“Zombie-Banken stützen Zombie-Schuldner”

Im Mai habe ich auf WiWo.de über die Zombie-Banken und Unternehmen in Europa geschrieben: eine direkte Folge der Politik der Konkurs-Verschleppung in der Eurozone und der Therapie mit billigem Geld.

Nun äußert sich Hans-Werner Sinn in einem Beitrag für die WirtschaftsWoche genauso:

  • „Die Ökonomie gerät bei fallenden Zinsen in ein permanentes Siechtum. Dieses findet erst dann ein Ende, wenn es in der Geldpolitik erneut einen Paradigmenwechsel gibt – wenn nicht gar eine echte Kulturrevolution“, schreibt Hans-Werner Sinn, der langjährige Präsident des ifo-Instituts.” – bto: “Zombifizierung” eben.
  • Der Ökonom sieht durch die expansive Geldpolitik den Strukturwandel in der Wirtschaft blockiert. „In der aktuellen Krise wird die schöpferische Zerstörung als Basis eines neuen Aufschwungs durch die Geldpolitik verhindert.” – bto: weil die Überkapazitäten und Fehlinvestitionen nicht bereinigt werden.
  • “Die Notenbanken haben sich von Vermögensbesitzern einreden lassen, durch groß angelegte, mit der Druckerpresse finanzierte Anleihekäufe könne man den Schumpeter’schen Konjunkturzyklus überwinden.” – bto: was eben nicht geht: Wir brauchen eine Bereinigung, den Reset.
  • “Doch verhinderten sie auch, dass sich genug junge Unternehmer und Investoren bereitfanden, von Neuem einzusteigen.” Die Folge sei eine Dominanz von Altunternehmen, die sich mühsam über Wasser halten, aber kaum investieren. Sinn: “Insbesondere in Europa blieben haufenweise Zombie-Firmen und Zombie-Banken erhalten. Sie blockieren aufstrebende Konkurrenten, die das Wachstum der Zukunft tragen könnten. So erstarrt die Wirtschaft.”

Hier nochmals meine Gedanken vom Mai. Gültig nach wie vor:

Ist die EZB nun der böse Enteigner der Sparer oder der Retter vor dem ganz großen ökonomischen Crash? Für beide Standpunkte wurden in der hitzigen Diskussion der vergangenen Woche gute Argumente vorgebracht. Dabei ist den meisten Befürwortern und Gegnern der EZB-Politik gemein, dass sie bei der Frage nach dem Preis des Geldes, dem Zins, die eigentliche Funktionsweise unserer Geldwirtschaft nicht berücksichtigen.

Stattdessen arbeiten sie mit realitätsfernen Annahmen. Deren Eckpunkt ist die Badewannen-Theorie. Wie in einer Badewanne gebe es demnach einen Zufluss an Ersparnissen und einen Abfluss an Mitteln für neue Kredite, die Investitionen und Konsum dienen. Sei die Nachfrage nach Kredit höher, so steige der Preis für Geld, also der Zins; seien die Ersparnisse höher, so sinke der Zins. Beides jeweils so lange, bis Angebot und Nachfrage nach Geld ausgeglichen sind. Seit Jahren, so die Anhänger dieser Theorie, gebe es in der Welt zu viele Ersparnisse. Deshalb seien die Zinsen auch schon vor den Interventionen der Notenbanken niedrig gewesen, was die folgenreiche Überschuldung befördert habe. Nach der Finanzkrise sei die Nachfrage nach Krediten weiter gefallen, während das Angebot an Ersparnissen weiter gestiegen sei, weil die Menschen aus Vorsicht mehr zurücklegten.

Auf den ersten Blick leuchtet diese Argumentation ein. Auch die Schlussfolgerung, dass es deshalb nicht die Schuld der EZB sei, dass die Zinsen so tief sind, sondern eben die Folge dieses Ungleichgewichts zwischen Sparen und neuen Schulden. Anhänger dieser Denkschule fordern demnach auch deutlich negative Zinsen und eine Einschränkung der Bargeldnutzung, um die Wirkung der negativen Zinsen zu verstärken.

Weit weg von der Realität

Das Problem an der Argumentation ist jedoch, dass sie mit der Realität herzlich wenig zu tun hat. Nicht die Höhe der Ersparnisse definiert die Höhe der Schulden, sondern umgekehrt: Erst Schulden schaffen einen Ersparnisüberhang.

Das liegt an unserem Geldsystem. Was die Badewannen-Theoretiker in ihrer Argumentation vernachlässigen, ist die Mechanik der Geldschöpfung. Banken brauchen keine Einlagen, damit sie Kredite vergeben und damit neues Geld schöpfen können. Banken vergeben Kredite gegen (normalerweise) gute Sicherheiten. Sie schreiben den Kredit dem Kunden auf seinem Konto gut, womit sich die Bilanz der Bank verlängert: Auf der Aktivseite steht die Forderung aus dem Kredit, auf der Passivseite die Einlage des Kunden. Sobald dieser das neu geschaffene Geld verwendet, um etwas zu kaufen, wandert die Einlage auf ein anderes Konto eines anderen Gläubigers, vielleicht bei einer anderen Bank. Im gesamten Bankensystem gleichen sich die Einlagen in Summe wieder aus. Die Notenbank hat hier nur eine passive Rolle. Sie vollzieht die Geldschöpfung der Banken lediglich nach.

