“Euro: Da ist sie wieder, die Krise, die nie weg war”

Dieser Kommentar von mir erschien bei t-online.de: 

Die vereitelte Koalitionsregierung von Cinque Stelle und Lega Nord in Italien hat Europa schmerzhaft aus Illusion der überwundenen Eurokrise gerissen. Plötzlich ist die Krise wieder da und wer genau hinsieht erkennt, dass sie nie weg war.

Es ist Zeit, uns die ernüchternden Fakten zur Eurozone wieder in Erinnerung zu rufen:

  • Der Euro war und ist ein politisches Projekt. Schon vor der Einführung haben namhafte Ökonomen aus der ganzen Welt deutlich vor der Einführung gewarnt. Die Mitgliedsländer wären nicht homogen genug und es würden wesentliche Aspekte für eine funktionsfähige Währungsunion fehlen: namentlich ein zentrales Budget, gemeinsame Besteuerung und eine funktionierende Regelung für den Fall von Staatsbankrotten.
  • Die Aufnahme von Griechenland und Italien stand eindeutig im Widerspruch zu den Regeln des Maastricht-Vertrages, wiesen die Länder doch schon beim Eintritt in die Eurozone eine zu hohe Verschuldung auf. Die Aufnahme wurde dennoch auch politischen Gründen durchgesetzt.
  • Anfangs schien der Euro ein Erfolgsprojekt zu sein. Die Wirtschaft in den Euroländern entwickelte sich gut. Der Euro gewann an Wert gegenüber dem US-Dollar. In Wahrheit war es jedoch ein Boom auf Pump, ausgelöst durch die deutliche Zinssenkung auf deutsches Niveau. Vermögenspreise, Löhne und Schulden explodierten in Irland, Spanien, Portugal und Griechenland. Italien erlebte keinen Boom, machte es sich aber mit hohen Staatsschulden dank tiefer Zinsen gemütlich.
  • 2008 platzte der Traum vom funktionierenden Euro. Die vermeintliche Konvergenz – also die Angleichung der verschiedenen Wirtschaften – stellte sich als Illusion heraus. In Wirklichkeit haben sich die Wirtschaften der Euromitglieder weiter auseinanderentwickelt, wie der IWF kürzlich in einer Studie vorrechnete. Schon zuvor haben Analysten der Bank of America gezeigt, dass die Eurozone die schlechteste aller denkbaren Währungsunionen ist. Sogar alle Länder der Welt, die mit einem “M” beginnen, hätten mehr gemeinsam.
  • Statt dies einzugestehen und die Eurozone in einem geordneten Prozess neu zu ordnen, betonten die Politiker immer wieder, dass es sich um einzelne Probleme handelt: griechische Staatsschulden, spanische und irische Immobilienblasen, Portugals Privatschulden und faule Kredite bei einigen Banken, vor allem in Griechenland und Italien. Und so handelten sie dann auch. Mit Einzelmaßnahmen sollte das Projekt vor dem Einsturz bewahrt werden. Dass man dabei die Verträge, die man feierlich bei der Begründung der Währungsunion unterschrieben hat, nicht mehr ernst nahm, spielte da keine Rolle. „No Bail-out“, also keine Übernahme der Schulden anderer, fand trotzdem statt.
  • Die Finanzmärkte durchschauten die Flickschusterei der Politiker und kamen erst zur Ruhe, als EZB-Chef Mario Draghi versprach, „alles Erdenkliche zu tun“, um den Euro zu retten. Das tat er dann auch: Negativzinsen und der milliardenschwere Aufkauf von Wertpapieren von Staaten und Unternehmen waren die Folge. Damit sanken die Finanzierungskosten für alle Schuldner deutlich. Nur so kam es, dass Italien weniger Zinsen zahlt als die USA, nur so kam es zur „schwarzen Null“ bei uns, nur so kam es zur konjunkturellen Erholung im Euroraum. Eine gigantische Umverteilung von Gläubigern zu Schuldnern. Ganz nebenher wurde die EZB zu einem der größten Gläubiger der Staaten.
  • Billiges Geld wirkt wie Morphium, kann aber nicht heilen. So stiegen die Schulden in den letzten Jahren immer weiter an und die Unterschiede bei der Wettbewerbsfähigkeit zwischen den Mitgliedsländern nahm weiter zu, statt zurückzugehen.
