“Machtlose EZB als Gefahr für die Märkte”

Die EZB ist nicht weniger skrupellos als andere Notenbanken. Aufgrund der unterschiedlichen Auffassungen in der Eurozone kann sie jedoch immer erst dann richtig aktiv werden, wenn es für jeden offensichtlich brennt. 

Um es gleich vorwegzuschicken. Ich glaube nicht, dass die EZB keine Munition mehr hat, wenn es um die weitere Manipulation der Finanzmärkte und damit um das Vertuschen der ungelösten Euro- und Schuldenkrise geht. Ich glaube allerdings, dass die EZB erst verspätet agieren kann und deshalb von den anderen Notenbanken überholt werden wird: mit erheblichen Folgen für die Eurozone und die hiesigen Assets. Angesichts einer sich zunehmend abkühlenden Weltkonjunktur müssen wir uns mit diesem Szenario auseinandersetzen.

Negativzinsen auch in den USA

Albert Edwards, der schon seit Ende der 1990er-Jahre vor japanischen Verhältnissen in Europa und den USA warnt und von einer Eiszeit an den Kapitalmärkten spricht, steht mit seiner Prognose nicht allein da: Immer mehr namhafte Beobachter erwarten auch in den USA im Zuge der nächsten Rezession negative Zinsen auf zehnjährige Staatsanleihen. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass schon heute weltweit Anleihen im Wert von über zehn Billionen US-Dollar nur Negativzinsen abwerfen.

Der Grund für diese Erwartung ist regelmäßigen Lesern von STELTER STRATEGISCH sicherlich bekannt: Nach Jahrzehnten der zu laschen und asymmetrischen Geldpolitik

  • sind die weltweiten Vermögenswerte zu hoch (und dürfen nicht fallen),
  • sind die Schulden zu hoch (und können nicht fallen, ohne die Vermögenswerte kollabieren zu lassen),
  • ist der Verschuldungsgrad („Leverage“) von Realwirtschaft und Finanzsektor zu hoch,
  • ist der realwirtschaftliche Impuls neuer Schulden zu gering
  • und die Zombifizierung der Unternehmen zu weit fortgeschritten.

Kurz gesagt: Wir haben uns in die Ecke manövriert und es fällt immer schwerer, sich einen schmerzlosen Ausweg vorzustellen. Oder fällt den Notenbanken noch etwas ein, um das System eine Runde weiterzudrehen und allen noch ein paar angenehme Jahre steigender Vermögenspreise, stabiler Konjunktur und Wohlstandsillusion auf Pump zu ermöglichen?

Geld- und Fiskalpolitik werden Eins

Dass Notenbanker und Politiker über dieses Thema intensiv nachdenken, zeigt die Flut an Testballons, die in den letzten Jahren aus der akademischen Welt lanciert wurden. Die Liste der in die Diskussion gebrachten Ideen ist durchaus in sich konsistent. Es geht darum, den Notenbanken den Weg zu noch negativeren Zinsen und weiteren umfangreichen Liquiditätsspritzen zu ermöglichen und zugleich die Fluchtmöglichkeiten aus dem System zu begrenzen:

  • Kampf gegen das Bargeld: Schon seit Jahren läuft eine Kampagne gegen die Nutzung von Bargeld. Zunächst haben Ökonomen wie der ehemalige Chefvolkswirt des IWF, Kenneth Rogoff, dafür plädiert, Bargeld möglichst weitgehend abzuschaffen; vordergründig, um Schattenwirtschaft und Kriminalität zu bekämpfen. Dann wurde der 500-Euro-Schein abgeschafft, was die Lagerkosten für Bargeld deutlich erhöht. Nun kam der IWF mit der Idee, Bargeld zu versteuern für den Fall, dass es auf dem Bankkonto Negativzinsen gibt. All dies passt zu dem Szenario einer geplanten Entwertung von Geld und damit von Forderungen und Schulden.
  • Kampf gegen das Gold: Ergänzend dazu erklärt der IWF in einem weiteren Arbeitspapier, dass Gold ein destabilisierender Faktor für die Wirtschaft ist. Dies ist natürlich richtig, wenn man ein System unterstützt, in dem beliebig viel Liquidität geschaffen werden kann und soll, um die Wirtschaft zu beleben. Da nirgendwo eine Rückkehr zum Goldstandard erkennbar ist, fragt man sich schon, wieso der IWF gerade heute mit diesem Thema kommt. Ein Grund könnte sein, eine solide Finanz- und Geldpolitik (wie sie in der guten alten Zeit von Deutschland betrieben und gefordert wurde) zu diskreditieren. Ein anderer, die moralische Argumentation für eine Einschränkung privaten Goldbesitzes zu liefern. Denn Gold ist das ultimative Geld, in das man flüchten kann und sollte angesichts dessen, was uns bevorsteht. Wer denkt, ein Verbot privaten Goldbesitzes sei undenkbar, der sei an die deutsche, aber auch US-amerikanische Geschichte erinnert!
  • Kapitalverkehrsbeschränkungen: Adäquat werden Beschränkungen des freien Kapitalverkehrs in Abhängigkeit vom Umfeld als geeignetes Instrument gesehen, um Krisen vorzubeugen und Finanzmärkte zu stabilisieren. Dabei sind sie unvermeidbar, wenn man die Flucht der Sparer verhindern will. Fallen Bargeld und Gold als Ausweichmöglichkeiten weg, muss nur noch die Flucht in ausländische Währungen abgewendet werden, um die Sparer unter Kontrolle zu bekommen.
  • Monetarisierung der Schulden: Sind Ausweichreaktionen unter Kontrolle gebracht, kann man sich auf die weitere Manipulation konzentrieren. Da ist zunächst die schon länger diskutierte „Monetarisierung“ der Schulden. Gemeint ist, dass die Notenbanken die aufgekauften Schulden von Staaten und Privaten einfach annullieren. Sie könnten sie auch einfach für hundert Jahre zins- und tilgungsfrei stellen, was ökonomisch auf das Gleiche hinausliefe. Beobachter gehen davon aus, dass eine solche Maßnahme, so sie denn einmalig bleibt, keine Gefährdung für den Geldwert darstellte. Was wirklich passiert, wird man sehen. In Japan, das uns auf dem Weg der Monetarisierung einige Jahre voraus ist, dürfte es schon in wenigen Jahren dazu kommen.
  • Helikopter-Geld: Das Entsorgen der Altschulden über die Bilanzen der Notenbanken dürfte zur Lösung der Probleme nicht genügen. Die Zombies wären weiter da, die ungedeckten Verbindlichkeiten der Staaten blieben ungedeckt, die Produktivitätsfortschritte wären immer noch schwach und die Erwerbsbevölkerungen würden weiter deutlich zurückgehen. Das Wachstum bliebe also zu gering, um soziale Spannungen zu mindern. Die Antwort darauf liegt in staatlichen Konjunkturprogrammen, direkt von den Notenbanken finanziert. In Anlehnung an Milton Friedman spricht man von „Helikopter-Geld“. Das wird in diesem Fall nicht aus Helikoptern abgeworfen, sondern dem Staat geschenkt, damit der es unter die Leute bringt, zum Beispiel, indem er investiert. Auch hier mehren sich die Stimmen in der Wissenschaft, die in diesem Vorgehen das Normalste aller Dinge sehen.
  • Modern Monetary Theory (MMT): Doch warum eigentlich nur im Krisenfall den Staat direkt von der Notenbank finanzieren lassen? Wäre es nicht ohnehin besser, wenn man den Staat dauerhaft und großzügig direkt von der Notenbank finanzierte, anstatt wie heute den Umweg über die Geschäftsbanken zu gehen? Vorreiter dieser Überlegungen, bezeichnen es als „Modern Monetary Theory“. Als Skeptiker müsste man anführen, dass es so „modern“ nicht ist, wurde es doch schon in der Weimarer Republik ausprobiert. Die Befürworter sehen das natürlich ganz anders. Ihnen zufolge können Staaten, die die Kontrolle über die eigene Notenbank haben (also z. B. die USA, aber eben nicht Italien) so viel neu geschaffenes Geld ausgeben, wie sie wollen, solange die Wirtschaft unausgelastete Kapazitäten hat, sowie innovativ und produktiv genug ist, um alle Wünsche zu erfüllen! Und sollte dennoch Inflation drohen, müsste der Staat über Steuern nur einen größeren Teil des Geldes, das er in den Kreislauf gebracht hat, wieder entziehen. So gesehen, waren Zimbabwe, Venezuela und Weimar-Deutschland auf dem richtigen Weg und haben nur bei der Besteuerung nicht richtig aufgepasst.

