Die üblichen CO2-Vergleiche von Bahn und Flug­zeug sind irre­führend

Kaufleute kennen den Unterschied zwischen Voll- und Grenzkosten. Grenzkosten sind die Kosten, die durch eine zusätzlich produzierte Einheit anfallen, Vollkosten sind die Gesamtkosten des Unternehmens. Nur wer Letztere deckt, macht Gewinn. Nur die Grenzkosten zu verdienen, bedeutet den sicheren Ruin.

Was banal klingt, wird beim Thema Klimaschutz gerne vergessen. Beispiel: die Klimawirkung von verschiedenen Verkehrsträgern. Bahnfahren gilt als gut und Fliegen als schlecht. Kein Wunder, dass die neue Bundesregierung den deutlichen Ausbau der Schiene anstrebt und Klimaaktivisten ein sofortiges Verbot der Inlandsflüge fordern. Begründet wird das mit einem rund fünfmal so hohen CO2-Ausstoß pro Passagierkilometer bei Inlandsflügen im Vergleich zur Nutzung der Bahn.

Doch die Rechnung ist falsch. Denn sie betrachtet nur die Grenzkosten, also den zusätzlichen Ausstoß an Kohlendioxid durch die konkrete Reise, nicht hingegen die Systemkosten, also den CO2-Ausstoß, der entstanden ist, als man Bahngleise aus Stahl und Beton produzierte, die Brücken und Tunnel baute. Doch nur wenn man diese mitberücksichtigt, kommt man zu den Vollkosten des Verkehrs in Tonnen CO2.

Pro Kilometer Bahnstrecke müssen rund 1,2 Millionen Passagierkilometer zusätzlich erbracht werden

Die Dimension des vernachlässigten CO2-Ausstoßes ist gigantisch, wie eine Studie der Universität St. Gallen vorrechnet. So verursacht die Stahlproduktion für einen Kilometer Gleis 240 Tonnen CO2 und ein Kilometer Bahntunnel 27.000 Tonnen CO2.

Pro Kilometer Bahnstrecke müssen danach rund 1,2 Millionen Passagierkilometer zusätzlich erbracht werden, damit die CO2-Vollkostenbilanz jener des Flugverkehrs entspricht. Sobald Tunnel gebaut werden müssen, lässt sich das Projekt endgültig nicht mehr mit dem Klimaschutz begründen.

Das zeigt auch das Beispiel „Stuttgart 21“. Selbst 20 Jahre nach Fertigstellung wird pro Bahnhofsnutzer noch ein Kilogramm Kohlendioxid anfallen, bevor überhaupt ein Transport stattfindet. Für bestehende Infrastruktur ist das egal, nicht jedoch, wenn massiv in neue Infrastruktur investiert werden soll. So baut die Stadt Berlin gerade neue Straßenbahnlinien, die aus Sicht der Benutzer komfortabler sein mögen, aber im Vergleich zu Bussen eine schlechtere CO2-Vollkostenbilanz haben.

Statt nun ganz Deutschland für den Klimaschutz zu einer Baustelle zu machen und dem Klima in Wirklichkeit zu schaden, sollten wir die bestehende Infrastruktur – Bahnstrecken, Straßen und Flughäfen – besser auslasten. Berechnungen zeigen, dass allein durch Digitalisierung bis zu 35 Prozent mehr Züge auf dem vorhandenen Netz unterwegs sein könnten. Nachteil aus Sicht der Politik: Solche Maßnahmen sind zwar wirksam, eignen sich aber nicht für Fototermine.

Deshalb dürfte es bei teurer und nutzloser Symbolpolitik bleiben. Wie dem Ruf nach Flugverboten, die weder begründet sind noch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

handelsblatt.com: Die üblichen CO2-Vergleiche von Bahn und Flugzeug sind irreführend, 28. Januar 2022

Kommentare (24) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. weico
    weico sagte:

    @Richard Ott

    “Klimaschutz” ist nur die vorgeschobene Rechtfertigung für die von linksgrün gewünschte gesellschaftliche Transformation in den grünen Sozialismus.”

    Richtig. GRÜNER SOZIALISMUS ist der treffende Ausdruck !

