Intelligente Wirtschafts­politik jetzt!

Folgender Kommentar von mir erschien bei manager magazin und FOCUS:

Nicht erst seit Corona wird immer deutlicher, dass vieles entschieden falsch läuft mit der Wirtschaftspolitik in Deutschland. Trotz eines fast zehnjährigen Aufschwungs und eines deutlichen Rückgangs der Arbeitslosigkeit nimmt die Unzufriedenheit in weiten Teilen der Bevölkerung zu. Ein „Weiter-so“ dürfte nicht nur politisch immer brisanter werden, es wäre grundlegend falsch. Wir brauchen eine massive Kehrtwende hin zu einer intelligenten Wirtschaftspolitik, denn nur so können wir die Zukunft sichern.

Eine Vielfalt von Problemen

Obwohl Deutschland sich deutlich besser als andere Länder von der Finanz- und Eurokrise erholt hat, lag das Wachstum auch bei uns bis Corona unter dem Vorkrisentrend von 2007.

  • Eine wichtige Ursache war dabei der deutliche Rückschritt der Produktivität. Auch dies keine Entwicklung, die allein auf Deutschland beschränkt ist. Dennoch ist ein Nullwachstum der Produktivität, wie zuletzt festgestellt, ein schlechtes Omen für ein Land, das vor einem erheblichen Rückgang der Erwerbsbevölkerung steht.
  • Zugleich sind wir immer abhängiger vom Export. Während die Binnennachfrage zurückblieb, wurden die Exporte zu einer immer entscheidenderen Stütze der Wirtschaft.
  • Wesentliche Ursache für die geringe Binnennachfrage sind die seit Jahren langsam steigenden Löhne, die immer höhere Abgaben- und Steuerlast und die unzureichenden Investitionen des Staates in Infrastruktur, Innovation und Digitalisierung.
  • Die Exportüberschüsse, die wir erzielen, führen zu zunehmender Unzufriedenheit bei unseren Handelspartnern – nicht nur in den USA eines Donald Trumps – und dienen als wesentliches Argument, wenn es darum geht, Zahlungen von uns zu fordern, wie zuletzt beim EU-Gipfel zu beobachten.
  • Leisten wir dann Transfers – in Brüssel nun vereinbart in Höhe von mindestens 80 Milliarden Euro – ist das ökonomisch so, als hätten wir unsere Autos verschenkt. Das kann man machen, nur muss man dann auch offen fragen, wer die Lasten dieser Geschenke zu tragen hat und wer davon profitiert. Konkret geht der Nutzen an die Eigentümer deutscher exportorientierter Firmen und die Kosten tragen alle Bürger.
  • Hinzu kommt, dass mit Exportüberschüssen entsprechende Kapitalexporte einhergehen. Studien zeigen nun, dass kein Land die Ersparnisse im Ausland so schlecht anlegt wie wir Deutschen. Wo immer es etwas zu verlieren gibt – zum Beispiel am US-Immobilienmarkt –, wir sind ganz vorne dabei. Mindestens 400 Milliarden gingen allein dort verloren.
  • Die Deutschen vollbringen das „Wunder“, gut zu verdienen, zugleich aber über deutlich weniger Vermögen zu verfügen, als die Nachbarn, vor allem die Bürger der Länder, denen wir mit unseren großzügigen Zahlungen helfen. Liegt das Privatvermögen in Deutschland bei dem 3,8-Fachen des BIP, freuen sich die Italiener über Privatvermögen vom 5,5-Fachen des BIP. Auch die Rentenansprüche sind in den meisten Nachbarländern deutlich höher als bei uns.
  • Hinzu kommt, dass die Vermögen bei uns besonders ungleich verteilt sind. Dies liegt aber nicht daran, dass unsere Reichen über mehr verfügen als die Reichen in Italien, Frankreich oder Spanien, sondern dass bei uns der Mittelstand kaum vermögend ist. Da tröstet es wenig, dass die Vermögensverteilung in Deutschland deutlich gleicher ist, wenn man Renten und Pensionsansprüche berücksichtigt, was man natürlich sollte.
  • Derweil gilt der deutsche Staat als „reich“, zumindest im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn, denen wir nun großzügig Geld schenken. Dies aber nur, weil wir die zweithöchste Abgabenlast der OECD-Staaten haben und zugleich die Zinspolitik der EZB erhebliche Mittel von den Sparern zum Staat umverteilt.

Kurz gefasst sind wir ein Land mit enttäuschender realer Netto-Einkommensentwicklung, geringen Vermögen, die zudem auch noch ungleich verteilt sind und einem Staat, der den Bürgern viel Geld abnimmt, unzureichend investiert und dessen vermeintlicher Reichtum von unseren Politikern dahingehend interpretiert wird, dass wir uns alles Mögliche leisten können: von einer großzügigen Migrationspolitik über eine teure Vorreiterrolle in der Energiewende bis hin zur Rolle des europäischen Zahlmeisters.

Nicht leistbare Zusagen

Bis jetzt ging diese Politik noch einigermaßen gut. Das Wachstum vor Corona lief ausreichend, die sozialen Ausgabenprogramme der Regierung – Mütterrente, Rente mit 63 – stellten die Bürger zufrieden und die hohen Abgaben hat ja ohnehin nur eine Minderheit der Bevölkerung zu schultern, lebt doch schon mehr als die Hälfte von Transfers. Doch auch hier gilt der alte Spruch Margaret Thatchers, „dass es solange gut geht, wie einem das Geld anderer Leute nicht ausgeht“.

Doch genau vor diesem Punkt stehen wir: der völligen Überforderung. Verschiedene Faktoren kommen zusammen:

  • Entscheidende Schlüsselindustrien stehen vor einem existenzbedrohenden Umbruch.
  • Die Erwerbsbevölkerung beginnt in diesem Jahrzehnt zu schrumpfen, während die Zahl der Rentenempfänger stark steigt.
  • Die unzureichende Integration der Migranten in den Arbeitsmarkt – oft der unzureichenden Qualifikation geschuldet – wird zu einer zunehmenden Last in einer nicht mehr so stark wachsenden Wirtschaft.
  • Die unterlassenen Investitionen des Staates werden zu einem Problem. Bei der wichtigsten Infrastruktur des 21. Jahrhunderts – dem Internet und dem Mobilfunk – hinkt Deutschland – weit hinterher.
  • Der Einstieg in eine Transfer- und Schuldenunion, der diese Woche in Brüssel beschlossen wurde, bedeutet erhebliche Lasten für die hiesigen Steuerzahler. Die Regierungen von Paris, Rom, Madrid und den anderen Empfängerstaaten sehen nun ein neues Instrument, um Geld aus Deutschland zu erhalten, und es ist unzweifelhaft, dass die EU in Zukunft Kredite in Billionenhöhe aufnehmen wird, für deren Tilgung wir mindestens mit unserem Anteil am EU-Haushalt – ca. 30 Prozent – haften und dies nur unter der Annahme, dass nicht andere Staaten dem britischen Beispiel folgen. Ich denke, die Niederländer werden sich für ihre haushaltspolitische Vernunft nicht in alle Ewigkeit von Macron und anderen beschimpfen lassen.

Die Inflation wird in Folge der immer offeneren Finanzierung der Staaten und der EU durch die EZB zurückkehren.

Die Wirtschaftskraft erodiert, während die Lasten steigen. Das können wir uns auf Dauer nicht leisten. Wir brauchen eine komplette Neuorientierung in der Wirtschaftspolitik. Vor allem müssen wir uns Folgendes verdeutlichen: Der Druck in der EU resultiert aus der Exportabhängigkeit der Wirtschaft.  Diese ist auch ein Ergebnis der unzureichenden Binnennachfrage, verursacht durch unzureichende reale Nettoeinkommenszuwächsen und unterlassene Investitionen des Staates. Der relative Reichtum des Staates führt in Deutschland und in der EU zu Forderungen nach mehr „europäischer Solidarität“, ist aber eine wesentliche Ursache für die geringen privaten Vermögen in Deutschland.

Damit wird auch die Lösung offensichtlich: Wir müssen uns von falschen Glaubenssätzen verabschieden, vor allem davon, „Exportweltmeister“, „schwarze Null“ und „viel Umverteilung“ (im Inland und in der EU) seien gut. Nein, sie sind es nicht.

Reiche Bürger statt reicher Staat

Wie hier schon vor Monaten erläutert, ist Italien ein sehr reiches Land. Den erheblichen Staatsschulden stehen noch eindrücklichere private Vermögen entgegen. Die privaten Schulden Italiens sind geringer als die bei uns. Auch die Vermögensverteilung in Italien ist ausgeglichener als bei uns. Das Problem in Deutschland besteht nicht darin, dass die Reichen zu reich sind, denn sie dürften nicht mehr haben als die reichen Italiener. Unser Problem ist, dass die breite Masse der Bürger über kein oder nur geringe Vermögen verfügt.

Statt die deutschen Steuerzahler zusätzlich zu belasten, um „europäische Solidarität“ zu finanzieren und Vermögenssteuern und -abgaben zu diskutieren, um „Gerechtigkeit“ herzustellen, in Wahrheit aber nur das Gesamtvermögen der Deutschen weiter zu senken, sollten wir intelligent handeln. So schwer wäre das gar nicht.

Konkret schlage ich vor, dass der Staat jedem Deutschen unter 65 Jahren 25.000 Euro schenkt. Bei überschlägig 55 Millionen Deutschen in dieser Alterskohorte entspricht dies 1375 Milliarden Euro, rund 40 Prozent des BIP. Konkret sollten wir Folgendes machen:

  • Die Bundesrepublik gründet einen Anlagefonds nach dem Vorbild anderer Staatsfonds wie jener von Norwegen und Singapur.
  • Dieser Fonds investiert unter professionellem Management ohne politische Einflussnahme das Geld global diversifiziert, mit dem Ziel eine nachhaltige Rendite zu erwirtschaften.
  • Die Bundesrepublik Deutschland macht Schulden, um den Fonds entsprechend auszustatten, alternativ (und eigentlich besser) bietet sich die Mobilisierung der TARGET2-Guthaben an, wie ausführlich hier erläutert.
  • Jeder Bürger unter 65 Jahren bekommt einen Anteil an dem Fonds im Wert von 25.000 Euro. Über das Geld kann der Bürger frei verfügen, sobald er das 65. Lebensjahr erreicht und mindestens zehn Jahre in den Fonds investiert hat.
  • Die Grenze der Begünstigung bei 65 Jahren ist darin zu sehen, dass ein Großteil des Vermögens in Deutschland ohnehin bei den über 65-Jährigen liegt und etwaige Guthaben hier nicht genutzt, sondern perspektivisch vererbt werden.
  • Der Staat würde den Bürgern die Ursprungseinzahlung von 25.000 Euro garantieren. Die Verzinsung käme dann hinzu.
  • Ergänzend sollte der Staat den Bürgern anbieten, zusätzlich in diesem Fonds zu sparen. Hier sollte neben der Einzahlung eine Mindestverzinsung – zum Beispiel ein Prozent pro Jahr – garantiert werden, um die Abneigung der Bürger gegen vermeintlich riskante Anlagen in Aktien und Immobilien zu überwinden.

Das Ergebnis wäre sehr interessant und vorteilhaft:

  • Die Deutschen hätten ein höheres Privatvermögen von überschlägig dem 4,2-Fachen des BIP, was zwar immer noch deutlich hinter Franzosen, Spaniern und vor allem Italienern liegt, aber bei entsprechender Anlage in den kommenden Jahrzehnten deutlich anwachsen sollte.
  • Die Ungleichheit der Vermögensverteilung würde deutlich sinken.
  • Der deutsche Staat wäre mit einer Verschuldung von rund 110 Prozent des BIP trotz Corona und „Programm zur Wohlstandsmehrung der Bürger“ nur so hoch verschuldet wie der Durchschnitt der Eurozone und immer noch deutlich geringer als Frankreich, Spanien und Italien.
  • Das Argument, der „reiche deutsche Staat“ könne und solle für alles eintreten, verlöre an Gewicht.
  • Zugleich hätte der deutsche Staat genug Schulden, um an der aus meiner Sicht unausweichlichen großen Lösung für die europäischen Staatsschulden teilzunehmen und so wie die anderen großen Staaten davon zu profitieren.

Binnenwirtschaft, statt Exporte, die wir selbst bezahlen

Damit nicht genug. Zwar hilft es, die Vermögen der Deutschen zu erhöhen, wir müssen aber zugleich die Binnenwirtschaft stärken. Gerade mit Blick auf die Entwicklung der Erwerbsbevölkerung ist es dringend geboten, Arbeit so attraktiv wie möglich zu machen. Nur, wenn wir die Binnennachfrage stärken, reduzieren wir unsere Exportabhängigkeit und damit auch die Erpressungsmöglichkeit in nächtlichen Sitzungen in Brüssel. Folgende Faktoren beeinflussen ein Erhöhen der Binnennachfrage:

  • Abschied von der Politik der “schwarzen Null”. Diese ist aus ökonomischer Sicht ohnehin nicht begründbar und bei genauerer Betrachtung ohnehin eine Mogelpackung. Die Schulden des deutschen Staates sollten im Einklang mit der Wirtschaftsleistung wieder wachsen, auf jeden Fall nicht schneller als im Schnitt der anderen Staaten des Euroraumes.
  • Sobald der Staat Schulden macht, führt dies zu einer Stärkung der Binnennachfrage und einer Reduktion des Exportüberschusses.
  • Dies würde umgekehrt auch bedeuten, dass unsere Ersparnisse im Inland statt im Ausland investiert würden, was angesichts des verheerenden Ergebnisses der bisherigen Geldanlage ein großer Fortschritt wäre.
  • Den finanziellen Spielraum sollte der Staat zum einen dazu nutzen, den Investitionsstau von geschätzt 450 Milliarden Euro abzuarbeiten.
  • Zum anderen gilt es, die Massenkaufkraft zu stärken, durch eine breite Erhöhung der verfügbaren Einkommen. Durch einen Umbau des Steuer- und Abgabensystems wird der Faktor Arbeit entlastet. Jedem Bürger muss von jedem zusätzlich verdienten Euro mindestens 51 Prozent bleiben. Heute liegt die Grenzbelastung gerade bei gering bezahlten Tätigkeiten bei bis zu 80 Prozent.
  • Im Gegenzug kann über eine höhere Belastung von Vermögen nachgedacht werden, weniger mit dem Ziel der Reduktion von Ungleichheit als mit dem Ziel, den Anreiz zu erhöhen, die Vermögen produktiv einzusetzen.

    Der Exportweltmeister wäre damit Geschichte, was entgegen der allgemeinen Wahrnehmung nicht zu einer Wohlstandsreduktion, sondern zu einer Wohlstandssteigerung hierzulande beitragen würde.

    Ökonomisches Verständnis fehlt

    Eine Vielzahl weiterer Maßnahmen wären notwendig, um Deutschland für die Zukunft fit zu machen. Die dargelegten Punkte wären aber zentral, um das Land vom bisherigen Kurs der Wohlstandsreduktion abzubringen.

    Ich bin für das Gründen einer Task Force „Programm zur Wohlstandsmehrung der Bürger und des Staates“, um ein gut durchdurchdachtes, effizientes und realisierbares strategisches Konzept zur Beratung von Staat und Wirtschaft zu erarbeiten. Dies sollte schnell geschehen, damit es innerhalb der kommenden fünf Jahre umgesetzt werden kann. Wer macht mit?

    manager-magazin.de: “Intelligente Wirtschaftspolitik jetzt!”, 25. Juli 2020

    Kommentare (92) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
    1. Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Christian Anders

      Antwort auf Ihre letzten Feststellungen.

      >Es ist schon so, dass der Bestand an Sparkapital – wir betrachten das Aggregat, nicht die Verteilung – einfach ZU HOCH ist gemessen an dem Ziel einer höheren Auslastung und somit auch Rentabilität und Mehrarbeitsmöglichkeiten für Menschen des vorhandenen Kapitalstocks.>

      Ich weiß nicht, ob wir das Gleiche meinen, wenn ich wie folgt antworte.

      Zustimmend meine ich:

      Es wird zu viel gespart, d. h. zu wenig Geld konsumtiv genutzt, so dass die Nachfrage zu gering ist, um zu einer höheren Auslastung und evtl. auch Erweiterung des Kapitalstocks hierzulande zu kommen mit daraus folgend zu mehr Beschäftigung und Arbeitseinkommen.

      Nicht zustimmend meine ich:

      Der BESTAND an Ersparnis, der sich aus diesem VERHALTEN ergibt, ist nicht Ursächlich für die zu geringe Nachfrage.

      Denn die Sparer könnten ihn abbauen oder – wenn auch nicht alle – sich verschulden, um nachzufragen.

      Soweit derart Geld für Nachfrage aktiviert werden kann, gibt es KEIN Nullsummenspiel der Art:

      KONSTANTE Geldmenge ENTWEDER für Investitionen oder Konsum, daher immer nur Verlagerungseffekte.

      Sie verweisen selbst punktgenau darauf, dass dies nicht der Fall sein muss, wenn Sie sagen:

      > … frische Schulden – allerdings MÜSSTE dann irgendwie ein (erheblicher) Teil der so geschöpften Schuld konsumptiv verwendet werden,..>

      Das ist eine Möglichkeit, aber ein problematische, die – wie Sie feststellen – niemand wirklich will.

      >Soll die Wirtschaft laufen, während jemand(e) mehr einnehmen als ausgeben wollen, MUSS dann jemand(e) anderes das Gegenteil in gleicher Höhe tun.>

      Das stimmt nicht, weil „Geld ausgeben“ nicht NUR auf Konsumgüternachfrage beschränkt ist, sondern sich AUCH auf Investitionsgüternachfrage beziehen kann.

      Unternehmen können sehr wohl MEHR Geld ausgeben, also nicht nur die Produktionsfaktoren für eine bestimmte Güterherstellung bezahlen, sondern auch ZUSÄTZLICHES Geld für Investitionen ausgeben wollen.

      Sie könnten Rücklagen auflösen oder Kredite aufnehmen.

      Wenn das eine oder andere, müssen die anderen, also die Privaten Haushalte NICHT weniger Geld ausgeben.

      Werden für die Herstellung der Investitionsgüter zusätzliche Menschen beschäftigt, können die anderen, also die Privaten Haushalte sogar MEHR Geld ausgeben.

      Kurzum:

      Geld ist nicht die Bestimmungsgröße.

      Es ist vielmehr die Nachfrage und initiierend ist es die Konsumgüternachfrage, nach Lage der Dinge auf einem u. a. durch anhaltend niedrige Geburtenraten vergleichsweise TIEFEN Niveau bezüglich der Produktivität bei der Güterherstellung:

      Entweder wollen die Menschen WENIGER NACHFRAGEN und können daher mehr sparen ODER sie wollen MEHR SPAREN und FRAGEN daher WENIGER nach.

      DARAUS folgt:

      So oder so, die Investitionen FOLGEN der Nachfrage der Privaten Haushalte – jedenfalls im „späten Kapitalismus“, wie er sich generell in den entwickelten Volkswirtschaften darstellt.