Klar ist auf jeden Fall, dass im Zuge der nächsten Krise oder Rezession, die Notenbanken den bisherigen Weg mit noch mehr Konsequenz fortsetzen werden. Man könnte als rationaler Beobachter meinen, dass sie aus den bisherigen Fehlern gelernt hätten. Dem ist aber nicht so, würde doch jeder Notenbanker entrüstet von sich weisen, überhaupt einen Fehler gemacht zu haben.

EZB wieder zu spät

Was der Helikopter-Einsatz für die Geldanlage bedeutet, habe ich schon mehrfach an dieser Stelle diskutiert ebenso die Frage der unterschiedlichen Reaktionsgeschwindigkeit der Notenbanken und den sich daraus ergebenden Konsequenzen.

Es lohnt sich, diese Überlegungen wieder in Erinnerung zu rufen: Es ist unstrittig, dass Engländer und Amerikaner – von den Japanern ganz zu schweigen – sehr pragmatisch die Rotoren anwerfen werden. Die EZB wird sich, angesichts der schon herrschenden Kritik an ihrer Rolle, nicht so leicht auf diesen Kurs bringen lassen. Sie agiert bekanntlich nicht für ein einzelnes Land, sondern für einen sehr heterogenen Währungsraum.

Zwar wäre es der EZB theoretisch möglich, jedem Bürger direkt Geld zu schenken, in der Praxis dürfte eine solche Idee die Währungsunion in ihren Grundfesten erschüttern. Auch die direkte Finanzierung von Staaten mit Helikopter-Geld, von MMT ganz zu schweigen, sind nur im äußersten Krisenfall denkbar. Ein Aufschrei ginge durch Deutschland und es würde schon einer deutlichen Vertiefung der Krise bedürfen, bevor die deutsche Politik und Öffentlichkeit diesen Weg mitgingen.

Die Folgen? Nun, da hilft ein Blick in die Geschichte der Großen Depression. Es ging jenen Staaten damals am schnellsten wieder besser, die den Goldstandard aufgaben und durch drastische (notenbankfinanzierte) Konjunkturprogramme gegensteuerten. Zunächst Japan, dann Großbritannien und schließlich den USA, die bei der Gelegenheit auch gleich den privaten Goldbesitz verboten. Länder, die nicht auf diesen Kurs einschwenkten, verharrten dagegen in tiefer Depression auch ausgelöst durch die relative Aufwertung.

Starten also die Helikopter in den kommenden Jahren, bedeutet dies: einen (sehr) starken Euro, Rezession in Euroland, fallende Aktien und Zinsen sowie perspektivisch ein Zerfall der Eurozone. Wie man sich auf Letzteres vorbereitet, habe ich hier erläutert. Zusätzlich empfehlen sich der Kauf ausländischer Aktien mit Absicherung des Währungsrisikos, physisches Gold, Goldminen und Staatsanleihen von Deutschland. Ja, Letztgenanntes ist irre, aber bei Deflation und Eurostärke nicht so blöd.

→ wiwo.de: “Machtlose EZB als Gefahr für die Märkte”, 11. April 2019

Kommentare (56) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. HZ
    HZ sagte:

    „Starten also die Helikopter in den kommenden Jahren, bedeutet dies: einen (sehr) starken Euro, Rezession in Euroland, fallende Aktien und Zinsen sowie perspektivisch ein Zerfall der Eurozone.„

    Der Teil mit dem (sehr) starken Euro leuchtet mir nicht ganz ein. Tendenziell sollen die Helikopter den Euro doch massiv entwerten?! Oder würde der deflationäre Druck hier überwiegen? Was würde das z.B. für den Wechselkurs zum CHF bedeuten. Die SNB ist zwar auch nicht zimperlich, aber die EZB hat doch sicher die größeren Hubschrauber zumindest bis zur Implosion des Euro?!
    Wäre nett, wenn mir das jmd erläutern könnte. Vielen Dank!

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    • Jens Happel
      Jens Happel sagte:

      Das leuchtet mir auch nicht ein, zumal das Helikoptergeld ja Nachfrage schaffen soll, und damit im Gegensatz zum QE auch im Realgütermarkt ankäme. Dies würde klassiche Inflation bedeuten (Im Gegensatz zur Assetinflation durch QE).

      Wieso eine Währung die inflationiert wird im Wert steigen soll, verstehe ich nicht.

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  2. Jens Happel
    Jens Happel sagte:

    Letztlich sehe ich bei Japan, USA und der EU als gemeinsamen Nenner, dass die Schulden wesentlich schneller gewachsen sind als das BIP.

    Die gemeinsame Gretchenfrage ist demnach für mich, wie man die Schulden in Relation zum BIP senken kann.

    Mir dünkt, dass ist im FIAT Geldsystem einfach nicht vorgesehen. Um die Schulden in Relation zum BIP zu senken, müßte das BIP schneller wachsen als die Schulden und zwar über einen relativ langen Zeitraum. Ich glaube, dass hat es noch nie gegeben, schon gar nicht in solch einem globalen Masstab (Japan, USA und Europa).

    Die Notenbanken haben viel Kredit (Schulden) in die Assets geblasen, in der Realgüterwirtschaft ist nur sehr wenig angekommen. Die Investitionen der Unternehmen sind historisch gesehen sehr niedrig.

    Es müßte den Notenbanken und der Politik, also das Kunststück gelingen, Kredite in die Realwirtschaft für Investitionen zu lenken (zu verbilligen) und für Spekulation und Assetkumulation zu verteuern. Dies von Regierungen zu erwarten, die nicht in der Lage waren ein to “Big to Fail” für Banken nach 2009 umzusetzen, geschweige denn Eigenhandel zu verbieten und Trennbankensystem einzuführen, halte ich für völlig unrealistisch.

    Gleichzeitig müßte die Nachfrage angeregt werden, da die geringe Nachfrage offenbar die Hemmschwelle für eine höhere Investitionstätigkeit ist. Dies legt die Tatsache nahe, dass in den letzten Jahren das BIP real vielerorts stärker gestiegen ist als die realen Löhne.

    Wenn die Anregung der Nachfrage nicht über Kredit geschenen soll bleibt es nur irgendwie die Löhne anzuheben. Die Politik der letzten Jahre hat aber genau den anderen Weg beschritten, also die Löhne der unteren Lohngruppen gesenkt. Hier müßte die Politik in Japan, USA und Europa kollektiv ebenfalls eine 180° Wendung hinbekommen, glaube ich auch nicht.

    Ich weiß nicht was, aber irgendwas läuft in der Wirtschaftspolitk komplett schief. Ich habe mir mal die Einzelhandelsumsätze (inklusive Verkäufe über das Internet) angeschaut. Pro Kopf der Bevölkerung ist der inflationsbereinigte Einzelhandelumsatz in Deutschland in etwa auf dem Niveau vor der Wiedervereinigung. Wenn man bedenkt, dass der Einzelhandelumsatz ca. 1/3 der Ausgaben der Haushalte ausmacht, (der nächste größere Brocken sind die Mieten), scheint die Theorie vom angeblich reichen Land immer weniger zu stimmen.

    Grüße Jens

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    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Jens Happel

      >Wenn die Anregung der Nachfrage nicht über Kredit geschenen soll bleibt es nur irgendwie die Löhne anzuheben.>

      Das geht nicht, wegen der Wettbewerbsfähigkeit.