Wenn nun aber die Banken ganz ohne die Notenbanken Geld schaffen – weshalb haben wir dann so tiefe Zinsen? Es müsste doch im Interesse der Banken liegen, möglichst hohe Zinsen zu bekommen. Das gilt aber nicht, wenn hohe Zinsen die Rückzahlung vorangegangener Kredite gefährden würden.

Dies könnte die Preispolitik der Banken erklären. Sie haben in den letzten Jahrzehnten immer mehr Kredite vergeben und dabei mit immer geringerem Eigenkapital gearbeitet. Zugleich ist die Qualität der Schuldner über Zeit gesunken. Je höher ein System „geleveraged“, also mit Schulden finanziert ist, desto größer ist die Krisenanfälligkeit: Es drohen heftige Einbrüche bei den Vermögenspreisen und Pleitewellen. Deshalb haben die Banken in den vergangenen Jahrzehnten die Zinsen tendenziell immer weiter gesenkt.

Mitgeholfen haben hier zweifelsohne die Notenbanken, die die Grundsätze ordnungsgemäßer Notenbankpolitik schon vor Jahren über Bord geworfen haben. Statt Geld in Krisenzeiten nur an solvente Banken gegen gute Sicherheiten und zu hohen Zinsen herauszugeben, haben die Notenbanken signalisiert: Egal, was ihr treibt, wir hauen euch wieder raus.

Nun sind die Forderungen der Banken längst nicht mehr so werthaltig, wie ursprünglich gedacht. Übersetzt bedeutet dies, dass das Bankensystem als Ganzes bei normalen Zinsen und einer ordnungsgemäßen Bewertung der Forderungen insolvent wäre. Hierin liegt der eigentliche Grund für die tiefen Zinsen. Sie helfen den Banken die Illusion aufrechtzuerhalten, die Forderungen seien noch werthaltig. Knapp gesagt: Zombie-Banken stützen Zombie-Schuldner.

Damit kommt naturgemäß auch die Kreditschöpfungsmaschine ins Stocken. Diejenigen, die schon Schulden haben, können nicht mehr Schulden verkraften. Diejenigen, die noch Verschuldungskapazität haben, nutzen diese nicht angesichts der unsicheren Wirtschaftsaussichten. Und die Banken können keine weiteren Kredite vergeben, weil sie eigentlich insolvent sind. Deshalb wächst die Kreditvergabe langsamer als in den Jahren bis 2007.

Ausnahme Deutschland

Wir in Deutschland sind die Ausnahme, weil bei uns noch genügend Verschuldungskapazität und -bereitschaft vorhanden ist. Die vielen Ersparnisse sind dabei nichts anderes als das Spiegelbild der vielen Schulden des Auslands bei uns. Von Schulden, die eigentlich nicht mehr bedient werden können.

Natürlich spielt die EZB eine wichtige Rolle dabei, die Zinsen unten zu halten. Sie hilft den Banken dadurch, dass sie die Zinsen für vermeintlich risikofreie Anlagen so tief drückt, dass es zu keiner Flucht aus dem Bankensystem kommt. Doch auch ohne EZB würde das Bankensystem die Zinsen nach unten manipulieren. So können die Banken ihren Zombie-Status verfestigen und darauf hoffen, dass das Problem sich mit der Zeit löst. Ein Blick nach Japan zeigt uns, dass diese Hoffnung trügen dürfte!

Kritiker der EZB, wie Torsten Polleit an dieser Stelle, fordern eine Abkehr von der Politik des billigen Geldes der EZB. Doch sie verweigern eine klare Antwort bezüglich der Konsequenzen: „Das wäre zweifelsohne ein schmerzlicher Prozess für die Verschuldeten und alle sonstigen Schuldgeldprofiteure“ schreibt er lapidar.

Es wäre eine große Depression, vergleichbar mit den 1930er Jahren, ist die wahre Antwort. Nur wenn Schulden und Forderungen im gleichen Maße reduziert werden, können wir zu normalen Zinsen zurückkehren. Da der politische Wille dazu fehlt, müssen wir uns noch auf viele Jahre tiefer Zinsen einstellen. Ursache sind nicht zu viele Ersparnisse, sondern zu viele faule Schulden.

Was tun also als Investor? Strategisch – gerade auch mit Blick auf die Eiszeit mit zunehmender Unfallgefahr und Volatilität – bleibt es bei unserem Standardportfolio aus Cash, Qualitätsaktien, Immobilien und physischem Gold. Taktisch lässt man natürlich die Finger von Banken in jeder Form. Wer darauf setzt, dass die Notenbanken uns weiter helfen, den Weg der japanischen Zombifizierung zu gehen, ist mit Langläufern der USA gut bedient. Diese bringen zurzeit mehr als die italienischen Pendants. Was daran liegt, dass die USA in der Tat weniger „geleveraged“ sind als Europa. Noch.

