Ende der schwarzen Null: Abkehr von einer Lüge

Dieser Kommentar von mir erschien bei FOCUS:

Der Sachverständigenrat der Bundesregierung, die sogenannten Weisen, ziehen in ihrem neuesten Bericht ein nüchternes Fazit zur Lage der Wirtschaft. Zwar erwarten sie nach der Delle im laufenden Jahr für das kommende ein Wachstum von 0,9 Prozent. Berauschend ist das nicht und sicherlich nicht genug, um all die Projekte zu stemmen, die die Politik in Berlin sich vorgenommen hat. Von der Rettung des Klimas bis zur besseren Versorgung der Alten.

Richtig überraschend war diese Nachricht allerdings nicht. Ganz anders verhält es sich mit der Abkehr der Ökonomen von der sogenannten „schwarzen Null“. Hatten die Experten bisher dem Staat zum Sparen geraten, sehen sie nun durchaus gute Gründe, um von der Sparpolitik abzurücken. Sicherlich zur Freude der Politiker aber auch der anderen Staaten der Eurozone, die schon seit langem darauf drängen, dass Deutschland mehr ausgibt.

Jetzt, wo sich das Ende der „schwarzen Null“ abzeichnet, lohnt sich ein Blick zurück. Denn während sich die Politik ständig selbst lobt, so gut gewirtschaftet zu haben, ist es in Wahrheit ganz anders. Die „schwarze Null“ ist

  • keine Leistung,
  • eine Lüge
  • und eine große Dummheit.

Deutschland ist nämlich nicht das „reiche Land“, von dem die Politiker und die Medien so gern sprechen, sondern ein Land, welches seit Jahren Konsum über Investition stellt.

Keine Leistung

Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist der Vergleich zum Jahr 2008. Für den Zeitraum von 2009 bis 2018 habe ich die Mehr- oder Minderausgaben und -einnahmen auf Bundesebene analysiert. Mit ernüchterndem Ergebnis. In den zehn Jahren hat der Bund kumuliert

  • 280 Milliarden Euro zusätzlich ausgegeben.
  • 136 Milliarden Euro weniger für Zinsen aufgewendet.
  • 46 Milliarden Euro weniger Aufwendungen für die Versorgung von Arbeitslosen.

In Summe hatten die Politiker also eine „Verteilungsmasse“ von rund 460 Milliarden Euro (!!!) in diesen zehn Jahren. Es wurde also während von „Sparen“ die Rede war, die Ausgaben deutlich gesteigert. Im selben Zeitraum sank die Verschuldung des Bundes um rund 70 Milliarden Euro. 390 Milliarden wurden also für anderes verwendet.

Details zur Berechnung finden sich hier.

Vor allem lag die Zinsersparnis mit 136 Milliarden Euro deutlich über der Schuldentilgung. Die „schwarze Null“ hätte es ohne den viel gescholtenen Mario Draghi und die Zinspolitik der EZB nicht gegeben. Wenn deutsche Sparer nach einigen Berechnungen 250 Milliarden Euro (oder mehr) an Zinsen verloren haben, dann wissen sie jetzt, wo das Geld geblieben ist. Zu einem guten Teil landete es beim Staat, der damit alle möglichen Dinge finanziert hat, während dem Steuerzahler das Märchen von der soliden Finanzpolitik erzählt wurde.

Auch indirekt ist die „schwarze Null“ Draghis Erfolg. Hat das billige Geld der EZB doch

  • zu einem Nachfrageboom in Deutschland geführt, weil die Zinsen gerade für uns zu tief sind;
  • die Nachfrage in den anderen Euroländern stabilisiert, die deshalb weiterhin bei uns einkaufen;
  • den Euro im Vergleich zu den anderen Währungen der Welt geschwächt, was unsere exportlastige Industrie massiv befeuert.

Kurz gefasst: Es kam zu einem Konjunkturboom und zu entsprechenden Steuereinnahmen. Nicht nur die Zinsausgaben des Staates sind deutlich gesunken, sondern auch die Einnahmen gestiegen. Statt Draghi zu kritisieren, sollten die Politiker ihm dankbar sein. Auf jeden Fall wird deutlich, welche Heuchelei es ist, wenn Politiker die EZB kritisieren. Sie hätten die Zinsersparnis als Steuersenkung an die Bürger weitergeben können und sollen!

Eine Lüge

Doch damit nicht genug. Wenn man sauber rechnet, ist die Verschuldung des Staates in den letzten Jahren nämlich nicht gesunken, sondern gestiegen.

Die Situation entspricht jener eines Lotterie-Gewinners. Wir haben einmalig viel Geld zur Verfügung und wissen, dass diese Situation nicht ewig andauern kann. Wenn man 1.000 Euro gewinnt, gönnt man sich etwas, spart vielleicht etwas, zahlt womöglich Schulden zurück. Was man aber auf keinen Fall macht, ist, in eine neue Wohnung zu ziehen, die 1.000 Euro pro Monat mehr kostet. Weil man weiß, dass man sich die eben nur leisten kann, wenn man weiterhin jeden Monat 1.000 Euro im Lotto gewinnt.

Problem: Unsere Politiker denken, sie könnten weiterhin im Lotto gewinnen. Und zwar für die kommenden Jahrzehnte! Denn so wurden die 460 Milliarden verwendet:

  • Immerhin rund 100 Milliarden wurden zusätzlich an die Rentenkasse überwiesen und eine weitere Steigerung der Zuschüsse ist angesichts der jüngsten Rentenbeschlüsse der Großen Koalition unvermeidbar. Schon bald dürfte fast ein Drittel des Bundeshaushalts für die Rente verwendet werden.
  • Wenig thematisiert werden die deutlich anwachsenden Zuschüsse zur gesetzlichen Krankenversicherung. In Summe wurden hier ebenfalls rund 100 Milliarden Euro zusätzlich aufgewendet, vor allem, um sogenannte „versicherungsfremde“ Leistungen zu finanzieren.
  • Gestiegene Leistungen für Familien mit kumuliert rund 15 Milliarden Euro fallen da kaum noch ins Gewicht.
  • Den größten Zuwachs weisen mit über 117 Milliarden die „restlichen Ausgaben“ auf. Dahinter verstecken sich Zuweisungen und Zuschüsse an Sondervermögen, die zum Beispiel künftige Ausgaben in Bereichen des Klimaschutzes, der Kinderbetreuung und der Integration von Migranten decken sollen. Allein 2017 wurden für die „Aufnahme und Integration von Asylsuchenden und Flüchtlingen einschließlich der Fluchtursachenbekämpfung“ 20,8 Milliarden Euro ausgegeben.
  • Die verbleibenden Mehrausgaben im Zeitraum seit 2008 entfallen auf Investitionen (50 Milliarden), Personal (26 Milliarden), den Europäischen Rettungsfonds ESM (22 Milliarden) und neue Ausrüstung für die Bundeswehr (4 Milliarden). Da wundert man sich nicht, dass nichts mehr fährt, fliegt und schwimmt …

Die dargelegten Ausgabensteigerungen sind überwiegend keine Einmalzahlungen, sondern in Gesetz gegossene nachhaltige Verpflichtungen. Während die Grundlagen für unseren künftigen Wohlstand erodieren – Infrastruktur, Digitalisierung, Bildung – berauschen die Politiker sich und die Öffentlichkeit am Märchen vom reichen Land, das sich alles leisten kann.

Laut Tragfähigkeitsbericht zu den öffentlichen Finanzen müssten ab sofort zwischen 36 Milliarden und 115 Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich gespart werden, um die finanziellen Folgen der demografischen Entwicklung, also steigender Gesundheits-, Pflege- und Rentenkosten bei gleichzeitig sinkender Zahl der Beitragszahler, aufzufangen. Die Politik macht bekanntlich das Gegenteil. Sie verspricht einer Bevölkerungsgruppe Zahlungen, die eine andere Bevölkerungsgruppe (zum Teil sind es dieselben Personen) finanzieren muss. Optimistisch gerechnet ist der Netto-Wohlstandseffekt für unser Land null. Was die einen gewinnen, verlieren die anderen. Faktisch ist der Effekt, der mit dieser Umverteilung beschäftigten Bürokratie negativ, ist die Umverteilung doch auch mit erheblichen Ineffizienzen und Kosten verbunden.

Eine Politik, die den Wohlstand einer alternden Gesellschaft sichern und so die Verteilungskonflikte lösbar machen will, muss dafür sorgen, dass der zu verteilende Kuchen in Zukunft nicht schrumpft, sondern zumindest so groß bleibt, wie er ist.
Richtig wäre es,

  • künftig für höhere Einnahmen zu sorgen, in dem man die Produktivität und damit das Einkommen pro Kopf der erwerbstätigen Bevölkerung erhöht. Dazu muss man in Bildung, Innovation und den Kapitalstock investieren. Die Politiker in Berlin tun das Gegenteil.
  • die Belastung der Beitragszahler ansonsten so gering wie möglich zu halten. Auch hier erfolgt das Gegenteil. Man denke an die Energiewende, die bereits zu den höchsten Strompreisen in Europa geführt hat und nun mit dem Kohleausstieg noch teurer wird.
  • für mehr Beitragszahler zu sorgen, indem man qualifizierte Zuwanderer anlockt, die im Schnitt mindestens so viel oder mehr verdienen, wie die bereits jetzt hier lebende Bevölkerung. Dies gelingt heute nicht.
  • für weniger Empfänger zu sorgen, indem man die Zuwanderung in das Sozialsystem konsequent verhindert. Hier verfolgt unsere Politik das genaue Gegenteil.
  • die Bezugsdauer der Leistungen zu reduzieren und die Beitragszahlungen zu erhöhen, indem man das Renteneintrittsalter erhöht. Genau das Gegenteil wurde in den letzten Jahren gemacht.

Fazit: Es ist eindeutig keine Leistung (Steuereinnahmen, Zinsersparnis, weniger Kosten für Arbeitslosigkeit). Und es ist eine Lüge, weil die sauber berechneten Schulden immer weiter gewachsen sind.

Eine Dummheit

Kommen wir zur Dummheit. Wenn in einem Land alle sparen – die privaten Haushalte, die Unternehmen und der Staat – müssen zwangsläufig die Ersparnisse im Ausland angelegt werden. Das ist übrigens die andere Seite des Exporterfolges, bedeuten doch Außenhandelsüberschüsse zwangsläufig einen Export von Ersparnissen ins Ausland, entweder in Form von Krediten oder aber in Form von Direktinvestitionen.