      Und wenn die Nachfrage der Privaten Haushalte derart ist, dass Investitionen zu voraussehbar KEINER Steigerung der Rendite führen, wird NICHT investiert.

      Die EZB kann da machen, was sie will, daran führt kein Weg vorbei.

      Dem widerspricht nicht, dass die Faktorkosten für die Produktion und Investitionen finanziert werden müssen, BEVOR die Nachfrage der Privaten Haushalte erfolgt – SOWEIT sie vom Arbeitseinkommen abhängt.

      Antworten
      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @DT

        Sie liefern viel und mögen verzeihen, wenn ich in der Antwort recht kurz bin.

        Der Grund ist, dass ich eine – selbstangerichtete – Ungenauigkeit bereinigen muss, bevor wir sinnvoll diskutieren können. Ich schrieb von “sparen” “Ersparnis” und “Kapital” und das in der Art, dass man alles für Dasselbe halten könnte.

        Wenn ich mich aber auf Nachfrage an Konsum vs. Nachfrage an Investition beziehe, meine ich damit zum Erwerb eingesetzte STROMgrößen, also Geld oder Sichtforderungen, im Zeitraum X.

        Die Ersparnis in Geld bezeichnet den BESTAND an Geld, der sich in jenem Zeitraum X akkumuliert hat, weil in jenem Zeitraum X eine bestimmte Menge an Geld eben auch NICHT bewegt wurde, weder zum Erwerb von Konsum- NOCH Investitionsgütern.

        Das ganze bricht sich auf Kaleckis Spruch hinunter: “Die Arbeiter geben aus, was die verdienen, die Unternehmer verdienen, was sie ausgeben.”

        Das klingt übersimplifizierend, bringt die Sache aber auf den Punkt. Und es ist wichtig, wegen folgendem Missverständnis zwischen uns:

        “Das stimmt nicht, weil „Geld ausgeben“ nicht NUR auf Konsumgüternachfrage beschränkt ist, sondern sich AUCH auf Investitionsgüternachfrage beziehen kann.”

        Ja. Aber ich rede von jenem Anteil der Menge an Geld, die in einem Zeitraum X NICHT bewegt wird. Dieser Teil, völlig egal, in welchem Sektor er anfällt, MUSS
        a) durch frische Kredite, durch die (mehr als) mengenmäßig zu X ausgleichend Geld/Sichtforderungen bewegt werden, “gekontert” werden, oder
        b) durch Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit des ohnehin beweglichen Teils der Geldmenge während X “gekontert” werden, oder
        c) Kombination aus a) + b)
        SOFERN die Bedingung einer laufenden oder gar wachsenden Wirtschaft gegeben sein soll.

        Auf das Zitat von Kalecki bezogen stellt sich das Problem, dass der Sektor der Unternehmen in D, in der EU aber auch weltweit aggregiert zum “Sparer” geworden ist (intrasektorale Ungleichgewichte zwischen z. B. KMUs und Konzernen betrachtet dies nicht), also jemandem, der in X und folgenden X jeweils mehr einnimmt als ausgibt. Das führt nach o. g. Logik der gesamtwirtschaftlichen Salden dazu, dass “jemand(e) anderes” nun “konternd”
        a), b) oder c) tun muss.

        Absolut entscheidend ist dabei, dass Auflösen von BESTÄNDEN zwingend zur Zunahme anderer Bestände woanders führt, welche eben NICHT automatisch die Geldbewegung weiterführen. Genau deshalb ist

        ” Sie könnten Rücklagen auflösen oder Kredite aufnehmen.”

        zweierlei Paar Schuhe. Gesamtwirtschaftlich ist das Auflösen von Beständen eben nicht dasselbe und auch nicht von ähnlicher Wirkung wie das Arbeiten mit Kredit.

        “Kurzum:

        Geld ist nicht die Bestimmungsgröße.”

        Hm… Nicht? Ob sich genug Zahlkraft schnell genug bewegt (“Zahlkraft” kann ZB-Geld oder Kredit von Geschäftsbanken sein) ist die entscheidende Determinante, ob Investitionen renditeträchtig betrieben werden können. Würde also widersprechen.

        WIE und WARUM diese “Zahlkraftbewegungsgeschwindigkeit” (yeah, Wortungetüm erfunden) zustande kommt oder nicht, ist von vielen Bedingungen abhängig. Eine notwendige davon ist Konsumption. Da Konsumwünsche mit der Verfügungsgewalt über Zahlkraft nicht durchgängig linear verknüpft sind (wird relativ weniger bei mehr Zahlkraft irgendwann), bleibe ich bei meiner Conclusio, dass der Dynamik der Wirtschaft eben doch AUCH eine Verteilungsfrage eben jener Zahlkraft zugrunde liegt. Womit ich nicht umhin komme, über Löhne, Renten, etc. zu reden – OBWOHL deren Steigerung wider die Wettbewerbsfähigkeit stehen.

        Und, das war die Verknüpfung zum Renditewettbewerb: Dieser diesem Umstand keine Rechnung trägt. Oder, wie Sie dargelegt haben, dies auch weder kann oder sollte – damit einhergehende Probleme ergeben sich dennoch.

        Antworten
        • Dietmar Tischer
          Dietmar Tischer sagte:

          @ Christian Anders

          Ich glaube, dass wir ein unterschiedliches Problemverständnis haben.

          Sie sagen:

          >Wenn ich mich aber auf Nachfrage an Konsum vs. Nachfrage an Investition beziehe, meine ich damit zum Erwerb eingesetzte STROMgrößen, also Geld oder Sichtforderungen, im Zeitraum X.>

          Das meine ich auch.

          >Die Ersparnis in Geld bezeichnet den BESTAND an Geld, der sich in jenem Zeitraum X akkumuliert hat, weil in jenem Zeitraum X eine bestimmte Menge an Geld eben auch NICHT bewegt wurde, weder zum Erwerb von Konsum- NOCH Investitionsgütern.>

          Das ist richtig, aber IRRELEVANT mit Bezug auf die INITIIERUNG von realwirtschaftlichen Aktivitäten.

          Die NACHFRAGE entscheidet und NICHT der Bestand an Geld, obwohl der über das Einkommen natürlich unstreitig mit dem Geld, das Nachfrage auslöst, in Zusammenhang steht.

          >… ich rede von jenem Anteil der Menge an Geld, die in einem Zeitraum X NICHT bewegt wird. Dieser Teil, völlig egal, in welchem Sektor er anfällt…>

          Wenn Sie DAVON reden UND davon, dass OHNE diesen Teil, die Bedingungen für eine laufende oder gar wachsende Wirtschaft nicht gegeben sind, dann haben Sie vollkommen RECHT mit dem MUSS a) bis c).

          Nur:

          DIESES Muss ist im System NICHT realisierbar oder wenn doch, dann nur GEGEN das WOLLEN von Wirtschaftssubjekten (was dann möglicherweisen NICHT mehr das gleiche System wäre), wenn – wie oben festgestellt –, aggregiert die Stromgrößen GEWOLLT kleiner sind als sie sein könnten und für die Erreichung bestimmt Bedingungen sein müssten.

          DAS ist das PROBLEM, und eben nicht Geld, das EINSETZBAR oder SCHÖPFBAR wäre – zwei PAAR Schuhe in der Tat – aber das gleiche Nicht-Problem.

          >Da Konsumwünsche mit der Verfügungsgewalt über Zahlkraft nicht durchgängig linear verknüpft sind (wird relativ weniger bei mehr Zahlkraft irgendwann), bleibe ich bei meiner Conclusio, dass der Dynamik der Wirtschaft eben doch AUCH eine Verteilungsfrage eben jener Zahlkraft zugrunde liegt.

          Ich stimme zu, siehe weiter unten mein Post @ Helge.

          Ich habe da aber auch zur Verteilungsthematik gesagt:

          >UNTAUGLICH, gemessen am Anspruch, der damit verbunden wird.>

        • Christian Anders
          Christian Anders sagte:

          @DT

          Doch, wir sehen denselben Umstand. Möglicherweise charaktisiere ich diesen als “Problem”, Sie hingegen nicht.

          Der Umstand ist:

          “>… ich rede von jenem Anteil der Menge an Geld, die in einem Zeitraum X NICHT bewegt wird. Dieser Teil, völlig egal, in welchem Sektor er anfällt…>

          Wenn Sie DAVON reden UND davon, dass OHNE diesen Teil, die Bedingungen für eine laufende oder gar wachsende Wirtschaft nicht gegeben sind, dann haben Sie vollkommen RECHT mit dem MUSS a) bis c).

          Nur:

          DIESES Muss ist im System NICHT realisierbar oder wenn doch, dann nur GEGEN das WOLLEN von Wirtschaftssubjekten […]”

          Exakt so ist es. Zusammenfassend meine Position:
          Die Saldenmechanik als Konsistenzkriterium für unser Verständnis von Wirtschaftsabläufen lässt keinerlei Spielraum. Unter der Zielsetzung Wachstum/keine Schrumpfung sind a) – c) logisch unvermeidlich, weil sonst eben jenes Ziel niemals erreicht werden kann.

          Führt zu folgendem Problem (dies mein Problemverständnis): Obwohl man die o. g. Zielsetzung als Wunsch einer überragenden Mehrheit an Wirtschaftssubjekten als gesetzt annehmen kann, sind die für ihre Erreichung notwendigen Bedingungen von den gleichen Wirtschaftssubjekten mehrheitlich nicht gewollt.
          Und diesen Widerspruch definiere ich als “Problem”.

          Es ist der “fallacy of composition”, der diesem Problem als Denkfehler zugrunde liegt: Die individuell völlig rationalen Entscheidungen von Unternehmen (im Renditewettbewerb) führen in ihrer Summe zum gegenteiligen Ergebnis des Gewünschten, wenn zu viele gleichzeitig dieselbe Rationalität ausüben.

          Dieser Widerspruch hatte in einer Welt, in der das Verhältnis ausgeschöpfter/unausgeschöpfter Wachstumspotentiale extrem auf Seiten der unausgeschöpften lag, wenig Bedeutung. Das Verschieben dieses Quotienten hin zu mehr Ausschöpfung der Potentiale (Aufholen der Schwellenländer konkret), bringt die Folgen dieses Dilemmas zum Leben: Der Unternehmenssektor, also DER eine Sektor, der in einer Welt der Innovation Schuldner sein müsste, um aus Kredit Entwicklungen zu schöpfen, ist Sparer geworden.

          Das erfordert – sofern die o. g. Zielsetzung gilt – andere Schuldner als zuvor. Aus Sicht der Gesamtgesellschaft gibt es nur noch die Privaten und den Staat. Die Privaten werden rein rational immer versuchen, mindestens eine Liquiditätsreserve zu halten (falls Auto oder Waschmaschine kaputt). Bleibt der Staat. Sonst ist da nichts – es sei denn, man “benutzt” aus nationaler Perspektive das Ausland (was keine Dauerlösung sein kann).

          Man KANN (es ist technisch nicht unmöglich) das auch lassen und dann mit der zwangsläufigen Depression arbeiten. Wer BEIDES (weder Depression noch Staatsschulden) nicht will, müsste als letzte Alternative erklären, wie er den Unternehmenssektor in die Ausgabeüberschussposition zurückführen zu gedenkt (gegen dessen WOLLEN). Wer das AUCH NICHT will, hat zur IST-Situation nichts beizutragen. Mehr als diese drei Wege gibt es nämlich nicht. Ich kenne auch niemanden, der einen “4. Weg” schlüssig beschrieben hätte.

          Dies ist in meinem Verständnis “ein Problem”.

        • Dietmar Tischer
          Dietmar Tischer sagte:

          @ Christian Anders

          >… wir sehen denselben Umstand. Möglicherweise charaktisiere ich diesen als „Problem“, Sie hingegen nicht.>

          Danke, perfekt ausgedrückt.

          Ich verstehe, was Sie als Problem charakterisieren (sehen) und stimme Ihnen zu, dass es als „fallacy of composition“ ein Problem IST:

          >Die individuell völlig rationalen Entscheidungen von Unternehmen (im Renditewettbewerb) führen in ihrer Summe zum gegenteiligen Ergebnis des Gewünschten, wenn zu viele gleichzeitig dieselbe Rationalität ausüben.>

          Es müsste allerdings mit „individuell völlig rationalen Entscheidungen von Privaten Haushalten“ ergänzt werden.

          Sie legen auch die KONSEQUENZEN dar, mit der dieses Problem zu lösen wäre.

          Das Problem „höher Ordnung“ ist daraus folgend, dass offensichtlich NIEMENAND (mit entsprechender Handlungsvollmacht) bereit ist, dieses auf die eine oder andere der drei Optionen anzugehen.

          Auch dazu kein Widerspruch von mir.

          Ich folge Ihnen allerdings nicht in der „LOKALISIERUNG“ Ihrer richtig aufgezeigten Problematik.

          Was sie als REALES Problem sehen, WERTE ich als KONZEPTIONELLES.

          Warum?

          Ich gehe davon aus, dass jede Ihrer drei Lösungsoptionen in letzter Konsequenz, d. h. bis zu einem ausgeglichenen Saldo für unser mehrheitliches Lebensverständnis NICHT akzeptabel ist.

          „In letzter Konsequenz“ hieße für mich nicht nur so etwas wie eine umfassende, konsequente Umverteilung, die immer wieder gefordert wird.

          Bei bestimmten Annahmen, die ich nicht für unrealistisch halte, etwa der, dass MEHR Kinder mehr Konsum bedeuten würden und das Nachfrageniveau sich dem Produktionsniveau anpassen würde – jeder Kinderlobbyist kann der Politik vorrechnen wie „teuer“ Kinder sind -, könnte dann RATIONAL auch gefordert werden:

          Jeder Frau im gebärfähigen Alter MUSS drei Kinder in die Welt setzen und wird gegebenenfalls durch Zwangsbefruchtung dazu gezwungen.

          Wo ist der PRINZIPIELLE Unterschied zwischen dieser „Maßnahme“ und der Umverteilung?

          Ich sehe ihn nicht.

          Daher eliminiere ich Ihr Problem und stelle für UNSER System fest:

          Individuell RATIONALE Entscheidungen von Privaten Haushalten und Unternehmen haben im Aggregat unvermeidlich UNERWÜNSCHTE Ungleichgewichte zur Folge, mit denen wir mehr oder weniger leben müssen – jedenfalls so lange und so weit, wie die Gesellschaft nicht zerfällt.

          Wenn wir uns allerdings zu einer GESELLSCHAFTSORDNUNG entschlossen hätten, in der die ERREICHUNG von makroökonomischen Gleichgewichten OBERSTES Ziel ist, dann allerdings bin ich der Erste, der Ihr Problem nicht mehr als konzeptionelles, sondern als REALES ansehe, das es zu lösen gelte.

        • Christian Anders
          Christian Anders sagte:

          @DT

          Ich verstehe – allerdings im Sinne von “nachvollziehen” denn von “Verständnis”.

          Begründung:

          “Jeder Frau im gebärfähigen Alter MUSS drei Kinder in die Welt setzen und wird gegebenenfalls durch Zwangsbefruchtung dazu gezwungen.

          Wo ist der PRINZIPIELLE Unterschied zwischen dieser „Maßnahme“ und der Umverteilung?”

          Hm… wenn sie “prinzipiell” so universell auf alles anwenden, was sich der Freiwilligkeit des Individuums enthebt, gäbe es auch keinen “prinzipiellen” Unterschied zu praktizierten Umverteilungen durch gesetzliche Zwänge zu Steuern, Mindestlohn, etc. Oder gleich der Zwangscharta namens BGB?
          Im untersten Grundprinzip ist ein Zwang immer ein Zwang. Aber das nivelliert doch nicht die qualitativen Unterschiede von Mittel und Zweck der Zwänge?
          An der Stelle kann ich Ihnen also nicht wirklich folgen, denn für Gesellschaften und ihre Sozialtechniken sind derlei qualitative Kategorien hochrelevant. Und auch arbeitsteiliges Wirtschaften ist eine Sozialtechnik.

          (völlig ab davon, dass realiter mit Kindern noch kein Einkommenszuwachs aus Arbeitseinkommen verbunden ist, sondern – und das auch nur durch eben(!) Umverteilung per Zwang – Kindergeld).

          “Individuell RATIONALE Entscheidungen von Privaten Haushalten und Unternehmen haben im Aggregat unvermeidlich UNERWÜNSCHTE Ungleichgewichte zur Folge, […]”

          Ja natürlich. Deshalb

          “Wenn wir uns allerdings zu einer GESELLSCHAFTSORDNUNG entschlossen hätten, in der die ERREICHUNG von makroökonomischen Gleichgewichten OBERSTES Ziel ist […]”

          HÄTTEN??? (Konjunktiv)

          Herr Tischer, HABEN! (Indikativ)
          Die gesamte Diskussion samt an sie angeschlossene technische Regelungsversuche den Währungsmarkt betreffend soll(t)en GENAU DAS zum obersten Prinzip machen: Einen mittelfristigen Ausgleich der durch die individuelle Rationalität immer wieder auftretenden Ungleichgewichte in der globalen Makroökonomie.

          Die Begründung dafür war eine Einsicht in Folgendes, was Sie erkennen:

          “Ich gehe davon aus, dass jede Ihrer drei Lösungsoptionen in letzter Konsequenz, d. h. bis zu einem ausgeglichenen Saldo für unser mehrheitliches Lebensverständnis NICHT akzeptabel ist.”

          Das werden Individuen zwangsläufig so sehen, zumal ihnen mehrheitlich der fallacy of composition auch gar nicht klar ist (ein Denkfehler den jeder erkennt, macht ja niemand). Da aber AUCH die Folge nicht nivellierender Ungleichgewichte als gleichsam inakzeptabel für eine Gesellschaft daherkommen (und einen der beiden Tode muss man sterben), wurde nach einem Mechanismus gesucht, der sie verhindert, ohne die individuellen Freiheiten durch neue, zusätzliche Zwänge zu beschneiden. Das, wenn auch äußerst imperfekt, leiste(te)n Wechselkurse. In der EWU abgeschafft.

          Es geht also nicht um “wäre” dies ein Ziel, DANN…
          Es WAR de facto ein Ziel und niemand hat ernsthaft dieses Ziel aufgegeben, als die EWU gegründet wurde. Es steht immer noch da – dummerweise hat man die Straße, die hinführte, gesprengt und traut sich nicht, eine neue zu bauen:

          “NIEMENAND (mit entsprechender Handlungsvollmacht) bereit ist, dieses auf die eine oder andere der drei Optionen anzugehen.”

          So ist es. Das wäre die “neue Straße” aus der Metapher oben. Die alte will ja auch keiner wiederherstellen. Das Ziel neu definieren will auch keiner.

          Am Ende führt diese Verweigerung gegenüber Möglichkeiten zu entweder einer Depression, oder einer Transfergemeinschaft, in der Überschussländer ihre für ihr Geschäftsmodell notwendige Kundschaft im Ausland “mieten” müssen. Technisch möglich ist das alles, kein Problem.