→ Wiwo.de: “Geldpolitik fördert Zombie-Banken”, 2. September 2016

→ WiWo.de: „Zombie-Banken stützen Zombie-Schuldner“, 28. April 2016

Kommentare (13) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    @ Dr. Stelter

    Nochmals Danke für Ihre bedenkenswerte Auffassung.

    >Ich denke – und das muss ich zu einem anderen Zeitpunkt länger ausführen, dass der Kapitalismus einer ständigen Zusatzverschuldung bedarf, diese aber NICHT zu einer steigenden Schuldenquote relativ zum BIP führen muss, solange es eine Mehranstrengung gibt. Also wenn die Schulden so gesehen produktiv sind. >

    Klare Aussage.

    Soweit, so gut.

    Wenn wir Parameter einführen, wird es spannend.

    Welche Optionen bestehen, wenn brachliegende Ressourcen (Unterbeschäftigung z. B.) absorbiert worden sind und das System über den Zinssatz hinaus Inflation generiert?

    Welche Optionen bestehen, wenn die Güternachfrage kontinuierlich fällt, z. B. wegen der Demografie bzw. hoher Sättigung?

    Oder die Produktivität soweit steigt, dass nicht mehr alle Menschen für die Befriedigung des Güterbedarfs erforderlich sind?

    Fragen über Fragen.

    Hier eine wie ich meine interessante Studie:

    http://docplayer.org/12145559-Ferdinand-wenzlaff-christian-kimmich-oliver-richters.html

    Antworten
  2. Nana Albert
    Nana Albert sagte:

    Rein in die Praxis:
    1. Die Regierung Merkel ist eine amerikanische Marionetten-Regierung
    2. Offiziell ist Deutschland souverän, mit dem Natovertrag, dem Natotruppenstatut und den amerikanischen Besatzungstruppen auf deutschem Boden, über 70 Jahre nach WK II Ende, ist der Status eines Vasallenstaates bis auf weiteres festgeschrieben. Auch, wenn die Menschen die Einzelheiten nicht genau kennen, sie wollen sich mit der Rolle Deutschlands als ewigem Sündenbock und Zahlmeister nicht mehr abfinden.
    3. Innerhalb der Berliner Politikerkaste ist keiner da, der irgendeinen “Arsch in der Hose” hat, bzw. bei dem sich auch nur ansatzweise irgendeine Art von Rückgrat erkennen lässt. Die Menschen im Land verachten sie, verlachen sie. Typisch Cem Özdemir, den schon seine Schulkameraden ausgelacht haben. Deswegen gestern das Kettensägenmassaker aller Systemparteien, wie Prantl es genannt hat.
    4. Findet sich ein Trommler, der so viel Mut hat, zu fordern, die Vereinigten Terrorstaaten von Nordamerika gründlichst nach Methode Sarkozy aus Deutschland und Europa hinauszukärchern, dann wird dessen Partei Orbansche Wahlergebnisse einfahren.
    5. Ceta, TTIP und andere Handelsabkommen sind letztendlich nichts anderes als die Wiedereinführung der Leibeigenschaft durch die Hintertür. In Kombination mit dem Bargeldverbot (bzw. beschränkungen) haben wir gesellschaftspolitisch wieder mittelalterliche Verhältnisse.
    Eine kleine Elite kontrolliert und kujoniert ihre Mitmenschen. Geheimgerichte wie in der pseudodemokratie USA, bei denen Menschen zu Angeklagten werden, ohne dass sie überhaupt davon wissen, dass sie angeklagt sind, zementieren dieses Herrschaftssystem.
    Die Menschen in diesem Land sind nicht mit den Einzelheiten vertraut, wittern aber die Gefahren.

    6. Das gesamte Wirtschaftssystem der Welt steht vor dem Kollaps. Der Insolvenzantrag der größten koreanischen Reederei, die wohl weltweit einen Marktanteil von ca. 7,5 % haben soll, könnte den Stein ins Rollen gebracht haben, denn nun ist Sand im Getriebe der internationalen Warenströme, weil der Containerumlauf blockiert ist.
    Auch hier verstehen nicht alle Menschen die Details, aber das tägliche Erleben am eigenen Arbeitsplatz lässt sie erahnen, dass ihnen der sog. Freihandel nur Nachteile bringt. Die Regierungen und nicht einmal die Gewerkschaften ihnen Hilfe und Unterstützung gewähren können oder wollen.
    (S. Thyssen Edelstahlsparte wo die IG Metall in Geheimverhandlungen mit der Unternehmensleitung den Arbeitern eine massive Verschlechterung der Lohn- und Arbeitsbedingungen aufs Auge gedrückt hat. Stichwort internationale Wettbewerbsfähigkeit).

    V.G. N.Albert

    Antworten
  3. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Vergessen wir die Badewannen-Theorie.

