EU: Wer spart, ist der Dumme

„Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh“, soll Autopionier Henry Ford einmal gesagt haben. Vor einigen Jahren hat eine Umfrage unter britischen Abgeordneten ergeben, dass 85 Prozent denken, Geld werde ausschließlich vom Staat geschaffen. Man kann getrost davon ausgehen, dass es bei unseren Abgeordneten nicht besser aussieht. Wenn die politischen Akteure unser Geldsystem nicht verstehen, kann man nicht erwarten, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen.

In Wahrheit steht das private Bankensystem für gut 90 Prozent der Geldschöpfung. Jeder neue Kredit einer Bank führt zu einer Ausweitung der Geldmenge. Der Staat spielt nur insofern eine Rolle, als zusätzliche Schulden des Staates ebenfalls zu zusätzlichem Geld führen, wenn die Zentralbanken die zusätzlichen Anleihen aufkauft.

Letzteres hat in einer Währungsunion, wie der Euro-Zone, eine besondere Bedeutung: Macht ein Staat mehr Schulden als andere Mitgliedsländer, entsteht dort mehr Geld, das ohne Wechselkursrisiko überall im Währungsgebiet gilt. Der Nutzen des neuen Geldes fällt in dem betreffenden Land an, der mögliche Schaden durch die Ausweitung der Geldmenge wird sozialisiert.

EZB erzwingt eine Schuldenunion durch die Hintertür

Damit nicht genug. Fühlt sich die Zentralbank dieser Währungsunion außerdem noch verpflichtet, mögliche Zinsunterschiede zwischen den Mitgliedstaaten zu begrenzen, fehlt das Korrektiv des Marktes, das den überproportionalen Schuldenanstieg bremst. Staaten, die solider wirtschaften, stehen dann nicht nur mit Blick auf die Ausweitung der Geldmenge schlechter da, sondern haften auch noch über ihren Anteil an der Notenbank für die aufgekauften Schulden.

Konkret hat die EZB im Juni und Juli angesichts der politischen Turbulenzen in Italien und im klaren Gegensatz zu den selbst postulierten Kriterien für eine solche Intervention 17 Milliarden Euro in die italienischen, spanischen und griechischen Märkte gepumpt, während ihr Portfolio aus deutschen, niederländischen und französischen Schuldtiteln um 18 Milliarden Euro gesunken ist.

Allein 10 Milliarden entfielen dabei auf die Käufe italienischer Anleihen. Beschreitet die EZB diesen Weg weiter – und alles spricht dafür – erzwingt sie so eine Schuldenunion durch die Hintertür, ist es doch unmöglich, jemals die gekauften Anleihen zu verkaufen, da dies umgehend einen Anstieg der relativen Zinsen zur Folge hätte.

Gewinner dieser Politik sind Staaten, die auf höhere Schulden setzen. Sie profitieren vom neuen Geld, werden von der Notenbank unterstützt und gewinnen einen immer größeren Hebel, um eine Schulden- und Transferunion durchzusetzen. Wer in diesem Umfeld Steuererhöhungen durch kalte Progression zulässt, gar Steuererhöhungen fordert und nicht ebenfalls auf Verschuldungspolitik setzt, hat nicht verstanden, wie diese Währungsunion funktioniert.

handelsblatt.com: “Sparen ist in der Europäischen Währungsunion eine Dummheit”, 12.08.2022

Kommentare (35) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    @ weico

    „Da in der Schweiz die Hypothekarschulden steuerlich vom Vermögen absetzbar ist, sind die Privatschulden GEWOLLT so hoch. Schweizer wollen ja nicht unnötigerweise, mit ihrer Steuerrechnung… den Staat “füttern” :) :)“

    Was Sie hier wohl meinen, das ist der sogenannte Eigenmietwert: https://www.raiffeisen.ch/casa/de/immobilienfinanzierung/eigenmietwert/erklaerung-eigenmietwert.html

    Die Schweizer Bürger füttern nach Ihrer Einschätzung also lieber ihre Banken (UBI für UBS). Einfache Rechnung hierzu:

    Kreditsumme 800.000 CHF zu 1,5 % Zinsen macht 12.000 CHF, die an Zinsen zu ZAHLEN sind. Diese mindern sodann das zu versteuernde Einkommen bei einem angenommenen Steuersatz von 30 % um 3.600 CHF, die nun nicht zu zahlen sind. Ergibt einen finanziellen Nachteil in Höhe von 8.400 CHF.

