Mehrwert­steuer­senkung wird ohne Wirkung bleiben

Dieser Kommentar von mir erschien bei Cicero:

Ab 1. Juli 2020 beschert uns die Regierung die befristete Senkung der Mehrwertsteuer, aber nur für ein Zeitfenster von sechs Monaten. Denn insbesondere die begrenzt verfügbare Ersparnis soll den Kaufanreiz besorgen. Die Politik verspricht sich davon, die Corona-Rezession zu überwinden oder sie zumindest deutlich zu mildern. So groß die Überraschung im ersten Moment der Ankündigung war, so gering aber dürfte die Wirkung für die Konjunktur am Ende sein. Aus folgenden Gründen:

1. Brauchen wir ein Konjunkturprogramm?

Nach dem tiefen Einbruch im ersten Halbjahr dürfte sich die Wirtschaft in Deutschland spürbar erholen. Auch in den Hauptabsatzmärkten für deutsche Produkte dürfte es wieder aufwärtsgehen. Doch wird die Erholung nicht ausreichen, um die Wirtschaft bei uns auf das Vor-Corona-Niveau zu hieven. Dazu war der Einbruch zu tief, deutlich tiefer als in Folge der Finanzkrise und zudem weltweit. Deutlich gestiegene Arbeitslosigkeit – je nach Land offen ausgewiesen (z. B. USA) oder durch staatliche Maßnahmen wie das Kurzarbeitergeld versteckt (Deutschland) –, sinkende Einkommen, gestiegene Verschuldung der Unternehmen aus Rettungsmaßnahmen und die hohe Unsicherheit, wie es nach dem Schock weitergeht, dürften sich auch in den kommenden Monaten dämpfend auf die Wirtschaft auswirken. Hinzu kommt die nicht unbegründete Sorge vor einer weiteren Infektionswelle, wie ein Blick nach China und Japan in diesen Tagen unterstreicht.

Ohne Maßnahmen der Regierungen weltweit wird es in diesem Umfeld keinen raschen Aufschwung geben. Je länger jedoch Arbeitslosigkeit und gedämpfte wirtschaftliche Entwicklung anhalten, desto größer der langfristige Schaden. Die Ökonomen sprechen von „Hysterese“. Diesem Effekt gilt es vorzubeugen und staatliche Ausgabenprogramme können hier einen Beitrag leisten, wenn sie schnell wirksam werden und vor allem an den richtigen Bereichen ansetzen. So mag beispielsweise die Idee, mehr in die Entwicklung von Wasserstofftechnologie zu investieren, richtig sein, mit Blick auf die gewünschte konjunkturelle Wirkung ist sie aber schon allein aufgrund des Zeitbedarfs zur Umsetzung irrelevant.

2. Ist eine temporäre Maßnahme sinnvoll?

Auf jeden Fall. Es geht bei Konjunkturprogrammen per Definition um Kurzfristmaßnahmen, um eine wirtschaftliche Erholung zu befördern. Es geht um einen Impuls. Setzt man dagegen auf staatliche Industriepolitik wie bei Wasserstoff oder früher der Solarindustrie, hat das mit Konjunkturpolitik nichts zu tun, sondern es handelt sich um Strukturpolitik mit der Gefahr, planwirtschaftliche Auswüchse anzunehmen. Die Energiewende ist ein gutes Beispiel, wo für die Förderung der Solarindustrie 82 Milliarden Euro ausgegeben wurden – Geld der Bürger – mit dem Effekt, den hiesigen CO2-Ausstoß um zwei Prozent zu reduzieren und China eine neue Industrie zu verschaffen.

So gesehen ist das Konjunkturpaket der Regierung eine Mischung aus Struktur- und Konjunkturpolitik. 50 Milliarden für „Klimaschutz und Zukunftstechnologien“ sind eindeutige Strukturausgaben, wobei offen ist, ob diese wirklich in Zukunft zu höherem Wohlstand hierzulande führen. Die Entlastung der Kommunen von den Unterbringungskosten für Hartz IV- Empfänger (4 Mrd. p. a.), Ausbau von Kindertagesstätten und Ganztagsschulen (3 Mrd.), die Deckelung der Sozialabgaben (5,3, Mrd. in 2020) und die Senkung der EEG-Umlage (11 Mrd.) haben ebenfalls nicht den Charakter von Konjunkturmaßnahmen. Bei allen geht es um längst überfällige Korrekturen, und auch den Bürgern bringt es nichts. Sie haben nicht mehr in der Tasche, sondern sollen in Zukunft nicht noch mehr weggenommen bekommen. Man muss wohl Politiker sein, um den (vorläufigen) Verzicht auf mehr Abgaben als „Entlastung“ zu verkaufen.

Als Konjunkturmaßnahmen bleiben da die rund vier Milliarden für Familien in Form der Einmalzahlung von 300 Euro pro Kind, den Besserverdiener gleich wieder über die Steuer abliefern dürfen und eben die Mehrwertsteuersenkung. 20 Milliarden weniger will der Staat in den kommenden sechs Monaten einnehmen. Auf diesen einmaligen Maßnahmen stützt sich nun also die Hoffnung, die deutsche Wirtschaft zu einem selbsttragenden Aufschwung zu führen.

3. Ist die Senkung der Mehrwertsteuer der richtige Weg?

Pro Kopf der Bevölkerung entsprechen die 20 Milliarden, von denen die Regierung ausgeht, rund 250 Euro. Dies unter der Annahme, dass die Senkung der Steuer wirklich von den Unternehmen an die Bürger weitergegeben wird. Die Erfahrung Großbritanniens mit einer derartigen Maßnahme nach der Finanzkrise zeigt, dass rund 75 Prozent der Senkung wirklich weitergegeben wird, während 25 Prozent zur Stärkung der Gewinne der Unternehmen verwendet wird. Dann sind wir bei rund 185 Euro pro Kopf.

Jetzt wissen wir aber, dass die Steuersenkung bei der Masse der Einkäufe keine spürbare Rolle spielt. Wenn man bei einem Einkauf von Lebensmitteln oder im Restaurant bei einer Rechnung über 100 Euro inklusive Mehrwertsteuer nach der Senkung (von sieben auf fünf Prozent) nur noch 98,13 Euro bezahlt, führt das über die Zeit zwar zu einiger Einsparung aber sicherlich nicht in dem Umfang, der dazu führt, dass die Bürger angesichts der oben genannten Unsicherheit mehr ausgeben.

Offensichtlich macht sich die Senkung der Mehrwertsteuer nur bei Großanschaffungen richtig bemerkbar. Wer sich einen Sportwagen für 100.000 Euro gönnt, spart etwas mehr als 2.500 Euro. Vermutlich hätte der Käufer diesen Rabatt im heutigen Umfeld noch heraushandeln können oder aber ihn gar nicht gebraucht. Ohnehin liegt der Verdacht nahe, dass der Sportwagen als Firmenwagen zugelassen wurde und dort die Mehrwertsteuer ohnehin nicht anfällt.

Fraglich ist so oder so, ob man die Entscheidung für den Sportwagen – oder alternativ eine schöne Uhr, neue Möbel oder eines neuen Dachs – von der Tatsache abhängig macht, dass man 2.500 Euro spart. Zweifel sind angebracht. Denn viel entscheidender für die Bereitschaft, große Ausgaben zu tätigen, sind die wirtschaftlichen Aussichten – die bleiben unsicher wie gezeigt – und die Einschätzung künftiger Lasten. Dass die Politik keinen Tag darauf verzichtet, künftige Steuererhöhungen und Vermögensabgaben zu diskutieren, wirkt da schwerer als die Aussicht auf ein paar Euro, die man heute spart und morgen mit höheren Steuern zurückzahlen muss.

4. Gäbe es eine Alternative?

Geht es darum, die Krise mit Schwung zu überwinden, muss man zeitlich begrenzt Ausgaben anreizen. Diese müssen nach Lage der Dinge vor allem den einfachen Konsum überproportional fördern, weil hier im Unterschied zu normalen Rezessionen überproportional großer Schaden entstanden ist: Restaurants, Hotels, Geschäfte sollten profitieren.

Zum Teil erreicht das die Einmalzahlung an Familien, besser aber wäre es, allen Bürgern einen befristeten Anreiz zu geben, zum Beispiel durch Konsumgutscheine, die Ende Oktober verfallen. Damit hätten alle Bürger einen starken Anreiz, diese Konsumgutscheine zu nutzen, was zu einem entsprechenden Nachfrageschub führt.