  • Politiker wie der französische Präsident Macron fürchten zu Recht, dass die Eurokrise jederzeit wieder aufbrechen könnte. Deshalb suchen sie nach einem Weg, dass relativ geringer verschuldete Deutschland in eine Haftungsgemeinschaft mit den anderen Ländern zu ziehen. Die Stichworte sind Bankenunion (= Mithaftung für faule Forderungen von Banken in Italien etc.), Euro-Budget (= Transfer von deutschem Steuergeld nach Brüssel) und Eurofinanzminister(= keine Mitsprache mehr bei der Verwendung der Mittel, vor allem keine Auflagen als Gegenleistung). So soll durch Vergemeinschaftung der Schulden weitere Zeit gekauft werden.
  • Lösen kann man das Problem durch mehr Umverteilung allerdings nicht. Auch in den USA sind es vor allem private Mechanismen, die zu einem Ausgleich führen, wenn es in einem Bundesstaat zu wirtschaftlichen Problemen kommt. Staatliche Transfers können gar nicht so groß sein, um das zu bewältigen, zeigt wiederum der IWF. Das Beispiel von Nord- und Süditalien zeigt zudem, dass selbst einhundert Jahre Transferunion die Probleme verfestigen, anstatt sie zu lösen.
  • Dennoch überbieten sich deutsche Politiker fast aller Parteien mit der Bereitschaft, durch mehr Zahlungen nach Europa das Projekt am Laufen zu halten, meist begründet mit der erheblichen Bedeutung der Eurozone für unsere Exporte.
  • Dabei finanzieren wir diese Exporte faktisch selbst, in dem wir unseren Kunden Kredit gewähren. Das im konkreten Fall der Eurozone am deutlichsten an der Entwicklung der Target2-Salden der Bundesbank ablesbar. Fast 1.000 Milliarden Euro – mehr als 12.000 Euro pro Kopf der hier lebenden Bevölkerung – werden so als zins- und tilgungsfreies Darlehen ohne jegliche Sicherheiten an Italien und Co. vergeben. Genauso so gut könnten wir unsere Waren auch verschenken.
  • Dabei wird gerne übersehen, dass die deutschen Privathaushalte deutlich ärmer sind als die Privathaushalte der anderen Eurostaaten. Dies liegt an der hohen Abgabenbelastung hierzulande, der Neigung das Geld schlechtverzinslich anzulegen (Sparbuch, Lebensversicherung) und der geringen Immobilienbesitzquote. Dennoch stellt sich die Frage, weshalb die Ärmeren für die Reicheren bezahlen sollen.
  • Immer offensichtlicher wird, dass der Euro Europa mehr spaltet, statt eint. Die Krisenländer sind hoch verschuldet und sind nicht wettbewerbsfähig. Deutschland darf dafür mehr exportieren, diese Exporte aber selber bezahlen. Ein ökonomisch noch nie funktionsfähiges Konstrukt wird zunehmend politisch untragbar.
  • Was uns zu folgenden Szenarien führt: Klar ist, dass der Euro auf Dauer nicht überleben wird, weil er es nicht kann. Vielleicht rettet man eine kleine Währungsunion, vielleicht gibt es zwei Regionen oder aber es gibt eine Rückkehr zur Situation vor 1999. Es geht uns wie dem Mann, der im Fass die Niagara-Fälle hinunterfällt. Oben und unten ist alles o. k., nur der Weg dazwischen ist unangenehm.
  • Szenario 1: Italien oder ein anderes Land tritt aus. Es gäbe einen chaotischen Verfall, der wohl zur schlimmsten Krise an den Weltfinanzmärkten in der Geschichte führen würde.
  • Szenario 2: Die Politiker verstärken ihre Umverteilung und die EZB kauft dauerhaft Wertpapiere auf. Damit kaufen sie Zeit, aber das Szenario 1 droht am Ende doch.
  • Szenario 3: Die Politiker fassen Mut und entschließen sich, die faulen Schulden von Staaten und Privaten gemeinsam abzutragen, verbunden mit einer Umverteilung zwischen den Ländern.
  • Szenario 4: Die EZB kauft in so einem großen Umfang Schulden auf, dass sie sich dem Ruf nach einem Schuldenerlass nicht mehr verwehren kann. Die Fast-Regierenden in Rom hatten ja schon nach einem Erlass von 250 Milliarden Euro gefragt. In diesem Szenario dürften es mehre Billionen sein, die so von der EZB aus der Welt geschafft würden. Konsequenz für den Geldwert? Sehr unsicher!

Die italienischen Wähler haben das Schauspiel von der gelungenen „Euro-Rettung“ beendet. Gerade wir Deutschen sollten ihnen dankbar dafür sein. Besteht doch die Hoffnung, dass unsere Politiker das Problem endlich richtig angehen. Viel Zeit bleibt nicht mehr.