    Nach Ihrer Einschätzung scheint die Vermeidung von 3.600 CHF an Steuerzahlungen den Eidgenossen also ZUSÄTZLICHE 8.400 CHF wert zu sein.

    Wenn reine Steuerersparnis also wirklich das wahre Motiv sein sollte, dann kann man mal sehen, wie ein ideologisch motivierter SteuersparTRIEB auch bei den Eidgenossen den Verstand außer Kraft setzten kann. Ich dachte eigentlich bislang, dass dies eine deutsche Eigentümlichkeit sei.

    Meine Vermutung: Der kluge Schweizer investiert diese 800.000 am Kapitalmarkt und erzielt eine Rendite von ca. 6 %. Somit verbliebe ein Vorteil von 39.600 EUR.

    „(für die hinteren Ränge, einfach die “Statistik ausklappen”)“

    Dort finde ich u. a. auch das „VERARMTE“ Norwegen.

    Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      „Erstaunlich, dass in der EU ein solch grosser Geldvermögens-Unterschied besteht ….und man wirklich noch an einen Erfolg der/des EU/Euro glaubt..!“

      Kann hier keine Kausalität erkennen. Die UMFRAGE der Allianz ist mAn NICHTS wert für irgendwelche Erklärungsversuche.

      Zwei mögliche Erklärungen für das relativ hohe UMFRAGE-Nettogeldvermögen der Schweizer: 1. Eine sehr niedrige Inflationsrate macht Geld zu einem eigenständigen Asset (ähnlich dem Gold, allerdings ohne Kursrisiko). 2. Die Schweiz ist bekannt als Steuerfluchtparadies nicht nur für reiche Deutsche. Und Schwarzgeld kann man doch prima mit der 1.000er Banknote vor dem GIERIGEN Fiskus verstecken.

      LG Michael Stöcker

      Antworten
    • weico
      weico sagte:

      @Michael Stöcker

      “Wenn reine Steuerersparnis also wirklich das wahre Motiv sein sollte, dann kann man mal sehen, wie ein ideologisch motivierter SteuersparTRIEB auch bei den Eidgenossen den Verstand außer Kraft setzten kann. Ich dachte eigentlich bislang, dass dies eine deutsche Eigentümlichkeit sei.”

      Keine Angst, die deutsche Eigentümlichkeit bleibt ihnen erhalten.

      Der SteuersparTRIEB der Schweizer hält dabei gleichzeitig die Liegenschaft “in Schuss”, füttert die eigene 3.Säule (private Vorsorge) im Schweizer 3 Säulen Prinzip und stärkt dabei noch die EIGENverantwortung.

      Die Steuerersparnis muss man ,wie Vieles , im Gesamtkontext sehen :

      https://www.baloise.ch/de/privatkunden/magazin/wohnen-eigenheim/indirekte-amortisation.html

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      • weico
        weico sagte:

        Über den “Eigenmietwert” gibt es sogar einen kleinen “wiki-Eintrag”:

        “Die Besteuerung des Eigenmietwerts bzw. die damit zusammenhängende Abzugsfähigkeit der Hypothekarzinsen von den Steuern wird regelmässig als Grund für die im internationalen Vergleich hohe Verschuldung der Schweizer Haushalte (Schuldenquote 2017 = 130 % des BIP) angeführt.”

        https://de.wikipedia.org/wiki/Eigenmietwert

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ weico

        Es ging in meinem Kommentar ausschließlich um die steuerliche Wirkung der Zinsen auf die finanzielle Gesamtbelastung. Ich habe Ihnen rechnerisch dargelegt, dass ein rationaler Entscheider sich nicht auf die steuerliche Abzugsfähigkeit berufen kann, da es ihn tatsächlich 8.400 CHF an Liquidität kostet.

        Sie müssen schon meine Berechnung ganz konkret widerlegen; und das funktioniert nicht mit einer Verlinkung auf andere Seiten, in denen lediglich unreflektierte Behauptungen aufgestellt werden.

        LG Michael Stöcker

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Genosse Stöcker

      Verblüffend, dass ausgerechnet Sie ein schuldenfinanziertes Lebensmodell nicht begreifen.

