Staatsfinan­zierung muss inflationär wirken

Die EZB hat den Realzins in der Eurozone auf minus 8,6 Prozent erhöht. Ob dies dazu beiträgt, die Inflation zu dämpfen, darf bezweifelt werden. Diese dürfte nur sinken, wenn es zu einer deutlichen Entspannung an den Energiemärkten kommt durch eine deutliche Ausweitung des Angebots und eine Beendigung des Krieges. Alternativ bleibt der schmerzhafte Weg über einen Rückgang der Nachfrage, also eine weltweite Rezession. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass wir uns bereits auf dem Weg in die Rezession befinden.

Dennoch ist das Risiko erheblich, dass die Inflation sich verfestigt. Hatten wir es in den vergangenen Jahrzehnten mit einem eher deflationären Umfeld zu tun, also einer Tendenz zu fallenden Preisen, so dreht sich dies um. Die demografische Entwicklung (weniger statt mehr Erwerbstätige) und die Globalisierung (weniger statt mehr internationale Kooperation) wirken künftig eher inflationär. Hinzu kommen die politisch gewollte Verteuerung der Energie und die Zwangsmaßnahmen im Klimaschutz, die tendenziell zu höheren Preisen führen.

Für die Schuldner der Welt ist das nur vordergründig eine gute Entwicklung. Steigende Preise erleichtern zwar einigen den Schuldendienst, für viele sinken aber die Realeinkommen und damit die Schuldentragfähigkeit. Die Dimensionen, um die es geht, sind gewaltig. So rechnete der britische The Economist vor, dass ein Zinsanstieg von zwei Prozent die Zinsbelastung um 50 Prozent erhöhen würde, auf immerhin 18 Prozent des Welt-BIP.

Kein Wunder also, dass wir es bei Inflationsraten von über neun Prozent mit offiziellen Leitzinsen von null zu tun haben. Die Notenbanken betreiben dabei aber ein gefährliches Spiel. Mag es in einem deflationären Umfeld funktionieren, Probleme zu hoher Schulden über die „Monetarisierung“, also letztlich über die Finanzierung mit der Notenpresse zu bereinigen, so funktioniert das in einem inflationären Umfeld nicht mehr. Das Risiko eines weiteren Befeuerns der Inflation und eines möglichen breiten Verlustes des Vertrauens in die Währung ist zu hoch.

Dies kümmert die EZB allerdings nicht, was der zweite und weitaus bedeutsamere Beschluss der letzten Woche zeigt. Die EZB will in Zukunft nicht nur das Zinsniveau allgemein festlegen, sondern auch für jeden einzelnen Schuldner. Konkret geht es darum, dass die EZB glaubt, besser als der Markt zu wissen, ob und wie viel Italien mehr für seine Staatsschulden zahlen soll als Deutschland. Das ist ein klarer und eklatanter Bruch mit der bisherigen Praxis aller Notenbanken, eben genau das nicht zu tun, sondern sich „marktneutral“ zu verhalten: Die Notenbank entscheidet über den Eckzins, die anderen Teilnehmer der Wirtschaft entscheiden über den angemessenen Zins – je nach Risiko des Schuldners. Der Bruch mit dieser Tradition ist ein nur mühsam verstecktes Bekenntnis zur Subvention einzelner Staaten und zur direkten Staatsfinanzierung, die offiziell verboten ist.

Um dies zu tun, hat sich die EZB ein neues Instrument einfallen lassen: Das “Transmission Protection Instrument”, kurz TPI. Nötig war das übrigens nicht, haben wir in der Eurozone doch bereits Instrumente für eine mögliche ungerechtfertigte Krisensituation. Mit dem bereits vor Jahren geschaffenen Outright Monetary Transactions (OMTs) kann die EZB Staaten helfen, sofern sie Reformauflagen erfüllten.

Doch diese Auflagen sind bei den betroffenen Regierungen unbeliebt, weshalb nun vier Kriterien genügen, um in den Genuss der Zentralbankunterstützung zu gelangen:

1. Einhalten des haushaltspolitischen Rahmens der EU
2. Fehlen schwerwiegender makroökonomischer Ungleichgewichte
3. fiskalische Tragfähigkeit
4. solide und nachhaltige makroökonomische Politik.

Was hart klingt, dürfte in der Praxis eine wachsweiche Regel sein und zuerst im Falle Italiens Anwendung finden:

Zum einen muss der Staat den „haushaltspolitischen Rahmen der EU einhalten“, was konkret immer gegeben ist, zeigt die EU sich doch seit Jahrzehnten sehr flexibel. Nun, wenn mit einer kritischen Einschätzung ein Wegfall der Unterstützung der EZB einhergeht, dürfte es äußerst unwahrscheinlich sein, dass es überhaupt noch zu Fällen kommt, in denen der Rahmen offiziell nicht eingehalten wird.

Des weiteren dürfen keine „schwerwiegenden makroökonomischer Ungleichgewichte“ vorliegen. Auch das ist eine Beurteilung, bei der es schwerlich zu einer Einschränkung kommt. Was ist schon „schwerwiegend“? Noch leichter als beim Haushalt dürfte die Kommission sich hier tun, alles gutzuheißen.

Bleiben die „fiskalische Tragfähigkeit“ und „solide und nachhaltige makroökonomische Politiken“. Hier wird es zumindest theoretisch objektiver und härter. Nehmen wir das konkrete Beispiel Italiens. Bei nüchterner Betrachtung muss man feststellen, dass Italien beide Kriterien nicht erfüllt. Das Wachstum ist seit über 20 Jahren zu gering, um die Schuldenlast tragfähig zu machen. Es fehlt an Reformen des Arbeitsmarkts und auch die Verwendung der Milliarden aus dem Wiederaufbaufonds, unter anderem zum Erhalt von Dörfern mit mehr als 140.000 Euro pro Einwohner, spricht nicht für ein gänzlich anderes Szenario. Die demografische Entwicklung und die Produktivitätsentwicklung sind noch schlechter als in Deutschland, weshalb selbst im optimistischsten Szenario das Wachstum gering bleiben wird. Der italienische Staat kann nicht aus seinen Schulden herauswachsen.

Die aktuelle politische Entwicklung in Italien unterstreicht deutlich, dass es unmöglich ist, in Italien „solide und nachhaltige makroökonomische Politiken“ umzusetzen. Wer, wenn nicht Draghi hätte das bewältigen können. Im Gegenteil, es spricht viel dafür, dass die Zinsentwicklung in den letzten Monaten nicht auf einem „unberechtigten Marktversagen“ beruht und die die EZB so beunruhigte, dass sie eine Krisensitzung einberief. Finanzmarktteilnehmer erkennen Probleme früher als Medien (und Notenbanker). Der Zinsanstieg dürfte die frühe Erwartung des Scheiterns von Draghi widerspiegeln, verbunden mit Neuwahlen und dem realistischen Risiko einer sehr EU-kritischen Regierung.
Ebenfalls dazu passt der starke Anstieg der TARGET2-Verbindlichkeiten Italiens auf über 630 Milliarden Euro (vor allem gegenüber der Bundesbank), was für eine zunehmende Kapitalflucht spricht.

Die EZB will dennoch besser wissen als die Märkte, welche Zinsen angemessen sind. In diesem Szenario Italien das Signal zu geben, die Zinsen zu deckeln, wird nicht zu „nachhaltiger Politik und fiskalischer Tragfähigkeit führen“, sondern genau das Gegenteil bewirken. Es ist eine Einladung, eine Politik fortzusetzen, die auf dauerhafte Transfers und Zinssubventionen setzt.

Dass die EZB diesen Weg beschreitet, erklärt, warum der Euro nach der Verkündung der Maßnahmen wieder nachgegeben hat. Es ist eine strukturell inflationäre Politik, die das Vertrauen in die Währung weiter untergräbt. In einem deflationären Umfeld kann man versuchen, Staatsschuldenprobleme mit der Notenpresse zu lösen. In einem inflationären Umfeld muss sie scheitern.

Es ist höchste Zeit, dass unsere Politik sich auch mit Blick auf die Eurozone von ihren Lebenslügen verabschiedet: Der Euro funktioniert nicht und der von GRÜNEN und SPD angestrebte Einstieg in eine Transfer- und Schuldenunion wird daran nichts ändern. Sie würde das Siechtum nur verlängern und das zulasten der hiesigen Steuerzahler und Sparer. Die Eurozone braucht eine grundlegende Reform und eine echte Antwort auf die Schuldenproblematik, die neben Italien auch andere Länder und vor allem Frankreich betrifft. Leider spricht wenig für einen Politikwechsel, erfordert dies doch mutige Entscheidungen und vor allem Bereitschaft und Interesse, auch die eigenen Interessen zu berücksichtigen.

cicero.com: “Der Euro funktioniert nicht”, 25. Juli 2022

Kommentare (87) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    @Alexander

    “Seit der Weihnachtsvorlesung v. H.W. Sinn zu den Geldüberhängen der Notenbanken warte ich auf das Ereignis, welches per Buchungssatz nachvollziehbar den Weg aus den Geldspeichern in den Massenmarkt öffnet – mit der Folge von hässlichen Preissteigerungen. ”

    Ein mögliches Beispiel:

    “Arme Haushalte”: Geld (*) 10 Mrd. Euro an “Arme Haushalte”: Aktien 1 Mrd. Euro
    “Arme Haushalte”: Anleihen 4 Mrd. Euro
    “Arme Haushalte”: Immobilien 5 Mrd. Euro

    “Reiche Haushalte”: Aktien 1 Mrd. Euro an “Reiche Haushalte”: Geld (*) 10 Mrd. Euro
    “Reiche Haushalte”: Anleihen 4 Mrd. Euro
    “Reiche Haushalte”: Immobilien 5 Mrd. Euro

    (*) Geld sind dabei vorwiegend die Bankguthaben auf Girokonten (Geldmenge M1)

    Um die gestiegenen Verbraucherpreise zu finanzieren, verkaufen die “armen Haushalte” einen Teil ihres Vermögens an die “reichen Haushalte”, die die gestiegenen Verbraucherpreise nicht berühren.
    Auf die Preise der Aktien, Anleihen und Immobilien wirkt das eher preissenkend, da die “armen Haushalte” gewisse Preisabschläge akzeptieren müssen.
    Auf den Realzins wirkt das eher zinserhöhend.
    Vater Staat kann die Buchungssätze oben natürlich über Transferzahlungen wertmässig eingrenzen.

    Mit den armen Haushalten sind diejenigen gemeint, die über verwertbares Vermögen verfügen, aber zu geringes Einkommen und zu geringe Geldersparnisse.

    Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      @Vater Thiel

      Mit “Reiche Haushalte” meinen Sie die privaten Geldvermögen (M1) ohne Aktien, festverzinsliche Wertpapiere und Investmentfondsanteile sowie in Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionseinrichtungen… (Geldvermögen all incl. 7.325 Mr€, destatis)

      H.W.Sinn sprach von “Zentralbankgeldeinlagen der Banken beim Eurosystem von der KW53 1998 bis zur KW13 2021 im Chart. In der KW13 lagen die ZBG-Einlagen bei 4237 Mrd. Euro”
      (Querschüsse)

      An einen staatlich angeordneten Tausch zwischen Reichen und Armen mag ich nicht glauben, lieber verleibt sich der Staat reiche Vermögenswerte (Lastenausgleiche) ein um sie nach gusto an die Armen als Almosen zu verteilen. Der Transfer von Vermögen in Geld und Geld an Arme erzeugt Zahlungsströme die für sich Konjunktur wären…..z.B. Kreditaufnahme zur Steuerzahlung etc.

      Der Tausch von Vermögenswerten von “ökonomischen Opfern” aktueller Ereignisse zu Geldhaltern findet bereits statt, was Immobilienpreise auf hohem Niveau stabilisiert. Die Banken beförderten diese Täusche durch Negativzinsen… Natürlich sammeln “Reiche” auf diese Weise Vermögenswerte ein – siehe staatliche Lastenausgleiche oben :o) und machen die Rechnung ohne den Wirt.

      An den Sieg der “Reichen” glaube ich auch nicht, denn sämtliche derer Anlagen kommt mit Zeitverzögernung unter denselben Beschuß, wie jene ihrer ehemaligen “Arbeiter”. Die meisten Unternehmensvermögen sind illiquide und ohne Auslastung = totes Kapital.
      Zwei Jahre Pandemie + Ukiekrieg zerstören die Erträge für 99.6% (KMU)…

      H.W.Sinn glaubte an die Schwemme ohne externe Risiken (C19, Ukie) durch ein platzen der Dämme von Seiten der Banken (Zentralbankeinlagen) für Einkäufe des Massenpublikums = Kreditaufnahme.

      Bis heute sehe ich keine Chance zu so einem Ereignis durch Private, weil Arbeitseinkommen wie Unternehmensgewinne zusammenbrechen.

