Fratzschers Irreführung: von wegen 20 “Mythen” der Geldpolitik

Marketing ist die Stärke von Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Dabei versteht er es bekanntlich besonders gut, seine Aussagen genau dann zu platzieren, wenn es seine Klientel braucht oder um sich und sein Institut für Jobs beziehungsweise Aufträge ins Spiel zu bringen. Bei der F.A.Z. brachte ihm das den wenig schmeichelhaften Titel eines “Claqueurs der SPD” ein.

Jetzt, wo davon auszugehen ist, dass er mit SPD-Unterstützung bald nicht mal mehr einen Blumentopf gewinnen kann, besinnt sich der ehemalige Mitarbeiter der EZB auf eben jene. Schließlich bleibt die Hoffnung, unter einer Regierung unter Führung der Grünen doch noch Nachfolger von Jens Weidmann als Bundesbankpräsident zu werden. Immerhin wird er schon in Interviews darauf angesprochen.

Grund genug, sich ins Zeug zu legen für die EZB und in 20 Tweets aufzuzeigen, was alles in Deutschland von der EZB nicht verstanden wird. Die neue Vertreterin Deutschlands in Frankfurt, Isabel Schnabel, zeigte sich auf Twitter begeistert.

20 „Mythen“ will Fratzscher erkannt und widerlegt haben. Schauen wir uns das mal an. Ein bisschen wie bei dem nicht mehr politisch akzeptablen Kinderreim, von den „Zehn kleinen …“ kann man also eine Diskussion der „20 großen Mythen“ machen und schauen, wie viele davon übrig bleiben.

Kategorie 1: „Mythen“, von denen Fratzscher in seiner Aufzählung selbst schreibt, dass sie zutreffen.

Da könnte man denken, die gibt es gar nicht. Weit gefehlt. Fratzscher hat in der Tat Punkte als „Mythen“ aufgeführt, die er dann für keine hält. Und zwar diese hier:

Mythos #2: Die EZB-Geldpolitik ist eine Enteignung der deutschen Sparer.

Fratzscher: „Der Mensch ist nicht nur Sparer. Der Wirtschaftsboom in Deutschland hat Millionen neuer Jobs geschaffen und Lohnsteigerungen ermöglicht, die ohne die Geldpolitik nicht möglich gewesen wären.“ – Stelter: Also stimmt es, dass die Sparer Verluste erleiden. Dass auf der anderen Seite andere Wirtschaftssubjekte davon profitieren, mag stimmen, ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Sparer die relativen Verlierer sind. Dies sieht Fratzscher übrigens an anderer Stelle auch so, wo er sich von der Umverteilung aus der Mittelschicht nach unten über die Zinsverluste der Sparer/den Zinsgewinn des Staates freut:

Mythos #12: Die EZB-Geldpolitik ist moralisch verwerflich, da sie Regierungen zur falschen Politik verführt, beispielsweise Reformen zu verzögern und keine Schulden abzubauen.

Fratzscher: „Eine Zentralbank darf nicht entscheiden, was die richtige Wirtschaftspolitik ist, dies dürfen nur Regierungen und Bürger in einer Demokratie. Alles andere wäre undemokratisch, illegitim und ein Mandatsbruch.“ – Stelter: Also verführt die EZB-Zinspolitik doch zu „falscher Politik“, aber Moral schließt Fratzscher als Kategorie aus. Er spricht lieber von „undemokratisch“, wobei man da schon die Frage aufwerfen muss, ob Stimmrecht nach Kopf, statt nach Kapital-/Risikoanteil „demokratisch“ im ökonomischen Sinne ist. Ich würde sagen, Risiko und Entscheidungsgewalt sollten zusammenfallen. Deutschland trägt übrigens rund 28 Prozent des Risikos der EZB und hat genauso viel Stimmrecht wie Malta.

Mythos #20: Nur eine politische Union kann den Euro retten. 

Fratzscher: „Der Euro ist ein Erfolg. Die erforderlichen Reformen – Banken- und Kapitalmarktunion, gemeinsames Budget und bessere Regeln – sind realistisch. Es mangelt dazu aber vor allem am politischen Willen in Deutschland.“ – Stelter: Also besteht der Fakt, dass wir diese Union brauchen und diese bisher nicht zustande gekommen ist. Ob die deutsche Politik daran schuld ist und ob es wirklich genügen würde, den Euro zu stabilisieren, sei mal dahingestellt. Punkt 20 trifft also zu und ist kein Mythos.

Fazit: Da waren es nur noch 17 Mythen.

Kategorie 2: „Mythen“, bei denen Fratzscher sich in seiner Aufzählung widerspricht

Plus mal Minus gibt bekanntlich Minus. So wollen wir es auch bei der Bewertung der angeblichen Mythen machen, bei deren Bewertung Fratzscher sich widerspricht:

Mythos #8: Die EZB soll sich stärker auf andere Ziele als die Preisstabilität konzentrieren.

Fratzscher: „Preisstabilität ist das primäre Mandat, das die Politik der EZB gegeben hat. Ein anderes Ziel zu verfolgen wäre ein Mandatsbruch.“ – Stelter: Wie soll man das lesen? Fratzscher sagt, ein anderes Ziel, als die Preisstabilität zu verfolgen, wäre ein Vertragsbruch. Klartext: Es gibt genau ein Ziel, ein einziges. Kohl soll damals verhindert haben, dass auch Ziele wie Beschäftigung aufgenommen werden.

Ein Ziel neben dem Ziel der Preisstabilität gibt es Fratzscher zur Folge nicht. Trotzdem wird die Politik der EZB mit anderer Zielsetzung von Fratzscher gelobt, so in den „Mythen“ 5 und 7.

Mythos #5: Deutschland und Europa ständen heute ohne die expansive EZB-Geldpolitik wirtschaftlich, sozial und politisch besser da.

Fratzscher: „Die EZB unter Mario Draghi hat mit dem Versprechen to do whatever it takes 2012 das Auseinanderbrechen des Euroraums und eine wirtschaftliche Depression verhindert.“ – Stelter: Es ist richtig, dass, ohne die Bereitschaft der EZB, nicht auf den Geldwert zu achten, sondern den Euro um jeden Preis zu erhalten, der Euro schon längst Geschichte wäre. Allerdings war es – um mit „Mythos“ Nummer 8 zu sprechen – eindeutig eine Verletzung des Mandats. Nicht missverstehen: Es war eine richtige Überschreitung des Mandats, um damit kurzfristig dem Euro Zeit zu kaufen und die eigene Existenz als Notenbank des Euro zu retten.

Mag man „Mythos“ 5 noch durchgehen lassen, weil es eine akute Notlage war, so geht es mit Mythos 7 nicht mehr:

Mythos #7: Die expansive EZB-Geldpolitik wird langfristig zu hoher Inflation führen.

Fratzscher: „Die EZB verfügt über alle Instrumente, dies zu verhindern. Das ungleich größere Risiko heute ist das Gegenteil – eine Fortsetzung von wirtschaftlicher (säkularer) Stagnation und zu niedriger Inflation.“ – Stelter: Hier nimmt Fratzscher eine Erweiterung des Mandats der EZB vor. Quasi im Nebensatz führt er als Ziel den Kampf gegen „wirtschaftliche Stagnation“ ein, der aber nicht zum Ziel der EZB gehört. Er ist mit dieser Mandatserweiterung nicht allein. So redet die neue EZB-Präsidentin Christine Lagarde bei jeder Gelegenheit davon, dass die Staaten endlich mehr Geld ausgeben müssten, und hat bereits den Kampf gegen den Klimawandel zu einem weiteren Ziel der EZB erklärt. Damit hat sie den besten Vorwand, die nächste Stufe der Geldpolitik zu zünden: die direkte Finanzierung der Staaten. Wenigstens zu einem guten Zweck wird man dann sagen. Spätestens dann dürften übrigens nicht nur die Vermögenspreise vom billigen Geld angetrieben steigen, sondern auch die Inflationsraten anziehen. Ob die EZB dann wie versprochen gegensteuert, darf und muss bezweifelt werden. Brauchen wir doch noch Jahre mit negativen Realzinsen, um von den Schuldenbergen in der Eurozone runterzukommen.  

Fazit: “Mythos 5” kann man so stehen lassen, weil die EZB in der Tat nur so den Euro stabilisieren konnte. (Von Rettung zu sprechen, ist nicht angebracht, ist die Währungsunion doch noch schlechter aufgestellt als vor zehn Jahren). Bei den anderen widerspricht sich Fratzscher selbst.

Da waren es nur noch 14 „Mythen“.

Kategorie 3: „Mythen“, bei denen Fratzscher zusätzliche Gründe einführt, um die EZB zu entlasten

Kommen wir zur Kategorie 3 der „Mythen“, die Fratzscher angeblich widerlegt. Jene „Mythen“, bei denen er eine Mitschuld der EZB nicht leugnen kann, aber diese herunterspielt:

Mythos #10: Die Geldpolitik ist verantwortlich für die Blasen in den Immobilienmärkten.

Fratzscher: „Die niedrigen Zinsen tragen dazu bei, aber die Hauptverantwortung liegt bei einer unzureichenden Wohnungspolitik, bei der Migration vom Land in die Städte und bei der makro-prudenziellen Finanzaufsicht.“ – Stelter: Halten wir zunächst fest, es ist kein „Mythos“, weil selbst Fratzscher einräumen muss, dass die niedrigen Zinsen „dazu beitragen“. Wie stark sie das tun, kann man daran erkennen, dass nach Daten der Schweizer Großbank UBS München (Platz 1) und Frankfurt (Platz 5) zu den Top-5-Städten weltweit gehören, wo das Blasenrisiko an den Immobilienmärkten am größten ist. Natürlich verstärken Migration aus dem In- und Ausland und unzureichende Bautätigkeit steigende Preise. Aber mit Blick auf die Grundstückspreise ist offensichtlich, dass es das billige Geld ist, welches die Preise treibt. Natürlich könnte man „makro-prudenziell“ gegensteuern, gemeint ist zum Beispiel die Eigenkapitalanforderungen bei Grundstückskäufen erhöhen. Doch das ist ein Instrument zur Korrektur eines Problems, das erst durch das billige Geld der EZB geschaffen wurde.

Mythos #11: Die EZB betreibt keine Geldpolitik, sondern Finanzpolitik, da die niedrigen Zinsen den Regierungen die Finanzierungskosten erleichtern.

Fratzscher: „Jede geldpolitischen Entscheidung – ob Zinssenkungen oder -erhöhungen – verändert die Finanzierungsbedingungen für Bürger, Unternehmen und Regierungen. Deshalb ist sie noch lange keine Finanzpolitik.“ – Stelter: Also auch hier wird eine Mitschuld der EZB eingeräumt. „Es wirkt halt so“, was bereits den „Mythos“ als keinen entlarvt. Um dennoch etwas gründlicher darauf einzugehen: Die Politik der EZB hat nicht nur das Zinsniveau gedrückt, sondern vor allem die Zinsdifferenz zwischen den einzelnen Mitgliedsländern. Dass ein Land wie Griechenland mittlerweile Kredite zu Negativzins aufnehmen kann, dürfte als Datenpunkt genügen. Damit ermöglicht die EZB natürlich höhere Staatsausgaben (die Zinsersparnis kann woanders ausgegeben werden, allein im Bund in den letzten zehn Jahren rund 140 Milliarden Euro) und günstigere Neuverschuldung. Kein Wunder, dass die Staaten überall aufgehört haben, zu sparen.

Mythos #15: Die EZB-Geldpolitik schafft Zombie-Banken und Zombie-Unternehmen, die schädlich für die Wirtschaft sind.

Fratzscher: „Es ist weder die Aufgabe noch das Recht der EZB zu entscheiden, welche Unternehmen überleben sollen und welche nicht. Das ist Aufgabe von Bankenaufsicht und Wirtschaftspolitik. Ziel der EZB ist es, die Finanzierungsbedingungen für alle zu verbessern.“ – Stelter: Und als Nebenprodukt dieser Politik gibt es eine zunehmende Zombifizierung, wie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ausführt. Das Problem dieser Entwicklung ist, dass das Wachstumspotenzial der Wirtschaft dadurch sinkt und umso aggressivere Geldpolitik erforderlich macht, um Deflation und Stagnation zu bekämpfen. Es mag sein, dass es nicht die Aufgabe der EZB ist, zwischen Gewinnern und Verlierern zu unterscheiden. Es ist aber sehr wohl Aufgabe, die Gesundheit der Wirtschaft im Blick zu halten. Wer jegliche Art des „Verlierens“ verhindert, der unterminiert das Grundprinzip unserer Wirtschaftsordnung, die schöpferische Zerstörung.