    Hr.Klonovsky beschreibt treffend ,in seinem blog,was alle SOZIALISTEN im Kern gemeinsam haben:

    “Was bedeutet der Begriff „Sozialismus” im Kern, was haben alle Sozialisten gemeinsam? Zwei Dinge. Erstens: Sie wollen die Menschen in ihrem Machtbereich sozialisieren, das heißt: dem Staat unterwerfen, entprivatisieren, entindividualisieren, zu gleichen, gehorsamen und möglichst willenlosen Gliedern der Gesellschaft machen. Das Kollektiv ist alles, du bist nichts, lautet ihre Maxime (erst in der Definition des Kollektivs unterscheiden sich Rote und Grüne von den Braunen). Zweitens: Sie glauben, dass die Entwicklung der Gesellschaft menschlicher Planung zugänglich ist und deshalb keineswegs dem Zufall – etwa dem chaotischen Markt – überlassen werden darf. Beides gehört eng zusammen und passt auch bestens zusammen. Ob die Privatwirtschaft enteignet wird, ist unwesentlich, wenn man sie der staatlichen Vormundschaft unterwirft und sie ins Joch der staatlichen Zukunftsplanung zwingt, wie es die Nationalsozialisten taten (und wie es heute, by the way, eine woke Allianz aus Linken und Milliardärssozialisten anstrebt).”

    Nebenbei:
    Die NationalSOZIALISTEN nannten sich ja nicht umsonst NationalSOZIALISTEN.

    Heute ist schon die Feststellung ,dass die NationalSOZIALISTEN …..sich als SOZIALISTEN waren/sahen, ein absolute Ungeheuerlichkeit.
    Da kann man als Journalistin (Anna Dobler/Express) schon den Job verlieren ,wenn man solch einen simplen Satz twittert :
    “Das waren nicht nur Mörder, sondern durch und durch Sozialisten.”

    Wie Frau Dobler auf twitter schreibt,kommt das neue Buch von Jürgen W .Falter ,wohl zur richtigen Zeit heraus:
    Buchtitel: „Wie ich den Weg zum Führer fand“. Beitrittsmotive und Entlastungsstrategien von NSDAP-Mitgliedern”

    Ob die grün/roten KlimaASOZIALISTEN es dann aber wirklich auch lesen und die sozialistischen Paralellen, ihres kollektivmachenden Gleichheitswahn, auch sehen/verstehen werden…?!

    https://www.focus.de/wissen/buchtipp-von-rainer-zitelmann-hitlers-waehler-neue-quellen-zeigen-warum-deutsche-sich-der-nsdap-anschlossen_id_44069049.html

    Antworten
  2. Susanne Finke-Röpke
    Susanne Finke-Röpke sagte:

    bto: “Wie dem Ruf nach Flugverboten, die weder begründet sind noch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.”

    Das kommt auf die Fähigkeiten der Entscheider an. Bei einer hochqualifizierten Person wie Ihnen, Herr Dr. Stelter, mag diese Aussage zutreffen. Die beiden neuen Bundesvorsitzenden der Grünen sind mangels Berufsausbildung nach der Schule nicht in Ihrer intellektuellen Liga und brauchen einfache Antworten auf schwere Fragen. Ein Flugverbot ist eine einfache Antwort. Und viele grüne Wähler brauchen auch einfache Antworten. Mit komplizierten Antworten bekommen Sie keine Mehrheiten, vor allem nicht unter Journalisten.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Frau Finke-Röpke

      Wie wäre es denn mit einem allgemeinen Flugreiseverbot, aber *NUR* für die Economy-Class?

      Unsere “Leistungsträger” könnten dann weiter Business Class, First Class oder (besonders kostenoptimiert dank Ausnahme von der “CO2-Bepreisung”) Privatjet fliegen und auch international ohne lange Reisezeiten weiter am Aufbau der klimagerechten Zukunft arbeiten, oder sich davon an einem touristisch interessanten Ort erholen – nötigenfalls müssen ihre Diäten und Bezüge entsprechend erhöht werden, um solche Privatreisen für sie bezahlbar zu halten. Und der gemeine Wählerpöbel nimmt beispielsweise für die Urlaubsreise nach Mallorca erst den Zug und dann die Fähre, so wie es für ihn auch standesgemäß ist…

      Der Bonusmeilen-Spezialist der Grünen zeigt den Weg:

      Habe auf 4380 Metern Höhe über Neujahr mit Tochter & auf dem Pferderücken von 🇦🇷 nach 🇨🇱 auf den Spuren von San Martin die Anden überquert & Energie für das neue Jahr getankt.
      Jetzt wieder Online: Wünsche allen ein gesundes, glückliches, friedliches & erfolgreiches #Jahr2019
      https://twitter.com/cem_oezdemir/status/1080565247495294982?

      Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Susanne Finke-Röpke

      Dr. Stelter liegt falsch mit der Aussage, dass der Ruf nach Flugverboten weder begründet sind noch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und DESHALB teure und nutzlose Symbolpolitik sind.

      Er verkennt, was die REFERENZ für „begründet sein“ ist.

      Wenn eine hinreichende Mehrheit Flugverbote haben WILL, dann ist das eine hinreichende BEGRÜNDUNG für die von dieser Mehrheit gewählten Politiker, dieses Wollen umzusetzen. Welchen Beitrag zum Klimaschutz Flugverbote leisten oder nicht leisten, ist demgegenüber unerheblich.

      Das hat überhaupt nichts mit irgendwelchen Fähigkeiten der Entscheider (Umsetzer) zu tun, abgesehen davon, sie können glauben machen, die Umsetzung zu schaffen.

      „Hochqualifiziert“ ist völlig irrelevant.

      Warum fragt denn heute niemand mehr, ob Umsetzer qualifiziert genug sind für die Umsetzung?

      Ist doch klar:

      Schon die Frage DISKRIMINIERT den, der sie stellt.

      Also wird sie nicht gestellt.

      Daher gilt:

      Ich bin, also bin ich grundsätzlich für ALLES qualifiziert.

      Und Fehler machen grundsätzlich nur die anderen.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “Wenn eine hinreichende Mehrheit Flugverbote haben WILL, dann ist das eine hinreichende BEGRÜNDUNG für die von dieser Mehrheit gewählten Politiker, dieses Wollen umzusetzen. Welchen Beitrag zum Klimaschutz Flugverbote leisten oder nicht leisten, ist demgegenüber unerheblich.”

        Eine “Begründung” ist das allerdings nicht inhaltlich, sondern bloß in der Bedeutung von “Rechtfertigung” beziehungsweise hier bestenfalls als “demokratische Legitimation”. Sie können sich auch eine neue Hose kaufen “weil heute Dienstag ist” – das ist ein anderes Konzept von “Begründung” als der Artikel oder Frau Finke-Röpke hier im Sinn haben.

        Übrigens gäbe es in Volksabstimmungen vermutlich Mehreiten für alle möglichen Ideen zum Beispiel zur EU-Politik oder zur heiklen Frage, wie bestimmte Sexualstraftaten mit Kindern als Opfern bestraft werden sollten – aber da würden Sie, so wie ich Sie kenne, vermutlich argumentieren, dass eine Mehrheit in der Bevölkerung für eine Maßnahme noch längst nicht als “Begründung” zählt…

        “Ich bin, also bin ich grundsätzlich für ALLES qualifiziert.”

        Ach, sind Sie etwa eine BIPOC-Menstruierende mit Migrationshintergrund, und wir haben das all die Jahre nicht gemerkt? ;)

  3. Felix Krauss
    Felix Krauss sagte:

    Sehr geehrter Herr Dr. Stelter,

    der Vorwurf, in der Klimapolitik würden die Systemkosten ungenügend berücksichtigt bzw. vergessen, ist so nicht haltbar. Bereits aus dem Jahr 2013 existiert eine umfassende Studie des Ökoinstituts im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt zum Thema der Emissionen aus Infrastrukturbau, Betrieb und Instandhaltung, sowie Bau und Wartung der Fahrzeuge.
    Sie kommt unter detaillierter Erfassung der Einzelposten zum klaren Ergebnis, dass die “Systemkosten” des Schienenfernverkehrs deutlich unter denen des Luft- und (Individual)-Straßenverkehrs liegen (wenn auch nicht um den Faktor 5, da gebe ich Ihnen Recht).
    Diese Studie wurde auch von der Bundesregierung zitiert in Reaktion auf eine kleine Anfrage der FDP-Fraktion im vergangenen Sommer, welche sich auf Herrn Dr. Radermachers Studie stützte.
    Ich kann nicht verstehen, wie sie dieses Mantra der systematischen Falschberechnung weiterhin regelmäßig wiederholen.