Nehmen wir als Beispiel das Jahr 2015 (Quelle: Statistisches Bundesamt):

  • Finanzierungssaldo private Haushalte: 4,8 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das bedeutet, alle Haushalte zusammen haben netto im Volumen von 4,8 Prozent des BIP gespart.
  • Finanzierungssaldo Unternehmen: 3,2 Prozent vom BIP. Also ebenfalls eine Netto-Ersparnis.
  • Finanzierungssaldo Staat: 0,6 Prozent vom BIP – die berühmte „schwarze Null“.

Wäre Deutschland eine geschlossene Volkswirtschaft, hätten wir uns in einer schweren Krise befunden. Es würde massiv Nachfrage, immerhin im Volumen von 8,6 Prozent des BIP, fehlen, weil wir alle sparen. Doch von Krise war keine Spur! Das verdanken wir dem Ausland, wohin wir unsere überschüssigen Ersparnisse von 8,6 Prozent vom BIP exportiert haben.

Dies bedeutet aber zugleich, dass das Ausland im Volumen von 8,6 Prozent des deutschen BIP mehr Waren aus Deutschland gekauft als nach Deutschland exportiert hat. Der Titel des Exportweltmeisters gilt folglich für Waren und für Ersparnisse gleichermaßen.

Bis jetzt könnte man noch sagen, dass die Handelsüberschüsse ja nicht schlecht sind. Schließlich bauen wir Forderungen gegen das Ausland auf, die wir in den kommenden Jahrzehnten, wenn bei uns die Folgen der Alterung voll durchschlagen, entsprechend einlösen können, um die Kosten zu tragen. Dies würde allerdings voraussetzen, dass wir das Geld ähnlich wie Länder mit Staatsfonds wie Norwegen global diversifiziert und renditestark anlegen.

Dies tun wir aber nicht. Während etwa die Amerikaner auf ihren Auslandengagements eine nominale jährliche Rendite von 10,6 Prozent eingestrichen haben, kam Deutschland gerade mal auf 4,9 Prozent. Auch im Vergleich mit europäischen Ländern hat Deutschland einen Rückstand von drei Prozentpunkten. Wann immer was zu verlieren gab – wie in der Finanzkrise (400-600 Milliarden Euro) – sind wir in vorderster Reihe mit dabei. 

Der zweite Teil der Dummheit sind die mit den Ersparnisüberschüssen einhergehenden Exportüberschüsse, die entsprechende Gegenreaktionen der Handelspartner heraufbeschwören! Nicht nur Donald Trump stört sich an unseren Überschüssen. Auch unsere Partner in der EU leiten daraus immer umfangreichere Forderungen nach „europäischer Solidarität“ ab, mit dem Ziel, uns in eine Transferunion zu zwingen. Protektionismus und höhere Zahlungen belasten gleichermaßen deutsche Privathaushalte, die ohnehin nach Daten der EZB deutlich ärmer sind als die Haushalte in den anderen Euroländern.

Was sollten wir stattdessen tun?

Wir verfolgen eine merkwürdige Politik. Alles wird darangesetzt, die explizite Staatsschuld zu senken (was eigentlich die EZB macht), während gleichzeitig die implizite Staatsschuld immer mehr aus dem Ruder läuft. Dabei sollten wir genau das Umgekehrte machen. Wir müssen die implizite Staatsschuld senken und die explizite erhöhen. Im Klartext: offiziell Schulden machen und versteckte Schulden abbauen.

Wir brauchen keine höhere Steuer für „Reiche“. Wir brauchen keine Abschaffung der Abgeltungssteuer, keine höhere Erbschaftssteuer und auch keine Vermögenssteuer. Wir brauchen auch keine neuen Lasten für den Kampf gegen den Klimawandel. Wir brauchen Unternehmen, die mehr investieren – oder eben, wenn sie es nicht tun, mehr Steuern zahlen – und einen Staat, der mehr ausgibt. Und zwar für alles:

  • für eine breite Entlastung der Steuerzahler;
  • für eine Investitionsoffensive in Infrastruktur von Straßen bis zu schnellem Internet;
  • für eine Bildungsoffensive, um die nächste Generation fit zu machen für die Industrie 4.0;
  • für die Korrektur sozialer Probleme, vor allem wiederum der Verbesserung der Chancengleichheit durch bessere Bildung für alle.

Das Geld dafür ist da und es ist allemal besser, es im Inland auszugeben, als es im Ausland zu verlieren.

Runter mit der impliziten Staatsschuld

Damit würden wir das nachhaltige Wachstumspotenzial Deutschlands stärken und auch die implizite Staatsschuld reduzieren und besser tragbar machen. Genügen würde es allerdings nicht. Die Politiker müssten sich an eine echte Reform machen, um die verdeckten Staatsschulden in Form von unfinanzierbaren Versprechen für Renten, Pensionen und Gesundheitsversorgung zu reduzieren. Deutlich höhere Renteneintrittsalter, geringere Rentenniveaus, mehr Eigenbeteiligung bei der Vorsorge sind die Stichworte.

Unpopulär, aber ohnehin unabdingbar, sind diese Eingriffe. Entlastet der Staat die Bürger heute und legt zugleich die Grundlagen für künftigen Wohlstand, indem er investiert, wäre die Chance gegeben, diese Reformen auch politisch durchzusetzen. Heute kasteien wir uns mit den laufenden Ausgaben und laden uns untragbare Lasten für die Zukunft auf. In der Zukunft sollten wir das Gegenteil machen.

Vor allem sollten wir aufhören, die Politiker für die „schwarze Null“ zu loben. Statt Sonderkonjunktur und Zinsersparnis in Folge der EZB-Politik zu nutzen, um das Land zukunftsfähig zu machen, haben die Regierungen der letzten Jahre die Infrastruktur verfallen lassen und konsumiert. Fehlentscheidungen, die uns noch teuer zu stehen kommen werden.

focus.de: “Die ‘Schwarze Null’ ist keine Leistung, sondern eine Lüge und eine große Dummheit”, 6. November 2019

Kommentare (69) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. RealTerm
    RealTerm sagte:

    “(…) es ist allemal besser, es [dasGeld] im Inland auszugeben, als es im Ausland zu verlieren.”
    anders gesprochen:
    Wenn alle in eine gemeinsame Kasse greifen (und Schulden machen), dann ist es Dummheit, zu verzichten und zu sparen.”

    Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      @ RealTerm

      „(…) es ist allemal besser, es [dasGeld] im Inland auszugeben, als es im Ausland zu verlieren.“

      Da sich das Geld bereits auf dem Konto des Exporteurs befindet, kann es nicht im Ausland verloren gehen. Richtig ist allerdings, das Geld sodann im Inland investiv und/oder konsumtiv zu verwenden oder aber wieder im Ausland auszugeben.

      „Wenn alle in eine gemeinsame Kasse greifen (und Schulden machen), dann ist es Dummheit, zu verzichten und zu sparen.“

      Korrekt! Die Verzichtsökonomie stammt aus einer weitgehend vergangenen Welt der Knappheit. Wir haben es aber in vielen Bereichen mit Überkapazitäten und Unternachfrage zu tun. Insofern ist Zwangsaskese in der Tat eine Dummheit. Der Griff in die gemeinsame Kasse (Währung als Kollektivgut) sollte symmetrisch erfolgen; und zwar unter strikter Einhaltung einer ausgeglichenen Leistungsbilanz.

      Wenn Private und Unternehmen sich zu sehr zurückhalten, dann sollte der Staat insbesondere bei hohen Leistungsbilanzüberschüssen INVESTIV in die gemeinsame Kasse greifen.

      LG Michael Stöcker

      Antworten
  2. Markus
    Markus sagte:

    “Sie verspricht einer Bevölkerungsgruppe Zahlungen, die eine andere Bevölkerungsgruppe (zum Teil sind es dieselben Personen) finanzieren muss. Optimistisch gerechnet ist der Netto-Wohlstandseffekt für unser Land null. Was die einen gewinnen, verlieren die anderen.”

    Ja, sie verspricht der einflußreichsten Gruppe (Babyboomer) Zahlungen auf Kosten der nachfolgenden Generation.

    “Wir brauchen keine höhere Steuer für „Reiche“. Wir brauchen keine Abschaffung der Abgeltungssteuer, keine höhere Erbschaftssteuer und auch keine Vermögenssteuer. ”

    Das bin ich definitiv anderer Meinung. Früher hat es sich auch gut (besser !) gelebt, mit Vermögungssteuer und mit einer gleichen Besteuerung von Arbeit und leistungslosem Einkommen. Und viel wichtiger: Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen, egal ob man diesen Vorgang nun Zinseszins oder Leveraging nennt. Und wenn die Haufen der Wenigen immer größer werden und die der Vielen immer kleiner, dann reduziert sich auch die wirtschaftliche Aktivität (neben den zu bedauernden sozialen Nebenwirkungen).

    Antworten
  3. Alexander
    Alexander sagte:

    Die schwarze Null war nie ohne Leistungsbilanzüberschuß denkbar.
    Die Exportwirtschaft wird keine solchen Überschüsse mehr erzielen, wenn die Weltkonjunktur abkühlt.
    Das Erfolgsmodell der vergangenen Jahr kehrt sich in sein Gegenteil.

    Selbst wenn die Regierung hemmungslos Schulden macht, kann sie die Exportkapaziäten nicht auslasten….für gewaltige Binneninvestitionen gibt es keine Lieferantenstruktur….weil die Firmen auf kein Fachkräftereservoir zurück greifen können.

    “Derweil” reichlich Transferzahlungen für die Einzahler von gestern….+ Zuwanderung.

    Wer es sich leisten kann, schaut dem Treiben gelassen zu…..

    # schauen ob die das schaffen.

    Antworten
  4. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Durchweg eine zutreffende Analyse und die richtige Perspektive für ein wünschenswertes Umsteuern.

    Aber auch eine, bei der Illusionen nicht fehlen, etwa hier:

    >Wir brauchen keine höhere Steuer für „Reiche“. Wir brauchen keine Abschaffung der Abgeltungssteuer, keine höhere Erbschaftssteuer und auch keine Vermögenssteuer. Wir brauchen auch keine neuen Lasten für den Kampf gegen den Klimawandel. Wir brauchen Unternehmen, die mehr investieren – oder eben, wenn sie es nicht tun, mehr Steuern zahlen – und einen Staat, der mehr ausgibt.>

    Die Auffassung, dass weniger Steuern und Abgaben durch Unternehmen zu kompensieren seien, ist reines Wunschdenken.