Mythos #19: Die EZB gefährdet ihre Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit.

Fratzscher: „Das Sündenbock-Syndrom mancher deutscher Politiker, Medien und Unternehmer, die die EZB für die eignen, nationalen Fehler verantwortlich machen will, schadet der Unabhängigkeit und der Glaubwürdigkeit der EZB mehr als ihre Geldpolitik.“ – Stelter: Das kann man kurz machen. Würde die EZB eine andere Politik betreiben, stünde sie nicht so in der Kritik. Etwas anderes ist, dass die Lösung der Probleme des Euros in der Tat in den Händen der Politik liegt. Insofern ist es scheinheilig von der Politik in Berlin, die EZB für das, was sie tut, zu kritisieren. Dabei ist es vor allem das Unterlassen von Handeln in Berlin, was hinter der anhaltenden Krise steht.

Fazit: Vier weitere „Mythen“ sind als Tatsachen entlarvt. Bleiben noch zehn.

Kategorie 4: „Mythen“, von denen vor Fratzscher noch nie jemand gehört hat

Man kann natürlich Probleme auch so umdefinieren, dass man sie leicht als „Mythos“ ablegen kann. So macht das Fratzscher mit den TARGET2-Forderungen der Bundesbank:

Mythos #17: Die TARGET2-Forderungen der Bundesbank führen zu einer geringeren Kreditvergabe und hohen Kosten für Deutschland.

Fratzscher: „Das Zahlungssystem Target ist essenziell für das Funktionieren der Währungsunion und hat Deutschland keinen einzigen Euro gekostet. Es schafft Stabilität, was vor allem deutsche Interessen wahrt.“ – Stelter: Die Kritiker der TARGET2-Forderungen der Bundesbank sehen darin zins- und tilgungsfreie Kredite ohne Sicherheit für die Krisenländer Europas. Sie machen sich Sorgen um die Werthaltigkeit dieser Position im Falle eines Zerfalls der Eurozone. Auch ohne ein solches Event wird die Tatsache, dass eine so große Position des Volksvermögens unverzinslich angelegt ist, kritisch gesehen. Von „hohen Kosten“ und einer „geringeren Kreditvergabe“ ist bei den Kritikern nichts zu hören. Hätte Fratzscher den „Mythos“ sauber definiert, hätte er ihn nicht auf die Liste nehmen können, denn dass die TARGET2-Forderungen ein Problem darstellen, dürfte unstrittig sein. Umstritten ist die Größe des Problems.

Da waren es nur noch neun.

Kategorie 5: „Mythen“, bei denen Fratzscher an das Gute glaubt

Kommen wir zu weiteren drei „Mythen“. Zunächst beweist Fratzscher viel politischen Glauben, um nicht zu sagen Naivität:

Mythos #14: Die Absicht der EZB ist es, den überschuldeten Südeuropäern ihre Schulden zu erleichtern.

Fratzscher: „Dies gehört in die Kategorie besonders absurd – 25 unabhängige Mitglieder des EZB-Rats aus allen Euro-Ländern entscheiden die Geldpolitik, mit dem Auftrag die beste Entscheidung für die gesamte Eurozone zu treffen.“ – Stelter: Wer wirklich glaubt, dass die Vertreter der einzelnen Länder an der Haustür der EZB ihre nationalen Interessen abgeben, dem kann man nicht helfen. Zur Widerlegung eines „Mythos“ genügt mir das nicht.

Mythos #16: Die EZB-Geldpolitik schafft eine Transferunion zulasten Deutschlands.

Fratzscher: „Das Gegenteil ist richtig: Die EZB hat Rekordgewinne gemacht, die der Bundesregierung zugutekommen. Die Stabilität sichert vor allem deutsche Investitionen in und Exporte nach Europa.“ – Stelter: Dieser Punkt entspricht einer Sichtweise von jemandem, der fest in den Rückspiegel blickt, während er mit 180 km/h über die Autobahn fährt. Aus der Tatsache, dass bisher keine Verluste eingetreten sind, zu schließen, dass dies nicht im Zuge der unweigerlichen nächsten Phase der Eurokrise der Fall sein wird, ist durchaus heroisch. Nicht nur die TARGET2-Forderungen sind ein potenzielles Risiko, das Gleiche gilt für den Aufkauf der Wertpapiere und die Bankenaufsicht. Vom „Gegenteil“ zu sprechen, hat da schon fast den Charakter einer Irreführung.

Mythos #18: Unsere deutschen Interessen werden von der EZB nicht gewahrt, denn Deutschland wird bei EZB-Entscheidungen überstimmt.

Fratzscher: „Es gibt keinen grundlegenden Widerspruch zwischen den Interessen der Eurozone und Deutschlands. Eine starke, stabile europäische Wirtschaft ist im besten Interesse Deutschlands. Die Bundesbank spielt ein wichtige und einflussreiche Rolle im Eurosystem.“ – Stelter: Die Bundesbank spielt eine wichtige Rolle als Kreditgeber im Eurosystem, siehe TARGET2-Forderungen. Ein Gewicht hat ihre Stimme sicherlich auch. Das faktische Stimmrecht liegt aber auf dem Niveau Maltas und nicht selten hat die Bundesbank im EZB-Rat keine Stimme. Insofern ist es auch hier mehr Glaube Fratzschers als Fakt. Hinzu kommt, dass wir einen Riss haben, der durch die Eurozone verläuft: auf der einen Seite die Schuldner (Italien, Griechenland, Portugal, Spanien und eigentlich auch Frankreich) und auf der anderen die Gläubiger (vor allem Deutschland und die Niederlande). Diese haben per Definition unterschiedliche Interessen, wenn es um den Geldwert geht.

Da waren es nur noch sechs.

Kategorie 6: „Mythen“, bei denen Fratzscher Aussagen trifft, die nicht zutreffen

Kommen wir zur letzten Kategorie der „Mythen“ aus Fratzschers Aufzählung.

Mythos #1: Die EZB ist allein verantwortlich für die niedrigen Zinsen.

Fratzscher: „Die Zinsen sind vor allem das Resultat geringer Investitionen und zu hoher Ersparnisse. Die Regierungen bestimmen den Zins mit – mehr Investitionen und Wachstum sind essenziell für einen Anstieg der Zinsen.“ – Stelter: Fratzscher stellt diese von einigen Ökonomen vertretene These als allein gültige Wahrheit dar. Dabei handelt es sich um eine Theorie, die sich empirisch nicht belegen lässt. Im Gegenteil, Studien zeigen eindeutig, dass es eben doch die Politik der Notenbanken ist, die zu dem Rückgang des weltweiten Zinsniveaus geführt hat.

Mythos #3: Die niedrigen Zinsen führen zu einer Abnahme der Sparquote.

Fratzscher: „Das wäre notwendig, dem ist aber nicht so. Deutschland hat eine (viel zu hohe) Nettoersparnis von mehr als 200 Milliarden Euro pro Jahr (2500 Euro pro Kopf), mehr als sechs Prozent des BIP. Wenn niemand das Geld haben will, dann fällt der Preis des Geldes, also der Zins.“ – Stelter: Die Aussage zur Ersparnis in Deutschland trifft zu. Aber auch hier ist es ein Blick in den Rückspiegel. In Japan, einem Land, das bekanntlich schon länger mit Niedrigzinsen zu tun hat, ist die private Sparquote seit Jahren rückläufig. Haben die Japaner im Jahr 2000 noch rund acht Prozent gespart, war es zuletzt nur noch halb so viel. So wird es auch in der Eurozone kommen.

Mythos #4: Die EZB-Geldpolitik erhöht die Ungleichheit und schadet den Armen.

Fratzscher: „Das ist falsch. 40 Prozent der Deutschen haben praktisch kein Erspartes und viele Jobs und Einkommen wurden durch die niedrigen Zinsen geschützt. Ein verfrühter Zinsanstieg würde vor allem diese Jobs und Einkommen gefährden.“ – Stelter: An anderer Stelle kann Fratzscher nicht genug über die zunehmende Ungleichverteilung der Vermögen klagen. Wenn die Vermögenspreise steigen – und einen Zusammenhang mit der Geldpolitik hat Fratzscher ja eingeräumt, dann profitieren nur die davon, die Vermögen haben. Damit wird die Ungleichheit – mathematische eindeutig – größer. Das Vermögen der unteren 40 Prozent profitiert davon nicht.  

Mythos #6: Es gab noch nie so niedrige Zinsen wie heute.

Fratzscher: „Die realen Zinsen (nominale Zinsen abzüglich Inflation) waren zu D-Mark-Zeiten ein Drittel der Zeit seit den 1970er-Jahren negativ – so wie heute auch.“ – Stelter: Es stimmt, dass die Realzinsen auch früher negativ waren. Es ist aber doch ein Unterschied, ob man bei positivem Nominalzins real verliert oder bei negativem Realzins. Das hat vor allem auch mit der Signalwirkung des Zinses als wohl wichtigstem Preis der Marktwirtschaft zu tun. Und da muss man festhalten: Negative Nominalzinsen gab es in den letzten 5000 Jahren noch nie.

Mythos #9: Deflation ist nicht schädlich.

Fratzscher: „Deflation ist genauso schädlich wie zu hohe Inflation, aber für eine Zentralbank ungleich schwerer zu bekämpfen. Deflation führt zu fallenden Erträgen und erschwertem Schuldendienst für Unternehmen, somit zu weniger Investitionen, Wachstum und Jobs.“ – Stelter: Wir haben im 19. Jahrhundert lange Phasen von Deflation mit hohen Wachstumsraten erlebt. Deflation ist der Normalzustand, weil technischer Fortschritt, Erfindungen und Produktivitätsgewinne zu sinkenden Preisen führen. Die Angst der Ökonomen vor der Deflation stammt aus der Weltwirtschaftskrise, die aber historisch die Ausnahme war. Was schädlich ist, ist nicht die Deflation, sondern die zu hohe Verschuldung, die durch Deflation schwerer zu ertragen ist. Die richtige Antwort wäre also: Deflation ist kein Problem. Unser Problem sind die hohen Schulden und um die tragbar zu halten, müssen die Zinsen tief sein.

Mythos #13: Der Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB ist illegal und ineffektiv.

Fratzscher: „Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat geurteilt, dass diese legal sind und hat alle deutschen Klagen abgewiesen. Die Ankäufe waren effektiv, um die Kreditvergabe an Unternehmen und Bürger zu verbessern, auch wenn diese immer weniger effektiv werden.“ – Stelter: Auch wenn sie „immer weniger effektiv werden“, greift er zu kurz. Der Aufschwung seit 2009 war außergewöhnlich schwach und die Kreditnachfrage des Privatsektors gedämpft. Die Staaten haben sich über das billige Geld gefreut und die Zombies, die eben nicht zum Konkursrichter mussten. Zugleich ermöglicht das billige Geld den Kauf von Vermögenswerten. Das war es dann auch.

Damit sind alle „Mythen“ weg.

Was mich zum Fazit führt: von den 20 angeblichen „Mythen“ von Herrn Fratzscher bleibt ein Mythos übrig, bei dem es sich lohnt, ihn zu wiederholen:

Mythos #5: Deutschland und Europa ständen heute ohne die expansive EZB-Geldpolitik wirtschaftlich, sozial und politisch besser da.

Diese Aussage ist tatsächlich falsch. Es hätte ohne die EZB einen chaotischen Zerfall des Euro gegeben. Dies bedeutet aber noch lange nicht, dass der Euro „gerettet“ ist, noch, dass es eine gute Idee war, ihn einzuführen. Aber das ist ein anderes Thema.