→ t-online.de: “Da ist sie wieder, die Krise, die nie weg war”, 30. Mai 2018

Kommentare (35) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Johannes
    Johannes sagte:

    @JS: ,Sie sind gescheitert, weil versucht wurde, mittels einer Währungsunion eine politische Union zu verwirklichen – also die Wirtschaft der Politik voranzustellen.‚

    So ist es und auch diese Neuauflage des Versuch eine politische Union via Währungsunion zu schaffen wird scheitern. Daran werden alle Bemühungen – egal von welcher Seite – auf Dauer nichts ändern. Leider erhöht die Fortführung des ,Eurodauerexperimentes‘ permanent die Fallhöhe hinsichtlich der wirtschaftlichen UND politischen FOLGEN und davor graut mir offen gesagt.

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    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @JS: Ich glaube, nicht nur Ihnen graut davor, sondern vermutlich fast uns allen hier auf diesem Blog.

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    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Johannes

      >Leider erhöht die Fortführung des ,Eurodauerexperimentes‘ permanent die Fallhöhe hinsichtlich der wirtschaftlichen UND politischen FOLGEN und davor graut mir offen gesagt.>

      Ja, da vor kann einem grauen.

      Aber:

      Vielen graut auch vor der JETZT schon bestehenden Fallhöhe.

      Deshalb wird vermieden, das Experiment WILLENTLICH zu beenden.

      Es wird durch rationale Entscheidungen UNINTENDIERT beendet werden.

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  2. Johann Schwarting
    Johann Schwarting sagte:

    Hallo Herr Dr. Stelter,

    genauso

    “Der Euro war und ist ein politisches Projekt.”

    ist es. In dem Beitrag „Das Scheitern historischer Währungsräume: Kann sich die Geschichte auch für die Eurozone wiederholen?“ von Norbert Berthold, Stella Braun und Mustafa Coban

    https://www.wiwi.uni-wuerzburg.de/fileadmin/12010400/_temp_/DP_127_02.pdf

    werden die Währungsunionen „Die Lateinische Münzunion“ (1865 – 1927 Frankreich, Schweiz, Belgien, Italien und Griechenland), „Die Skandinavische Münz-/Währungsunion“ (1872 – 1924 Schweden, Norwegen und Dänemark) und „Die Kronenzone“ (1918 – 1924 Österreich, Ungarn, …) in ihrer Entwicklung vorgestellt. Sie sind gescheitert, weil versucht wurde, mittels einer Währungsunion eine politische Union zu verwirklichen – also die Wirtschaft der Politik voranzustellen. Das steht ganz im Gegensatz zu den im 19. Jahrhundert geschaffenen Währungsunionen. Es waren lediglich jene von Dauer, die vorher durch die Bildung eines Zentralstaates politisch abgesichert wurden (Politische Union). Beispiele hierzu bilden die Schweiz, Italien und Deutschland. Das stimmt ja auch mit den Erkenntnissen („Machttheorie des Geldes“) von PCM überein: Geld, Wirtschaft und Markt sind Derivate der Macht (heute des Staates). Im 19.Jhd. waren die drei Nationalstaaten noch national finanzierbar – wenn es sein musste stand die Rothschild-Bank bereit. Heute kann sich kein Staat der EU wegen der Überschuldung mehr selbst finanzieren. Internationale Treuhandgesellschaften, Fonds (Ölstaaten) und Versicherer usw. stehen bereit. Sie investieren zwecks Renditen Gelder in die EU-Staatenfinanzierung. Das kann nur geschehen, wenn gleichzeitig die Haftungsräume im Sinne des bekannten Zitates von PCM von 1984 erweitert werden: „Alle Staaten werden für alle Staaten, alle Notenbanken für alle Notenbanken haften, …“ Also: Alle haften für alle.

    Die europäische Schuldenkrise erzwingt dann die „politische Einigung Europas“, die aber nichts bedeutet: Die Verwalter der Schulden bleiben trotzdem Herr im Hause. MfG JS

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    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Johannes Schwarting

      >Die europäische Schuldenkrise erzwingt dann die „politische Einigung Europas“, die aber nichts bedeutet: Die Verwalter der Schulden bleiben trotzdem Herr im Hause.

      Das ist nichts weiter als ein Glaubensbekenntnis.

      Denn niemand weiß, was sich wie mit den Schulden entwickelt.

      Also weiß auch niemand, ob es überhaupt so etwas wie „die Verwalter der Schulden“ geben wird.