    Ihre Frage:

    >Wenn nun aber die Banken ganz ohne die Notenbanken Geld schaffen – weshalb haben wir dann so tiefe Zinsen? Es müsste doch im Interesse der Banken liegen, möglichst hohe Zinsen zu bekommen.>

    Ihre Antwort (Erklärung):

    >Sie haben in den letzten Jahrzehnten immer mehr Kredite vergeben und dabei mit immer geringerem Eigenkapital gearbeitet. Zugleich ist die Qualität der Schuldner über Zeit gesunken. Je höher ein System „geleveraged“, also mit Schulden finanziert ist, desto größer ist die Krisenanfälligkeit: Es drohen heftige Einbrüche bei den Vermögenspreisen und Pleitewellen. Deshalb haben die Banken in den vergangenen Jahrzehnten die Zinsen tendenziell immer weiter gesenkt.>

    Sie unterstellen damit standardmäßig folgendes Geschäftsgebaren der Banken bezüglich der Kreditvergabe:

    Wir geben Kredite. Wenn wir merken, dass die Bonität der Schuldner systembedingt, d. h. generell schlechter wird, senken wir durchgängig die Zinsen.

    Meiner Meinung nach verhalten sich Banken in aller Regel nicht so.

    Sie werden derartigen (neuen) Schuldnern KEINE Kredite gewähren.

    Schuldnern, denen sie bereits Kredite gewährt haben und deren Lage sich sehr verschlechtert hat, werden sie u. U. allerdings Refinanzierungskredite mit niedrigeren Zinsen geben, um zu verhindern, dass sie in die Insolvenz gehen und sie den ursprünglichen Kredit weitgehend oder ganz abschreiben müssen. DIESES Verhalten orientiert sich nicht an dem Leverage des Systems wie Sie behaupten („Je höher ein System …“), sondern an der SITUTATION des einzelnen Kunden (die natürlich eine im System ist) und an der SITUTATION der Bank (die natürlich auch eine im System ist).

    Hier meine Erklärung:

    Es gibt URSÄCHLICH einen Ersparnisüberhang. Darunter verstehe ich für Volkswirtschaften, die relativ gütergesättigt sind, relativ wenige junge Menschen und relative viele ältere aufweisen, die zudem immer älter werden, eine STRUKTURELLE NACHFRAGELÜCKE mit Blick auf das Produktionspotenzial. Das hat ein nachlassende Investitionstätigkeit zur Folge und damit einen geringeren Kreditbedarf. Soweit die Banken Kredite vergeben wollten, mussten sie diese zu geringeren Zinsen vergeben („Zinswettbewerb“). Das konnten sie auch, weil die Refinanzierungskosten und ihre eigenen Zinskosten (Guthabenzinsen auf Bankeinlagen) relativ niedrig waren (Globalisierungsdruck auf die Löhne, geringe Inflationsraten, d. h. Szenario „great moderation). Auf DIESER Basis, die mit einem Systemleverage erst einmal nichts zu tun hat – vielmehr dagegen mit dem Renditewettbewerb der Unternehmen, der schon seit Jahrzehnten ein Kostenwettbewerb ist –, kam es zu einer kontinuierlichen Krediterweiterung und mit Verschuldungsaufbau in nicht mehr tragbarem Umfang.

    Aufgrund diesen SO generierten Sachverhalts, d. h. in der Tat eines zu hohen Leverage, kommen wir zu einer Zombifizierung wie sie Sinn beschreibt und wie ich sie ja auch nicht ausschließe bzw. nicht bestreite, gerade auch nicht aufgrund der Geldpolitik der Notenbanken.

    Nach meiner Erklärung sind der bzw. ein wesentlicher Ausgangspunkt aber sehr wohl die Ersparnisse (= Nachfragemangel), wobei ich natürlich nicht die Schulden in Höhe der Ersparnisse definiere.

    Fazit:

    Demnach bin ich der Meinung, dass Ihre Aussage „Erst Schulden schaffen einen Ersparnisüberhang“ nicht haltbar ist.

    Die Krise (des Ersparnisüberhangs) beginnt nicht mit der Verschuldung.

    Sie beginnt mit den realwirtschaftlichen Megatrends, d. h. maßgeblichen Determinanten, die sich in letzten Jahrzehnten in den entwickelten Volkswirtschaften fundamental geändert haben.

    Antworten
    • Daniel Stelter
      Daniel Stelter sagte:

      Lieber Herr Tischer, damit sind Sie Anhänger der Thesen von Summers/Bernanke etc. die m.E. dadurch von eigenen Fehlern ablenken wollen (zumindest Bernanke). Denn: diese Ersparnisse resultieren richtig wie Sie sagen aus Demografie etc aber eben auch aus der Tatsache, dass wir im Westen Konsum finanziert haben der erst zu den Ersparnissen geführt hat. Nur Dank Krediten konnten die Amerikaner so viele Waren kaufen, die dann China geliefert hat, welches dann um den Wechselkurs tief zu halten entsprechend Dollar gehalten und angeboten hat. Daher kam dann der große Teil des “Ersparnisüberhangs”. Die zunehmende Verschuldung hat dann auch zu den zunehmenden Ersparnissen geführt…die wiederum Schulden noch günstiger gemacht haben und damit bei immer höherem Leverage das Spiel eine Runde weiter getrieben haben.

      Die Politik hat dies befördert um den Anpassungsdruck durch die neuen Wettbewerber zu vermindern.