    Denn die Unternehmen, die MEHR investieren oder MEHR Steuern zahlen, wenn sie es nicht tun, gibt es prinzipiell nicht in einer global wirtschaftenden Welt.

    Es gibt nur Unternehmen, die Rendite maximieren – was manche allerdings durch die nicht auflösbare Standortbindung nur im Inland tun können – und andere, vor allem auch die bedeutenden großen ins Ausland migrieren lässt.

    Sie investieren dort und zahlen dort auch mehr Steuern, allerdings erst NACHDEM sie investiert haben (Steuersätze außen vor gelassen).

    Noch ein Wort zu den Sachverständigen und der schwarzen Null:

    Das Herbstgutachten der fünf wichtigsten Wirtschaftsinstitute fordert die Bundesregierung auf, dem Abschwung nicht hinterherzulaufen, hier:

    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/konjunktur/regierungsberater-fordern-abkehr-von-schwarzer-null-16412514.html

    Daraus:

    >Gerade in einer solchen Phase sei es kein sinnvolles Haushaltsziel, keine Schulden aufzunehmen, heißt es in dem Gutachten. Die Politik sollte der Konjunktur in Phasen der Schwäche nicht um der „schwarzen Null“ willen hinterhersparen, sondern die finanzpolitischen Spielräume nutzen, um dem Abschwung entgegenzusteuern.>

    Dem Abschwung soll entgegengesteuert werden, d. h. die durch Mehrverschuldung verfügbaren Mittel des Staates sollen kurzfristig wirkend konjunkturpolitisch eingesetzt werden, was der ZIELORIENTIERUNG nach nicht mit mittel- bis langfristig notwendigen Investitionen in die Infrastruktur etc. entspricht.

    Wenn es erforderlich ist, wird die Regierung darauf zurückgreifen und für die Konjunkturausgaben die schwarze Null aufgeben.

    Denn die Stabilität des Systems hat Vorrang vor der Zukunftssicherung.

    Es gibt nicht den geringsten Grund anzunehmen, dass dies gerade bei einem Konjunkturabschwung anders sein sollte.

    Antworten
  5. Ernst Meier
    Ernst Meier sagte:

    “Deutlich höhere Renteneintrittsalter, geringere Rentenniveaus, mehr Eigenbeteiligung bei der Vorsorge sind die Stichworte.”
    Ich teile viele Ansichten von Herrn Stelter, doch dieser Kommentar ist weltfremd.
    Es gibt nicht nur intellektuelle Schreiber auf der Welt, sondern Leute die richtig arbeiten müssen.
    Diese sind mit 60 fertig und reif für die Rente.
    Wenn man sieht wie das Geld in diesem Staat verpulvert wird, dann hat eh bald niemand mehr Lust zum Arbeiten.
    Asserdem wenn unser Rentensystem anders aufgebaut wäre – Stichwort Norwegischer Staatsfond – dann müsste sich nicht jeder Einzelne riesige Gedanken um seine Altersvorsorge machen.

    Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Herrn Meier:

      Mit Ihrem Einwand der “richtig arbeitenden” Leute meinen Sie vermutlich körperlich arbeitende Leute. Damit haben Sie moralisch und medizinisch recht, aber mathematisch und juristisch leider nicht. Es ist der Mathematik leider egal, ob jemand als Bauarbeiter, Zimmerer oder Fliesenleger mit 60 gesundheitlich fertig ist; wenn das Schneeballsystem “Rentenversicherung” zu Ende ist, ist es zu Ende. Nicht geborene Kinder der letzten 50 Jahre, verbindlich zugesagte versicherungsfremde Leistungen und andere politische Fehler lassen sich ohne Zeitmaschine nicht rückgängig machen; egal wer nächstes Jahr die Regierung stellt.

      Der Fehler der betroffenen Arbeitnehmer wurde und wird wesentlich früher begangen: Wer einen Beruf ergreift, bei der er nicht so lange durchhalten kann, muss den belastenden Beruf zügig wechseln, zum Chef aufsteigen oder so viel Bezahlung durchsetzen, dass er früher aufhören kann. Das funktioniert z.B. bei Bergleuten mit Knappschaftsrenten, Fluglotsen, Berufssoldaten, hauptberuflichen Feuerwehrleuten oder Werkzeugmachern mit exorbitanten Renten bzw. Betriebsrenten und ordentlicher Interessenvertretung. Es funktioniert nicht bei üblicherweise ausschließlich gesetzlich Rentenversicherten wie oben genannt bei baunahen Handwerksberufen.

      Daher mein Fazit: Augen auf bei der Berufswahl und sich als junger Mensch nicht einreden lassen, mit wenig Geld zufrieden zu sein. Vor allem aber schon als Junger an die Altersvorsorge statt an Skyabo, Urlaub oder Hubraum denken und nicht erst mit über 50, wenn die ersten Zipperlein kommen und dann nach dem Staat rufen. Tut mir leid, wenn ich das mal so hart formulieren muss. Aber ich habe zu viele Handwerker, Krankenschwestern und Bauhilfsarbeiter erlebt, die keine 2 Jahre vorausplanen wollen und glauben, sie können sich das rechtzeitige Kümmern um eigene Angelegenheiten sparen; das war aber noch nie in der Geschichte eine gute Idee.

      Antworten
      • Ulrich Remmlinger
        Ulrich Remmlinger sagte:

        “Augen auf bei der Berufswahl”
        Herr Selig, ich halte ihre Antwort für zynisch und in der volkswirtschaftlichen Konsequenz für fatal. Wir haben heute schon zu viele Studenten und zu wenige Fachkräfte im Handwerk.
        Mit etwas Kreativität und der richtigen Zielsetzung könnte die Politik hier gegensteuern.
        Z.B. könnte in den gesundheitlich harten Berufen der Arbeitgeberbeitrag zur Rentenversicherung verdoppelt werden (ein zusätzlicher Lohnbestandteil). Damit könnten diese Berufsgruppen mit 60 ohne Abschläge in Rente gehen.

      • Elektroheini
        Elektroheini sagte:

        “Augen auf bei der Berufswahl”
        Mal abgesehen davon, ob das zynisch ist oder nicht, die Jugend hat ihre Lektion gelernt und macht doch zunehmend genau das.
        Wer will denn noch auf Krankenpfleger, Bauarbeiter oder Handwerker machen? K(aum)einer!
        Wir möchten “irgendwas mit Social Media” machen oder eine Geschwätzwissenschaft studieren und natürlich Work-Life-Balancen und kostenlosen Lattenkaffee im Büro schlürfen. Gerne auch beamtet oder zumindest staatsnah beschäftigt.

        Ich teile Herrn Remlingers Ansicht, dass die volkswirtschaftlichen Konsequenzen dieses Trends fatal sind.
        Aber was passiert dem Einzelnen wenn er sich “volkswirtschaftlich nichtfatal” verhält und die genannten Tätigkeiten verrichtet?
        Er hat fatale persönliche Konsequenzen zu tragen.
        Nein, es ist sehr rational Geschwätz zu studieren und dann über den dummen Krankenpfleger im Schichtdienst oder den Handwerker mit Plattfüßen abzulästern.

      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @Herrn Remmlinger:

        Nein, Herr Remmlinger, das ist gerade nicht zynisch!

        Das ist der verzweifelte Versuch, über diesen Blog wenigstens ein paar junge Leute zu erreichen, es anders zu machen als Lehrer und Berufsberater vorbeten. Ich bin als Jugendlicher vor Jahrzehnten regelmäßig angefeindet worden, dass ich (als einziger in der Klasse explizit) höhere Einkommensvorstellungen als die anderen hatte (vor allem als die Lehrer), wenn das Thema überhaupt zur Sprache kam. Und die Beratung durch Lehrer und Arbeitsamt war unterirdisch (“schaut nach Euren Neigungen”, “macht was Euch Spaß macht”, “ein Studium ist immer eine gute Sache”, etc.). Gut, ein paar Leute haben damals die Klappe gehalten, Ärger vermieden und später wesentlich mehr Geld als ich verdient…

        So, und was kommt in der Regel bei dem ganzen Zeug raus? Verzerrte Arbeitsmärkte, weil ein Jobwechsel oder Branchenwechsel wegen des unweigerlichen Qualifikationsverlustes eben schwierig ist. Enttäuschung bei der Rente, weil man jahrzehntelang nichts zurücklegen konnte.

        Es ist vollkommener Unsinn, den Jugendlichen in der Schule nicht schon AUCH Angebot und Nachfrage und die Vorteile der Selbständigkeit zu erklären und dass das Wort “Markt” auch auf den Arbeitsmarkt zutrifft. Und das geht im Studium und in der Ausbildung weiter. Architekturstudium mit Schwerpunkt Architekturgeschichte und Farbenlehre ist nett, aber für die meisten Studenten Quatsch. Architektur mit Schwerpunkt Bauleitung, Materialkunde, Statik, HOAI und CAD-gestützte Werkplanung ist gut, auch wenn die Noten schlechter sind. Aber damit wird hinterher das Geld verdient.

        Eine Ausbildung zum Erzieher ist Quatsch, wenn die Ausbildung 5 Jahre dauert und davon 2 Jahre nicht bezahlt werden. Das heißt nämlich nur, dass keine Wertschätzung seitens der Kunden und Arbeitgeber da ist. Eine Ausbildung zum Elektriker mit dem Ziel der Weiterbildung zum Meister oder Techniker ist eine gute Idee, da man im Alter länger durchhält und höher bezahlt wird.

        Das soll nicht heißen, dass viele unterbezahlte Berufe nicht wichtig sind oder dass man keine Orchideenberufe braucht. Das heißt nur, dass man sich nicht darauf verlassen sollte, dass die Gewerkschaften oder die Regierung oder irgendwer später etwas für die eigenen Finanzen oder die eigene Rente tut, sondern dass man sich selbst darum kümmern muss, auch wenn es langweilig klingt. Das lehnen die meisten jungen Leute nach meiner Beobachtung ab, glauben den sozialistischen Unfug aus der Beratung und wundern sich dann mit 60, weil sie sich im aktiven Alter noch selbst in die Tasche lügen, dass es ihnen ja gar angeblich nicht so schlecht geht.