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  3. Azius
    Azius sagte:

    Was man mit der €U geo-politisch bezweckte, verkehrt sich nun in sein Gegenteil um.
    Vom kleinen geo-politischen Schachspieler, der zu einem Großen werden wollte, entwickelt sich die EU vom Schachspieler zum Schachbrett.

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  4. Ondoron
    Ondoron sagte:

    Warum Szenario 3? Warum sollen die relativ armen Deutschen den hochvermögenden Italienern und Spaniern die Schulden helfen abzutragen? Das können die selbst. Ich bin kein Europäer 2. Klasse, nur weil ich Deutscher bin!

    Was Sie aber offenbar unterschlagen, Herr Stelter, ist der Hinweis, was es heißt “politisches Projekt”. Die wollen die VSE erzwingen. Übrigens: Der Sozialismus früher im Osten (und jetzt im Westen) war auch ein “politisches Projekt”.

    Monet-Methode, Hinterzimmer, Couldehove-Kalergi und die Pan-Europäer. Und da tauchen dann auch die Wirtschaftmigranten auf. Man muss es nur verstehen WOLLEN.

    Wenn das “politische Projekt” scheitert – und vom ökonomischen Gesichtspunkt ist Ihrer Analyse nichts hinzuzufügen – dann ist das Ergebnis für die Deutschen wie das einen verlorenen Kriegs. Und die blödsinnigen Deutschen wählen weiterhin vor allem die Parteien, die dafür verantwortlich sind. Unter dem Peitschenknall der widerlichen Mainstreammedien und deren “social engineering”. Was für eine schöne Demokratie, was für schöne und bewundernswerte “westliche Werte” wir doch haben.

    Antworten
    • Johann Schwarting
      Johann Schwarting sagte:

      @Ondoron

      “Warum sollen die relativ armen Deutschen den hochvermögenden Italienern und Spaniern die Schulden helfen abzutragen?”

      Genau – dabei ist die Lösung doch so einfach und liegt in unseren eigenen Händen!

      Paul C. Martin am 10. Juli 2000 in

      http://www.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=5730

      „Wer regt sich auf über Staatsschulden? Da Staatsschulden ja gleichzeitig gleichhohe Guthaben der Bevölkerung sind, werden die Bürger also umso reicher, je mehr Schulden der Staat macht. Ich habe mal dem Theo Waigel gesagt: Mach’ doch noch viel mehr Schulden! Der lehnte empört ab. Ich sagte: Du hast was also was dagegen, dass die Deutschen immer schneller immer reicher werden. Das hat der Theo nicht kapiert. Aber der ist ja auch Jurist.:-)“

      Olaf – der Wolfgang 2.0 – müsste es angesichts zweier ehemaliger hochrangiger Vertreter der Finanzökonomie in seiner direkten Umgebung eigentlich kapieren.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        Eine tolle Idee! Dann kaufe ich mir Gold, Aktien, und ausländische Immobilien, während die anderen Deutschen “immer schneller immer reicher werden”. Mal sehen, wer am Ende besser dasteht – ich muss nur sicherheitshalber rechtzeitig das Land verlassen, bevor der große Knall kommt…

      • SB
        SB sagte:

        @Johann Schwarting:

        Werden die deutschen Bürger auch dann immer reicher, wenn der deutsche Staat sich für andere Staaten und damit deren Bürger verschuldet, den Staatsschulden also Guthaben von Bürgern anderer Staaten gegenüberstehen?

    • Ralph Klages
      Ralph Klages sagte:

      Ich stehe vielen Ihrer Ansichten konträr gegenüber, zumindest lese ich sie.
      Hier gebe ich Ihnen aber recht.
      Wozu Schuldenregulierung?
      Damit geht nicht nur unser Geld und Vertrauen verloren. Nein. Es geht genauso von vorn los.
      Das ist das Dilemma

      Antworten
      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @Herr Klages: könnten Sie Ihre konträren Ansichten unterfüttert mit Argumenten auch hier posten? Wäre spannend.