5. Bleibt es bei dem aktuellen Konjunkturprogramm?

Sicherlich nicht. Aus vergangenen Pandemien wissen wir, dass das Wachstum der Wirtschaft nicht zum Niveau vor der Krise zurückkehrt. Da das Wachstum schon vor Corona in Europa und den USA enttäuscht hat, werden alle Staaten mehr Maßnahmen ergreifen, um die Wirtschaft zu beleben, in Europa verbunden mit dem Wunsch den CO2-Ausstoß zu senken. Dies wird zunehmend direkt von den Notenbanken finanziert werden.

Für Deutschland bedeutet dies, in dieser Entwicklung nicht abseits zu stehen. Dies sollte aber intelligent erfolgen. Konkret sollten wir:

  • eine nachhaltige Entlastung der Bürger vor allem im unteren und mittleren Einkommensbereich realisieren;
  • deutlich mehr im Inland investieren – Bildung, Infrastruktur, Digitalisierung;
  • die Unternehmen von den Schulden entlasten, die sie im Zuge der Corona-Krise aufnehmen mussten.

So bietet die Corona-Krise eine Chance für einen Neustart in Deutschland. Ausführlich beschreibe ich das Programm in der aktuellen Ausgabe von Cicero.

Insgesamt wird die Mehrwertsteuersenkung bestenfalls ein Strohfeuer auslösen. Denn es werden die ohnehin geplanten Ausgaben sein, die in diesen kommenden sechs Monaten erfolgen. Und dann? Spätestens, wenn im Wahljahr 2021 die Mehrwertsteuer wie angekündigt wieder angehoben werden soll und hitzige Diskussionen darum geführt werden dürften, werden wir merken, wie lange uns Corona und seine wirtschaftlichen Folgen noch beschäftigen werden. Die Pandemie und unsere Reaktion darauf bleiben eine Zäsur.

cicero.de: “Weshalb die Wirkung verpuffen wird”, 16. Juni 2020

Kommentare (65) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Jens Happel
    Jens Happel sagte:

    Ganz so schlecht ist das zusätzliche Kindergeld und die Mehrwertsteuersenkung aber nicht.

    Sie erhöht prozentual die unteren Einkommensgruppen sehr stark. Das ist die Gruppe die erfahrungsgemäß keine oder eine sehr niedrige Sparquote hat. Das Geld an diese Einkommensgruppen dürfte wirklich größtenteils als Konsum in Wirtschaft zurückfließen. Bürger mit höheren Einkommen die ihr zusätzliches Kindergeld wieder gleich zurückzahlen müssen, zählen eher zu den Sparern. Insofern macht es Sinn hier nicht das Geld mit der Gieskanne gleich zu verteilen.

    Der Teil der Mehrwertsteuer, der nicht an die Konsumenten weitergegeben wird, hilft den Unternehmen bei tendenziell sinkenden Einnahmen über die Runden zu kommen.

    Besser als eine Abwrackprämie 2.0 finde ich das Vorgehen allemal.

    Und wer so gestrickt ist beim Kauf eines 100.000 Euro teuern Autos zu feilschen, tut dies auch mit einer Mehrwertsteuersenkung.

    Antworten
  2. Rolf Peter
    Rolf Peter sagte:

    In den üblichen keynesianischen Modellen funktioniert der Multiplikator dann, wenn die Staatsausgaben einmalig aber dauerhaft erhöht werden (bzw. die Steuern gesenkt). Was hier vorgeschlagen wird, läuft also auf ein Strohfeuer hinaus, mehr nicht.

    Es fehlt auch die Analyse, was genau das zu lösende Problem ist. Wenn wir uns nun auf (un-)regelmäßige aber wiederkehrende Lockdowns einstellen müssen (wegen einer zweiten oder dritten Welle oder einem neuen Virus; auf jeden Fall werden uns die Lauterbachs dieser Welt mit ihrer Panikmache erhalten bleiben), dann wird sich die Struktur der Wirtschaft anpassen müssen. Dann gibt es zu viele Hotels, Restaurants, “Geschaefte”, Prostituierte etc. In diesem Fall, ist der Vorschlag mit den Konsumgutscheinen abzulehnen.

    Abgesehen davon, dass sie vermutlich nichts bzw. nicht viel bewirken und u.U. die nötige Anpassung der Wirtschaft verzögern, stellen diese zielgenauen Ausgabenprogramme lediglich eine Umverteilung von Einkommen zu den jeweiligen Sektoren dar.

    Was spricht dagegen, dieses Problem an der Wurzel zu packen?
    Man hebt den Lockdown auf;
    Man informiert die Bevölkerung umfassend und neutral, so dass die Leute ihre eigene Risikoeinschätzung vornehmen können. Diese wird bei jedem verschieden ausfallen.
    Dann lässt man die Leute eigenverantwortlich handeln, u.U. unterstützt von Expertenempfehlungen.

    Es ist völlig absurd, den Lockdown (teilweise) aufrechtzuerhalten, die Leute in Panik und Angst zu versetzen und dann gleichzeitig mit Konsumgutscheinen zu bestechen, um diese Angst zu überwinden.

    Antworten
    • Thomas M.
      Thomas M. sagte:

      Hr. Peter: Ihre Idee – viel zu liberal und viel zu wenig vorgeschrieben. Wir sind hier schließlich in Deutschland. Was da alles passieren kann, wenn die Leute auf einmal eigenverantwortlich werden – und dann auch noch bei so Sachen, wo es um Leben und Tod geht. ;)

      “Es ist völlig absurd, den Lockdown (teilweise) aufrechtzuerhalten, die Leute in Panik und Angst zu versetzen und dann gleichzeitig mit Konsumgutscheinen zu bestechen, um diese Angst zu überwinden.”

      Ganzheitlich und rational korrekt. Wir haben hier aber – wieder einmal – einen extrem starken medialen Effekt, der losgelöst von rationalen Überlegungen läuft. Fear sells und mit Corona haben die Medien eine Klick-Garantie… Lockerer tun sich in dem Kontext extrem schwer und der vorsichtige Kurs wird quasi-automatisiert vorgegeben. Man sieht ja, wie “Abweichler” wie Schweden in den Medien an den Pranger werden.

      Alles in allem sind wir in Deutschland aber noch – wie ich denke – halbwegs gut weggekommen, was das Ausmaß der Einschränkungen betrifft. Vermutlich dank des föderalen Systems, was zumindest einen gewissen Wettbewerb der Lock Down-Intensität bedingte?!

      Antworten
  3. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    Wenn dieser alte Spielverderber David Ricardo mit seiner postulierten Äquivalenz Recht behält, dann werden die meisten Leute das wegen der Mehrwertsteuersenkung nicht ausgebene Geld in Erwartung zukünftiger Steuer- und Sozialabgabenerhöhungen sparen:

    “Zum Haushaltsausgleich werden die Einnahmen aus Krediten um rund 62,5 Milliarden Euro auf rund 218,5 Milliarden Euro erhöht.”
    https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2020/kw27-de-nachtragshaushaltsgesetz-701728

    Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Stöcker

        “Ricardianische Äquivalenz ist BS”

        Na klar – dass die Schuldenmach- und Gelddruckfraktion diese Position einnimmt, ergibt sich ganz zwingend aus ihrer “Strategie”.

        Wenn es wirklich so großer Bullshit ist, wieso bereiten sich die Leute dann trotz der staatlichen Gelddruckorgie mit Schulden zurückzahlen und Vorräte aufstocken auf kommende schlechte Zeiten vor?

        https://www.zerohedge.com/personal-finance/americans-biggest-financial-regret-not-saving-enough-coronavirus-hit

        Die müssten doch eigentlich den Keynes rauslassen und konsumieren und einkaufen wie blöd. Machen sie aber nicht. Was ist nur mit den Leuten los?

      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        Na ja, der Mechanismus der Ricardianische Äquivalenz sounds very far-fetched. Immer wieder kurios, was in staubigen Stuben ausgetüftel wird… wer denkt denn bitteschön so???

        Dass die Leute nicht in Scharen shoppen gehen lässt sich wohl viel besser und einfacher mit tatsächlichen und erwarteten Einkommenseinbußen und den Masken erklären.

        Unsicherheit, wenig Spaß, nachlassende Kaufkraft -> No Shopping und Dining

        Dafür muss man nicht VWL studieren.