      Sie übersehen die faszinierende Alternative, die als Wunderwaffe auch hier immer wieder angepriesen wird:

      STAATLICHE Nachfrage kann es und soll es richten.

      Die Finanzierung ist kein Problem – entweder Kredite und dann am besten von der Zentralbank des Landes oder gleich von der Zentralbank das Staatskonto füllen lassen.

      >Ich weiß nicht was, aber irgendwas läuft in der Wirtschaftspolitk komplett schief.>

      Nein, da läuft nichts schief.

      Die Dinge sind nur noch nicht richtig adjustiert.

      Sie wissen schon, neoliberale Ideologie ist der Hemmschuh …

      Antworten
      • Starchild
        Starchild sagte:

        @Dietmar Tischer “STAATLICHE Nachfrage kann es und soll es richten.”
        das ist viel zu beyond, das verstehen die nicht.

      • Jens Happel
        Jens Happel sagte:

        Das geht nicht, wegen der Wettbewerbsfähigkeit.

        Das ist schlicht Unsinn. Bei einem ExportÜBERschuss von 8% am BIP ist Wettbewerbsfähigkeit über alle Maßen vorhanden.

        Das Problem ist gerade, dass wir diese Wettbewerbsfähigkeit nicht durch Innovation – das bezeugt die geringe Investitionstätigkeit – sondern durch Lohnverzicht errreicht haben. Den Lohnverzicht kann man empirisch daran erkennen, dass die Löhne real weniger wachsen als das reale BIP. Lohnverzicht bringt eine Volkswirtschaft nur nach vorne, wenn sie ImportÜBERschüsse hat. Bei ExportÜBERschüssen ist das Eulen nach Athen tragen.

        Und in der Tat ist die neoliberale Ideolgie zur Zeit ein Hemmschuh. Der hat uns die Miesere von 2009 erst eingebrockt. In der Folge des ungehemmten zockens der Banken, von allen lästigen Fesseln befreit, nur den Gesetzen des allmächtigen Marktes unterworfen, wurde die Volkswirtschaft global voll vor die Wand gefahren.

        Wieder mal, muss man sagen. Hitorisch betrachtet hat bislang jede deregulierung der Banken zu einer Blase und einem Crash geführt. Diesmal allerdings gleich in einem noch nie zuvor dagewesenen globalen Massstab.

        Ich empfehle mal den folgenden Link über die Historie von Blasen und Regulierung und Deregulierung.

        http://norberthaering.de/de/27-german/news/1129-bankenreulierung

        Schon die Deregulierung der Banken durch die sogenannten Chicago Boys in Chile führte zu einem Bankencrash.

        https://de.wikipedia.org/wiki/Chicago_Boys

        Neoliberalismus ist zuviel Ideologie und zu wenig Empirie.

        Die ganzen Problem durch QE, die hier immer wieder (zu Recht) bemängelt werden, rühren durch einen drohenden Crash der Banken her. Erst wurden die Schulden der Banken den Staaten aufgebürdet und dann defacto den Notenbanken, QE genannt. Dies war nur möglich, weil die Banken von allen – angeblich – unnötigen Regulierungen befreit wurden.

        Das Gejammer über QE hätte wesentlich mehr Glaubwürdigkeit für mich, wenn die Ökonomen, die sich über QE aufregen, sich genau so entschieden, gegen ein “to big to fail” äußeren würden und vehement Trennbanken und ein Verbot des Eigenhandles fordern würden. Da sie dies in den allermeisten Fällen nicht tun, kann ich nur sagen: Hier verwechseln manche Ursache und Wirkung!

        Wenn zu viel Kreditwachstum in unproduktiven Bereichen kritisiert wird, sollte man den Eigenhandel verbieten. Außerdem sollte den Banken verboten werden Darlehn für Börsenspekulation zu gewähren. Dann wäre da schon mal ein Riegel gegen zu viel unsinniges Kreditwachstum vorgschoben. Das ist aber ein ungehöriger Eingriff in den allwissenden Markt, also lammentiert man lieber über die böse FED, EZB, BOJ und SNB. Das ist billig und kostet nichts und man kann immer noch Member of the Church of Neoliberalism sein.

        So wird das nix. Ich würde mich freuen hier mal zu lesen, was getan werden müßte um das Kreditwachstum zu zügeln, bzw. in volkswirtschaftlich vernünftige Bahnen zu lenken. Wenn die Politik und die Eliten der Länder hier keine vernünftige Lösung finden, wird auch ein irgendwie gearteter Schuldenschnitt oder Helikoptergeld rein gar nichts bringen. Dann geht das Spiel einfach wieder von vorne los. Nur noch enthemmter, weil ja alle gelernt haben. Es passiert schon nix, am Ende haut uns die Notenbank oder der Staat wieder raus.

  3. Thomas M.
    Thomas M. sagte:

    Kleiner Nachtrag und Danke – ich hab für mich jetzt mit Ihren Beiträgen den Haken “verstanden” gemacht.

    „Wo die 2% nun letztlich herkommen, steht da nicht.“

    Ich hoffte auf eine irgendwie geartete quantitative statt qualitative Begründung, weshalb es “genau” 2% sind und nicht 1,5%, 2,2% oder 2,5% (z.B. “historisch hat sich bewährt” oder “in Modellen zeigt sich”) oder den Hinweis, dass mal Leute am Tisch gesessen haben, verhandelten und sich auf 2% geeinigt haben.

    Aber die FED ist anscheinend nicht anders unterwegs. Bei
    https://www.stlouisfed.org/open-vault/2019/january/fed-inflation-target-2-percent
    steht “Although the FOMC didn’t explicitly name an inflation target until 2012, St. Louis Fed President James Bullard has argued that the U.S. had “an implicit inflation target of 2 percent after 1995.””

    Antworten
  4. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    @ SDR/Weltgeld

    Die SZR/SDR sind letztlich eine Hommage an Keynes, der 1943 eine internationale Clearingstelle vorgeschlagen hatte, mit dem Bancor als oberstem Weltgeld/Verrechnungseinheit. Die USA hatten sich aber durchgesetzt und so hat bis heute der Dollar die Rolle inne, die in früheren Zeiten das Gold hatte (Gold als definitives Ausgleichsmedium für Leistungsbilanz-/Zahlungsbilanzsalden).

    Insofern war/ist der Dollarstandard eine machtpolitische Verirrung auf dem evolutionären Weg unseres Geldsystems. Wer allerdings wie Starchild (siehe anderer Thread) der Meinung ist, dass ein vernünftige Volkswirtschaft keine Zentralbank brauche, der ist evolutorisch stehen geblieben. Ursprünglich wurden Zentralbanken in der Tat eingeführt, um Kriege zu finanzieren. In einer hochvernetzten Weltvolkswirtschaft mutierte sie dann aber mehr und mehr zum lender of last resort. Diese Macht-Funktion sollte aber nicht bei einem Land alleine liegen (USA/Fed), sondern sich auf die Reserveländer verteilen.

    Letztlich ist der Bancor/SDR nichts anderes als ein dreistufiges Geldsystem (Weltinterzentralbankenmarkt mit dem Bancor als Verrechnungs-/Clearingeinheit), wie es auch für das Eurosystem sinnvoll wäre (Eurointerzentralbankenmarkt mit einem Euror als Verrechnungs-/Clearingeinheit). Mehr dazu hier: https://voxeu.org/article/imf-75-reforming-global-reserve-system

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Michael Stöcker

      Ich hatte weiter oben, am 12.04 um 18:29 Uhr, auf Ihren Vorwurf einer „eigenwilligen Interpretation“ antwortend eine Frage an Sie gestellt.

      Erhalte ich eine Antwort?

      Antworten
      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        “Fragen” wir doch mal die ECB…

        https://www.ecb.europa.eu/mopo/strategy/pricestab/html/index.en.html

        Die EZB sagt, Preisstabilität sei nicht definiert im “Treaty on the Functioning of the European Union”

        “The Governing Council [of the ECB] clarified in 2003 that in the pursuit of price stability it aims to maintain inflation rates below, but close to, 2% over the medium term.”