→ manager-magazin.de: “Die naiven Thesen des Promi-Ökonomen Marcel Fratzscher”, 2. Dezember 2019

Kommentare (92) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    @ Dietmar Tischer

    „Sie verstehen nicht einmal, dass ich SACHLICH argumentiere, wenn ich darlege, dass der Verweis ein BIBELWORT keine ökonomische Begründung ist, beanspruchen aber die Lufthoheit über Sachlichkeit.“

    Sie dürfen mir nun wirklich nicht vorwerfen, wenn Sie die Wandlung der Bedeutung des Wortes im Rahmen der geldpolitischen Strategie verpasst haben. Das Wort hat HÖCHSTE Bedeutung. Als die Zentralbanken noch nicht mit dem Konzept der Forward Guidance operiert hatten, waren die geldpolitischen Analysen vom gescheiterten Maestro legendär:

    “Since I’ve become a central banker, I’ve learned to mumble with great incoherence. If I seem unduly clear to you, you must have misunderstood what I said.”

    Das ist spätestens seit 2013 deutlich anders: https://voxeu.org/article/monetary-policy-communications-and-household-inflation-expectations

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Stöcker

      Ich möchte dringend und ganz grunsätzlich davon abraten, ernsthaft irgendwelche Bibelsprüche in geldpolitische Debatten hineinzuziehen.

      Das führt zu ganz üblen Verwicklungen, spätestens dann, wenn es um virtuelle Währungen und bargeldloses Bezahlen geht:

      “Und ich sah ein zweites Tier aufsteigen aus der Erde; das hatte zwei Hörner wie ein Lamm und redete wie ein Drache. (…) Und es macht, dass sie allesamt, die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Sklaven, sich ein Zeichen machen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, wenn er nicht das Zeichen hat, nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.” -Lutherbibel, Offenbarung, Kapitel 13

      Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Michael Stöcker

      >Das Wort hat HÖCHSTE Bedeutung.<

      Ich nehme das einmal so und frage:

      Für wen und wodurch?

      Ich denke, dass Sie meiner Antwort zustimmen können:

      Das Wort hat höchste Bedeutung für die MÄRKTE und deren Einstellung hinsichtlich der zu erwartenden geldpolitischen Maßnahmen und das durch die FUNKTIONALITÄT, die Zentralbanken nun einmal haben.

      Also:

      Das Wort hat höchste Bedeutung, weil es die ULTIMATIVE Orientierung vorgibt bzw. diese hinter jedem Komma einer jeden Zentralbankverlautbarung erforscht wird UND weil hinter dem Wort ein HANDLUNGSVERMÖGEN steht, das nicht im Geringsten angezweifelt werden kann.

      Soviel zur Bedeutung des Wortes einer Zentralbank.

      Und jetzt mein Punkt:

      Das hat nichts, aber auch GAR NICHTS mit irgendeiner MASSNAHME zu tun, die den geldpolitischen Transmissionsriemen auf irgendeine Art und Weise beeinflusst hätte.

      Konkret mit Bezug auf unseren Disput:

      „Whatever it takes…“ war ein Wort höchster Bedeutung und natürlich BEEINFLUSSUNG, aber keine geldpolitische Maßnahme.

      Insofern:

      Ich bleibe bei meiner Auffassung, dass die EZB einen letztlich POLITISCHEN Akt der Eurozonenrettung vollzogen hat, also Stabilisierung DES Systems, aber keinen der Liquiditätssicherung IM System.

      Das ist die angemessene Bewertung, weil „Wort“ und „Maßnahme“ nun einmal unterschiedliche KATEGORIEN bezeichnen.

      Zu sagen, es sei IM System geschehen, weil es nichts anderes als das System gegeben hat und daher alles nur im System geschieht, ist suggestiv stark, wir aber der Sache nicht gerecht.

      Antworten
  2. ruby
    ruby sagte:

    Bei jeder EZB-Sitzung sind nicht stimmberechtigte Mitglieder, die faktisch keine Einflußnahme ausüben können.
    Alleine das hat keine rechtmäßigen Beschlüsse dieser einmaligen Fehlkonstruktion zustande gebracht! Jedes mal wird ein Staat “diskrimiert”.
    Oder gibt es irgendein Rechtssystem, das so etwas zuläßt?
    Das so ein Rechtsregime vorgelegt und abgesegnet wurde zeigt die totale “Un”demokratie.

    Antworten
    • asisi1
      asisi1 sagte:

      Auf jeden Fall gibt es kein funktionierendes Rechtssystem in Europa!
      Selbst das angebliche Verfassungsgericht fällt dem Volk ständig in den Rücken!

      Antworten
  3. Wolf Palmer
    Wolf Palmer sagte:

    @Horst

    Die einzig sinnvolle Neuausrichtung in Europa ist die Rückkehr zur nationalen Souveränität, geschlossenen Grenzen, Verzicht auf die massenhafte illegale Migration von Millionen Analphabeten und außerdem eine konsequente Anwendung des Hayekschen Wirtschaftssystems anstelle eines keynesianischen Geldsozialismus.

    Von mir aus also ein liberaler Kapitalismus ohne Transfers und ohne eine inkompatible Gemeinschaftswährung.

    Eine EU-Diktatur mit einer aus der Kontrolle geratenen Notenbank, die lediglich Billionen ungedecktes Falschgeld produziert, uns Bürger enteignet und ausschließlich eine zerstörerische Geldpolitik zu Lasten des Volkes betreibt, gehört ebenfalls sofort abgeschafft.

    Antworten
    • troodon
      troodon sagte:

      @ Wolf Palmer
      “Von mir aus also ein liberaler Kapitalismus ohne Transfers…”

      Wären Sie auch noch dafür, wenn alle bei Null anfangen müssten?

      Antworten
    • Jens Happel
      Jens Happel sagte:

      Erst mal danke Dr.Stelter für den Artikel, ich fand ihn sehr lesenswert.

      @Wolf Palmer
      Seit Ronald Regan und Market Thatcher wird der Hayeksche Wirtschaftskanon global immer mehr angewendet. Bei uns seit Hartz4 durch Rot-Grün.

      Die Idee war, dass der Angebots orientierte Hayeksche Wirtschaftskanon zu mehr Wirstchaftswachstum führen würde, da die Unternehmen mehr investieren würden, wenn man nur die Märkte dereguliert und Unternehmenssteuern senkt, damit die Unternehmen für Investitionen sparen können.

      Eingetreten ist das genaue Gegenteil. Die Unternehmer sind mittlerweile in nahezu allen wichtigen westlichen Industrieländern zu Nettosparern geworden, parallel dazu sank die Inverstitionsquote, teilweise dramatisch. Überflüssig zu erwähnen, dass auch die Löhne in den meisten Ländern nicht mit dem BIP gleichermaßen mitwuchsen. Zudem ist der meiste Lohnzuwachs nur bei den oberen 30% der Löhne. Das Wachstum ist ebenfalls schwach verglichen mit der vorhaykeschen Zeit, also dem keynesianischen Geldsozialismus.

      Im keynesianischen Geldsozialismus gab es übrigens auch keine Bankenkrise vom globalen Massstab, Keynes hat ja auch nicht die bekoppte Idee Banken komplett zu deregulieren und Eigenhandel zuzulassen. Neoliberale Hayeksche Deregulierung von Banken hat bisher zuverlässig immer zu Bankencrash geführt ertsmals in Chile. –> google oder Wikipedia

      @Stelter
      Das im 19 Jahrhundert lange Deflation mit Wirtschaftswachtum herrschte, kann so auch nicht ganz stimmen.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Fiatgeld

      Jedesmal wenn versucht wurde, Fiatgeld einzuführen kam es zur Inflation bis hin zu totalen Wertverfall siehe Link. Wurde das Geld durch Gold hinterlegt, wurde es besser, aber dies ließ sich auch nicht durchhalten, siehe Link.

      Sollte es in dieser Zeit Wirtschaftswachstum bei Deflation gegeben habe, bezweifele ich, dass dort Fiat-Geld verwendet wurde. Hier lasse ich mich aber gerne belehren.

      Mit freundlichen Grüßen

      Jens Happel

      Antworten
  4. foxxly
    foxxly sagte:

    Deutschland bleibt auf die z.Zeit knapp 1000 Mrd (1 Bill) €, 100%ig sitzen. Das werden die zweiten, oder schon die dritte Staffel an Reperationszahlung duirch WKII an die Europäer. Für die usa geschied dies auf anderen Wege!

    Antworten
  5. RealTerm
    RealTerm sagte:

    TARGET-Schulden Italiens, der Widerspruch der Wahrnehmung mal ganz einfach aufgelöst:
    Die Target-Salden Italiens werden ja nicht verzinst und es gibt weder eine Regelung für einen jährlichen Ausgleich (z.B. über Zentralbank-Gold), noch den politischen Willen dazu, noch wird eine moralische Verpflichtung hierzu gesehen (mal abgesehen Prof. Sinn und ein paar wenigen). Welche Bedeutung hat also das negative Target-Saldo, wenn es einmal in der Welt ist, in der tatsächlichen Welt? Die Antwort: KEINE! Das negative Target-Saldo ist dann de facto irrelevant. Und natürlich wird die Streichung der Target-Salden beschlossen werden (man wird dem Kind einen englischen Namen geben), wie so viele andere völlig perverse Rettungen auf Kosten anderer. Und letztlich wissen auch alle, dass diese Target-Salden irgendwann gestrichen werden, wie im Übrigen auch die aktuell aufgekauften Schulden durch die EZB. Tatsächlich aber muss eine Streichung des negativen Target-Saldos Italiens und damit die Streichung des deutschen Guthabens noch nicht einmal zwingend zum Zusammenbruch des Euros führen. Zentralbanken können auch mit negativem Eigenkapital arbeiten, oder ein solches einfach „streichen“. Steuern müssen hierzu nun wirklich nicht erhöht werden, wie manche systemgläubige Ökonomen immer wieder behaupten.
    Der entscheidende, meist übersehene Punkt liegt ganz woanders:
    Die Vermögensumverteilung zum Target-Schuldner Italien ist schon in dem Augenblick passiert, als man dem im Grunde ja zahlungsunfähigen Italien diese negativen Target-Salden eingeräumt hat, ohne eine definierte und realistische Rückzahlung zu fixieren. Dieser TARGET-Kredit steht noch in den Büchern wie alle Staatsschulden Italiens, die die EZB aufgekauft hat. Italien hat aber schon lange Vermögenswerte mit dem letztlich frisch gedruckten Geld (in Deutschland) aufgekauft (und die Preise nach oben getrieben). Der Vermögensverlust Deutschlands ist schon längst eingetreten, ein Streichen der Target-Salden würde diesen bereits erfolgten Vermögensverlust nur endgültig zementieren, weil dann die Tatsache endgültig fixiert wird, dass der Target-Kredit nicht zurückbezahlt wird. Insoweit haben die oberschlauen Ökonomen schon recht, dass das Streichen als solche im Grunde keine Folgen haben muss, sie verschweigen dabei aber oder wollen es einfach nicht wahrhaben, dass der Vermögensverlust Deutschlands schon viel früher bei der Kreditvergabe erfolgt ist.
    Die Target-Salden sind aber das Fieberthermometer. Das Problem ist, dass mit dem Wegschmeißen des Fieberthermometers das Fieber nicht weg ist! Wenn ich die Kreditkarte meines Nachbarn ohne Konsequenzen, wie Zins und Rückzahlungspflicht nutzen dürfte, würde ich sie ausgiebig nutzen und würde nicht mehr arbeiten gehen. In dieser Lage ist Italien, die Wirtschaft dieser Saaten wird immer weniger wettbewerbsfähig werden, die Abhängigkeit von der deutschen Kreditkarte immer stärker. Das ist eine Einbahnstraße, bis …, ja bis zum ganz großen Knall… Wie wärs, wenn Deutschland einfach seine Kreditkarten von den Nachbarn wieder einsammeln würde, die da heißen Target 2, OMT, ESM, Euro, Negativzins, etc.

    Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      @ RealTerm

      „Welche Bedeutung hat also das negative Target-Saldo, wenn es einmal in der Welt ist, in der tatsächlichen Welt? Die Antwort: KEINE!“

      Diese Auffassung ist FALSCH.