        Ich könnte mir übrigens vorstellen, dass Sie zwei diesbzgl. eigentlich gar nicht unterschiedlicher Meinung sind ;)

      • Rolf Peter
        Rolf Peter sagte:

        @ Thomas M.
        Es kommt immer auf die Annahmen an. Ricardianische Äquivalenz gilt, wenn die Wirtschaftssubjekte rational sind und einen langen Planungshorizont haben (z.B. indem sie das Wohlergehen ihrer Kinder in ihr eigenes Nutzenkalkuel einbeziehen). Dann ist klar, dass zusätzlicher Staatsverschuldung immer zusätzliche Steuerverpflichtungen gegenüberstehen (auch dann, wenn die Staatsschuld revolviert wird, ein Thema, das hier so beliebt wie nebensächlich ist).

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Richard Ott

        Sie vermengen hier vier unterschiedliche Themen auf völlig unzulässige Weise:

        1. Ricardianische Äquivalenz (=BS, wie Mark Blyth sehr treffend erläutert).
        2. Konsumverhalten von Joe Sixpack in einer Rezession („vorbereiten auf kommende schlechte Zeiten“)
        3. Keynesianismus („Die müssten doch eigentlich den Keynes rauslassen“)
        4. Geldpolitik („trotz der staatlichen Gelddruckorgie“)

        2. bis 4. hat NICHTS mit Ricardianischer Äquivalenz zu tun.

        ad 2. WEIL die Leute sich auf (kommende) schlechte Zeiten einstellen (müssen) gehen ihre Ausgaben zurück; und nicht etwas weil sie davon ausgehen, dass in 5 oder 10 Jahren vielleicht die Steuern erhöht werden. Joe Sixpack kennt noch nicht einmal den Unterschied zwischen Staatsschulden und Budgetdefizit; und sein Planungshorizont reicht ganz RATIONAL bis zum nächsten Pay Day. Was er allerdings versteht, das ist die Kündigung und ihre Folgen, die er erhalten hat/wird.

        ad 3. Aus 2. folgt, dass Joe Sixpack gerade nicht den (Vulgär)„Keynes rauslassen“ kann/wird. Wenn Joe Sixpack weniger ausgibt, dann gehen aber zugleich auch die Einnahmen der anderen zurück. Wenn die Einnahmen der anderen zurückgehen, dann werden diese auch weniger investieren; insbesondere dann, wenn die Zinsen schon die Nulllinie erreicht haben und die Liquiditätsfalle zuschlägt. DAS ist JETZT die Stunde des WAHREN Keynesianismus; und nicht des Vulgärkeynesianismus. Die Antwort von Keynes am ZLB war eindeutig: Staatliche INVESTITIONEN kompensieren den Nachfrageausfall und ermöglichen somit ex post eine REALE Ersparnis. Allan Meltzer kannte Keynes besser als die meisten Keynesianer. Hier nochmals der Link zu dem hörenswerten Podcast: https://macromarketmusings.blogspot.com/2017/01/macro-musings-podcast-allan-meltzer.html

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        ad. 4. Die „staatliche Gelddruckorgie“ ist beim Dollar AKTUELL insbesondere eine Folge seiner Funktion als Nummer 1 in der Geldsystemhierarchie. Um die internationalen Märkte liquide zu halten MUSS die Fed als Dealer of last Resort agieren, weil ansonsten im Rest der Welt die Lichter ausgehen. Schauen Sie einfach noch mal hier vorbei und sehen sich auch die dort verlinkten Vorträge von Perry Mehrling an: https://zinsfehler.com/2019/01/23/warum-konnen-wir-unser-geldsystem-nicht-richtig-verstehen/

        LG Michael Stöcker

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        >Sie vermengen hier vier unterschiedliche Themen auf völlig unzulässige Weise>

        und Sie lassen ein Thema aus, um ZIELGENAU beim „wahren Keynesianismus“ zu landend.

        >Joe Sixpack kennt noch nicht einmal den Unterschied zwischen Staatsschulden und Budgetdefizit; und sein Planungshorizont reicht ganz RATIONAL bis zum nächsten Pay Day.>

        Das ist gerade mal die halbe Wahrheit.

        Denn sein Planungshorizont reicht weiter, zugegebenermaßen nicht bei vielen, aber doch einer erheblichen Anzahl.

        Joe Sixpack kann sich nämlich ausmalen, dass er im Alter keinen rosigen Lebensstandard zu erwarten hat und spart deshalb ganz RATIONAL, z. B. bei uns vorrangig mit Kapitallebensversicherungen, woanders eher mit Aktien oder Immobilien.

        Und genau da kommt der REAL betriebene Keynesianismus ins Spiel und zwar gleich zweifach:

        a) wo das NICHT reicht, werden Renten, KV etc., etc. staatlich bezuschusst – ALLES überwiegend für KONSUM.

        und

        b) der durch Sparen ausfallende Konsum wird durch direkte reale Nachfrage des Staats kompensiert, u. a. durch die viel zu geringen Investitionen und die Schaffung von BS-Jobs, um die Leute von der Straße oder dem Sofa zu bekommen.

        Das alles, die Art und Weise, wie entwickelte Gesellschaften STAATLICH auf ihre STRUKTUREPROBLEME reagieren, wird UMGEDEUTET zu gerechtfertigtem Keynesianismus.

        Das ist eine ökonomische Lebenslüge.

        Denn Keynes Vorstellungen sind auf einen ZYKLISCHEN Nachfrageausfall, aber keinen strukturellen gerichtet.

        Aber, was will man machen:

        Wenn man nur noch den Staat als Akteur hat, wenn die Privatwirtschaft lahmt, dann muss natürlich Keynes her für ökonomisch begründbares Handeln.

        Ich würde gern einmal von Keynes selbst etwas dazu hören, was zur gegenwärtigen Politik der Notenbanken PASST und nicht etwas dazu, WARUM die Notenbanken als Finanziers u. a. der Staaten agieren müssen, wenn diese doch autonom – mit Finanzierung durch die Märkte – den Nachfrageausfall der Privatwirtschaft „kompensieren“ können sollten.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        Nicht ganz zufällig betone ich immer mal wieder den Unterschied zwischen Keynesianismus und VULGÄRkeynesianismus; also Schwätzer, die Keynes wohl noch nie im Original gelesen haben.

        „Ich würde gern einmal von Keynes selbst etwas dazu hören, was zur gegenwärtigen Politik der Notenbanken PASST“

        Sehr wahrscheinlich REAL INVESTMENT, da die aktuellen Probleme den damaligen Problemen sehr ähnlich sind: https://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeine_Theorie_der_Besch%C3%A4ftigung,_des_Zinses_und_des_Geldes

        LG Michael Stöcker

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        Mit

        >„Ich würde gern einmal von Keynes selbst etwas dazu hören, was zur gegenwärtigen Politik der Notenbanken PASST“>

        meine ich nicht, zu welcher Verwendung der von den Notenbanken geschaffene Liquidität Keynes raten würde.

        Ich meine vielmehr:

        In der Welt, wie Keynes sie verstanden hat, dürfte es die außerordentlichen geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken NICHT geben.

        Oder anders ausgedrückt:

        Wenn sich bei Keynes der Gestaltungsmechanismus für eine nicht krisenhaft funktionierende Wirtschaft im Wesentlichen aus das Verhältnis privatwirtschaftlicher und staatlicher Nachfrage ERWÄCHST, kann er eine derart expansive Geldpolitik NICHT erklären.

        Wenn so, kann man auch nicht mit dem Keynesianismus die Probleme lösen wollen.

        Ohne seine General Theorie auch nur annähernd in allem verstanden zu haben, bin ich der Meinung, dass er u. a. die Globalisierung, die demografische Entwicklung und auch die Folgen der Produktivitätssteigerungen zumindest ihrem strukturell bestimmenden Impakt nach nicht auf dem Schirm hatte.

        Er hat zwar gesehen, dass die hohe Produktivität des kapitalistischen Systems weniger Arbeit für eine hinreichende Güterproduktion verlangen würde – aus seiner Sicht die Enkel weniger arbeiten müssten.

        Offensichtlich ist das aber nicht der Fall, wenn in vielen Familien es ZWEI Erwerbstätige braucht, um ein hinreichendes Einkommen zu erzielen und wiederum ein nicht ganz unbedeutender Teil arbeitsfähiger und arbeitswilliger Menschen keine Chance hat, ein die Existenz sicherndes Einkommen zu erarbeiten.