    Zum Nachlesen:
    Treibhausgas-Emissionen durch Infrastruktur und Fahrzeuge des Straßen-, Schienen- und Luftverkehrs sowie der Binnenschifffahrt in Deutschland, Mottschal/Bergmann, 2013

    Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      @Felix Krauss

      Die gesamte Wertschöpfungskette eines Bleistifts wettbewerbsfähig zu kalkuieren war Wissenschaftlern bisher schwer möglich.

      Dagegen wird die Co² Bilanz eines A380 in all ihren Facetten, bis zur Erforschung der Spezifikation von Brems- / Hydraulikflüssigkeiten unter Fernflugbedingungen, erschöpfend ermittelt und ihre total Co² costs of ownership endgültig ermittelt.

      Fehlerhafte Annahmen erschrecken weniger als ihr Anspruch auf abschließende Wahrheit, die im Anschluß auf existentielle Entscheidungen über “andere” herangezogen wird.

      Das gilt insbesondere für alle Klimamodelle, deren Autoren zukünftig Gott über untergeordnete Menschen üben.

      Co² theorien sind Planwirtschaft 2.0

      Antworten
      • Felix Krauss
        Felix Krauss sagte:

        Da haben Sie mich natürlich kalt erwischt und als Planwirtschaftler demaskiert.

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Felix Krauss

      “Sie kommt unter detaillierter Erfassung der Einzelposten zum klaren Ergebnis, dass die “Systemkosten” des Schienenfernverkehrs deutlich unter denen des Luft- und (Individual)-Straßenverkehrs liegen (wenn auch nicht um den Faktor 5, da gebe ich Ihnen Recht).”

      Welche “Systemkosten” hätte eigentlich der Schienenverkehr, wenn die Schieneninfrastruktur so weit ausgebaut werden würde dass Transport und Reisen per Eisenbahn landesweit eine echte Alternative zu PKW und LKW wäre? Also mit Schienenanschluss für jedes Gewerbegebiet, für jede Fabrik und für jedes Dorf, auch auf dem dünn besiedelten Land, ausnahmslos.

      Dann sieht die Kostenrechnung plötzlich viel schlechter aus, denn die Kosten beziehen sich ja immer auf den Personenkilometer beziehungsweise den Tonnenkilometer. Und dann haut der Materialeinsatz für kaum genutzte Eisenbahn-Infrastruktur plötzlich richtig rein. Deren Bau ersparen wir uns im Moment ja, *GERADE WEIL* es eine weit verzweigte Straßeninfrastruktur gibt – deren “CO2-Kosten” natürlich schon heute komplett in die Rechnung eingehen.

      Kunstvoll verschleierte Rosinenpickerei.

      Antworten
      • Felix Krauss
        Felix Krauss sagte:

        “Welche “Systemkosten” hätte eigentlich der Schienenverkehr, wenn die Schieneninfrastruktur so weit ausgebaut werden würde dass Transport und Reisen per Eisenbahn landesweit eine echte Alternative zu PKW und LKW wäre? Also mit Schienenanschluss für jedes Gewerbegebiet, für jede Fabrik und für jedes Dorf, auch auf dem dünn besiedelten Land, ausnahmslos.”

        Darum ging es mir nicht. In dieser Hinsicht halte ich es durchaus mit Herrn Dr. Radermacher, dass nicht jede Bimmelbahn nach Hintertupfingen wieder aktiviert werden sollte. Es wird auch nicht umsonst in der Studie des Ökoinstituts zwischen Fernverkehr und Nahverkehr auf der Schiene unterschieden.
        Und um es ganz simpel zu machen: wenn die Schienenkilometer gleichermaßen verdoppelt würden wie Personen- und Tonnenkilometer, dann wären die Systemkosten in etwa doppelt so hoch, pro PKM oder TKM gerechnet aber immer noch die Gleichen.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Felix Krauss

        “Darum ging es mir nicht. In dieser Hinsicht halte ich es durchaus mit Herrn Dr. Radermacher, dass nicht jede Bimmelbahn nach Hintertupfingen wieder aktiviert werden sollte.”