        Wo die 2% nun letztlich herkommen, steht da nicht. Vielleicht ist das “common sense”. Die FED hat ja auch diese Ziel. Eine ganze Zahl, die nicht zu hoch und nicht zu niedrig ist? Ist das die ganze Erklärung?

        Als Forscher würde ich mich aber im nächsten Schritt auf die Suche nach einer Definition für “medium turn” machen. Wenn das z.B. 4 Jahre sind, könnte die EZB auch mal 8% in einem Jahr “fahren”, ohne dass sie das anvisierte Ziel verfehlt, wenn es vorher 3 Jahre (fast) 0 Inflation gab.

        Kurios finde ich weiterhin, dass das alles eine Steuerbarkeit suggeriert, die in der Realität ja anscheinend gar nicht gegeben ist…

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Thomas M.

        Wenn es richtig ist, dass “ inflation rates below, but close to, 2% over the medium term“ nicht vom Himmel gefallen ist, noch der EZB gesetzlich vorgeschrieben wurde in ihren Satzungen – und das ist der Fall, weil dort nichts dergleichen steht –, sondern dass der EZB Rat in 1998 diese Marke BESCHLOSSEN hat, dann kann er auch eine andere beschließen.

        Wenn er eine höhere Inflationsrate beschließen würde, könnte die EZB OHNE Schwierigkeiten eine fortdauernd höhe Liquiditätsflutung BEGRÜNDEN, solange diese neue Inflationsrate nicht festgestellt wird.

        Daran gemessen ist die Entgegnung von M. Stöcker

        >Die Erläuterungen von Draghi entsprechen EXAKT dem Ziel der EZB:>

        vollkommen neben der Sache, weil er offensichtlich die Thematik nicht verstanden hat.

        Draghi kann IMMER ganz EXAKT dem Ziel der EZB entsprechen, um die Geldpolitik der EZB auf die Inflationsrate bezogen so gestalten, wie er es WILL – er muss VORHER nur das offiziell zu verfolgende Inflationsziel vom Rat ÄNDERN lassen.

        Die EZB hat schon jetzt, und längst noch nicht bei Helikoptergeld, enorme Freiheitsgrade bezüglich der Geldversorgung.

        Ob, und wenn so, unter welchen Bedingungen der EZB Rat eine Änderung beschließen würde, ist eine Frage, die hier nicht zur Debatte steht. Sie würde auf jeden Fall intensiv diskutiert werden, u. a. auch in der Öffentlichkeit, weil sie eine signifikante Signalwirkung auf die Finanzmärkte hätte.

        Und nochmals eine andere Frage ist, ob und inwieweit die EZB ihre Geldpolitik ausweiten kann, OHNE bei der REALISIERUNG immer schlechtere Bonität in Kauf nehmen zu müssen.

      • troodon
        troodon sagte:

        @ Thomas M.

        Zur Frage “Wo die 2% nun letztlich herkommen, steht da nicht.”
        steht weiter unten im verlinkten Text:
        “Reasons for aiming at below, but close to, 2%
        Inflation rates of below, but close to, 2% are low enough for the economy to fully reap the benefits of price stability.

        This aim also underlines the ECB’s commitment to:

        provide an adequate margin to reduce the risks of deflation. Having such a safety margin against deflation is important because there are limits to how far interest rates can be cut. In a deflationary environment monetary policy may thus not be able to sufficiently stimulate aggregate demand by using its interest rate instrument. This makes it more difficult for monetary policy to fight deflation than to fight inflation.
        provide a sufficient margin to address the implications of differences in inflation across the euro area countries. In this way the inflation aim helps to prevent some countries or regions having to live with excessively low or even negative inflation rates while other countries experience higher inflation rates.
        take into account the possibility of HICP inflation slightly overstating true inflation as a result of a small but positive bias in the measurement of price level changes using the HICP.”

        Interessant ist doch auch der Wandel von 1998 zu 2003:
        The ECB’s Governing Council adopted a quantitative definition of price stability in 1998:

        “Price stability is defined as a year-on-year increase in the Harmonised Index of Consumer Prices (HICP) for the euro area of below 2%.”

        The Governing Council clarified in 2003 that in the pursuit of price stability it aims to maintain inflation rates below, but close to, 2% over the medium term.”

        Warum also nicht etwas mehr Spielraum/Margin mit 2,5%, wie Hr. Tischer fragte ? Und die genaue Formulierung “year-on-year” ist 2003 verloren gegangen…

        Somit sehe ICH, Hr. Stöcker hat weiter oben noch nicht geantwortet, sehr wohl einen Unterschied zur deutschen Formulierung der Bundesbank zum Thema Inflationsziel aus dem ebenfalls weiter oben angeführten Link von Hr. Stöcker. Diese lautet dort:

        “Laut EZB-Rat ist Preisstabilität dann erreicht, wenn die Teuerungsrate mittelfristig unter, aber nahe 2 % GEGENÜBER DEM VORJAHR liegt.”
        Das mittelfristig bezieht sich folglich auf “nahe 2 % GEGENÜBER DEM VORJAHR “.

        Dies ist in Bezug auf ein zukünftig mögliches Überschießen etwas anderes, als wenn da stünde “mittelfristig 2% p.a. ” (also ohne gegenüber Vorjahr)
        Denn die zweite Formulierung wäre quasi eine Aufforderung ein Unterschießen durch ein Überschießen auszugleichen.

        Beispiel: 8 Jahre nur 1% Inflation , dann würden 4 Jahre mit 4% Inflation nur zu insgesamt 2% p.a. über die 12 Jahre führen.
        Man wäre aber recht weit weg von “unter, aber nahe 2% gegenüber Vorjahr”.

        Offensichtlich bewegt man sich bei der EZB Richtung Durchschnittsbetrachtung und die BuBa hat es noch nicht realisiert…
        Und diese Vorgehensweise kann man dann doch auch mal auf durchschnittlich 2,5% oder mehr für etliche Jahre Überschießen lassen…. Man müsste doch nur mittelfristig zu 2% p.a. zurück…

        Das Ziel generell auf 2,5% anpassen (ob nun gegenüber Vorjahr oder nicht, egal), wie Hr. Tischer gefragt hat, natürlich zum Wohle aller, ginge auch noch.
        Es muss nur wirtschaftlich schlecht genug werden und dann gilt, lieber mehr Inflation als mehr Arbeitslosigkeit. Wo das dann langfristig endet, wäre absehbar…

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ troodon

        Gekonnt, wie Sie hier sehr gut belegt die Zielformulierungen der EZB nachzeichnen – erhellend, Dank dafür.

        Was ersichtlich ist:

        Die EZB muss nicht einmal das Inflationsziel neu definieren, also z. B. von 2% auf 2,5%, um sich einen ganz erheblichen Spielraum in der Geldpolitik zu verschaffen und – wichtig der Öffentlichkeit und speziell den Märkten gegenüber – diesen auch unangreifbar begründen zu können.

        Wie mit Zitaten belegt, kann die EZB auf die 2% fixiert bleiben und muss sich nur von „year-to-year“ (1998) zu „over the medium term“ (2003) bewegen, um sich Spielräume zu verschaffen.

        Keine neue Definition, lediglich eine etwas andere Interpretation – mehr braucht es nicht.

        Ich will nicht von Täuschung der Öffentlichkeit reden.

        Wenn die Öffentlichkeit und die Experten immer nur die 2% zur Kenntnis nehmen, aber nicht genauer hinschauen, dann täuschen sie sich selbst.

        PS:

        Ich habe vor Jahren, als die Griechenlandkrise hochkochte, einmal den ESM-Vertrag zu großen Teilen gelesen. Er ist m. A. n. BEWUSST und GEWOLLT interpretationsfähig formuliert worden.

        Seit dieser Zeit habe ich den Verdacht, dass große Staatskunst heute in den Händen internationaler Kanzleien liegt, die den Regierungen die Verträge maßschneidern, um ihnen LEGITIMIERBARE Handlungsspielräume für möglichst viele Problemfälle zu eröffnen.