      “Nach Ihrer Einschätzung scheint die Vermeidung von 3.600 CHF an Steuerzahlungen den Eidgenossen also ZUSÄTZLICHE 8.400 CHF wert zu sein.

      Wenn reine Steuerersparnis also wirklich das wahre Motiv sein sollte (…)”

      Das wirklich wahre Motiv dürfte sein, dass man in einer größeren und schöneren Immobilie leben kann, wenn die Zinszahlungen für den dafür nötigen Immobilienkredit steuerbegünstigt sind.

      Antworten
  2. Tom96
    Tom96 sagte:

    Ein einfacher lustiger buchhalterischer Weg die EZB und die Währungsunion zu beenden ist, mit der Wertberichtigung der nicht mehr möglichen Veräußerung von Staatsanleihen auf den Marktwert, mit die Ausbuchung der bankrotten Aktivseite, wird sofort ein Verlust in undeckbarer Höhe den Anteilseigner vorgelegt.
    Diese Verlustverteilung und Abdeckung ist dann der Moment in dem keiner dieser Mario’s überhaupt noch nachhause kommen wird, daß ein letzter Flugversuch Richtung Cayman Island gestartet wird …
    Deshalb Sonderbilanzierung wegen Insolvenzverschleppungsgefahr durch den Allmächtigen Konkursrichter des Heiligen Bankrotten Römischen Schattenreiches von ganz ganz oben, aber bevor die Flugpläne verschickt werden und sofortige Ausrufung des EUR-Jesuiten-Staates im Serverraum des EZB-Towers von Balkon in Frankfurt am Main:
    Vorbestrafte Lagarde: “Es lebe der ewige Schuldenturm, ein dreifaches Sanktus, Sanktus, Sanktus!”

    Antworten
  3. Alexander
    Alexander sagte:

    Dt. Zurückhaltung hilft die Kaufkraft ruchloser Geldschöpfung verlängern.

    Konsequent in dem Umfeld ” Steuererhöhungen durch kalte Progression [zu zulassen], gar Steuererhöhungen [zu fordern] ” – als shittest wieviel noch an Demütigungen aufgeladen werden kann.

    Der Witz bei der EU nach MwSteuernachlässen zu betteln wird ebenfallz nicht verstanden.

    Läuft.

    Antworten
  4. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Ricarda ist 35 Jahre alt, verdient jeden Monat 5.000 netto, gibt aber nur 3.000 pro Monat aus.
    Von den ersparten 2.000 kauft sie jeden Monat neu ausgegebene Bundesanleihen.
    Von den Anleihezinsen geht Ricarda einmal im Jahr gross Einkaufen.
    Der Finanzminister nimmt die 2.000 und zahlt davon jeden Monat die Grundsicherung im Alter für Erna.
    Nach 30 Jahren verlässt Erna diese Welt und Ricarda geht in Rente.
    Der Schuldenstand des Bundes ist um 720.000 gestiegen.
    Aber alle sind glücklich.
    Ricarda über ihren Bestand an sicheren Bundesanleihen,
    die Rentenversicherung über den Bundeszuschuss der letzten 30 Jahre.
    Wo ist das Problem ?

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Vater Thiel

      Es gibt KEIN Problem, wenn alle glücklich sind.

      Aber können alle glücklich sein, wenn der Schuldenstand des Bundes um 720.000 gestiegen ist?

      JA, das können sie – SOLANGE der Bund die 720.000 mit Zinszahlungen so bedienen und refinanzieren kann, dass KEINER direkt etwas davon spürt.

      Das ist der Fall, wenn er seine Ausgaben KONTINUIERLICH günstig finanzieren kann.

      In einer nicht mehr hinreichend wachsenden Volkswirtschaft wie unserer kann er dies NICHT mehr durch Steuermehreinnahmen.

      Daher muss er sich deutlich mehr VERSCHULDEN.

      Dies aber nicht über die Märkt, die bei wachsender Verschuldung bezogen auf das BIP höhere RIKOZUSCHLÄGE verlangen.

      Die EZB muss daher VERMEHRT seine begebenen Anleihen kaufen und die dafür erhaltenen Zinsen dem Staat gutschreibt.

      Das ist auch noch kein Problem.