        Das ist ja auch vernünftig, weil die Bimmelbahn nach Hintertupfingen so schlecht ausgelastet wäre, ob nun bei Personenverkehr oder Fracht, dass da die Infrastrukturkosten pro Kilometer um ein Vielfaches höher wären als bei den gut ausgelasteten Eisenbahnlinien, die wir aktuell betreiben.

        Wenn das allerdings der Fall ist, dann können Sie die Bimmelbahn nicht als “klimaschonende” Alternative zum Straßenverkehr für Hintertupfingen darstellen.

        Verstehen Sie das Problem?

      • Felix Krauss
        Felix Krauss sagte:

        Wenn es um die Bimmelbahnen geht, verstehe ich Ihr Problem durchaus. Das Thema ist auch schlicht zu komplex, um von jedermann im Vorbeigehen mit zwei großformatigen Überschriften erfasst zu werden. Aber ich kann Ihre Irritation angesichts der teilweise plakativen Formulierungen verstehen.

        Meine Kritik bezog sich auf die generelle Behauptung, in der Klimapolitik würde systematisch falsch gerechnet. Wenn die Bundesregierung einen deutlichen Ausbau der Schiene anstrebt UND diese Strecken gut ausgelastet werden, ist diese Maßnahme unter Gesichtspunkten des Klimaschutzes sehr wohl sinnvoll, auch unter Berücksichtigung der Vollkosten. Dass Überlegungen der Politik und Forschung in die Analyse der “Systemkosten” investiert wurden, kann anhand der von mir zitierten Studie nachvollzogen werden.

        Streiten wir uns lieber darüber, an welchen Stellen wir die Verkehrsträger vernünftig vernetzen, wie wir die Mobilität in den Städten neu gestalten, wie wir unsere 48 Millionen PKWs auf ein vernünftiges Maß reduzieren und woher wir den Strom respektive die alternativen Kraftstoffe nehmen.

  4. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Man kann Grenzkosten- und Vollkostenrechnungen aufmachen.

    Falsch ist keine.

    Sie sind lediglich IRRELEVANT dafür, WIE das Systems gestaltet wird.

    Die Systemgestaltung erfolgt nicht nach einem gesellschaftlichen Wollen, das sich an Rechnungen mit dem Ergebnis „Tun wir/sollten wir stattdessen tun“ orientiert, sondern nach einem, das für die BEVÖLKERUNG zumutbar, d. h. KONSENSFÄHIG ist.

    Wenn die Umgestaltung nach welcher Rechnung auch immer für eine Mehrheit NICHT mehr konsensfähig ist – EGAL, wie gerechnet wurde, oder ob überhaupt gerechnet wurde -, dann ist die betreffende Umgestaltung am Ende.

    Es wird daraufhin anders umgestaltet.

    Maßgebend für die Gestaltungsänderung und damit für die Gestaltung sind die der Bevölkerung insgesamt NICHT mehr zumutbaren KOSTEN.

    Das ist das Kriterium, das über Konsensfähigkeit und eine bestimmte Systemgestaltung ENTSCHEIDET.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “Wenn die Umgestaltung nach welcher Rechnung auch immer für eine Mehrheit NICHT mehr konsensfähig ist – EGAL, wie gerechnet wurde, oder ob überhaupt gerechnet wurde -, dann ist die betreffende Umgestaltung am Ende.”

      Nur in demokratischen politischen Systemen.

      Dürften “anständige Bürger” etwa tatsächlich gegen “mehr Klimaschutz” demonstrieren, weil er ihnen zu teuer ist? Oder ist das bald eine gefährliche und falsche Meinung, die unbedingt vom Staat und “von der Zivilgesellschaft” bekämpft werden muss? ;)

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        Ich rede nur von UNSEREM System, also einem demokratischen.

        >Dürften “anständige Bürger” etwa tatsächlich gegen “mehr Klimaschutz” demonstrieren, weil er ihnen zu teuer ist?>

        Die Frage ist hier, d. h. im Sinne meiner obigen Auffassung nicht, ob sie dürfen oder nicht dürfen.