        Mit anderen Worten:

        Um die Gesellschaft nicht ökonomisch in die Katastrophe verfallen zu lassen, sind der Staat und hinter ihm die Notenbanken auf eine Weise gefordert, die sich im Rahmen seiner konzeptionellen Überlegungen nicht mehr darstellen lässt.

        Man muss dann schon mit irgendeinem Post-Keynesianismus kommen, wenn man mit einem REALITÄTSBEZOGENEM schlüssigen Konzept von Lösungsvorschlägen reüssieren will.

        Immer nur zu fordern, dass die Fiskalpolitik es richten müsse, ist zwar verständlich, weil es niemanden außer dem Staat gibt, der überhaupt noch etwas richten kann, aber fundiert ist das nicht angesichts der Probleme, die unübersehbar sind.

    • Felix
      Felix sagte:

      @Alle:

      Auch zu meinem Erstaunen bestätigen meine regelmäßigen Umfragen im Unterricht für Rechnungswesen (normales, gemischtes Publikum von Berufsanfängern) seit 15 Jahren hier Herrn Ott und seinen Freund Ricardo. Auch ohne jede Krise verhält sich etwas mehr als die Hälfte sparsam. Ob sie jetzt dazu analysiert haben müssen, warum die Sparsamkeit nötig sein könnte, und ob sie zu dem postulierten Grund gelangen, ist uninteressant.

      Antworten
      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Felix

        „Auch ohne jede Krise verhält sich etwas mehr als die Hälfte sparsam.“

        Das ist aber nicht Ricardianische Äquivalenz, sondern sinnvolles Verhalten.

        Es geht nicht um generelle Sparsamkeit, sondern um die völlig abstruse These, dass der rationale Homo Oeconomicus, der selbstverständlich schon heute ganz genau weiß, wie lange er lebt, wie viel er in 20 Jahren verdient, wie viele Kinder und Frauen er zu ernähren hat und wann welche Regierung exakt die/seine Steuern wieder erhöht, so dass er schon heute auf der Basis seines Lebenseinkommens seinen intertemporalen Konsum so anpasst, dass er exakt die gleiche Summe spart, die der Staat heute an zusätzlichen Schulden macht. Damit wären zusätzliche staatliche Schulden und zusätzliche private Ersparnis exakt gleich hoch und somit äquivalent. Es gibt also keine realen Effekte. Das ist…

        …einfach nur Gaga: https://youtu.be/X580DsJHcFI

        LG Michael Stöcker

      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        Gaga ist / wäre zumindest auch, dass die klassische Ökonomie so lange am Homo Oeconomicus festgehalten hat.

        Hat man das wirklich noch in den 90ern so gelehrt? Oder hat man zummindest gesagt “das ist eine idealisierte Vorstellung, die nicht der Realität entspricht”.

        Ich kann mir das gar nicht vorstellen und wundere mich, dass es in 2017 einen Nobelpreis in Economics für den Gegenbeweis gab… In den 50ern okay, aber nach 2000???

        https://www.theatlantic.com/business/archive/2017/10/richard-thaler-nobel-economics/542400/

  4. Thomas M.
    Thomas M. sagte:

    Auf NPR gibt’s einen interessanten Artikel passend zu diesem Thema aus den USA. In der Analyse stellt man fest, dass die Reichen deutlich weniger ausgeben, wodurch die Service-Jobs in den besseren Gegenden besonder leiden, und dass das Stimulus-Geld bevorzugt bei Amazon und Walmart ausgegeben wird und wenig zum Restart der Economy beiträgt.

    Das unterscheidet diese Rezession von anderen.

    Ich könnte mir vorstellen, dass es hier ähnlich ist.

    https://www.npr.org/sections/money/2020/06/23/881662948/why-reopening-isnt-enough-to-save-the-economy

    Antworten
  5. Gerald Baumann
    Gerald Baumann sagte:

    Die Senkung der Mehrwertsteuer schafft auf der Angebotsseite bei den Firmen einen irrwitzigen Verwaltungsaufwand über die komplette Suply-Chain wegen der Vorsteuerabzüge. Da immer der Leistungszeitraum relevant wird, der zudem manchmal nicht klar ist, bzw. sich faktisch verschieben kann, ist das Ganze eine komplexe Situation. Bereits jetzt wurde eine riesige Welle von Rechnungskorrekturen angeschoben. Viele Firmen müssen nun 2-mal hintereinander IT-Systeme anpassen oder Preisauszeichnungen ändern. Da die Mehrwertsteuer für Firmen nur ein durchlaufender Posten ist, bedeutet diese “Entlastung” genannte Senkung auf der Firmen-Seite de Facto eine relevante Belastung, die sicher in dieser konjunkturell sehr schwierigen Zeit kontraproduktiv ist.

    Antworten
  6. Dr. Stefan Lehnhoff
    Dr. Stefan Lehnhoff sagte:

    Soweit so d‘accor.
    Allerdings ist die Angst vor einer 2. Welle nicht berechtigt, es sei denn wir phantastischeren sie uns herbei, was allerdings passieren könnte :
    Südkorea und Japan hatten nie ein endemisches Geschehen, was jetzt läuft ist eine verzögerte 1. Welle (vor der man sich auch eigentlich nicht fürchten muss, siehe mein letzter Kommentar zur internationalen Corona Analyse).
    Israel hat eine Testepedemie ( nicht nur bei einer Dunkelziffer zwischen zehn und 50, bekommt man zunehmende Fallzahlen wenn man nur ausreichend testet da die Tests nun mal nicht 100 % sind).
    In anderen Ländern, wie Iran ist das auch ein geographisches Thema: Hat man I fektionsgeschehem erst in einigen Teilen und später im anderen, sieht das schon mal wie 2 Wellen aus- sind es aber nicht.
    Eigentlich machen das Pandemien auch nicht:
    Die( als einziges!) Beispiel herangezogene Spanische Grippe waren in Wirklichkeit 2 verschiedene Influenzaviren und die 3. Welle auch ein geographisches Phänomen.

    Generelle Empfehlung:
    Mal bei Swiss propaganda Research nachlesen, da werden sehr viele seriöse Informationen zusammengefasst, um das völlig verzerrte Bild gerade zu rücken.
    Und ja, als ordentlicher Wissenschaftler habe ich nie Originalarbeiten dazu gelesen.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Dr. Stefan Lehnhoff

      Was ist denn Ihrer Meinung nach der WIRTSCHAFTLICHE Unterschied zwischen einer „verzögerten 1. Welle“ und einer zweiten, die durch ein Influenzavirus, das durch Mutation von COVID-19 entstanden ist, oder durch ein ganz anderes Influenzavirus herbeigeführt werden könnte?

      Antworten
      • Dr. Stefan Lehnhoff
        Dr. Stefan Lehnhoff sagte:

        Hallo, Herr Tischer, das ist keine Frage von Meinung, sondern von Definition. Ich beziehe mich auf die medial insinuierte Angst vor einem zweiten Bergamo.
        Natürlich kann man die von mir beschriebenen Phänomene als zweite Welle bezeichnen, aktuell- dies ist ja ein Wirtschafts- Blog – wäre das wenig hilfreich.
        Am Ende geht dieses Virus bis zur Herdenimmunität durch die Bevölkerung.
        Früher oder später.
        Die ist erreicht bei Hinzergrundmumität plus neu erworbener SARS Cov 2 Immunität und die liegen je nach Land aktuell zwischen 30 und 80 plus Null und 20% grob geschätzt.
        Das ist eine vereinfachte Darstellung, aber präziser würde jetzt hier echt den Rahmen sprengen.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Dr. Stefan Lehnhoff

        Wir haben wirtschaftlich Definitionen, z. B. für einen Wirtschaftsabschwung.

        Anhand derer kann man schon danach fragen, ob es einen Unterschied macht, wenn sich epidemische Sachverhalte – wir sprechen hier von WELLEN – unterschiedlich entwickeln.

        Ich glaube, dass in beiden vorstellbaren Fällen wirtschaftlich NEGATIVE Effekte zu erwarten wären.

        Insofern ist die Frage m. A. n. nicht weiter zu verfolgen.

        >Am Ende geht dieses Virus bis zur Herdenimmunität durch die Bevölkerung.
        Früher oder später.>

        Das wird so sein, wenn es vorher keinen wirksamen Impfstoff gibt.

        Dann ist aber die entscheidende Frage, WIE dies erfolgt.

        Wenn die Entwicklung zur Herdenimmunität in WELLEN erfolgte, dann vielleicht schneller als wenn sie mit kontinuierlich weniger 50 Neuinfektionen pro 100.000 Bevölkerung erreicht würde.