      Natürlich geben Banken nicht freiwillig Kredite zu tiefen Zinsen. In Summe hilft es dem Bankensystem aber die Illusion der Werthaltigkeit der Forderungen aufrecht zu erhalten in dem es die Zinsen tief hält. Hinzu kommt der Wettbewerb zwischen den Banken. Diese müssen mitmachen, wollen sie nicht aus dem Markt ausscheiden.

      Ich denke Ersparnis vs. Schulden ist Henne und Ei. Da alles Geld auf Schulden basiert bleibe ich doch bei meiner These, dass erst Schulden und dann Ersparnis. Was nichts daran ändert, dass Sie recht haben: die Grundübel sind fundamental und wurden nur verdeckt.

      Herzlichen Dank für Ihre vielen guten Beiträge auf dieser Seite. Ich lerne immer viel und es zeigt mir, was ich noch alles besser machen müsste an dieser Stelle.

      LG

      Dst

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        Danke für Ihre ausführliche „Gegendarstellung“.

        Über die Politik und die Notenbankpolitik müssen wir nicht streiten. Denn deren Fehler sehe ich genauso wie sie.

        Sie haben recht:

        Die Konsumentenkredite gehören mit in die Erklärung.

        Für die USA gibt es den starken Beleg, dass es auf der Finanzierungsebene tatsächlich die Konsumentenkredite waren, welche die Ersparnisbildung generiert haben. Für andere Volkswirtschaften ist diese Tendenz auch nicht zu bestreiten, wenngleich sicher nicht so extrem ausgeprägt wie in USA.

        Ich habe auch dafür eine Erklärung, muss auch eine haben, wenn die Demografieursache aufrechterhalten werden soll: Warum nehmen die Menschen so viele Konsumentenkredite auf, wenn sie doch in hohem Maß sparen können und wollen (fürs Alter)?

        Das eine schließt bekanntermaßen das andere nicht aus.

        Dennoch, es gibt m. A. n. eine valide Erklärung:

        Den Renditewettbewerb, der bei nachlassenden Wachstumsraten zu einem Kostenwettbewerb geworden war, versuchten die Unternehmen mit Skaleneffekten zu gewinnen (Paradebranche, aber bei weitem nicht die einzige: Automobilindustrie mit Aufbau von riesigen Überkapazitäten). Der Zwang, die Kapazitäten auszulasten, setzte sie unter Absatzdruck, was bedeutete: Der Kauf des zweiten und dritten Autos war nicht mehr mit dem erzielten Einkommen der Käufer möglich, sondern nur durch Finanzierung, sprich Verschuldung. Und auch hier: sehr günstige Verschuldung. Daher auch die Bilanzsummen der Autobanken, die jene des Herstellerunternehmens bei weitem übertreffen.

        Insoweit mein Rückgriff auf unterliegende realwirtschaftliche Ursachen auch im Konsumentenbereich (mit problemlos möglicher Einbeziehung des Globalisierungsaspekts/China).

        Aber es ist schon richtig, hier ist die Ursache der Ersparnisbildung vordergründiger bei der Verschuldung festzumachen.

        Was den Übergang in und die Aufrechterhaltung der Zombiewirtschaft betrifft, liegen wir auf einer Linie.

  4. Katalin
    Katalin sagte:

    Hallo,

    “Dabei ist den meisten Befürwortern und Gegnern der EZB-Politik gemein, dass sie bei der Frage nach dem Preis des Geldes, dem Zins, die eigentliche Funktionsweise unserer Geldwirtschaft nicht berücksichtigen.”

    Herr Stöcker behaupte das der Zins ein Gewinnbestandteil ist und nicht der Preis für das Geld.
    “Der Zins ist ein Gewinnbestandteil. Gewinne sind das ex post Ergebnis von ex ante Investitionen, die über einen Bankkredit vorfinanziert werden. Ersparnisse sind hierfür NICHT nötig! Von daher ist auch die Geschichte von Angebot und Nachfrage, die den Zins ex ante ins Gleichgewicht bringen soll, ein Ammenmärchen. Es ist immer erst ein ex post Gleichgewicht.”

    Meine Herren was stimmt den nun. Ich möchte aus diesem Blog etwas lernen und nicht nur durch den Blog noch mehr verwirrt werden. Auch so ist die ganze Sache kompliziert genung. Jeder behauptet standing was anderes. Angefangen bei Plassbeck über Sinn bis zum Stelter.

    Wie wäre es wenn diese 3 Herren einen gemeinsamen Blog betreiben würden, wo sie direkt einander antworten können, damit wir wirklich etwas lernen und nicht wie bis jetzt, wo die Herren im Prinzip unkritische Monologe im Netzt verbreiten, wo der normale Mensch nicht weiß, ob die Behauptungen stimmen oder nicht. Ich bin die Erste die 100 Euro im Monat für so einen Blog zu bezahlen bereit bin.

    Gruß

    Antworten
    • Stefan Ludwig
      Stefan Ludwig sagte:

      Wow 100 Euro sind ja für Otto-Normalverdiener nicht ohne. Ich mache mit aber bei kleinerem Beitrag 10 Euro pro Monat.