      Einziger Inflationstreiber ist staatliche Kreditaufnahme, wobei die Preissteigerung bisher nur aus Währungsabwertung rührt – die Preissteigerung private Nachfrage (Baustoffe) sogar erstickt…

      Der Deflation privater Vermögenswerte steht NICHTS im Weg, das betrifft alle…Sterblichen.
      (An die show der unsterblichen Reichen und Schönen glaube ich schon länger nicht mehr….aber das ist ein anderes Thema…. cumcumex straffrei ist wie Insiderwetten gegen das britische Pfund)

      Antworten
  2. Felix
    Felix sagte:

    An alle,
    Was ist Inflation?

    ich setze es noch mal als neuen Kommentar ein, weil sich unter dem Originalkommentar eine umfangreiche und lesenswerte Diskussion ergeben hat, die sich aber leider nicht um mein Statement zur INFALTION dreht.

    INFLATION ist die “Aufblähung der Geldmenge” (inflare=aufblähen), Dass war über Jahrtausende geltende Lehre. Aristoteles hat die Bedingungen für Geld vor knapp 2500 Jahren aufgeschrieben, aus dem alten China existieren entsprechende Auszeichnungen und in der europäischen Neuzeit, als die heutige Volkswirtschaft entwickelt wurde, galt diese Definition über JAHRHUNDERTE:

    Inflation ist die Aufblähung der Geldmenge.

    Das ist auch nicht verwunderlich, da Gold und Silber über Jahrtausende Geld waren und alle Experimente mit ungedecktem Geld bereits vielfach gescheitert waren ; ca. 700 Währungen scheiterten allein in der Epoche der Neuzeit.

    Auch Milton Friedmann vertrat diese Ansicht weiter, als man die Verbraucherpreisberechnungen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückte und wies immer wieder darauf hin, dass “Inflation immer und überall ein monetäres Problem ist”.

    Ich muss hier keine “Links” einsetzen, für etwas das so allgemein bekannt sein sollte, aber falls nicht, mit wenigen Mausklicks zu finden ist.

    (Man kann der Meinung sein, dass man gerne ein Geld hat, das man in der Menge beliebig ausweiten kann, das ist heute die Standardmeinung (die ich für falsch halte), aber man kann nicht ernsthaft darüber diskutieren, was INFLATION ist.)

    Die inhaltliche Manipulation des Begriffs der Inflation (hat im Prinzip die “Teuerung” dafür eingesetzt), ist für mich eine erkennbar politische Maßnahme. Letzteres ist natürlich nur meine Meinung. Solche Dinge werden in kleinen diskreten Zirkeln mündlich geregelt. Man muss sich nicht darüber streiten, ob und von wem, man muss aber in der Lage sein, die Wirkungen zu erkennen und auch, wer davon profitiert, und wer verliert.

    Peter Schiff hat nicht “einen Text” geschrieben, den sich z.B. Herr Tischer hier wünscht, Peter Schiff ist seit Jahrzehnten aktiv in dieser Sache. Es gibt eine überwältigende Menge an Material mit und über ihn. Da kann sich jeder das anschauen, was gerade entspricht. Herr Thomas Mayer, u.a. ehem. Chefvolkswirt der Deutschen Bank, ist ebenfalls reichlich verfügbar. Besonders wertvoll zur Information von Nicht-Wirtschaftswissenschaftler, finde ich, dass er immer mal wieder aufklärt, dass die Wirtschaftswissenschaften keine exakte Wissenschaft im Sinne der Naturwissenschaften sind, dass sie das aber gerne sein wollen. Wirtschaft hat den Menschen als Individuum und sein Gruppenverhalten zum Objekt der Betrachtung.
    Er erläutert aber auch bei verschiedenen Gelegenheiten, wie er selbst erst spät in seinem fortgeschrittenem Berufsleben dazu kam, die Geldthematik zu verstehen – eben weil das heute gegebene “Fiat-System” als selbstverständlich gegeben gar nicht hinterfragt wird. Herr Mayer wird auf JEDEM Finanzmedium interviewt (außer im Mainstream natürlich). Seine Stimme hat Geltung – nur nicht in der Tagesschau. (“Manches könnte Sie sehr beunruhigen.”)

    Abschließend komme ich noch zu einem Punkt, der so selbstverständlich ist, dass ich ihn noch nie mündlich oder schriftlich zum Ausdruck gebracht habe. Aber hier, in diesem Forum weiser und gebildeter Menschen, ist es dann doch nötig:

    Wenn sich eine Verknappung des Angebots ergibt (z.B. Lieferketten), löst dies in einem ordentlichen Geldsystem trotzdem keine flächendeckende Inflation aus, weil die Geldmenge gar nicht da ist, um höhere Preise zu zahlen. Vielmehr ist es so, dass einzelne Produkte, die einen höheren Preis aufrufen können, in gleichem Maße Nachfrage an anderer Stelle senken.
    Nur die Erhöhung der Geldmenge, ermöglicht auch diese Inflation.

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ja, Sie befinden sich im Einklang mit der Mehrheit. Und schon bald wird wieder der Ruf nach noch mehr frischem Geld zu besseren Konditionen laut werden, wenn die Wirtschaft in die Knie geht. Das wird die Situation wieder für eine kurze Zeit entspannen, und danach hat jeder noch weniger Kaufkraft.

    Mehrheiten können irren, etablierte Ansichten können falsch sein und Finanzen, Mathe und Geld sind Themen, die von den meisten Menschen gemieden werden.

    Bitte folgen Sie den Hinweisen und bilden Sie sich eine eigene Meinung. Unvoreingenommen.

    Antworten
    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @Felix

      Na, uns liest hier ja sonst vermutlich niemand mehr. Bin bzgl. Inflation – wie schon gesagt – komplett bei Ihnen. Für mich gibt’s dahinter aber keine Verschwörung, sondern eine schleichende Verwischung der Begrifflichkeiten und vielleicht auch schlicht ein Weiterlaufen von Entwicklungen.

      Zentralbanken sind mal als Inflationswächter (Inflation als (Über)Geldmengenausweitung) beauftragt worden. Hatte vermutlich seine Berechtigung. Nun hat sich im Laufe der Zeit die Wirkung der geldpolitischen Maßnahmen (Zinsen der ZBs, QE/QT) als zumindest nicht im beabsichtigten Sinne messbar herausgestellt. Konsequenz wäre eine Diskussion der Rolle der ZBs. Wollen die natürlich nicht. Stattdessen hat sich sowas wie eine Komplettfixierung der Wirtschaftskommunikation der Politik/Medien auf die ZB als Sonne im Wirtschaftsuniversum herausgebildet…

      Und auf der anderen Seite läuft die Realwirtschaft nach ihren Regeln. Angebot-/Nachfrage bestimmen Preise, Supply chains werden optimiert/repariert, Working Capital mal hoch-/mal runtergefahren usw. Dieses REALE Handeln der Spieler im System beeinflusst die Preise – nur interessiert das in der ZB-fixierten Kommunikation nicht/kaum.

      Wir hatten Corona und wetterbedingte Werkssschließungen für Basischemikalien in Texas (Produktionsausfälle), Supply-Chain-Verzerrungen par excellence, Gasknappheit VOR Kriegsbeginn (höhere Preise) und jetzt ist Krieg. Und wir diskutieren allen Ernstes, dass 0,5% oder 0,75%-Zinserhöhungen die Wirtschaft kollabieren lassen. Was soll man da noch sagen? Komplette Wahrnehmungsverzerrung Richtung Zentralbanken…

      Glücklicherweise interessiert das die Realwirtschaft nur wenig. (Ok, die knapp vor der Insolvenz stehenden Unternehmen schon. Das ist marktwirtschaftlich aber ok. Und die Entwicklungsländer, die ggfs. in Schieflage kommen, sterben aktuell am hohen USD-Kurs [10-15%-Veränderung!!], nicht an 0,5% mehr Zinsen.)

      PS Höhere Energiepreise fressen sich natürlich durch die Wertschöpfungsketten und verteuern sehr viele/alle Produkte und dadurch kann der Eindruck einer breiten Preissteigerung (=Inflation) entstehen. Aus meiner Sicht ist das schlicht Anpassung auf ein höherers Preisniveau durch Angebots-/Nachfrageverschiebung. LNG ist nun mal teurer als piped gas. Andere Rohstoffkosten – andere Produktkosten.

      Antworten
      • Felix
        Felix sagte:

        Das sehe ich auch so. Volle Zustimmung. Nur ist das alles normales wirtschaften. Damit wird und wurde man immer fertig. Mit den Zentralbanken kommt ein neues Problem ins Spiel, gegen das man machtlos ist: wenn sie die Geldmengen ausweiten, damit alles weiterhin gekauft werden kann und eine Rezession abgewendet oder gemildert wird, mag dies ein guter Zweck sein, aber die Wirkung ist fatal:

        Alle Menschen mit fixem Einkommen, Arbeitnehmer, Rentner, Pensionäre, verlieren Kaufkraft, die sie nicht ersetzen können und Ersparnisse in Nominalwerten, verlieren anteilig an Wert.

        Alle, die Zugang zu dem neuen billigen Geld haben, haben dagegen die Möglichkeit, auf Kredit in zusätzliches Sachvermögen zu investieren.
        Die zweite Gruppe wird immer reicher, die erste Gruppe immer ärmer.

        Wohnen wird unbezahlbar, Familien trifft es naturgemäß am härtesten – eine Gesellschaft schafft sich selbst ab.

    • Christian Anders
      Christian Anders sagte:

      @Felix

      „Wenn sich eine Verknappung des Angebots ergibt (z.B. Lieferketten), löst dies in einem ordentlichen Geldsystem trotzdem keine flächendeckende Inflation aus, weil die Geldmenge gar nicht da ist, um höhere Preise zu zahlen.“

      Da haben Sie „Inflation‘“ und „Teuerung“ aber genau so benutzt, wie Sie es vorher für falsch erklärt haben.

      Was Sie schreiben, ist dennoch logisch richtig:
      Wäre die Menge an Zahlungsmitteln konstant, würden gezahlte(!) Preissteigerung an einer Stelle durch Nachfragerückgang an anderer Stelle kompensiert werden.

      FALLS die Umlaufgeschwindigkeit sich nicht ändert und FALLS die Menschen nicht im Angesicht von Erwartungen steigender Preise ihre Ersparnisse angehen und FALLS nicht durch Nachfragerückgang an einer Stelle dort Arbeitslosigkeit entsteht, die als neuer Nachfragerückgang woanders hin und/oder auf sich selbst zurückkoppelt…

      Drei mal FALLS, darauf zurückzuführen, dass Menschen als Individuen und als Gruppen ihr Verhalten bei hoher Teuerung wahrscheinlich ändern und Einkommen brauchen, um nachzufragen.

      Diese ohnehin komplexe Gemengelage hat eine enorme zusätzliche Komplikation, wenn die Menge an Zahlungsmitteln eben NICHT konstant ist, wie Sie es für ein „ordentliches Geldsystem“ fordern.

      Und jetzt erklären Sie mal, wie ein Verständnis der hinter o. g. liegenden Mechanismen verbessert wird, wenn Geldmengensteigerung „Inflation“ heißt und das, was heute allgemein Inflation heißt, „Teuerung“ heißen würde?
      Dadurch wird nichts geklärt, nichts besser verständlich, dieselben (Fehl)schlüsse wie aktuell würden gezogen. Es hieße bloß alles anders.

      Es geht Ihnen doch um was anderes:
      Die von Ihnen unterstellte Disfunktionalität des vorliegenden Geldsystems zu illustrieren, die Ihrer Meinung nach an der endogenen Steuerung der Menge an Zahlungsmitteln liegt. Sie glauben, dabei würde es helfen, wenn die Menschen „Inflation“ als Begriff für ein Aufblähen der Geldmenge verstünden.

      Dass für die Menschen aber lebenspraktisch viel relevanter ist, was morgen wie viel mehr oder weniger als heute kostet, diesen Umstand kriegen Sie durch ein anderes Wording nicht weg.

      Antworten
      • Felix
        Felix sagte:

        Hallo herr Anders,

        zunächst, wenn ich sage, “es entsteht keine Inflation, wenn die Geldmenge dafür fehlt”, ist das nicht falsch, denn was nicht entsteht, ist eben Inflation, sondern partielle Teuerung.

        Aber mal weg von den sprachlichen Spielchen, zu Kern der Sache:

        Sie nennen vollkommen zurecht die Umlaufgeschwindigkeit. Logisch: wir sind alleine hier 83 Mio Menschen die übers Jahr Milliarden Entscheidungen treffen. Diese “Mechanik” ist zu komplex, um sie zu steuern.
        Stattdessen geht man den Problemen einfach aus dem Weg und hält die Geldmenge knapp.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        „Stattdessen geht man den Problemen einfach aus dem Weg und hält die Geldmenge knapp.“

        Den Problemen, denen Sie dadurch aus dem Weg zu gehen meinen, stehen aber x andere Probleme gegenüber, die sie dadurch erzeugen.

        Das größte wäre, dass sie nur noch aus vorherigen Ersparnissen heraus investieren könnten und somit die nötige Auslastung von Investitionen sich selbst kannibalisiert.