      • Ralph Klages
        Ralph Klages sagte:

        @ Hr. Selig (dessen Kommentare ich nah stehe):
        “•Szenario 3: Die Politiker fassen Mut und entschließen sich, die faulen Schulden von Staaten und Privaten gemeinsam abzutragen, verbunden mit einer Umverteilung zwischen den Ländern.”
        Da ist nichts zu präzisieren: 1. Ich und vermutlich 80 Mio. anderer Deutscher würden dann ein erhebliches finanzielles Opfer bringen =>Zahlmeister. Für ewig?
        2. Selbst wenn sich das bei den Bürgern verschmerzen ließe ( per Prinzip Hoffnung), m.E. unglaubwürdig, wer GARANTIERT dann die Einmaligkeit dieses Vorgehens?
        3. Neben dieser Unmöglichkeit fragen sich viele nach POLITISCHEN Äquivalenten, die vielleicht doch noch o.g. Umverteilung rechtfertigen könnten: Unter den Großen ist D ein militärischer Fliegendreck. USA perdu, Britannien dto. Und F ist nicht interessiert. Quo vadis D?
        Reicht das ? LG

  5. Zweifler
    Zweifler sagte:

    “Es geht uns wie dem Mann, der im Fass die Niagara-Fälle hinunterfällt. Oben und unten ist alles o. k., nur der Weg dazwischen ist unangenehm”
    Eine physikalisch falsche Annahme: “Oben und dazwischen alles ok, unten wird es unangenehm”, müßte es heißen.

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    • Thomas
      Thomas sagte:

      Vermutlich war damit gemeint “unten, wo das Fass in Ruhe schwimmen kann (so wie oben) ist alles okay”. Dazwischen liegt der wilde Ritt und Aufprall.

      Wir war der andere noch… nicht der Absturz bringt einen um, sondern der Aufprall :)

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  6. SB
    SB sagte:

    Eine sehr gute Zusammenfassung der Situation. Die ganz Euro-Idiotie – insbesondere auch des deutschen Exportmodells – auf den Punkt gebracht. Besten Dank Herr Dr. Stelter! Der Artikel müsste eigentlich ausreichen, um auch schlicht gestrickten Gemütern die Situation klar aufzuzeigen (wenn sie sich denn einmal damit beschäftigen würden).

    Der zentrale, politisch gewollte Mechanismus, der hinter all den eklatanten Missständen steht, heißt Umverteilung. Umverteilung kann sinnvoll eingesetzt werden, wenn sie an entsprechend (harte) Bedingungen geknüpft ist, um das Umverteilungsziel zu erreichen (Strukturanpassungen). Wird sie bedingungslos, weil die Umverteilungsregeln nicht eingehalten werden, wirkt sie ökonomisch und gesellschaftlich zerstörerisch. Regeln zu beachten bedeutet Disziplin. Disziplin verlangt Anstrengungen. In welchem System leben wir?

    “Besteht doch die Hoffnung, dass unsere Politiker das Problem endlich richtig angehen.” – Um dies zu hoffen, muss man aber schon ein vom bisher Geschehenen völlig unbeeindruckter Optimist sein.

    Der Vollständigkeit halber ein Verweis auf die Szenarien, die Prof. Thorsten Polleit sieht (mit Wahrscheinlichkeiten hinsichtlich des Eintritts): https://www.goldseiten.de/artikel/377845–Italien-kann-im-Notfall-auf-EZB-Hilfe-hoffen—oder.html

    Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      SB: 100 % Zustimmung. Unsere Politiker werden gar nichts angehen, die wären ja selbstmörderisch veranlagt. Die hätten ja sofort die meisten Wähler, Medien, Wissenschaftler und Auslandsregierungen gegen sich.

      Nur die Wähler können es angehen, wenn sie die Umverteilungsparteien in Bund und Ländern auf unter 50 % schrumpfen lassen. Das klappt leider erst nach dem Kollaps der alles rettenden EZB. Die meisten Leute sind zu dumm und zu bequem, um das vorher zu kapieren. War aber bei den Währungsreformen 1923 und 1948 ähnlich.

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      • germania
        germania sagte:

        Vor den Währungsreformen 1923 und 1948 standen verlorene (Welt-)Kriege.

        Das ist schon eine ziemlich andere Ausgangslage.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ SB, Wolfgang Selig

        >Nur die Wähler können es angehen, wenn sie die Umverteilungsparteien in Bund und Ländern auf unter 50 % schrumpfen lassen.>

        Die Wähler sind es BEREITS angegangen.

        In der CSU sowieso, aber auch in der CDU gibt es gewichtige Stimmen, die sich ÖFFENTLICH gegen Transfers, Vergemeinschaftung von Risiken und weitere ungebremste Schuldenerhöhungen derart, wie sie Macron und die Koalitionsregierung in Italien sie fordern, ausgesprochen haben.

        Davon kommen sie nicht mehr weg, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren

        Auch in der SPD gibt es Hemmungen, wenngleich geringere. Diese Partei, immer mehr im Abwind, wird sich nicht nachsagen lassen wollen, dass sie mit wehenden Fahnen für den „Ausverkauf Deutschlands“ gestimmt hat.