        Aber es wäre wirtschaftlich deutlich DRAMATISCHER.

        Die Effekte, die wir durch die Fleischproduzenten haben, belegen dies, obwohl hier von einer Welle keine Rede sein kann.

      • Dr. Stefan Lehnhoff
        Dr. Stefan Lehnhoff sagte:

        Nochmal, für Herrn Tischer:
        Klar, ökonomisch gilt partiell reception is reality.
        Es gibt rein epidemiologisch in den meisten OECD Staaten ( wo es wenigstens halbwegs Daten gibt) schlicht kein Potential mehr Güter eine zweite Welle gibt- des selben Virus.
        Ein neuer Virus kann immer auftreten und uns auch fast alle umbringen. Impfstoffe brauchen 5-7 Jahre- wenn es je einen gibt- bis er sicher nützlicher als gefährlich ist, auch und gerade die neuartigen.
        Überflüssig, in jedem Fall zu spät, teuer und vielleicht auch noch gefährlich.
        Aber auch hier kann natürlich wieder gelten:
        Reception is Reality…

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Dr. Stefan Lehnhoff

        >Impfstoffe brauchen 5-7 Jahre- wenn es je einen gibt- bis er sicher nützlicher als gefährlich ist, auch und gerade die neuartigen.>

        Das deckt sich mit dem, was Spahn gesagt hat, dass es nämlich auch Jahre dauern könne, bis ein wirksamer Impfstoff verfügbar ist.

        WENN das so IST – EMPIRISCH belegt, mit HINREICHENDER Relevanz für einen, mit dem gegen COVID-19 immunisiert werden könnte –, dann wären die u. a. 7,5 Mrd. Euro für die Entwicklung eines Impfstoffes NICHTS weiter als ein gigantisches Beruhigungsprogramm für die Bevölkerungen („Wir, die Regierungen tun, was wir können“) und zugleich ein ebenso gigantisches „Beschäftigungsprogramm“ für die Pharmaindustrie („Wir schaffen das“).

        Einmal mehr:

        Geld spielt keine Rolle, wenn Regierungen dem Vorwurf der Unterlassung entgehen wollen bei Sachverhalten, die von der Bevölkerung als unzumutbar angesehen werden.

        Andererseits können 7,5 Mrd. heutzutage aus der Portokasse bezahlt werden.

        Kein Aufreger also.

    • Gast
      Gast sagte:

      Für die Mitarbeiter der Krankenhäuser macht es einen großen Unterschied, ob sie mit oder ohne den – ich kenne den Fachbegriff nicht – Ganzkörperschutz arbeiten müssen. Dazu https://www.servustv.com/videos/aa-22qz2z3gs1w12/ Talk im Hangar 7, Barbara Friesenecker, Intensivmedizinerin,15:00 und 26:00

      Wurde zB in Schweden ein solcher Schutz verwendet?

      Antworten
  7. Felix
    Felix sagte:

    Hier werden wir bald den Realitätscheck erleben. Ich schließe mich Herrn Stelter an. Zunächst ist es kein Konjunkturpaket, weil es keinen kurzfristigen Effekt auslöst. Desweiteren ist die Maßnahme so angelegt, dass ein Großteil der Wirkung ins Ausland fließt (z.B. Elektroauto, Wasserstoff). Dagegen muss man gar nichts haben, aber es wird dann eben nicht in Deutschland wirksam, allenfalls später in kleinen Teilen auf Umwegen.
    Die 300 Euro für die Familien wirken auf mich willkürlich, sind aber vor allem viel zu wenig um irgendetwas zu bewirken. Eine Familie mit zwei Kindern bekommt in den USA gegenwärtig 3.400 $ monatlich zusätzlich. Da bewegt sich schon eher etwas.
    Die in Kommentaren hier vorgebrachten Zahlenbeispiele wirken auf mich sehr realitätsfern. Nehmen wir nur den besagten VW Golf: an einem solchen Fahrzeug gibt es keine 1000 Euro MwSt zu sparen. Zudem bewegen wir uns hier im Bereich der Volumenmodelle, bei denen die übliche Verhandlungsspanne zum Listenpreis weitaus größer als die gesamte MwSt ist.

    Was in Deutschland völlig offensichtlich notwendig wäre, sind massive und dauerhafte Steuersenkungen.

    Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      @Felix

      Steuersenkungen zur Stärkung der Eigenkapitalbasis von Privatleuten und KMU hätten vor 10 Jahren Sinn gemacht. Über die Zeit wären vielleicht 3% pro Jahr zu einem Polster angewachsen, welches in Pandemiezeiten geholfen hätte.

      Man wollte das nicht und reizte lieber kurzsichtigen Konsum (leasing von Spaß) an.

      Was Steuersenkungen bringen sollen, wenn sich Umsätze halbieren, Überkapazitäten bilden und Kunden mutmasslich insolvenzen…..erschließt sich mir nicht.

      Man will auch das nicht, denn den Soli im 3% zu senken wäre unsozial gewesen – weil nur EinkommenSteuerzahler davon profitiert hätten :o)

      Am meisten Steuer spart Mann momentan wenn man dem Rat von Finanzminister Scholz folgt und “alle Viere” gerade sein lässt. Die Rückerstattung von Vorauszahlungen sind einfacher zu generieren, als verlorenenen Umsätzen nachzulaufen. Verluste lassen sich zwei Jahre zurück rechnen und unbegrenzt fortschreiben…..bis nach alle Pandemiewellen.

      Falls die nächste Merkelwelle ausbleibt und wir dann von Markus Söder in Coronaferien geschickt werden, hat man wenigstens eine lockere Zeit gehabt – ohne Arbeit!

      Antworten
      • Felix
        Felix sagte:

        @ Alexander

        Sicher wäre es besser gewesen, die Steuern erst gar nicht so hoch werden zu lassen. Aber die Frage stellt sich ja nun nicht mehr. Warum ich der Meinung, dass es etwas bringt, Steuern zu senken?
        Erstens aus dem allgemeinen Grund, weil dieses Geld am Markt direkt wirksam wird. Das ist – bei allem Unfug, der so getrieben wird, immer noch die beste Allokationsmethode.

        Zweitens, weil speziell unsere Binnenwirtschaft darunter leidet, dass viele Menschen eine zu niedrige Kaufkraft haben. Die Indizien sind zahlreich: geringes Privatvermögen (hier schon reichlich thematisiert), minderwertige kulinarische Angebote (weil die Leute gar nicht mehr wissen, wie ein guter Lachs sein muss), geringes Interesse an Bildung allgemein (weil Wissensvorteile mangels Geld gar nicht umgesetzt werden können – Beisp. dafür: mit der richtigen Nahrungsergänzung könnte man seine kariösen Zähne selbst wieder heilen lassen. Problem wäre aber, dass man das selbst bezahlen müßte und das kann sich kaum jemand leisten).

        Drittens: Die Menschen müssen so oder so zur finanziellen Selbstverantwortung geführt werden. Das die Menschen Geld übrig haben, um damit etwas zu tun, ist keine hinreichende, aber eine notwendige Voraussetzung.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Felix

        Als Libertärer kann ich Ihnen nur beipflichten.
        Als Debitist würde ich auf die totale, ausweglose, existentielle Abhängigkeit aller von allen in diesem Endstadium der geldtechnischen Palliativmedizin hinweisen wollen.

        In einem kollektiven Staatsmonopolgeldsystem kann es keine individuelle finanzielle Selbstverantwortung geben, weil alle für alle haften – damit das Geld als Zahlungsmittel überlebt.

      • Felix
        Felix sagte:

        In einem kollektiven System sozialistischer Prägung, ist es Wurscht, wie hoch die Steuern sind. Es ist sowieso alles nichts wert. Erst fehlt nur das Modische und der Luxus aber dafür hat man noch eine tolle Ideologie. Dann wird die Wurst knapp (jetzt werden viele wach) und mit Zeitablauf zerfallen die Häuser und Wohnungen. Und dann ist Ende damit und man besinnt sich wieder – für eine Weile.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Felix

        Solange alles Eigentum (nicht natürlicher Besitz) aus dem Gewaltmonopol gewaltätiger Kollektive entspringt, ist privates Eigentum Illusion.

        Ohne staatliches Gewaltmonopol keine Gewähr gegen Verlust der Eigentumsillusion durch einen stärkeres/jüngeres/ruchloseres Kollektiv.