      „Und natürlich wird die Streichung der Target-Salden beschlossen werden (man wird dem Kind einen englischen Namen geben), wie so viele andere völlig perverse Rettungen auf Kosten anderer.“

      Nein, das wird nicht passieren. Was es mit den TARGET-Salden auf sich hat und wie sie bei einem Ende des Euro umgewandelt werden, das können Sie hier nachlesen: https://zinsfehler.com/2018/07/30/target-und-kein-ende/

      Antworten
      • RealTerm
        RealTerm sagte:

        Zumindest über die Frage, ob die TARGET-Kredite gestrichen werden, müssen wir uns gar nicht streiten. Ich versuche es nochmals anders und gehe von folgender Prämisse aus:

        “Italien wird seine TARGET-Schulden niemals (in werthaltigen Euro) zurückzahlen.”

        Unter dieser Prämisse ist völlig gleichgültig, ob wir das Target-Saldo stehen lassen oder streichen, der Vermögensverlust zu Lasten Deutschlands und zu Gunsten von Italien ist dann bereits Realität, völlig egal, welche Zahlen die EZB in ihre Bücher schreibt und wie Sie diese verändert.

    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      „Die Target-Salden sind aber das Fieberthermometer. Das Problem ist, dass mit dem Wegschmeißen des Fieberthermometers das Fieber nicht weg ist!“

      Ja, so ist es; allerdings sind die TARGET-Salden ein Spätindikator. Wer hingegen auf Früherkennung setzt, der achtet auf die Leistungsbilanzen. Wer diese ignoriert und sich permanent als Exportweltmeister feiert, der findet sich mit allen anderen Beteiligten später mit hohem Fieber auf der Intensivstation. Und ohne Infusionen der EZB wäre der sofortige Kollaps garantiert.

      „Wie wärs, wenn Deutschland einfach seine Kreditkarten von den Nachbarn wieder einsammeln würde“

      Sie wurden bereits eingesammelt. Wie gesagt: Schauen Sie auf die Leistungsbilanzen: http://www.factfish.com/de/statistik-vergleich/it-pt-gr-es/leistungsbilanz%20saldo .

      LG Michael Stöcker

      Antworten
      • troodon
        troodon sagte:

        Tja, Herr Stöcker, RealTerm hat es richtig geschrieben und ganz offensichtlich doch nicht verstanden. Die Target2 Sau wird weiter und weiter durchs Dorf getrieben. Am Fieber wollen offensichtlich viele nichts ändern.

        @ RealTerm
        Haben Sie eine Übersicht über den Immobilienbesitz von Eurozonen Anlegern in Deutschland und eine Übersicht vom Immobilienvermögen von Deutschen in der Eurozone ? Würde mich interessieren.

      • troodon
        troodon sagte:

        @ ruby
        Deutlich höhere EK-Quoten der Banken UND schärfere Bankenaufsicht z.B. bzgl. Kreditqualität stünden vor einer gemeinsamen Einlagensicherung.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ troodon

        … und die ABWICKLUNG der einen oder anderen Bank.

        Oder gehört das Ihrer Meinung nicht dazu, bevor es eine gemeinsame Einlagensicherung gibt?

      • troodon
        troodon sagte:

        @ Dietmar Tischer
        “…und die ABWICKLUNG der einen oder anderen Bank.”

        FALLS man warten würde bis “Deutlich höhere EK-Quoten der Banken UND schärfere Bankenaufsicht ” umgesetzt sind, inkl. Regelungen bzgl. Reduzierung von Staatsanleihen im Bestand, Reduzierung der Abhängigkeit von den jeweiligen NB, dann wäre das m.E. nicht notwendig.

        Da es aber noch nicht einmal zu den von mir geforderten deutlich höheren EK-Quoten (auf jeden Fall > 10% auf Bilanzsumme, nicht RWA – wie viel genau,keine Ahnung) in den nächsten Jahren kommen wird, erübrigt sich bei mir auch eine Zustimmung zu EDIS.

        Abwicklungen wären aus meiner Sicht nur eine kleine Maßnahme als Zwischenstation. Brächte wahrscheinlich wenig, wenn die anderen trotzdem bei jeder kleinen Krise durch geringes EK wieder in Schwierigkeiten kämen.

      • ruby
        ruby sagte:

        @troodon + Herr Tischer
        “…Reduzierung der Abhängigkeit von den jeweiligen NB,…”
        Hierzu weise ich auf die verschiedenen NZB Systeme und Rechtsgrundlagen hin.
        Einheitlichkeit und Zentralität würden die Verschiedenheiten in letzter Konsequenz auflösen.
        Das wurde bei der Einführung aber ausgeblendet und ist zukünftig realistisch politisch nicht durchsetzbar.
        Außerdem wären die weiteren EU Mitglieder ohne Euromitgliedschaft weiter ungleich mit ihren jeweiligen Zentralbank-Systemen und Einlagensicherungen.
        Einheitlichkeit bleibt eine Fiktion…

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ ruby

        Ich sehe Ihren Punkt, meine aber, dass man einen Mittelweg gehen wird.

        Er wird m. A. n. darin liegen, dass eine gewisse Einheitlichkeit zulasten der BONITÄT der starken Staaten hergestellt wird.

        Es wird sanft geschehen über MECHANISMEN der EU.

        Naheliegendes Beispiel:

        v. d. Leyen bekommt ihre 1 Billion EUR für die Energiewende und Alimentierungen, damit es ruhig bleibt, nur mit Anleihen zusammen.

        Es werden EU-Bonds sein.

        So entsteht die Haftungsgemeinschaft als eine Form von Einheitlichkeit.

      • ruby
        ruby sagte:

        @ Herr Tischer
        Bestimmt wird weiter muddling through versucht werden, und wir antizipieren mit unseren 50-60 Jahren Lernkurven auch nur spekulativ rational.
        Bonds, Anleihen, benötigen eine juristische Person die gesamtschuldnerisch Haftung bringt, was Art. 125 EU Vertrag widerspricht.
        Vielleicht soll das in der Not Makulatur werden, aber die Entwicklung kann derart Vielfältigkeit, Vernetzung zeitigen, daß völlig unerwartete Wendungen eintreten. Diejenigen, die nicht mehr zurück oder die Wahrheit wollen, werden dann vom Spielfeld gehen oder das Spiel gar abgebrochen werden.
        Haushaltsbeschlüsse erfordern Einstimmigkeit und v.d.Leyen als Köder zu setzen scheitert bereits beim finnischen Vorschlag
        https://www.euractiv.de/section/eu-innenpolitik/news/leak-finnischer-ratsvorsitz-will-eu-budget-auf-106-prozent-festlegen/
        Spätestens nächsten Herbst sollen Deutschland mit der EU Ratspräsidentschaft und andere Nettozahler zur Kasse gebeten werden.
        Bis 2027 läuft haushaltstechnisch garnix mit Bonds.

  6. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    @ Michael Stöcker

    Sie kommen ziemlich aufgeblasen daher.

    Beschäftigen Sie sich sachlich mit der EZB und M. Fratzscher.

    Soweit ich sehe, würden kompetente Wirtschaftswissenschaftler in großer Zahl folgende Auffassungen unterstreichen:

    1. Das Fortbestehen der Eurozone ist der EZB zu verdanken. Ohne die Aussage „Whatever it takes …“ würde die Eurozone sehr wahrscheinlich nicht mehr bestehen. Die EZB hat mit derartigen AUSSAGEN – und es war nur eine Aussage, weil KEINE diese Aussage direkt stützende geldpolitische Maßnahme folgte – nicht die Existenz eines Konstrukts zu GARANTIEREN, das Regierungen aus POLITISCHEM Kalkül geschaffen haben.

    Es getan zu haben, war verständlich und auch richtig, ist aber nicht schönzureden.

    Vor allem hat es nichts mit Geldpolitik zu tun, wie Sie meinen, weil bei obiger Garantieerklärung überhaupt keine praktisch verfolgte Geldpolitik involviert war.

    2. Die EZB hat ihr vorrangiges, ausdrücklich angestrebtes geldpolitisches Ziele (Inflationsrate) nicht erreicht.

    3. Die Geldpolitik der EZB hat Nebeneffekte, die nachteilig für die Realwirtschaft sind.

    M. Fratzscher blendet derartige nachteilige Nebeneffekte aus, obwohl unter anerkannten Fachleuten kein Zweifel darüber besteht, dass es sie gibt.

    Ich weise hier nur darauf hin, dass es nicht nur, aber auch der Druck auf die Banken ist, der diese veranlasst, „gern“ Kredite für Assetkäufe zu vergeben, weil Kredite für Investitionen nicht hinreichend nachgefragt werden.

    Und natürlich gibt es Zombie-Unternehmen, die den Wettbewerb verzerren und profitable Unternehmen beeinträchtigen.

    Und selbst bei der EZB sind Strafzinsen höchst umstritten – Ratsmitglied Nowotny hatte schon 2018 deren Ende gefordert. Hier:

    https://www.welt.de/wirtschaft/video185565764/Negativzinsen-EZB-Notenbanker-Nowotny-fordert-Ende-der-Strafzinsen.html?wtrid=onsite.onsitesearch

    Dazu hört man öffentlich nichts von M. Fratzscher.

    Alles bestens mit der EZB, wenn es Probleme gibt, müssen die anderen zugerechnet werden.

    Er gilt daher zu Recht als Lobbyist der EZB.

    Wenn jemand wie er, der In Oxford und Harvard studiert hat, sowie als Professor für Ökonomie in Berlin lehrt, derartige, zumindest sehr problematische Sachverhalte – die ihm nicht unbekannt sein können – ausblendet in der öffentlichen Debatte, ist er ein Demagoge.

    Dass es auch Mythen über die Geldpolitik der EZB gibt, ist eine ganz andere Sache.

    Hier geht es nur um M. Fratzscher und nur darum, ob Kritik an ihm berechtigt ist oder nicht.

    Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      @ Dietmar Tischer

      „Sie kommen ziemlich aufgeblasen daher.

      Beschäftigen Sie sich sachlich mit der EZB und M. Fratzscher.“

      Und wo bitte schön war meine Kritik unsachlich?

      „Es getan zu haben, war verständlich und auch richtig, ist aber nicht schönzureden.“

      Schönzureden???

      Um es nochmals klar und deutlich zu sagen:

      Eine Zentralbank ist eine Zentralbank ist eine Zentralbank.

      Und zwar für GANZ Euroland. Punkt!!!

      Und schwatzen Sie nicht gleich wieder von „aufgeblasen“, nur weil Sie bis heute nicht begriffen haben, was die Funktion einer Zentralbank ist. Ich MUSS es jetzt so AUFBLASEN, damit auch SIE es endlich verstehen.

      „Vor allem hat es nichts mit Geldpolitik zu tun, wie Sie meinen, weil bei obiger Garantieerklärung überhaupt keine praktisch verfolgte Geldpolitik involviert war.“

      Soso. Von daher sind auch die spreads völlig unverändert geblieben??? Und wie steht schon in der Bibel geschrieben: Im Anfang war das Wort!

      „2. Die EZB hat ihr vorrangiges, ausdrücklich angestrebtes geldpolitisches Ziele (Inflationsrate) nicht erreicht.“

      Sie lag im Durchschnitt seit der Einführung des Euro bei 1,7 %. Die Bundesbank lag bei 2,7 %. Insofern war die EZB ERFOLGREICHER als die Bundesbank: https://youtu.be/f-20SZA00kQ?t=176 .

      Sie hat zudem ihr Ziel nach UNTEN verfehlt und somit ist der Euro noch stärker als die DM. Und jetzt blasen Sie nicht 0,2 % Abweichung nach unten als Zielverfehlung auf. Diesen Job haben Sie doch mir zugedacht. Eine solche Leistungsübererfüllung hatte ja noch nicht einmal Ottmar Issing vorzuweisen.

      „Ich weise hier nur darauf hin, dass es nicht nur, aber auch der Druck auf die Banken ist, der diese veranlasst, „gern“ Kredite für Assetkäufe zu vergeben, weil Kredite für Investitionen nicht hinreichend nachgefragt werden.“

      Eindeutig ein Fall für die Bankenregulierung, die einen solchen Unsinn unverzüglich unterbinden sollte. Es ist die missbräuchliche Verwendung der Allmende Geld. Aristoteles würde sich im Grabe umdrehen.