        Mal ganz davon ab, dass Sie behaupten, nicht steuernd eingreifen zu wollen, durch ein aktives Zentralmanagement der Geldmenge aber genau das tun würden.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Ch Anders

        Alles richtig. Mir ginge es aber zunächst nicht um die Menschen auf der Straße, sondern um Politik-/ZB-/Wissenschaftsdiskussion im Sinne Ihres WER handelt jetzt eigentlich WIE. Meine Wahrnehmung ist, dass aktuell die ZBs eigentlich nicht Zinsen erhöhen wollen, aber die selbst gerufenen Geister nicht mehr in die Flasche kommen.

        Geist I ist das kommunizierte Selbstverständnis der ZBs, Inflation steuern/beeinflussen zu können (aus historischem Kontext begründet, ggfs aktuell nicht passend)
        Geist II ist das politische-Kaste-Selbstverständnis, was tun zu müssen, weil das Wahlvolk unruhig wird und da kommt Geist I sehr gelegen.

        Um diese Geister in die Flasche zu bringen, bräuchte es ein differenziertes Verständnis von Inflation und marktbasierter Teuerung. Das sollte die Politik eigentlich interessieren. Nur, wenn die bei den Experten der ZB nachfragen, wie man das untersuchen könnte, beißt sich die Katze in den Schwanz.

        Deshalb wäre eine von Medien/Wissenschaft getriebene differenzierte Diskussion (auch um Messansätze) sinnvoll. Und ich kann mir sogar vorstellen, dass nach dieser Phase der Ratlosigkeit bzgl der wirtschaftlichen Entwicklung das sogar beginnt.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        Korrektur:

        … Investitionen ihre nötigen Auslastungen kannibalisieren.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @Stoertebekker

        „Um diese Geister in die Flasche zu bringen, bräuchte es ein differenziertes Verständnis von Inflation und marktbasierter Teuerung.“

        Aber das gibt es doch im Groben: Die Teuerungsrate ist mittel- und langfristig hochgradig mit der Steigerungsrate der gesamtwirtschaftlichen Lohnstückkosten korreliert.
        Das ist zwar hochaggregiert, aber trotzdem da.

        Externe Schocks sind externe Schocks.

        Auf zweites hat die ZB keinen Einfluss, auf erstes sehr indirekt über die (eingebildete?) Konjunktursteuerung via Zinssetzung. Der Preis der Inflationsbekämpfung kann dann schnell steigende Arbeitslosigkeit sein.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Ch Anders

        Die Korrelation mit den Lohnstückkosten hatten Sie schon mal angeführt. Muss ich mir wohl tatsächlich mal in Ruhe antun. Meine Beobachtungen aus der Praxis sprechen intuitiv dagegen. Kann aber sein, dass das daran liegt, dass ich vor allem ganz am Anfang der Wertschöpfungsketten unterwegs bin.

        Hypothese wäre, dass der zunehmende Handel (Im- und Exportströme) eigentlich eine zunehmende Entkopplung zur Folge haben sollte (teure deutsche Produkte raus, günstige asiatische rein). Ggfs. schaffen Verschiebungen vom Sekundär- zum Tertiärsektor aber wieder gegenläufige Trends.

        Unabhängig davon bliebe die Frage, ob die ZB tatsächlich einen Einfluss auf die Steuerung der Lohnstückkosten haben SOLL.

        Da spielen doch ganz andere Faktoren als der Zins für (??? was eigentlich, wenn man über Steuerung der Teuerungsrate nachdenkt? Unternehmenskredite?) rein. zB gewerkschaftliche Lohnforderungen von 10%, Erdöl-/~gaspreise (auch unabhängig von der aktuellen Situation massiv schwankend), Wertschöpfungstiefe im Land usw.

    • Alexander
      Alexander sagte:

      @Felix

      Einfach ist die Diskussion, wenn man aus Ihren Zeilen die Information so entnimmt, wie Sie das “gefühlt” ausdrücken. Gegebenenfalls wäre Nachfrage verständnissteigernd.

      Allerdings kann ich Sie auf eine beliebige Notation von Begrifflichkeiten festnageln, bis Sie einen wahllosen Fehler machen und Sie dafür abkanzeln.

      Natürlich ist der Verknüpfung von Geldpolitik mit Inflation nicht jedermanns Geschmack, Ärger programmiert.

      Inflation = Preissteigerung
      Deflation = Preissenkung

      Seit der Weihnachtsvorlesung v. H.W. Sinn zu den Geldüberhängen der Notenbanken warte ich auf das Ereignis, welches per Buchungssatz nachvollziehbar den Weg aus den Geldspeichern in den Massenmarkt öffnet – mit der Folge von hässlichen Preissteigerungen.

      Zuletzt erleben wir einen Wechselkursverlust des Euro als Ursache für Energiepreissteigerungen, während die Preissteigerungen der Anlageklassen der letzten Jahre unter aktuellen Marktproblemen leiden.

      Lassen Sie sich nicht verbrennen,
      Ihren guten Willen möchte ich ausdrücklich anerkennen…

      Antworten
  3. komol
    komol sagte:

    Was die EZB hier i. B. auf Italien etc. vor hat (TPI), zeigt an, dass sie nun, wo die ZBs zunehmend in die Klemme geraten, die erste sein wird, welche durch Vertrauensverlust die gesamte Währung, hier also den Euro, gefährdet. Das ist wirklich ein katastrophales Versagen. Klar wurde und wird sie von der Politik im Stich gelassen. Aber nun müsste sie wenigstens einmal warten und auf Sicht fahren. Warten wie sich ihre Zinserhöhungschen mittelfr. auf die Staatsanleihen auswirken und beobachten, wie die FED weitermacht. Vielleicht würde sie über ein paar Monate, vielleicht auch ggf. Jahre, durchkommen – immer am Rande und v.a. eben mit dem erwünschten Weginflationieren eines Teiles des Volumens des den Währungsraum des Euros betreffenden Teiles des an sich ja immer als weltweit zu denkenden gesamten Verschuldungsnetzwerkes. Dass sie TPI gleich am Anfang kommuniziert, kann nur bedeuten, dass es um ein Verzweiflungssignal in Richtung Politik geht. Denn jetzt wird wieder politisch diskutiert. Dass in der Politik am Ende aber nicht passieren wird, müsste der EZB klar sein. Deshalb ist es ein schwerer und zurzeit noch unnötiger Fehler gewesen.

    Ist der EZB denn immernoch nicht klar, dass sie das gesamte Euro-Problem lösen werden muss? Das ist wirklich organisierte Verantwortungslosigkeit.. Und es gäbe Wege, wie die EZB eine Chance hätte, das Euro-Problem allein lösen zu können bzw. die Politik zum Handeln zu zwingen. Ein Vorschlag: z.b. durch eine Bindung bestimmter von ihr beeinflussbarer Zinssätze an jene der FED, wobei die EZB sich nur noch auf die Konstantierung Euro/Dollar-Kurs konzentrieren müsste und die Bindung nur dann leicht verändern würde, wenn es ihr nicht gelingt, den Euro/Dollar-Kurs zu konstantieren. So wäre erreicht, dass die Zukunft des Euro vom Nicht-Euro-Raum abhängt (denn in sich selbst ist der Euro langfr. im Prinzip gedoomt). Das wäre eine Art indirekte Umsetzung des Stabilitäsziels, begründbar mit der historischen Preisparallelentwicklung von Dollar- und Euroraum und dem Fakt, dass die EZB nur Preisstabilität und nicht zusätzlich auch die Arbeitslosenrate (wie die FED) beeinflussen soll (eine bessere Begründung wäre nur möglich, wenn man die wahren Gründe für die FuW-Krise von 2007/08 vorliegen hätte und kommunizieren könnte!!)

    Die Frage für den Euro wäre dann: Helfen uns die Amis bzw. kämpfen sie zumindest nicht gegen den Euro? Alle anderen kann die EZB abwehren! Und ich nehme an, die würden zumindest nicht gegen den Euro kämpfen bzw. es nicht zulassen, dass ihre Investoren nur aus Profitgründen gegen den Euro gehen. Das gänge aber eben nur, weil wir nach der Zeitenwende durch den Russland-Krieg leben.

    Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      @weico

      Der Gesamtbestand der BW beträgt funktionstüchtig etwas über 150 diesen Typs.
      Verkauf/Bestellung 2022 und Auslieferung für 2023 ist ein Termin, an den niemand glaubt, schneller kommt nur der Weihnachtsmann.

      Laut russischer Quelle endet die Befreiung zum September 2022.
      Ukie Verlust um die 90% des Personales, Altersgrenze zur Einberufung aktuell 70Jahre.

      Während dessen macht der Kasper von Kiew für die Vogue eine gute Figur,
      https://www.bitchute.com/video/ltHZ8KVtnbn2/

      Die 100 Haubitzen werden später dankbar unter Natostaaten verramscht sponsored by dummies.

      Antworten
    • JürgenP
      JürgenP sagte:

      Thema: “Staatsfinan­zierung muss inflationär wirken”
      Beitrag: “Verkauf von 100 Panzerhaubitzen”

      Hat nichts miteinander zu tun.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @JürgenP

        Genau. Dafür gibts ja schließlich ein “Bundeswehr-Sondervermögen” ;)

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @JürgenP

        Glauben Sie etwa, die Pleite-Ukraine bezahlt die Panzerhaubitzen von ihrem eigenen Geld??

      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        JürgenP: Machen Sie sich doch erst mal schlau. Das Kabinett hat die Herstellung(!) von 100 Haubitzen genehmigt. Die ersten werden erst in 2,5 Jahren in der Ukraine ankommen.
        Was da sein wird, weiß kein Mensch. Wahrscheinlich bekommt die Industrie die Produktion vom Bund vorfinanziert. Oder die Ukraine bekommt ein zinsloses Darlehen, was nie zurückgezahlt wird.
        Insofern hat das schon was mit Staatsfinanzierung zu tun.

      • weico
        weico sagte:

        @Beobachter

        “Wahrscheinlich bekommt die Industrie die Produktion vom Bund vorfinanziert. Oder die Ukraine bekommt ein zinsloses Darlehen, was nie zurückgezahlt wird.
        Insofern hat das schon was mit Staatsfinanzierung zu tun.”

        Exakt.

        Der bitterarme EU-Beitrittskandidat hat ja jetzt schon die grössten Schwierigkeiten , seine bestehenden Schulden zu begleichen …

        “Default-like Process Has Begun: On 20 July, the Ukrainian government formally launched a consent solicitation to defer external debt repayments for 24 months. Fitch views this as the initiation of a distressed debt exchange (DDE) process, consistent with ratings of ‘C’ for both the LTFC IDR and affected securities.”

        https://www.fitchratings.com/research/sovereigns/fitch-downgrades-ukraine-to-c-22-07-2022

      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        Es hies “Ob solches Verhalten dem eigenen Land wirklich dient …oder ob die “technischen Probleme” bei Nord Stream 1 damit nicht noch etwas weiter zunehmen werden…? :)”.

        Nun heißt es: “Die ersten werden erst in 2,5 Jahren in der Ukraine ankommen”.

        Und: “Wahrscheinlich bekommt die Industrie die Produktion vom Bund vorfinanziert”.

        Von “Nord Stream 1” über “Lieferzeit” bis zur “Vorfinanzierung”: nur Spekulation und heiße Luft zum Befüllen dieses Blogs mit angeblichen Zusammenhängen aus Sicht einer bestimmten politischen Couleur.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @JürgenP

        Heute ist es außergewöhnlich anstrengend mit Ihnen.

        Der IWF, dem Sie vermutlich auch nicht glauben, wenn er etwas sagt, das Sie nicht hören wollen, meldete schon im Mai 2022 Folgendes:

        “The International Monetary Fund in its latest figures said Ukraine needs at least $5 billion a month, or $15BN for three months, just to keep up salary and wage payments, also to maintain expanded and strained public services which now includes running refugee facilities for the millions of internally displaced citizens due to the war.”

        https://www.zerohedge.com/markets/g7-countries-pledge-nearly-20bn-keep-ukraines-wartime-economy-afloat

        Das Land ist pleite, die können nicht einmal mehr die Gehälter der staatlichen Angestellten ohne internationale Hilfe zahlen.

        Selbstverständlich will die Ukraine die Waffen geschenkt haben.

        Oder einstweilen “zur kostenfreien Nutzung überlassen” bekommen (auf englisch “lend lease”), wobei dann nach Ansicht der Ukraine in einigen Jahren mal über die Abgeltung der bis dahin aufgelaufenen Miete verhandelt werden könnte – falls es die ukrainische Regierung dann noch gibt.

        Oder die Ukraine bietet an, die Waffen mit Geld zu bezahlen, das der Westen kurz vorher der Ukraine geschenkt hat. :D :D :D

      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        “Spekulation und heiße Luft”
        Die Lieferzeit kommt von Carlo Masala, Univ. der Bundeswehr. Und dass die Ukraine auf unabsehbare Zeit diese 5 Mrd. USD pro Monat braucht, werden Sie kaum bestreiten können. Das das kommt auch aus dem deutschen Staatshaushalt. Ich bin mit dieser Politik nicht einverstanden. Und gleichzeitig posieren die Selenskyjs auf Vogue. Finden Sie bestimmt super, aus der Sicht Ihrer Couleur. Sie werden aber nicht umhin können, anzuerkennen, dass es auch andere Sichten gibt.