        Natürlich kann man im Extremfall auch 25 Semester Philosophie studieren, wenn als Beruf Sohn bzw. Tochter reicher Eltern angeben kann, aber selbst dann sollte man etwas Grundbildung erwerben, um sein Ererbtes nicht von gewissenlosen Leuten verzocken zu lassen.

        Das ist aber meine subjektive Einstellung zu Einkommen und Vermögen. Ich würde niemand davon abhalten wollen, ein asketisches oder philantropisches Leben führen zu wollen, aber dann darf man nicht über die Rente jammern. Denn es gibt auch noch Leute, die wirklich brutal schlechte Startchancen haben, sei es, dass sie schwerbehindert geboren wurden oder als kindlicher Erntehelfer in Eritrea zwangsläufig zum Analphabeten wurden. Aber bei uns kann sich keiner herausreden, er hätte nicht die Chance gehabt, sich als junger Mensch mal mit dem Thema zu beschäftigen. Ist uncool, schon klar, und schon gar nicht Mainstream. Wird sich m.E. in der nächsten Krise ändern, wenn die Leute etwas von der chinesischen Einstellung zu dem Thema lernen werden.

        So, das musste jetzt mal raus.

      • Ulrich Remmlinger
        Ulrich Remmlinger sagte:

        @ Herrn Selig
        “Das soll nicht heißen, dass viele unterbezahlte Berufe nicht wichtig sind oder dass man keine Orchideenberufe braucht.”
        Was ist denn dann bitte Ihr Lösungsvorschlag für diese Berufe? Ernstgemeinte Frage!
        Unsere Gesellschaft braucht zwingend die Dachdecker (nicht Meister!), die Müllkutscher, die Krankenschwestern und die Erzieherinnen, sonst bricht der Laden hier zusammen. Diese Leute können mit ihren heutigen Löhnen privat nicht vorsorgen. Sollen die alle ab 60 dann Hartz4 beantragen? Die Hartz4-Bezüge bezahlen dann auch Sie über Ihre Steuern. Wollen Sie das?

      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @Herrn Remmlinger:

        Danke für Ihre Rückfrage. Nein, ich will nicht, dass die Krankenschwestern und Erzieherinnen von Hartz4 aufgestockt werden müssen. Ich will, dass sie endlich anfangen, dass sich ihre Knappheit bezahlen zu lassen, damit sie ein faires und ausreichendes Gehalt bekommen! Und nicht von unwilligen Gewerkschaften in Verbindung mit unwilligen Arbeitgebern, Kirchen, Krankenkassen, Eltern und Politikern einreden lassen, die Knappheit hätte nichts mit dem Einkommen zu tun.

        Natürlich bricht ohne diese Berufe alles zusammen. Und genau das ist ja das bisherige perfide Spiel auf dem Rücken der Betroffenen, den Arbeitnehmern ein schlechtes Gewissen einzureden. Ohne Banker und ohne Notare bricht auch alles zusammen, aber ich habe noch nie gehört, dass die sich deswegen bei der Bezahlung ein schlechtes Gewissen haben einreden lassen. Warum ich das glaube? Weil sofort, als bei einem Modellversuch für Erzieher begonnen wurde, die Ausbildungsvergütung während der gesamten Ausbildung zu zahlen, die Ausbildungsinteressierten nach oben geschossen sind. Vorher mussten die Azubis 2 Jahre unentgeltlich arbeiten.

        Geht das leicht und ohne Schmerzen? Nein, tut es nicht. Das heißt nämlich, dass die Nutznießer des Systems für die Mangelberufe mehr aufwenden müssen und das wird zu Geschrei führen. Ja, und dann erhöht sich beispielsweise der monatliche Kindergartenbeitrag um 80 € je Kind. Und dann steht die Gesellschaft vor der Aufgabe, das entweder über Steuergeld zu finanzieren (vergleichbar der ecole maternelle in Frankreich mit dem Verständnis als frühkindliche Bildungseinrichtung) oder über die Eltern oder beides. Analog bei der Krankenschwester, wo sich die Landkreis- und Städtetage endlich mal darauf verständigen müssten, mehrere Hundert überflüssige Krankenhäuser bzw. -stationen zu Gunsten der Guten und Wichtigen zu schließen und damit Personal und Geld für den wirklichen Bedarf freizu bekommen. Passiert aus Prestigegründen nicht, weil den wählenden Rentnern ein Fahrweg ins Krankenhaus von 20 Kilometern mehr wichtiger ist als die medizinischen Gründe. Aber diese Auseinandersetzungen müssen Politik und Gesellschaft wieder und wieder führen und daher schreibe ich auf diesem Blog.

      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @Elektroheini:

        100 % Zustimmung! Die Jugend optimiert ihren als Ausweichreaktion den eigenen Vorteil und folgt dabei auch noch den Wünschen von Eltern, Lehrern und Arbeitsagentur. Wie haben wir uns dagegen beholfen? Indem wir die anstrengenden Berufe auf Migranten ausgelagert haben:

        Kroatische Eisenflechter auf dem Bau, polnische Maurer, rumänische Altenpflegerinnen, slowakische Krankenschwestern, litauische LKW-Fahrer, usw.

        Nur kommt das jetzt an ein natürliches Ende:

        1. Auch in diesen Ländern springen die jungen Leute jetzt auf den Studierzug Geschätzwissenschaft auf.
        2. Dort gehen die jungen Leute langsam aus demographischen Gründen aus.
        3. Die Migranten aus Westasien und Afrika haben zu einem bedeutenden Teil ein anderes Arbeitsethos als die europäischen Migranten (=früher Gastarbeiter), da man es bei ihnen “geschafft” hat, wenn man nicht mehr arbeiten muss.
        4. Die Löhne in Osteuropa gleichen sich Deutschland langsam an.
        5. Die Altvorderen, die die Berufe in den 70er- und 80er-Jahren noch gelernt haben und das System bisher halbwegs tragen, gehen langsam kollektiv in Rente.

        Denn eines haben alle vergessen: Hohe Bezahlung und Wertschätzung gehen Hand in Hand. Geld ist laut Hertzberg nur ein Hygienefaktor und macht bei Abwesenheit zwar nur unzufrieden; Motivation holt man sich woanders. Aber ohne Geld ist echte gesellschaftliche Anerkennung (=Deine künftige Schwiegermutter freut sich ehrlich über Deinen Beruf) nur eine Worthülse.

  6. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    „Die dargelegten Ausgabensteigerungen sind überwiegend keine Einmalzahlungen, sondern in Gesetz gegossene nachhaltige Verpflichtungen. Während die Grundlagen für unseren künftigen Wohlstand erodieren – Infrastruktur, Digitalisierung, Bildung – berauschen die Politiker sich und die Öffentlichkeit am Märchen vom reichen Land, das sich alles leisten kann.“

    Bei einem LB-Überschuss von 250 Mrd. gibt es viel Spielraum für beides: Sozialstaat und Investitionen. Und wer glaubt, dass der Wohlfahrtsstaats abgeschafft oder reduziert werden sollte, den verweise ich auf diesen Beitrag aus dem letzten Jahr: Capitalism needs a welfare state to survive: https://www.economist.com/leaders/2018/07/12/capitalism-needs-a-welfare-state-to-survive. Je mehr Investitionen getätigt werden, desto geringer sind zugleich die Anforderungen an den Wohlfahrtsstaat.

    An unsere Dauerquerulantenquatscher hier an diesem Blog: Selbst eine suboptimale Investition ist besser als gar keine Investition.

    Und wer glaubt, er könnte es besser als unsere aktuellen Politiker, der sollte sich politisch engagieren und sein Können konstruktiv unter Beweis stellen, anstatt pausenlos substanzlose und produktivitätsmindernde Kommentare abzusondern.

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • Horst
      Horst sagte:

      “Selbst eine suboptimale Investition ist besser als gar keine Investition.”

      Diese Aussage ist mehr zweifelhaft, gleich, dass Ihrerseits hiermit staatliche Investitionen gemeint sind. Eine suboptimale Investition bedeutet auch immer Verschwendung von Ressourcen.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Horst

        Als einer, der vermutlich zu den „Dauerquerulantenquatschern“ gezählt wird, muss ich Ihnen widersprechen:

        M. Stöcker hat Recht.

        Denn selbst suboptimale Investitionen schaffen JOBS – auch wenn es Jobs sind für die weder die privaten Haushalte noch die Unternehmen auch nur einen Cent locker machen würden – bis hin zu BS-Jobs, mit denen die Leute von der Couch geholt werden.

        Jobs stabilisieren die Gesellschaft.

        Darauf kommt es an.

        Dass die Gesellschaft mit derartigen Investitionen – und auf Dauer können suboptimale Investitionen des Haftungsrisikos wegen nur Investitionen des Staates sein – die Gesellschaft grundlegend verändern, steht auf einem ganz anderen Blatt.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        „Als einer, der vermutlich zu den „Dauerquerulantenquatschern“ gezählt wird,“

        Nein, Herr Tischer, Sie habe ich damit ganz bestimmt nicht gemeint, da dies eine Eigenschaft ist, die bei Ihnen nur sehr selten zu beobachten ist. In den meisten Fällen schätze ich Ihre differenzierenden Kommentare sehr.

        LG Michael Stöcker

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        Na, mit dem “Dauerquerulantenquatscher” bin vermutlich ich gemeint, weil ich die Frechheit besitze, Herrn Stöckers Heilslehre vom Geldschöpfen und seinen dazugehörigen penetranten Missionarismus zu kritisieren.

        “An unsere Dauerquerulantenquatscher hier an diesem Blog: Selbst eine suboptimale Investition ist besser als gar keine Investition.”

        Das hängt davon ab, wie man “suboptimal” definiert. Wenn eine Investition so hohe Kosten verursacht und so wenig Nutzen nach sich zieht, dass sie sich niemals amortisiert, dann ist es besser, sie wäre nie getätigt worden.

        Am offensichtlichsten wird es bei Invest-Ruinen wie dem BER, von dem möglicherweise niemals ein Flugzeug starten wird, und dessen wirtschaftlicher Nutzen dann ziemlich genau “Null” wäre. Glaubt jemand im Ernst, dass es auch in dem Szenario besser war, die Invest-Ruine zu bauen als es einfach zu lassen?