        Kommt es zu Abstimmungen – und das werden Weichenstellungen sein, kein Griechenlandrettungspipifax – wird die CDU/CSU eine Zerreißprobe erleben und die Koalition kann platzen.

        FDP und AfD werden keine Hand heben, politisch irgendetwas zu retten.

        Kurzum:

        Merkel würde etwas ansteuern, was sie immer vermieden hat – eine POLITISCHE Krise.

        Allerdings:

        Die Parlamentarier und sicher auch ein paar nicht ganz dumme und bequeme Leute werden vor der Frage stehen, ob sie den Kollaps der Eurozone verantworten oder mitverantworten wollen.

        Man wird sicher nach KONSTRUKTEN suchen, die es allen recht machen sollen, wenn auch – wie immer – nur auf Sichtweite.

        Dafür läuft m. A. n. die Zeit aus.

        Die Entscheidung bewegt sich auf ein Entweder/Oder zu.

      • SB
        SB sagte:

        @Dietmar Tischer:

        “In der CSU sowieso, aber auch in der CDU gibt es gewichtige Stimmen, die sich ÖFFENTLICH gegen Transfers, Vergemeinschaftung von Risiken und weitere ungebremste Schuldenerhöhungen derart, wie sie Macron und die Koalitionsregierung in Italien sie fordern, ausgesprochen haben.”

        Ein deutliches Zeichen fürs laaaaangsame Aufwachen:
        Die erste CDU-Vereinigung unterstützt die “Gemeinsame Erklärung 2018! https://vera-lengsfeld.de/2018/05/30/die-erste-cdu-vereinigung-unterstuetzt-die-gemeinsame-erklaerung-2018/

        Es darf allerdings davon ausgegangen werden, dass sich die Aufwachphase zunehmend beschleunigt. Schaun mer mal…

      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @germania: richtig, vor 1923 und 1948 standen zwei verlorene Weltkriege, das haben wir heute nicht, vor allem nicht die menschlichen Verluste. Aber wenn Sie den Target 2 Saldo der Bundesbank abschreiben und zusätzlich noch die Haftungsunion der Banken nach ihrer Umsetzung gefordert wird, kommen Sie bei den Vermögensverlusten in eine Größenordnung, die nicht mehr weit weg von einer militärischen Niederlage ist. Der auch hier zitierte Herr Krall rechnet zwischen zwei und drei Billionen Euro. Wir reden hier immerhin von volkswirtschaftlichen Fehlern, die sich teilweise schon bis zu zwanzig Jahre aufgestaut haben.

      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @Herrn Tischer: hier kann man wohl beide Positionen vertreten, aber für mich sind die Wähler es eben noch nicht angegangen. Frau Dr. Merkel ist immer noch Bundeskanzlerin, der Koalitionsvertrag überschlägt sich zugunsten der EU fast und nicht einmal die sinnvollen Fragen und Vorschläge der AFD werden von den anderen Oppositionsparteien im Bundestag unterstützt. Sie Klammern Ihre Hoffnung an einen Halm, der noch ein Baum werden kann, aber auch absterben kann.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Wolfgang Selig

        >Frau Dr. Merkel ist immer noch Bundeskanzlerin, der Koalitionsvertrag überschlägt sich zugunsten der EU …>

        Das ist richtig.

        Sie beachten dabei aber nicht, dass

        a) Frau Merkel FLEXIBEL reagiert und der Koalitionsvertrag zwar eine Willenserklärung, aber NICHT bindend ist für das, was letztlich SUPRANATIONAL vereinbart wird. Entscheidend dafür, was supranational vereinbart werden wird, sind die Parlamentsmehrheiten und diesbezüglich auch die MEHRHEITEN in den die Koalition tragenden Parteien. Die sind nicht unter allen Umständen für alle Entscheidungen FIXIERT. Die Stimmungslage in der Bevölkerung spielt auch eine Rolle, wenn auch nicht immer die entscheidende.

        und

        b) die LAGE sich DEUTLICH von der unterscheidet, die wir bei anlässlich der „Griechenland-Rettung“ hatten, als dem Land Restrukturierungsmaßnahmen für die Kreditgewährung ABVERLANGT werden konnten.

        Der neuen Regierung Italiens kann man NICHTS abverlangen, sie fährt mit der Unterstützung der, wenn auch knappen Mehrheit des italienischen Volkes eine unbezahlbare, antieuropäische Politik und sie kann diese auch mit einer Parallelwährung durchsetzen.