      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        @ … sobald man etwas nachhakt, wird es für Sie anstrengend, weil es dann doch nicht so simple ist, wie ständig dargestellt. Nun muss der IWF herhalten mit einem Einsatzzitat, irgendwo aus dem Zusammenhang gerissen, um zu beweisen, was behauptet wird. Mag ja sein, das die Pleite sind. Oder auch nicht. Immerhin verhungert die halbe Welt, wenn es kein Weizen gibt aus dem Pleiteland. Wird der gewöhnlich verschenkt?

        Außerdem, und um das ging es nur: was hat die “Eilmeldung” Ihres Parteikollegen mit dem Thema von Dr. Stelter zu tun. Nach wie vor nichts.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @JürgenP

        “Außerdem, und um das ging es nur: was hat die “Eilmeldung” Ihres Parteikollegen mit dem Thema von Dr. Stelter zu tun. Nach wie vor nichts.”

        “Parteikollegen” habe ich nicht, ich bin nämlich in überhaupt keiner Partei Mitglied.

        Davon abgesehen: Ist Ihnen nicht klar, dass das ganze extrem teure Projekt “Ukrainekrieg” für den Westen schuldenfinanziert ist?

        “Mag ja sein, das die Pleite sind. Oder auch nicht.”

        Glauben Sie mir: Die Ukraine ist wirklich pleite. Sie werden große Schwierigkeiten haben, jemanden zu finden, der dazu noch ernsthaft die Gegenposition vertritt.

        “Immerhin verhungert die halbe Welt, wenn es kein Weizen gibt aus dem Pleiteland”

        Soo riesig groß dass “die halbe Welt verhungert” ist die Ukraine nun auch wieder nicht. Finden Sie, der Deutsche Staat muss Schulden machen und der Ukraine Geld schenken weil die kein Getreide exportieren konnten?

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @JürgenP

        “Hat nichts miteinander zu tun.”

        Genau solchen Unterstellungen vorzubeugen galt meine Antwort an @weico.

        Der Versuch einen Missbrauch zu konstruieren mit dem Ziel der Ausgrenzung, besser noch Ausschluß ist der eigentliche faux pas.

        Wer ist die größte Schand im ganzen Land?

  4. Stoertebekker
    Stoertebekker sagte:

    Bei der Beurteilung der Handlungen und Logiken der EZB bin ich ja dabei. Bei der Bedeutung, die dem allen zugemessen wird, allerdings nicht.

    Wir sehen doch gerade, dass ein im Prinzip (geld-/finanzpolitisch) solide wirtschaftendes Land in massive Schwierigkeiten kommen kann. Größer als alle Inflations-/Deflationsängste vorher.

    Und Italien, die mit 45%-Abhängigkeit von russischem Gas ähnlich am Fliegenfänger hängen/hingen? Haben bereits drei (?) LNG-Terminals. DEUTLICH bessere Strategie. Spanien, glaube ich, noch besser. Lasst uns mit der Schimpferei aufhören. Es gibt VIELE Faktoren, die das Leben und Über~ von Volk und Staat beeinflussen. Die Geldpolitik ist sicher wichtig, aber längst nicht alles – kurzer Blick nach Istanbul genügt.

    Antworten
    • Beobachter
      Beobachter sagte:

      “Wir sehen doch gerade, dass ein im Prinzip (geld-/finanzpolitisch) solide wirtschaftendes Land in massive Schwierigkeiten kommen kann.”
      Ist das so? Oder wurde die Wahrheit nicht schon einige Zeit mit Nebelkerzen verdeckt. Herr Stelter beklagt das Unsolide auch in der Geldpolitik doch schon lange. Und was nützt es, geldpolitisch solide gewesen zu sein (aber nur wenn man Schattenhaushalte etc. ignoriert), aber an vielen anderen Stellen es nicht ist?

      Antworten
  5. weico
    weico sagte:

    @bto”Die aktuelle politische Entwicklung in Italien unterstreicht deutlich, dass es unmöglich ist, in Italien „solide und nachhaltige makroökonomische Politiken“ umzusetzen. Wer, wenn nicht Draghi hätte das bewältigen können.”

    Bei 69 Regierungswechsel in Italien ..seit dem WW2.. war die naive Erwartungshaltung der EU ,dass Hr. Draghi nun etwas in Italien “ändern könnte”, wohl etwas “gar vermessen”.. :):)

    Irgendwann muss ja auch Italien mal eine weibliche Premierministerin bekommen …:

    https://www.dw.com/de/zuerst-italien-wer-ist-giorgia-meloni/a-62587634

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @weico

      “Wer, wenn nicht Draghi hätte das bewältigen können.”

      Italien ist schon ein ganz eigenes politisches System, das man als direkter Nachbar (Schweiz) oder auch als Zahlschwein (Deutschland) auch so annehmen muss, wie es ist, aber ich bin überzeugt: Meloni wird alles bewältigen können, was sie sich vornimmt!

      Schließlich ist sie eine junge Frau, die können in der Politik einfach alles. :D

      Antworten
      • Gnomae
        Gnomae sagte:

        “Zahlschwein”

        Zahlschwein ist lustig. Das Schicksal der Schweine ist leider sehr traurig.

        Kann man auch anders zerlegen: Wein und zahlen. In vino veritas. Italien und FRA haben ausgezeichnete Weine.

      • Dr. Lucie Fischer
        Dr. Lucie Fischer sagte:

        @Gnomae:
        Zugrunde gehen mit einem lustig Lied auf den Lippen, Mut / Hoffnung verteidigen, Für-Frieden Frieren , ( FFF) , sich ein Pfeiffchen reinziehen und über Wein, Weib und Gesang philosophieren-
        Danke für Ihre ermutigen Gedanken!
        https://www.youtube.com/watch?v=MLTbahVtRoc

    • Jacques
      Jacques sagte:

      Angesichts der Probleme bezüglich der illegalen Migration und der Vorfälle am Gardasee war das Wiedererstarken der rechten Parteien absehbar. Wenn das nicht gelöst wird, wählen dort in paar Jahren 80% eine Frau Meloni.

      Antworten
      • Gnomae
        Gnomae sagte:

        @ Jacques

        “Probleme bezüglich der illegalen Migration”

        Hat Deutschland auch. Daher geht uns jetzt das Gas aus, weil wir zu viele versorgen müssen, aber nicht können.

      • weico
        weico sagte:

        @Jacques

        “Angesichts der Probleme bezüglich der illegalen Migration und der Vorfälle am Gardasee war das Wiedererstarken der rechten Parteien absehbar. Wenn das nicht gelöst wird, wählen dort in paar Jahren 80% eine Frau Meloni.”

        Die Grenzsicherung der EU lässt jetzt schon zu wünschen übrig…!

        https://www.tagesschau.de/ausland/europa/italien-fluechtlinge-seenotrettung-101.html

        Bald müssen die vielen Schutzsuchenden wieder in der EU “verteilt” werden und Deutschland ..als bekennendes Einwanderungsland…wird sicherlich gerne den grössten Teil der “schlummernden Facharbeiter” übernehmen.

      • Jacques
        Jacques sagte:

        @Gnomae:

        Das ist mir bewusst, aber Italien hatte schon einen Salvini in der Regierung. Die Italiener haben viel weniger Scheu rechte Parteien zu wählen und angesichts der Lage können sie auch gar nicht anders.

        Ich habe die Handyvideos von “Afrika in Peschiera” gesehen. Für Italien ist der Tourismus von existentieller Bedeutung und was dort abging, gefährdet diesen Wirtschaftszweig in höchstem Maße.

      • Gregor_H
        Gregor_H sagte:

        “Wenn das nicht gelöst wird, wählen dort in paar Jahren 80% eine Frau Meloni.”

        Und wenn es auch so käme: “Man” wird nicht zulassen, daß in Italien eine sehr rechte Regierung an die Macht kommt.

  6. Alexander
    Alexander sagte:

    1 gemeinsamer Zinssatz für unterschiedliche Ökonomien der Eurozone erwies sich als falsch,
    als ein Fehler der Vergangenheit.

    Unterschiedliche Zinssätze wollen Tätigkeit simulieren, wobei ihre Gestaltung nichts anderes bewirkt als die Fehlentwicklungen der Vergangenheit zu konservieren.

    Martin Armstrong…..
    “Wenn ich mit den drei größten Banken in New York spreche, kann ich Ihnen sagen,
    dass sie sich weigern, europäische Staatsanleihen als Sicherheiten zu akzeptieren
    – und zwar ausnahmslos.

    Das war der Auslöser für die gesamte Repo-Krise im Jahr 2019.”

    Aktuell keine Aussicht auf Stundung des Scheiterns.
    Läuft.

    Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Dr.Lucie Fischer

        “Am Ende käme es doch zur Entschuldung der Zahlungsunfähigen auf Kosten der Gläubiger mit der Hyperdeflation aus den dann allfälligen Liquidierungen.
        Eine Zentralbank kann das Bruttosozialprodukt nicht hochschieben, weil sie – Nullzins hin oder her – den dafür benötigten Akteuren weder das Pfand für Kredite noch die Innovationen für neue Geschäfte zur Verfügung stellen kann. ”
        (Heinsohn, Bremen am 31.03.2014, bei Malik)

        Allein die Russlandsanktionen bewirken das Ende der Weltkonjunktur mit der Folge, dass private Schuldner untergehen. Anstelle von Inflation droht Kollaps, je mehr Geldschöpfung Staaten finanziert desto schlimmer – weil Geldschöpfung keine Probleme löst.

        Martin Armstrong:
        “China is selling off debt gradually because the dollar is high and the risk of war with the United States is rising by the day. Biden has already destroyed the world economy. It is now impossible to repair even if you vote for all Republicans 100%. The destruction of SWIFT has divided the world and has terminated globalism. China is liquidating US debt gradually and rightly so. Beware of 2023 ahead. The people writing the scripts for Biden are ONLY concerned with climate change and have ZERO experience in geopolitics.”

        …was Deppen halt so machen.

      • Anna Nuema
        Anna Nuema sagte:

        Martin Arthur Armstrong (born November 1, 1949) is an American self-taught[1] economic forecaster and convicted felon who spent 11 years in jail for cheating investors out of $700 million and hiding $15 million in assets from regulators.[1]
        Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Martin_A._Armstrong

        Ist der gemeint?

      • Anna Nuema
        Anna Nuema sagte:

        “…was Deppen halt so machen.”
        oder
        …wem Deppen halt so glauben.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Anna Nuema – Traumfrau

        Sie sind ja auch noch da.

        Martin Armstrong gilt als Nelson Mandela der USA, ohne Anklage und Verurteilung 12 Jahre in Beugehaft. Manchen halten ihn für einen Spinner, das US Establishment offenbar nicht, er ist the forecaaster: https://youtu.be/S09_1N-jeHk

  7. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >Konkret geht es darum, dass die EZB glaubt, besser als der Markt zu wissen, ob und wie viel Italien mehr für seine Staatsschulden zahlen soll als Deutschland.>

    WELCHER Beleg spricht dafür, dass sie das GLAUBT?

    Es wird keiner angeboten.

    Also kann die EZB auch etwas ANDERES glauben.

    >Doch diese Auflagen sind bei den betroffenen Regierungen unbeliebt, …>

    Unbeliebt?

    Sie sind von den Regierungen NICHT erfüllbar.

    Beleg, im Artikel doch benannt:

    >Die aktuelle politische Entwicklung in Italien unterstreicht deutlich, dass es unmöglich ist, in Italien „solide und nachhaltige makroökonomische Politiken“ umzusetzen. Wer, wenn nicht Draghi hätte das bewältigen können.>

    Wer das Unmögliche versucht, scheitert.

    Wenn man – aus gutem Grund – das Scheitern von Regierungen nicht herbeiführen will, MUSS man auf Auflagen VERZICHTEN.

    >In diesem Szenario Italien das Signal zu geben, die Zinsen zu deckeln, wird nicht zu „nachhaltiger Politik und fiskalischer Tragfähigkeit führen“, sondern genau das Gegenteil bewirken>

    Wer behauptet, dass die EZB dies nicht auch GLAUBT (aber natürlich nicht sagt)?

    >Es ist höchste Zeit, dass unsere Politik sich auch mit Blick auf die Eurozone von ihren Lebenslügen verabschiedet: Der Euro funktioniert nicht und der von GRÜNEN und SPD angestrebte Einstieg in eine Transfer- und Schuldenunion wird daran nichts ändern.>

    Um es einfacher zu machen, nehmen wir einmal an, dass es Krieg, Inflation und Energiekrise nicht gäbe.

    Was wäre die FOLGE, wenn sich unsere Regierung – egal von welchen Parteien gebildet – von dieser Lebenslüge verabschieden würde?

    Dazu würde ich gern ein paar Vorstellungen hören.

    Ohne solche sind mir derartige Forderungen zu wohlfeil.

    Vor allem würde ich gern hören, WIE mit einem derartigen Politikwechsel UNSEREN INTERESSEN gedient wäre.