        Greise, todgeweihte Gewaltmonopole erkennt man am Mangel von Fähigkeit eingegangene Verpflichtungen zu erfüllen. Das beginnt bei der Sicherheit und endet mit der Rente. Natürlich steigen die Steuern bis zur Beschlagnahme/Enteignung.

        Edelmetall ist damit kein sicherer Hafen, es sei denn man vertraut anderen Kollektiven mehr als dem eigenen eingeborenen + man ist bereit kriminell zu leben um sich dem Verbot derselben zu entziehen + man ist stark genug sein Eigentum ohne Hilfe von außen zu verteidigen.

      • Felix
        Felix sagte:

        @ Alexander

        Sie sehen wie immer hier sehr genau die verschiedenen Faktoren, die zu beachten sind, aber in dem Punkt sind sie meiner Meinung nach etwas zu streng dogmatisch: natürlich ist das Gewaltmonopol des Staats ein Fortschritt gewesen und natürlich sehen wir heute Anzeichen von Schwäche. Aber andererseits ist die Kraft einer Gesellschaft sowieso nicht ohne das mutige und leistungsfähige Individuum denkbar – es fällt ja nichts vom Himmel! Wir müssen uns also auch individuell stark machen und halten. Darum kommt man nicht herum. Und weiterhin gibt es natürlich immer Phasen, in denen das Individuum eine stärkere Rolle spielen muss und die Eigenverantwortung auch plötzlich sehr extrem in Erinnerung gelangen kann. Die Geschichte ist nicht zu Ende. Das war vielmehr die dämlichste These aller Zeiten.

        Zum Edelmetall, dass sie anscheinend nicht mögen: Sie können es sicher im Tresor verwahren lassen. Und natürlich, sollte der Staat eine neue Währung begründen müssen und dies auf Basis von Gold tun, dann werde ich meine Gold abgeben müssen und dafür einen Betrag in der neuen Währung erwarten dürfen. Das wird dann ein Verlust für mich, aber ein Gewinn für uns alle. Aber wissen Sie was? So ist es doch die ganze Zeit! Ich arbeite und zahle Steuern, ich bilde mich und investiere und zahle dadurch noch mehr Steuern. Solange das Gemeinwesen mir dafür einen Lebensrahmen bietet, der mir gefällt, ist das für mich in Ordnung.
        Ich muss allerdings sagen, dass sich die Fehlentwicklungen aus meiner Sicht dramatisch steigern und ich, wenn ich noch mal von vorne beginnen müßte und allein wäre, dies bestimmt in einem englischsprachigen Land unternehmen würde.

        Haben Sie Nassim Taleb gelesen? Würde Ihnen gefallen.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Felix

        Als Barbar (gemäß M.Stöcker) fühle ich mich echten Zahlungsmitteln natürlich hingezogen, aber nicht um in verfallenden Währungen noch einmal Gewinne zu erschleichen.

        Idealerweise ist jedes Kollektiv eine Ansammlung von verschiedenen Starken in Aufgabenteilung der Stärken und die Fehlentwicklung ist jene Sklavenmoral (Nitzsche) in der sich alle zu Schwachen umdefinieren um in den Genuß leistungslosen Konsums zu kommen.

        Daraus folgere ich den Zusammenhang, dass Edelmetallbesitz zur Zielscheibe demokratischer Mehrheiten macht und man erst seinen Schatz (*) abgibt, damit das Kollektiv darauf eine neue Währung gründet. Goldbugs ignorieren das so gut es geht.

        (* Ein Neuanfang ginge dann nur noch über die Zwangsübertragung bisher nicht belasteten Bürgereigentums an den Staat, der damit eine neue Zentralbank ausstatten könnte, die mit diesem Kapital wieder eine besicherte Währung emittieren könnte. – Gunnar Heinsohn, Zukunft der Finanzkrise III )

        Ihr Gefallen am Gewaltmonopol eines Staates und dem gemeinwohlen Austausch von Steuern/Beiträgen gegen Lebensrahmen kennzeichnet die tiefenpsychologische Sozialisation als Nachkriegskind der Bundesrepublik. Stichwort – Es ist nicht alles schlecht.

        Ohne Gewaltmonopol ist Staat aber nicht denkbar und es wäre ständige Herausforderung für Demokratien dieses Monopol freiwillig so zu beschränken, dass es außer Schutz keinen Zwang ausübt.

        Dem widerspricht die debitistische Vorfinanzierungskrise von Gewalt durch den Staat, ein Umstand der demokratisch komplett ausgeblendet wird.

        Seit Covid-19 gibt es keinen Schutz mehr gegen staatliche Gewalt im “Namen des Guten”. Die Widersprüche der Politik sind haarsträubend und ich würde mich nicht darauf verlassen, dass sich niemand mit Gewalt Zugriff auf ihre Ressourcen verschafft – nur weil er es kann.

        Während also unsere Demokratien mit vollen Zügen der Menschenwürde nachlaufen, erkennt man dieselbe den Opfern derselben einfach ab.

        Für einen Neuanfang unter attraktiven Angeboten an die Leistungswilligen/Leistungsfähigen kann man sich wohl vorbereiten, ob man das erlebt ist eine andere Sache. Momentan hält Berlin diverse Almosen für lukrativ genug und erkennt nicht im geringsten die Folgen seiner dekadenlangen Misswirtschaft an.

        Kippt unser System aus der Deflation in Vollsozialismus – wegen Einnahmenausfall Enteignung zur Finanzierung von Gewalt, kann niemand mehr nirgendwohin fliehen.
        Im Jahr 2020 muss man keine Mauern mehr bauen….der Digitalisierung sei Dank.

      • Felix
        Felix sagte:

        @ Alexander

        Danke dafür. Ich genieße jeden Ihrer Beiträge, aber dieser ist herausragend.

        Ich kann auch nichts neues dagegenhalten. Ich bin an die Scholle gebunden und werde mit dem Land untergehen, wenn es denn so sein soll. Ich werde weiterhin konstruktiv und produktiv bleiben, ich werde nicht “schwächer werden und in den Westen gehen”, wie Galadriel.

        Und ich fühle mich bestärkt, denn so lange es noch Männer wie Sie gibt, “wird Gondor nicht fallen”.

    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Felix

      >Nehmen wir nur den besagten VW Golf: an einem solchen Fahrzeug gibt es keine 1000 Euro MwSt zu sparen.>

      Man kann ihn schon so ausstatten, dass Euro 1.000 MwSt. gespart werden können.

      Aber es stimmt, damit ist man am oberen Ende.

      >Zudem bewegen wir uns hier im Bereich der Volumenmodelle, bei denen die übliche Verhandlungsspanne zum Listenpreis weitaus größer als die gesamte MwSt ist.>

      Das ist keine begründete Widerrede, weil es hier NUR um die Wirkung der MwSt. geht als ADDITIV zu dem, was sonst noch der Fall ist.

      Aber ich nehme es jetzt einmal und argumentiere auf dieser Schiene weiter:

      WEIL die Verhandlungsspanne groß ist und in diesen Zeiten die rauszuholenden Nachlässe auf den Listenpreis vielleicht noch größer sind, wird gleich einmal ein Passat für Euro 45.000 ins Auge gefasst.

      Ist noch attraktiver, weil noch MEHR MwSt. gespart werden kann :-)

      Antworten
      • Felix
        Felix sagte:

        @ H. D. Tischer:

        Da haben Sie sicher Recht, das wird es geben. Allerdings weitaus weniger als früher. Es gibt weniger Autonarren mit genügend Geld als in den vergangenen Jahrzehnten.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Felix

        Stimmt.

        Mit langlebigen Wirtschaftsgütern ist nicht mehr viel zu gewinnen.

        Die Leute wollen Unterhaltung und vor allem erst einmal in den Urlaub.

        Schauen Sie sich die deutschen Küsten an:

        Sehr gut und teilweise sogar ausgebucht – OHNE besondere Anreize.

      • Felix
        Felix sagte:

        @ H. D. Tischer

        Das sehe ich wie Sie. Ursache ist für mich auch, dass die Menschen auf die kurzfristige Belohnung erzogen werden, weil die größeren Ziele, wie z.B. ein Eigenheim immer schwieriger zu erreichen sind.
        Hinzu kommt die gesellschaftliche Entwicklung. Da z.B. seit den 70er die Jahren die Schuldfrage bei Scheidungen nicht mehr gestellt wird, bedeutet im breiten Mittelstand eine Trennung den Ruin. Das es dadurch auch dem Partner nicht besser geht, der seine Freiheit auslebt, ist ökonomisch logisch, geht aber in die Köpfe der Gesellschaftsgestalter.