        Sie WERDEN es tun, wenn es aus ihrer Sicht erforderlich ist.

        Wenn Wahlen nicht möglich sind, da sie nicht jede Woche stattfinden, dann eben durch DEMONSTRATIONEN.

        Die Regierungen können sie je nach Heftigkeit und Ausmaß ein Stück weit bekämpfen, werden sich aber beugen, wenn das Momentum zu groß ist.

        Das zeigt sich aktuell an der allgemeinen Impfpflicht.

        Viele der Befürworter haben ganz sicher Bauchschmerzen damit, weil es für die allgemeine Impfpflicht keinen tragbaren oder nur einen spalterisch tragbaren Konsens gibt.

        Was den „Klimaschutz“ anlangt:

        Wenn flächendeckend Massendemonstrationen stattfinden, die von der „anständigen, breiten Mitte“ getragen werden, ist der betriebene Klimaschutz am Ende.

        Spätestens dann, wenn nicht schon vorher die ihn betreibende Koalition geplatzt ist.

        Ich glaube jedenfalls nicht, dass Lindner als „Größter Schuldenminister Deutschlands“ in die Geschichtsbücher eingehen will, es aber müsste, wenn er den Klimaschutz, wie er betrieben wird, über eine erhebliche Zeitspanne mitmachen würde.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “Ich rede nur von UNSEREM System, also einem demokratischen. ”

        Ich rede auch von UNSEREM System, mit einer immer eigenmächtiger agierenden Exekutive und einer immer weniger funktionierenden Gewaltenteilung.

        Haben Sie meine Anspielung auf die neueste Sprachregelung aus der SPD etwa nicht erkannt?

        https://www.welt.de/politik/deutschland/plus236578983/Corona-Demo-Anstaendige-Buerger-beteiligen-sich-nicht.html

        “Die Regierungen können sie je nach Heftigkeit und Ausmaß ein Stück weit bekämpfen, werden sich aber beugen, wenn das Momentum zu groß ist.”

        Ja, aber dafür braucht man in einer zerfallenden Demokratie mit immer autoritärer werdender Regierung und staatlichen Propagandamedien schon deutlich mehr als nur die einfache Mehrheit. Im Zweifelsfall werden halt nur noch regierungsfreundliche Demonstrationen erlaubt und gleich vom Staat organisiert, die Meinungsfreiheit eingeschränkt und die Wahlen gefälscht.

        Wenn die DDR-Regierung schon bei knapp über 50% Unzufriedenen hinweggefegt worden wäre, hätte sie nicht einmal die 1950er Jahre überlebt…

        “Ich glaube jedenfalls nicht, dass Lindner als „Größter Schuldenminister Deutschlands“ in die Geschichtsbücher eingehen will, es aber müsste, wenn er den Klimaschutz, wie er betrieben wird, über eine erhebliche Zeitspanne mitmachen würde.”

        Ach, Lindner will “als Minister” in die Geschichtsbücher eingehen und möglichst lange im Amt bleiben, das reicht ihm schon. Was währenddesen geschieht, ist ihm egal – es ist ja auch nicht sein Geld, das er vergeudet. Die FDP wird alles machen, was nötig ist, um so lange wie möglich an der Macht zu bleiben. Prinzipien kann ich bei dieser Partei keine mehr erkennen.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Richard Ott

        Fcking Trudeau experimentiert gerade mit einer “fringe minority” of 50.000 Truckers, die Mehrheit verläuft jeinseits simulierter Realität aus Redaktionsatmosphären und piefkesken Parlamentariatssesseln.
        https://youtu.be/9Jqhz8t-WKE

        “enough is enough”

        Spazieren.

  5. Bauer
    Bauer sagte:

    “Die üblichen CO2-Vergleiche von Bahn und Flug­zeug sind irre­führend”

    Nicht nur das, sie bewegen sich schon vom Ansatz her auf Milchmädchenniveau, wobei mir diese Disqualifizierung schwer fällt, denn auch Milchmädchen sind heute up to date und können genausogut rechnen (meine älteste Tochter hat Mathematik summa cum laude studiert), aber es ist halt immer noch die sprichwörtliche Metapher.