    Denn um die geht es doch, wenn behauptet wird:

    >Leider spricht wenig für einen Politikwechsel, erfordert dies doch mutige Entscheidungen und vor allem Bereitschaft und Interesse, auch die eigenen Interessen zu berücksichtig

    Und bitte nicht vergessen:

    Welchen Interessen damit auch immer gedient wäre, auch darlegen, ob die Bevölkerung GLAUBEN würde, dass IHRE Interessen berücksichtigt worden seien.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      >Es ist höchste Zeit, dass unsere Politik sich auch mit Blick auf die Eurozone von ihren Lebenslügen verabschiedet: Der Euro funktioniert nicht und der von GRÜNEN und SPD angestrebte Einstieg in eine Transfer- und Schuldenunion wird daran nichts ändern.

      “Vor allem würde ich gern hören, WIE mit einem derartigen Politikwechsel UNSEREN INTERESSEN gedient wäre.”

      Hihi.

      Was ist denn los mit Ihnen, möchten Sie beim Thema “EU-Schuldenunion” gar keine Moralargumente hören? ;)

      Antworten
    • Skeptiker
      Skeptiker sagte:

      Die lateinische Münzunion ist auch wieder zerfallen und da waren Schweiz, Italien, Griechenland und andere dabei. Daran könnte man erforschen, wie man aus so einer Nummer wieder herauskommt. Offenbar ist es doch möglich; man sollte aber hoffen, dass am Ende kein Krieg stehen wird.

      Eine ähnliche Mentalität sehe ich beim Umgang mit Corona. Wozu Forschung betreiben, wenn es zur Entscheidungsfindung nicht mehr als Behauptungen und Glaubenssätze braucht?

      Aus dem Euro austreten wird zu neuen Problemen führen, das dürfte keiner bestreiten. Im Euro zu bleiben aber auch, insbesondere sind die Deutschen zu wenig um Umgang mit hoher Inflation geübt.

      Die Debatte über UNSEREN INTERESSEN brauchen wir auch und diese Interessen wirden aus anderen Dingen bestehen als an die Maastricht-Kriterien zu erinnern und “Rettungs”-paketen zuzustimmen.

      Antworten
  8. Felix
    Felix sagte:

    Guten Morgen Herr Dr. Stelter,

    wieso benutzen Sie eigentlich den Begriff “Inflation” für die Beschreibung des Verbraucherpreisindex?

    Inflation ist die Aufblähung der Geldmenge.

    Die verschiedenen Verbraucherpreisberechnungen sind Instrumente der Regierung, um die Auswirkungen der Inflation zu verschleiern.

    Deflation hatten wir seit Ewigkeiten nicht. Wir haben bisweilen Disinflation in einigen Sektoren, vorwiegend im digitalen Bereich.
    Die notwendige Lebenshaltung kennt nur einen Weg: Teuerung.

    Für mich steht diese begriffliche Verwirrung inzwischen als Hauptursache für fast alle Probleme.
    Und ich finde auch den Gedanken nachvollziehbar, dass eine Verschwörung dahintersteckt, weil von vielen bekannten Köpfen entsprechende Zitate überliefert sind. U.a. Keynes, Lenin und berühmte Vertreter von Familien, deren Namen man nicht aussprechen darf, ohne in die rechte Ecke gesteckt zu werden.

    Ich finde, wer Teil der Lösung sein will, muss damit beginnen, die Begriffe geradezurücken. Als Kronzeugen berufe ich Peter Schiff.

    Antworten
    • Tom96
      Tom96 sagte:

      Oder Antony C. Sutton :
      https://wisosophi.wordpress.com/2022/07/21/wallstreet-und-die-bolschewistische-revolution/

      Sutton studierte an den Universitäten von London, Göttingen und Kalifornien und erhielt seinen D.Sc. Grad von der University of Southampton, England. Er war Ökonomie-Professor an der California State University, Los Angeles und Forschungsstipendiat an der Hoover Institution der Stanford University von 1968 bis 1973.

      Suttons Werke beschäftigen sich bevorzugt mit allgemein unbekannten Handels- und Finanzbeziehungen der amerikanischen Wirtschaftselite (“Wall Street”) zu Staaten und Institutionen, die deren erklärte Gegner waren. Hierzu gehören Wall Street and the Bolshevik Revolution, Wall Street and the Rise of Hitler sowie Wall Street and FDR. Im Besonderen machte Sutton die hegelianisch inspirierten Konzeptionen der an der Yale University domizilierten Vereinigung Skull and Bones für dieses Phänomen verantwortlich. Das sich hiermit befassende Buch America’s Secret Establishment: An Introduction to the Order of Skull and Bones hielt er für sein wichtigstes.
      (wiki)

      Antworten
    • Christian Anders
      Christian Anders sagte:

      @Felix

      Es macht keinen Sinn, sich über ein Wort zu beschweren, das sich in einer Fachsprache mit einer anderen Bedeutung als Fachbegriff etabliert hat, als Sie es gerne hätten oder als ganz ursprünglich mal gemeint war.

      Ganz einfach, weil daraus keine Wirkung entsteht, der nur an eben jener Bedeutung als Ursache festzumachen wäre.

      Würde der Begriff „Inflation“ auf die Geldmenge angewendet werden und für das Preisniveau ein anderer Begriff verwendet, würde für den vorliegenden Fall des gestiegenen Preisniveaus halt jener andere Begriff verwendet werden. Dann würde von der Zentralbank folglich verlangt, mit ihrer Zinspolitik eben jenes (*hier anderen Begriff einfügen) in den Griff zu bekommen.

      An den zugrundeliegenden Mechanismen, den Forderungen und dem (Un)verständnis, welche Prozesse hier eigentlich warum ablaufen, hat sich dadurch nicht ein Jota geändert. Das Kind hat bloß einen anderen Namen gekriegt.

      „Für mich steht diese begriffliche Verwirrung inzwischen als Hauptursache für fast alle Probleme.“

      Das ist unlogisch. Die Fachwelt hat sich entschieden, einem Wort eine bestimmte Bedeutung zuzuschreiben. Verwirrt ist nur, wer das nicht versteht und es folglich nicht von dem trennen kann, was er eigentlich mit dem Wort lieber gemeint wissen möchte.

      „Und ich finde auch den Gedanken nachvollziehbar, dass eine Verschwörung dahintersteckt, […]“

      Mal ganz davon ab, dass die Annahme einer solchen Verschwörung ein Folgefehler aus einem vorherigen Fehler ist, steckte dahinter ein breit diskutierter Streit darüber, wie sich Zinsen, Preise und auch Wechselkurse eigentlich bilden. Eine jahrzehntelange öffentliche Debatte zwischen ökonomischen Denkschulen als Verschwörung einzuordnen ist in sich unplausibel.
      Wer hier wann was mit welchen Gründen gesagt und veröffentlicht hat, ist nachlesbar.

      Antworten
      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Ch Anders

        Na, ganz so klar ist das mit den Begrifflichkeiten nicht. Hatte hier schon mal die FED verlinkt, die unglücklicherweise beide Definitionen verwendet.

        Und in der praktischen staatlichen-/unternehmerischen-/zentralbanklichen Reaktion wäre ein eindeutig definiertes Ziel sehr wohl hilfreich, da bin ich bei @Felix.

        Wenn eine Erhöhung des Preisniveaus durch entweder Nachfrage > Angebot oder Ausweitung der Geldmenge (oder beides) ausgelöst werden kann, MUSS es einen Unterschied machen, welche Gegenmaßnahmen ich anstrebe/vornehme/ermutige. Und um das sauber auseinanderzuhalten, böte es sich an, die beiden Zustände unterschiedlich zu benennen. Damit Klarheit in der Diskussion und Lösungsfindung besteht.

        Mit geldpolitischen Maßnahmen kann man nun mal keine (Produkt)Angebotsausweitung bei Nachfrageüberhang erreichen. Wenn man es trotzdem versucht, kommt es zu zerstörerischen Effekten (Geldmengenkontraktion [geldpolitische Reaktion] bei gleichzeitiger Angebotsausweitung durch die Unternehmen [realwirtschaftliche Reaktion] aufgrund des Preissignals).

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @Stoertebekker

        Das Ziel ist doch eindeutig definiert worden:
        Die EZB sei via Geldpolitik für eine stabile Steigerung des breiten Preisniveaus von 2% p. a. zuständig.

        Das Problem liegt doch nicht darin, wofür der Terminus „Inflation“ gebraucht wird, solange man bei der EZB selbst eine eindeutige Definition hat.

        Das Problem ist, dass die Regierungen sowie die EZB durch eine solche Zielvorgabe UNTERSTELLEN, die relevanten Mechanismen der Steuerung lägen alle in Händen der EZB.

        Wie wir an den externen Auslösern der aktuell gemessenen Preissteigerung sehen können, ist das evident nicht der Fall.
        Wären die Lieferketten nicht unterbrochen worden und hätten Politiker lange vorher andere strategische Entscheidungen die Energieversorgung betreffend getroffen, wenn die EZB später eine andere Geld/-Zinspolitik verfolgt hätte?

        Wenn die Antwort auf diese Frage NEIN lautet, ist logisch zwingend der Maßnahmenkoffer einer Zentralbank unzureichend, das für sie definierte Ziel (s. o.) immer zu erreichen.

        „[…] MUSS es einen Unterschied machen, welche Gegenmaßnahmen ich anstrebe/vornehme/ermutige.“

        Richtig. Aber nicht nur WELCHE, sondern auch WER! Die Politik macht sich ja gerne mit Verweis auf eine Zentralbank einen schlanken Fuß: „Ist nicht mein Tisch.“

        „Und um das sauber auseinanderzuhalten […]“

        Sie können es aus logischen Gründen nicht auseinanderhalten. Sie können weder die nötigen Parameter messen, um mit der Quantitätsgleichung irgendeine kausale Aussage zu machen, noch können Sie ex post eindeutige Ursache-Wirkungs Ketten bestimmen, da niemals c. p. Bedingungen herrschen.

        Ihnen bleiben zwei Sachen: Logik und daraus abgeleitet Theorien, die Sie an der Realität testen, bis evtl. eine funktionierende übrigbleibt.
        Die Theorie, dass Preissteigerungen immer ursächlich in Ausdehnung von Geldmengen wurzeln ist doppelt gescheitert: Man kann weder genau definieren, was denn jetzt „Geld“ ist, noch könnte man dann Preisänderungen im Gefolge von sowas wie „höherer Gewalt“ ( Corona, Krieg, etc. ) erklären.

        Und diese logischen Probleme heilen Sie nicht, wenn der Begriff „Inflation“ für die Geldmengenausweitung steht und ansonsten von „Preissteigerungen“ zu reden sei.
        Sie haben recht, dass unterschiedliche Dinge unterschiedliche Namen brauchen, aber wenn wir den Unterschied nicht korrekt bestimmen können, ist das nur eine Nebelkerze.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Stoertebekker

        >Na, ganz so klar ist das mit den Begrifflichkeiten nicht.>

        Was „Inflation“ betrifft, ist das so klar, dass es unter Ökonomen UNSTRITTIG ist, was damit gemeint ist:

        STEIGENDE Preise – meist gemeint damit die der Güter, die im amtlichen Warenkorb nach Anteil festgelegt sind, d. h. die Steigerung der Verbraucherpreise.

        Es können aber auch steigende Preise für jede andere Gruppe von Gütern sein, die indexiert sind, z. B. steigende Preise für Immobilien.

        Die Aussage

        >Inflation ist die Aufblähung der Geldmenge.>

        ist daher eindeutig FALSCH.

        Nur:

        Das ist NICHT das, was Christian Anders sagt (in seinem ersten Kommentar auf Ihren Einwand hin).

        Er sagt, dass es an den Sachverhalten NICHTS ändert, wenn man eine ANDERE Begrifflichkeit für diese Sachverhalte nutzt – es entsteht daraus keine Wirkung, wie er zurecht sagt.

        Er zeigt darüber hinaus auf, dass es SCHADET, mit einer UMGEDEUTETEN Begrifflichkeit zu operieren, wie Felix es tut.

        Der Schaden besteht darin, dass aus der UMDEUTUNG von Begriffen – hier „Inflation“ – Schlüsse gezogen werden, die SCHEINBAR etwas erklären, aber auf den Sachverhalt bezogen nur FALSCHES, weil es WILLKÜRLICHE Erklärungen sind, eben auf dieser oder jener Begriffsumdeutung beruhende (was NICHT heißt, dass mit nicht umgedeuteten Begriffen richtige Erklärungen abgegeben werden).

        Beispielhaft hier für eine solche Willkürerklärung:

        Es ist die Ursachenbestimmung für fast alle Probleme, nämlich

        >Für mich steht diese begriffliche Verwirrung inzwischen als Hauptursache für fast alle Probleme.>

        Wenn es auf realwirtschaftliche Sachverhalte bezogene Probleme gibt, dann sind es welche UNABHÄNGIG davon, welcher Begriff dafür genutzt wird.

        Wenn es wegen „DUNKELFAUTE“ ein Problem mit der Energieversorgung gibt, dann gibt es dieses GENAUSO, wenn man für Dunkelflaute „FLAUTENDUNKEL“ sagen würde.