      Es wird erst dann zum PROBLEM, wenn die betreffende Währung MEHR abwertet als die anderer Staaten, die das GLEICHE tun.

      Denn dann würden die Importe TEURER und dies würden die Bürger DIREKT spüren.

      Antworten
      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        „Es gibt KEIN Problem, wenn alle glücklich sind.“

        Es gibt auch kein ökonomisches Problem, wenn Austeritätsapostel und Anbeter der Schwarzen Null Zeter und Mordio schreien. Diese Menschen sind ideologisch fehlgesteuert und regen sich über Nichtigkeiten auf, statt einfach mal mit dem NACHdenken zu beginnen.

        Hätte sich nämlich der Staat nicht in dieser Höhe verschuldet, dann hätte es weder ein private Geldersparnis in dieser Höhe geben können, geschweige denn eine verzinsliche Geldanlage.

        Ich verweise hier nochmals auf die Diskussion zwischen HWS (brillante Verteidigung des alten Wissens) und von Weizsäcker (brillanter Vordenker des neuen Wissens): https://zinsfehler.com/2020/03/02/fiskalische-konterrevolution/

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        „Dies aber nicht über die Märkt, die bei wachsender Verschuldung bezogen auf das BIP höhere RIKOZUSCHLÄGE verlangen.“

        Das muss nicht so sein (siehe z. B. Deutschland oder Japan), stimme Ihnen aber zu, dass es selbstverständlich auch Grenzen der Staatsverschuldung gibt, ab der die Risikoaufschläge steigen. Diese müssen aber im Gesamtkontext gesehen werden sowie insbesondere unter Beachtung der gesamten Verschuldung (staatlich UND privat), die z. B. in der ach so soliden Schweiz höher ist als in dem ach so unsoliden Italien: https://www.hayek-verein-dresden.de/aktuell-einzelanzeige/michael-stoecker-serie-3-ueber-den-sinn-und-zweck-von-staatsschulden.html

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        Natürlich muss gar nichts sein.

        Ich verweise jedoch auf die TENDENZ, die in der Rechnung @ Vater Thiel nicht enthalten ist:

        Wenn die demografische Entwicklung so ist, wie sie ist, dass nämlich weniger Menschen arbeiten und zudem die Produktivität nicht sonderlich zunimmt sowie vermutlich die Wettbewerbsfähigkeit abnimmt mangelnder Bildung in den MINT-Fächern wegen, dann nimmt der Staat tendenziell WENIGER Steuern ein bei GLEICHZEITIG hoch gebliebenen Rentenansprüchen (und anderen, politisch durchsetzbaren Ansprüchen, die hier außen vor sind).

        Das heißt:

        Die VERSCHULDUNG des Staats wird zunehmen bei einem NICHT gleichermaßen zunehmenden BIP.

        Dadurch VERSCHLECHTERT sich das RATING des Staats als Schuldner und letztlich – wenn die Notenbank NICHT eingreift und vermehrt Staatsanleihen kauft – wird er erdrosselt von den Zinskosten.

        Das ist isoliert betrachtet FATAL.

        Die isolierte Betrachtung muss nicht maßgebend sein, wenn ANDERE Staaten in ähnlicher Lage genauso agieren.

        Das werden sie wahrscheinlich.

        Aber:

        Wieder ANDERE sind nicht in dieser Lage – und auf die wird es AUCH oder sogar ganz ENTSCHEIDEND ankommen.

      • weico
        weico sagte:

        @Michael Stöcker

        “Diese müssen aber im Gesamtkontext gesehen werden sowie insbesondere unter Beachtung der gesamten Verschuldung (staatlich UND privat), die z. B. in der ach so soliden Schweiz höher ist als in dem ach so unsoliden Italien”

        Da in der Schweiz die Hypothekarschulden steuerlich vom Vermögen absetzbar ist, sind die Privatschulden GEWOLLT so hoch. Schweizer wollen ja nicht unnötigerweise, mit ihrer Steuerrechnung… den Staat “füttern” :) :)

        Wenn man aber schon vom “Gesamtkontext” spricht, dann sollte man fairerweise nicht nur die GELDSCHULDEN, sondern auch das GELDVERMÖGEN anschauen… ergo das NETTO-Geldvermögen.