    Simple Grenzwertbetrachtungen erleichtern das Verständnis, das @ Tom96 schon vor mir humorvoll zum Ausdruck gebracht hat.

    Ein Staat besteht aus Menschen, die miteinander kommunizieren wollen/müssen, ganz abgesehen davon, dass die staatlichen Organe ohne Kommunikation nicht verwalten könnten. Eine zeitgemäße Grundausstattung an Verkehrsmitteln ist daher Voraussetzung und unabdingare Primäraufgabe einer Gebietskörperschaft im weitesten Sinne.

    Deshalb gab es schon immer Strassen, die mehr oder weniger gut zu unterhalten und für jedermann frei benutzbar sind. Die Römer waren Meister des Strassenbaus, ihre Via Appia oder Via Aurelia waren die Arterien, die es erst ermöglichten, dass Rom eine Million Einwohner haben konnte.

    Eisenbahnen wurden gebaut, wo der Bedarf durch Strassenbau nicht mehr gedeckt werden konnte. Sie wurden parallel zur industriellen Entwicklung im 19. Jhdt. überraschend schnell gebaut.

    Häfen wurden von jeher als Staatsaufgabe angesehen. Ihre Grösse richtet sich nicht nach nur nach dem Verkehrsaufkommen, sondern orientiert sich am grössten verwendeten Schiffstyp.

    Daselbe gilt für den Luftverkehr. Kleine Inselstaaten leisten sich Interkontinenttalflughäfen mit bis zu 4 km Pistenlänge, um nicht von den umliegenden Festlandstaaten abhängig zu werden. Lediglich die Abfertigungsanlagen entsprechen dem tatsächlichen Verkehrsaufkommen uns sind im Grenzfall primitiv.

    In allen diesen Fällen greift auch die Vollkostenrechnung nicht, da selbst beim Verkehrsaufkommen nahe null die minimale Infrastruktur vom Staat als Primäraufgabe getragen werden müsste, um überhaupt Handel und Wandel als Steuerquelle zu erhalten. Dieser Kostenanleil muss ausgesondert werden, da er in jedem Fall durch das allgemeine Steueraufkommen zu decken ist.

    Sich im Namen der CO2-Minderung hier auf fühlbare Einschränkungen einzulassen, würde bedeuten am Ast zu sägen auf dem man sitzt.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Bauer

      “In allen diesen Fällen greift auch die Vollkostenrechnung nicht, da selbst beim Verkehrsaufkommen nahe null die minimale Infrastruktur vom Staat als Primäraufgabe getragen werden müsste, um überhaupt Handel und Wandel als Steuerquelle zu erhalten. Dieser Kostenanleil muss ausgesondert werden, da er in jedem Fall durch das allgemeine Steueraufkommen zu decken ist.”

      Tjahaa, aber das gilt nur so lange, wie es überhaupt noch diese rückwärtsgewandten Nationalstaaten gibt. Im grünen internationalen Sozialismus fällt zum Beispiel für kleine Inselstaaten der Bau von Interkontinentalflughäfen weg, da sie mit den in der Nähe liegenden Festlandstaaten sowieso eine solidarische und vielfältige Klimavölkergemeinschaft bilden werden, der Gedanken an Abhängigkeit oder gar Erpressung völlig fremd sein werden. Und für kurze Strecken gibts das Lastenfahrrad und das Lastentretboot. ;)

      “Sich im Namen der CO2-Minderung hier auf fühlbare Einschränkungen einzulassen, würde bedeuten am Ast zu sägen auf dem man sitzt.”

      Ja klar, das ist doch genau das Ziel.

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Bauer

        Wir erleben wie sich Milchmädchen auf der Grundlage von Hypermoral (Weltuntergang) in eine Hyperrealität ventilieren (Klima lock down) und dazu schon 1x vorsorglich das Grundrecht “NEIN” zu sagen unter Vorbehalt stellen.

        “there are more red flags as a Chinese 1. May parade”

  6. Tom96
    Tom96 sagte:

    Literaturtipp zu Grenzkosten versus Vollkosten

    http://www.vahlen.de/productview.aspx?product=32066
    “Der ‘Eisele/Knobloch’ gehört mit Sicherheit zum besten, was es auf dem Lehrbuchmarkt zu diesem Thema gibt.”