          Aber, bitte sehen Sie mir die Deftigkeit nach: Wegen prinzipieller Vorbehalte auf diese Art Realität zu gestalten, ist in meinen Augen einfach bekloppt. Persönliche Wertung ergebend aus o. g. Sachargumentation.

          (was nicht heißt, dass es nicht gemacht werden wird).

        • Dietmar Tischer
          Dietmar Tischer sagte:

          @ Christian Anders

          Egal wie wir es benennen:

          Ich habe verstanden, was Sie meinen und Sie, was ich meine.

          Deshalb halte ich es nicht für sehr sinnvoll, auf dieser Schiene in Differenzierungen einzutreten, die ablenken, von dem was ich als ESSENTIELL für die Klärung halte.

          Es ist der möglicherweise UNÜBERBRÜCKBAREN Unterschied in der WAHRNEHMUNG dessen, was ist.

          Daher also kein vertiefende Diskussion zu Aussagen wie:

          >Im untersten Grundprinzip ist ein Zwang immer ein Zwang. Aber das nivelliert doch nicht die qualitativen Unterschiede von Mittel und Zweck der Zwänge?>

          Natürlich, was denn sonst.

          Deshalb habe ich das Beispiel mit dem Zwang zum Kindergebären mit PRINZIPIELL (kein Unterschied) qualifiziert.

          >…dass realiter mit Kindern noch kein Einkommenszuwachs aus Arbeitseinkommen verbunden ist, …>

          Auch klar.

          >… sondern – und das auch nur durch eben(!) Umverteilung per Zwang – Kindergeld).>

          Nicht notwendigerweise, sondern ERST einmal würde der BESTAND an Ersparnissen deutlich geringer sein, weil die Einkommensbezieher für Ihre Kinder nachfragen MÜSSEN. Statt des Geldes, das gespart worden wäre, aber nicht gespart werden kann, würden die Kinder für den Alterskonsum der Eltern sorgen (müssen).

          Henne/Ei-Problem an diesem Beispiel?:

          Haben sich mit IHRER Festlegung aufs Kindergeld für das Ei entscheiden – oder ist es die Henne?

          Zur unterschiedlichen Wahrnehmung.

          >HÄTTEN??? (Konjunktiv)

          Herr Tischer, HABEN! (Indikativ)>

          NEIN, definitiv NEIN.

          Kein Haben, aber auf dem Weg dahin.

          Aktuelles Beispiel, das für viele andere steht.

          INDIVIDUELL handelnde Akteure, nämlich die Daimler Benz AG und der Betriebsrat stellvertretend für die Beschäftigten, haben u. a. Arbeitszeitverkürzungen in Höhe von mehr als 5% (2 Stunden weniger Arbeit pro Woche OHNE Lohnausgleich) für Arbeitsplatzsicherung (Kündigungsschutz) vereinbart.

          Damit ist der Dominanz des Renditewettbewerbs Tribut gezollt worden.

          Aber auch mehr:

          Damit ist OHNE staatlichen Einfluss die TENDENZIELLE Schrumpfung der Produktion, also Anpassung des Angebots an die Nachfrage ANERKANNT, wenn auch noch nicht wirklich vollzogen worden als Wahrnehmung der unter den Umständen BESTMÖGLICHEN Option der beiden Akteure.

          Dass mit dem Lohnverzicht natürlich auch die Nachfrage tendenziell sinkt, ist erst einmal zweitrangig, weil es hier darum geht, WELCHES Wirtschaftssystem wir haben.

          Diese Vereinbarung zeigt:

          Diejenigen, die sie getroffen haben, kümmern sich lediglich um IHRE Ungleichgewichte, nicht jedoch um die makroökonomischen.

          Die Nachfrage, die aufgrund des um 5% verringerten Einkommens sowie der gestrichen Ergebnisbeteiligung – es sind damit insgesamt deutlich mehr als 5% geringeres Einkommen -, vermutlich sinken wird, kann der Staat im NACHLAUF mit Geld ausgleichen, wenn er es denn will.

          Hier die Quelle:

          https://de.reuters.com/article/deutschland-daimler-idDEKCN24T1NT

          Das ist für mich immer noch die DOMINIERENDE Realität.

          Sie sagen mit Bezug auf die GESELLSCHAFTLICH nicht durchsetzbaren Lösungsoptionen, weil nicht GEWOLLT wird, sie durchzusetzen:

          >Das werden Individuen zwangsläufig so sehen …>

          „Bekloppt“ oder nicht, ZWANGSLÄUFIG – so ist es.

          Ich halte die Saldenmechanik nicht für sinnlos oder überflüssig.

          Sie ist notwendig, weil sie Ungleichgewichte aufzeigt.

          Es ist aber – nach Lage der Dinge – völlig ABWEGIG daraus POLITIKEMPFEHLUNGEN abzuleiten.

          Flassbeck redet genauso ins Leere wie sein ehemaliger Chef Lafontaine gescheitert ist.

          Was natürlich auch richtig ist:

          >Da aber AUCH die Folge nicht nivellierender Ungleichgewichte als gleichsam inakzeptabel für eine Gesellschaft daherkommen, wurde nach einem Mechanismus gesucht, der sie verhindert, ohne die individuellen Freiheiten durch neue, zusätzliche Zwänge zu beschneiden.>

          Das gilt nicht nur für die EWU, sondern auch für die nationale Volkswirtschaft:

          Ja, es wird GESUCHT und es werden auch individuelle Freiheiten beschnitten – aber es gibt GRENZEN, die nicht überschritten werden können, so dass Ungleichgewichte bleiben.

          Bei all dem unterschätze ich nicht die Macht des Staates, wie ich am anderen Thread @ Bauer festgestellt habe.

          Ich will noch einmal betonen:

          Ich schließe überhaupt nicht aus, dass Gesellschaftsformen gefunden und akzeptiert werden, in denen die Vermeidung von Ungleichgewichten auf der Makro-Ebene OBERSTE Priorität hat.

          Allerdings gehe ich auch davon aus, dass wir unseren evolutionär bestimmten Genen nach uns für möglichst viel Konsum entscheiden und daher eine solche Gesellschaftsform nicht akzeptiert wird, WENN zugleich eine praktizierte erfahrbar ist, die MEHR Konsum ermöglicht.

          Deshalb hat z. B. der Sozialismus KEINEN Bestand gehabt und wenn er überhaupt einen haben würde, dann nur aufgrund von Gewalt.

          Ich hoffe Sie sehen:

          Ich bin EMPIRIKER und dabei so WERTFREI, wie es mir nur möglich ist.

        • Christian Anders
          Christian Anders sagte:

          @DT

          “Natürlich, was denn sonst.”

          Na: Das Gegenteil! Da eine Gesellschaft gewisser Größe nicht ohne rechtlichen Überbau funktioniert, ist die Existenz von Zwang per se jeder Gesellschaft immanent. Es stellt sich also nie die Frage nach dem OB, sondern nach dem WIE und WAS und WIE VIEL usw. Lauter qualitative Kategorien. Man kann sie prinzipiell für identisch halten, weil sie alle letzten Endes strafbewehrte Zwänge sind, die Menschen einer Gesellschaft werden trotzdem zwischen einem Falschparker und einem Räuber unterscheiden – obgleich sie beides gleichermaßen als bei Zwangsmaßnahmen verboten akzeptieren. Genauso würden sie Zwangsbefruchtung anders bewerten als eine Vermögensabgabe ab Vermögensbetrag X.

          Aber Sie haben Recht, das klärt nicht den wesentlichen Punkt.

          “NEIN, definitiv NEIN.

          Kein Haben, aber auf dem Weg dahin.

          Aktuelles Beispiel, das für viele andere steht.”

          Halt Moment! Ich rede davon, dass die Führer der globalen Welt bei der Frage, makroökonomische Ungleichgewichte durch Nationalstaaten (den einzelnen Unternehmen sowieso) übergeordneten Regeln zu nivellieren JA/NEIN, klar für JA stimmen und auch dafür arbeiten. Weltwährungssysteme sollen genau das leisten. Sie haben Historie, Entwicklung. Goldstandard, Bretton Woods, EWS, etc.
          Ob sie können, was sie sollen, steht auf einem anderen Blatt. Sie WOLLEN aber, darum geht es.

          Betreffend makroökonomische Ungleichgewichte IST dieses Wollen de facto ein extrem hohes Prinzip (ob jetzt DAS eine oberste, weiß ich nicht sinnvoll zu qualifizieren).

          Inwiefern Einzelbeispiele für einzelwirtschaftliche Rationalität, die sich um derlei nicht schert, weiterhelfen, weiß ich nicht. Gerade WEIL die einzelwirtschaftliche Ratioanlität solches nicht schert (ist auch gar nicht ihre Aufgabe), gibt es ja den übergeordneten Ansatz. Denn, völlig richtig und IMMER so:

          “Diejenigen, die sie getroffen haben, kümmern sich lediglich um IHRE Ungleichgewichte, nicht jedoch um die makroökonomischen.”

          “Ich halte die Saldenmechanik nicht für sinnlos oder überflüssig.

          Sie ist notwendig, weil sie Ungleichgewichte aufzeigt.

          Es ist aber – nach Lage der Dinge – völlig ABWEGIG daraus POLITIKEMPFEHLUNGEN abzuleiten.”

          Politikempfehlungen kann man nur aus Theorien ableiten, nicht aus Identitäten. Die Saldenmechanik ist eine solche Identität, keine Theorie. Sie ist damit aber unverbrüchliches Konsistenzkriterium für Theorien, die Politikempfehlungen begründen. Gehen diese nicht auf, weil sie nicht konsistent zur Saldenmechanik sind, kann man dies als Kritik einwandfrei führen.

          Bietet man eine konsistente Alternative an, ist diese natürlich nicht automatisch richtig, hat aber eine Wahrscheinlichkeit für Funktionsfähigkeit >0.

          “Allerdings gehe ich auch davon aus, dass wir unseren evolutionär bestimmten Genen nach uns für möglichst viel Konsum entscheiden und daher eine solche Gesellschaftsform nicht akzeptiert wird, WENN zugleich eine praktizierte erfahrbar ist, die MEHR Konsum ermöglicht.”

          Das allerdings kann ich nicht bestreiten. Sehr realistisch.

          Mir stellt sich dann bloß eine Frage: Wenn alle als gangbar angesehenen Wege zu einem unerwünschten Ergebnis führen, Wege, die (wahrscheinlich, möglicherweise) zu einem gewünschten Ergebnis führen aber wegen “Schotter im Weg” abgelehnt werden: Wozu führt das?

          Werden die Menschen nach jemandem rufen, der sie auf die Schotterpiste zwingt (o ja, so können Menschen sein!), oder nehmen sie schulterzuckend die Konsequenzen eines anderen Weges auf sich?

        • Dietmar Tischer
          Dietmar Tischer sagte:

          @ Christian Anders

          Sorry, ich hätte richtig ausdrücken sollen, was ich gemeint habe, nämlich so:

          >Natürlich nicht, was denn sonst>

          Denn den qualitativen Unterschied von Mitteln und Zweck der Zwänge gibt es selbstverständlich und zwar IMMER und ÜBERALL.

          >Ich rede davon, dass die Führer der globalen Welt bei der Frage, makroökonomische Ungleichgewichte durch Nationalstaaten (den einzelnen Unternehmen sowieso) übergeordneten Regeln zu nivellieren JA/NEIN, klar für JA stimmen und auch dafür arbeiten.>

          Hatte ich schon verstanden.

          Ist aber auf einer höheren Ebene nicht anders als auf der tieferen staatlichen:

          Die Nationalstaaten stimmen für JA, arbeiten aber NUR bis zur national verträglichen „Schmerzgrenze“ daran, wenn überhaupt.

          Siehe z. B. das Pariser Klimaabkommen:

          Für JA gestimmt, aber – soviel ich weiß – hat noch kein Land seine Verpflichtungen erfüllt.

          Zu Ihren letzten Fragen, die ich mir auch schon gestellt habe:

          >Wozu führt das?>

          Es impliziert ein WEITERSTOLPRN auf dem Weg, der – immer noch besser als eine Schlammfurche – ein Schotterweg IST mit immer wieder groben Unebenheiten, Schlaglöchern, i. e. Krisen etc. und Reaktion darauf, das jeweils Schlimmste zu vermeiden.

          Insofern nehmen die Menschen den Schotterweg mehr oder weniger schulterzuckend in Kauf mit dem Vertrauen, dass es die Regierungen schon hinkriegen.

          Hauptsache man kommt unbeschädigt vorwärts auf solch einem Schotterweg.

          Allerdings:

          Wenn es für sie jedoch ans „Eingemachte“ geht, z. B. absehbare PERSPEKTIVLOSIGKEIT bei anhaltend hoher Arbeitslosigkeit in Italien, dann – aber erst dann – werden Sie nach jemand rufen, der ihnen die Abkehr von DIESEM Schotterweg VERSPRICHT.

          Wenn er das Versprechen nicht halten kann – ein VIEL versprechendes müsste es schon sein – , dann werden sie den Schotterweg verlassen und in uncharted territory umherirren.

          So war es immer in der Geschichte.

          Ich sehe nicht, warum es in Zukunft anders sein sollte.

          Soviel was der „Regel“ entsprechend zu erwarten ist, u. a. bei der Entwicklung der Eurozone,

          Ausnahmen gibt es auch:

          Wenn es in relativ guten Zeiten GENÜGEND Verträglichkeit gibt, auch eigentlich unerwünschte Ergebnisse zu tolerieren, und eine Regierung KLUG genug ist, sensibel davon Gebrauch zu machen, dann können auch Schotterwege gangbarer gestaltet werden.

          In Demokratien ist Derartiges wohl eher die Ausnahme von der Ausnahme.

          China könnte ein Beispiel sein, wobei dort Verträglichkeit und Sensibilität andere Qualitäten haben als bei uns.

        • Christian Anders
          Christian Anders sagte:

          @DT

          “Sorry, ich hätte richtig ausdrücken sollen, was ich gemeint habe, nämlich so:

          >Natürlich nicht, was denn sonst>”

          Ah, der Klassiker, ob man einer Negativaussage nun mit “ja” oder “nein” korrekt zustimmt ;-).

          (Sind Sie auch der Meinung, dass man Kinder nicht schlagen sollte?
          JA, bin ich / NEIN, sollte man nicht. )

          “Die Nationalstaaten stimmen für JA, arbeiten aber NUR bis zur national verträglichen „Schmerzgrenze“ daran, wenn überhaupt.”

          Korrekt. Bei Abkommen über makroökonomische Ungleichgewichte ist es etwas anders, zumal diese im Teil “Währungssystem” einen technischen Überbau haben, der sich direkter Einflussnahme der Staaten entzieht (nicht jedoch mittelbarer).

          Aber die bloße Existenz von solchem zeigt ein Problembewusstsein: Da ist was, das bei völligem Nichtausgleich der Asymmetrien, die sich aus der Summe individueller Entscheidungen auf der Welt ergeben, den “Karren vor die Wand” fährt. Ob die Individuen überhaupt jemals eine Entscheidung beeinflusst von solchem Bewusstsein getroffen haben oder treffen werden, spielt dafür keine Rolle.

          Und das führt MICH dazu, den Umstand, den wir beide gleichermaßen sehen, auch als “Problem” zu qualifizieren und somit “Lösungen” zu erdenken.

        • Dietmar Tischer
          Dietmar Tischer sagte:

          @ Christian Anders

          >… das führt MICH dazu, den Umstand, den wir beide gleichermaßen sehen, auch als „Problem“ zu qualifizieren und somit „Lösungen“ zu erdenken.>

          Da bin ich bei Ihnen.

          Der Unterschied ist – vielleicht – nur der, dass ich den Lösungsbemühungen REAL starke GRENZEN gesetzt sehe, weil ich systemisch bedingt im INDIVIDUALISMUS die (noch) vorherrschende DETERMINANTE nationaler und supranationaler Gestaltungsoptionen sehe.

          Deshalb nervt mich ungemein, wie schnell viele mit seichten Auffassungen zur Hand sind, was das Handeln der Regierungen betrifft.

          Ich unterstelle z. B. Frau Merkel ein HOHES, viele Felder umfassendes PROBLEMBEWUSSTSEIN, das auch beinhaltet, bei vielen Entscheidungen keine vorteilhafte, sondern nur die am wenigsten nachteilige treffen zu können, was dann aber immer noch die bestmögliche ist.

          URSÄCHLICHES Handeln erfolgt auf der Basis von Bedingungen, die sich die Handelnden nicht selbst geschaffen haben, oder wenn doch mit Entscheidungen, die situativ angemessen waren, später aber im Verbund mit anderen Lösungserschwernisse darstellen.

          Dem entkommt niemand.

          „Versöhnliches“ Schlusswort?

        • Christian Anders
          Christian Anders sagte:

          @DT

          Es gibt nichts zu versöhnen, wo es keinen grundlegenden Dissens gibt. Ich bin nur bei Details anderer Ansicht – diese sind allerdings nicht völlig unwesentlich.

          “URSÄCHLICHES Handeln erfolgt auf der Basis von Bedingungen, die sich die Handelnden nicht selbst geschaffen haben, oder wenn doch mit Entscheidungen, die situativ angemessen waren, später aber im Verbund mit anderen Lösungserschwernisse darstellen.”

          so würde ich sagen: “… situativ angemessen SCHEINEN…”

          Die Entscheider treffen ihre Entscheidungen ja aufgrund ihrer Ansicht der Probleme. Bei wirtschaftlichen Fragestellungen ist diese Ansicht vorgegeben von der Theorie über Wirtschaft, die von den Entscheidern benutzt wird.

          Das ist deshalb wesentlich, weil diese Theorien oft falsch sind. Das kann passieren – ärgerlich und auch gefährlich ist, dass man bestimmte Sachen definitiv besser wissen kann und dies bloß nicht will – aus mehrerlei Gründen, die wir hier nicht alle ausbreiten können.

          Bis auf einen, den wir schon hatten: Die Vorherrschaft des Individualismus an sich, der für genau den fallacy of composition, der unsere Gesellschaft durchzieht (längst nicht nur makroökonomisch), erzeugen MUSS.

          Wir liegen aber recht nah beieinander, wie mir scheint.

          Mir ist auch klar, dass man “einfach” ableiten kann, WAS zu tun wäre, WIE man es tut aber eine ganz andere Frage ist. Ich leiste mir hier im Blog den Luxus, mich auf dieses WAS zu beschränken – ich WEIß aber um die gewaltige Hürde zum WIE.

    2. Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Christian Anders

      Zu RENDITEWETTBEWERB:

      >Der Renditewettbewerb hat deswegen beachtliche Restriktionen hinsichtlich des Ziels, Investitionen, Innovationen und Arbeitsplätze zu erschaffen – und er hat v. a. auch die Möglichkeit, WEGEN der von ihm unbeachteten Nachfrageseite auch gegenteilige Effekte zu zeitigen.>

      Das ist völlig richtig, denn der Renditewettbewerb zielt NICHT auf Aggregatzustände und auf gewünschte schon gar nicht.

      Das kann er auch nicht.