      „Und natürlich gibt es Zombie-Unternehmen, die den Wettbewerb verzerren und profitable Unternehmen beeinträchtigen.“

      Da alle unter den gleichen monetären Bedingungen operieren, ist dieses Argument nicht stichhaltig.

      „Dazu hört man öffentlich nichts von M. Fratzscher.“

      Dazu muss er auch nichts mehr sagen. Ist kalter Kaffe seit two-tier. Insofern ist auch Ihr Vorwurf der Demagogie mehr als völlig AUFGEBLASEN und neben der Sache.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        >Und wie steht schon in der Bibel geschrieben: Im Anfang war das Wort!>

        In der Bibel steht noch mehr geschrieben, Sie brechen ab, damit Ihre Hilflosigkeit nicht peinlich wird.

        Die betreffende Textstelle lautet vollständig:

        “Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“

        Draghi also als Gott des Geldes.

        Das ist der Knüller der Woche!

        Mit solcher herausragender ökonomischer Begründungsqualität hat noch niemand die EZB verteidigt – bewerben Sie sich bei M. Fratzscher als Assistent.

        Der kann jemanden wie Sie sicher sehr gut gebrauchen.

        Denn mit einem schlichten Bibelwort jegliche Kritik an der EZB ins Leere laufen zu lassen, ist nicht zu toppen.

        Und die Uni in Berlin könnte sich auch gleich gratulieren, wenn sie daraufhin im internationalen Ranking noch weiter hinten rangieren würde.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Und Sie blasen sich mal wieder auf in peinlicher Hilflosigkeit. Sachargumente? 0,0

        Insofern breche ich ab und werde erst dann wieder reagieren, wenn Sie zu einer sachlichen Argumentation zurück finden.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        Sie verstehen nicht einmal, dass ich SACHLICH argumentiere, wenn ich darlege, dass der Verweis ein BIBELWORT keine ökonomische Begründung ist, beanspruchen aber die Lufthoheit über Sachlichkeit.

        Im Übrigen bestätigen Sie mich ganz nebenbei:

        „Whatever it takes…“ war ein Wort, aber keine Geldpolitik.
        Die damals betroffenen Staaten waren auch nicht illiquide bzw. der geldpolitische Transmissionsriemen hat durchaus funktioniert – auch bei den hochschießenden spreads.

        Es wäre aber sehr, sehr teuer geworden, insbesondere für die eh schon schwachen Banken der betreffenden Länder bis hin zur Überschuldung, weil sie hohe Abschreibungen auf Staatsanleihen hätten vornehmen müssen.

        Kommt bei Ihnen alles nicht vor.

        Dafür Sprüche wie:

        >Eine Zentralbank ist eine Zentralbank ist eine Zentralbank.
        Und zwar für GANZ Euroland. Punkt!!!>

        Klar, ist IMMER richtig – egal, WAS die Zentralbank veranstaltet.

      • ruby
        ruby sagte:

        Her Stöcker
        Der Bibow sucht einen Mechanismus die Imbalances aufzulösen im Eurosystem. Das ist weder durch gemeinschaftliche Geldpolitik noch durch Fiskalpolitik mittels einzelstaatlicher Wettbewerbspolitik möglich und das haben die Briten und Franzosen erkannt. Nur Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen also der Umsatzerzieler kann das. Und dieser Wettbewerbsvorsprung den sich die Beschäftigen in den Betrieben Deutschland erarbeitet haben, hat das Eurosystem subventioniert. Von daher ist klar was, was bei Wegfall in Deutschland passieren wird: kein Euromitglied wird mehr einen Pfifferling für einen symmetrischen Schock beitragen.

        “germanische Nabelschau” lautet Ihre Essenz des Vortrags.
        Diese Sichtweise über 20 Jahre Euro steht einer Bilanzanalyse der EZB eher zu.

  7. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    „Fratzschers Irreführung:“

    Faktencheck:

    „Mythos #1: Die EZB ist allein verantwortlich für die niedrigen Zinsen.“

    „Mythos #2: Die EZB-Geldpolitik ist eine Enteignung der deutschen Sparer.“

    Diese zwei Mythen sind die aktuell größten geldpolitischen Mythen. Sie basieren auf einer falschen Vorstellung darüber, wer in einer Volkswirtschaft das Zinsniveau determiniert. Und das ist NICHT die Zentralbank: https://zinsfehler.com/2013/09/06/allmachtsfantasien-zur-zinssetzungshoheit/

    Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      „Im Gegenteil, Studien zeigen eindeutig, dass es eben doch die Politik der Notenbanken ist, die zu dem Rückgang des weltweiten Zinsniveaus geführt hat.“

      Es sind die Studien von Mayer und Schnabl, die welchen (inter)nationalen Ruf genießen???

      Aktuell gibt es hierzu – weit jenseits des österreichischen Glaubensbekenntnisses – eine sehr lesenswerte Analyse von Òscar Jordà und Alan Taylor. Daraus:

      „Thus, a country’s rate of interest can be thought of as being determined by the sum of three components. The first component is the long-run global neutral rate of interest, which is determined by global demographic factors, international productivity growth, increasing financial integration among economies, and several other economic and geopolitical factors.

      The second component is the medium-run gap between the domestic neutral rate and the global neutral rate of interest. The “local” neutral rate is driven by the same kind of factors that drive the global neutral rate, but on a country-specific rather than international level.

      The third component is the short-run measure of the stance of monetary policy, which is the difference between the current policy rate and the domestic neutral rate. Importantly, the central bank can influence only the last of these three components.“

      https://www.frbsf.org/economic-research/publications/economic-letter/2019/november/riders-on-the-storm-navigating-monetary-policy/

      Antworten
      • Daniel Stelter
        Daniel Stelter sagte:

        Selbst Peter Bofinger hält die Ersparnis-Idee für Blödsinn und zeigt das auch mit Daten, die man leider nicht in die Kommentarfunktion kopieren kann.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Ja, Bofinger kritisiert diesen Punkt vor dem Hintergrund der fehlerhaften LFT. Mehr dazu gibt es hier: https://www.ineteconomics.org/perspectives/blog/what-mainstream-economists-get-wrong-about-secular-stagnation

        Ich teile seine Kritik nicht nur in diesem Punkt. Aber was hat das alles mit dem verlinkten Beitrag von Jordà und Taylor zu tun? In deren Argumentation spielt die säkulare Stagnation in Verbindung mit der LFT doch gar keine Rolle.

        Die Schlussfolgerung von Bofinger lautet übrigens: Die Löhne müssen rauf, damit auch die Nachfrage wieder anspringt. Dabei vergisst er aber mAn das Profitstreben der Unternehmen (G-W-G‘). Dieses konnte wegen des tendenziellen Falls der Profitrate lediglich aufgeschoben werden durch eine unterdurchschnittliche Entwicklung der Löhne (ist zugleich meine Antwort an ikkyu, die ja noch aussteht). Das wurde aber so weit getrieben, dass eben nun die Nachfrage zu schwach ist. Von daher hatte ich als die zwei zentralen Treiber für die niedrigen Zinsen an anderer Stelle geschrieben:

        „Nach meiner Meinung ist der Hauptgrund für die niedrigen Zinsen der tendenzielle Fall der Profitraten (Marx), dicht gefolgt von einer hohen Einkommens- und Vermögensungleichheit.“

        Die Zahlen belegen dies bto. Der tendenzielle Fall der Profitraten wurde durch die unterdurchschnittliche Lohnentwicklung der letzten 30 Jahre kompensiert und führt uns nun umso unerbittlicher in die monetäre Krise des Kapitalismus, sofern die schwarze Null auch weiterhin von Gabor Steingart & Co. angebetet wird. Es ist ein intellektuelles Desaster sondergleichen, das den sichern Weg in ein zukünftiges ökonomisches Desaster bedeutet.

        LG Michael Stöcker

      • Horst
        Horst sagte:

        Ein lesenswerter Kommentar von Servaas Storm.

        Wer sind die “freshwater- und wer die saltwater-economists” in Deutschland?

      • ikkyu
        ikkyu sagte:

        @ M. Stöcker

        “Es sind die Studien von Mayer und Schnabl, die welchen (inter)nationalen Ruf genießen???”

        In der ehrlichen Wissenschaft zählen nur die dargelegten Daten und Fakten und nicht der Ruf bei irgendwem.
        Denken Sie doch mal darüber nach, wer die “ökonomische Forschung” bezahlt und damit den Mainstream bestimmt.

        Wie würden Sie denn eine wissenschaftliche Arbeit von so jemanden bewerten:

        “Seine Bewerbungen auf Assistentenstellen am Polytechnikum und anderen Universitäten wurden abschlägig beschieden. Er verdingte sich als Hauslehrer in Winterthur, Schaffhausen und schließlich in Bern…
        Am 16. Juni 1902 erhielt Einstein, auf Empfehlung seines Freundes Marcel Grossmann, eine feste Anstellung: als technischer Experte 3. Klasse beim Schweizer Patentamt in Bern.”
        (Zitat Wikipedia)

        Die Ökonomie besteht aus theoretischen Konzepten, die in der Realität nicht direkt beobachtet werden können.
        Deswegen versucht man aus den Korrelationen von beobachtbaren Daten plausible Kausalitäten abzuleiten, um die Wirkmechanismen zu verstehen.
        Jede Richtung erfindet dafür die Geschichte, die zu ihrer jeweiligen Interessenslage am besten passt.

        Die Studie von Mayer und Schnabl kommt dabei zu folgenden Zusammenhängen:

        Latsos (2019) shows empirically that the main determinant of Japanese household savings rates has been the declining interest rate set by the Bank of Japan, with interest rate cuts constituting an incentive to save less. This is in stark contrast to the ageing society hypothesis of Bernanke (2005), Summers (2014) and von Weizsäcker (2014).

        Also, for a broader sample of OECD countries, there is no robust evidence for a correlation of ageing societies and growing household savings rates….

        Based on this measure the majority of countries experienced a decline in the household savings rate. The aging-society-savings-glut hypothesis would imply a close positive relationship between the two indicators in form of an upward trending line moving from the south-western to the north-eastern part of the Figure 3. But there is no correlation at all….

        One important transmission channel for growing wealth inequality is that ultra-loose monetary policies drive up prices of assets, which are over-proportionally held by wealthier people. In contrast, the interest rates on bank deposits, which are the preferred saving vehicles of the middle- and lower-income classes, are depressed in real terms into negative territory. Growing income inequality can also arise from the negative impact of persistently loose monetary policy on real wages (see section 4.3)….

        The neoclassical extension of the IS model by Gordon (2012) assumes that the marginal productivity of capital has declined, possibly into negative territory. Figure 5 shows that this hypothesis cannot be supported empirically for industrialized countries such as US, Japan and Germany. The marginal productivity of capital, defined according to equation (9) as the ratio of the absolute change in real GDP to real investment, is largely constant in the US, Japan and Germany.

        It seems that central banks pursing a fixed inflation target during a period where global factors have depressed inflation have not only pushed real interest rates in credit and capital markets to ever lower levels, but also boosted asset prices to record highs…

        A savings glut or secular stagnation should have affected growth more gradually and not have just started with the financial crises….

        The policy implication is that only the end of the manipulation of interest rates would reanimate growth.
        The interest rate on credit is the single most important price in an economy. It relates a society’s time preference to its ability to create capital in an efficient way.

        It is a presumption of knowledge they do not have when bureaucrats at central banks determine the interest rate. They would truly serve society if they left the determination of interest to the markets.

        https://www.flossbachvonstorch-researchinstitute.com/fileadmin/user_upload/RI/Studien/files/study-191030-austrian-and-keynesian-perspectives.pdf

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Daniel Stelter + M. Stöcker

        >The first component is the long-run global neutral rate of interest, which is determined by global demographic factors, …>

        Wenn die Ersparnis-Idee Blödsinn sein soll, müssen sie ZWINGEND nachweisen, dass die von Òscar Jordà und Alan Taylor aufgeführten globalen und nationalen demografischen Faktoren, u. a. die demografische Entwicklung NICHTS mit Sparen zu tun haben.

        Es genügt nicht darauf hinzuweisen, dass es AUCH andere Faktoren gibt für Verlauf der langfristigen Zinsen.