  8. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >Mehrwertsteuersenkung wird ohne Wirkung bleiben>.

    Diese Behauptung ist falsch.

    Denn es wird ja AUCH behauptet:

    >Offensichtlich macht sich die Senkung der Mehrwertsteuer nur bei Großanschaffungen richtig bemerkbar. Wer sich einen Sportwagen für 100.000 Euro gönnt, spart etwas mehr als 2.500 Euro.>

    Das ist nicht nur hypothetisch so, sondern wird sich TATSÄCHLICH bemerkbar machen.

    Zwar wird niemand NUR deshalb einen Sportwagen für 100.000 kaufen, WEIL er 2.500 Euro MwSt. spart.

    Für jemanden, der schon immer mit einem Sportwagen geliebäugelt hat, können aber die 2.500 gesparten Euro der Anstoß sein, JETZT bzw. in den sechs Monaten bis zur Aufhebung der MwSt.-Reduzierung statt erst in einem Jahr einen zu kaufen.

    Denn es würde ein Multiplikatoreffekt ausgelöst, der JETZT mehr Sicherheit schafft – etwa durch die Reduzierung von Kurzarbeit in der Autombilindustrie – und darüber hinaus Einkommen generiert, das über die Automobilindustrie hinaus wirkt.

    Denn ganz richtig:

    >Es geht bei Konjunkturprogrammen per Definition um Kurzfristmaßnahmen, um eine wirtschaftliche Erholung zu befördern. Es geht um einen Impuls.>

    Auch ein sogenanntes „Strohfeuer“ setzt einen Impuls, auch wenn es nur an-, aber nicht aufheizt.

    Nebenbei:

    Das hier vorgebrachte Beispiel „Sportwagen als Firmenwagen zugelassen“ ist die gebräuchliche Methode, mit AUSGEWÄHLTEN Fällen zu diskreditieren.

    Wenn eine Familie sich entscheidet, den Kauf eines stinknormalen Golf vorzuziehen, geht es vielleicht nur um 1.000 Euro MwSt.-Ersparnis, es ist aber auch ein JETZT stattfindender Kauf in der (relevanten) BREITE der Bevölkerung statt einer in einer KLEINEN Exklusiv-Kohorte.

    Und 1.000 Euro Ersparnis sind für viele Menschen wichtiger die 2.500 Euro für die wenigen.

    Unterm Strich:

    Schwache Argumentation.

    Was allerdings zu fragen ist:

    Sind derartige Käufe hinreichend, um neben allem anderen die erforderlichen Konjunkturimpulse auszulösen?

    Da sind Fragezeichen angebracht.

    >Jetzt wissen wir aber, dass die Steuersenkung bei der Masse der Einkäufe keine spürbare Rolle spielt>

    Masse der Einkäufe (aber nicht bei Einkäufen von langlebigen Wirtschaftsgütern wie Automobilien):

    Das ist richtig und daher würden BEFRISTETE Einkaufsgutscheine eine deutlich STIMULIERENDE Wirkung haben zumal sie – ganz richtig – besonders geschädigten Branchen wie Restaurants, Hotels und Geschäften zugutekämen.

    Das wäre dann zwar nicht die BESSERE Alternative, aber eine zur MwSt.-Senkung ZUSÄTZLICHE Maßnahme mit HOHER Effektivität.

    >…eine nachhaltige Entlastung der Bürger vor allem im unteren und mittleren Einkommensbereich realisieren;>

    Das wäre vermutlich KEINE Maßnahme, die starke Impulse setzen würde.

    Denn in unsicheren Zeiten wie diesen würde aller Wahrscheinlichkeit nach ein erheblicher Anteil GESPART.

    Nach Lage der Dinge ist mehr Geld zu HABEN nicht entscheidend, sondern es kommt darauf an, dass vom keineswegs knapp vorhandenen Geld mehr AUSGEGEBEN wird.

    BEFRISTETE Anreize, es auszugeben, sind da durch nichts zu ersetzen.

    Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      @Dietmar Tischer

      “”„Sportwagen als Firmenwagen zugelassen“ ist die gebräuchliche Methode, mit AUSGEWÄHLTEN Fällen zu diskreditieren””

      Da dieses Beispiel von mir stammt und seine Ironie offenbar nicht deutlich genug war, mein Zusatz.

      Wer in den vergangenen Jahren einen Sportwagen kaufen wollte, als lang gehegten Wunsch, hat das aus Furcht vor einer bevorstehenden Inflation gleich mehrfach tun können. Viele Boomer taten das bei Eintritt ins Rentnerleben in Form eines SUV gerne von BMW, Audi, VW, Seat, Skoda…. diese Leute haben tatsächlich GEKAUFT.

      Für Firmenwagen machten Käufe schon länger keinen geldwerten Sinn, was dazu führte, dass hochpreisige Spaßmobile (innerhalb steuerlicher Anerkennung) durchweg geleast werden. Der Effekt der MwSt Aussetzung für Porsche und Co wird Null komma Null sein, dagegen machen Rückdatierungen für Baumassnahmen aller Art bis weit in 2021 noch geldwerten Sinn :o) …. für den Fall, dass gar nicht soviele Wintergärten montiert werden können – in 6 Monaten.

      Die Ökonomie in der post covid-19 Ära ist mit Argumenten der pre Pendemiephase nicht mehr erklärbar, dazu fehlen jegliche Erfahrungswerte.

      Auf Konsumschübe durch Risikogruppen würde ich als Automobilvorstand nur dann setzen, wenn die Corona App für die digitalisierten Vehicle europaweit netzwerkfähig wird – weil in den Urlaub zu fahren kaum einer wagt.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Alexander

        >Die Ökonomie in der post covid-19 Ära ist mit Argumenten der pre Pendemiephase nicht mehr erklärbar, dazu fehlen jegliche Erfahrungswerte.>

        Das bleibt offen, weil wir (noch) nicht wissen, wie die Ökonomie in der post covid-19 Ära aussieht.

        Aber richtig ist, dass JEGLICHE ERFAHRUNGSWERTE fehlen, WIE man aus der gegenwärtigen Rezession heraus kommt.

        Das ist so, weil die Ursache – das Virus – hinsichtlich seiner Verbreitung sozusagen UNBERECHENBAR ist UND die Verbreitung statt der Wirkung als extremes RISIKO eingestuft wird.

        Die Gleichsetzung von Verbreitung und Wirkung ist „tödlich“ für die positive Motivation der Menschen.

        ERFORDERLICH ist, dass die Menschen ZUVERSICHTLICH sind, was ihre ZUKÜNFTIGE wirtschaftliche Situation betrifft.

        Sind sie es nicht, geben sie ihr Geld nicht aus und wir verbleiben in der Rezession.

        So verständlich es ist, dass die Regierungen bei Ausbruch von Covid-19 angesichts ihres Nichtwissens und der angenommenen Risiken rigorose Maßnahmen ergriffen haben, so schwierig ist es jetzt, den Menschen zu erklären, dass nichts Dramatisches mehr passieren werde, OBWOHL das Virus noch „da“ ist.

        Das beste Konjunkturpaket wäre ein wirksamer Impfstoff.

  9. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    Ja, der Effekt wird wohl verpuffen. Konsumgutscheine mit Verfallsdatum sind eindeutig die bessere Wahl, um kurzfristige Effekte zu erzielen. Das löst aber nicht die mittel- und langfristigen Probleme. Max Otte hat vieles sehr richtig auf den Punkt gebracht. Keine leichte Kost für manch libertären Sektierer hier am Blog; und wohl auch nicht für alle Zuhörer der AfD-Fraktion: https://youtu.be/jgEgVY5f41Q?t=414

    Antworten
  10. Tobias W.
    Tobias W. sagte:

    “Offensichtlich macht sich die Senkung der Mehrwertsteuer nur bei Großanschaffungen richtig bemerkbar.”

    Der Argumentation muss man einfach mal entschieden widersprechen.