      Ich weiß nicht, ob ich mich bezüglich des Renditewettbewerbs unbeabsichtigt falsch ausgedrückt habe oder Sie etwas herauslesen bzw. – wohl eher – etwas von ihm erwarten, was ich nicht damit verbinde bzw. was er m. A. n. NICHT leisten kann. Ist auch egal.

      Ihre Einschätzung ist jedenfalls richtig.

      Hier mein Systemverständnis mit der Fixierung des Renditewettbewerbs im System, alles natürlich idealtypisch:

      Das kapitalistische System ist darauf angelegt, INDIVIDUELLE Bedarfe möglichst umfassend und möglichst genau zu erfüllen, d. h. dies EFFIZIENT und EFFEKTIV zu leisten.

      Er ist DAFÜR „eingerichtet“ worden u. a. institutionell mit der Eigentumsgarantie, dem Schuldgeldsystem sowie dem Verfahren Wettbewerb und der Organisationsform Markt, die FAIR ist, weil sie nicht diskriminiert – JEDER kann anbieten und nachfragen – und für alle ersichtlich den STEURERUNGSINDIKATOR schlechthin liefert, nämlich Preise ermittelt.

      Das funktioniert INSOWEIT perfekt:

      Wer Ressourcen verschwendet, geht pleite und wer am Bedarf vorbei produziert, geht auch pleite.

      Die Unternehme unterliegen SYSTEMKONFORM dem Renditewettbewerb, allerdings mit dem Bedarf bzw. der Bedarfsbefriedigung „Geld“.

      Warum Geld und NICHT größte Fabrik oder höchstes Verwaltungshochhaus?

      Ein in Geld ausgedrückter Erfolg verleiht den Eigentümern der Unternehmen über die Dividenden ein Einkommen, das sie UNABHÄGIGER von der Einkommenserzielung durch Arbeit macht. Die Unternehmen ERWEITERN ihre Handlungsoptionen und können ZUSÄTZLICHES Geld z. B. durch Ausgabe neuer Aktien erwerben und nicht zuletzt: Ihre BONITÄT ist umso besser, je erfolgreicher sie im Renditewettbewerb sind, d. h. sie können sich günstiger verschulden, wenn sie es denn müssen oder wollen.

      Nur SO können sie ihrer Aufgabe, bestmöglich wechselnde individuelle Bedarf zu befriedigen, nachkommen.

      Soweit so stimmig.

      Wenn die Unternehmen wegen schwachen Bedarfs und daher zu geringer INDIVIDUELLEN Nachfrage nicht mehr vorrangige Bedeutung haben oder zu haben scheinen U N D gleichzeitig „GESELLSCHAFTLICHE Bedarfe“ wie GLEICHHEIT, GERECHTIGKEIT, UMWELTGERECHTES Wirtschaften an Bedeutung gewinnen – was ist DANN mit dem Renditewettbewerb?

      Er VERLIERT an Bedeutung hinsichtlich seiner ORIGINÄREN wirtschaftlichen Gestaltungsfunktionalität und das System „Spätkapitalismus“ ÄNDERT sich.

      Das erleben wir gerade.

      Wie ändert es sich?

      Genaues ist m. A. n. nicht zu sagen, aber Tendenzen sind absehbar:

      – der Staat, der in der Gesinnungsgesellschaft kommunikativ verfestigte gesellschaftliche Bedarfe aufnimmt, wird EINFLUSSREICHER und er wird den Renditwettbewerb ZWINGEN, sie zu erfüllen. Habe ich anderswo mit Dekonstruktion der Wirtschaft dargelegt.

      – auf der monetären Ebene werden die Kapitalmärkte und die Banken nach wie vor eine Rolle spielen, aber die NOTENBANKEN werden eine weiter wachsende Rolle spielen insbesondere durch monetäre Staatsfinanzierung.

      – die Friktionen, die sich bei der Änderung des spätkapitalistischen Systems ergeben, werden auf Seite der Bürger mit ZUWEISUNG von Geld gemindert, weil das Einkommen aus Erwerbsarbeit immer weniger für die Befriedigung von Bedarfen reicht.

      – es wird daher über kurz oder lang ein „Bürgergeld“ oder BGE geben, sowie – auch absehbar, aber später – die Abschaffung des Bargelds, was zu finanzieller Repression durch den Staat führen wird: wer nicht hinreichend konsumiert, wird monetär bestraft.

      Wie sich das auf das VERHALTEN der Menschen auswirken wird?

      Ich habe keine Ahnung, möglicherweise aber werden viele resignativ reagieren – man wird weniger arbeiten wollen, wenn nicht große Anreize geschaffen werden, mehr zu arbeiten.

      Unterm Strich:

      Es wird zukünftig zunehmend UNBEKANNTE oder zumindest nicht EINSCHÄTZBARE Einflussfaktoren bezüglich wirtschaftlicher Gestaltung geben als JETZT und Ihre Vorstellung, dass ein Gleichgewicht zwischen Konsum und Investitionen geschaffen werden könne – RATIONAL durch MARKTMECHANISMEN – dürfte in weite Ferne rücken.

      Rationalität wird zwar weiter im Spiel sein, aber als eine GRUNDLEGEND anders verstandene und wirksam werdende.

      Antworten
    3. Aegnor
      Aegnor sagte:

      Zwei Anmerkungen.

      I. Ich finde es unpassend, Renten- oder gar Pensionsansprüche als Vermögen zu deklarieren. Erstens sind es zukünftige Versprechen, die jederzeit zumindest geändert werden können. Es gibt keine Garantie, dass eine zukünftige Regierung nicht die Rentenhöhe massiv absenkt, indem zum Beispiel der Wert eines Rentenpunkts neu definiert wird. So wie ich die Gerichte kenne, würden die das bei Verweis auf einen haushaltspolitischen Notstand auch absegnen. Zweitens sind die nominalen versprechen wertlos, wenn es zu einer höheren Inflation kommt. Drittens müssten besonders die Pensionsversprechen dann auch bei etwaigen Vermögensabgaben herangezogen werden. Schließlich ist fast jeder Beamte Millionär, wenn Pensionsversprechen gleich Vermögen sind. Das wird wohl niemals passieren.

      II. Ich sehe Staatsfonds die in Aktien investieren kritisch. Solange das nur “kleine” Länder wie Norwegen oder die VAR machen, hält sich der Effekt ja noch in Grenzen. Aber was passiert wenn große Länder wie Deutschland da mitmachen? Vlt noch schuldenbasiert mit gedrucktem Geld von der EZB. Und dann andere Länder nachziehen? Dann fluten Billionen die Aktienmärkte, die endgültig völlig zur Riesenblase verkommen würden.

      Antworten
    4. Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @felix: Ihre Argumente bzgl. Auswanderung und Selbstständigkeit sind m.E. wichtige Indizien, aber die Armut lasse ich nicht gelten. Weder das Kreuz in der Wahlkabine noch die Fernbedienung des Fernsehers haben etwas mit Geld oder Angst vor Jobverlust zu tun. Und für Rentner u.ä. Unabhängige gilt nicht mal der Jobverlust.

      Antworten
    5. Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      @ Christian Anders

      Sie stellen die richtigen Fragen und haben auch schon viele richtige Antworten gegeben. Leider fehlt mir aktuell die Zeit, auf die zahlreichen Irrtümer der vergangenen Tage von Felix, Alexander & Co. einzugehen. Von daher hier ein paar Links, die Ihnen vielleicht weiter helfen, der ökonomischen Wahrheit/Realität noch ein wenig näher zu kommen.

      Zu den Problemen mit der Wissenschaftlichkeit hatte sich jüngst dieser Ökonom zu Wort gemeldet: https://thegeneraltheorist.com/2020/07/18/on-the-unreasonable-ineffectiveness-of-macroeconomics-in-political-science/

      Antworten
        • Christian Anders
          Christian Anders sagte:

          @M. S.

          Auf den von Ihnen hier verlinkten Artikel von Herrn Menendez hatte ich 2019 sogar kommentiert – kritisch in dem Fall. Zum großen Teil würde ich meine Kritik heute noch wiederholen. Damals sah ich mich in der Position, Flassbeck zu verteidigen, den ich aus ganz anderen Gründen kritikwürdig finde, als R. Menendez sie damals aufgeschrieben hatte.

          Eine Frage, die ich hier aufwerfe (und die sich mir seit damals ungefähr auch stellt im Zusammenhang mit LB-Überschüssen), war ja nicht, dass man nur etwas kaufen kann, wenn man es finanziert kriegt, also Kredit bekommt oder Zahlungsmittel schon hat. Das ist unbestreitbar richtig.

          Aber WIE VIEL von WAS aus WELCHEN GRÜNDEN gekauft wird, wenn man erst mal ausreichend liquide ist, erklärt dieser Umstand nicht.

          Und da die Preise eben stramm mit den Lohnstückkosten korreliert sind (hier ist Flassbecks Punkt ökonometrische Empirie) und sich somit SOWOHL auf einem als einfachem Nachfrage-Angebots-Mechanismus gedachten Gütermarkt, ALS AUCH auf dem gleichsam notwendigen “Markt der Produktion von Nachfrage” aka Arbeitsmarkt niederschlagen, der ganz sicher NICHT nach dem einfachen Angebots-Nachfrage-Mechanismus funktionieren kann (logische Unmöglichkeit), fand ich den Artikel damals unrund.

          Zu wissen, wie etwas sicher nicht ist, heißt nicht automatisch, herausgefunden zu haben, wie es stattdessen richtig ist (wenn das jeder wüsste, wären wir einen Riesenschritt weiter in der ganzen Debatte). Genau deshalb fand ich den Artikel aus dem Link hier damals wie heute auch, sagen wir, suboptimal.

          Auf das Problem, dass ich hier aufgeworfen hatte, welche Bilanz nun welche “regiert”, bekommen wir ohnehin so keine Antwort. Es kann nur – davon bin ich mittlerweile überzeugt – ein Hybrid sein, wohl mit einer Vorzugsrichtung und wechselseitigen Feedbacks. Ob und wenn ja, wie genau man dies empirisch aus den Daten ermitteln könnte, weiß ich noch nicht, doch mir schwant aufgrund der Natur der Buchhaltung, dass es auf direktem empirischem Weg schlicht unmöglich ist, das aus ihr heraus zu quantifizieren.

          Bleibt, wenn man wissenschaftlich Arbeiten will, nur die logische Konsistenzprüfung.

          Und wenn ich diese vornehme, melden sich deutliche Zweifel an den hier auf bto angebotenen Lösungsvorschlägen, die ja gerade auf der Idee einer großen Unidirektionalität zwischen Ersparnistransfers ins und Verkaufserlösen ans Ausland in GENAU DIESER REIHENFOLGE ausgeht.

          Das ist nicht rund und lässt zu viele relevante Fragen offen.

          Die eine, die ich weiter unten schon mit Hr. Tischer diskutiere, ist natürlich, inwiefern ein produktiver Kapitalstock, in den alle reinsparen überhaupt rentabel sein kann, wenn die Nachfrage nach den Gütern eben jenes Kapitalstocks um die Sparsumme der Anlagegelder zum Teil reduziert wird (nicht jeder Eigner als Kapitalempfänger konsumiert zu 100%).

          Am Ende ist die aggregierte Rentabilität, von der alle irgendwie leben wollen und sollen, auch nur der Quotient aus Invest/Umsatz und hier den Nenner stärker zu erhöhen als den Zähler, bringt nicht den gewünschten Effekt der “besseren Anlage”. Wenn die einzige Idee ist, da ausschließlich mit frischen Schulden reinzugrätschen, weil die Konzerngewinne sakrosankt sind, läuft das Ding mit Ansage vor die Mauer.

        • Dietmar Tischer
          Dietmar Tischer sagte:

          @ Michael Stöcker

          So, so, Georg Schramm zur „Auflockerung“.

          Ihnen geht es nicht um Auflockerung, sondern wieder einmal um UMVERTEILUNG.

          Und da ist dieser Schramm ein Blender, der von Ökonomie nichts versteht, aber wohlfällig zitieren kann und Prominenz für Umverteilung in den Zeugenstand ruft.

          Beispielhaft dafür:

          Er verweist auf Hans-Jochen Vogel, der mit 94 Jahren der SPD den richtigen Weg gewiesen habe, wie man mit nicht bebauten Grundstücken in Ballungsgebieten verfahren solle.

          Erst einmal verneigen wir uns vor dem verstorbenen Hans-Jochen Vogel und zwar ganz tief, weil wir zugleich an das gegenwärtige Führungspersonal der SPD denken müssen.

          Dann müssen wir allerdings feststellen, dass es eine SCHLECHTE Idee ist, derartige Grundstücke in Gemeineigentum zu überführen, zu bebauen um damit die Wohnungsnot zu mildern. Hans-Jochen Vogel war immer Sozialdemokrat und kann es daher nicht besser wissen.

          RICHTIG ist, dass diese Grundstücke GENUTZT werden müssen; FALSCH, dass die GEMEINDE sie nutzen sollte.

          Das richtige Verfahren in Anlehnung an Boris Palmer, der es kapiert hat:

          Dem Grundstückseigentümer eine Frist zu Bebauung setzen. Wenn diese ohne Bebauung verstreicht, kauft die Gemeinde das Grundstück zum Marktpreis. Dann wird es versteigert und dem Käufer wird eine Frist gesetzt, es zu bebauen. Verstreicht auch diese Frist, wird eine Konventionalstrafe fällig und das Grundstück geht an die Gemeinde zurück.

          Das als Regelfall.

          Natürlich kann die Gemeinde das Grundstück auch der GEMEINSCHAFT – also ALLEN – nutzbar machen, etwa als Park oder Schwimmhalle.

          Es ist mit Ihren Umverteilungsideen nicht weit her, wenn Sie diesen Schramm als Entertainer dafür aufbieten müssen.

      • Felix
        Felix sagte:

        @ M.S.:

        Mut haben Sie. Das muss man Ihnen lassen. Bitte bleiben Sie bei uns, wenn sich zeigt, dass die Bedenken einiger hier betreffend des Euros doch berechtigt waren.

        Schön wäre es mal in ein paar kurzen Sätzen von Ihnen zu lesen, weshalb das alles kein Problem sein soll, was mit dem Euro so angestellt wird. Aller Erfahrung nach ist es nämlich nur heiße Luft, wenn lange theoretische Passagen bemüht werden.

        Antworten
        • Christian Anders
          Christian Anders sagte:

          Wer überhaupt hier im Blog und wann M. S. jemals hat denn behauptet, dass es KEIN PROBLEM wäre, was mit dem Euro angestellt wird?

          Es ist diese Art des Strohmannarguments (red herring on english), mit dem die Debatte immer wieder gelenkt werden soll. Das ist entweder Absicht oder Unfähigkeit.

          Ich finde, bei jedem von uns hält sich der Mut in Grenzen, wenn wir hier im Kommentariat eines Blogs diskutieren, unabhängig von unseren Positionen.

        • Felix
          Felix sagte:

          @ C.A.

          Es braucht wenig Mut für Sie oder für mich. Aber wenn ein Volkswirt oder ein Angehöriger einer benachbarten Profession behauptet MMT funktioniert, dann bezieht er eine Position, die seinen Ruf völlig zerstören kann, wenn es nicht funktioniert.

          Wobei ich dazu sage, das gilt nicht für meine Beurteilung. Ich glaube, dass man in komplexen Systemen nur nach Versuch und Irrtum lernen kann. Ich halte nur diesen Versuch schon für vielfach zuverlässig gescheitert. Dennoch schließt das auch nicht aus, dass er in irgendeiner Konstellation doch einmal hinreichend funktionieren könnte.

        • Christian Anders
          Christian Anders sagte:

          @Felix

          Bitte!
          Wo sonst kriegt man für evidenten Unsinn sogar Nobelpreise verliehen, wenn nicht in der VWL?
          Seinen Ruf auf diesem Gebiet zu ruinieren, schafft man wie überall sonst auch durch falsches Netzwerken und Gesehenwerden mit den falschen Leuten. Aber doch nicht mit falschen Thesen. Seit wann soll das so sein?

          Da kann isch auch jeder professionelle Volkswirt, der hier oder woanders kommentiert, recht safe fühlen.

        • Johann Schwarting
          Johann Schwarting sagte:

          @ Felix

          “Aber wenn ein Volkswirt oder ein Angehöriger einer benachbarten Profession behauptet MMT funktioniert, dann bezieht er eine Position, die seinen Ruf völlig zerstören kann, wenn es nicht funktioniert.”

          Das Problem sind die Besicherung und Haftung. Knapp hat mit seiner Erkenntnis: “Das Geld ist ein Geschöpf des Staates.” schon früh die richtige Fährte gelegt. Man darf aber die Tatsache nicht übersehen, dass der Staat kein Geld herausgibt – bisher wenigstens nicht.

          Die ZB beurkundet gemäß ihren geldpolitischen Operationen Schuldverhältnisse der Privaten (per Rückkaufvereinbarung, die den gleichzeitigen Verkauf und späteren Rückkauf eines Wertpapieres) kombiniert, oder Ankauf von zentralbankfähigen Titeln) und räumt den GBen dabei ein ZB-Guthaben ein. Dieses ZB-Guthaben wird mit den entsprechenden Geldeinheiten auf Geldträgern dokumentiert, bzw. die zugrundeliegenden privaten Schuldverhältnisse dokumentiert.

          Bei jeder herausgegebenen Geldeinheit wird durch die dahinterliegenden Schuldverhältnisse eine persönliche oder eine institutionelle Haftung garantiert. Sie kennen ja das Zitat, wenn “die Zweistufigkeit im Kern des Zentralbanksystems wegfällt, wenn die durch die Kreditinstitute zu besorgenden Geldeinheiten ohne ausreichende / vorhandene Sicherheiten sowie positiver Kapitaldienstfähigkeiten buchbar bzw. beurkundbar werden, d.h. das Wertbegründende des Kreditwesens (Vertrauen = Verpflichtung) schwindet, öffnen sich die Schleusen.”

          Wer weiß, was möglich ist, wenn in den entwickelten Ländern aus dem KGS ein SKS chinesischer Art wird.

    6. Zweifler
      Zweifler sagte:

      Sie sehen‘s an einigen Kommentaren, Herr Dr. Stelter, die Deutschen wollen keine Schulden machen, das paßt nicht ins Weltbild. Ist sicher lobenswert, hat aber auch vermutlich etwas mit der berühmten „German Angst“ zu tun.

      Antworten
      • Zweifler
        Zweifler sagte:

        Wobei ich hinzufügen möchte, daß ich privat gleich denke: Schulden machen oder haben, wäre für mich der Horror.

        Antworten
    7. Rolf Peter
      Rolf Peter sagte:

      Wo sollen die EUR25.000 herkommen? Der Staat kann nicht so ohne Weiteres Vermögen schaffen.

      Ich habe auch nicht verstanden, was das eigentliche Ziel ist.
      Soll der deutsche Leistungsbilanzueberschuss besser angelegt werden als bisher? Dann dürfte das keine (direkten) Auswirkungen auf die “Binnennachfrage” haben.