        Was allerdings der Fall ist:

        Mit willkürlicher Begriffsänderung STEIGT die Verwirrung in der KOMMUNIKATION über die Probleme.

        Das muss nun wirklich nicht sein.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Christian Anders

        “Man kann weder genau definieren, was denn jetzt „Geld“ ist, ”

        Geld ist ein bisschen wie Pornographie. Schwierig formal zu definieren, aber fast alle Leute erkennen es, wenn sie es sehen…

        “noch könnte man dann Preisänderungen im Gefolge von sowas wie „höherer Gewalt“ ( Corona, Krieg, etc. ) erklären.”

        Bei Corona kann man ja darüber diskutieren, solange die Herkunft des Virus nicht geklärt ist. (Darf man die Frage eigentlich wieder stellen oder wird man dafür von “Der Wissenschaft” immer noch mundtot gemacht und gecancelt?)

        Aber Sie halten auch den Ukrainekrieg ernsthaft für “höhere Gewalt”? Dafür treffen die Zentralbänker aber erstaunlich oft schon von Berufs wegen auf diejenigen “Gewalten”, die jahrelang über die Situation in der Ukraine verhandelt hatten und daran gescheitert waren, den Krieg zu verhindern.

        Politisches Versagen zu höherer Gewalt zu deklarieren, ist natürlich sehr bequem, wenn es der eigenen Agenda nützt.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Ch Anders

        Na, das macht doch mal wieder Spaß.

        Bis zum Koffer der Zentralbanken komplett einverstanden. Für mich ist danach WELCHE Maßnahmen von WEM einigermaßen trennscharf.

        Geldmenge – Aktion der Zentralbank (Ankündigungswirkung). Bei Unsicherheit besser nix tun (weil im Sinne Ihrer [von mir befürworteten] Trial-and-error-Strategie bisher kein Nachweis der angestrebten Wirksamkeit).

        Angebot/Nachfrage – Aktion der Unternehmen (sollte der Staat Anbieter sein, ggfs auch der Staat – aber in Unternehmerfunktion)

        Bleibt das größere Problem der Messbarkeit. Da hatte ich an nem Montag nach dem Fahrradfahren schon mal angefangen, von Ihnen aber keine Rückmeldung mehr bekommen.

        Vorab – ich weiß auch nicht, ob‘s geht. Aber wir dürfen meiner Ansicht nach nicht von der Quantitätsgleichung her denken. Wir müssen zurück zu den einzelnen Datenpunkten, aus denen p aggregiert wird. Sprich zum Brot (in 1000 Bäckereien&Supermärkten), von dort zurück zu Getreide, Wasser, Hefe, ?, von dort zum Bauern mit Diesel, Harnstoff, Feldarbeitern, Düngemitteln, ?

        Bei Rückverfolgung sollte es möglich sein, Angebots-/Nachfrageungleichgewichte zu finden. Zumindest konnte meine Bäckerin mir sagen, dass sie in D kein Einpack-Papier mehr bekam und in Spanien kaufen musste, dass Sonnenblumenöl knapp war und sie gleich mal 100l gekauft hat, als sie‘s gefunden hat. Und dem Bauern fehlten rumänische Kirschenpflücker, Dünger ist kaum zu bekommen usw.

        Wenn wir unterstellen, dass zig Tausende Datenpunkte an die Statistik gemeldet werden, müsste doch bei Drüberlegen von Auslastungen/Mengen/Importen/… zumindest indikativ ein Angebots-/Nachfrageungleichgewicht pro Produkt(gruppe) feststellbar sein. Das hülfe doch schon.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @D Tischer

        Ich kann es nicht ändern, wenn Sie nicht zur Kenntnis nehmen wollen, dass es zwei Definitionen gibt und diese auch von der FED (die ist vielleicht in Ihrem Sinne kein Ökonom, für mich aber der relevanteste Player im gesamten Inflations-Thema, praktisch geschaut). Hier nochmal die seltener verwendete, mit Blick auf das Mandat der FED aber zielführendere:

        https://www.clevelandfed.org/en/newsroom-and-events/publications/economic-commentary/economic-commentary-archives/2008-economic-commentaries/ec-20080601-rising-relative-prices-or-inflation-why-knowing-the-difference-matters.aspx

        Nun kann/konnte man ja in der Praxis den Effekt von ECHTEM Gelddrucken (Weimarer Republik, Türkei ?) sehen. Dh auf diesem Weg kann es tatsächlich zu Preissteigerungen kommen. Andererseits lösen Knappheiten (Angebot < Nachfrage) DENSELBEN Effekt aus.

        Zum Gegensteuern braucht es aber UNTERSCHIEDLICHE Maßnahmen. Warum es da nicht sinnvoll sein sollte, beides unterschiedlich zu benennen, erschließt sich mir nicht. Es ist doch nicht einfach nur eine andere Begrifflichkeit, sondern eine zusätzliche, differenzierendere Ebene. Wir reden hier am Blog doch auch von Zentralbankgeld und Geschäftsbankengeld – was in der Praxis von niemandem getan wird (Ausnahme Finanzsektor)

        Die praktische Unterscheidbarkeit ist wieder was Anderes. Aber dazu hab ich an @Ch Anders schon was geschrieben.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @R. Ott

        Das war eine Relativierung. Ich präzisiere:

        Höhere Gewalt sei in dem Zusammenhang alles, was durch Aktionen der ZB nicht verursacht wird.
        Das schließt politisches Versagen mit ein.

        @Stoertebekker

        Einen Mechanismus, der die von ihnen gezeigten Größen erfasst und auf Ungleichgewichte reagiert, den gibt es doch schon:
        Den Markt.

        Eine Messkette wie von Ihnen vorgeschlagen halte ich aus rein praktischen Gründen für undurchführbarer als kalte Fusion.

        Sinnvoll wären ergo Gedanken darüber, wie man OHNE diese Infos besser agiert.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Stoertebekker

        Sorry, Sie argumentieren am Thema vorbei.

        Ich kenne den Fed-Artikel, hat M. Stöcker schon einmal verlinkt.

        Es steht darin gleich zu Anfang in der Überschrift:

        “Rising Relative Prices or Inflation: Why Knowing the Difference Matters”

        Darunter:

        “Almost everyone uses the word inflation to refer to any increase in prices, but it ought to be reserved for a just one kind of price increase. True inflation has a different cause—and a different cure—than the price increases of goods and services caused by constantly changing supply and demand conditions.”

        Heißt:

        Es gibt für die Fed NICHT zwei Definitionen von Inflation, eine mehr und die andere weniger verwendet.

        Es gibt ein RICHTIGES Verständnis auch, aber nicht nur der Fed nach, und ansonsten nach Auffassung des Artikels von fast jedem einen falschen GEBRAUCH des Begriffs, der sich auf etwas ANDERES bezieht, nämlich auf STÄNDIG wechselnde RELATIVE Preise.

        Selbstverständlich gibt es darüber hinaus offene Fragen, z. B. wie schon diskutiert wurde, welcher Zeitraum angesetzt werden sollte für die Bestimmung der evtl. Änderung des Preisniveaus. Der ist nicht definiert, wird aber im Konsens durchweg mit y-to-y verstanden und ändert NICHTS an der BEGRIFFLICHEN Eindeutigkeit von „Inflation“.

        Ansonsten:

        Für unterschiedliche Maßnahmen braucht es unterschiedliche Begriffe.

        Das bestreitet doch niemand, ist HIER aber NICHT das Thema.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Ch Anders

        Was meinen Sie denn, wie heute die Preise erhoben werden? Meines Wissens werden >250.000 Preise monatlich MANUELL erhoben. Da noch eine Zusatzkategorie „knapp“ oder so was einzufügen, scheint mir nun aber deutlich einfacher als irgendwas mit Fusion.

        Die Ketten müsste man dann noch zusammenbauen, aber da Rezepturverarbeitung in allen möglichen IT-Systemen bereits abgebildet ist, sollte das keine prinzipielle Hürde sein.

        @D Tischer

        Na, dann diskutieren wir wieder mal unterschiedliche Dinge. Ist auch ok. 🤷‍♂️

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Stoertebekker

        >… dann diskutieren wir wieder mal unterschiedliche Dinge.

        Wenn so, WARUM, wenn eine Diskussion anders als die Darbietung von Meinungsvielfalt gerade KEINE über UNTERSCHIEDLICHE Dinge sein soll?

        Der Grund ist, dass Sie – thematisch RELEVANT – eine Begrifflichkeit infrage stellen, die ursprünglich auch Felix infrage gestellt hat und mit der die Debatte angestoßen wurde. Es geht um „Inflation“ und damit von ihm in Zusammenhang gebracht „Geldmenge“.

        Sie sagen dazu:

        >Na, ganz so klar ist das mit den Begrifflichkeiten nicht.>

        Und weiter:

        Sie haben mit Referenz zu einem Fed-Artikel BEHAUPTET, dass „Inflation“ von der Fed UNTERSCHIEDLCIH gebraucht wird (und mir quasi nebenbei unterstellt, dass ich dies nicht zur Kenntnis nehmen würde).

        Ich habe Ihnen anhand von Zitaten dargelegt, dass Ihre Behauptung FALSCH ist, weil die Fed auf eindeutiger Begrifflichkeit besteht.

        Was ist Ihre REAKTION darauf?

        Sie nehmen dazu nicht Stellung, sondern sagen, dass Sie über etwas anderes diskutieren als ich.

        Wie WAHR!

        Klar, wenn man auf einer ANDEREN Begrifflichkeit oder anders zu VERSTEHENDER Begrifflichkeit besteht, diskutiert man über etwa ANDERES.

        Es ist zugleich der einseitige ABBRUCH einer Diskussion.

        Kann man machen.

        Heißt:

        Ich kann zur Klärung der in der Diskussion aufgeworfenen Thematik nichts beitragen.

        Das sollten Sie sich schon eingestehen.

      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        @all

        Im Fed-Artikel heißt es “ought to”… das liest man im Englischen selten, aber es ist ein schönes Hilfsverb, dass eine nachdrückliche Empfehlung ausspricht.

        Schreiben Sie / wir doch einfach:
        – Verbraucherpreisinflation
        – Geldmengeninflation
        – oder auch Rauminflation, wenn’s mal um Kosmologie geht…

        Dann weiß man, worum es geht, und es bleibt mehr Zeit, um über Ursachen zu speklieren ;-)

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Thomas M.

        “Im Fed-Artikel heißt es “ought to”… das liest man im Englischen selten, aber es ist ein schönes Hilfsverb, dass eine nachdrückliche Empfehlung ausspricht.”

        Oder auch eine moralische Verpflichtung. Oder es beschreibt etwas, von dem der Verfasser glaubt, dass es wahrscheinlich stimmt, ohne sich dessen besonders sicher zu sein. Ein schillerndes Wort mit sehr viel Interpretationsspielraum, wie passend für eine Zentralbank.

        https://www.collinsdictionary.com/dictionary/english/ought

        Ich denke bei “ought to” zuerst an heraufziehenden Ärger und eine gleich folgende moralische Belehrungs- oder auch Beschimpfungstirade, was ja auch irgendwie zu den modernen Zentralbanken des Woke-Zeitalters passt, das liegt aber wahrscheinlich daran, dass ich das Wort zum ersten Mal in dem weltberühmten Wütende-Exfreundinnen-Lied “You oughta know” von Alanis Morissette (Oh Gott, das war 1995!) gehört habe…

    • Felix
      Felix sagte:

      Sehr geehrte Herren,

      die von mir gewählte Definition für INFLATION ist

      1. die einzig richtige, und
      2. auch die frühere offizielle volkswirtschaftliche Definition.
      3. Stattdessen “Teuerung” von Konsumartikeln dafür einzusetzen, ändert die ganze Betrachtungsweise.

      @ Mr. Anders: Sie liegen völlig falsch, wenn Sie sagen, der Begriff wäre egal. Das mag im naturwissenschaftlichen Bereich denkbar sein, wenn man es selbst gesetzten Normierungen zu tun hat. Aber im geisteswissenschaftlichen Bereich hat jeder Begriff eine eigene Tradition und löst bei allen Menschen, auch bei den wissenschaftliche ungebildeten, Gefühle und Reaktionen aus. Wenn man daher die Teuerung als Inflation bezeichnet und zugleich vorrechnet, dass es nur geringe Teuerung gibt, dann verschweigt man den Menschen u.U., dass eine massive Inflation vorliegt. Das ist seit 2008 unbestreitbar der Fall. Warum könnte man das tun? Vielleicht, weil sehr viele Menschen wissen, dass Inflation IMMER und OHNE AUSNAHME in Krisen führt?

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Felix

        >die von mir gewählte Definition für INFLATION ist

        1. die einzig richtige,>

        BELEGE bitte, dass dies so ist, d. h.

        >Inflation ist die Aufblähung der Geldmenge.>

        die Definition ist, die ALLE in der Ökonomie tätigen Wissenschaftler anerkennen und für ihre Arbeit nutzen. (“ALLE” ist Pflicht, wenn Sie “EINZIG richtig” behaupten).