      Eine solche Diskussion fände ich höchst interessant.
      Die jeweiligen Blogs sind – glaube ich – nicht die Haupteinnahmequelle sondern eher so etwas wie Marketing. Eine wirkliche Diskussion der Standpunkte, eine wirkliche Auseinandersetzung mit den Argumenten der anderen das wäre hochspannend.

      Herr Stelter Hand aufs Herz!: Was halten sie von diesem Vorschlag?

      mit freundlichen Grüßen

      Stefan Ludwig

      Antworten
    • Daniel Stelter
      Daniel Stelter sagte:

      Naja, Katalin. Wenn Sie meine Serie zur Eigentumsökonomik lesen werden Sie sehen, dass Stöcker/Stelter nicht so weit auseinanderliegen. Die Notwendigkeit der Vorfinanzierung sorgt für “Schulden”druck. Deshalb muss es einen konstanten Zuwachs an Schulden geben um die Bedienung der ausstehenden Schuld zu ermöglichen. Das ist Heinsohn, Paul C. Martin, Stelter (wenn ich meine Diss. in dem Zusammenhang erwähnen darf) pur. Der Kapitalismus ist ein Kettenbrief mit konstanter Zusatzverschuldungs-Notwendigkeit. Am Ende platzt es, weil die reale Ökonomie und Ökologie nicht mithalten kann.

      Flassbeck glaubt es durch Umverteilung etc. lösen zu können. Das geht aber nicht wirklich. Es kauft nur Zeit….Sinn erkennt das schon eher..

      Deshalb wäre der Blog weniger kontrovers als Sie denken. 100 Euro kann ich auch gut gebrauchen :-)

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        >Der Kapitalismus ist ein Kettenbrief mit konstanter Zusatzverschuldungs-Notwendigkeit.>

        Das ist eine Feststellung, die m. A. n. fragwürdig ist:

        Ist der Kapitalismus seiner Funktionalität nach NOTWENDIGERWEISE ein Kettenbrief mit konstanter Zusatzverschuldung?

        Oder ist der Kapitalismus (nur) seiner praktizierten Funktionalitätsvariante nach ein Kettenbrief mit konstanter Zusatzverschuldung, was heißt:

        Könnte er, wenn er anders betrieben würde, ein System mit mehr oder weniger Zusatzverschuldung sein, das bei entsprechendem Wachstum und/oder. bei Systementschuldung durch Insolvenzen nicht wettbewerbsfähiger Unternehmen nicht den Charakter einer Kettenbriefverschuldung aufweist?

        Ich habe keine schlüssige Antwort darauf, nur den Verweis von M. Stöcker auf Binswanger.

        Meine intuitive Überzeugung ist:

        Es könnte so einen Kapitalismus geben.

        Es wäre aber kein so dynamischer und vor allem wäre es einer mit viel extremeren Zyklen und deutlich höherer Arbeitslosigkeit – also Sachverhalten, die wir nicht akzeptieren.

        Es wäre aber auch einer, der – wenn Surfen auf dem Kettenbrief nicht möglich wäre – strukturelle Anpassung unerbittlich erzwingen würde.

        Ihre Meinung interessiert mich.

      • Daniel Stelter
        Daniel Stelter sagte:

        Ich denke – und das muss ich zu einem anderen Zeitpunkt länger ausführen, dass der Kapitalismus einer ständigen Zusatzverschuldung bedarf, diese aber NICHT zu einer steigenden Schuldenquote relativ zum BIP führen muss, solange es eine Mehranstrengung gibt. Also wenn die Schulden so gesehen produktiv sind. Erst wenn wir anfangen, unproduktive Schulden zu machen,steigt die Quote, eben weil das Zusatzprodukt nicht kommt. Ergo: “richtiger” Kapitalismus = Schulden wachsen wie die Wirtschaft. “Manipulierter” Kapitalismus: Schulden wachsen schneller als Wirtschaft, weil unproduktive “Aufschuldung” OHNE Mehrprodukt.

        LG

        DSt

      • Katalin
        Katalin sagte:

        Hallo,

        1. Punkt:
        “Die Notwendigkeit der Vorfinanzierung sorgt für „Schulden“druck. Deshalb muss es einen konstanten Zuwachs an Schulden geben um die Bedienung der ausstehenden Schuld zu ermöglichen.”

        Warum sehen Sie diesen Begriff Schulden immer so negativ.

        Um Ansprüche auf Produkte und Dienstleistungen zu verbriefen und damit diese tauschen zu können (ohne die in eine arbeitsteilige Wirtschaft nicht funktioniert kann – es sei denn wir sind alle Selbstversorger) brauchen wir Versprechungen, Verpflichtungen oder Verträge.
        Wird es vertraglich geregelt und durch den Staat (d.h. im Auftrag von uns allen, die wir ja die Verfassung und Regierung aus freien Willen gewählt haben) durchgesetzt, haben wir Geld.
        Nur wissen wir ja alle, dass man das Geld auch als allgemein akzeptierte (Vertrauen der Bürger) und gesetzlich durch den Staat und damit uns alle festgeschriebene Schulden (d.h. Zahlungsmittel zur Begleichung von Schulden) bezeichnen kann.