    Geht man von zwei Haushalten aus, die ungefähr die gleichen Lebenshaltungskosten für Konsumgüter des alltäglichen Gebrauchs (commodities) haben, während der eine Haushalt deutlich besser als der andere verdient, dann ist der Anteil der gezahlten Mehrwertsteuer für Bedarfsgüter des alltäglichen Gebrauchs anteilig auf das Gehalt gerechnet bei dem kleineren Einkommen deutlich größer. Eine Senkung der Mehrwertsteuer hilft also in erster Linie den Haushalten mit kleinem Einkommen, weil der Anteil ihres verfügbaren Einkommens, den sie sonst für MwST gezahlt hätten stärker steigt als bei großen Einkommen.

    Wer 1000EUR verfügbares Einkommen hat und davon im Supermarkt einen Supermarktartikel kauft, der mit 10EUR MwST ausgezeichnet ist, befreit nach einer Halbierung der MwST 0,5% seines verfügbaren Einkommens. Bei 10000EUR verfügbares Einkommen sind es nur noch 0,05%.

    Jemand mit kleinem Einkommen, der 30% oder mehr seines verfügbaren Einkommens auf Güter des alltäglichen Bedarfs aufwenden muss profitiert mehr von der MwST Senkung als Menschen, die nur 10% ihres verfügbaren Einkommens für Konsumgüter aufwenden müssen, weil ihr Einkommen so hoch ist.

    Die MwST Senkung als soziales Korrektiv war lange überfällig.

    Und ein Mittel gegen die Mitnahme der MwST Senkung durch Verkäufer gibt es auch: die Nettopreisauszeichnung, so wie überall üblich in den USA, wo Bundesstaaten und Landkreise mit unterschiedlichen MwST gegeneinander konkurrieren und alle Preise vor MwST ausgezeichnet sind. Dort würde eine Mitnahme einer MwST Senkung durch Anheben des Nettopreises sofort auffallen.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Tobias W.

      “Die MwST Senkung als soziales Korrektiv war lange überfällig.”

      So eine Mehrwertsteuersenkung fördert auch den Tourismus – inklusive Asyltourismus. Es wird eine der wenigen Steuern sein, die auch eine große Mehrheit der seit 2015 zugewanderten Migranten in Deutschland zahlt. (Drogendealer und Hartz-4-Empfänger zahlen ja beispielsweise keine Einkommensteuer, und die Beschäftigungsquote bei diesen Migranten ist deutlich unter 50%.)

      Dadurch, dass die Mehrwertsteuer gesenkt wird, die steuerfinanzierten Sozialleistungen allerdings nicht (Oder finden Sie, das sei als “soziales Korrektiv” genauso überfällig?), verschiebt sich die Finanzierungslast unseres ganzen Systems immer mehr in Richtung Einkommensteuerzahler.

      Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      @Tobias W.

      Beim VolkswagenKonzern hatte ein Mitarbeiter mit Migrationshintergrund in pre-covid-19 Epoche per Dauernachtschicht ohne Sonderqualifikation ein verfügbares Nettoeinkommen ab 3500€ netto. Durch die Kurzarbeit ist sein Grundgehalt ohne die Zulagen vermutlich um mindestens jene 1000€ geringer, die Sie so beispielhaft für soziales Korrektiv bebildern.

      “Wer 1000EUR verfügbares Einkommen hat und davon im Supermarkt einen Supermarktartikel kauft, der mit 10EUR MwST ausgezeichnet ist, befreit nach einer Halbierung der MwST 0,5% seines verfügbaren Einkommen”

      Die RepublikSchland wäre kein Wohlstandsressort/Sehnsuchtsort, wenn auch nur nennenswerte Anteile der Bevölkerung von 1000€ fristen müssten – was der Sozialtransfer nicht wirklich zulässt, vgl. Taschengeld für Schutzsuchende.

      Der Konsum langlebiger/teurer Wirtschaftsgüter wird natürlich heftig einbrechen, wenn im Zuge des Kapazitätsabbaus Hochlöhner stempeln gehen. Die Wechselwirkungen auf Steuereinnahmen/Konjunktur/Beschäftigung füchtet das regierende Kollektiv zurecht.

      Was die Regierung hier bietet ist Klientelpolitik vom Feinsten kombiniert mit Bakschischökonomie unter Beachtung der Standesunterschiede á la Cum-Cum-Ex.

      https://www.tichyseinblick.de/wirtschaft/subventionsmentalitaet-wer-will-noch-mal-wer-hat-noch-nicht/

      Antworten
      • Zweifler
        Zweifler sagte:

        Vorausgesetzt der Supermarkt erhöht den Preis nicht um den Wert der gesenkten Mehrwertsteuer.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Zweifler

        Durch das zerteilen einer Semmel und belegen mit Leberkäse, erlebt das verzehrfertige Produkt einen MwSt upgrade von üblich 7% auf 19%.

        Die örtliche Metzgerei meines Vertrauens, bietet diesen Genuß zu Pausenzeiten um übliche 2€ an.

        Nachdem eine Aushilfsverkäuferin so töricht war den Maskenzwang laissez faire anzuwenden, musste eben dieser Großunternehmer eine Geldstrafe von 5000€ verbüßen.
        Behält er nun den ermässigten MwSt Satz für seinen Profit ein, ethisch bedenklichst, hat er diese Strafe nach nur 83.334 Leberkässemmeln kompensiert.
        Gleich danach wird er, wie ich ihn kenne, einen Porsche Panamera bestellen… aber nicht um MwSt zu sparen, weil es ein Geschäftsfahrzeug sein dürfte.

        #Glaubenssatz ff.
        Ausbeutung funktioniert.

    • Thomas M.
      Thomas M. sagte:

      Das ist in %-Betrachtung korrekt – aber eine Betrachtung auf anderer Ebene.

      Die Frage ist, ob der *absolute* reduzierte Betrag bei Konsumgütern des täglichen Bedarfs zu einer kurzfristigen Verhaltensänderung führt. In Anbetracht der kleinen Beträge und der großen Unsicherheit ist das zumindest zweifelhaft.

      Und nicht zu vergessen: Wenn ich -40% oder -20% Einkommen wegen Kurzarbeit hab, sind die -3%Punkte Mwst. finanzielles Rauschen.

      Antworten
    • Gregor_H
      Gregor_H sagte:

      “Wer 1000EUR verfügbares Einkommen hat und davon im Supermarkt einen Supermarktartikel kauft, der mit 10EUR MwST ausgezeichnet ist, befreit nach einer Halbierung der MwST 0,5% seines verfügbaren Einkommens. Bei 10000EUR verfügbares Einkommen sind es nur noch 0,05%.”

      Nachdem die MWSt nicht halbiert, sondern nur von 7% auf 5% für Nahrungsmittel bzw. 19% auf 16% reduziert wird, strebt Ihre “Befreiung” gegen Null.

      Antworten
  11. Zweifler
    Zweifler sagte:

    @Richard Ott

    Was gibt es bei Vermögenssteuer eigentlich „genau zu meinen“? Das Wort ist doch leicht verständlich.
    Beispielsweise eine „Corona-Solidaritätsabgabe“ bei einem Vermögen von über 1 Million oder 500.000 oder 100.000.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Zweifler

      Ich weiß schon, was eine Vermögenssteuer ganz allgemein ist. Habe ich verpasst, dass für 2021 die Einführung so einer Abgabe in Deutschland beschlossen wurde?

      Antworten
      • Zweifler
        Zweifler sagte:

        @Richard Ott

        Wenn Sie der Politik genau zuhören und/oder zwischen den Zeilen lesen, ist eine Vermögensabgabe in Zukunft sehr wahrscheinlich.

  12. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    bto: “Spätestens, wenn im Wahljahr 2021 die Mehrwertsteuer wie angekündigt wieder angehoben werden soll und hitzige Diskussionen darum geführt werden dürften, werden wir merken, wie lange uns Corona und seine wirtschaftlichen Folgen noch beschäftigen werden.”

    Anfang 2021 kommt noch viel mehr: Einführung CO2-Steuer mit allen Folgeeffekten auf die Kosten in ganz verschiedenen Bereichen, eine absehbare Erhöhung der EEG-Abzocke, und die Sozialversicherungsbeiträge werden sicherlich auch ansteigen, wenn die wirtschaftliche Entwicklung ab Q3 2020 nicht plötzlich herausragend gut verläuft und die Regierung nicht einfach beschließt, die Lücken durch Steuerzuschüsse zu decken – was das Problem natürlich auch bloß verschiebt.

    Antworten
    • Zweifler
      Zweifler sagte:

      @Richard Ott
      „wenn die wirtschaftliche Entwicklung ab Q3 2020 nicht plötzlich herausragend gut verläuft“

      Vermögenssteuer nicht vergessen!

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