        >Das mag im naturwissenschaftlichen Bereich denkbar sein, wenn man es selbst gesetzten Normierungen zu tun hat. Aber im geisteswissenschaftlichen Bereich hat jeder Begriff eine eigene Tradition und löst bei allen Menschen, auch bei den wissenschaftliche ungebildeten, Gefühle und Reaktionen aus.>

        Das ist NEBEN der Sache, weil

        a) der Bezug NICHT der geisteswissenschaftliche Bereich ist, wo eine gewisse Beliebigkeit gang und gäbe ist, sondern wir sind in der wissenschaftlichen Ökonomie, wo viel mehr mit definierten Begriffen gearbeitet wird oder sie wie definierte verstanden werden, wenn sie seriös genutzt werden.

        und

        b) >… löst bei allen Menschen, auch bei den wissenschaftliche ungebildeten, Gefühle und Reaktionen aus. Wenn man daher…>

        Das ist VÖLLIG neben der Sache. In der Ökonomie werden die Begriffe nicht nach Gefühl oder Reaktion gebraucht, sondern um SACHVERHALTE festzustellen, z. B., ob sich in einem bestimmten Zeitintervall das Preisniveau für Verbrauchsgüter GEÄNDERT hat.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @Felix

        Wenn sie einen Zusammenhang zwischen Geldmengenänderung und Preisänderung ausdrücken wollen, sind die WÖRTER, die Sie als Fachtermini für beides gebrauchen, wirklich vollständig egal.

        Die eindeutige internationale Notation besteht dann in Formelzeichen, diesen wird ein Fachwort in jeder Sprache zugeordnet, fertig.
        Die Fachwelt muss sich nur EINIG sein, dasselbe Fachwort für dasselbe Formelzeichen zu benutzen.

        Ob Sie, ich oder andere unter einem Wort etwas anderes verstehen wollen, spielt keine Rolle. Genau so wenig spielt eine Rolle, dass das Wort früher mal eine andere Bedeutung hatte.
        Das hat nichts mit „Naturwissenschaft vs. Sozialwissenschaft“ zu tun, sondern ist einfach nur standardisierte Methodik, an die sich auch Sozialwissenschaften halten müssen.

        Und auch alle Probleme und Unverständnisse, die sich beim Zuordnen von Preisänderungen zu Geldmengenänderungen ergeben, sind völlig unberührt davon, welche Fachwörter man nun nimmt, so lange o. g. Methodik eingehalten wird.

        Die Probleme entstammen nicht dem Sprachgebrauch und sind durch ihn deshalb auch nicht lösbar.
        Die Probleme sind derart, dass nie unveränderte Bedingungen herrschen, wenn sich eine Größe ändert und deshalb jede lineare Gleichung oder jedes lineare Modell niemals irgendwas Brauchbares zu dem gesuchten Zusammenhang sagen kann.

        Das ist ein Problem der Abstraktion, keins der Sprache.

        Sie können natürlich argumentieren, dass es sich schlecht ANFÜHLT, wenn jemand die Begriffe anders verwendet, als Sie es gewohnt waren.
        Aber mal im Ernst: Wie stark ist ein solches Argument?

      • Felix
        Felix sagte:

        Herr Tischer 14:14

        schauen Sie einfach in alte Lexika. Ich habe mir eigens dazu eingescannte Lexika angesehen. Oder Sie schauen sich einfach Peter Schiff an.

        Die Begriffsneuerung kam nach der Lösung vom Gold in Mode. Dazu auch das ganz persönliche Statement von Herrn Mayer, der offen berichtet, dass die die Zusammenhänge den Volkswirten selbst gar nicht klar waren (der Herr Mayer der heute Chefökonom bei Flossbach und Storch ist).

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Felix

        Sie liefern keinen Beleg für Ihre Behauptung.

        Was die Fed im von Stoertebekker verlinkten Artikel unter „Inflation“ versteht, ist nicht das, was Sie behaupten.

        Unabhängig davon, ob dies das in der Ökonomie verbindliche Verständnis von „Inflation“ ist oder nicht, bin ich nicht widerlege.

        Sondern Sie sind gescheitert, mich zu widerlegen, denn:

        Was in LEXIKA steht, ist unerheblich.

        Was in MODE gekommen ist, ist unerheblich.

        Welche ZUSAMMENHÄNGE es bei was gibt, ist auch unerheblich.

        Und wem was KLAR war oder NICHT, ist auch unerheblich.

        Was der Hedge-Fund-Milliardär Paul Singer sagt, will ich nicht bewerten.

        Seine Reputation außerhalb seiner Gläubigen scheint fraglich.

        Hier:

        https://www.nzz.ch/finanzen/fonds/crash-propheten-und-ihre-ausreden-ld.1464739

        Keine Diskussion über ihn, er ist nicht das Thema.

      • Felix
        Felix sagte:

        Herr Tischer 17:57

        nicht so billig. Sie müssen schon selbst nachlesen. Auch die dümmste Lüge wird Wahrheit für die meisten, wenn sie nur oft genug wiederholt wird. SIE wollen doch nicht die meisten sein, oder?

        Lesen Sie nach, was früher als Inflation definiert wurde und lauschen Sie Herrn Schiff und Herrn Mayer, dann wird klar, was richtig ist und warum es heute die meisten falsch verstehen.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Christian Anders

        “Ob Sie, ich oder andere unter einem Wort etwas anderes verstehen wollen, spielt keine Rolle. Genau so wenig spielt eine Rolle, dass das Wort früher mal eine andere Bedeutung hatte. Das hat nichts mit „Naturwissenschaft vs. Sozialwissenschaft“ zu tun, sondern ist einfach nur standardisierte Methodik, an die sich auch Sozialwissenschaften halten müssen.”

        Das machen die Sozialwissenschaften aber nicht! Und auch in den Naturwissenschaften ist diese “standardisierte Methodik” -leider- immer seltener, weil auch dort Begriffe je nach politischer Nützlichkeit umdefiniert werden, zum Beispiel “Immunität” und “Impfung” und sogar “Pandemie” während der Corona-Pandemie.

        Noch ein aktuelles Beispiel: In den USA kam heute turnusmäßig die quartalsweise veröffentlichte Statistik raus, der zufolge die US-Wirtschaftsleistung in 2 aufeinanderfolgenden Quartalen geschrumpft ist, was üblicherweise die Definition von “Rezession” ist.

        Im November sind in den USA allerdings auch Zwischenwahlen. Können Sie erraten, für welches Phänomen die US-Regierung deshalb gerade eine neue Definition erfindet? ;)

        https://www.zerohedge.com/political/watch-reporter-exposes-white-houses-blatant-redefining-recession
        (viele Videoclips von US-Regierungssprechern und Regierungsberatern im Link)

        So funktioniert halt politischer Meinungsstreit, und politisierte Wissenschaften demzufolge auch.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Felix

        Sie verkennen, wer die Beweislast hat.

        Wenn SIE etwas behaupten, müssen SIE dies begründen.

        Im vorliegenden Fall heißt dies:

        Es EMPIRISCH belegen.

        Das heißt auch, dass Sie aus dem Modus der Behauptungen herauskommen müssen („dümmste Lügen“) und auch nicht auf „wurde früher definiert“ zurückgreifen können.

        Konkret also:

        Verlinken Sie mir Texte von den Herren Schiff und Mayer, in denen diese SAGEN, was „Inflation“ IST.

        Ich schaue Sie mir dann an und bewerte sie.

        Sagen, was Inflation ist, heißt NICHT „Zusammenhänge darlegen“, also:

        Was zu Inflation führt, warum es welche gibt oder nicht gibt, etc.

        Das, was ich hier sage, ist nicht von mir geschnitzt, sondern:

        Es ist das VERFAHREN einer vernünftigen Diskussion, unstrittig akzeptiert, wenn auch nicht immer betrieben, von denen, die sich auf anerkanntem wissenschaftlichem Niveau um Klärung bemühen.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @R. Ott

        „[…] Wirtschaftsleistung in 2 aufeinanderfolgenden Quartalen geschrumpft ist, was üblicherweise die Definition von “Rezession” ist.

        Im November sind in den USA allerdings auch Zwischenwahlen. Können Sie erraten, für welches Phänomen die US-Regierung deshalb gerade eine neue Definition erfindet?“

        Gutes Beispiel!

        Die Folgen der Rezession auf die Auslastung der Unternehmen und den Arbeitsmarkt sind dieselben die es wären, wenn ich es nicht „Rezession“ nenne.
        Diese Folgen wären auch nicht dadurch verursacht worden, wenn ich es schon vorher anders genannt hätte.
        Ich kann die Ursachen der Folgen auch nicht schlechter oder besser verstehen, wenn ich das Wort „Rezession“ gegen was anderes austausche.

        Es gibt ergo Ursache-Wirkungsbeziehungen in der Realität, für die völlig egal ist, wie ich sie benenne. Sie sind wie sie sind.

        Das gilt auch für die Teuerungsrate der Verbraucherpreise.

        Man versteht genauso wenig oder viel über ihre Ursachen, wenn man sie Inflation nennt oder nicht.
        Man kann genau so leicht oder schwer versuchen, sie als mathematischen Formalismus darzustellen, ob man sie Inflation nennt oder nicht.
        Sie wird so ausfallen, wie sie ausfällt, wenn irgendwo Lieferketten zusammenbrechen, unabhängig vom Namen.

        @Felix war aber der Meinung, dass die Ursache des Problems in der „falschen“ Namensgebung zu finden sei. Das verschleiert bloß die wahren Ursachen und unser Unverständnis über sie und ihre Zusammenhänge. Es ist eine Ablenkungsdebatte.

        So, wie eine Regierung ablenken will, die on the fly eine Definition für die Medien ändert.
        Der Zustand ist aber unverändert, was er ist.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Christian Anders

        “Die Folgen der Rezession auf die Auslastung der Unternehmen und den Arbeitsmarkt sind dieselben die es wären, wenn ich ***ES*** nicht „Rezession“ nenne. Diese Folgen wären auch nicht dadurch verursacht worden, wenn ich es schon vorher anders genannt hätte. Ich kann die Ursachen der Folgen auch nicht schlechter oder besser verstehen, wenn ich das Wort „Rezession“ gegen was anderes austausche.”

        Ja, aber ein bisschen komplizierter ist es schon noch: Die Benennung von dem Phänomen, das Sie “es” nennen, zielt je nach Definition auf unterschiedliche Merkmale von diesem “es” ab – und das wird höchstwahrscheinlich Auswirkungen auf ihr Verständnis des Phänomens und die Vorstellung von seinen Wirkmechanismen haben.

        Nennen wir Ihr “es” den “Zustand-der-US-Wirtschaft-so-wie-er-gerade-ist”, dann haben Sie mit Ihrem Absatz völlig recht – allerdings ist das dann keine nützliche Definition mehr, weil sie rein beschreibend ist und nicht abstrahiert.

        Die US-Regierung, so sehr wie sie auch bei dem Thema ins Schwimmen kommt, will mit Ihrer alternativen Definition des aktuellen Zustands der US-Wirtschaft (“it’s a ‘transition’, not a ‘recession'”) offenbar darauf hinaus, dass die Arbeitslosigkeit trotz “Rezession” noch ungewöhnlich niedrig ist (vermutlich eine Nachwirkung der ganzen Arbeitsmarkt-Verwerfungen durch Corona und die Corona-Maßnahmen).

        Ist hohe Arbeitslosigkeit nun ein wesentliches Merkmal von “Rezession” oder nicht? Nach der üblicherweise anerkannten technischen Definition nicht, aber für eine Regierung, die in einer für sie unangenehmen Situation das betonen will, was sie für ihre Pluspunkte hält, ganz offensichtlich schon. ;)

        Alles politisch; am Ende geht es nur darum, wer mehr Leute überzeugt.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott, @ Christian Anders

        Christian Anders, Sie benennen das eine Problem, das @ Felix aufgeworfen wurde.

        Stimme Ihnen zu.

        Das andere Problem ist, was „Inflation“ MEINT in der Wissenschaft gegenüber einem Gebrauch, wie er im verlinkten Fed-Artikel mit Bezug auf die ÄNDERUNG relativer Preise behauptet wird.

        Hier dazu das von Ihnen diskutierte aktuelle Beispiel „REZESSION in USA“ betreffend.

        Tatsache ist, dass zwei Quartale hintereinander das BIP in USA geschrumpft ist.

        Es ist Tatsache, weil es GEMESSEN wurde.

        Hier ein Artikel, wie mit dem Sachverhalt HERUMGEOPERT wird, um ihn je nach INTERESSENLAGE eine vorteilhaftere Deutung zu geben:

        https://finance.yahoo.com/news/are-we-now-officially-in-a-recession-184649143.html

        Es wird gesagt, dass es „conventional wisdom“ sei, zwei aufeinander folgende Quartale mit einem schrumpfenden BIP Rezession zu nennen.

        Das ist nicht grundsätzlich falsch, aber es ist MEHR als das:

        Es besteht der KONSENS in der Community der Wissenschaftler, dass eine solche Veränderung REZESSION genannte wird.