        Klar dass Herr Stöcker aggressiv wird, wenn ich diese Themen anschneide, es passt nämlich nicht zu den heute so beliebten staatsgläubigen, vulgär-keynesianischen Ideen davon, dass staatliche Investitionen irgendwie immer nützlich sind, weil sie ja Arbeitsplätze schaffen, egal ob diese Arbeitsplätze sinnvoll sind oder komplett sinnlos. (“Vulgär-keynesianisch” nenne ich das ganze deshalb, weil Keynes selbst sehr wohl wusste, dass sinnlose Investitionsprojekte keine gute Idee sind, sein berühmtes Beispiel ist die Parabel vom Löcherbuddeln und Wieder-Zuschütten.)

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        Suboptimale Investitionen sind nicht sinnlos, waren es auch für Keynes nicht.

        Denn Keynes rechnete mit dem Multiplikatoreffekt, d.h. damit, dass die Nachfrage, die mit dem durch Buddeln und Zuschütten verdienten und ausgegebenen Geld, WEITERE Nachfrage generieren würde. Die Wirtschaft würde stärker wachsen.

        Diese Annahme ist u. U. gerechtfertigt und damit sind derartige Investitionen nützlich, wenn nicht bereits Vollbeschäftigung herrscht.

        Ich will nicht darüber diskutieren, ob es nützlichere Möglichkeiten für den Staat gibt, als Kredite aufzunehmen und derartige Investitionen zu tätigen, wenn die notwendigen staatlichen Investitionen bereits getätigt worden sind und es dennoch an Nachfrage mangelt und Arbeitslosigkeit herrscht.

        Ich will auch nicht erörtern, ob u. U. die buddelnden und zuschüttenden Menschen mit dem damit verdienten Geld die Nachfrage steigern oder ob sie es sparen. Es ist das gleiche Problem wie beim Helikoptergeld, von dem man auch nicht genau weiß, was die Empfänger damit tun.

        Mir geht es vielmehr um Folgendes:

        Buddeln, Zuschütten und andere BS-Jobs sind zwar hilfreich, Menschen tätig werden zu lassen und ihnen Einkommen zu verschaffen, um dadurch die Gesellschaft zu stabilisieren.

        Denn zu hohe Arbeitslosigkeit ist gesellschaftliches Dynamit.

        Das Verfahren wird im großen Stil mit Geldern aus EU-Fonds praktiziert, die selbstverständlich unter „Investitionen“ laufen, letztlich aber dazu dienen, die Menschen und damit die Gesellschaft ruhig zu stellen.

        Man könnte ja sagen:

        Warum nicht, wenn alle anderen Menschen in der betreffenden Volkswirtschaft oder im Staatenverbund genug haben und zudem die notwendigen Investitionen getätigt werden?

        Das Problem ist, dass mit einer derartigen Mittelverwendung die WETTBEWERBSFÄHIGKEIT nicht gestärkt wird.

        Das ist fatal, wenn andere ihre stärken.

        Denn man wird zukünftig in eine Verliererposition geraten – und dies aller Erfahrung nach nicht nur wirtschaftlich.

        Mein Vorwurf an diejenigen, die staatliche Nachfrage als das Allheilmittel anpreisen und Keynes folgend jeden BJ-Job für besser als keinen Job halten, lautet:

        Man kann die Position vertreten, wenn es keine DURCHSETZBAR bessere Maßnahmen für mehr Wachstum gibt, sollte aber – anders als durchweg praktiziert – nicht unterschlagen, dass sie nur deshalb empfohlen werden, weil es keine durchsetzbar besseren gibt und sie zudem nicht hilfreich für ein zukünftig prosperierende stabile Gesellschaft sind.

        Das befolgt, wäre nicht mehr nur funktionale, sondern politische Ökonomie.

      • Horst
        Horst sagte:

        ad Herr Tischer:

        Bei der Verschwendung von Ressourcen geht es mir um den Faktor Ökologie einerseits. Wo suboptimale Investitionen getätigt werden, liegt das Verhältnis von Input zu Output in einem ungünstigen Verhältnis. Der ROI ist und bleibt, um Input und Output zu klassifizieren, ein geeigneter Indikator.

        Der Faktor “menschliche Gesundheit” ist nicht zu vernachlässigen; es ist ja nicht so, dass die Menschen nicht verstehen würden, dass ihre eingesetzte Arbeitskraft “umsonst” ist, werden Löcher gebuddelt und wieder zugeschüttet.

        https://www.manpowergroup.de/neuigkeiten/studien-und-research/studie-jobzufriedenheit/

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Horst

        >Der ROI ist und bleibt, um Input und Output zu klassifizieren, ein geeigneter Indikator.>

        Das bestreitet niemand.

        In der Privatwirtschaft ist er weiterhin einer der unentbehrlichen Indikatoren für Entscheidungen über Investitionen.

        Der STAAT bzw. die Regierenden haben allerdings ein ANDERES Ziel als die privatwirtschaftliche Renditemaximierung – nämlich gesellschaftliche STABILITÄT.

        Sie nutzen daher ROI als durchaus geeignetes Instrument, um zu fragen, welcher Output sich mit welchem Input erreichen lässt.

        Der Output ist für sie allerdings nicht Rendite etwa im Sinn von „Steuereinnahmen durch bessere Wachstumsbedingungen maximieren“, was u. a. Investitionen in die Infrastruktur bedeuten würde, sondern:

        Möglichst viele Leute von der Couch in Tätigkeiten zu bringen, um so gesellschaftliches Konfliktpotenzial abzubauen.

        Das ist der Grund, warum Investitionen, die aus privatwirtschaftlicher Sicht als suboptimal gelten, aus Sicht der Regierenden durchaus die gewünschte „Rendite“ abwerfen.

        Ob das auch mittel- und langfristig dar Fall sein wird, ist eine ganz andere Frage, die nicht gestellt wird.

  7. Ulrich Remmlinger
    Ulrich Remmlinger sagte:

    Ich bin generell für einen schlanken Staat und bin der Meinung, der Staat soll sich auf seine Kernaufgaben in Sicherheit und Bildung beschränken.
    Wenn keine versicherungsfremden Leistungen (Mütterrente, Grundrente) mit dem Füllhorn verteilt werden, dann reicht, auf Grund der deutlich erhöhten Produktivität, auch die Arbeitsleistung der Beitragszahler aus, um den Rentnern ein auskömmliches Leben zu ermöglichen. Herrn Stelters Forderung:
    “Deutlich höhere Renteneintrittsalter, geringere Rentenniveaus, mehr Eigenbeteiligung bei der Vorsorge sind die Stichworte.”
    halte ich für unsozial und ungerecht. Die Rentenkassen haben hier eine Fürsorgepflicht. Nicht jeder Arbeitnehmer hat das Wissen und das Geschick, eine private Vorsorge aufzubauen, zumal in einem Nullzinsumfeld. Mit der Riesterrente sind ahnungslose Menschen über den Tisch gezogen worden und Banken haben sich bereichert. Hier hat der Staat die Aufgabe die Menschen zu schützen. Man kann von der Allgemeinheit kein finanzielles Wissen verlangen, wie es vielleicht hier im Blog vorhanden ist.

    Antworten
    • troodon
      troodon sagte:

      @ Ulrich Remmlinger
      “Wenn keine versicherungsfremden Leistungen (Mütterrente, Grundrente) mit dem Füllhorn verteilt werden, dann reicht, auf Grund der deutlich erhöhten Produktivität,auch die Arbeitsleistung der Beitragszahler aus, um den Rentnern ein auskömmliches Leben zu ermöglichen. ”

      Das stimmt NICHT, wenn sich das Verhältnis von Beitragszahlern zu Empfängern deutlich verschlechtert.

      Und die versicherungsfremden Leistungen werden in D durch die Steuerzuschüsse ungefähr ausgeglichen.

      Antworten
      • Ulrich Remmlinger
        Ulrich Remmlinger sagte:

        “Das stimmt NICHT”
        @troodon: das können Sie behaupten, aber es widerspricht den offiziellen Zahlen.
        Von 1992 bis 2015 hat die Anzahl der Rentner je Beitragszahler um 29% zugenommen
        https://www.demografie-portal.de/SharedDocs/Informieren/DE/ZahlenFakten/Beitragszahler_Altersrentner.html
        gleichzeitig ist die Produktivität aller Wirtschaftsbereiche um 41% gestiegen
        https://www.bundesfinanzministerium.de/Monatsberichte/2017/10/Inhalte/Kapitel-3-Analysen/3-1-Produktivitaetsentwicklung-Deutschland.html
        Dank der stärker gestiegenen Produktivität ist mehr als genügend Arbeitsleistung vorhanden um die Rentner zu versorgen. Wenn die Rentenkassen trotzdem leer sind, dann deshalb, weil die Regierungen Leistungen an nicht berechtigte Personen verteilt haben.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Ulrich Remmlinger

        Ich will Ihre Zahlen nicht bestreiten.

        Sie belegen aber nicht, was sie Ihrer Meinung nach belegen sollen.

        Nicht alle Arbeitenden sind Beitragszahler. Daher sagt die Produktivitätssteigerung der gesamten Wirtschaft nichts darüber aus, wie die Produktivität in den Bereichen zugenommen hat, in der die Arbeitenden zugleich Beitragszahler sind.

        Das soll der Einfachheit halber hier ausgeblendet werden.

        Zum anderen ist es so, dass die Produktivitätssteigerungen nicht ALLEIN den Arbeitenden, d. h. den Beitragszahlern, sondern auch den Kapitaleignern zugutekommen.

        Wären die Kapitaleigner ausschließlich deutsche Rentner, hätten die Beitragszahler nicht durch höhere Abzüge auf das zu verzichten, was diesen Rentnern DIREKT über die Dividendenzahlungen als Ausdruck der Produktivitätssteigerungen zukommt.

        In diesem Fall würde der Zahlenvergleich Ihre Auffassung belegen, weil die Beitragszahler durch hinreichend hohe Produktivitätssteigerungen selbst bei einem sich für sie verschlechternden Verhältnis Anzahl der Rentner zu Anzahl der Beitragszahler entlastet sein könnten.

        Die Kapitaleigner sind aber nicht ausschließlich Rentner und soweit sie Rentner sind, nicht ausschließlich deutsche.

        Ein Teil der um 41% gestiegenen Produktivitätsgewinne der Volkswirtschaft steht den Arbeitenden /Beitragszahlern und Rentnern daher nicht zur Verfügung.