        Im Vertrag von Maastricht war man u. a. bei Schuldenstand und dem Haushaltsdefizit nicht so clever, konnte es wohl auch nicht sein.

        Man lernt auch bei den Regierungen dazu ;-)

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        „Erhalte ich eine Antwort?“

        Ich dachte eigentlich, dass wir dieses Thema schon seinerzeit im Herdentrieb geklärt hätten. Aber gerne nochmals ein paar kurze Anmerkungen.

        Das 2 % Ziel war die alte Benchmark der Deutschen Bundesbank. Ich hatte in meinem ersten Blogpost begründet, weshalb ich dieses Ziel für sinnvoll erachte: https://zinsfehler.com/2013/08/21/zinsmythen/ (Werteverzehr langfristiger Vermögensgüter wie Immobilien ca. 2 %, was zugleich der steuerlichen Abschreibung entspricht).

        Selbstverständlich hätte man sich seinerzeit auch auf 3, 4 oder 5 % einigen können. Was aber gar nicht geht, sich plötzlich ein höheres oder niedrigeres Ziel zu setzten. Das macht Geldpolitik beliebig und somit unglaubwürdig. Die Folge wäre ein zusätzlicher Risikoaufschlag und somit ein höheres Zinsniveau als nötig. Vertrauen und Verlässlichkeit ist das A und O der Geldpolitik. Insofern lautet meine Antwort: möglich ja, sinnvoll nein.

        Schwellenländer haben in der Regel ein 2 – 3 Prozent höheres Inflationsziel. Maßgeblich hierfür ist der Samuelson-Effekt (höhere Löhne bei den non-tradables im catching-up Prozess).

        Eine ganz andere Frage ist aber, WIE die Zentralbank eine dermaßen hohe Inflation erreichen kann, wenn sie es bislang nicht einmal schafft, die 2 % zu erreichen, wenn sich die Fiskal- und Lohnpolitik weiterhin so verweigern. Japan hat es seit über 20 Jahren nicht geschafft.

        LG Michael Stöcker

      • troodon
        troodon sagte:

        @ M.S.
        “Was aber gar nicht geht, sich plötzlich ein höheres oder niedrigeres Ziel zu setzten. Das macht Geldpolitik beliebig und somit unglaubwürdig. ”

        Sehen Sie keinen Unterschied zwischen den Formulierungen mit bzw. ohne “gegenüber Vorjahr”?
        Für mich ist es ein klarer Unterschied und es wundert mich auch nicht, dass auf der BuBa HP zum EZB Ziel immer noch “gegenüber Vorjahr” steht, während auf der englischsprachigen EZB Seite von dieser Präzisierung nichts mehr zu lesen ist.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        Nein, hatten wir nicht geklärt.

        >Das 2 % Ziel war die alte Benchmark der Deutschen Bundesbank. Ich hatte in meinem ersten Blogpost begründet, weshalb ich dieses Ziel für sinnvoll erachte:>

        Es geht hier nicht darum, ob das 2%-Ziel SINNVOLL ist oder nicht.

        >Selbstverständlich hätte man sich seinerzeit auch auf 3, 4 oder 5 % einigen können.>

        Es geht auch nicht darum, auf was man sich SEINERZEIT hätte einigen können.

        Was aber gar nicht geht, sich plötzlich ein höheres oder niedrigeres Ziel zu setzten.>

        Es geht auch nicht darum, ob man sich PLÖTZLICH oder nicht plötzlich ein höheres oder niedrigeres Ziel setzen kann.

        Es geht allein darum, ob man sich anderes Ziel setzen kann oder nicht kann.

        Wir haben gesehen, dass man KANN.

        Und wir habe auch gesehen, dass man die Geldpolitik ändern kann, ohne sich eine neues Inflationsziel zu setzen.

        PUNKT.

        Und dann kann man auch eine entsprechende Geldpolitik begründen.

        Das war das Thema.

        ENDE.

        Zu darüber hinaus gehenden Überlegungen habe ich etwas gesagt und sagen auch Sie etwas dazu.

        Klar, dass es um Glaubwürdigkeit geht und daher nicht von heute auf morgen irgendwelche neue Inflationsziele im Raum stehen können.

        Klar auch, dass die letztlich wichtigere Frage ist, OB und gegebenenfalls WIE die Zentralbank ihr Inflationsziel erreichen kann, und sei dieses auch „nur“ 2%.

        Das sind andere Themen.

        Zum hier vorliegenden ist aus meiner Sicht Klärung erreicht worden.

        Es braucht dazu von mir aus nichts weiter gesagt zu werden.

  5. Eva Maria Palmer
    Eva Maria Palmer sagte:

    @ Thomas M.

    “Gold als Absicherung für den Katastrophenfall!”

    Endlich mal ein Hinweis auf das “wahre Geld”.
    Ansonsten hören wir hier oft QE, MMT, verbotene Staatsfinanzierung, Helikoptergeld etc.
    Kein Wunder, daß Herrn Sinn die Gesichtszüge entgleisten.

    Wenn man vor etlichen Jahren solche Ideen geäußert hätte……..

    Antworten
    • Starchild
      Starchild sagte:

      @Eva Maria Palmer
      im Katastrophenfall kann man Gold nicht essen – da wäre dann mit dem Survival-Rucksack vom Kopp-Verlag gedient. Und da unsere Feinde uns alles nehmen werden, kann auch Gold per Gesetz, so willkürlich wie vieles andere, einfach mal so über Nacht mit der Mehrheit der Opportunisten-Stimmen konfisziert werden.
      So ein paar Münzen von der Kreissparkasse schaden dennoch nicht. Und nicht vergessen im Katastrophenfall rasten Menschen aus, fallen übereinander her………!

      Antworten
  6. Thierry
    Thierry sagte:

    Seit der Aufgabe von Bretton Woods (1971) funktionierte das System frei schwebender Währungen noch leidlich solange der US-Dollar allseits als Leitwährung anerkannt wurde. Diese Qualität verliert er jedoch zusehens, womit die Währungsrelationen untereinander beliebig wurden. Man stelle sich ein grosses Wasserbett vor, wie es auf Rummelplätzen aufgestellt wird und von Kindern allen Alters mit Begeisterung benutzt wird. Beim Hüpfen entsteht variabler Druck auf die elastische Unterlage, abhängig vom Gewicht des Kindes oder Jugendlichen mehr oder weniger. Dieser Druck, bzw. die Druckwelle wird durch die Wasserfüllung weitergegeben und alle übrigen Kinder auf dem Wasserbett erhalten einen gegenläufigen Impuls, ebenfalls abhängig von ihrem Gewicht. Eine absolute Bezugsmarke für das augenblickliche Niveau gibt es nicht, es sei denn, alle Teilnehmer würden sich unbeweglich flach auf die Matte legen und die Luft anhalten. Das ist das Modell unseres gegenwärtigen Währungssystems.

    Der Dollar ist die gesetzliche Währung der USA und unterliegt daher deren nationalen Interessen. “Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem.” (John Connally). Um im obigen Vergleich zu bleiben, die USA steuern die Füllung des Wasserbetts (ihre Währung) nach ihren Wünschen, nicht nach den Wünschen der zahlenden Kunden, die damit zunehmend Ärger haben.

    Keine Währung hat mehr einen objektiven Anker. Auf den guten Willen der Nationalbanken und die Einhaltung erprobter Regeln ist kein Verlass mehr. Die Folge ist die fast beliebige Ausweitung des Geldumlaufs in einem scheinbar internationalen Konsens, fiat money ohne Ende oder Grenzen in einem Wettlauf nach unten, welcher bislang noch nicht so sehr auffällt, da die gewünschte Inflation sich nicht einstellen will. Kommt sie allerdings eines Tages doch, ist sie nicht mehr zu zügeln oder zu begrenzen, da die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ausserhalb der Kontrolle de Nationalbanken steht.