      Soll der Überschuss abgebaut werden? Wie? Sollen die Exporte reduziert oder die Importe erhöht werden? Soll die inländische Ersparnis sinken oder bei unveränderter Ersparnis die Investitionen im Inland erhöht werden?

      Der Vorschlag kommt mir unausgegoren und in sich widersprüchlich vor.

      Antworten
      • mark
        mark sagte:

        @RP:

        Es doch ganz einfach: wenn in einer gemeinsamen Währung alle Staaten Schulden machen bei einem schwäbischen-Hausfrau-Staat, der keine Schulden macht, weil er seine Bürger kurz hält, dann ist es NICHT im Interesse dieser Bürger, dass das so weiterläuft. Das würde nur zu einer Vermögenspreisunflation führen, bei der diese Bürger das Nachsehen haben. Neben der Möglichkeit eines Ausstiegs aus der Währung, gibt es eigentlich nur die Möglichkeit mitzumachen.

        Privat ärgert mich z.B. sehr, dass ich den Eigenheimerwerb verpasst habe (falsche Lebenssituation zu der Zeit), bin aber froh, dass ich mir nicht überstürzt ein Klumpenrisiko ans Bein gebunden habe als die Preise stiegen. Für einen Staat vom Kaliber Deutschlands sieht es aber ganz anders aus! Erstens, werden nicht alle ca. 40 Millionen Arbeitnehmer krank oder arbeitslos werden und zum anderen hat ein Land der Größe Deutschlands ganz andere Möglichkeiten als Schuldner…

        Antworten
    8. Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      Die Analyse ist richtig.

      Die Lösung auch?

      Meine Probleme damit:

      1. Wenn der Staat seinen Bürgern 1375 Mrd. Euro schenken will, also 40% des BIP, MUSS er sich erheblich verschulden und wird das NICHT mehr wie zuletzt zum Nulltarif tun können.

      Entgegnung:

      >Zugleich hätte der deutsche Staat genug Schulden, um an der aus meiner Sicht unausweichlichen großen Lösung für die europäischen Staatsschulden teilzunehmen und so wie die anderen großen Staaten davon zu profitieren.>

      O.K., wenn die „große Lösung“ unausweichlich ist, stehen wir auf der richtigen Seite der Gleichung.

      2. >Sobald der Staat Schulden macht, führt dies zu einer Stärkung der Binnennachfrage und einer Reduktion des Exportüberschusses.>

      Der Satz ist so nicht richtig im KONTEXT der Vorschläge.

      Denn wenn das mit Verschuldung eingenommene Geld wie vorgeschlagen GLOBAL investiert wird, fehlt es als NACHFRAGE im Land.

      Das ist ein NACHTEIL, wenn gilt:

      >Zwar hilft es, die Vermögen der Deutschen zu erhöhen, wir müssen aber zugleich die Binnenwirtschaft stärken.>

      Das ZUGLEICH wird schwierig zu realisieren sein, wenn wir von einem Investitionsstau von 450 Mrd. Euro reden.

      Dieser Investitionsstau ist VORRANGIG zu beheben und, wenn nicht anders möglich, ist auf die Schenkung zu verzichten.

      Denn:

      Wenn wir die Staatsverschuldung hochfahren für Investitionen im EIGENEN Land, dann sind die erwirtschafteten Assets im eigenen Land und nicht irgendwo in der Welt, wo wir möglicherweise keinen Zugriff mehr haben, falls die große Lösung für die europäischen Staatsschulden als globale deutlich größer ausfällt.

      Ansonsten:

      Für die Mitte kann es keine Steuer- und Abgabenentlastung geben, weil hauptsächlich sie den Sozialstaat finanziert, der in den kommenden Jahren zusätzliche Mittel beanspruchen wird, um das Land ruhig zu halten.

      Steuer- und Abgabenerhöhungen darf es für ihn aber auch nicht geben.

      Es muss allerdings Entlastungen für die unterstützten Geringverdiener geben, um damit die Arbeit in diesem Bereich attraktiver zu machen und es muss Anreize für die Alten geben, länger zu arbeiten.

      Da beide Kohorten nicht nur auf das Arbeitseinkommen angewiesen sind – sie werden alimentiert oder haben Renteneinkünfte – können sie ihr Arbeitskraft kostengünstig anbieten.

      Da wir die Produktivität nicht schnell und nachhaltig steigern (können), ist mehr Arbeit die Lösung, um zu einem stärkeren Wirtschaftswachstum zu kommen.

      Volle Zustimmung dazu:

      >… kann über eine höhere Belastung von Vermögen nachgedacht werden, weniger mit dem Ziel der Reduktion von Ungleichheit als mit dem Ziel, den Anreiz zu erhöhen, die Vermögen produktiv einzusetzen.>

      Denn wir BRAUCHEN nicht nur die Investitionen des Staats, sondern auch die der PRIVATWIRTSCHAFT.

      Die bekommen wir aber nur, wenn wir uns beim Steuerwettbewerb für Unternehmen deutlich verbessern.

      Wir können auf DAUER jedenfalls nicht nur mit relativ schlecht ausgebildeten Arbeitnehmern, stagnierender Kaufkraft und einer vermehrt mit Problemen behafteten EU punkten.

      Antworten
      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @DT

        Sie haben mit dem Wink, dass man die Nachfrageseite nicht ausblenden darf, recht. Ersparnisse werfen nur Renditen ab, wenn der Kapitalstock, zu dem sie Anrecht auf Teilhabe geben, auch Ertrag bringt. Dafür braucht er die Nachfrage nach was anderem, als nach seinen Investitionsgütern selbst – von einem anderen Geld als dem, dass in seine Investitionsgüter angelegt wurde. Und dieses ist, wenn man so einen Anlagefond bildet, dafür schon mal nicht mehr voll zur Verfügung. Ob man es durch Schulden erzeugt hat, ist dafür völlig egal.

        Die Idee, sich reich zu sparen, sägt am Ast, auf dem sie sitzt. So ein Kapitalstock wird nicht nur durch Spargaben gepflegt, sondern durch Auslastungsanfragen. Wer sich vollständig auf eine Seite versteift, wird immer Unsinn ernten.

        Antworten
        • Dietmar Tischer
          Dietmar Tischer sagte:

          @ Christian Anders

          Nur als Ergänzung:

          Es kommt AUCH darauf an, WO der Kapitalstock etabliert wird.

          Wenn WIR in China einen Kapitalstock aufbauen und die CHINESEN fragen die Güter nach, die damit produziert werden, dann fehlt uns DIESE Nachfrage nicht – uns aus SICHT der KAPITALEIGNER.

          Denn das ZIEL der Investition wird ja erreicht:

          Es wird Rendite erwirtschaftet, ob mit deutscher oder chinesischer Nachfrage ist insoweit egal.

          Die Rendite streichen wir als Eigner dieses Kapitalstocks ein.

          Wenn wir das hinreichend geschieht, dann können wir im Altenheim Deutschland sehr gut leben, weil ANDERE für uns arbeiten. ;)

          Die Probleme:

          1) Es gibt das Risiko, dass wir letztlich keine Kontrolle über unser Eigentum in einem anderen Land haben.

          Im eigenen Land aber auch immer weniger – siehe die Entwertung des Kapitalstocks durch die Energiewende. Aber das wollen WIR, nicht die anderen.

          2) Die Währungsparitäten, wenn man die Rendite z. B. nicht in China konsumieren will.

          3) In China beschäftigt unser Kapitalstock keine deutschen Arbeitnehmer.

          Folge von 3):

          Es fehlt uns das EINKOMMEN der Arbeitnehmer, die der Kapitalstock beschäftigen würde, wenn er in Deutschland etabliert worden wäre.

          Bei Vollbeschäftigung ist das kein Problem.

          Da Beschäftigung in gut bezahlten Jobs meinem Verständnis nach das dominierende Problem der entwickelten Volkswirtschaften und auch anderer ist, sind Investitionen, die HOHE Wertschöpfung im EIGENEN Land generieren, unabdingbar.

          Die Bedingungen dafür … ist ein anderes Thema.

        • Christian Anders
          Christian Anders sagte:

          @DT

          “Es wird Rendite erwirtschaftet, ob mit deutscher oder chinesischer Nachfrage ist insoweit egal.

          Die Rendite streichen wir als Eigner dieses Kapitalstocks ein.

          Wenn wir das hinreichend geschieht, dann können wir im Altenheim Deutschland sehr gut leben, weil ANDERE für uns arbeiten. ;)”

          Dem möchte ich aber ein weiteres “Problem” anfügen: Dies wäre das Spiegelbild zu unserem heutigen Problem (wir arbeiten mehr für andere als uns selbst): Dann sind wir die Defizitler, andere die Überschüssler, und wieder akkumulieren sich die Ungleichgwichte.

          Im Beispiel China wird der Währungsmarkt dann ausgleichend unsere Kaufkraft schwächen und uns so wieder zu mehr “eigener” Arbeit “zwingen”.

          Das ganze Konzept der Kapitalanlage ganzer Wirtschaftsräume um Erträge nach Art einer Rente einzustreichen, funktioniert m.M.n. genau deshalb nicht. Man MUSS außerhalb kurzer Frist selbst erwirtschaften, was man benötigt (wertmäßig, nicht gütermäßig). Alternative ist sonst eine ewige Transfergemeinschaft.

          Leider lese ich zu solchen Überlegungen auch auf bto nichts – ohne eine solche Überlegung ist der Vorschlag der “besseren Anlage mit Staatsknete” aber völlig fragwürdig.

          Da würde ich dann lieber wieder über die Bedingungen reden, unter denen die Ungleichgewichte sich abbauen.

        • ruby
          ruby sagte:

          @ CA
          Abbau ist nicht geplant:

          “The real story is that by establishing a dollar centred monetary system operated by the US-controlled IMF, the Americans could go out into the world and buy up any goods, services, technologies, companies, land & assets they wished. Naturally this meant no more need for exports.”
          Richard Werner am 25.Juli auf seiner Zwitscheradresse.
          Es ist eine Strategie des globalen Monopolisten seit Abschaffung der Goldbindung des Dollar.
          Everything for Money

        • Dietmar Tischer
          Dietmar Tischer sagte:

          @ ruby

          Richard Werner hat es vielleicht noch nicht mitbekommen:

          Der Dollar – WELTLEITWÄHRUNG – verliert stark an Wert gegenüber dem Euro.

          Daher:

          >EVERYTHING for Money>,

          aber nur dann, wenn EVERYBODY dieses Geld auch haben will.

        • Dietmar Tischer
          Dietmar Tischer sagte:

          @ Christian Anders

          >Dann sind wir die Defizitler, andere die Überschüssler, und wieder akkumulieren sich die Ungleichgwichte.>

          Ja, aber:

          Es ist aber erst einmal genauso, als wenn im Inland die Arbeitenden für sich und die NICHT-Arbeitenden produzieren. Wir können das BIP NICHT horten, sind keine Eichhörnchenwirtschaft.

          Hier:

          Die NICHT-Arbeitenden bezahlen in großer Zahl mit ihrer Rente, die Kapitaleigner mit ihren Dividenden.

          DIESE Ungleichheit – ich meine zwischen Arbeitenden und NICHT-Arbeitenden ist NICHT zu umgehen.

          Die andere, bezahlen mit Rente oder Dividende lässt sich ändern, in der Theorie jedenfalls.

          Für eine ALTERNDE Gesellschaft wie unsere ist es daher RATIONAL, derartig, also im Ausland zu investieren und von Teilen der Wertschöpfung, die mit diesen Investitionen zu erreichen ist – ausgewiesen als Rendite –, zu leben statt uns in Verteilungskämpfen hierzulande zu verschleißen (was natürlich nicht heißt, dass hierzulande nicht investiert werden sollte).

          Für die Chinesen ist dieses Investment auch ein VORTEIL, wenn sie ohne es nicht die Beschäftigung und die Wertschöpfung hätten – und ohne DARAUF aufbauen zu können, keinen WOHLSTAND für sich erwirtschaften würden.

          Insoweit funktioniert das Konzept schon, bei China GENAU so nach dem Maoismus.

          >Im Beispiel China wird der Währungsmarkt dann ausgleichend unsere Kaufkraft schwächen und uns so wieder zu mehr „eigener“ Arbeit „zwingen“.>

          Wenn wir „zu Investitionen im EIGENEN Land zwingen“ hinzufügen – unvermeidlich so.

          Dann kommt auch wieder ein AUSGLEICH der Ungleichgewichte zustande.

          Denn eine EWIGE Transfergemeinschaft kann es nicht geben, solange es Wettbewerb gibt.

        • ruby
          ruby sagte:

          @ Herr Tischer
          Euroanlagen in UK und im weiteren Außenmarkt sind langfristig schon a bisserl Spekulatius im Löwenkäfig.

        • Christian Anders
          Christian Anders sagte:

          @D. T.

          Dieses Konzept funktioniert aber nur so lange, wie der eine (reichere, ältere) Teil der Welt in AUSREICHENDEM Maß aufstrebende Nationen mit Wachstumspotential jenseits deren eigener Finanzierungsfähigkeit hat. Jetzt, wo die Milliardenvölker China und Indien mit Riesenschritten zu den Reichen (und China dank 1-Kind-Politik noch schneller zu den “Älteren”) aufschließen, wie geht dieses Konzept auf der Welt weiter? Afrika anschieben?

          Am Ende muss das Geld zum Konsum auch genau dorthin ausgegeben werden, wo man das Anlagegeld vorausgeschickt hatte, damit die Idee funktioniert, sowie das Verhältnis Anlagegeld/Konsumgeld muss stimmen. Oder besser: MÜSSTE.

          Ich sehe überhaupt niemanden, weder Markt noch Politik noch Wissenschaft, der dafür sorgen könnte, dass dies genau so passiert.

          Das liegt auch daran, dass ich den von Ihnen als Begründung für forcierte Ausgleiche genutzten Renditewettbewerb für evtl. weniger treibend halte, als Sie: Großkonzerne in Oligopolen/Monopolen stehen in einem nur begrenzten internationalen Wettbewerb. Nationale Unternehmen, zumal wenn nicht börsennotiert, stehen in einem Wettbewerb um Absatzmärkte in toto, aber nicht zwangsläufig einem Renditemaximierungswettbewerb. Das gilt dann insbesondere für KMUs im Sektor der nichtverlagerbaren Dienstleistungen. Dort wird ein erheblicher Anteil des BIPs erwirtschaftet, ohne dass der Wettbewerbsdruck in Form von internationalen Renditemaximierungszwängen gegeben wäre. DIESEN als DEN Steuerungsmechanismus zu betrachten, der den “Dampfer fährt”, halte ich wegen dieser Gründe für ein Regal zu hoch gegriffen. Statt Renditemaximierung wird eher in Richtung absolute Absatzzahlen geschielt – das ist weder vom Konzept noch vom Effekt her dasselbe!

        • Richard Ott
          Richard Ott sagte:

          @Christian Anders

          “Das gilt dann insbesondere für KMUs im Sektor der nichtverlagerbaren Dienstleistungen. Dort wird ein erheblicher Anteil des BIPs erwirtschaftet, ohne dass der Wettbewerbsdruck in Form von internationalen Renditemaximierungszwängen gegeben wäre. DIESEN als DEN Steuerungsmechanismus zu betrachten, der den „Dampfer fährt“, halte ich wegen dieser Gründe für ein Regal zu hoch gegriffen.”

          Nichtverlagerbare Dienstleistungen unterliegen in der Tat keinem internationalen Wettbewerbsdruck.

          Das Problem ist ein anderes:

          Stellen Sie sich mal eine Volkswirtschaft vor, die *nur* daraus besteht, dass sich die Leute gegenseitig für Geld die Haare schneiden und andere nichtverlagerbare Dienstleistungen füreinander erbringen. Das funktioniert nicht mal als Modell – denn jeder dieser Dienstleister muss auch international handelbare Güter konsumieren (mindestens Nahrung um zu überleben, aber Ihnen fallen sicher noch viele andere Beispiele ein), und diese Güter unterliegen wiederum zwingend dem internationalen Wettbewerb. Das ist der Ansatzpunkt, über den der Steuerungsmechanismus auch in den lokalen Dienstleistungssektor hinein wirkt.

        • Christian Anders
          Christian Anders sagte:

          @R. Ott

          Das ist richtig. Was man in jedem Fall braucht, ist reale Produktion. Aus dieser (und nur aus dieser, was anderes gibt es nicht), muss am Ende alles geleistet werden. Und in einer internationalen Wirtschaft produziert niemand nur für sich selbst, sondern ex- und importiert auch.

          Ich meinte Folgendes: Der Wettbewerbsansatz ist nicht universell, sondern oft mittelbar (das, was Sie beschrieben haben). Da heutzutage die reale Produktion aber für ihre Effizienz wiederum viele Dienstleistungen zwingend benötigt, die sie ursächlich selber speisen muss, ist die Kette der mittelbaren Wettbewerbsfähigkeit nicht einfach linear zu den Dienstleistern durchzuziehen. Ob man das überhaupt realistisch modellieren kann, weiß ich nicht. Auf keinen Fall analytisch schließend, das ist unmöglich.

          Das heißt aber auch, das die Verteilung der realen Produktion darüber entscheidet, wie viel in der Folgeperiode real produziert werden wird. Und bei Hr. Stelter Vorschlag kommt mir zu kurz, was dieser Umstand denn bedeutet, wenn man jetzt einfach mal Investivkapital raushaut und dabei nicht über Nachfrage spricht, die solche Investitionen rentabel auslasten können. Ich kann 1€ halt nicht gleichzeitig für beides ausgeben – die Investition und den Kauf dessen, was die Investition “herstellt”.

          Das heißt übersetzt, dass die Steuerungsfunktion dieses Wettbewerbs derart, wie er Hr. Tischer vorzuschweben scheint, nicht zwangsläufig ist. Ich halte ihn sogar für recht unsicher. Einfach aus dem Grund, weil im betriebswirtschaftlich logischen Kostenoptimierungsprozess niemand die Nachfrageseite betrachtet, obwohl es ohne sie nicht geht.

        • ruby
          ruby sagte:

          @ CA
          Sie sind an dem Punkt, der von Alexander mit dem Verweis auf Ludwig Erhard mehrmals erfolgte.
          Mein VWL Professor für Wirtschaftspolitik erklärte dies als (Wirtschafts-) Ordnungspolitik und zwar als Allgemeine und Spezielle. Es ist wert darauf zu legen (als Gesetzgeber), daß dieser Ordnungsrahmen für optimale Herstellung und Verteilung sowohl sektoral als strukterell die Handelnden der Wirtschaft im Ausgleich hält , sowohl qualitativ als quantitativ.
          Diese Pfade wurden 1967 (Staatsverschuldung)und später durch US Dollarspielgeld massivst verlassen und verletzt sowohl in Deutschland West + Ost + EU, EUR.
          Soweit eine praktische wirtschaftspolitische Kurzintervention.

        • Dietmar Tischer
          Dietmar Tischer sagte:

          @ Christian Anders

          >Am Ende muss das Geld zum Konsum auch genau dorthin ausgegeben werden, wo man das Anlagegeld vorausgeschickt hatte, damit die Idee funktioniert, sowie das Verhältnis Anlagegeld/Konsumgeld muss stimmen. Oder besser: MÜSSTE.>

          Richtig.