        Zitat Herr Stöcker:
        “Denn Geld ist als soziale Verpflichtungsrelation nichts anderes als umlauffähige Schulden.”

        D.h. ohne Schulden = Geld ist eine arbeitsteilige Wirtschaft nicht möglich und damit im Prinzip auch kein Vermögensaufbau (Realvermögen)

        2. Punkt:
        “Die Notwendigkeit der Vorfinanzierung” und den “Schuldendruck”

        Diese Sachen muss es geben, da niemand von uns Geschenke verteilen möchte. Die Schuld (=Geld) die bei der Kreditvergabe entsteht ist nichts anderes als Verleihung von Ansprüchen auf bereits erbrachte Produkte oder Dienstleistungen durch den Sparer (d.h. Kreditgeber), vermittelt in unserem Geldsysstem durch die Bank an den Schuldner (d.h. Kreditnehmer) in verbrieft und vertraglich geregelt in Papierform (Kredite), um eine arbeitsteilige Wirtschaft zu ermöglichen. Der Kreditnehmer (Schuldner) hat etwas umsonst bekommen, denn er hat Ansprüche – und durch die Schuldenaufnahme auch die Mittel (Geld) um diese zu erwerben – auf bereits erbrachte Produkte und Dienstleitungen und Verpflichtet sich (durch das Versprechen der Schuldenrückzahlung) deshalb seinerseits Produkte und DL der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, d.h. seine Schuld zu begleichen.

        3. Punkt:
        “Der Kapitalismus ist ein Kettenbrief mit konstanter Zusatzverschuldungs-Notwendigkeit”

        Dies ist durch die arbeitsteilige Wirtschaft begründet und liegt unter anderem daran das einzelne Wirtschaftssubjekte Vermögen aufbauen möchten.

        Da der Geldverleiher(Sparer) den Wert seiner Ersparnisse erhalten möchte, d.h. die soziale Verpflichtungsrelation (Geldwertstabilität) oder anders ausgedruckt, den Wert seiner Ansprüche auf die durch den Schuldner hergestellten Produkte und DL erhalten möchte, müssen neue Schulden(d.h. mehr Geld) im Umlauf gelangen, denn wie sonst soll der Interessenausgleich bzw. die Ansprüche des Kreditgebers und Nehmers erfolgen. Der Schulder möchte durch die Kreditaufnahme Mehrwert schaffen um dadurch Inflationsuasgleich für den Gläubiger (Zinsen) den Wert seiner Ansprüche erhalten und Gewinn für sich ermöglichen. Wie sollen diese bestehenden und neuen Ansprüche anders geregelt oder verbrieft werden als in Form von Schulden und damit Ansprüchen (Krediten = Geld)

        Die Ausfühungen beziehen sich auf ein Geldsystem wo sich alle beteiligten Wirtschaftssubjekte an die Regeln halten, d.h. die Kreditanforderungen nicht ständig manipuliert werden.
        Nun gibt es ernstzunehmende Beweise, dass das erste Geld in Form von Schulden vor ca. 5000 Jahren entstanden ist. Seit dem wird, in welcher Form auch immer, versucht das Geld zu manipulieren. Man muss sich aber immer vergegenwertigen, dass am Anfang immer Werte stehen müssen, den wer von uns würde Kredit aufnehmen (Schulden=Geld) machen, wenn man sich dafür nichts kaufen könnte. Dises Geld wird aber mit der Zeit selbst zum Wert, (z.B. wie jetzt bei der Deflation) aus dem Sparer in Zusammenarbeit mit den Banken (Senkung der Mindestreserveverpflichtungen – in GB und CA gar keine) ungedeckte Ansprüche auf Produke und DL ableiten – siehe Ersparnisse die nach Spanien geflossen sind, obwohl die Kreditnehmer nicht Kreditwürdig waren. (Man wusste schon damals, dass der dt. Staat die Schuldner retten wird um auf diese Weise Gläubiger zu retten). Hier ist es aufgrund von Moral Hazard und oder unrealistischer Renditevorstellungen zu erheblichen Verzerungen in den sozialen Relationsverpflichtungen gekommen, die bis heute andauern und dessen Korrektur der Staat (zur Zeit noch die EZB) verhindert. Diese Verzerungen können aber entstehen, wenn die Schuldner nicht in der Lage sind trotz bester Absichten, die erhoften Mehrwerte zu schaffen und deshalb der Interssenausgleich schwierig ist. Der Grund für das Schweitern kann aber auch an den überzogenen Renditevorstellungen der Gläubiger liegen.

        Flassbeck ist der Meinung das die ungerechte Vermögens und Einkommensverteilung dazu führen,
        1. das Überschüsse entstehen die man selber nicht braucht und sie anderen andrehen muss, damit sie nicht wertlos werden
        2. auf der anderen Seite das Geld durch das zuviel Sparen selbst zum Wert wird und deshalb zusätzlichen Druck auf das System ins. Schuldner ausübt, weshalb die Verpflichtungsrelationen erheblich gestört werden.

        Dies ist nicht nur seine Position, sondern die der meisten Ökonommen ausserhalb BRD, auch und insbesondere der Neoliberalen in der USA.

