think-beyondtheobvious.com/stelter-in-den-medien/auf-dem-weg-in-die-ddr-2-0/#comment-67320
    und
    https://think-beyondtheobvious.com/stelter-in-den-medien/auf-dem-weg-in-die-ddr-2-0/#comment-67363

    Beste Grüße,
    Bernhard-Albrecht Roth

    Antworten
  3. Michael Logies
    Michael Logies sagte:

    Den ROE mit Fremdkapital zu steigern, auch hier dürften die USA führend sein, war kein Kunststück, sondern ein Taschenspielertrick, der den USA auf die Füße fallen sollte.

    Antworten
  4. Christian Hu
    Christian Hu sagte:

    Platforms, Platforms, Platforms: https://www.estart.co.za/wp-content/uploads/2018/04/365972-thumb.jpg

    Auch als Index: https://www.plattform-index.com/?fbclid=IwAR22OGIGav4d22njxv4C38onUsdeBkr7RzulFnKACnVDxOvKOHQcSHXRKkg

    Und in Bubbles: https://i.redd.it/56ykjxh6vnl21.jpg

    Europa im aktuellen Zustand ist einfach zu fragmentiert, sowohl regulatorisch als auch sprachlich, um die selbe Skalierbarkeit zu erwirken wie die USA oder China.

    Plattformen generieren mikroökonomisch einen hohen Mehrwert bei allen, die auf ihnen spielen, da sie Anbietern eine einfache und schnelle Möglichkeit bieten, ihren Absatz auszuweiten (z.B. Amazon-Händler) und Konsumenten viele Anbieter an einem Ort zur Auswahl geben.

    Die Absatzausweitung kaufen sich Händler jedoch nur unter gewaltigen Einbußen in der Marge ein, denn die Provisionen an den Plattformbetreiber sind erheblich (15-45% des Bruttoumsatzes). Da aber die Konsumenten aufgrund von Netzwerkeffekten einen immer höheren Anteil ihrer Einkäufe auf Plattformen tätigen, wird volkswirtschaftlich betrachtet Absatzmenge von außerhalb auf die Plattformen verschoben, wo Verkäufe jedoch nur unter Margeneinbußen stattfinden.

    Gewinner sind die Betreiber der Plattformen in den USA, vermehrt auch die chinesischen Händler, welche ihre Waren mittlerweile direkt ins Leipziger Lager schicken um sie direkt ohne Zwischenhändler und ohne Beachtung der Umsatzsteuerpflicht in Deutschland zu vertreiben.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Christian Hu

      “Gewinner sind die Betreiber der Plattformen in den USA, vermehrt auch die chinesischen Händler, welche ihre Waren mittlerweile direkt ins Leipziger Lager schicken um sie direkt ohne Zwischenhändler und ohne Beachtung der Umsatzsteuerpflicht in Deutschland zu vertreiben.”

      Den Eindruck habe ich auch. Und meine Erfahrung ist, dass in den meisten Fällen die chinesischen Händler nicht in der Lage sind, eine einwandfreie Rechnung zu erstellen, auch auf Nachfrage nicht.

      Antworten
      • Christian Hu
        Christian Hu sagte:

        Wozu auch, wenn man eh nicht weiß, dass man in Deutschland USt abführen muss oder es nicht tun will. Neue Firma in China gründen ist einfacher, und Amazon ist es egal

    • troodon
      troodon sagte:

      “Plattformen generieren mikroökonomisch einen hohen Mehrwert bei allen, die auf ihnen spielen,…”
      Und bei denen, die nicht darauf spielen, ist es umgekehrt. Monopoloartige Entwicklungen mit den entsprechenden Folgen.
      Und wie man die dann politisch einsetzt, merkt gerade Huawei…

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @troodon

        Plattformen bringen auch aus politischer Sicht einen hohen Mehrwert: Durch sie ist es viel einfacher, unerwünschte Meinungen zu kontrollieren und zu zensieren oder ganz nervige Unruhestifter einfach von allen Diensten auszuschließen. Paypal und Mastercard testen gerade die Grenzen aus.