          Oder anders herum:

          Wenn abnehmendes Konsumgeld, dann weniger oder gar kein Anlagegeld.

          Das ist das Problem in den entwickelten Volkswirtschaften – mit drohend hoher Arbeitslosigkeit als Folge.

          >Afrika anschieben?>

          Ja, wird gemacht, die NEUE Seidenstraße der Chinesen:

          Entwicklungsländer bekommen Kredit, bauen Straßen zu ihren Ressourcen (Bodenschätze) – fördert das Wachstum -, liefern die Bodenschätze nach China, wo sie zu Fertigprodukten verarbeitet werden, die dann wieder in die nun kaufkraftkräftigeren Entwicklungsländer zurückgehen.

          Das endet natürlich irgendwo, was soll nach Afrika noch kommen – da hat der Debitismus Recht.

          Zum Renditewettbewerb:

          Er wird zwar hauptsächlich über Kostensenkungen (Rationalisierung ersetzt teure Arbeitskräfte) und Absatzahlen (Nutzung von Skaleneffekten) ausgetragen, weil den „späten Kapitalismus“, also das gegenwärtige Wirtschaften gekennzeichnet ist von:

          a) INNOVATIONEN, die anders als früher – von der Pferdekutsche zum Automobil – NICHT mit einem Beschäftigungszuwachs einhergehen

          und

          b) INSOLVENZEN in großem Umfang nicht erfolgen dürfen aus sozialen Gründen.

          Wäre a) und b) gegeben, hätten wir zwar große VOLATILITÄTEN in der Wirtschaft und Gesellschaft, aber auch immer wieder ein NEUSTART:

          INNOVATIONEN mit der Folge von Insolvenzen (Entschuldung!) UND zunehmende BESCHÄFTIGUNG mit mehr Einkommen und Nachfrage.

          M. A. n. ist der Spätkapitalismus wegen a) und b) in der KRISE und – völlig richtig – die „Steuerung der Wettbewerbsfunktion“ ist nicht nur nicht mehr zwangsläufig gegeben (was sie eh nur idealtypisch war), sondern sie ist KASTRIERT bis AUSGESETZT worden.

          Das ist die große Linie, die hohe Produktivität bei der Güterherstellung, marktbeherrschende Konzerne, der Steuerwettbewerb für Investitionen sind Sachverhalte, die die Situation nicht einfacher machen.

          Alle diese Probleme werde nun mit der Axt behandelt – der „Schaffung“ von Geld.

          >Ich kann 1€ halt nicht gleichzeitig für beides ausgeben – die Investition und den Kauf dessen, was die Investition „herstellt“.>

          Sie nicht und ich nicht, aber Geld für BEIDES ist da.

          Nur:

          Es wird TROTZDEM nicht hinreichend investiert, siehe oben.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @DT

        “M. A. n. ist der Spätkapitalismus wegen a) und b) in der KRISE und – völlig richtig – die „Steuerung der Wettbewerbsfunktion“ ist nicht nur nicht mehr zwangsläufig gegeben (was sie eh nur idealtypisch war), sondern sie ist KASTRIERT bis AUSGESETZT worden.”

        Aber doch von der Bevölkerung der reichen Teile der Welt GEWOLLT: Der Mensch ist, das weiß man aus der Forschung sicher, ein hochgradig verlustaverses Wesen. Wenn man also schon in einer Gesellschaft ist, wo es bei Volatilität viel zu verlieren und vergleichsweise wenig zu gewinnen gibt, wird die Bevölkerung – so sie mitbestimmen darf – extrem hohe Preise zur Vermeidung von Volatilität zu zahlen bereit sein.

        “Sie nicht und ich nicht, aber Geld für BEIDES ist da.
        Nur:
        Es wird TROTZDEM nicht hinreichend investiert, siehe oben.”

        Nun ja: Sollte wirklich für beides, also für eine deutlich bessere Verteilung zwischen Konsum und Invest eigentlich genug Geld da sein, und definiert man den Abstand von diesem Optimum als “Problem”, muss man das “böse linke” Wort VERTEILUNGSPROBLEM in den Mund nehmen.

        Ein wenig axiomatisch ist dann sogar die VWL: Wohlstand zum Verteilen erschaffen kann ursächlich nur die Wertschöpfung der realen Produktion, sonst niemand. Ihr Output wird verteilt. Auf
        a) die Löhne
        b) die Gewinne
        b)* die Dividenden
        c) als Vorleistungen an andere Produzenten oder Dienstleister
        d) an Sparleistung = Tilgung von Krediten
        e) Finanzierung aller Sozialleistungen eingeschlossen Renten

        Nur TEILE von a), b)(*) und e) fragen die Produkte der Produktion nach und rechtfertigen so deren Fortentwicklung, sofern die Nachfrage groß genug ist. Zeitgleich ist die Produktion ohne Dienstleistungen aus c) auf dem modernen Niveau unmöglich – sie betreibt hier über Umwege ihre eigene Grundlage.

        Das heißt zwangsläufig, dass es es zwischen dem nachfragewirksamen Teil der Produktionsverteilung und demjenigen, der es nicht ist, eine Verteilung gibt, die je nach Gewicht völlig unterschiedliche Effekte auf Investitionen und Arbeitsplätze hat. Und es ist durchaus möglich, dass es zu wenig Investitionen gibt, weil ZU VIEL Geld auf der Anlageseite steht und so auf der Nachfrageseite fehlt.

        Was es dann hilft, noch mehr Geld in den Investitionskreislauf zu pumpen, wäre meine Frage an die Vorschläge, die hier zum “Anlegen” der Deutschen Überschüsse (+ Extra-Schulden) gemacht werden. Kommt mir recht unlogisch vor.

        Antworten
        • Dietmar Tischer
          Dietmar Tischer sagte:

          @ Christian Anders

          >…wo es bei Volatilität viel zu verlieren und vergleichsweise wenig zu gewinnen gibt, wird die Bevölkerung – so sie mitbestimmen darf – extrem hohe Preise zur Vermeidung von Volatilität zu zahlen bereit sein.>

          Richtig – so ist es in „reichen“, alternden Gesellschaften.

          Und es geschieht ja, die Regierungen tun alles nur Mögliche, um hohe Volatilität wegen übersehbarer Folgen, wie etwa WKII, zu vermeiden.

          >Und es ist durchaus möglich, dass es zu wenig Investitionen gibt, weil ZU VIEL Geld auf der Anlageseite steht und so auf der Nachfrageseite fehlt.
          Was es dann hilft, noch mehr Geld in den Investitionskreislauf zu pumpen, wäre meine Frage … >

          Es fehlt nicht an Geld auf der Nachfrageseite, es wird lediglich nicht hinreichend eingesetzt für Investitionen auslösende Nachfrage.

          Unabhängig davon ist richtig, was Sie sagen:

          Es macht die globale GESAMTSITUATION nicht besser, wenn mehr und mehr Geld für Investitionen ausgegeben wird, aber damit NICHT hinreichend Geld für den Konsum der damit hergestellten Güter geschaffen wird

          „Damit“ meint:

          Nicht hinreichend Geld für den Konsum DURCH Beschäftigung und dadurch Einkommenserzielung.

          Das ist zwar aus den genannten Gründen so, ändert aber NICHTS daran, dass NUR Investitionen ZUKÜNFTIGES Einkommen sichern können und auch nur dann, wenn sie im Renditewettbewerb bestehen können.

          NUR Arbeiten mit existierenden Investitionen oder gar „Zurück zur Natur“, d. h. mit Pferd und Pflug auf die Felder, führt zu Zukunftsarmut.

          >Wohlstand zum Verteilen erschaffen kann ursächlich nur die Wertschöpfung der realen Produktion, sonst niemand. Ihr Output wird verteilt.>

          Aber die Verteilung, die zu wünschen wäre, ist NICHT möglich:

          Selbst wenn sie nach Gleichgewichtskriterien denkbar wäre, ist sie nicht möglich, weil es KEINE Institution gibt, die sie durchsetzen könnte.

          Und wenn es doch eine gäbe, wer die Verteilung nur mit STREIT durchsetzbar, weil dann nicht lösbare BEWERTUNGSFRAGEN ins Spiel kämen.

        • Helge
          Helge sagte:

          @Dietmar Tischer

          “Es fehlt nicht an Geld auf der Nachfrageseite, es wird lediglich nicht hinreichend eingesetzt für Investitionen auslösende Nachfrage.”

          Investitionen auslösende Nachfrage ist Konsum. Warum sonst sollte eine Firma investieren, wenn nicht in Erwartung von Gewinnen? Sie haben recht, in Deutschland wird nicht das gesamte BIP konsumiert. Aber warum ist das so? Für eine plausible Antwort muß man meiner Meinung nach die Verteilungsfrage beachten. Manche erhalten einen so hohen Anteil am BIP, daß sie es nicht “verkonsumieren” wollen und suchen Anlagemöglichkeiten. Andere können ihre Konsumwünsche wegen niedrigem Einkommen nicht erfüllen. Aufs wesentliche reduziert: Deutschland kann seine eigene Produktion nicht aufkaufen. Dies übernimmt das Ausland. Aber warum sollten die Firmen dann im mehr Inland investieren wenn die Produktion im Ausland entsorgt werden muß?

        • Dietmar Tischer
          Dietmar Tischer sagte:

          @ Helge

          Zuerst einmal:

          Es ist richtig, dass die Einkommens- und Vermögensverteilung, die wir haben, NICHT für maximalen Konsum sorgt.

          Das habe ich nie bestritten.

          Wenn die „Reichen“ ihr Geld auf dem Bankkonto liegen lassen, ist Verteilung an diejenigen, die mehr konsumieren würden, VORTEILHAFT und daher zu befürworten.

          Wenn sie ihr Geld produktiv einsetzen, d. h. Menschen beschäftigen, ist Verteilung an diejenigen, die mehr konsumieren würden, NACHTEILIG und daher abzulehnen.

          Man müsste einmal fragen, was die Reichen mit ihrem Geld TUN, statt immer nur zu klagen, dass sie zuviel HABEN.

          Selbst durch vorteilhafte Umverteilung ist nichts ENTSCHEIDENDES zu erreichen, weil wir STRUKTURELLE Probleme haben, die durch Umverteilung nicht zu lösen sind.

          Deshalb sage ich:

          UNTAUGLICH, gemessen am Anspruch, der damit verbunden wird.

          >Aber warum sollten die Firmen dann im mehr Inland investieren wenn die Produktion im Ausland entsorgt werden muß?>

          Sie haben die Diskussion mit Christian Anders verfolgt und wissen daher, dass es bei Investitionen hierzulande nicht NUR darum geht, die Produktion im Ausland zu „entsorgen“.

          Aber selbst wenn sie überwiegend im Ausland abgesetzt würde, kann es GUTE Gründe geben, HIERZULANDE zu investieren.

          Wenn in Deutschland hinreichend Rendite erzielt werden kann, wird hierzulande investiert werden.

          Es müsse allerdings die Voraussetzungen stimmen, u. a. stabile politische und soziale Verhältnisse, Schutz des Eigentums, Rechtssicherheit, eine gute Infrastruktur, gut ausgebildete Menschen (die auch teuer sein können), niedrige Unternehmenssteuern und –abgaben.

          Da sind wir nicht in allem, aber unterm Strich NOCH relativ gut.

          Wir werden daher auch morgen nicht in ein tiefes schwarzes Loch fallen.

          Aber es bröckelt (Infrastruktur), wir fallen zurück (Bildung) und Steuern, Abgaben sowie bürokratische Hemmnisse sind so gravierend nachteilig, dass wir Boden verlieren werden, auch wenn wir weiterhin bei den alten Industrien mit an der Spitze liegen dürften.

          Es hapert mit den Investitionen für INNOVATIVE „Plattformen“ und Produkte.

          Wir bekommen sie nicht hinreichend, weil uns die Mentalität dafür fehlt, wir keine positive Einstellung zum unternehmerischen Risiko haben und alles zu Tode regeln.

          Stellen Sie sich einmal vor, Programmierer würden am Arbeitsplatz in einer Hängematte schlafen, weil sie auch nachts mal eine gute Idee haben oder umsetzen wollen.

          Was geschehe bei uns?

          Ein paar Sendungen von den Skandalschnüfflern im 1. oder 2. Kanal und Minister Heil wird sofort ein Gesetz gegen „unmenschliche Unterbringung“ erlassen.

          Kreativität und Innovation haben auch etwas mit Chaos zu tun.

          Nicht bei uns.

          Nicht nur deshalb, aber auch deshalb gibt es hierzulande kein Silicon Valley.

        • Thomas M.
          Thomas M. sagte:

          Ich nehme auch die Mentalität / Kultur als größten Fortschrittshemmer in D wahr. Da nützen auch gute Rahmenbedingungen wenig…

          Mein griffigstes Praxisbeispiel: Um die Jahrtausendwende durfte ich als noch recht junger Mensch miterleben, wie sich ein paar große, gut darstehende Unternehmen aktiv dem Internet-Vertrieb widersetzt haben. Es war klar, was die Kunden wollten, es gab sogar die USA als Beispiel, wohin die Reise gehen könnte. Aber intern gab es mächtige Personen, die ihre Pfründe davon schwimmen sahen und ihre alte Vertriebsstruktur bewahren wollten und die CEOs waren anscheinend mit anderen Sachen beschäftigt.

          Aktuell bei denen das Thema (so nicht schon “wegfusioniert”): Unser Kundenbestand ist überaltert… wir müssen was tun. Die machen teilweise heute Sachen, die man schon vor 20 Jahren vorgeschlagen hat und hätte angehen können.

          Mag schon sein, dass dies auch ein Problem etablierter Unternehmen ist. Aber dass z.B. der große deutsche Versandhandel nur halbherzig aufs Internet aufgesprungen war und sich sehr lange Zeit vom “trashigen Amazon-Bazar” (meine Wertung: perfekte Prozesse bei grottiger Produktpräsentation und mäßiger User-Experience – wir haben uns nur dran gewöhnt) die Butter hatte vom Brot nehmen lassen, lässt tief blicken. (Beispiel oben war nicht Handel…)

          Thema Überalterung des Kundenbestands: wäre natürlich allein schon wegen der Demographie passiert; aber Image “ist eher was für Ältere” ist nicht eben hilfreich für eine Verjüngung ;-)

        • Dietmar Tischer
          Dietmar Tischer sagte:

          @ Thomas M.

          OHNE darauf als Erkenntnis zu bestehen, sondern nur mit anekdotischem Verweis wie Sie:

          Auf HOHEM Niveau von Wohlstand und Zufriedenheit ist der KONSENS, an Bestehendem festzuhalten, NICHT zu brechen.

          Man muss mit der Schnauze im Dreck liegen und keinen drum herum haben, der einen hochzieht, um SICH auf SICH verlassend das BESTE aus der Situation zu machen.

          Man wünscht diese Erfahrung niemand, kann aber schon verwünschen, dass zu viele, die in der Herde mittrotten, offensichtlich nicht einmal eine Sekunde daran denken, dass sie einmal in DIESE Situation kommen könnten.

          Die Pandemie könnte beim Umdenken helfen, ich bezweifle aber, dass sie es in großer Breite schafft.

        • Christian Anders
          Christian Anders sagte:

          @Dietmar Tischer

          Nur ganz kurz, weil ich Ihnen gefühlt widersprechen muss (bin da nicht ganz sicher).

          Es ist schon so, dass der Bestand an Sparkapital – wir betrachten das Aggregat, nicht die Verteilung – einfach ZU HOCH ist gemessen an dem Ziel einer höheren Auslastung und somit auch Rentabilität und Mehrarbeitsmöglichkeiten für Menschen des vorhandenen Kapitalstocks.

          Jetzt kann man die Verteilung ändern indem man irgendwo die Strukturen so ändert, dass Investitionen dort attraktiver erscheinen. Aber bitte bedenken Sie: Richtet sich dieses Angebot an bereits vorhandenes Sparkapital, ist damit kein Wachstum insgesamt zu erreichen, sondern nur Verlagerungseffekte.

          Soll das Kapital, das bereits angelegt ist, rentabler sein, gibt es viele hinreichende Bedingungen, die zu erfüllen sind. Die NOTWENDIGE einer auslastenden Nachfrage aber könnte das Kapital nur dann selbst schaffen, wenn es von der Vermögens- auf z. T. auf die Konsumseite wandert. Die beiden anderen Alternativen sind Zementierung des Status Quo mit den heute zu beobachtenden Effekten (über die Zinsen und Geldpolitik so lange was regeln, bis Ende der Fahnenstange ist). Oder frische Schulden – allerdings MÜSSTE dann irgendwie ein (erheblicher) Teil der so geschöpften Schuld konsumptiv verwendet werden, weil sonst die notwendige Bedingung wie o. g. wiederum nicht erreicht wird.

          Das will niemand. Die Saldenmechanik der aggregierten Größen ist hier aber unerbittlich: Soll die Wirtschaft laufen, während jemand(e) mehr einnehmen als ausgeben wollen, MUSS dann jemand(e) anderes das Gegenteil in gleicher Höhe tun. Soll die Wirtschaft sogar wachsen, muss diese andere Seite sogar +X betragen.

          Man kann sehr viel an Strukturen ändern, um relativ zu anderen besser zu werden. Zusammen besser werden geht so aber nicht. Der Renditewettbewerb hat deswegen beachtliche Restriktionen hinsichtlich des Ziels, Investitionen, Innovationen und Arbeitsplätze zu erschaffen – und er hat v. a. auch die Möglichkeit, WEGEN der von ihm unbeachteten Nachfrageseite auch gegenteilige Effekte zu zeitigen.

          Ich widerspreche Ihnen also insoweit, dass ich ihm viel weniger zutraue als Sie, und sogar negative Effekte befürchte. Nichtsdestotrotz erkenne ich an, dass er DER Kerngedanke unseres aktuellen Wirtschaftssystems ist.

    9. Carsten Pabst
      Carsten Pabst sagte:

      Sehr geehrter Herr Stelter,
      das liest sich alles sehr gut. Chance auf Umsetzung gleich null in meinen Augen.
      Allein diese Aussage (die ich grundsätzlich ähnlich sehe):

      -Die Bundesrepublik gründet einen Anlagefonds nach dem Vorbild anderer Staatsfonds wie jener von Norwegen und Singapur.
      -Dieser Fonds investiert unter professionellem Management ohne politische Einflussnahme das Geld global diversifiziert,
      mit dem Ziel eine nachhaltige Rendite zu erwirtschaften.