        L. Summers hätte es jedenfalls verdient, dass ihm endlich mal jemand das Wasser reicht.

      • ikkyu
        ikkyu sagte:

        @ D. Tischer
        “Wenn die Ersparnis-Idee Blödsinn sein soll, müssen sie ZWINGEND nachweisen, dass die von Òscar Jordà und Alan Taylor aufgeführten globalen und nationalen demografischen Faktoren, u. a. die demografische Entwicklung NICHTS mit Sparen zu tun haben.”

        Das sehe ich anders.

        Es geht auch nicht darum, dass die demographische Entwicklung prinzipiell keinen Einfluss auf das Sparverhalten der Bevölkerung hat, sondern, ob eine etwaige steigende Sparrate der Hauptgrund für die aktuell (!) niedrigen Zinsen sein kann, wenn doch die Sparrate in den letzten zwei Jahrzehnten eher gefallen als gestiegen sind.

        Der in den realen Daten für die letzten Jahre gefundene Zusammenhang ist also genau anders herum, als in der “savings-glut”-These behauptet wird.

        “As we mark a decade since the global financial crisis, statistics show that household savings ratios started falling steadily across all major economies soon after the worst of the recession was over.”

        https://www.gfmag.com/global-data/economic-data/916lqg-household-saving-rates

      • troodon
        troodon sagte:

        @ ikkyu
        Was würde Ihrer Meinung nach mit den Zinsen in Deutschland passieren, wenn der Staat ab sofort jedes Jahr mindestens € 100 Mrd neue Schulden machen würde ? Es geht mir nicht um eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme,alleine um die Auswirkung auf den Zins.

      • ikkyu
        ikkyu sagte:

        @ troodon

        Wenn die 100 Mrd. jährlich das Angebot an Staatsanleihen am Kapitalmarkt erhöhen, müssten bei konstanter Nachfrage die Preise für die Anleihen fallen und dementsprechend die Zinsen steigen.

        Wenn die Notenbank die zusätzlichen Staatsanleihen aufkauft und das jedem Marktteilnehmer bekannt ist, würden die Zinsen nach meiner Meinung niedrig bleiben.

      • troodon
        troodon sagte:

        @ ikkyu
        “… dementsprechend die Zinsen steigen”
        Das passt doch nicht zu Ihrer Auffassung, die vielen Schulden wären die Ursache von niedrigen Zinsen.
        Es kommt imho sehr wahrscheinlich auf die Verwendung der Schulden an, wie es sich LÄNGERFRISTIG auf den Zins auswirkt.

        Ich bleibe dabei, das ein ganz wesentlicher Aspekt die zunehmende Ungleichheit der VERMÖGEN, hin zu den 1%, ist. Die neuen Schulden werden u.a. von den 1% stark als Hebel für BESTEHENDE Assets genutzt, das stärkt kaum das Wirtschaftswachstum. Würden die Schulden ausschließlich als realwirtschaftliche Investitionen genutzt, wäre imho die Auswirkung auf den Zins positiv.
        Aber das ganze Thema empfinde ich als extrem komplex und beanspruche nicht, die Ursachen wirklich zu erkennen.
        Wie sollte ich auch, wenn verschiedene Studien zu komplett unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Und ich werde NICHT ALLEN vorwerfen, dass diese voreingenommen an die Sache rangehen.
        Somit bleibt mir nichts anderes übrig als stetig mein Unwissen zu verkleinern (jedenfalls gefühlt). Einige Posts zu dem Thema würde ich schon nach kurzer Zeit so nicht mehr schreiben…

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ ikkyu

        Es geht um SPAREN und die Kehrseite NICHT KONSUMIEREN.

        Die Sparrate ist ein spezieller Aspekt.

        Ich glaube schon, dass Mayer und Schnabel richtig festgestellt haben, dass in Deutschland und Japan weniger gespart wird und dennoch der Zins niedrig ist.

        Das ist möglich, wenn die Leute in großer Zahl oft ins Fitness-Studio gehen und dort viel Geld ausgeben, OHNE dass dafür große Investitionen erforderlich sind.

        Gleichzeitig – angenommen – geben weniger Menschen, vor allem jüngere, die angesichts absehbarer Altersarmut ihr Geld für langlebige Wirtschaftsgüter aus, was wiederum die Investitionsneigung beeinträchtigt und die langfristige Zinsrate wegen mangelnder Kreditnachfrage sinken lässt.

        Der Knackpunkt ist NICHT die generelle Nachfrage, wie Bofinger meint.

        Der Knackpunkt ist die SPEZIELLE Nachfrage, die Investitionen auslöst oder auch nicht.

        L. Summers ist vorsichtig, wenn er sagt, dass die beste Erklärung für die niedrigen Langfristzinsen im Sparen zu suchen sei.

        Das ist erst einmal nur eine Hypothese, die nicht ausschließt, dass es auch andere und sogar bessere Erklärungen gibt.

        Das ist eine ganz andere Qualität, als zu sagen, das oder das ist als Erklärung Blödsinn.

        Wer so etwas sagt, weiß oft genug nicht, welche BEWEISLAST auf einer solchen Aussag liegt.

      • ikkyu
        ikkyu sagte:

        @troodon
        “Das passt doch nicht zu Ihrer Auffassung, die vielen Schulden wären die Ursache von niedrigen Zinsen.”

        Das ist etwas verkürzt ausgedrückt.

        Meine Argmentationskette ist vielmehr, dass die hohen Schulden eine sehr lockere Geldpolitik der Notenbank erfordern, damit die Schuldenpyramide -und in Folge die Realwirtschaft- nicht zusammenbricht.

        Die schnelle Abkehr der FED von den geplanten Zinserhöhungen hin zu Zinssenkungen innerhalb weniger Monate bestätigt mich dabei in meiner Einschätzung.

        Und natürlich ist es so, dass die Höhe des natürlichen Realzinses in den letzten Jahrzehnten gefallen ist, was sich natürlich auch in den niedrigen Zinsen zeigt.

        In einem Working-Paper des IMF wird die Globalisierung als ein Haupttreiber dafür identifiziert.

        “We argue that strong globalization forces have been an important determinant of global real interest rates over the last five decades, as they have been key drivers of changes in the natural real interest rate—i.e. the interest rate consistent with output at its potential and constant inflation.”

        https://www.imf.org/en/Publications/WP/Issues/2019/05/06/Globalization-Market-Power-and-the-Natural-Interest-Rate-46825

        Aber kann man damit die null oder gar negativen Zinsen seit 2010 erklären?

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ troodon

        >… ein ganz wesentlicher Aspekt die zunehmende Ungleichheit der VERMÖGEN, hin zu den 1%, ist. Die neuen Schulden werden u.a. von den 1% stark als Hebel für BESTEHENDE Assets genutzt, das stärkt kaum das Wirtschaftswachstum.>

        Das ist so.

        >Würden die Schulden ausschließlich als realwirtschaftliche Investitionen genutzt, wäre imho die Auswirkung auf den Zins positiv.>

        Der Meinung bin ich auch.

        Aber:

        Die 1% so zu besteuern wie M. Stöcker und andere es wollen, führt eben nicht zu den realwirtschaftlichen Investitionen, die so wünschenswert wären.

        Ich bin absolut sicher, dass die EUR 450 Mrd., die in den nächsten 10 Jahren für erforderliche Investitionen in Deutschland gesetzt worden sind, zu einem großen Teil für Sozialausgeben verwendet würden, wenn sich die große Koalition darauf einigte.

        >Aber das ganze Thema empfinde ich als extrem komplex und beanspruche nicht, die Ursachen wirklich zu erkennen.>

        Ganz meine Meinung.

        Deshalb ärgere ich mich auch, wenn andere zu WISSEN vorgeben, was der Fall ist und was nicht – und daraufhin natürlich auch gleich die “richtige” Lösung haben.

      • troodon
        troodon sagte:

        @ ikkyu
        NICHT SCHON WIEDER !

        “Der EU-GINI hat sich seit 2005 so gut wie nicht verändert und kann deswegen die stark gefallenen Zinsen in diesem Zeitraum nicht erklären.”

        Wo schrieb ich von der Einkommensungleichheit als Erklärungsversuch ?

        Ich schrieb doch extra groß “VERMÖGEN”.

        Gestern schrieb ich zudem ” Einkommensungleichheit nach Steuern und Sozialleistungen ist wirklich nicht das Problem in D”
        https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/die-ungleichheit-ist-geringer-als-die-nachrichten-suggerieren/#comment-100387

        Halten Sie mich eigentlich für komplett dement ?
        Ich verordne mir jetzt mal besser einige Tage bto Pause…
        Wünsche allen einen schönen 2. Advent.

      • ikkyu
        ikkyu sagte:

        @ troodon

        Bezüglich der Änderung der Vermögensverteilung in Europa seit 2005 habe ich keinen Chart gefunden.

        “Ich bleibe dabei, das ein ganz wesentlicher Aspekt die zunehmende Ungleichheit der VERMÖGEN, hin zu den 1%, ist..”

        Haben Sie vielleicht eine Statistik, welche diese Aussage bestätigt?

        Im Übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass eine wesentliche Erklärung für eine etwaige zunehmende Vermögensungleichheit wieder in der sehr lockeren Geldpolitik der Notenbanken zu suchen ist. (siehe z.B. Paper von Mayer und Schnabl)

        Diese ausgelöste Vermögensungleichheit bewirkt dann wieder niedrigere Zinsen?

    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      „Stelter: Also stimmt es, dass die Sparer Verluste erleiden.“

      Ja, das ist korrekt, hat aber so gut wie NICHTS mit der Geldpolitik zu tun. Die Sparer haben auch schon früher Verluste erlitten; und zwar nicht nur in Deutschland unter der EZB. Das Problem lautet: Ungenügende Denk- und Rechenfähigkeiten (siehe auch Beitrag zu PISA von gestern). Mehr zu diesen Verlusten sowie negativen Zinsen gibt es hier:
      https://www.moneyandbanking.com/commentary/2019/11/30/negative-nominal-interest-rates-a-primer

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        >Ja, das ist korrekt, hat aber so gut wie NICHTS mit der Geldpolitik zu tun. Die Sparer haben auch schon früher Verluste erlitten; und zwar nicht nur in Deutschland unter der EZB.>

        Schauen wir uns die Begründung an:

        … weil die Sparer auch schon FRÜHER Verluste erlitten haben.

        Nur mal angenommen, dass auch früher die Verluste mit der Geldpolitik zu tun gehabt hätten, was dann?

        Dann könnten Sie auch JETZT mit der Geldpolitik zu tun haben – könnten, damit Dr. Stelter nicht widerlegend.

        Ein “müsste”, das ihn bestätigte, ist nicht nicht erforderlich.

        Man muss hier einen Ausschluss nachweisen, also tiefer graben, statt nur ein paar Brocken umherzuwerfen, wenn man ÜBERZEUGEN statt Geschwätz abliefern will.

        Und was ist mit den Strafzinsen, die Geschäftsbanken auf bestimmte Bankeinlagen erheben?

        Die haben selbstverständlich nichts mit den Negativzinsen der Notenbanken zu tun.

        Das ist REINE Politik der Geschäftsbanken.

        Die einen so, die anderen so und manche auch gar nicht.

        Robert Holzmann sieht das offensichtlich anders.

        Hier, ziemlich aktuell:

        https://www.handelsblatt.com/finanzen/geldpolitik/geldpolitik-oesterreichs-notenbank-will-ende-der-negativzinsen/25201130.html?ticket=ST-9610450-jbPddlZSOrpPK4cKrwoX-ap5

        Aber das ist offensichtlich auch einer mit ungenügender Denkfähigkeit, den man zum Notenbankchef machen musste, damit er bei der EZB eine rundum gelungene Geldpolitik mit betreiben konnte.

    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      „Stelter: Es ist richtig, dass, ohne die Bereitschaft der EZB, nicht auf den Geldwert zu achten, sondern den Euro um jeden Preis zu erhalten, der Euro schon längst Geschichte wäre. Allerdings war es – um mit „Mythos“ Nummer 8 zu sprechen – eindeutig eine Verletzung des Mandats.“

      Wo bitte schön hat die EZB NICHT auf den Geldwert geachtet, Herr Dr. Stelter? Bitte keine Mythen durch neue Mythen ersetzen.