        Dann schaue es mit der Schweiz dann so aus:

        https://de.statista.com/statistik/daten/studie/164626/umfrage/geldvermoegen-pro-kopf-2009/

        (für die hinteren Ränge, einfach die “Statistik ausklappen”)

        Nebenbei:
        Erstaunlich, dass in der EU ein solch grosser Geldvermögens-Unterschied besteht ….und man wirklich noch an einen Erfolg der/des EU/Euro glaubt..!

    • Joerg
      Joerg sagte:

      @Vater Thiel zu “wo ist das Problem”
      – Der Staat hat kein Problem.
      – Erna hat kein Problem mehr (ist gestorben, Ruhestand war anfangs auskoemmlich, im Verlauf etwas schmalhansmaessig, aber sie konnte sich mit guenstigen, virtuellen Aktivitaeten (auf beyondtheobvious kostenlos batteln) ;-)
      – Aber Rircarda hat ein riesen Problem: Sie hat die Inflation vergessen und steht jetzt vor einem wohlstandsminimierten Ruhestand, weil sie zeitlebens nur in Staatsanleihen mit negativen Realzinsen investiert hat. :(

      Aber danke fuer ihre praktischen Bsp/Erklaerungen, hab’ schon die Illusion etwas gelernt zu haben 💋

      LG Joerg

      Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Vater Thiel

      “Ricarda ist 35 Jahre alt, verdient jeden Monat 5.000 netto, gibt aber nur 3.000 pro Monat aus.
      Von den ersparten 2.000 kauft sie jeden Monat neu ausgegebene Bundesanleihen.
      Von den Anleihezinsen geht Ricarda einmal im Jahr gross Einkaufen.”

      Hoffentlich spart die Ricarda schon seit ein paar Jahren! Sonst könnte es sein, dass sie mit ihrer Anlagestrategie nicht einmal positive nominale Renditen erwirtschaftet (von realen nach Berücksichtigung der Inflation ganz zu schweigen) – da wird der Shopping-Trip eher ernüchternd, ob es wenigstens für ein neues Paar Flip Flops pro Jahr und ein Silberkettchen von Bijou Brigitte reicht?

      https://fred.stlouisfed.org/series/IRLTLT01DEM156N

      @Joerg

      “– Erna hat kein Problem mehr (ist gestorben, Ruhestand war anfangs auskoemmlich, im Verlauf etwas schmalhansmaessig, aber sie konnte sich mit guenstigen, virtuellen Aktivitaeten (auf beyondtheobvious kostenlos batteln) ;-)”

      :D

      Abdul ist übrigens auch glücklich. Der ist vor Jahren als “Fachkraft” nach Deutschland eingewandert und sollte irgendwann mal Ricardas Rentenauszahlungen durch eine eigene sozialversicherungspflichtige Tätigkeit im Umlageverfahren finanzieren, er bekommt aber von den ganzen Rentenversicherungs-Rhetorik-Battles im deutschen Internet nichts mit, weil er leider immer noch nicht auf Deutsch lesen und schreiben kann. Aber wozu auch? Geld vom deutschen Staat bekommt er ja auch so…

      Antworten
  5. Schwarzenberg
    Schwarzenberg sagte:

    “Jeder neue Kredit einer Bank führt zu einer Ausweitung der Geldmenge.”
    Wer das sagt, muss aber auch die zweite Hälfte dazusagen:
    Jeder z u r ü c k g e z a h l t e Bankkredit führt zu einer Reduktion dieser Geldmenge.
    (Das Giralgeld wird dann per Buchungssatz im Computer so gelöscht, wie es geschaffen wurde.)

    @Tischer: Also zumindest die Schweizer tolerieren (und wählen) durchaus eine Regierung, die die Schulden minimiert.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Schwarzenberg

      Richtig, die zweite Hälfte muss man dazu sagen oder zumindest mitdenken.

      Das bezieht sich aber nicht nur auf die Banken, weil der Artikel auf einen ANDEREN Sachverhalt abhebt:

      Wenn der STAAT sich so viele Ausgaben auferlegt bzw. sie ihm von der Bevölkerung auferlegt werden, dass er MEHR Schulden aufnehmen MUSS, als er tilgen KANN, dann ist eben richtig, was im Artikel behauptet wird:

      >Der Staat spielt nur insofern eine Rolle, als zusätzliche Schulden des Staates ebenfalls zu zusätzlichem Geld führen, wenn die Zentralbanken die zusätzlichen Anleihen aufkauft.>

      Das „nur“ des Staats ist eine kontinuierlich ADDITIVE Geldschöpfung zur Geldschöpfung der Banken OHNE eine REDUKTION der Geldmenge.