    Wie könnte also ein neues stabiles Währungssystem aussehen? In einem bescheidenen Oeuvre für Familie und Freunde habe ich vor drei Jahren folgendes geschrieben:

    “… Der Dollar gilt allgemein als abgewirtschaftet und die Tendenz geht dahin, ihn durch die SDR, zu deutsch Sonderziehungsrechte des IWF zu ersetzen. Die kürzliche Aufnahme Chinas in den IWF zielt in diese Richtung. Aber das wäre nur wieder eine virtuelle Basis (fiat money), die über kurz oder lang die Geschichte des Dollar wiederholen würde. Außerdem ist der IWF ein Club unabhängiger Staaten wie die EU und aus denselben Gründen ungeeignet, eine Kunstwährung im Zaum zu halten. Die Geschichte des fiat money würde sich in noch größerem Maßstab wiederholen. Die Folgen wären nicht mehr begrenzbar, da die ganze Welt an den SDR hängen würde.

    Anders sähe nach meiner Meinung die Sache aus, wenn gleichzeitig die SDR am Gold festgemacht würden, da sie dann nicht willkürlich vermehrt werden könnten. Schon eine 30-prozentige Golddeckung könnte zur Stabilisierung genügen, wenn das Recht auf Tausch auf die Mitglieder des IWF beschränkt würde. Historisch genügte den USA und dem Deutschen Kaiserreich eine Golddeckung in ähnlicher Höhe, um ihre Währungen über Jahrzehnte nahezu inflationsfrei zu halten, bis äußere weltpolitische Ereignisse eintraten. …”

    Solches wäre natürlich kein Goldstandard im strengen Sinne des Worts, den jeder Staat (Währungsgebiet) könnte seine Relation zu den SDR selbst bestimmen, und auch bei Bedarf ändern. Das Gesamtsystem würde daher auch nicht direkt in Mitleidenschaft gezogen, falls ein Staat in Misswirtschft versinkt. Den “Wasserbetteffekt” gäbe es auch nicht mehr.

    Anhaltende Zahlungsbilanzunterschiede (no bail out!) wären durch SDR-/Goldtransfer auf IWF-Ebene auszugleichen. An den Restriktionen des IWF, keine Kredite ohne Auflagen zu gewähren, müsste nicht einmal etwas geändert werden.

    Seither beobachte ich die Entwicklung und sehe auch Zeichen, die uns einem derartigen System näher bringen könnten.

    Seit dem Beitritt China’s zum IWF kostet Gold recht gleichmässig 900 SDR/oz., was vorher nicht der Fall war.

    Die bis dato vom IWF ausgegebenen SDR sind durch die eigenen Goldreserven beim gegenwärtigen Preis zu 40 % gedeckt. Eine schöne Ausgangsbasis!

    Die Nationalbanken, nicht nur China und Russland, sind wieder Käufer auf dem Goldmarkt.

    Mit einer Änderung von Basel III wurde Gold vor kurzem wieder monetarisiert und ist nun ein tier 1 asset.

    Mehr, vor allem konkrete Stellungnahmen der Insider, darf man nicht erhoffen. Sollte dies tatsächlich das angesteuerte Ziel sein, wird man sogar noch mehr Nebelkerzen erwarten dürfen. Eine Voraussetzung sine qua non wäre allerdings auch eine Reorganisation des IWF. Man darf nicht glauben, China bliebe da noch lange am Katzentisch sitzen. Sie sagen es zwar nicht, aber sie werden nicht ruhen, solange die Stimmehrheit der USA im IWF nicht gebrochen ist.

    Antworten
    • Thomas M.
      Thomas M. sagte:

      Ich bin der These zu “IMF-Worldmoney” (auch schon) begegnet. Demzufolge wäre beim nächsten richtigen Knall auch die FED nicht mehr in der Lage, das Weltfinanzsystem zu retten und dann muss der IMF ran. Nun, keine Ahnung ob das Verschwörungstheorien sind. Inhaltlich kann ich das nicht beurteilen… hört sich für den Laien zumindest plausibel an.

      Ob da im Hintergrund bereits ein Gold-Peg ist? Sagen wir es so: Je länger der Goldpreis seitwärts läuft, desto klarer würde, dass da was Großes im Hintergrund gedreht wird. (Bei einem angeblichen Spekulationsobjekt, was keine große realwirtschaftliche Funktion hat, passt eine längere Seitwärtsbewegung nicht.) Dass Zentralbanken fleißig Gold kaufen, passt nicht ins Bild, wenn Gold so irrelevant ist. Ach ja, und dann noch die Basel-III Reformen zu Gold…

      Den Gold-Peg kann ich mir persönlich nun nicht vorstellen; aber: Man kann sich die Kurse ja angucken und selber nachrechnen. Nur die Zeit wird die Frage hierzu beantworten. Es ist zumindest eine testbare Hypothese.

      Gold als Absicherung für den Finanz-Katastrophenfall macht hingegen Sinn für Klein (Bürger) und Groß (ZB). Aber das brauchen wir nicht zum x-ten mal auszuführen.

      Antworten
  7. Eva Maria Palmer
    Eva Maria Palmer sagte:

    @ sensortimecom

    Endlich mal eine abweichende alternative Meinung zu den hier formulierten, haarsträubenden geldpolitischen Konzepten.

    Wer kann sich denn ernsthaft wünschen, Japans Schulden-Tsunami zu kopieren oder Tag und Nacht ungedecktes Fiatgeld zu produzieren und die daraus resultierenden Folgen auf den St.Nimmerleinstag zu verschieben.

    Dazu können doch nur “Fachleute” raten, die im reifen Alter nahe oder innerhalb der üppigen Staatspension stehen und denen das Schicksal ihrer oder Kinder der anderen völlig Wurst ist.

    Ich möchte nicht in einem Staat leben, der so finanziert ist und meinen Kindern möchte ich das auch nicht zumuten.

    Also gute Bildung und raus aus der wahnwitzigen Schulden- und Transfer-Union.
    In ein Land, in dem das Geld noch was wert ist und man Zinsen auf seine Ersparnisse erhält und damit auch für sein Alter selbst vorsorgen kann.

    Antworten
    • Starchild
      Starchild sagte:

      @Susanne Finke-Röpke
      “in ein Land in dem das Geld noch was wert ist…”
      Schlage vor Neverland ….. schauen Sie sich mal um auf dem Globus , nix ist mehr so wie es mal war und ändert sich rasant . Es gibt vielleicht noch wenige Länder wo man hin kann , aber hat alles auch seine Nachteile oder kostet richtig viel.
      Am besten ist es schon die Heimat vom Feind zu befreien … nur wenn kaum einer in der Lage ist diesen zu erkennen – dann ist vorbei . Maikäfer flieg.

      Antworten
  8. sensortimecom
    sensortimecom sagte:

    Die oben genannte “Monetarisierng der Schulden” in der Form, dass die angehäuften Schulden von Staaten oder Privaten einfach annulliert werden, funktioniert so nicht. Aus rein logischen Gründen. Es steht nämlich für JEDE Schuld auch ein entsprechendes Guthaben auf einer Gegenseite. Schulden-Annullierung bedeutet also auch Guthabenvernichtung.

    Das System hat ohnhin keinen Bestand. Es fehlt an genügend innovativen Impulsen. Vor allem an Innovationen, die schützbar bzw. monopolisierbar sind. Wir sehen Erschöpfungstendenzen. Dagegen gibt es keine Notenbank-Politik.

    Antworten
  9. MFK
    MFK sagte:

    Die Frage stellt sich, ob Japan und Europa vergleichbar sind. Hohe Exportüberschüsse, die Anlage auch in Japan suchten. Beleihungsfähigkeit nur von Grund und Boden und nicht von Gebäuden wegen des Erdbebenrisikos. Platzen einer beispielslosen Immobilien- und Aktienblase. Balance sheet recession. Nachwirkungen auch nach der Reparatur der Bilanzen in den Köpfen der Unternehmensführer. Alles nachzulesen bei Koo. Das alles liegt in Europa (noch) nicht vor. Das schließt natürlich nicht aus, dass beide Regionen den gleichen Weg der Sanierung über Monetarisierung der Schulden durch die Zentralbanken gehen. Der Vergleich mit Venezuela und Zimbabwe ist allerdings absurd. So schnell, wie dort die Inflation vorangetrieben wurde, lässt sich die Steuergesetzgebung gar nicht anpassen (Ketchup Flaschen Effekt).