      Das vorrangige Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten. Des Weiteren gehört zu ihrer Aufgabe, das reibungslose Funktionieren der Zahlungssysteme zu fördern. Und genau aus diesem Grund hat sie getan whatever it takes. Eine angebliche Verletzung des Mandats gehört EINDEUTIG in die Kategorie Mythen. Ohne ihre Interventionen sowie die großzügigen Dollar-Swaps der Fed wären die Zahlungssysteme kollabiert.

      Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      „Ob die EZB dann wie versprochen gegensteuert, darf und muss bezweifelt werden. Brauchen wir doch noch Jahre mit negativen Realzinsen, um von den Schuldenbergen in der Eurozone runterzukommen.“

      Das ist Spekulation und wäre zudem ohne Kapitalverkehrskontrollen nicht durchsetzbar.

      Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      „Mythos #10: Die Geldpolitik ist verantwortlich für die Blasen in den Immobilienmärkten.“

      Ja es ist ein Mythos. Da die Zentralbank NICHT das Zinsniveau bestimmt, bestimmt sie selbstverständlich auch nicht die Assetpreise. Sehr wohl könnte allerdings die Politik über eine Bodenwertsteuer diese Entwicklung im Immobilienbereich deutlich dämpfen.

      Antworten
      • ikkyu
        ikkyu sagte:

        @ M. Stöcker

        “Ja es ist ein Mythos. Da die Zentralbank NICHT das Zinsniveau bestimmt..”

        Das sieht die FED aber ganz anders.

        Naja, die sind wahrscheinlich nicht so im Thema drin wie Sie? LOL

        “The fed funds rate also has an indirect, but important, effect on longer-term interest rates, because short-term rates create business and consumer expectations for the future. According to the Fed, „Fed communications about the likely course of short-term interest rates and the associated economic outlook, as well as changes in the FOMC’s current target for the federal funds rate, can help guide those expectations, resulting in an easing or a tightening of financial conditions.“

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ ikkyu/LOL

        Schön, wenn wenigstens Sie über Ihre eigenen Witze lachen können; denn Lachen ist bekanntlich gesund. Insofern hatte mein Kommentar zwar (noch) nicht den gewünschten Haupteffekt aber immerhin einen positiven Nebeneffekt. Jetzt müssen Sie nur noch die Argumente besser verstehen. Bei Òscar Jordà (Senior Policy Advisor in the Economic Research Department of the Federal Reserve Bank of San Francisco. ) und Alan Taylor (Professor of economics and finance at the University of California ) haben Sie dazu Gelegenheit. Den Link dazu finden Sie im zweiten Kommentar weiter oben. Und dabei immer schön an das Motto dieses Blogs denken.

        LG Michael Stöcker

    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      „Haben die Japaner im Jahr 2000 noch rund acht Prozent gespart, war es zuletzt nur noch halb so viel. So wird es auch in der Eurozone kommen.“

      So ist es, Herr Dr. Stelter. Aber das hat wiederum NICHTS mit der Geldpolitik zu tun, sondern vielmehr mit der Demografie.

      Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      „Und da muss man festhalten: Negative Nominalzinsen gab es in den letzten 5000 Jahren noch nie.“

      Es gab aber auch noch nie so viel Wohlstand und so hohe Produktionskapazitäten. Insofern sind negative Zinsen bei niedrigen Inflationsraten mAn the new normal.

      Antworten
      • ikkyu
        ikkyu sagte:

        @ M. Stöcker

        “Insofern sind negative Zinsen bei niedrigen Inflationsraten mAn the new normal.”

        Zumindest solange die Märkte an das Narrativ der allmächtigen Notenbank glauben, von China weiterhin Deflation nach Europa exportiert wird und die USA den Dollar nicht stark abwerten.

        Als Investor sollte man imo darauf nicht spekulieren.

    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      „Damit sind alle „Mythen“ weg.“

      Es ist – und bleibt vermutlich bis auf weiteres – der GRÖSSTE Zinsmythos aller Zeiten, dass die Zentralbank das langfristige Zinsniveau steuert. Daraus leiten sich dann alle weiteren Zinsfehler, Fehlschlüsse und Fehlhandlungen ab. So auch in diesem Fall das Fratzscher-Bashing, das leider so gar nicht sine ira et studio daher kommt und somit auch nicht zum Motto dieses Blogs passt, da nicht bto sondern uto (unfortunately, the obvious).

      LG Michael Stöcker

      Antworten
  8. ikkyu
    ikkyu sagte:

    Die EZB kaufte seit 2016 nicht nur Staatsanleihen sondern auch Anleihen von großen Konzernen.

    Durch diese Käufe sind die Zinsen für die Anleihen dieser großen Unternehmen stark gefallen, so dass sich Firmen wie Siemens, Bayer oder Daimler zu fast null verschulden können.

    Die kleinen und mittleren Firmen ohne Zugang zum Anleihe-Markt werden durch diese Geldpolitik benachteiligt, da sie sich nicht so günstig am Kapitalmarkt refinanzieren können.

    https://www.wiwo.de/politik/europa/ezb-welche-anleihen-die-ezb-kaufen-darf/13638414-2.html

    Antworten
  9. ruby
    ruby sagte:

    “Das faktische Stimmrecht liegt aber auf dem Niveau Maltas und nicht selten hat die Bundesbank im EZB-Rat keine Stimme.”

    Das ist die Wirklichkeit.
    Und nach den Urteilen des Bundesverfassungsgericht ist das grundgesetzwidrig, natürlich auch die Vertreter dieser Handhabung. Damit werden die Bürger des Staates Bundesrpublik Deutschland geschädigt.

    Antworten
  10. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Gekonnte Fingerübung, die sich kurz zusammenfassen lässt:

    Wenn eine Fehlkonstruktion wie die Eurozone NUR durch die EZB vor dem desaströsen Kollaps bewahrt werden konnte, dann war die Geldpolitik ERFOLGREICH und somit RICHTIG.

    Die schädlichen bis verheerenden Nebenwirkungen dieser Geldpolitik sind der PREIS dafür.

    Sie als „Mythen“ schön zu reden, ist intellektuell armselig, unehrlich (von Leuten, die es besser wissen müssten) und fatal, weil damit eine ernsthafte öffentliche Debatte über die Währungsunion untergraben wird.

    M. Fratzscher ist nicht naiv, sondern ein professionell agierender Demagoge.

    Antworten
    • Horst
      Horst sagte:

      “M. Fratzscher ist nicht naiv, sondern ein professionell agierender Demagoge.”

      Viele Argumentation von Fratzscher sind nachvollziehbar, Widersprüchlichkeiten sind nicht ausgeschlossen.
      Viele Argumentation von Stelter sind nachvollziehbar, Widersprüchlichkeiten sind nicht ausgeschlossen.

      Daher kann auch gesagt werden:
      D. Stelter ist nicht naiv, sondern ein professionell agierender Demagoge (um den Absatz eigener Bücher anzukurbeln).

      Das geht zu weit? Sicherlich… Ihre Aussage in Bezug auf Fratzscher dann jedoch auch.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Horst

        Nachvollziehbarkeit, d. h. Verständlichkeit ist kein Kriterium, sondern lediglich die Voraussetzung für eine Beurteilung – also unerheblich dafür, WIE diese ausfällt.

        Was die Beurteilung inkl. Widersprüchlichkeit betrifft:

        Dr. Stelter hat dargelegt, was seine Beurteilung der Geldpolitik der EZB ist.

        WEISEN Sie ihm daran gemessen NACH, dass er ein professionell agierender Demagoge ist.

        Im Hypothetischen zu verbleiben und zu relativieren, wenn überprüfbare Aussagen vorliegen, ist unterste Schublade.

        Sie versuchen Demagogie, sind dazu aber nicht fähig.

        Sie faseln einfach nur herum, weil Ihnen mal wieder nicht passt, was ich sage.

      • Horst
        Horst sagte:

        WEISEN Sie Fratzscher NACH, dass er ein professionell agierender Demagoge ist. Ausreichend ist nicht, dass er von Mythen spricht.

        Den negativ besetzten Begriff der DEMAGOGIE haben Sie in die Runde gebracht.

        Demagoge: Person, die andere durch leidenschaftliche Reden politisch aufhetzt, aufwiegelt.

        Sind Sie sicher, dass Sie sich nicht auch in Demagogie üben – jedoch kläglich scheitern – und dass beim Geronto-Test alle Ergebnisse positiv waren?

      • Horst
        Horst sagte:

        Wenn Sie austeilen, müssen Sie auch einstecken… Diesen Ton haben Sie – einmal wieder – provoziert.

      • webmax
        webmax sagte:

        Herr Tischer in seiner Antwort hat Recht, da wird Ihnen alles Ausweichen über rabulistische Gegenfragen nichts nützen;

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        Also “Demagoge” würde ich den Herrn Fratzscher nun wirklich nicht nennen. Dafür sind seine Thesen beim Volk viel zu unbeliebt. Stattdessen sagt er das, was die derzeitige Regierung gerne hören will und unterfüttert das pseudowissenschaftlich.

        Er ist also viel mehr eine Hofschranze.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        Von mir aus ist M. Fratzscher auch ein Hofschranze.

        Er ist aber ganz gewiss auch ein Demagoge.

        Denn wer es besser weiß bzw. besser wissen müsste, was bei seiner Ausbildung in Oxford und Harvard ganz gewiss er Fall ist, aber dennoch derart die negativen Aspekte der Geldpolitik der EZB ausblendet, IST ein Demagoge.

        Denn öffentlich ENTGEGEN besseren Wissens zu kommunizieren, ist das Kennzeichen von Demagogie.

        Leute wie M. Fratzscher haben eine Agenda, der sie ihre intellektuelle Integrität opfern.

        Da finde ich z. B. Lagarde viel ehrlicher, wenn sie über die deutschen Sparbuchbesitzer sagt:

        Was jammern die Leute, sie sollten froh sein, dass sie noch einen Job haben – die EZB hat viel dafür getan (weil es Dank der EZB keine fortschreitende Deflation oder, noch schlimmer, keinen Zerfall der Eurozone gegeben hat).

        Wer die EZB kritisiert, muss doch nicht alles schlecht reden.

        Und wer sie lobt, sollte auch darlegen, dass es – notwendigerweise so – problematische Aspekte ihrer Geldpolitik gibt.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “Denn öffentlich ENTGEGEN besseren Wissens zu kommunizieren, ist das Kennzeichen von Demagogie.”

        Sind Sie sich sicher, dass Fratzscher es wirklich besser weiß? Auch einstige Elite-Universitäten wie Oxford und Harvard sind mittlerweile mit Hofschranzen und Gruppendenken verseucht. Man kann da locker ein ganzes Studium zubringen und die ganze Zeit ohne grundlegendes Hinterfragen mit der derzeitigen Mainstream-Ideologie vollgepumpt werden, besonders in den Sozialwissenschaften. Wer dort nicht mit der Realität in Kontakt kommen will, der muss das auch nicht tun – dazu sind diese Universitäten finanziell, institutionell und ideologisch schon hinreichend von der Außenwelt isoliert. Und im Zweifelsfall werden schlecht aussehende empirische Daten schöngeredet oder schöngerechnet, wie wir das ja bei Fratzscher mehrmals gesehen haben, das ist einfach praktisch gelebter confirmation bias.

        Das soll keine Pauschalverurteilung sein, zumindest noch nicht. Der auch von mir hochgeschätzte Paul Collier ist auch Professor in Oxford. Aber auf jeden Collier kommen mittlerweile viele solche Figuren wie zum Beispiel unser Freund Fratzscher oder auch Frauen wie Kristina Lunz, “Mitbegründerin und Deutschlanddirektorin des Centre for Feminist Foreign Policy”.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ Dietmar Tischer

        Fratzscher macht Karriere wie “kaiserliche” Beamte 1914 ff. auch. Später darf er sich auf beschränkte Verantwortung und indirekten Befehlsnotstand herausreden.

        Solche Umstände haben sich dann 1945 und 1990 ff. wiederholt.

        Solange alle jeden Tag als glückliche Wagecucks ihre Zeit fristen dürfen Prinzessin Lagarde, Fratzscher, Merkel oder Horsti + der neue SPD Parteivorstand täglich wieder Zukunft gestalten. Einen besseren Tausch gibt es nicht.