        Es muss einen Begriff für eine solche Veränderung geben. Wenn nicht könnten sie ihn nicht sinnvollerweise in Theorien oder Modellen thematisieren.

        Die hier mit „conventional wisdom“ vorgenommene RELATIVIERUNG, ist der Intention des Artikels, der über gewichtiges Meinungsspektrum informieren will, geschuldet:

        “When asked whether the U.S. is in a recession, Elyse Ausenbaugh, global market strategist at JP Morgan, told Yahoo Finance Live: “We do not [think so].”

        “To us, the main things we’re focusing on are ongoing strength in the labor market,” Ausenbaugh added. “Looking into components of GDP, the fact that consumers are still spending in real terms and that things like credit card delinquencies remain at all-time lows is an encouraging sign that, although the window is narrowing, we’re not yet in that recessionary-type scenario that we’re watching for that could potentially play out.”

        Das Zitat spricht für sich.

        Genauso diese Auffassung:

        “… the National Bureau of Economic Research (NBER) — has a more nuanced view on the threshold for recession.

        “The NBER’s definition emphasizes that a recession involves a significant decline in economic activity that is spread across the economy and lasts more than a few months,” the outfit said on its website. “In our interpretation of this definition, we treat the three criteria — depth, diffusion, and duration — as somewhat interchangeable. That is, while each criterion needs to be met individually to some degree, extreme conditions revealed by one criterion may partially offset weaker indications from another.”

        Many market experts and investors — as well as Fed Chair Jerome Powell and Treasury Secretary Janet Yellen — appear to be finding solace in the NBER’s interpretation as job growth remains solid and consumer spending hasn’t fallen off a cliff.

        “Marktexperten und Investoren” – schon das sagt ALLES.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @R. Ott

        „Die Benennung von dem Phänomen, das Sie “es” nennen, zielt je nach Definition auf unterschiedliche Merkmale von diesem “es” ab – und das wird höchstwahrscheinlich Auswirkungen auf ihr Verständnis des Phänomens und die Vorstellung von seinen Wirkmechanismen haben.“

        Die DEFINITION muss auf die Merkmale abzielen, die BENENNUNG muss das nicht. Benennungen tuen das natürlich teilweise trotzdem, mit unterschiedlicher Qualität.

        Aber nein, mein Verständnis von Problemen und meine Vorstellung von Wirkmechanismen ist von Benennungen nicht beeinflusst. Das wurde mir qua Ausbildung abtrainiert, weil es ein Denkfehler wäre, mit dem Naturwissenschaften undurchführbar wären.

        Ich Stichpunkte mal angelehnte, entfernte Analoga wie „Kettenreaktion“ oder „Treibhauseffekt“.

        Ich denke in Bildern, die Zusammenhänge visuell wiedergeben und danach gerne auch in den diese Bilder beschreibenden Differentialgleichungen. Ok, nerdig, aber ich mache ja nicht umsonst gerne, was ich mache.

        Die Umformung in Wörter und Sätze kommt danach. Anders wären Zusammenhänge, die nicht intuitiv sind, auch gar nicht zu begreifen. Und methodisch wäre man auch sofort am Ende, wenn am Anfang das Wort stünde.

  9. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    bto: “Der italienische Staat kann nicht aus seinen Schulden herauswachsen. Die aktuelle politische Entwicklung in Italien unterstreicht deutlich, dass es unmöglich ist, in Italien „solide und nachhaltige makroökonomische Politiken“ umzusetzen. ”

    Sind die “Fratelli d’Italia” eigentlich aus EU-Sicht gute Faschisten so wie das Azov-Batallion in der Ukraine oder böse “Faschisten” wie Donald Trump?

    Oder anders gefragt: Werden die deutschen Geldgeschenke für Italien im Falle einer italienischen Ministerpräsidentin Meloni im Herbst erhöht oder gestrichen?

    https://en.wikipedia.org/wiki/Opinion_polling_for_the_2022_Italian_general_election
    (die “Fratelli d’Italia” haben die Abkürzung “FdI”; nicht verwechseln mit “FI”, das steht für die Berlusconi-Partei “Forza Italia”…)

    Antworten
    • Felix
      Felix sagte:

      Guten Morgen Herr Ott,

      normalerweise sind Faschisten aus Sicht des großen, alten Geldes immer gut. Sie halten das Volk ähnlich kurz wie die Kommunisten, sorgen aber zugleich dafür, dass die Finanzquellen der Kapitalisten weiter kräftig sprudeln.

      Die, die derzeit als “böse Faschisten” angeprangert werden, sind in der Regel doch einfach Persönlichkeiten, die nicht in faschistoide Muster abgleiten, sondern freiheitlich geblieben sind. Volkswirte, die sich nicht haben gleichschalten lassen oder Wissenschaftler mit IQ und EQ.

      Antworten
    • weico
      weico sagte:

      @Richard Ott

      *Sind die “Fratelli d’Italia” eigentlich aus EU-Sicht gute Faschisten so wie das Azov-Batallion in der Ukraine oder böse “Faschisten” wie Donald Trump?*

      Die EU/NATO/USA und besonders natürlich Deutschland werden begeistert von den “Fratelli” und Meloni sein, den laut wikipedia:

      “Außenpolitisch vertritt Meloni dezidiert USA-freundliche, transatlantische Positionen und tritt – anders als etwa ihre rechtslastigen potentiellen Bündnispartner Salvini oder Berlusconi – ausdrücklich für die weitere Unterstützung der Ukraine durch Italien gegenüber Russland in dessen Angriffskrieg gegen Ukraine ein, und zwar auch in Form von Waffenlieferungen.”

      Ob Sie sich dann für eine gemeinsame EU und den Euro ebenso “stark macht” …wird man dann ja sehen..:) :)

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @weico

        “Außenpolitisch vertritt Meloni dezidiert USA-freundliche, transatlantische Positionen und tritt – anders als etwa ihre rechtslastigen potentiellen Bündnispartner Salvini oder Berlusconi – ausdrücklich für die weitere Unterstützung der Ukraine durch Italien gegenüber Russland in dessen Angriffskrieg gegen Ukraine ein, und zwar auch in Form von Waffenlieferungen.”

        Jaja, das klingt mehr nach “gladio” als nach “fasces”, wenn Sie wissen, worauf ich hinauswill…

        Genau das lässt mich ja so in der Einschätzung von Frau Meloni schwanken. Die ist in den für uns Prinzip die weibliche Italo-Version von Boris Johnson, also eine Transatlantikerin, die aber am liebsten aus der EU austreten und die Grenzen für die unqualifizierten Migranten ins europäische Sozialsystem abriegeln würde.

        Und dann kommt auch noch dazu, dass die Italiener im letzten Jahrhundert immer hervorragendes Timing besaßen, wenn es darum ging, die Bündnispartner zu wechseln, sobald ihnen das nützte – wer weiß, was wir da noch für Überraschungen zu sehen bekommen.

      • weico
        weico sagte:

        @Richard Ott

        “Und dann kommt auch noch dazu, dass die Italiener im letzten Jahrhundert immer hervorragendes Timing besaßen, wenn es darum ging, die Bündnispartner zu wechseln, sobald ihnen das nützte – wer weiß, was wir da noch für Überraschungen zu sehen bekommen.”

        Richtig.

        Nur EINES wird sicherlich keine Überraschung werden .

        Bei Italien wird es mit den Nachkriegs-Regierungen so weitergehen wie BISHER …. Nr.71 ..Nr.72 …Nr.73….usw.

  10. Susanne Finke-Röpke
    Susanne Finke-Röpke sagte:

    bto: “Der Bruch mit dieser Tradition ist ein nur mühsam verstecktes Bekenntnis zur Subvention einzelner Staaten und zur direkten Staatsfinanzierung, die offiziell verboten ist.”

    Ist doch jetzt auch schon egal. Würgt die Konjunktur in Deutschland ab, erhöht die Arbeitslosigkeit, senkt den Wohlstand und führt dazu, dass die EU noch schneller absteigt. Ähnlich die EU-Schulden, die bestimmt bald vom Bundesverfassungericht durchgewunken werden. Ohne Dexit geht es nicht und dafür ist die deutsche Bevölkerung noch nicht verzweifelt genug. Auf welchem Weg diese wirtschaftliche Verzweiflung von der Politik herbeidilettiert wird, ist inzwischen auch schon Jacke wie Hose, finde ich. Der Karren steckt im Dreck und kommt von alleine auch nicht mehr heraus. Vor allem solange nicht, solange weite Teile der Bevölkerung nicht begreifen, wie tief der Karren im Dreck steckt.

    Antworten
    • Felix
      Felix sagte:

      Hallo SFR,

      Sie geben mein Grundgefühl treffend wieder. Insbesondere fehlt mir die Phantasie, wie es besser werden soll?
      Der Karren steckt fest, der Kollaps droht. Viele sehen das als mögliche Heilung an. Aber wir haben es doch weiterhin mit denselben Leuten in der Politik, in den Konzernvorständen und dem gleichen desorientierten Wahlvolk zu tun.
      Ich denke daher, dass auf eine Krise zwar reagiert wird, aber falsch. Z.B. mit Preisdeckeln und allen möglichen Freiheitseinschränkungen. Insgesamt wird es noch sozialistischer werden.
      Was hat denn beim “letzten mal” funktioniert? – es gab einen totalen Zusammenbruch und die Besetzung durch alliierte Streitkräfte unter Führung einer liberalen Nation. Heute mangelt es sogar an einer hinreichen freiheitlich eingestellten Nation auf der Welt – selbst wenn man sich besetzen lassen wollte.

      Ich denke, wir haben ein globales Weimar vor uns. Mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Möglicherweise können sich die erweiterten BRICS davon abkoppeln und einen ähnlich guten Weg einschlagen, wie der Westen nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit Einschränkungen, weil es an der dazu nötigen Freiheit hapert.

      Antworten
      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Alexander

        Tja, ne Lösung gibt‘s nicht. Vielleicht ein charismatischer Politiker, der weitgehend klar blicken kann und in echter Not ausreichend Zuhörer findet. Von uns Schlaubergern hier am Blog will das auch keiner machen – und das gilt dann überwiegend für den „klareren“ Teil der Bevölkerung. Aber was heißt schon „klar“. Das geht ja schon bei der Definition der Rolle des Staates los…

        Den BRICS traue ich das allerdings auch nicht zu. Das Problem bei den Autokratien/Diktaturen ist immer, dass nicht einzelne Freiheiten beschnitten werden, sondern am Ende fast alle. Und Korruption tötet in der Endkonsequenz jede Eigeninitiative. Sobald etwas Erfolg hat, anfängt zu fliegen, holt es sich irgendeine(r mit) Macht. Sollte das ok sein, wird‘s ungemütlich, sobald die Macht/ Autorität der Herrschenden in irgendeiner Form bedroht wird.

        Vielleicht schafft‘s Indien, aber die haben infrastrukturelle Probleme und Probleme der Bevölkerungsgruppen untereinander.

      • Susanne Finke-Röpke
        Susanne Finke-Röpke sagte:

        @Felix:

        Das sehe ich anders. Länder wie die Schweiz oder Norwegen beweisen, dass es selbst in unserer Nachbarschaft weniger dumm geht. Ludwig Erhardt war kein US-Amerikaner, SPDler wie Helmut Schmidt auch nicht.

        Unser Hauptproblem ist die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung. Solange die Politik von linksgrünen Studienabbrechern in allen Parteien außer den beiden Rändern dominiert wird, kommt nichts vernünftiges dabei heraus. Eine SPD braucht wieder Arbeiter, eine CDU wieder Handwerker, eine FDP wieder Freiberufler und selbst die Grünen bräuchten echte selbstständige Ökobauern und PV-Installateure. Politologie nach 5 Semestern abgebrochen ist keine Ausbildung.

        Dazu braucht es aber das Engagement aller gesellschaftlichen Gruppen in der Politik wie 1949 mit der Einstellung: Nie wieder so etwas. Natürlich hält das auch nur ein bis zwei Generationen an, aber eventuell könnten wir es nach dem Zusammenbruch bis zum Ende dieses Jahrhunderts dann mit halbwegs vernünftigen Leuten schaffen, bevor die nächste Generation verwöhnter Wähler irgendwelche Selbstdarsteller in wichtige Positionen wählt und auch noch idiotische Medien konsumiert. Natürlich besteht immer das 1923er-Risiko, dass braune, rote oder grüne Sozialisten eine Autokratie errichten wie nach dem 1. Weltkrieg.

        Wir werden es sehen!

      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        Herr Stelter schreibt das alles ja schon lange. Auch Sinn und andere. Aber die Politik und die Mainstream Medien wollen es eben nicht wahrnehmen, es passt einfach nicht zum Besten Deutschland aller Zeiten. Deswegen kann es nur einen irgendwie gearteten Absturz geben.
        Die BRICS werden kein Heilsbringer sein, mit dem kranken Südafrika und den ebenfalls kranken Aufnahmekandidaten(?) Argentinien. Eher baut sich in Asien mit oder ohne China eine Alternative auf, die sind noch nicht so woke.

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