        Heißt:

        Genug oder mehr als genug für Arbeitende und Rentner zu erwirtschaften, ist nicht hinreichend, um Verteilungsprobleme auszuschließen. Das gilt auch dann, wenn der Staat der Rentenversicherung keine versicherungsfremden Leistungen aufbürdet.

        Die Zahlen der Statistiken, die Sie anführen, stützen daher nicht Ihre Auffassung, dass aufgrund gestiegener Produktivität die Arbeitsleistung der Beitragszahler ausreiche, den Rentnern ein auskömmliches Leben zu ermöglichen (im Sinne keiner Verteilungskonflikte).

      • Ulrich Remmlinger
        Ulrich Remmlinger sagte:

        @ Herrn Tischer
        Herr Tischer, die Zahlen aus dem Monatsbericht des BMF zeigen die Entwicklung der Arbeitsproduktivität (nicht Faktorproduktivität) als BIP je geleisteter Arbeitsstunde. Wenn man davon ausgeht, daß der Anteil der Beitragszahler an den Arbeitenden in etwa gleich bleibt und auch das Verhältnis von Lohnsumme zu Dividendensumme, dann könnten bei steigender Produktivität sowohl Löhne, als auch Dividenden und Rentenbeiträge um jeweils 41% steigen. Wenn diese Steigerung bei den Rentenkassen nicht ankommt, dann wurde die Verteilung geändert, sprich: die Rentenkassen haben im Verteilungskampf ihren Anteil nicht halten können. Warum? Es wäre genug da, wenn die Verhandlungsmacht der Beitragszahler und der Rentenkassen sich nicht verringert hätte.
        Zur Auflistung der versicherungsfremden Leistungen möge man sich die Teufel-Tabelle anschauen. Der Fehlbetrag in der Rentenkasse beträgt danach mittlerweile 812 Milliarden Euro:
        https://www.adg-ev.de/index.php/publikationen/publikationen-altersvorsorge/1387-versicherungsfremde-leistungen-2015

      • troodon
        troodon sagte:

        @ Ulrich Remmlinger
        “„die versicherungsfremden Leistungen werden in D durch die Steuerzuschüsse ungefähr ausgeglichen“
        Das ist schlicht nicht wahr. ”

        Mir sind die Daten der Teufel Tabelle bekannt, da ich an anderer Stelle hier im Blog selbst auf diese verwiesen hatte, als wir hier das Thema Bundeszuschüsse zur Rentenversicherung hatten. Grundsätzlich gibt es bei der Thematik keine 100%ige Übereinstimmung, wie die versicherungsfremden Leistungen gemessen werden sollten.Frage z.B.: ist eine Witwenrente eine versicherungsfremde Leistung oder nicht?

        Aktuelle Zahlen der Teufel Tabelle für 2018 findet man unter:
        https://www.adg-ev.de/index.php/publikationen/publikationen-altersvorsorge/1387-versicherungsfremde-leistungen-2015?start=1

        Letztlich ist es eine Frage im Dissens zwischen uns, wie man “ungefähr” definiert und welche Definition man für versicherungsfremde Leistungen annimmt.
        Wenn man die Teufel Zahlen für 2018 als die einzig richtigen unterstellt und dort die weite Definition übernimmt (versicherungsfremde Leistungen+Transferzahlungen+Hinterbliebenrente), dann wäre es somit die Frage ob eine Deckung von 75% durch Bundeszuschüsse von mir noch als “ungefähr” bezeichnet werden darf.
        Betrachtet man Hinterbliebenrenten NICHT als versicherungsfremde Leistungen (was man m.E. durchaus machen kann), dann steigt der Deckungsgrad auf 85%.
        Nähme man nur die lt. Teufel Tabelle explizit unter “Versicherungsfremden Leistungen ” aufgeführten Zahlen, dann wären die Deckung bei >100%.
        Und was sich alles hinter “Transferzahlungen” in der Teufel Tabelle verbirgt, wäre auch noch zu klären.

        Insgesamt sind wir beide wahrscheinlich nicht so weit auseinander, wie Sie denken.

        Wenn es z.B. um die hohen Bundeszuschüsse zur GRV geht, ist vielen eben NICHT bekannt, dass dies nur ein (evtl. ungenügender) Ausgleich für Leistungen ist, die NICHT durch entsprechende Beitragszahlungen gedeckt sind. Da sind wir somit auf einer Wellenlänge.
        Besser, für die Klarheit, wäre es, beide Systeme wären strikt getrennt.

      • troodon
        troodon sagte:

        @ Ulrich Remmlinger

        “@troodon: das können Sie behaupten, aber es widerspricht den offiziellen Zahlen.”

        In meinem ersten Post dazu habe ich mich nicht genau genug ausgedrückt. Insofern ist es absolut richtig, dass Sie dort widersprechen.
        Mir ging es nicht um die heutige Situation, was ich NICHT deutlich gemacht habe. Denn aktuell ist das Armutsrisiko für Rentner rückläufig gewesen. Da stimmen wir somit überein.

        Es geht mir vielmehr um die zukünftige Situation in 20-30 Jahren.

        Aber zunächst noch ein kurzer Hinweis zu Ihrem Link: Bei den 2,1 Beitragszahlern für einen Rentner per 2015 werden als Beitragszahler berücksichtigt, “die zum jeweiligen Zeitpunkt Anrechnungszeiten zurücklegten (zum Beispiel wegen Krankheit oder Arbeitslosigkeit)”. Diese dort als Beitragszahler zu berücksichtigen, obwohl sie selbst gar nichts einzahlen, erachte ich nicht als sinnvoll.

        “Echte” Beitragszahler in die GRV waren im Jahr 2017 31,1 Mio und gezahlt Renten rd 25 Mio, Verhältnis somit 1,2 !!
        Insofern erachte ich auch die (schon alte) Grafik in diesem Link für besser https://www.faz.net/aktuell/finanzen/fonds-mehr/rentenversicherung-die-rentabilitaet-der-gesetzlichen-rente-laesst-zu-wuenschen-uebrig-1281118/mehr-rentner-als-1268345.html , auch wenn diese evtl. angepasst werden müsste bzgl. der Zahlen.

        Entscheidend ist letztlich aber, wie sich das Renteniveau entwickeln wird.
        Dazu gibt es selbstverständlich auch wiederum verschiedene Analysen mit unterscheidlichen Ergebnissen. Die Trendaussage, geringeres Rentenniveau UND gleichzeitig steigende Beiträge für die Einzahler. Auch eine steigende Produktivität ändert daran zukünftig nichts.
        Aus einer Analyse dazu:

        “Der Rentenbeitragssatz im Jahr 2050 wird knapp unter 25 Prozent liegen. Das Rentenniveau liegt dann bei 43 Prozent, netto vor Steuern.”

        Zum Vergleich: Aktuell liegt der Beitragssatz bei 18,6 Prozent, das Rentenniveau bei 48 Prozent. ”
        (Link lasse ich jetzt weg, sonst wird der Beitrag bestimmt nicht gleich freigeschaltet. Liefere ich in einem separaten Post nach)
        Nun kann man erstens überlegen, ob 43% VOR Steuern für den Eckrentner ausreicht ” um den Rentnern ein auskömmliches Leben zu ermöglichen.”
        Aus meiner Sicht wird dies deutlich häufiger als heute NICHT mehr der Fall sein. Derjenige, der zusätzliches Vermögen, eine Betriebesrente o.ä. hat, wird wahrscheinlich ein “auskömmliches Leben” genießen können.
        Bedenken muss man zusätzlich dabei, dass in zukünftigen Jahren viele menschen in Rente gehen werden, die nicht mehr eine durchgängige Erwerbsbiografie haben. Deren Rente wird dann mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht für ein “auskömmliches Leben” ausreichen, es sei denn man erbt…
        Die Altersarmut wird entsprechend in 20-30 Jahren deutlich höher liegen als heute, es sei denn man findet einen Weg, das System komplett umzugestalten.

        Unberücksichtig dabei bleibt noch, wie denn die Beitragszahler auf den Anstieg der Beiträge auf knapp 25% reagieren.
        Für sehr leistunsgswillige Beitragszahler ein zusätzliches Argument, D zu verlassen, denn für sich selbst wird da nun einmal gar nichts gespart. Man hofft auf die nachfolgende Generation…

        Und wenn “Man kann von der Allgemeinheit kein finanzielles Wissen verlangen, wie es vielleicht hier im Blog vorhanden ist.” gilt, dann gehört das Thema Finanzen, wie schon lange hier gefordert, als Pflichtfach in die Schulen. Aber damit könnte man ja eine Lawine lostreten. Besser dumm halten, scheint das Motto zu sein.

        Dann wenigstens einen Staatsfonds gründen, der weltweit investiert und den Bürgern zwangsweise Entscheidungen abnimmt und langfristig eine Zusatzrente bescheren kann.

      • Ulrich Remmlinger
        Ulrich Remmlinger sagte:

        @ troodon
        Vielen Dank, daß Sie sich die Zeit genommen haben, so ausführlich zu antworten.
        Wir sind nicht weit voneinander entfernt.
        Der Satz “Auch eine steigende Produktivität ändert daran zukünftig nichts” erschließt sich mir allerdings nicht.
        Wie ich oben bereits geschrieben habe, geht es, wie auch Herr Tischer geschrieben hat, um Verteilungskonflikte und um Verhandlungsmacht. Wenn die Produktivitätssteigerung von 41% in gleichem Maß den Löhnen wie den Dividenden zugute kommt, dann steigen die Löhne und damit auch die Rentenbeiträge um 41%. Somit kann der einzelne Beitragszahler 41% mehr Rentner alimentieren, bei gleicher prozentualer Beitragshöhe. Die Löhne müssen also stärker steigen als die Renten. Daß hier weitere Verteilungskonflikte zwischen Lohnempfängern und Rentnern vorprogrammiert sind sehe ich wohl. Mir ging es um den Hinweis, daß der Kuchen, den es zu verteilen gilt, ständig wächst. Wer davon profitiert ist eine Machtfrage.

      • troodon
        troodon sagte:

        @ Ulrich Remmlinger
        Schön, dass Sie immer auf meine Ungenauigkeiten hinweisen. Hilft mir, meine Gedanken zu schärfen !

        Mein Satz „Auch eine steigende Produktivität ändert daran zukünftig nichts“
        war somit wieder nicht genau genug.

