Klimaaußenpolitik – aber richtig

Außenministerin Annalena Baerbock hat in der vergangenen Woche versucht, der bedrängten Ukraine deutsche Unterstützung zukommen zu lassen. Schon bald werde Deutschland ein Büro für „Wasserstoff-Diplomatie“ in der ukrainischen Hauptstadt einrichten. So irrelevant diese Zusage mit Blick auf die akute militärische Bedrohung durch Russland ist, so richtig ist die Idee mit Blick auf das Potenzial der Ukraine, auf ihrer großen Landfläche mit erneuerbaren Energiequellen grünen Wasserstoff zu erzeugen.

Das ist ein Geschäft mit Zukunft. Bei nüchterner Betrachtung müssen auch die größten Optimisten anerkennen, dass es Deutschland nie gelingen wird, eine CO2-freie Energieversorgung ohne massive Importe grüner Energie zu sichern. Abgesehen davon, dass jegliches Autarkiestreben mit Blick auf die ohnehin schon hohen Handelsüberschüsse und die geopolitische Stabilität fehl am Platze wäre. Frühzeitig den Aufbau entsprechender Kapazitäten in anderen Ländern zu fördern, ist deshalb die richtige Priorität.

Die EU will trotz eines rückläufigen Anteils von rund acht Prozent an den weltweiten CO2-Emissionen als Vorbild beim Klimaschutz vorangehen. Ob die Welt diesem Vorbild dann tatsächlich folgen wird, hängt entscheidend davon ab, welche Folgen dieses Projekt für den Wohlstand der Bürger hat. Leider müssen wir davon ausgehen, dass der Weg zur Klimaneutralität unnötig teuer und damit wenig nachahmenswert gestaltet wird.

Die bessere Alternative: den CO2-Ausstoß reduzieren

Besser wäre es, im Rahmen der Klimaaußenpolitik der Welt zu helfen, den CO2-Ausstoß zu senken. Wie viel wir damit erreichen könnten, verdeutlicht folgende Berechnung: Laut Bundesumweltamt erzeugt Deutschland pro Jahr 810 Millionen Tonnen CO2. Der BDI beziffert die Kosten des Umbaus der deutschen Wirtschaft zur Klimaneutralität selbst unter günstigsten Voraussetzungen auf 1,5 bis 2,3 Billionen Euro. Pro Tonne CO2 ergeben sich damit Kosten von rund 2.500 Euro.

Weltweit lassen sich nach Berechnungen von GoldmanSachs 35 Gigatonnen für weniger als 200 Dollar einsparen, mehr als die Hälfte davon für deutlich weniger als 100 Dollar. Wenn wir im Schnitt 100 Dollar pro Tonne annehmen, ließen sich allein mit unserem finanziellen Einsatz 20 Gigatonnen einsparen. Dies entspricht mehr als 50 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes von rund 39 Gigatonnen. Nicht nur hätten wir einen viel größeren Effekt, er dürfte auch deutlich schneller eintreten.

Beim Klimagipfel in Glasgow wurde ausdrücklich beschlossen, dass Klimamaßnahmen, die in anderen Ländern umgesetzt werden, auf das eigene Ziel angerechnet werden. Dies auszuschließen und zu versuchen, Vorbild mit teuren Maßnahmen zu sein, wie EU und Bundesregierung es tun, bringt wenig für das Klima und gefährdet den Wohlstand.

Wer es ernst meint mit dem Klimaschutz, sollte versuchen, mit einer echten Klimaaußenpolitik international schnell etwas zu bewirken.

handelsblatt.com: Außenministerin Baerbock ist mit ihrer Wasserstoff-Diplomatie auf dem richtigen Weg