        Italien hat zudem ein wirtschaftliches Gewicht in der EU/Eurozone, mit dem alles erschlagen werden kann.

        Dies vor dem Hintergrund angespannter Finanzierungsbedingungen in der EU (Brexit, neue Aufgaben) sowie wachsender wirtschaftlicher Risiken (Trump, Zölle).

        Kurzum:

        Die Lage ist QUANTITATIV und QUALITATIV völlig anders als in der Vergangenheit.

        >Ihre Hoffnung an einen Halm, der noch ein Baum werden kann, aber auch absterben kann.>

        Das ist richtig und deshalb gebe ich auch keine Prognosen ab.

        Ich sage nur, in welcher Richtung die Mechanismen WIRKEN, die ich als maßgebend ansehe.

  7. Dr. Lucie Fischer
    Dr. Lucie Fischer sagte:

    Und wenn der Euro ein militärisches Projekt wäre? immer wird betont, der Euro sei aus “politischen” Motiven zur grossen Einheit Europas geplant und durchgesetzt worden. Wider jede ökonomische und juristische Vernunft hat aber ein ehemaliger Goldmann-Sachs CEO die Macht und Mittel, zu beschliessen, ” what ever it takes”-
    und die ” Normalität des Faktischen” ( GS) wird nur von wenigen kritisiert. Die Gefahr ist vielleicht bereits so gross, dass aus Angst das Undenkbare nicht gedacht werden kann.

    Antworten
    • MFK
      MFK sagte:

      Soweit würde ich nicht gehen. Allerdings ist klar, dass die EU eine starke militärische Komponente hat. Das war gut zu sehen an dem Assoziierungsabkommen mit der Ukraine, welches eine Einbindung der Ukraine in die NATO Strukturen regelt.

      Antworten
      • Dr. Lucie Fischer
        Dr. Lucie Fischer sagte:

        Die GS-getürkte Aufnahme und Verbleib Griechenlands in der Eurozone, die Kanzlerinnern-Haltung gegenüber dem türkischem Imperator , forcierte Aufnahme weiterer Balkanländer in die EU-und Euroraum: das gibt nur Sinn mit militärisch-strategischen Zielen, die natürlich nicht benannt werden. Deshalb gefällt mir das Leitmotiv des Blogs von Dr. Stelter auch so gut:
        think-beyond-the-obvious.

    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Dr. Lucie Fischer

      Als die Eurozone in eine KRISENSITUATION geriet, war es nicht „Wider jede ökonomisch und juristische Vernunft“ das zu tun, was Draghi angekündigt hat.

      Es war SEHR VERNÜNFTIG.

      Sie müssen die ALTERNATIVE sehen, d. h. die KONSEQUENZ, wenn er es nicht getan hätte.

      Dr. Stelter ist kein Freund der Eurozone, aber er ist Realist, wenn er sagt:

      >Italien oder ein anderes Land tritt aus. Es gäbe einen chaotischen Verfall, der wohl zur schlimmsten Krise an den Weltfinanzmärkten in der Geschichte führen würde.>

      Die damals drohenden Staatsinsolvenzen der Peripherie wären das Äquivalent eines de facto-Austritts gewesen und damit gleichbedeutend mit dem Zerfall der Eurozone.

      Wäre sie zerfallen, hätte das nicht nur verheerende Auswirkungen auf den Weltfinanzmärkte gehabt, sondern auch in der Realwirtschaft unermesslichen Schaden angerichtet.

      An dieser Erkenntnis führt kein Weg vorbei.

      Dies heißt nicht, dass man die Eurozone für gelungen und eine Vertiefung als wünschenswert ansehen muss.

      Es heißt nur, dass man nicht mit einfach mal so hingeworfenen Beurteilungen durch die Welt gehen kann.

      Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      Wenn der Euro ein militärisches Projekt wäre, dann müssen Sie erklären, welchen militärischen Zweck er haben könnte und wessen Projekt er sein könnte. Mir fällt kein militärisches Ziel ein, das sich am besten durch die Schaffung eines nicht-konvergenten Währungsraumes erreichen ließe. Oder wollen Sie darauf hinaus, dass der Euro einfach nur Chaos und Streit in Europa stiften soll?