        Besser wäre gewesen:
        Der zukünftige Produktivitätszuwachs wird m.E. zukünftig nicht ausreichen, um das sich verschlechternde Verhältnis von Beitragszahlern zu Beziehern auszugleichen. In den letzten 10 Jahren betrugt der Produktivitätszuwachs in D nur noch 0,7% p.a., natürlich war er dabei unterschiedlich hoch in den verschiedenen Branchen. Von 1991 bis 2007 betrug der Produktivitätszuwachs noch 1,8% p.a. Der höhere Anstieg in diesem Zeitraum dürfte m.E. zum Teil der Schließung unrentabler Betriebe in Ostdeutschland geschuldet sein.
        Abgesehen davon gehe ich davon aus, dass in den Planungen/Studien bzgl. zukünftigem Rentenniveau und Beitragssatz auch ein gewisser Produktivitätszuwachs unterstellt wurde. Ob dies so ist, entzieht sich meiner Kenntnis, wäre aber unsinnig, wenn dies nicht berücksichtigt worden wäre.

        “Wer davon profitiert ist eine Machtfrage.”
        Da wären wir wieder beim Thema einer, aus meiner Sicht wünschenswerten, stärkeren Beteiligung der Bürger an Unternehmen. Dann würde diese Problematik (Machtfrage) ETWAS an Brisanz verlieren können.

      • Ulrich Remmlinger
        Ulrich Remmlinger sagte:

        @ troodon: Die Zukunft wird sicher weniger rosig werden, da haben Sie recht.

        Noch eine Bemerkung zu dem von Ihnen vorgeschlagenen Staatsfond, der auch von anderen Kommentatoren immer wieder gefordert wird: ein Staatsfond zur kapitalgedeckten Rente ist vom Volumen her nicht möglich. Eine einfache Rechnung kann das zeigen.

        Wenn jeder Bürger im Schnitt 20 Jahre lang eine monatliche Rente von 1200 Euro aus dem Kapitalstock beziehen soll, dann muß zum Rentenbeginn, in einem Nullzinsumfeld, ein Kapital von 300 000 Euro vorhanden sein. Dieses Kapital spart er im Laufe seines Arbeitslebens an und zehrt es während seines Rentnerdaseins wieder auf. Über alle Altersklassen hinweg müssen im Durchschnitt für jeden Bürger 150 000 Euro im Kapitalstock sein. Bei 80 Millionen Bürgern beläuft sich die Gesamtsumme des Fonds auf 12 Billionen Euro. Der gesamte DAX hat aber nur eine Marktkapitalisierung von 1,2 Billionen Euro. Ein Staatsfond nur allein für D müßte also weltweit Aktien in der Menge des 10-fachen DAX einsammeln. Das ist aussichtslos. Es gibt also keine Alternative zum Generationenvertrag.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Ulrich Remmlinger, troodon

        Danke für Ihre konstruktiven Beiträge.

        >Es geht mir vielmehr um die zukünftige Situation in 20-30 Jahren.>

        Ich glaube auch, dass es vor allem darum gehen sollte.

        Sie haben auf die grundlegenden Probleme verwiesen.

        Ich will sie lediglich etwas konkretisieren und anschaulicher werden lassen (mit Blick auf das hoffentlich irgendwann einmal installierte Pflichtfach „Finanzielles Wissen“).

        Sie betreffen die Arbeitenden als Beitragszahler.

        Ich frage:

        a) Was bedeutet es für die Summe der Beiträge in der Rentenkasse, wenn die Anzahl der Arbeitenden in Branchen mit hoher Wertschöpfung, hohen Arbeitseinkommen und hohen Beitragszahlungen abnimmt zugunsten einer zunehmenden Zahl von Arbeitenden in Branchen mit geringeren Arbeitseinkommen und geringeren Beiträgen?

        Können die Beiträge zur GRV der DANN weniger Verdienen deren Nettoverdienst noch deutlich weiter minderen, um die Rentenkasse zu füllen?

        und

        b) Werden die Produktivitätssteigerungen in den Branchen mit – verglichen mit heute – geringeren Arbeitseinkommen und geringeren Beiträgen hoch genug sein, um bei dem dann voraussichtlichen Verhältnis Rentner zu Arbeitende/Beitragszahler die Rentenkassen hinreichend zu füllen?

        Wenn nicht, muss dann nicht MEHR gearbeitet werden, d. h. müssen jüngere Menschen Zweitjobs haben und die älteren mit mehr als 67/69 Lebensjahren noch arbeiten müssen?

        Ich frage deshalb, weil ich glaube, dass wir vor einem UNVERMEIDBAREN Strukturwandel stehen, wie ihn andere Länder schon durchgemacht haben – Güterproduktion mit vielleicht noch gleichbleibenden Anteil am BIP, aber abnehmender Anzahl von Beschäftigten, die in die Dienstleistungsbranchen wechseln, in denen nur teilweise, aber nicht überwiegend hohe Einkommen mit entsprechend hohen Beiträgen an die Rentenversicherung zu erzielen sind.

        Die Anzahl der Rentner ist demgegenüber weitgehend unabhängig von dieser Entwicklung, verändert sich aber aus anderen Gründen.

        Ich sehe Verteilungsprobleme auch dann auf uns zukommen, wenn der GRV keine versicherungsfremden Leistungen aufgebürdet bzw. diese durch steuerfinanzierte Haushaltszuschüsse ausgeglichen werden.

        Wie werden die gelöst, wenn die Erwerbsarbeit als Finanzierungsinstrument ausgelutscht ist?

        Wie werden die Vermögenden reagieren und diejenigen, die mit oder ohne Erwerbseinkommen Kapitaleinkünfte haben, wenn die Gesellschaft sie mit diesem Problem konfrontiert?

        Ich spekuliere einmal:

        Vermutlich wird es keine Bedenken hinsichtlich des Verwaltungsaufwands geben, wenn diese Personengruppen dahingehend durchleuchtet werden sollen, ob deren Einkommen oder Vermögen ein von irgendeiner Koalition beschlossenes Bedürftigkeitsniveau ÜBERSCHREITEN und sie daher zur Kasse gebeten werden müssen.

      • Ulrich Remmlinger
        Ulrich Remmlinger sagte:

        @ Herrn Tischer
        “wenn die Anzahl der Arbeitenden in Branchen mit hoher Wertschöpfung, hohen Arbeitseinkommen und hohen Beitragszahlungen abnimmt zugunsten einer zunehmenden Zahl von Arbeitenden in Branchen mit geringeren Arbeitseinkommen”

        Herr Tischer, was Sie hier beschreiben ist der worst-case! Ich hatte ja gehofft, daß der Effekt der abnehmenden Zahl der Beitragszahler durch die steigende Produktivität kompensiert wird.
        Sie beschreiben dagegen das Szenarium einer abnehmenden Wertschöpfung pro Arbeitsstunde und damit ein abnehmendes BIP und damit, per Definition, eine abnehmende Arbeitsproduktivität. Dies gepaart mit einer abnehmenden Zahl der Beitragszahler führt unweigerlich zum Kollaps des heutigen Generationenvertrags.
        Allerdings muß ich zugestehen, daß der Import von Millionen von männlichen funktionalen Analphabeten, die weder Kinder bekommen können, noch die Produktivität erhöhen, genau zu dem von Ihnen beschriebenen Szenarium führen kann.

        Vielleicht war ich zu optimistisch.

      • troodon
        troodon sagte:

        @ Ulric Remmlinger
        Mein Hinweis auf einen Staatsfonds ist als ERGÄNZUNG zur GRV gedacht, nicht als kompletter Ersatz.
        Alleine die Gebührenersparnis ggü. einer Privatanlage in einem breit streuenden Fonds dürfte > 1% p.a betragen und insofern für viele attraktiv sein.
        Die weltweite Aktien-Marktkapitalisierung beträgt aktuell knapp 82 Bio US$, die Marktkapitalisierung ALLER deutscher Aktien (nicht nur DAX) ist dabei gerade mal so hoch, wie die von Apple+Microsoft. Ohne internationale Investitionen ginge da bei großen Summen gar nichts.
        Und ohne jetzt auf das leidige Thema Target-Salden abzuschweifen, welches ich nicht so gravierend sehe, wie es hier andere tun, würden mir statt über 800 Mrd € Targetsalden, z.B. 300 Mrd € internationale Aktien (rd, 0,4% der weltweiten Aktien-Marktkapitalisierung) im Bestand eines Staatsfonds der Bundesbank und “nur” 500 Mrd. € Targetsalden für D LANGFRISTIG besser gefallen. Dies trotz der immer bestehenden kurz- bis mittelfristigen Kursrisiken.

      • troodon
        troodon sagte:

        @ Dietmar Tischer
        “Vermutlich wird es keine Bedenken hinsichtlich des Verwaltungsaufwands geben, wenn diese Personengruppen dahingehend durchleuchtet werden sollen, ob deren Einkommen oder Vermögen ein von irgendeiner Koalition beschlossenes Bedürftigkeitsniveau ÜBERSCHREITEN und sie daher zur Kasse gebeten werden müssen.”

        Dies sehe/befürchte ich ebenso.
        Ergänzt durch die Entwicklung, dass sich besonders gut ausgebildete und leistungswillige Bürger (durch kommende, höhere Abgaben noch mehr) dazu entscheiden das Land zu verlassen (z.B. Tobias W , dessen Entscheidung ich absolut nachvollziehen kann). Abwärtsspirale…

        Ich meine Prof.Patzelt hätte, im hier kürzlich verlinkten Video, in einem dystopischen Ausblick von Europa auf dem Weg zu einem Freiluftmuseum für Besucher aus wirtschaftlich pulsierenden Ländern gesprochen. Ähnlich wie es heute Ägypten sei. Eine Dystopie, die aus meiner Sicht leider nicht auszuschließen ist…

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Ulrich Remmlinger

        Zu meinem worst case-Szenario:

        Es muss nicht so kommen, aber man sollte sich bewusst sein, dass es vielleicht so kommen kann.

        Sie sagen:

        >… daß der Import von Millionen von männlichen funktionalen Analphabeten, die weder Kinder bekommen können, noch die Produktivität erhöhen, genau zu dem von Ihnen beschriebenen Szenarium führen kann.>

        Ich sehe es anders und halte das Szenario und die Zuwanderung KONZEPTIONELL auseinander:

        Die Ursachen für das Szenario liegen m. A. n. in den Megatrends Globalisierung, demografischer Entwicklung, Gütersättigung und Mutation zu digitaler Wertschöpfung.