      Antworten
    • weico
      weico sagte:

      @Schwarzenberg

      “Also zumindest die Schweizer tolerieren (und wählen) durchaus eine Regierung, die die Schulden minimiert.”

      Hat mit tolerieren wenig zu tun, den die “Schuldenbremse” steht in der Verfassung !

      Die sogenannte “Schuldenbremse” ist vom Wähler bei der Abstimmung (2001) mit grosser Zustimmung angenommen worden (84.74% Ja-Stimmen).

      https://swissvotes.ch/vote/480.00

      Antworten
    • Jacues
      Jacues sagte:

      @Schwarzenberg:

      Rein auf den Kredit bezogen, ja. Mit vollständiger Tilgung erlischt zwar der Kredit in der Bilanz, aber die Geldmenge sollte sich dadurch nicht reduzieren.

      Denn der in Anspruch genommene Kredit wird ausbezahlt und dieses Geld an eine dritte Partei weitergereicht, sei es für ein Auto oder für ein Haus. Dort führt das “neue Geld” zu einer Erhöhung der Einnahmen und schlussendlich der Bilanz.
      Mit Tilgung verschwindet das geschaffene Geld nicht aus der Bilanz der Drittpartei, nur beim Kreditnehmer und -geber.

      Wirtschaft ist eine Kette von Transaktionen und einmal geschaffenes Kreditgeld wird immer weitergereicht und beeinflusst damit mit der Zeit immer mehr Parteien.

      Antworten
      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ jacues

        ……… bei der tilgung stammt das geld für den kredit vom kredit-nehmer und reduziert die geldmenge schon.
        was bleibt ist die geldmenge für den zins des kredites, und dieser wird weitergereicht; – bleibt daher im umlauf.

    • Jacques
      Jacques sagte:

      @foxxly:

      Der nominale Kreditbetrag schon, aber das einmal geschaffene Geld ist ein Multiplikator und bleibt weiter im Wirtschaftskreislauf.
      Nicht nur die Zinsen!

      Wenn Sie einen Mercedes kaufen, dann erhöhen Sie den Gewinn von der Mercedes-Benz AG. Dieser erhöht das Eigenkapital der Mercedes-Benz AG.
      Sie tilgen den Autokredit und nur dieser Betrag verschwindet offiziell aus der Geldmenge.
      Aber die Mercedes-Benz AG behält das höhere Eigenkapital und nicht nur das, dank dem gestiegenen EK kann die AG bspw. mehr investieren oder dank höherer Solvenz selbst mehr Fremdkapital aufnehmen. Damit multipliziert sich die einmal geschaffene Geldmenge.

      Antworten
  6. Dr. Gerald Baumann
    Dr. Gerald Baumann sagte:

    Gedankenexperiment: Die EZB tauscht so lange Staatsanleihen von Nordländern gegen die von Südländern, bis keine mehr da sind. Das kann noch ein paar Jahre so gehen. Was dann? Ist das endlich das Ende?
    Werden die Nordländer dafür noch haften?

    Antworten
  7. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Soweit ich sehe, ist kein Satz in diesem Artikel falsch.

    Zu KRITISIEREN ist er dennoch.

    >Gewinner dieser Politik sind Staaten, die auf höhere Schulden setzen. Sie profitieren vom neuen Geld, werden von der Notenbank unterstützt und gewinnen einen immer größeren Hebel, um eine Schulden- und Transferunion durchzusetzen.>

    Sind deshalb die Staaten, die NICHT auf höhere Schulden setzen, die VERLIERER dieses Mechanismus?

    Das sind sie nicht.

    Denn wenn die Gewinner-Staaten NICHT auf höhere Schulden setzen würden, dann zerfielen diese Staaten in letzter Konsequenz.

    Denn die Bevölkerungen tolerieren keine Regierung, die STAATSAUSGABEN kürzt, weil sie auf höhere Verschuldung verzichtet bzw. höhere STEUERN verlangt, um sie nicht kürzen zu müssen.

