Tages­schau.de zu den ver­steckten Risiken im Finanz­system

Ich habe mit tagesschau.de über die aktuellen Turbulenzen im Finanzsystem gesprochen. Hier einige Auszüge aus dem Artikel zum Thema:

  • „(…) Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff (…) wundert sich (…), dass die Weltwirtschaft nicht schon im vergangenen Jahr eine systemische Finanzkrise erlebt habe – angesichts des steilen Anstiegs von Inflation und Zinsen: ‚Wenn die Zinsen während einer Rezession hartnäckig hoch bleiben, gibt es riesige Probleme, da die öffentliche Verschuldung während der Ära der ultraniedrigen Zinssätze auf ein Rekordniveau gestiegen ist.‘“ – bto: Ich würde betonen, dass auch die Privatverschuldung immer weiter gestiegen ist und damit heute ein massives Problem darstellt.
  • „In den USA haben sich die Schulden seit der Finanzkrise 2008 mehr als verdreifacht, in der Eurozone sind sie doppelt so hoch wie 2008. Das dürfte den Spielraum vieler Staaten für Nothilfen im Fall von Krisen einschränken – zumal es die Zinswende der Notenbanken auch für Staaten teurer macht, sich zu verschulden.“ – bto: Es ist eine gesamthafte Überschuldung im System.
  • „Bank-Professorin Christina Bannier von der Universität Gießen (gibt) Entwarnung für Deutschland und die Eurozone: ‚Solange die konjunkturelle Entwicklung die Schuldenlast der Staaten trägt – und danach sieht es derzeit aus -, sind hier kaum unmittelbare Effekte zu erwarten.‘ Zumal ein Großteil der Staatsverschuldung in den Händen der Europäischen Zentralbank (EZB) liege und nicht den Bankensektor direkt belaste (…)“ – bto: Naja. Es ist natürlich so, dass auch die Zentralbank erhebliche Verluste erleidet.
  • „Indirekte Effekte könnte es aber durchaus geben, wie Ökonom Daniel Stelter in seinem Podcast ‚Beyond the obvious‘ analysiert. Viele Finanzmarkt-Teilnehmer hätten darauf gesetzt, dass die Zinsen ‚ewig‘ tief bleiben, so der Ökonom. Und diese Wette gehe mit der unerwarteten Rückkehr der Inflation nicht mehr auf. ‚Das heißt, alle, die sich langfristig gebunden haben mit ihrer Geldanlage und das teilweise über Kredite tun, kommen unter Druck.‘“ – bto: Und fallen die Vermögenspreise auch für jene, die gar nicht spekuliert haben.
  • „Derzeit wisse keiner so genau, welchen Sektor es als nächstes treffen könnte. ‚Es können Gewerbeimmobilien sein, es können aber auch Hedgefonds oder Risikokapital-Sammelstellen sein. Oder Start-ups, die, ohne je Geld verdient zu haben, eine Real-Bewertung haben. Deren Gründer haben vielleicht einen Kredit aufgenommen auf diese Werte, die nun gesunken sind‘, sagt Stelter gegenüber tagesschau.de. ‚Und wenn das alles jetzt ins Rutschen kommt, dann haben Sie eine Kettenreaktion.‘ Kreditausfälle wären die Folge, was wiederum einzelne Banken treffen könne.“ – bto: Lesern dieser Seite ist diese Sicht wohlbekannt.
  • „Harvard-Ökonom Rogoff betont im ‚Handelsblatt‘, die strengere Regulierung für die Kernbereiche der Bankbranche habe die Risiken verringert. Für andere Bereiche gelte das aber nicht. Private-Equity-Firmen, die sich für den Erwerb von Immobilien stark verschuldet haben, stünden unter Druck. Steigende Zinsen bei gleichzeitig fallenden Gewerbeimmobilienpreisen können zum Problem werden. Ökonom Stelter drückt es so aus: ‚Ich glaube, das große Risiko ist anders als 2008: Nach über zehn Jahren der Politik des billigen Geldes wissen wir nicht, wo das Geld ist. Wir wissen nur, dass die Beträge gigantisch sind.‘“ – bto: Es gibt das Risiko weiterer Unfälle.
  • „Angesichts der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor richten sich nun alle Augen der Marktteilnehmer auf die Federal Reserve. Die Hoffnung wächst, dass die Notenbank der Vereinigten Staaten die Zinsanhebungen früher beendet als ursprünglich gedacht – und damit für weitere Entspannung am Finanzmarkt sorgt.“ – bto: … und die Grundlage für mehr Inflation in der nächsten Welle (nicht gleich).

→ tagesschau.de: “Versteckte Risiken im Finanzsystem?”, 21. März 2023