        Man kann nicht unter seinen Verhältnissen leben, da man damit automatisch Überschüsse generiert und sich andere Verschulden müssen um diese zu konsumieren, was bei denen zu Defiziten und damit indirekt zu Schwierigkeiten diese Schulden zurück zu zahlen.

        Die ganze Problematik ist doch wie hier der Interessenausgleich für alle beteiligten Parteien erfolgen kann. Denn sowohl der Gläubiger als auch der Schuldner haben berechtigte Interessen, die im Prinzip durch die Gesetze der Natur liegen, immer mehr haben zu wollen, nennt man Wirtschaftswachstum.

        Viele Leute können die Komplexität der Wirtschaft und das damit zusammenhengände Geldsystemen nicht verstehen, sobald man die einzelnwirtschaftliche Ebene verlässt (Sparen wie die Schwäbische Hausfrau) und die Sache in die Makroebene übergeht. Dieser Satz beschreibt das Problem in der kürzersten Form die es gibt, ziemlich gut;

        “Denn Geld ist als soziale Verpflichtungsrelation nichts anderes als umlauffähige Schulden.”

        Gruß

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Liebe Katalin,

        erlauben Sie mir einige Anmerkungen zu Ihren Gedanken.

        “Warum sehen Sie diesen Begriff Schulden immer so negativ“

        Nicht immer. Es gibt produktive Schulden zur Vorfinanzierung der Realwirtschaft und es gibt unproduktive Schulden zur Finanzierung von Konsum (insbesondere Staatskonsum und Abzahlungsgeschäfte). Unproduktive Schulden sind meistens fiktives Kapital. Ich denke, dass dies auch die Position von Herrn Stelter ist.

        „Die Schuld (=Geld) die bei der Kreditvergabe entsteht ist nichts anderes als Verleihung von Ansprüchen auf bereits erbrachte Produkte oder Dienstleistungen durch den Sparer (d.h. Kreditgeber), vermittelt in unserem Geldsysstem durch die Bank an den Schuldner…“

        Nein, Banken sind keine Kreditvermittler. Lesen Sie sich noch einmal in Ruhe meinen Beitrag zu den Bankmythen durch: https://zinsfehler.wordpress.com/2014/09/04/bankmythen/. Und wenn Sie mir nicht glauben, dann schauen Sie bei einem angesehenen Experten vorbei: https://www.youtube.com/watch?v=AD2egqJiZk0

        Bei Vollbeschäftigung entstehen durch die Kreditvergabe in der Tat zusätzliche Ansprüche auf bereits produzierte Waren und Dienstleistungen, weshalb dann typischerweise auch die Inflationsraten nach oben schnellen. Hier kann die ZB mit der Zinspolitik gegensteuern. Bremsen geht immer, Gas geben maximal bis zum ZLB.

        „Der Schulder möchte durch die Kreditaufnahme Mehrwert schaffen um dadurch Inflationsuasgleich für den Gläubiger (Zinsen) den Wert seiner Ansprüche erhalten und Gewinn für sich ermöglichen.“

        Nur der produktive Schuldner kann ein Mehrwert erzeugen. Konsumtion verbraucht Werte. Was bleibt, das sind oftmals unbedienbare Schulden (eben fiktives Kapital).

        „Man muss sich aber immer vergegenwertigen, dass am Anfang immer Werte stehen müssen“

        Muss nicht. Diese Werte können auch erst durch den Kredit geschaffen werden, indem ich als Unternehmer neue Mitarbeiter einstelle und mit deren Hilfe neue Produkte und/oder Dienstleistungen am Markt anbiete.

        „siehe Ersparnisse die nach Spanien geflossen sind,“

        Das ist das Märchen, das immer wieder von HW Sinn kolportiert wird: https://zinsfehler.wordpress.com/2015/02/07/die-wundersame-welt-des-hans-werner-sinn/. Es sind keine Ersparnisse nach ES geflossen. Die spanische Kreditexpansion war einfach größer als die deutsche (asymmetrische Expansion). Banken verleihen kein Geld, Banken erzeugen Kredit und somit zusätzliche Kaufkraft. Das spanische Güterangebot reichte zur Absorption nicht aus. Folge: steigende LB-Defizite. Die Ersparnisse der Deutschen sind somit die FOLGE der asymmetrischen Kreditexpansion, nicht aber deren Ursache.

        „Der Grund für das Schweitern kann aber auch an den überzogenen Renditevorstellungen der Gläubiger liegen.“

        Die müssen nicht immer überzogen sein, sondern entsprechen durchaus einem rationalen Kalkül. Und damit bin ich wieder bei Binswanger und meinem Konzept der Citoyage, die eine solche monetäre Mindestrendite auch in gesättigten Märkten ermöglicht.

        „Man kann nicht unter seinen Verhältnissen leben,“

        Doch, kann man. Das machen alle Länder mit persistenten LB-Überschüssen; insbesondere Deutschland, China und Korea.

        LG Michael Stöcker

      • Daniel Stelter
        Daniel Stelter sagte:

        100% Konsens! Produktive Schulden sind super und fördern die Wirtschaft für alle. Unproduktive Schulden sind schädlich und die Hauptursache der Krise die wir erleben.

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