    Das Leben gibt es nur mit den vollen Kosten und Leistungen!

    “…
    Ihr Traumverkäufer, Symptomdesigner
    Merkt ihr noch, was passiert?
    Wer hat euch das Land und das Wasser geschenkt,
    Das ihr jetzt privatisiert
    Ihr Heuchler, ihr Lügner, ihr Rattenfänger
    Ihr Wertpapierverkäufer
    Man hat euch Geist und Gefühl gegeben
    Und doch seid ihr nur Mitläufer
    Ihr großen, vernarbten, hilflosen Riesen
    Ihr wart doch auch mal klein
    Und jemand hat euch mit Schweigen gestraft
    Und ließ euch darin allein
    Und jetzt hört ihr nicht nur die Götter nicht lachen
    Ihr hört auch ihr die Kinder nicht weinen
    Und sagt ihnen weiter, es würde nicht wehtun
    Ohne es so zu meinen
    Macht ihr ruhig Pläne, ich steh am Rand
    Ich sehe euch und ich bin nicht allein
    Hinter mir stehen mehr und mehr Weltfremde
    Die passen auch nicht hinein
    Und jetzt wartet nicht auf ein versöhnliches Ende
    Den Gefallen tu ich euch nicht
    Kein Augenzwinkern, keine milde Pointe,
    Die das Unwohlsein wieder bricht
    Irgendwann werden die Götter nicht mehr lachen
    Und falls es mich dann nicht mehr gibt
    Hinterlass ich ein Kind, das sich selbst gehört
    Und dies unhandliche Lied“
    Sarah Lesch

    Antworten
  7. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    bto: “Deshalb dürfte es bei teurer und nutzloser Symbolpolitik bleiben. Wie dem Ruf nach Flugverboten, die weder begründet sind noch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.”

    Sie suchen nach einem tieferen Sinn, wo es keinen gibt. “Klimaschutz” ist nur die vorgeschobene Rechtfertigung für die von linksgrün gewünschte gesellschaftliche Transformation in den grünen Sozialismus. Der Pöbel lässt sich natürlich viel leichter kontrollieren, wenn er in seiner individuellen Mobilität eingeschränkt ist und im Idealfall nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren kann. Für die Parteikader gibt es selbstverständlich Ausnahmen, die leisten schließlich systemrelevante Arbeit. Nein, halt, blöd formuliert… sagen wir lieber: Sie sind als Parteikader systemrelevant.

    Noch ein aktuelles Beispiel, das nach dem gleichen Prinzip funktioniert: Elektroautobesitzer bekommen neuerdings CO2-Zertifikate zugeteilt und können die für Geld verkaufen. Die zugeteilte Zertifikatmenge ist pauschaliert, und wie viel man mit dem Auto fährt und woher der Ladestrom kommt, ist vollkommen egal:

    “Die gute Nachricht für Elektroautohalter: Auch jedes rein batterieelektrisch angetriebene Auto ist eine CO2 einsparende Anlage. Halter solcher Fahrzeuge können also Emissions-Zertifikate verkaufen. Dabei ist es vollkommen egal, wie der Strom für das jeweilige Elektroauto entstanden ist: Auch Strom aus kräftig CO2 emittierenden Kohlekraftwerken ist hier für den Gesetzgeber okay. Theoretisch könnte ein Elektroauto-Halter sein Fahrzeug ausschließlich mit Kohlestrom laden und sein CO2-Zertifikat dann an den Kohlestromerzeuger verkaufen.”

    https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/elektroauto-co2-zertifikatverkauf-praemie-geld-treibhausgas-
    minderungsquote-thg-quote/

    Autos mit Hybrid-Antrieb bekommen aber keine Zertifikate zugeteilt, denn die können ja auch mit Benzin beziehungsweise Diesel fahren. 🤡🤡🤡

    Fazit: Eine originelle neue staatliche Förderung für Elektroauto-Hersteller und Zertifikatehändler aus den grünen Vorfeldorganisationen, die dabei auch noch schön “klimaschützend” aussieht.

    Antworten

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