        Aber vielleicht schafft es Huawei, das entstandene Oligopol bei den Smartphone-Betriebssystemen (iOs, Android, Rest irrelevant) aufzuknacken, wenn es sein eigenes Betriebssystem entwickelt und in den Markt bringt. Europa hätte das schon vor Jahren tun sollen, konnte oder wollte aber offensichtlich nicht: https://www.zerohedge.com/news/2019-05-20/after-hammer-blow-google-paralyzed-huawei-scrambles-develop-its-own-os

      • Gregor_H
        Gregor_H sagte:

        “Wozu auch, wenn man eh nicht weiß, dass man in Deutschland USt abführen muss oder es nicht tun will. ”

        Das verstehe ich nicht. Irgendjemand, eine Person oder eine Firma, ist der EMPFÄNGER der Ware im “Leipziger Lager”. Und der/die ist EUSt-pflichtig. Und die EUSt stellt der Zoll bei der Einfuhr fest. Und den eventuell zu zahlenden Zollbetrag ebenfalls.

      • troodon
        troodon sagte:

        @ Richard Ott
        “Plattformen bringen auch aus politischer Sicht einen hohen Mehrwert:Durch sie ist es viel einfacher, unerwünschte Meinungen zu kontrollieren und zu zensieren oder ganz nervige Unruhestifter einfach von allen Diensten auszuschließen.”
        Absolut. Deshalb ist die europäische Abstinenz in diesem Bereich auch so zukunftsweisend. :(

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott, troodon

        Völlig d’accord.

        Das Bestürzende an dem Umgang mit Huawei:

        a) Ein Wort von der Regierung in Washington und UMGEHEND reagiert die Plattform – mit Folgen bis Kleinkleckersdorf, wo Leute das „falsche“ Handy gekauft haben.

        und

        b) wenn Huawei tatsächlich ein proprietäres OS entwickeln und durchsetzen kann, dann wird es auf ein Wort der Regierung in Peking reagieren – wiederum mit Folgen bis Kleinkleckersdorf, wo Leute weiterhin das „fasche“ Handy gekauft haben.

        Was kann man da nur tun?

        Wenn schon eine bessere EU, dann könnte man vielleicht einmal darüber nachdenken, eine EUROPÄISCHE Plattform zu entwickeln.

        Dann läge der hohe Mehrwert für MANIPULATION wenigstens in europäischer Hand, immerhin das.

        Dazu wird es nicht kommen.

        Man müsste z. B. den Agrarhaushalt der EU erheblich kürzen.

        Das ist unmöglich, denn dann würden die Bauern ihre Traktoren anwerfen und den Regierungen einmal zeigen, wo der Barthel den Most holt …

      • Christian Hu
        Christian Hu sagte:

        @Gregor_H:

        Die Einfuhrumsatzsteuer wird natürlich gezahlt, also ca. 15% auf die Herstellungskosten, da dies der Spediteur bei der Zollanmeldung mit auf die Rechnung schreibt.

        Die Umsatzsteuer auf den Verkaufspreis aber, welcher bei guter Unternehmensführung mindestens ca. 300% des Einkaufspreises betragen sollte, wird aber von asiatischen Händlern weiterhin gerne vergessen.

        Immerhin gibt es aber einen positiven Trend, seit der Gesetzgeber nach vielen
        Jahren und Aussterben fast sämtlicher deutscher Onlinehändler endlich reagiert hat:
        https://www.deutschlandfunk.de/gesetz-zur-umsatzsteuerhaftung-mehr-chinesische.3669.de.html?dram:article_id=442083

    • F+Christian Hu
      F+Christian Hu sagte:

      Für Interessierte hier auch ein guter Überblick über den aktuelle Situation am Markt bezüglich Plattformen:
      https://www.youtube.com/watch?v=ez_XKkatXrM

      Fazit: 10% des Welt-BIPs wird aktuell schon über Plattformen abgewickelt, Tendenz steigend auf 30-40%. Wir sind quasi nicht dabei, führend sind USA und China, welche “zufällig” auch für einen Großteil des Weltwachstums stehen.

      Sehr gut investierte 45 Minuten für alle, die näher an das Thema Digitalisierung kommen wollen.

      Antworten
      • Gregor_H
        Gregor_H sagte:

        @Christian Hu

        Danke für die Antwort!
        Wer zahlt denn die EUSt und ggf. den Zoll?

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