  11. troodon
    troodon sagte:

    “Im Gegenteil, Studien zeigen eindeutig, dass es eben doch die Politik der Notenbanken ist, die zu dem Rückgang des weltweiten Zinsniveaus geführt hat.”

    Da hätte ich definitiv ein “AUCH” aufgenommen.

    “Stelter: Die Kritiker der TARGET2-Forderungen der Bundesbank sehen darin zins- und tilgungsfreie Kredite ohne Sicherheit für die Krisenländer Europas. ”

    Zins-und tilgungsfrei, ja.
    Folglich sollte D sich überlegen, was man stattdessen machen könnte, ohne immer nur auf die EZB draufzuhauen und immer nur die ANZEIGE Target2 zu kritisieren.

    Bundesanleihen sind aufgrund der, von den Marktteilnehmern als gegeben erachteten, sehr guten Bonität extrem gefragt. D könnte so lange Bundesanleihen begeben bis z.B. die Nominalverzinsung wieder bei 1% liegt. Wenn es schon nicht gelingt, dieses Kapital sinnvoll für Zukunftsinvestionen in D zu verwenden, dann sollten damit Aktien erworben werden, so wie es die schweizerische NB und der norwegische Staatsfonds machen.
    Der Targetsaldo würde dadurch sinken oder ganz verschwinden, je nach Höhe der Anlagen. Die Schweiz hat den Franken, Norwegen das Öl und Deutschland (noch) seine Bonität. Aussage stammt von Dr.Andreas Beck, der ich zustimme. Man sollte die Welt mit Bundesanleihen auf DIESEM Zinsniveau zuschei… , dann wäre die immer durchs Dorf getriebene Target2 Sau endlich tot.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ troodon

      >Man sollte die Welt mit Bundesanleihen auf DIESEM Zinsniveau zuschei… ,>

      Das ist UNMÖGLICH.

      Jeder Finanzminister und jede Regierung – JEDE, aber auch JEDE – würde damit hierzulande sein/ihr Todesurteil unterschreiben.

      Siehe das taktische Herumeiern von Scholz & Co. bei der schwarzen Null.

      Sie ist mittlerweile ein nationaler FETISCH.

      Und auch das:

      Aller Erfahrung nach würde das viele Geld vorrangig für Sozialleistungen ausgegeben werden statt es zu investieren.

      Früher oder später, vermutlich eher früher, würde sich dann auch die Bonität Deutschlands erledigt haben.

      Antworten
      • troodon
        troodon sagte:

        @ Dietmar Tischer
        “Sie ist mittlerweile ein nationaler FETISCH” … und inzwischen falsch.

        …”würde das viele Geld vorrangig für Sozialleistungen ausgegeben werden statt es zu investieren.”

        Das darf selbstverständlich nicht passieren.

        Machen Sie irgendein rechtliches Konstrukt daraus, dass es ein Sondervermögen (inkl. Verbindlichkeiten) ist, von der BuBa verwaltet wird, und die Schulden dafür nicht auf die Staatsschuldenquote angerechnet werden.
        Es ginge sicherlich, wenn man es WIRKLICH wollte. Man will es nicht, und deshalb hat mein – absichtlich drastischer – Vorschlag auch keine Chance verwirklicht zu werden.

        Für den langfristigen Wohlstand des Landes wäre er meiner Überzeugung nach trotzdem richtig.

        Netto-Erträge aus dem Sondervermögen werden an die Rentner oder Gesamtbevölkerung nach festzulegendem Schlüssel teilweise ausgezahlt und zusätzlich z.B. in Jahren besonders hoher Zuwächse antizyklisch zur Schuldenreduzierung verwendet.

        Mich nervt dieses ewige Rumreiten auf den Target2 Salden. Da muss man dann auch mal zu drastisch wirkenden Vorschlägen greifen. Immer nur die Anzeige Target2 kritisieren (damit meine ich nicht Dr.Stelter) reicht nicht.
        Die deutschen Privathaushalte haben € 2,5 Bio auf Konten und als Bargeld, quasi unverzinst. Dann braucht man sich auch nicht über unverzinste Target2 Salden echauffieren. Würden die Privathaushalte anders anlegen, wäre der Target2 Saldo auch nicht so hoch. Wenn dies aus der Summe der Einzelentscheidungen nicht gelingt, muss man andere Maßnahmen ergreifen. Oder aber zumindest die Target2 Sau nicht mehr durchs Dorf treiben.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ troodon

        Kein Disput.

        Es ist nichts falsch mit Ihren Überlegungen, sie sind leider nicht realisierbar.

      • troodon
        troodon sagte:

        @ Dietmar Tischer
        Mindestens extrem unwahrscheinlich.
        Aber vor einiger Zeit hätte ich mir bestimmte Entwicklungen und darauf folgende Entscheidungen bzgl. Energiewende in D auch nicht vorstellen können…

    • ruby
      ruby sagte:

      Gestern im Heute Journal wurde tatsächlich erklärt, die Finanzagentur des Bundes GmbH bekäme neben 100 Euro Anleihe noch 2,80 Euro dazu.
      Sachverhalt ist
      https://www.deutsche-finanzagentur.de/de/private-anleger/bundeswertpapiere/

      @troodon
      Die Anleihe in unbegrenzten Höhen an den Bonitätsweltmeister impliziert auch nur das Scheitern bzw. Phantosielosigkeit sinnvoller Investionen in Alternativen.
      Die Illusion, daß die Bundesrepublik Deutschland risikofreie werthaltige Rückflüsse liefern wird, kann ich nur noch als Hilflosigkeit einschätzen.
      Negative Renditen bilden algebraisch einen Wendepunkt bei der Fähigkeit zur Kapitalvermehrung ab, der zur Kapitalvernichtung umkippt. Bonität ist somit nur bei Zinsertragserwirtschaftung ein hinreichender Wachstumsgenerator.

      Antworten
      • troodon
        troodon sagte:

        @ ruby
        Bin mir mal wieder nicht sicher, was Sie konkret in Bezug auf meinen drastischen Vorschlag (Ausnutzung Negativzins für Staatsfonds) meinen.

        Nicht machen, weil “kann nicht klappen”?

      • ruby
        ruby sagte:

        @troodon
        Es wäre eine aus Sicht der Anleger gewollte Ab”nutzung” ihrer Vermögensbestände. Die Musik spielt auf der Verwendungs-, Ausgabenseite, was passiert mit den Einzahlungen, werden diese genutzt, um geschrumpfte Rückzahlungen in der versprochenen negativen Rate im festgelegten Zeitablauf zu erzielen.

        Ja machen, weil jede Investition eine Option in die Zukunft ist.
        Eine Option, die nichterfolgte Besteuerung bestenfalls gestundet nachholt.

        Ob mit dieser Finanzpolitik praktische Wirtschaftspolitik gelingt bleibt immer Aufgabe des Staates.

      • ruby
        ruby sagte:

        “I`ve had little good to say about MMT, and a conclusion is not the place to change that. It is a voice against austerity, but with the United States running trillion-dollar deficits, tight fiscal policy isn’t the major enemy right now here. (Europe is a different story, of course.) The major problems at the fiscal level are what we spend money on and what we don’t. If anything, we’re closer to terminal now than we were fifty years ago, when Martin Luther King Jr said, “a nation that continues year after year to spend more money on military defense than on programs of social uplift is approaching spiritual death.”

        More broadly, we have a private economy driven by exploitation, overwork, asset stripping, and ecological destruction. MMT has little or nothing on offer to fight any of this. The job guarantee is a contribution, though a flawed one, and it’s not at the core of the theory, which proceeds from the keystroke fantasy. That fantasy looks like a weak response to decades of anti-tax mania coming from the Right, which has left many liberals looking for an easy way out. It would be sad to see the socialist left, which looks stronger than it has in decades, fall for this snake oil. It’s a phantasm, a late-imperial fever dream, not a serious economic policy.”

        aus:
        https://www.jacobinmag.com/2019/02/modern-monetary-theory-isnt-helping

        Europa schafft es nicht die US Internetgiganten zu besteuern, Macrons Digitalsteuerversuch mit 3% vom Umsatz hier in Frankreich etwa 1 Milliarde verdeutlich, was für ein handlungsunfägies Regime die EU war, ist und sein wird.
        Andere Staaten wollen Frankreich folgen.
        Sicher, Umsatzsteuer wird kalkuliert in den Preis und vom Käufer bezahlt, aber dieser Teil der Gewinnspanne bleibt im Entstehungsstaat.
        Die Unwilligkeit direkte Steuern zu erheben und das Steuerdumping in der EU zu unterbinden, offenbar seit Jahren die Wettbewerbsneutralitätsuntauglichkeit dieser Union. Der Kern, Ursprung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft wird nicht erfüllt, massige Lobbyisten haben als Pressuregroups (über 20.000 Akteure ) das Zentrum und die Institutionen besetzt.
        Ernsthafte Politik bleibt das Ziel für den Wohlstand der Staatsbürger.

  12. Wolf Palmer
    Wolf Palmer sagte:

    Dieser Herr passt 100 prozentig in das von den einfältigen Europa-Romantikern geschaffene EU-Transfer-System mit inkompatibler Gemeinschafts-Währung und riesiger Neuverschuldung.

    Wenn man sich die maßgeblichen Personen wie (Noch)-Merkel, vom höchsten franz.Gericht verurteilte Frau Lagarde, unsere Laien-Darstellerin v.d.L und viele andere Polit-Versager genauer betrachtet, kann einem angst und bange werden.

    Ein Bundesbank-Präsident Fratzscher, der ohnehin keine maßgebende Rolle zu Gunsten Deutschlands spielen würde, kann man sich dann auch noch im Flaschen-Kabinett der Europa-Romantiker vorstellen.

    Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Wolf Palmer:

      Die von Ihnen genannten Personen sind alles aber nicht einfältig oder romantisch. Es gibt ein Ziel und für dieses Ziel werden Opfer gebracht. Das mag Ihnen genauso wenig gefallen wie mir, aber deswegen ist Ihre Aussage nicht richtig.

      Antworten
      • troodon
        troodon sagte:

        @ Wolfgang Selig
        Genau.
        Andere sind da auch schon weiter
        Der Kevin und seine Jusos fordern ganz offen den Sozialismus.

        “Wir wollen den Kapitalismus überwinden und treten für eine andere Gesellschaftsordnung, den Sozialismus, ein. …Sozialismus ist für uns keine unerreichbare Utopie, sondern notwendig, um die Probleme unserer Zeit zu lösen.”
        https://www.jusos.de/wir-jusos/ueber-uns/

        Es fehlt nur noch “socialismo o muerte”

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Wolfgang Selig + troodon

        D’accord:

        Die genannten Personen und andere sind keine Romantiker, sondern – auf ihre Art – als Profis am Werk.

        Kevin K. gehört nicht dazu, ist aber leider einflussreich, wenn auch in einer sterbenden Partei.

        Denn Sozialismus ist längst keine Utopie mehr, weil er sich diskreditiert hat in allen Varianten, die als „real existierend“ auszumachen waren.

        Nein, die anderen, auf die es ankommt, wollen nicht wie im Sozialismus die Produktionsmittel (Kapitalstock) vergesellschaftlichen, sondern die Volkswirtschaft mit der Energiewende auf den Kopf stellen – und sie dadurch ERSETZEN.

        Das läuft m. A. n. auf einen Kollektivismus hinaus, in dem individuelle Lebensentwürfe wie im realen Sozialismus, wenn auch anders „motiviert“, nicht mehr in dem Maß möglich sein werden, in dem sie es heute noch sind.

        Außerdem kostet das Unterfangen nicht romantisch viel Wohlstand, sondern real.

      • Horst
        Horst sagte:

        Der Kapitalismus hat keine Möglichkeit, fortzubestehen, wenn er nicht in der Lage ist, sich neu zu definieren.

        Leseempfehlung
        Paul Collier: Sozialer Kapitalismus

        Alle Wölfe und Palmers dieser Welt verhindern eine Neuausrichtung. Dass Kevin daherkommen kann und offen den Sozialismus als zukünftige Gesellschaftsform proklamieren darf, haben ebendiese Wölfe und Palmers zu verantworten, die starr an den alten Strukturen festhalten.

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