      Antworten
  8. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    „Dennoch stellt sich die Frage, weshalb die Ärmeren für die Reicheren bezahlen sollen.“

    Weil dies schon immer so war. Geld war, ist und bleibt vermutlich auch bis auf weiteres ein ganz zentrales Instrument von Machtausübung mit vielen Fallstricken. Für einen tieferen Einstieg empfehle ich heute mal Karl Heinz Brodbeck aus dem Jahr 2014: https://youtu.be/4mjiZL6DJHM

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Michael Stöcker

      >„Dennoch stellt sich die Frage, weshalb die Ärmeren für die Reicheren bezahlen sollen.“

      Weil dies schon immer so war.>

      Weil dies schon immer so war – das SOLL die Antwort sein?

      Die Aussage fragt nach dem WESHALB, also einer begründenden Berechtigung fürs Zahlen und nicht danach, WARUM es wieder zum Zahlen kommen wird.

      Ihre Antwort, so daneben sie ist, so sehr ist sie eine schwache Antwort.

      Denn es war nicht immer so.

      Es hat Revolutionen und Kriege gegeben, weil die Ärmeren nicht immer für die Reicheren bezahlen wollten.

      Außerdem sind im vorliegenden Fall die Ärmeren die MÄCHTIGEREN.

      Auch und gerade wenn sie noch ärmer werden und sich in Verteilungskämpfen zerreiben, werden sie nicht mehr zahlen – vor allem dann, wenn die schon Reicheren sich auch noch BESCHENKEN lassen wollen, also keine Gegenleistung erkennbar ist.

      Antworten
      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        „Es hat Revolutionen und Kriege gegeben, weil die Ärmeren nicht immer für die Reicheren bezahlen wollten.“

        Ja, die hat es gegeben; und zwar immer dann, wenn es die Reichen übertrieben haben (revolutionäre Situation).

        “Außerdem sind im vorliegenden Fall die Ärmeren die MÄCHTIGEREN.”

        Die 1 % dieser Welt sind sich einig, Herr Tischer; und das sind die wahren Mächtigen. Sie lassen immer die Ärmeren zahlen und geben nur dann ein wenig nach, wenn der Druck im Kessel zu groß wird. Oder glauben Sie etwa, die abgehängte Mittelschicht hätte hier mitzureden? Wir haben es doch in Griechenland und Italien vorexerziert bekommen: Elections cannot be allowed to change economic policy: https://youtu.be/gGeevtdp1WQ. Oder um mal wieder das Orakel von Omaha zu bemühen: „It’s class warfare, my class is winning, but they shouldn’t be.”

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        Was soll hier der Verweis auf die 1% dieser Welt, die abgehängte Mittelschicht, dass „elections cannot be allowed to change economic policy“ und die deutsche Medienlandschaft.

        NICHTS.

        Dies ist alles neben der Sache und demonstriert einmal mehr, WIE Sie diskutieren (nicht immer, aber immer wieder zu oft):

        Die Frage nicht verstehen (wollen), ein paar Karten aus dem Ärmel ziehen, die überhaupt nichts mit dem Thema zu tun haben und damit Rechthaberei demonstrieren.

        Ich versuche es einmal, vielleicht kapieren Sie es, wenn Sie es denn wollen.

        Die Aussage von Dr. Stelter ist:

        >Dennoch stellt sich die Frage, weshalb die Ärmeren für die Reicheren bezahlen sollen>

        Dabei bezog er sich auf die TATSACHE, dass deutsche Privathaushalte ein deutlich niedrigeres Netto-Vermögen besitzen als andere in der Eurozone.

        DIESE Frage gilt es zu beantworten – und NICHTS anderes (in unserer Diskussion).

        Darauf gibt es m. A. n. folgende Antworten:

        1. Es gibt KEINE Begründung dafür, dass wir als die Ärmeren bezahlen SOLLEN, wenn anderen als die Reicheren sich selbst helfen können.

        und

        2 Es gibt folgende Gründe dafür, TROTZDEM für die Reicheren zu bezahlen, nämlich

        a) weil wir durch Bezahlen mehr PROFITIEREN als wir bezahlen (hält Dr. Stelter für eine falsche Begründung, weil wir nicht mehr profitieren bzw. überhaupt nicht profitieren)

        oder

        b) weil durch NICHTBEZAHLEN die Eurozone zerfallen würde mit einem zumindest kurz- bis mittelfristigen SCHADEN für uns, der Bezahlen übersteigen würde

        Damit müssen Sie sich auseinandersetzen.

        Bewerten Sie diese Antworten, bringen Sie auch eigene ein.

        Aber weichen Sie nicht der Frage aus.

    • Jonas B.
      Jonas B. sagte:

      Vielen Dank, Herr Stöcker, für den Link zum grandiosen Vortrag von Herrn Brodbeck!

      Ich freue mich immer sehr über Ihre Hinweise und Ergänzungen.

      Antworten

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