      Das Hauptproblem ist schonmal folgendes: OHNE POLITISCHE EINFLUSSNAHME!
      Für wie wahrscheinlich halten Sie das?
      Selbst der norwegische Staatsfonds wird durch das norwegische Parlament beaufsichtigt.
      Unabhängigkeit ist etwas anderes. Gut, jetzt kann man argumentieren, allein die Anwesenheit eines Staatsfonds
      in Norwegen setzt schon eine gewisse Intelligenz im norwegischen Parlament voraus.
      Aber ein Staatsfonds in Deutschland? Wenn so etwas kommen sollte, dann sehr wahrscheinlich unter schwarz-grün.
      Habeck hat sich ja für etwas ähnliches schon starkgemacht:
      https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/negativzinsen-gruene-staatsfonds-altersvorsorge-1.4572390

      Daraus: “Der Fonds sollte allen Bürgern offenstehen und langfristig in den Umbau der Wirtschaft investieren.”
      In den Umbau der Wirtschaft!! Da wissen die Grünen ja genau, was gut für das Land ist. Das sind ja erklärte
      Experten, besonders Habeck ist in Steuerfragen ja eine Koriphäe, siehe Pendlerpauschale.

      Dann fangen wir mal an:
      Unilever, Nestle, Kellogg….. raus, die graben Wasser ab und sind gegen eine Lebensmittelampel, außerdem ungesund.
      BAE Systems, Lockhead Martin, Rheinmetall….. Pfui, Rüstung. Die Welt ist doch friedlich, wer braucht Landesverteidigung?!
      Volkswagen, Daimler, BMW….. zuviel alte Verbrenner, geht gar nicht.
      Amazon, Google, Microsoft, Facebook, Alibaba, Tencent….. Plattformökonomie, Verödung der Innenstädte, FakeNews, zuviel Marktmacht, China (Diktatur)
      Total, Eni, Royal Dutch Shell…… UiUiUi schwarzes ÖL, Oldschool, Umweltverschmutzer
      Archer Daniels, Associated British Food….. Agrarkonzerne, einseitige Felderwirtschaft und Monokultur, Primark lässt doch in Asien nähen

      Ich könnte das jetzt noch weiter führen. In meinen Augen mit den Grünen nie vernünftig machbar, da ist die moraline Hürde viel zu hoch.
      Und Seidenbacher ist nicht an der Börse :-)

      Und wenn, warum aktiv gemanagt? Das kriegt man auch selbst hin. Ganz einfach und kostengünstig:
      https://de.extraetf.com/etf-portfolio/norwegischer-staatsfonds-etf

      Man muss nur wollen! Vielleicht sollte mir dieser Staat einfach mehr Geld im Portemonnaie lassen. Dann mach ich das weiterhin selbst,
      nur mit höheren Sparraten. Und der gute Herr Scholz kann weiterhin seinem Sparbuch frönen. Und sich überlegen, wie er Aktionäre
      abkassieren kann. Allein daran erkennen Sie doch schon, wohin in diesem verblendeten Land gelaufen wird!
      Freundliche Grüße
      Carsten Pabst

      Antworten
    10. ABäumler
      ABäumler sagte:

      Hallo Herr Stelter,
      ich verfolge Ihre Analysen schon länger und möche DANKE sagen für Ihre erstklassige Arbeit. Bitte weiter so!
      Viele Grüße
      A. Bäumler

      Antworten
    11. weico
      weico sagte:

      Die wirklich INTELLIGENTESTE Lösung wäre : DExit

      Solange Deutschland und die anderen Zahlerländer nicht das Durchsetzungsvermögen und den Willen haben,um den Schuldnern Ihre klaren Regeln ,für deren Erhalt von Krediten/Hilfsgeldern usw. aufzudrücken,solange wird der Schlamassel und die Schulden immer grösser werden.

      Ob Italien,Spanien,Griechenland oder weitere Nehmerländer ,bei solch empfundener “bevormundung”,dann wirklich einen EU-Austritt vollziehen werden, sei dahingestellt.Es wird praktisch eh keine grossen Auswirkungen auf die EU bzw. den Euro haben.

      Wenn dem GB-Austritt aber noch weitere Zahlerländern folgen werden ,dann geht es der EU und dem Euro wirklich an den Kragen .

      Da die EU und der EURO ein Fehlkonstrukt ist,kann die “Endlösung” für ein ERFOLGREICHES DEUTSCHLAND nur lauten:

      DOMINANZ des GELDGEBERS voll ausspielen und den ursprünglichen EU-Grundgedanken von einem EUROPÄISCHEN BUNDESSTAAT durchdrücken oder…ALLEINGANG

      Antworten
      • Rolf Peter
        Rolf Peter sagte:

        Suchen Sie auf Youtube “Guenther Gaus im Gespräch mit Konrad Adenauer” und sehen Sie sich’s an. Vielleicht hilft’s.

        Antworten
        • Richard Ott
          Richard Ott sagte:

          @Rolf Peter

          Was meinen Sie konkret? Hat Adenauer irgendetwas zum Euro in dem Interview gesagt?

        • Rolf Peter
          Rolf Peter sagte:

          @ R. Ott
          Er spricht ueber Europa, die Versöhnung mit Frankreich, und er zieht Lehren aus der Vergangenheit fuer die deutsche Politik. Er drückt seine Enttäuschung ueber das Scheitern der EVG aus.
          Die Lehren, die er zieht und die Erkenntnisse, die er aufgrund seiner Erfahrung gewonnen hat, sind heute noch gültig, meine ich.

          Man sieht, wie ein intelligenter Mensch aus seinem langen Leben gelernt hat. Wir bekommen diese Lehren frei Haus geliefert und muessen die Erfahrungen nicht nochmal machen, sollte man denken. Leider scheint es, dass einige es nie lernen.

        • weico
          weico sagte:

          Das Interview soll wozu helfen?
          Im Interview sagt der “Bundeskanzler der Alliierten” nichts davon,dass er schon 1946 die “Vereinigten Staaten von Europa” wollte …und auch nichts davon,dass Ihm die “Westintegration” wichtiger war als eine “Wiedervereinigung” (weil er dem eigenen Volk nicht traute).

    12. Axel
      Axel sagte:

      “Zugleich hätte der deutsche Staat genug Schulden, um an der aus meiner Sicht unausweichlichen großen Lösung für die europäischen Staatsschulden teilzunehmen und so wie die anderen großen Staaten davon zu profitieren.”

      Wenn der Zahlmeister wegfällt, zerbricht die EU, weil es dann für viele Länder kaum noch einen Grund gibt, in der EU zu bleiben.
      Außerdem könnte D sein Bonitätsranking verlieren, was zu höheren Zinsen in der Eurozone und damit perspektivisch zu Staatspleiten (oder endgültiges MMT) führen wird!

      Antworten
      • Felix
        Felix sagte:

        Ich verstehe Herrn Stelter so, dass er mit diesem Plan natürlich den Euro endgültig in eine neue Lira überführt und danach eine Währungsreform nötig wird (die ohnehin kommt), bei der wir dann aber nicht die Volldeppen sind, weil wir als einzige nichts auf Pump gekauft haben.

        Antworten
    13. Felix
      Felix sagte:

      Der deutsche Staat kann leider explizit keine Schulden aufnehmen um dafür Vermögen zu erwerben. Das ist auf allen Ebenen, von der Gemeinde bis zum Bund rechtlich ausgeschlossen. Sinnvoll wäre es natürlich, denn man könnte Sachwerte erwerben, die den Staat absichern und Erträge liefern. Auch den weiteren Überlegungen folge ich. Aber das wird alles nicht passieren. Zumindest nicht gleich.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Felix

        “Das ist auf allen Ebenen, von der Gemeinde bis zum Bund rechtlich ausgeschlossen.”

        Aus welcher Rechtsnorm ergibt sich das?

        Antworten
        • Felix
          Felix sagte:

          @ Richard Ott:

          Das ist eine Vielzahl von Regelungen. Die GG-Artikel finden Sie sicher selbst, aber das geht dann herunter bis zu den Anlageregelungen, die sich jede einzelne Gemeinde geben muss. In Hessen regelt z.B. die Richtlinie des Landes vom 29.05.2018, die alle hessischen Körperschaften zu beachten haben und zur Grundlage ihrer eigenen Regelungen zu machen haben, dies ausdrücklich in Ziffer 7.

        • Richard Ott
          Richard Ott sagte:

          @Felix

          Bundes- und Landesschuldenbremsen kannte ich. Dass Gemeinden von den Ländern auch demetsprechende Vorschriften über Anlageregelungen bekommen, war mir aber neu.

          Können Sie mir sagen, wie diese “Richtlinie des Landes” Hessen genau heißt? Ich würde gerne mal lesen, wie das konkret auf kommunaler Ebene ausgestaltet ist.

          Vielen Dank schon mal im Voraus!

        • Felix
          Felix sagte:

          @ Richard Ott:

          Es mutet seltsam an, wenn man sieht, was alles so angeschafft wird, nicht wahr?

          Der Name ist “Hinweise des Hessischen Innenministeriums zu Geldanlagen und Einlagensicherung 29.5.2018”. Schauen Sie im Staatsanzeiger nach.

      • Falaroy
        Falaroy sagte:

        Die Staat soll doch keine Schulden aufnehmen, um für sich Vermögen zu erwerben, sondern soll de facto im Vergleich zu anderen EU-Ländern zu viel gezahlte Steuern an seine Bürger zurückführen, in dem er für diese Vermögenswerte erwirbt. Hiergegen ist mir keine Rechtsnorm bekannt … weil bestimmt noch nie erwogen. Ich befürchte nur, dass die anderen EU-Länder auf die Barrikaden gehen, wenn D jetzt mit Ihnen gleichziehen will … wie bei der PKW-Maut…

        Antworten
        • ruby
          ruby sagte:

          @ Falaroy
          Die Steuererstattung kann wie Sie richtigerweise erwägen als beste Lösung gezogen werden.
          Aber das funktioniert nur nach einen Ende/Austritt der EU mit einer souveränen Währung, die Rücksteuerung wird sonst wegen Wettbewerbsverstößen totbeklagt vor dem EuGH.
          Auch muß sich Deutschland dann eine Verfassung durch Volksbefragung geben und nach 71+Jahren das Besatzungsregime beenden, was ebenfalls zu massiven Druck von Hegemonen führt.
          “Ein weites Feld”
          Günter Grass
          “Einer der Hauptschauplätze und ein Symbol für den Wechsel der Systeme ist das Riesengebäude in Berlin-Mitte, das den Nationalsozialisten als Reichsluftfahrtministerium, der DDR als Haus der Ministerien und der wiedervereinigten Bundesrepublik als Treuhandgebäude dient. Besonders symbolträchtig ist der Paternoster des Bauwerks: Hier verdeutlichen sich die Auf- und Abstiege der jeweiligen Machthaber – und auch eine gewisse Vergeblichkeit ihrer Bemühungen.”
          https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/ein-weites-feld/7739
          Heute residiert dort das Bundesfinanzministerium, unser Auszahler der Steuerrückerstattungen.

        • Felix
          Felix sagte:

          @ Falaroy

          Auf die beabsichtigte Wirkung kommt es nicht an. Der Staat müßte Kredit aufnehmen und dafür Aktien, Gold Immobilien, etc. kaufen. Das ist derzeit ausgeschlossen. Ich bin eine Änderung völlig offen.

    14. Al
      Al sagte:

      Klingt wie ein guter Plan. Allerdings müsste er dem Wähler erklärt werden, widerspricht dem “offiziellen” Wissen und würde die bisherige Propaganda entwerten.
      Die Chance auf Verwirklichung liegt daher ziemlich genau bei 0%.

      Antworten
    15. Christian Anders
      Christian Anders sagte:

      Stärken der Binnennachfrage durch Verminderung der Steuerlast. Dann noch mehr Staatsschulden für Investitionen. Da muss der Staat richtig viel aufnehmen. Ok.

      Die Profiteure in Form der Besitzer der deutschen Exporteure wurden identifiziert. Wo ist die Stelle, an der steht, wie DIE (statt wir alle in Form des Staates) ihren Anteil leisten? Gehen auch die NOMINALLÖHNE hoch, um den Anteil am REALEN Einkommenszuwachs der Masse zu leisten?

      Kostet natürlich: Wettbewerbsfähigkeit.

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Christian Anders

        Die Höchlöhner der dt. Exportschlüsselindustrien (Konzernebene) trugen zur Binnennachfrage durch Teilhabe an der Vermögenspreisinflation genauso bei, wie durch direkte Aufträge an die Dienstleistungsektoren durch eben diese Privaten. Hohe Einkommen waren Grundlage von sicheren Immobilienfinanzierungen der kommunalen & Genossenschaftsbanken.

        Dieses Modell ist nicht durch die Pandemie, sondern durch die erzwungenen Einschränkungen von Bürgerrechten, beendet und im Rezessionsmodus angelangt.

        Man könnte zwar noch nach den Eignern der Konzerne fragen, aber deren Verantwortung endet nach Begleichung ihrer inländischen Steuerschulden. Darüber hinaus haben dieselben Konzerne ihre übrigen Gewinne durch Ausschüttungen kaufkraftwirksam verteilt, so dass man jetzt ohne Staatshilfen schon in existentieller Bedrängnis wäre.

        Eine Umstellung auf Binnennachfrage ist angesichts der potentiell arbeitlosen, augenblicklich kurzarbeitenden Massen – ausgeschlossen.

        Die Signale vom Export sind parallel zu den Infektionszahlen nicht ermutigend – auf Sicht von 12 Monaten.

        Antworten
        • Christian Anders
          Christian Anders sagte:

          “Eine Umstellung auf Binnennachfrage ist angesichts der potentiell arbeitlosen, augenblicklich kurzarbeitenden Massen – ausgeschlossen.”

          Ist das wirklich so, wenn man den Prozess zeitlich streckt? Bei Sofort- zu Kurzfristaktionen bin ich da bei Ihnen.

          Für die Export(überschuss)stärke sind ja nicht die Löhne in den Exportindustrien alleinverantwortlich, sondern die GESAMTwirtschaftlichen Lohnstückkosten in Kombination mit dem Wechselkurs des Euro. Diese zeitlich gestreckt relativ zu anderen EWU-Mitgliedern sukzessive zu erhöhen, bringt die neue Massenarbeitslosigkeit? I doubt it.

          Wir hatten ja drüber gesprochen, dass der Dienstleistungssektor, auch der unersetzbarer und nicht ins Ausland verlagerbarer Dienstleistungen in D nicht sonderlich gut entlohnt wird.

          “Darüber hinaus haben dieselben Konzerne ihre übrigen Gewinne durch Ausschüttungen kaufkraftwirksam verteilt, […]”

          Eine Ausschüttung an einen (vermögenden) Aktionär hat nicht dieselbe Wirkung auf die eingesetzte Kaufkraft wie eine Ausschüttung via Lohn an den Arbeiter vor Ort in D (der Anteilseigner muss ja nicht mal in D sitzen).

          Löhne, also planbare Festeinkommen, haben sowohl auf Konsumentscheidungen wie auch die Kostenstruktur der Unternehmen eine andere Wirkung, als Boni oder Dividenden, die ausgeschüttet werden.

        • Alexander
          Alexander sagte:

          @Christian Anders

          Für innereuropäische Exporte ist der Wechselkurs ohne Bedeutung, aber die Lohnstückkosten zwischen der BRD und z.B. Italien.

          Die Einkommen der sozialen Dienstleistungen sind beitragsabhängig indirekt exportabhängig. Ohne die Exportbeitragszahlungen müsste der steuerfinanzierte Anteil der Bezahlung erhöht werden = Steuererhöhungen um welche Binnenkaufkraft neu zu verteilen?

          Der Staat könnte die sozialen Berufe schuldenfinanziert deutlich besser bezahlen, aber gleichzeitig hoffen, dass deren Ausgaben andere Sektoren versorgt ohne sich dessen sicher zu sein. Die Wette kann schief gehen.

          Dasselbe gilt für wegbrechende Beitragseinnahmen inmitten einer Pandemie (Rezession) ohne alternative Einnahmequellen für die Exportindustrie und die sich daraus finanzierende Gesellschaft.

          Die zeitliche Streckung ist Theorie, wenn sofort Finanzierungslücken (vorher-nachher Problem) zu Unternehmenspleiten und Arbeitslosigkeit führen.

          Am Ende der Konjunktur über Boni, Dividenden und Ausschüttungen zu diskutieren ist müssig. Volkswagen hat seine Mitarbeiter glücklich gemacht, es gibt keine Rücklagen für Ereignisse die niemals eintreten (vgl. Nullzins wg. Nulrisiko).

          Trotz Geldschöpfung und Konjunkturrettung ist die BRD selbst zum Abwertungsland geworden, Italien, Spanien, Griechenland, Frankreich sowieso.

        • Christian Anders
          Christian Anders sagte:

          @Alexander

          “Für innereuropäische Exporte ist der Wechselkurs ohne Bedeutung, aber die Lohnstückkosten zwischen der BRD und z.B. Italien.”

          Exakt. Für konkurrierende Produkte aus EWU-Partnerländern auf Märkten mit anderer Währung ABER AUCH. Für all das sind die relativen Lohnstückkosten der EWU-Partner zueinander entscheidend, gerade WEIL unter ihnen kein Wechselkurs mehr herrscht.

          Und jetzt sind wir auch schon wieder bei den Gründen für Handelsungleichgewichte, die jenseits der gegenseitigen Bedingtheit von Kapitalexporten und Exportüberschüssen liegen… relative Preise zueinander UND am Weltmarkt und so.

          “Die Einkommen der sozialen Dienstleistungen sind beitragsabhängig indirekt exportabhängig.”

          Nicht korrekt. Direkt abhängig sind sie von der realen Produktion an sich – diese kann und wird auch teilweise exportiert, MUSS es dafür aber nicht und überschießend schon mal gar nicht. Oder kennen Sie einen Mechanismus, der hier Zwangsläufigkeit fordert?

          “Der Staat könnte die sozialen Berufe schuldenfinanziert deutlich besser bezahlen, aber gleichzeitig hoffen, dass deren Ausgaben andere Sektoren versorgt ohne sich dessen sicher zu sein. Die Wette kann schief gehen.”

          Zuerst: JA, die Wette KÖNNTE schief gehen. Es gibt viele Randbedingungen und die ändern sich auch noch dauernd. Fakt ist aber, dass die Gegenwette, die jetzt gerade läuft, bereits mittendrin am Schiefgehen dran ist (ich als Ruhrpottler maße mir diesen Grammatikmissbrauch mal an). Also stellt sich die Frage nach Alternativen.

          “Dasselbe gilt für wegbrechende Beitragseinnahmen inmitten einer Pandemie (Rezession) ohne alternative Einnahmequellen für die Exportindustrie und die sich daraus finanzierende Gesellschaft.”

          Verzeihung, aber die LB-Überschüsse mitsamt der Investitionschwäche bedeuten doch nichts anderes, als dass die Exportstärke GERADE NICHT die Gesellschaft mit der ihr möglichen Tragkraft finanziert. Seit Jahrzehnten jetzt fast nicht Sonst gäbe es die Überschüsse gar nicht. Für irgendwas sind die Salden dann halt mit ihrer Eigenschaft als Identität doch gut.

          “Die zeitliche Streckung ist Theorie, wenn sofort Finanzierungslücken (vorher-nachher Problem) zu Unternehmenspleiten und Arbeitslosigkeit führen.”