    Diese Länder würden mit anderen Regierungen vielleicht nicht sofort unregierbar, wären aber sicher NICHT mehr KONSTRUKTIVE Systemakteure.

    Somit:

    Deutschland ist ein GEWINNER, wenn die EZB die Verschuldung hochverschuldeter Staaten erleichtert.

    >Wer in diesem Umfeld Steuererhöhungen durch kalte Progression zulässt, gar Steuererhöhungen fordert und nicht ebenfalls auf Verschuldungspolitik setzt, hat nicht verstanden, wie diese Währungsunion funktioniert.>

    VERSTANDEN vielleicht schon.

    Er hat aber Schwierigkeiten, der Bevölkerung klar zu machen, dass im SUPRANATIONALEN Kontext nicht mehr gelten sollte, was – zu anderen Zeiten – im NATIONALEN vertretbar war.

    Die Schwierigkeiten werden überwunden.

    Da die Regierung dem DRUCK der öffentlichen Meinung bzw. der ERWARTUNG der Bevölkerung nachgeben wird, ist davon auszugehen, dass ein ENTLASTUNGSPAKET nach dem andern folgen wird, OHNE die Steuern zu erhöhen bzw. sie hinreichend zu erhöhen.

    Dazu kommen die Erfordernisse der ZEITENWENDE – im ersten Schritt mit einer Verschuldung von schlappen 100 Mrd. für die „Ertüchtigung“ der Bundeswehr.

    Der Mechanismus unvermeidbarer VERSTÄRKTER Staatseingriffe, u. a. auch durch die Energiewende, führt auch in Deutschland zu kontinuierlich HÖHERER Staatsverschuldung.

    Wenn die FDP/Lindner die Regierung verlassen hat, wird das zum NORMALVERSTÄNDNIS der meisten Deutschen mutieren.

    Eine CDU/CSU-geführte Regierung wird das problemlos fördern.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “Denn die Bevölkerungen tolerieren keine Regierung, die STAATSAUSGABEN kürzt, weil sie auf höhere Verschuldung verzichtet bzw. höhere STEUERN verlangt, um sie nicht kürzen zu müssen.”

      Ist ja auch nicht nötig, solange sich Deutschland auspressen lässt, um jedes Finanzierungsdefizit auszugleichen.

      “Diese Länder würden mit anderen Regierungen vielleicht nicht sofort unregierbar, wären aber sicher NICHT mehr KONSTRUKTIVE Systemakteure.”

      Na und? Dann mögen sie aus der EU austreten – oder Deutschland kommt ihnen zuvor.

      “Deutschland ist ein GEWINNER, wenn die EZB die Verschuldung hochverschuldeter Staaten erleichtert.”

      Der deutsche EU-Beamte und der deutsche Rentner vielleicht. Der deutsche Nettosteuerzahler garantiert nicht.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        >Der deutsche Nettosteuerzahler garantiert nicht.>

        Sie haben ja SOOO recht, auch wenn Sie nicht wissen, warum.

        Wenn z. B. Italien aus der EU austreten würde, wäre das nicht Winke-Winke, sondern ein Schock, wie er noch NIE erlebt worden ist.

        Es gäbe für eine gewisse Zeit eine sehr GROSSE Anzahl Deutscher, die KEINE Nettosteuerzahler mehr sind, weil sie ARBEITSLOS wären und in dieser Situation überhaupt KEINE Steuern zahlen würden.

        Das BLENDEN Sie und andere aus oder beschönigen es.

        Die Regierung und die Bevölkerungen nicht.

        Nach den Umfragen, die ich kenne, gibt es NIRGENDS in der EU eine Mehrheit, die für den Austritt ihres Landes aus der Eurozone/EU wäre.

        DESHALB wird bislang ALLES getan, damit es nicht zu einem kommt.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        Hihi, exakt den gleichen Sermon haben Sie vor dem Brexit auch schon gepredigt. Eine Katastrophe, wie wir sie angeblich noch nie erlebt haben, Massenarbeitslosigkeit, leere Supermärkte, leere Medikamentenlager, und so weiter.

        “DESHALB wird bislang ALLES getan, damit es nicht zu einem kommt.”