    Antworten
    • Horst
      Horst sagte:

      “Beleihungsfähigkeit nur von Grund und Boden und nicht von Gebäuden wegen des Erdbebenrisikos.”

      Dieser Aspekt ist interessant. Haben Sie hierfür eine Quelle parat?

      Antworten
      • Susanne Finke-Röpke
        Susanne Finke-Röpke sagte:

        Na ja, richtig beleihungsfähig ist bei uns (abgesehen von Schiffshypotheken) auch nur Grund und Boden und nicht das Gebäude alleine. Daher heißt es ja “Grundbuch”, in dessen Abteilung 3 die Kreditsicherheiten eingetragen werden.

    • Starchild
      Starchild sagte:

      @ Susanne Finke-Röpke
      wobei nicht übersehen werden sollte, dass der Grund-und-Boden der deutschen Hausbesitzer zwar im Grundbuch eingetragen ist – und bis zu % beliehen werden kann – letztendlich gehört den Hausbesitzern jedoch der Grund nicht, da er NICHT im Katasteramt eingetragen ist. BRD-GmbH ist immernoch ein besetztes Land.
      Enteignungen easy !

      Antworten
  10. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >Es geht darum, den Notenbanken den Weg zu noch negativeren Zinsen und weiteren umfangreichen Liquiditätsspritzen zu ermöglichen und zugleich die Fluchtmöglichkeiten aus dem System zu begrenzen:>

    Darum geht es längst nicht mehr.

    Die Ermöglichung liegt vor, der Weg ist vorgezeichnet und wird begangen werden.

    Am anderen Thread wurde Draghi zitiert mit einer Aussage, nach der er genau diesen Weg gehen will. Die Liquiditätsausweitung wird NICHT mit Erreichen des Inflationsziels eingestellt. Man setzt einfach das Inflationsziel höher. Legitim machbar, nichts ist einfacher als das.

    Die Liquiditätsausweitung auf Schuldgeldbasis wird aber letztlich nichts verbessern.

    Es geht daher um HELIKOPTERGELD, genauer:

    um die Begründung und Durchsetzung von Helikoptergeld.

    A. Turner hat die Begründung vor versammelter ifo-Gemeinde H.-W. Sinn und C. Fuest an den Kopf geschleudert und sie sprachlos gelassen, als er inngemäß sagte (meine Worte, argumentativ zuspitzend):

    Haben Sie einen GUTEN Grund, Helikoptergeld zu VERWEIGERN, wenn man mit dem Schuldgeldsystem nicht aus der Verarmungsspirale herauskommt, insbesondere wenn wie in vielen Ländern die Jugendarbeitslosigkeit – Faktorkompetenz für ZUKÜNFTIGEN Wohlstand – fixiert ist?

    https://www.youtube.com/watch?v=ozoLOaxNk1c&feature=youtu.be

    Hörenswert sein ganzer Vortrag, ab 1:27 h „Zinsen“, insbesondere ab 1:50 sein überzeugender Verweis auf die Risiken von Helikoptergeld.

    Und natürlich weiß auch er: Nominal mehr Geld, ist nicht automatisch mehr reale Nachfrage.

    Er impliziert auch:

    Ein wie auch immer vollzogener geordneter Entschuldungsprozess ist unmöglich und die Politik ist unfähig, die Probleme zu lösen.

    Meine Meinung:

    Auch ein anderes GELDSYSTEM (Helikoptergeld) wird sie nicht lösen, kann aber auf Zeit eine Konfliktminderung herbeiführen. Allerdings würde sie auf eine andere Systemkonfiguration hinauslaufen, d. h. auf einen übermächtigen Staat, den ich aus hier mehrmals dargelegten Gründen nicht für erstrebenswert halte.

    Ich sehe bei diesem Gang der Dinge weniger eine unmittelbare Gefahr für die Märkte, sondern vielmehr die Gefahr, KONTINUIERLICH in anderweitige, zukünftig nicht mehr beherrschbare Probleme zu laufen.

    Aber das ist natürlich kein Problem, wenn die anderweitigen Probleme in der Zukunft liegen ;-)

    Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      @ Dietmar Tischer

      „Man setzt einfach das Inflationsziel höher. Legitim machbar, nichts ist einfacher als das.“

      Das ist nun wiederum Ihre ganz eigenwillige Interpretation. Die Erläuterungen von Draghi entsprechen EXAKT dem Ziel der EZB:

      „Laut EZB-Rat ist Preisstabilität dann erreicht, wenn die Teuerungsrate mittelfristig unter, aber nahe 2 % gegenüber dem Vorjahr liegt.“ https://www.bundesbank.de/de/service/schule-und-bildung/schuelerbuch-geld-und-geldpolitik-digital/die-geldpolitische-strategie-des-eurosystems-614076

      Mittelfristig ist und bleibt mittelfristig. Nach einer Zeit des Unterschießens folgt logisch zwingend eine Zeit des Überschießens. Man setzt eben NICHT einfach das Inflationsziel höher, sondern belässt es exakt dort, wo es schon immer war.

      Antworten
      • troodon
        troodon sagte:

        @ M.S.
        Einspruch !
        Es geht um ” 2% GEGENÜBER dem Vorjahr liegt.”
        Da steht NICHT 2% p.a. im Durchschnitt !

        Aus dem Zitat AUTOMATISCH ein mögliches Überschießen nach einem Unterschießen zu begründen, um die vorher aufgebaute Lücke zu schließen, erachte ich nicht als angebracht.
        Es wird trotzdem gemacht werden…

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ troodon

        „Einspruch !“

        Einspruch abgelehnt! Es heißt klar und deutlich „mittelfristig“; also in der mittleren Frist.

        „Es geht um “ 2% GEGENÜBER dem Vorjahr liegt.““

        Wo ist hier Ihre Quelle?

        LG Michael Stöcker

      • troodon
        troodon sagte:

        @ M.S.
        Das ist IHRE Quelle. Ich habe mir nur erlaubt “gegenüber” hervorzuheben…

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        Der EZB ist lt. Satzung vorgegeben, PREISSTABILITÄT zu gewährleisten (Art. 127, AEU-Vertrag):

        >1) Das vorrangige Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken (im Folgenden “ESZB”) ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten.>

        Sie DEFINIERT jedoch SELBST, wie sie das FUNKTIONAL umsetzt, nämlich z. Z. als ORIENTIERUNG an einem Wachstum des harmonisierten Verbraucherpreisindexes HVPI im Euroraum, das unter, aber nahe bei zwei Prozent pro Jahr liegen sollte. So 1998
        vom EZB Rat festgelegt.

        Frage:

        Kann sie von SICH aus die Preisstabilität auch anders definieren, also z. B. ein Wachstum des HVPI von 2,5% als Orientierung ihrer Geldpolitik bestimmen?

        Ja oder nein?

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @alle

        „Laut EZB-Rat ist Preisstabilität dann erreicht, wenn die Teuerungsrate mittelfristig unter, aber nahe 2 % gegenüber dem Vorjahr liegt.

        Immer wieder lustig: “Stabil” ist etwas nach Meinung der EZB genau dann, wenn es mit knapp 2% pro Jahr wächst.

      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        @Hr. Ott: Ich fand die 2% die längste Zeit “Banane”, aber mittlerweile denke ich, dass man sie alleine deswegen braucht, weil so ziemliche alle Lohn- und Rentensteigerungen erwarten, aber keine Senkungen akzeptieren, ohne auf die Barikaden zu gehen. Wenn wir einige Jahre p.a. -2% Teuerung hätten, müsste man im Mitarbeitergespräch dann sagen: Aufgrund der positiven Preisentwicklung für uns alle mussten wir unsere Preise auch senken und es gibt nächstes Jahr 2% weniger Gehalt. Die Kanzlerin erklärt das dann den Rentnern…

        Sehe ich das richtig?