          Sie würden also sagen, dass (Beispiel mit Fantasiezahlen) 10.000 Pleiten pro Jahr in 20 Jahren, die es sonst nicht gegeben hätte, denselben Effekt auf die Gesellschaft haben werden, wie 200.000 Pleiten in einem Jahr gesammelt? Eher nicht, oder?
          (Mal davon ab, dass die Streckung Antizipation und somit Umstellungen möglich macht, die es sonst nicht gäbe. Wieder überhaupt keine ceteris paribus Situation in der Realität).

          “Trotz Geldschöpfung und Konjunkturrettung ist die BRD selbst zum Abwertungsland geworden, Italien, Spanien, Griechenland, Frankreich sowieso.”

          Nun, das hat IRGENDJEMAND aber so entschieden, oder auch mehrere Jemande. Dass Deutschland seine gesamtwirtschaftlichen Lohnstückkosten weniger im Zeitverlauf gesteigert hat, als alle anderen EWU-Partner (=Abwertung), ist nicht vom Himmel gefallen, sondern auf Politik und ihre Wirkung auf die Summe individueller Entscheidungen Privater zurückzuführen. Und bei allen Arbeitsplatzvorteilen hat das eben auch Probleme herbeigeführt, an denen wir jetzt rumdoktern. Und diese Therapie braucht ein zwingendes WARUM für die Handlungen der Akteure und WARUM diese so unterschiedlich sind. Genau auf diesen zentralen Punkt gibt der Debitismus überhaupt keine Antwort. Zu Wissen, dass aus Komponenten ein Motor entstehen wird, sagt NICHTS über dessen Funktionsweise.

          “Am Ende der Konjunktur über Boni, Dividenden und Ausschüttungen zu diskutieren ist müssig. ”

          Genau falsch. Da der Output von Konjunktur sich in Folgeperioden selbst wieder “anfachen” muss und diese Fähigkeit zentral davon abhängt, wie dieser Output sich verteilt, ist die Frage nicht müßig, sondern absolut relevant. Denn im ersten Verteilungsschritt kann ich jeden erwirtschafteten Ertrag genau 1x weitergeben, danach entscheidet über den weiteren Verlauf, WER ihn erhalten hat.

        • Alexander
          Alexander sagte:

          @Christian Anders

          Unsere Wahrnehmung von Realität könnte unterschiedlicher nicht sein, wobei Sie gesetzliche Abläufe einfach ausblenden. Vorher-nachher Problem.

          “Direkt abhängig sind sie (Anm.: Einkommen sozialer Dienstl.) von der realen Produktion an sich – diese kann und wird auch teilweise exportiert, MUSS es dafür aber nicht und überschießend schon mal gar nicht. Oder kennen Sie einen Mechanismus, der hier Zwangsläufigkeit fordert?”

          Mit sozialer Dienstleistung meine ich kein Nagelstudio sondern Gesundheit/Pflege. Ihre Finanzierung leitet sich aus Beiträgen ab, die vom Erlös von Produktion abhängt. Ohne Käufer bricht das zusammen.
          Der Mechanismus der Zwangsläufigkeit ist die schiere Dimension unserer Exportindustrie nach 80 Jahren Wachstum. Wenn >70% der Produktion ins Auslang geht, ist die Binnennachfrage nicht in der Lage Auslastung zu bieten.

          “…Investitionschwäche bedeuten doch nichts anderes, als dass die Exportstärke GERADE NICHT die Gesellschaft mit der ihr möglichen Tragkraft finanziert. ”

          Investitionsschwäche ist Folge von politischen Rahmenbedingungen. Wenn Globalisierung rentabler ist als sich DEUTSCHEN Utopien zu beugen, wandert die Investition einfach aus. Ohne die Erlöse der Exportindustrie gäbe es kein Märchen vom reichen Deutschland.

          Die aufgesparten Pleiten durch Zombifizierung summieren sich mit den Pandemiepleiten, den Unternehmensaufgaben mangels Aufträgen ohne Export, inländischem Konsum und den shutdown Auswirkungen. Ihre Zahl kann solange nicht ermittelt werden, bis es wieder erlaubt ist Insolvenz anzumelden.

          Von Lohnstückkosten reden Sie nur um ihre Forderung nach Lohnerhöhungen zu begründen. Mehr Geld heißt mehr Nachfrage—– damit verkennen Sie 30 Jahre Globalisierung genau wie die sozialistischen Lohnerhöher/Arbeitsplatzvernichter in Frankreich/Italien.

          Den Clou bieten Sie zum Schluss

          “Da der Output von Konjunktur sich in Folgeperioden selbst wieder „anfachen“ muss und diese Fähigkeit zentral davon abhängt, wie dieser Output sich verteilt…”

          Kaufkraft, Kaufkraft, Kaufkraft! Bei mindestens 70% Exportanteil müssen Müllfahrer und Krankenschwestern viele Investitions- Produktions- Anlagegüter kaufen um Spezialchemie, Hoch-,Tiefbau, Baumaschinen, Schwerindustrie, Bergbaumaschinen, Energieversorgung (Siemens), LKW, Schienensysteme, Werkzeugmaschinen, Halbzeuge- , Hilfs-Betriebsstoffe, Verpackung-, Abfüll-, Enstorgungs-maschinen und unendlich vieles mehr auszulasten.

          Ich würde Sie bitten weniger emotional zu denken um sich der Dimension klarer zu werden. Die BRD kann ohne ihre Exporte (>70%) so wie bisher nicht weiter leben.

        • Christian Anders
          Christian Anders sagte:

          @Alexander

          Sie verstehen aber auch, dass wir auch Exporte nur an existierende Kaufkraft verkaufen können, die des Auslandes halt statt die eigene. Und dass dieses Ausland seine Kaufkraft sukzessive verliert, wenn jemand anderes (also: wir) nur noch mit dauerhaft 70% Exporten zurecht kommt?

          Dieser einfache logische Zusammenhang lässt auf Ihre Aussage

          “Ich würde Sie bitten weniger emotional zu denken um sich der Dimension klarer zu werden. Die BRD kann ohne ihre Exporte (>70%) so wie bisher nicht weiter leben.”

          nur entgegnen: Die BRD kann auch MIT ihren Exporten nicht so wie bisher weiterleben. Aus o. g. Gründen. Das ist reine Logik, keine Emotionalität.

          Es gibt mehrere Anpassungsmöglichkeiten, EINE davon ist das mit den Löhnen. Eine andere wären dauerhafte Transfers aus D an die Kunden, damit die unsere Exporte weiter bezahlen können. Noch eine wären enorme zusätzliche Staatsschulden, um Investitionsprogramme aufzulegen, die entweder Dienstleistungen von außerhalb anzapfen, hier Einkommen generieren, oder beides gemischt.
          Eine dritte Option wäre: Nichts machen. Dann gehen unsere Kunden irgendwann insolvent und mit dem Export ist es dann auch Essig.

          Was Sie machen – insistieren darauf, dass es unabdingbar für uns ist, so zu wirtschaften – und dabei ausblenden, dass diese Art zu wirtschaften sich selbst kannibalisiert, wenn man nicht Anpassungen, z. B. o. g., vornimmt, ist erstaunlich.

          “So wie bisher” wird es unter gar keinen Umständen geben können und die BRD darf sich mal überlegen, WELCHE der verschiedenen Änderungen sie anderen ggü. bevorzugt.

          Was Sie hier veranstalten, erschließt sich mir nicht:

          “Ihre Finanzierung leitet sich aus Beiträgen ab, die vom Erlös von Produktion abhängt. Ohne Käufer bricht das zusammen.”

          Äh… ja! Genau das sagte ich selbst, in anderen Worten. Wo ist das Problem?

          “Bei mindestens 70% Exportanteil müssen Müllfahrer und Krankenschwestern viele Investitions- Produktions- Anlagegüter kaufen um Spezialchemie, Hoch-,Tiefbau, Baumaschinen, Schwerindustrie, Bergbaumaschinen, Energieversorgung (Siemens), LKW, Schienensysteme, Werkzeugmaschinen, Halbzeuge- , Hilfs-Betriebsstoffe, Verpackung-, Abfüll-, Enstorgungs-maschinen und unendlich vieles mehr auszulasten.”

          Was Sie – aus irgendwelchen Gründen – nicht begreifen wollen, ist, dass diese Dinge VERMEHRT von unseren Kunden im Ausland nachgefragt werden können, WENN die Krankenschwestern, Müllmänner, Altenpfleger etc. selber eine höhere Nachfrage haben, weil sie in Masse dann auch zusätzliche Importe eben jener Kunden beziehen und so ihnen Solvenz bescheren (das geht auch noch weiter über Drittrundeneffekte usw.).
          Genau diese Solvenz geht aber flöten, wenn es dauerhafte Überschüssler gibt, denn sie erfordern dauerhafte Defizitler. Das Modell mit den 70% Export ist deshalb einfach niemals nachhaltig aus sich selbst heraus. Wer nachhaltig Geld einnehmen will, muss es auch ausgeben.

          Ein einfaches “weiter so” kann es deshalb aus rein logischen Gründen unmöglich geben. Das zu verneinen ist Realitätsverweigerung. Die möglichen Optionen sind mehrerlei. Das mit den Löhnen ist eine davon. Ich präferiere Sie wegen der größeren negativen Effekte anderer Optionen, die ich befürchte.

        • Alexander
          Alexander sagte:

          @Christian Anders

          Mir fällt es leicht meiner Linie zu folgen, weil meine Argumentation den Buchungssätzen (=Bodenhaftung) folgt. Bei Ihnen lese ich etwas durcheinander zwischen “wünschen” – “können”.

          Die Kaufkraft unserer Kunden spielt keine Rolle, wenn ihre Schuldtitel handelbar sind weil mit Pfand besichert. Genauso läuft der Export / Import in Kreditgeldsystemen ab, man tauscht Pfand>Geld>Ware>Geld> bis zur Tilgung im Idealfall.
          Der Idealfall darf gemäß den linken Ökonomen nicht eintreten, weil die fallende Geldmenge sofort für Deflation sorgt. Deflation der Preise ist schlecht, weil sie Kaufkraft mindert…..
          Tatsächlich exportieren wir gegen Salden nach Europa völlig unbesichert und die Exporte nach den USA werden mehr von Militärgewalt garantiert, als von sicheren Pfändern.
          Die weltweite Zombiefizierung stellt das Exportmodell der BRD zusätzlich in Frage, aber das spielt keine Rolle solange China seine Neuverschuldung mit Wachstumsraten befeuert, die exponentielle Verschuldung aufweisen.

          Ich halte jeden Versuch dieses System zu reformieren für naiv, noch naiver die Reparatur über steigende Löhne, weil z.B. China über seine Wechselkurspolitik künstlich dafür sorgt…weitere Wertschöpfung/Arbeit zu importieren. Trump kritisiert das, aber Trump ist so böse, dass niemand davon Kenntnis nimmt.

          Was passiert, wenn die Exportkapazitäten/Produktion nur noch zu 30% ausgelastet sind – probiert die Republik zwischen den fake Covid-19 Wellen gerade aus.

          Das zerstörte Vertrauen unterbricht die Neuverschuldung weltweit, Tilgung = Schrumpfung von Risiko wird alternativlos. Das Fristenproblem von Umsatzschwund und Fixkosten wird eine noch nie dagewesene Deflation auslösen.

          In der weltweiten Deflation werden alle vergangenen Exporte auf ihre Belastbarkeit geprüft, genau wie alle verpfändeten Eigentümer neu bepreist werden.
          Falls es zu einer Zwischenbilanz für die BRD kommt, werden wir feststellen, dass die importierten Schuldtitel keine Wert mehr haben und nicht mehr handelbar sind.
          Ferner genügen die Pfänder zur Vermarktung nicht, was bedeutet, dass wir jahrelang eine Wohlstandsblase erlebt haben und die Waren /Dienstleistungen unterm Strich verschenkt haben. Darin verbirgt sich der wahre Export von Kapital und die Verschwendung von Lebenszeit.

          Damit bin ich bei H.W.Sinn und Daniel Stelter, die beide um diese schlechte Geldanlage durch das dt. Geschäftsmodell trauern. #metoo.

        • Christian Anders
          Christian Anders sagte:

          @Alexander

          “Die Kaufkraft unserer Kunden spielt keine Rolle, wenn ihre Schuldtitel handelbar sind weil mit Pfand besichert. Genauso läuft der Export / Import in Kreditgeldsystemen ab, man tauscht Pfand>Geld>Ware>Geld> bis zur Tilgung im Idealfall.”

          Wenn ich “Kaufkraft” sage, meine ich damit, WIE VIEL (absoluter Wert) tatsächlich gehandelt und bezahlt wird.
          Da sich sich die Problemstellung, die ich definiert und zur Diskussion gestellt habe, unverbrüchlich auf gehandelte Mengen bezieht, ist ein relevanter Teil von ihr genau diese Frage: WER kauft WIE VIEL (=Kaufkraft) aus WELCHEM GRUND (weiterer Teil der Problemstellung)?

          Mag sein, dass Sie unter “Kaufkraft” was völlig anderes verstehen.

          Ansonsten ist es mit Ihnen so, als würden wir beide durch einen friedlichen Vorort spazieren, in dem überraschenderweise ein Mord geschehen ist. Ich frage Sie: “Wie konnte DAS gerade HIER passieren?” und Sie antworten: “Ist doch klar, weil wir seit Adam&Eva aus dem Paradies vertrieben sind”.

          Damit haben Sie die konkrete Frage völlig unbeantwortet gelassen, mir aber unwiderlegbar “bewiesen”, dass ich sie aus überhaupt nur diesem einem Grund stellen kann. Sie scheinen das für eine ausreichende, wenn nicht sogar die einzige richtige Antwort zu halten. Über die Motivation und den Hergang der Tat sagt das dennoch: Null.

        • Alexander
          Alexander sagte:

          @Christian Anders

          Wer ein System reformieren will muss seine Herleitung kennen, oder er bringt es zum Einsturz. Ist Einsturz das Ziel, wie bei den Covid19 Jüngern, darf man nicht von Reform sprechen sondern von Revolution.

          Da jeder Versuch kreativer Verbesserungen automatisch als oppositionell ausgebissen wird, wird unser System einstürzen und über das Verständnis seiner Funktionsweise kann man versuchen den Neuanfang zu begleiten. Als Überlebender der “Pandemie”.

          Lord Keynes Verdienst war es zu erkennen, dass strukturelle Reformen unmöglich durchzusetzen sind angesichts der Interessen seiner Auftraggeber, britischer industrieller Hochadeliger.

          Wenn die Löhne der Schwerindustrie in Friedenszeiten, nach dem I WK, nicht zu senken sind, muss man diese eben inflationieren. Davon profitieren auch Konzerne, weil man über Preisgestaltung die Kaufkraft genauer justieren kann, als durch Marktkräfte.
          Marktkräfte senkten während der großen Depression 1873-1896 die Gewinne von Industriellen tiefer als man die Löhne der Arbeiter senken konnten. Die Kaufkraft stieg zulasten der Unternehmen, weil es ohne qualifizierte Arbeiter nicht geht. Das sollte sich niemals mehr wiederholen und alle “Arbeiter-denken”, Löhne müssen steigen……..der steten Inflation wegen.

          Tucholsky schrieb über “den Menschen” nicht der Unterhaltung willen.

          Ich will Ihre Absichten nicht in Abrede stellen, aber so wie zu lesen wird das nichts.
          Sorry about that.

    16. Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      bto: “…nimmt die Unzufriedenheit in weiten Teilen der Bevölkerung zu.”

      Woher wollen Sie das wissen, Herr Dr. Stelter? Die Wahlumfragen zeigen bei den Parteien jetzt keine erhöhte Proteststimmung und die “Partyszenen” in den Zentren der Großstädte sind unpolitisch. Damit Sie mich nicht falsch verstehen, ich würde mich freuen, wenn Sie recht hätten, aber die Aussage ist für mich nicht belegt. Dass Ihre Unzufriedenheit und die der Besucher dieses Blogs zunimmt, könnte ich nachvollziehen, aber – mit Verlaub – das ist nicht repräsentativ.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Wolfgang Selig

        “die ‘Partyszenen’ in den Zentren der Großstädte sind unpolitisch”

        Das stimmt nur zum Teil. Die sind teils unpolitisch, teils sunnitisch-islamistisch, und teilweise nur daran interessiert, für ihre eigene Ethnie das Maximum an staatlichen Ressourcen in Deutschland herauszuholen (denken Sie zum Beispiel an die Kurden, die ja bekanntlich mit dem IS und mit Erdogan verfeindet sind und ihre ganz eigene Agenda haben).

        Allen “Partyszene”-Fraktionen gemeinsam ist natürlich die Tatsache, dass wir Vorschläge für eine intelligente Wirtschaftspolitik von diesen Grupen nicht erwarten können. Da fehlen sowohl Kompetenz als auch Interesse, und mit den währungspolitischen Problemen der Eurozone identifizieren die sich sowieso nicht. Die kommen höchstens irgendwann an und fordern Migrantenquoten für die kompetenzlose Versorgung mit Pöstchen, staatlichen Privilegien und ähnlichem, analog dem, was die marxistische “Black Lives Matter”-Bewegung in den USA gerade veranstaltet – zumindest so lange bis sich die einzelnen Minderheitengruppierungen gegenseitig bekämpfen wenn es um die Verteilung der gemachten Beute geht.

        Antworten
        • Wolfgang Selig
          Wolfgang Selig sagte:

          @Herrn Ott: Ich kann Ihre Argumentationslinie nachvollziehen und halte diese durchaus für möglich, nur fehlt mir hierauf die Reaktion der Wahlberechtigten. Wo ist die Demonstration der Anständigen gegen diese Vorkommnisse? Ich sehe – keine.

      • felix
        felix sagte:

        @ Herr Selig:

        Die Unzufriedenheit unter deutschen Arbeitnehmern und Selbständigen ist seit Jahren und Jahrzehnten schon sehr groß. Sie wird nur nicht offensiv geäußert und führt nicht so rasch wie z.B. in Frankreich zur öffentlichen Entladung. Außerdem ist die wirtschaftliche Kompetenz nicht vorhanden, die Ursachen für die diversen Probleme zu erkennen. Hinzu kommt, dass sich sehr viele jetzt besonders zurückhalten, weil sie Konsequenzen fürchten. Die Deutschen sind oft zu arm um sich eine eigene Meinung zu leisten.

        Aber: Wir sehen die Unzufriedenheit indirekt daran, dass sich relativ wenige selbständig machen und an der niedrigen Geburtenrate. Es wird auch vergleichsweise wenig gespendet. Die Auswanderung gut qualifizierter Deutsche ist besorgniserregend.

        Antworten
    17. markus
      markus sagte:

      Das klingt doch mal nach einer vernünftigen Methode, das Schlammassel wesentlich abzumildern. Das wäre sehr zu begrüßen.

      Nur das mit der Taskforce erinnert irgendwie an Indianer und tote Pferde… :)

      Realpolitisch würde ich Folgendes vorschlagen: anstatt an alle Bürger unter 65 jahre, würde ich es an alle Bürger über 55 Jahre vergeben. Dann ist es quasi schon durch Bundestag und Bundesrat.

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