        Völliger Unsinn. Cameron wurde ignoriert als er vor dem Brexit-Referendum im EU-Rat über grundledgende Reformen der EU-Strukturen sprechen wollte. Der Rest der EU war da genauso arrogant und ignorant wie Sie, gibt ja angeblich sowieso keine Mehrheit in irgendeinem Land für einen EU-Austritt…

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        UK hatte in der EU eine EIGENE Währung, Italien nicht.

        Warum muss ich Ihnen dies immer wieder sagen?

        Können Sie nichts kapieren?

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        Ach, plötzlich fällt Ihnen ein, dass alles, was Sie sagten, für UK nicht gilt, weil UK in der EU seine eigene Währung hatte? Deshalb musste die EU beispielsweise auch nicht “alles tun”, um einen Brexit zu verhindern und konnte Cameron auflaufen lassen?

        Warum dann damals all die Brexit-Katastrophenprophezeiungen? Könnte es vielleicht sein, dass Sie schlicht genau dann immer hysterisch “Alarm!” schreien, wenn irgendwo in Europa etwas passieren könnte, das Ihre Rentner-Ruhe stört?

        Wenn wir uns von den Schuldenländern in der Eurozone weiter auspressen lassen, werden wir irgendwann so arm sein, wie Sie es in Ihrem Euro-Austrittsszenario befürchten – allerdings obwohl wir nie ausgetreten sind. Dauert nur eine Weile, was für Rentner natürlich einen großen Unterschied macht. ;)

  8. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Kostolany hat das Thema schon vor Jahrzehnten aufgeworfen.

    Stellen wir uns vor, alle Deutschen, die über nennenswerte Geldersparnisse verfügen, würden aufhören zu arbeiten, und erst dann wieder anfangen zu arbeiten, wenn ihre Geldmittel aufgebraucht sind.
    Das wäre die konsequenteste Art des Schuldenschnitts in der Praxis.
    Was wären die volkswirtschaftlichen Konsequenzen ?

    In der Praxis wird das niemals passieren, weil die unterschiedlichen Charaktere der Menschen dem widersprechen.
    Geldersparnisse sind ein nicht zu unterschätzendes psychologisches Ruhekissen, das sogar ein kleinen Negativzins wert ist.
    Ausserdem wollen viele Menschen ihren Nachkommen Geldmittel hinterlassen.

    Es gibt gottseidank genügend schwäbische Hausfrauen, die ihre Forderungen niemals zurück haben wollen.
    Ich meine das nicht ironisch.
    Deshalb ist die Frage, wie die vielen Schulden jemals zurück bezahlt werden, in halbwegs normalen Zeiten praktisch irrelevant.

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  9. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    Warum will eigentlich unser Energie-, Demokratie- und NATO-Partner Norwegen kein EU-Mitglied werden und nicht den Euro einführen? ;)

    Antworten
    • Beobachter
      Beobachter sagte:

      Eigentlich ist alles gesagt, und braucht keine Wiederholung. Das waren die Anfangsgründe für die AfD, wenn auch damals mit anderm Personal. Leider ist nicht absehbar, dass die EZB ihre rechtswidriges Vorgehen ändern wird/muss. Und von unserem von den Blockparteien gekauften Verfassungsgericht ist nichts zu erwarten.

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      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Beobachter

        Ach, manchmal geht der Wandel (ein mit vielen internationalen Preisen ausgezeichneter amerikanischer Kriegsverbrecher nannte das mal “change you can believe in”) schneller als Sie glauben.

        In den Niederlanden ist in den letzten Monaten fast aus dem Nichts eine neue populistische und euroskeptische Bauernpartei (“BoerBurgerBeweging”) auf dem politischen Spielfeld erschienen, die laut manchen aktuellen Umfragen fast so viele Stimmen erhält wie die Partei von Ministerpräsident Rutte.

        Jetzt werden Sie vielleicht sagen, ja, das sind die Niederlande mit einem Dutzend verschiedener Parteien, da reichen 20% Stimmenanteil auch schon, um stärkste Kraft zu werden, aber ist das in Deutschland noch so viel anders? Scholz wurde 2021 Kanzler nachdem die SPD 25,7% der Zweitstimmen gewann.

        https://en.wikipedia.org/wiki/Opinion_polling_for_the_next_Dutch_general_election

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