        Ich meine ich habe das noch nie als prägnante Erklärung gehört, weshalb Deflation ein No-No ist. (So meine Sicht nicht falsch ist.)

        Die These vom Aufschieben des Konsums halte ich hingegen für Homo öconomicus-Quatsch. Vielleicht hat man das mal 1910 beobachtet? In Einzelfällen mag das so sein, aber da die meisten schneller Geld ausgeben, als sie es verdienen können und Produkte immer kürzer halten und der Trend zum Mieten statt Kaufen geht, brauchen wir uns diesbzgl. wohl kaum Sorgen zu machen.

  11. Thierry
    Thierry sagte:

    bto: “Kampf gegen das Gold: … Da nirgendwo eine Rückkehr zum Goldstandard erkennbar ist, fragt man sich schon, wieso der IWF gerade heute mit diesem Thema kommt.”

    Weitgehend unbemerkt tut sich beim Gold einiges. Zunächst fällt auf, dass Gold seit dem 01.10.2016 (Beitritt China’s zum IMF) einem soliden peg von 900 SDR/oz. +/- 5% folgt statt wie vorher erratisch zu pendeln. Da sich die Goldbestände des IMF nicht ändern, muss da ein anderer grosser Spieler unterwegs sein. Die Schwankungen um den peg sind vermutlich damit zu erklären, dass Gold nicht direkt in SDR gehandelt werden kann, sondern lediglich in CNY oder USD, und auf dien Märkten auch andere zugange sind mit wahrscheinlich anderen Interessen. Wie sehr da um die Preishoheit gerungen wird ist aus den täglichen Goldcharts zu erkennen. Bevorzugte Zeiten rascher Preisschwankungen (oft 5 USD/h) sind 2 Uhr MEZ (China) und 15 Uhr MEZ (Comex).

    Im übrigen ist seit diesem Monat Gold wieder als reserve asset für Banken zugelassen.

    Antworten
    • Eva Maria Palmer
      Eva Maria Palmer sagte:

      @ Thierry

      “Ab diesem Monat ist Gold wieder als Reserve-Asset für Banken zugelassen”.

      Sollten die “Zulasser” einen lichten Moment haben, und das einzig wahre Geld (J.P.Morgan – …”alles andere sind Schulden”..) als Reserve den Banken genehmigen, frage ich, wer denn solche richtungsweisenden Entscheidungen trifft, nachdem lange vorher schon fast alle Notenbanken der Welt Gold bunkern.

      Antworten
      • Thierry
        Thierry sagte:

        @ EMP

        “Zulasser” ist das BIZ. Die haben ihre Basel III Bestimmungen geändert.

        Der BIZ ist immerhin noch einige Selbstständigkeit zuzubilligen.

      • Christian Hu
        Christian Hu sagte:

        …und der Satz von J.P. Morgan ist zu Zeiten einer goldbasierten Währung gefallen, hat also heute keine Gültigkeit mehr.

        Zu Beginn des 1. Weltkriegs hat das Finanzministerium sich dann Kredite vom New Yorker Bankwesen um J.P. Morgan einräumen lassen, um sich promt die dabei geschaffenen Einlagen vorsorglich in Gold auszahlen zu lassen.
        Soviel zum schönen Goldstandard, von dem viele hier so schwärmen.

    • Jens Happel
      Jens Happel sagte:

      Ich denke vor allem China und Russland, aber auch einige Ölstaaten und Indien wollen sich vom Dollar emanzipieren.

      https://www.zerohedge.com/news/2017-04-01/moscow-and-beijing-join-forces-bypass-us-dollar-global-markets-shift-gold-standard

      Die Goldbörse in China übernimmt dabei die Funktion des Dollars. China bezahlt im Endeffekt die Importe aus Russland mit Gold. Das dürfte mit ein Grund sein, warum Russland seine Goldreserven kontinuierlich steigert.

      https://www.zerohedge.com/news/2017-12-02/russia-china-india-unveil-new-gold-trading-network

      So gesehen dürfte der Vorstoß des IWF gegen das Gold, auch eine Parade gegen genau diese Bestrebungen Chinas und Russland sein. Durch China verliert der IWF sowieso schon an Einfluß. Wenn China mit Russland und anderen Ländern eine Allianz bilden kann und sich zeitgleich auch noch vom Dollar lösen könnte, verliert der IWF und die westliche Allianz noch mehr an Bedeutung.

      So sehe ich die Einmischung Trumps in Venezuela auch nicht wegend es dortigen Öls, sondern wegen der Pläne, das China und Russland dort Unterstützung plus Militärbasen angeboten hatten.

      Wir sind mitten in einem neuen kalten Krieg, der an allen Fronten geführt wird.

      Antworten
  12. Johannes
    Johannes sagte:

    Herr Stöcker zu Beginn dieses Threads mit einem dreifach Aufschlag ;-)

    bto: “So gesehen, waren Zimbabwe, Venezuela und Weimar-Deutschland auf dem richtigen Weg und haben nur bei der Besteuerung nicht richtig aufgepasst.”

    Diese drei Länder haben auch nicht so eine veritable Armee wie die USA. Die Macher der MMT (aus den USA ;-) ) wissen das ganz genau; diese drei Länder könnte man militärisch “links” liegen lassen, wenn´s mit dem Vertrauen ins “MMT-Geld” schwierig würde. Bei den USA sähe das anders aus.

    Antworten
  13. Eva Maria Palmer
    Eva Maria Palmer sagte:

    Die EZB ist nicht machtlos, sondern konzeptionslos volksschädigend.

    Natürlich wird sie weiterhin das tun, was sie die ganze Zeit über getan hat:
    Falschgeld ohne Deckung in Billionenhöhe drucken.

    Irgendwann wird sich Draghi in den Ruhestand davonmachen, und diese Bank, gegründet von unseren europaradikalen Euro-Romantikern, wird uns zu armen Leuten machen.

    Wer kann, sollte sich schleunigst einen neuen Wohnort außerhalb der Pleite-, Transfer- und Schuldenvergemeinschaftungs-Union suchen, denn in den 20er Jahren wird der faule Europa-Zauber zu Ende gehen.

    Die Bürger der Elends-Union werden alle Grausamkeiten der europa-radikalen Polit-Dilettanten erleben, die man sich vor einigen Jahren überhaupt nicht vorstellen konnte:

    Programmierte Inflation, Kaufkraftverlust, Null- und Negativ-Zinsen, gemeinsame Banken-Einlagen-Sicherung, Schuldenvergemeinschaftung, gemeinsame Arbeitslosen-Versicherung, vielleicht einen Flugzeugträger mit Europaflagge, ein Euro-Heer, Millionen neuer, illegaler Migranten in unsere Sozialsysteme, Bargeldverbot, Goldverbot etc.

    Bürger, holt Eure gelben Westen aus dem Auto und jagt die EU-Dilettanten in den unverdienten Ruhestand.

    Antworten
    • Starchild
      Starchild sagte:

      Die EZB & Komparsen sind sicher nicht dumm , auch NICHT UNFÄHIG was viele meinen. Das Team ist hochkarätig ausgewählt – mache man sich mal die Mühe zu googeln ;) auch die Gründung und gaaaanz genau hinzuschauen …… brr ist das aber unangenehm und anstrengend.
      Und dann, wenn NICHT-unfähig, nicht Realität ist, dann bleibt übrig die Option: zu allem fähig.
      Wie sagte Roosevelt: in der Politik geschieht nichts ungeplant.
      Und daran hat sich nix geändert – besonders nicht wenn der Michel schläft.

      Antworten
  14. Hansjörg Pfister
    Hansjörg Pfister sagte:

    Dieses Szenario geht von einer symetrischen Belastung der großen Währungsräume aus. Wenn allerdings die Probleme in der Eurozone größer sind, bzw. früher zum Tragen kommen und die EZB deswegen gezwungen ist vor allen anderen zu handeln, dann gehen die Anlageempfehlungen in die falsche Richtung.

    Antworten

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