        Dadurch schwinden gut bezahlte Arbeitsplätze in der Güterproduktion und die Menschen müssen sich notgedrungen den Dienstleistungsbranchen zuwenden.

        Das hat hat wenig bis überhaupt nichts mit der Zuwanderung gering qualifizierter Menschen zu tun.

        Wenn sie aber in diese Entwicklung hinein zuwandern, entstehen große Konflikte und zwar nicht nur, weil sie Kosten verursachend qualifiziert werden müssen (Sprache lernen, Regeln beachten etc.), sondern weil sie mit den absteigenden inländischen Arbeitnehmern um gering entlohnte Arbeit konkurrieren.

        Außerdem konkurrieren sie um Wohnraum in den Städten, wo er eh schon teuer ist.

        Beides ist Dynamit pur.

        Kurzum:

        Gering qualifizierte Zuwanderer verschlimmern das Szenario, sind aber nicht seine Ursache.

        Wie hier oft genug diskutiert, ist das die wohl wesentliche Ursache für den Brexit – zu viele unqualifizierte Zuwanderer, vor allem aus Osteuropa nach U.K.

        Deshalb sind wir beide der Meinung, dass Nationen die Kontrolle über ihre Grenzen haben sollten, um präventiv derartigen Situationen und den Entwicklungen dazu vorzubeugen.

      • Ulrich Remmlinger
        Ulrich Remmlinger sagte:

        @ Herrn Tischer
        natürlich kann das worst-case Szenario auch ohne Migration eintreten, wird aber durch die Qualiät der gegenwärtigen Migration verschlimmert, bzw. eher wahrscheinlich. Da stimmen wir überein.
        Ich habe meine Antwort nur etwas flapsig formuliert – Selbst Sie neigen in letzter Zeit ja auch öfter mal zu sarkastischen Bemerkungen :-)

  8. Susanne Finke-Röpke
    Susanne Finke-Röpke sagte:

    Ihre Analyse ist objektiv richtig, aber politisch falsch. Die Leute in Deutschland wollen Ihren Weg nicht gehen, weswegen sie auch mehrheitlich politische Positionen wählen, die Ihrer widersprechen. Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass Realitätsverweigerung in diesem Land mehrheitsfähig ist. Nicht nur unter den Politikern, auch unter den Wählern.

    Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      Es ist mAn weniger eine Realitätsverweigerung, als vielmehr eine UNFÄHIGKEIT, die ökonomische Realität zu erkennen und korrekt zu interpretieren. Und wenn sich sogar die Wirtschaftsweisen über 30 Jahre lang in bestimmten Bereichen FUNDAMENTAL geirrt haben und die Bundesbank bis zur Finanzkrise das monetaristische Märchen der multiplen Geldschöpfung erzählt hat, dann bleibt eine TOTAL verwirrte Gesellschaft zurück, die orientierungslos nach einfachen Antworten sucht. Die Folge des Ganzen auch in Deutschland: Trumpism: https://www.cbc.ca/radio/ideas/global-trumpism-bailouts-brexit-and-battling-climate-change-1.5321199

      LG Michael Stöcker

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        “Es ist mAn weniger eine Realitätsverweigerung, als vielmehr eine UNFÄHIGKEIT, die ökonomische Realität zu erkennen und korrekt zu interpretieren”

        Jaja, Herr Stöcker. Kennen Sie den alten Witz von dem Geisterfahrer auf der Autobahn? Ein ganz bestimmter, der das im Radio hört, denkt sich: “Es ist nicht ein Geisterfahrer, es sind hunderte!” ;)

        Zur Abschaffung der schwarzen Null will ich ein grundsätzliches Gegenargument anbringen: Unseren Politikern traue ich es nicht mehr zu, in einem Staatshaushalt mit neu aufgeonmmenen Schulden mehr sinnvolle Investitionen zu tätigen – wovon wir ja alle hier überzeugt sind, dass das eine gute Sache wäre.

        Dank der Inkompetenz der Politiker (oder ist es Korruption?) kommt dabei irgendwelcher sinnloser Müll zur eigenen Prestige-Steigerung oder zur Versorgung für die jeweilige Lieblingsklientel heraus: EU-Flugzeugträger, “Homöopathie-Forschung”, Genderklos, und so weiter. Die haben auch ohne “Green New Deal” schon genug dumme Ideen, ich finde es ehrlich gesagt sehr beruhigend, dass sie durch die schwarze Null in der Umsetzung derselben finanziell eingeschränkt sind.

        PS: Ist eigentlich der Flughafen in Berlin mitterweile fertig gebaut?

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        Sie träumen.

        Die Gesellschaft ist nicht verwirrt und schon gar nicht total verwirrt.

        Die Leute WISSEN, was sie wollen.

        Dafür brauchen sie keine Wirtschaftsweisen und keine Bundesbank.

        Dass ihr Wollen ihnen und ihren Kindern keine grandiose Zukunft verschafft, ist weitgehend ihrer Ignoranz, aber keiner Verwirrung geschuldet.

        Wenn Sie glauben, dass Gutachten der Wirtschaftsweisen oder der Bundesbank helfen, die Ignoranz zu überwinden und die ökonomische Realität zu erkennen, haben Sie null Ahnung, wie die Menschen agieren und die Gesellschaft funktioniert.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        Sie lenken ab mit einer Marketingstudie, in der ja längst bekannte Weisheiten proklamiert werden, wie etwa

        „Der Konsument braucht das Ich und das Wir für die eigene Identitäts- und Sinnstiftung.“

        Am Schluss stehen folgende Sätze:

        „Die Individualisierung des Konsumenten und damit der Produkte und Dienstleistungen ist die Endphase einer immer feineren Segmentierung …
        … Für die Wirtschaft liegen hier große Chancen, ganze Märkte umzuschichten.“

        Heißt:

        Am Ende des Tages kaufen die Leute oder kaufen auch nicht mit oder ohne andere Identität oder Sinnstiftung.

        Darum geht es hier nicht.

        Es geht vielmehr darum, ob die Menschen z. B. aufgrund von Auffassungen der Wirtschaftsweisen, der Bundesbank aus der „totalen Verwirrung“ heraus zu der ERKENNTNIS kommen, dass die Gesellschaft und damit sie selbst ihr LEBEN derart ANDERS gestalten müssen, dass Deutschland auf einen andere Pfad wechselt, etwa den, der von Dr. Stelter hier aufzeigt wird.

        Diesen Wandel wird es nicht geben.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        „Diesen Wandel wird es nicht geben.“

        Diesen Wandel wird es geben, WENN auch die Medienverantwortlichen es VERSTANDEN haben und WOLLEN. Auffassungen der Wirtschaftsweisen sowie der Bundesbank liefern hier wertvolle Unterstützung. Insbesondere auch die Lehrerfortbildung: https://www.bundesbank.de/de/service/termine/wie-funktioniert-unsere-geldwirtschaft-grundlagenwissen–812316

        Dr. Naser kämpft hier gegen die monetären Verirrungen an, für die die Bundesbank selber einen sehr großen Anteil der Verantwortung trägt.

        LG Michael Stöcker

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        >Diesen Wandel wird es geben, WENN…>

        Wenn Sie der Meinung sind, dass es diesen Wandel geben WIRD, hätten Sie antworten müssen:

        >Diesen Wandel wird es geben, WEIL …>

        Sie haben nicht so geantwortet, weil Sie keine empirisch belegbares, glaubhaften WEIL anbieten können.

        Alles nur Ausflüchte …

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        „Sie haben nicht so geantwortet, weil Sie keine empirisch belegbares, glaubhaften WEIL anbieten können.“

        Korrekt! Ich maße mir hier kein Glaskugel-Wissen an.

        Also los mit Ihrer Empirie: „Diesen Wandel wird es nicht geben“, WEIL…

        LG Michael Stöcker

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ M. Stöcker

        Diesen Wandel wird es nicht geben, WEIL

        a) jede historische Erfahrung bis heute BELEGT, dass Menschen aus ERKENNTNIS HERAUS WILLENTLICH keine Zukunftsprojekte wie ein gesellschaftliches Umsteuern zu Investitionen betreiben.

        Ein Umsteuern kommt durch Diktaturen, verlorene Kriege oder andere Zwängen, wie z. B. den demografischen Wandel oder einen Klimawandel zustande. Was immer das gesellschaftliche Gebilde ist, das dadurch entsteht, es ist nicht aus dem erwachsen, was wir mit Erkenntnis verbinden.

        und

        b) dieser Empirie als Erklärung eine andere Empirie zugrunde liegt, nämlich unsere KONSTITUTION als Lebewesen und davon abgeleitet einem Verständnis der Naturgeschichte, das wir Evolution nennen.

        Würde dieses Verständnis auf ERKENNTNIS BASIERENDEM Handeln der die Evolution hervorbringenden Organismen beruhen, könnten wir der Evolution keine die Entwicklung bestimmenden Prinzipien zu ordnen.

        Mutation und Selektion sind Prinzipien, mit denen wir die Evolution erklären können.

        Es sind aber keine Prinzipien, denen zufolge aus Erkenntnis heraus gehandelt wird und so Veränderungen hervorbringt.

        c) die empirische Hirnforschung sich weitgehend einig ist, dass Wollen nicht durch Erkenntnisprozessen im Sinne von „zwischen Alternative nach Kriterien entscheiden“ bestimmt wird.

        Wenn ich sage, dass Menschen wissen, was sie wollen, meine ich:

        Sie können erklären, was sie wollen oder gewollt haben.

        Eine solche Erklärung kann „Vernunftkriterien“ enthalten und das Wollen sogar auf Vernunftkriterien basierend darstellen.

        Es ist aber falsch, aus der Erklärung zu schließen, dass das Wollen durch Vernunftkriterien bestimmt ist. Auch wenn die Erklärung eine subjektiv ehrliche nach besten Wissen und Gewissen ist, kann man das nicht schließen.

        Demnach muss man vielmehr sagen:

        Unsere Zivilisation mit allem Drum und Dran beruht unserem Selbstverständnis nach auf Illusionen.

        Wir sind aber sehr erfolgreich damit.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        „Unsere Zivilisation mit allem Drum und Dran beruht unserem Selbstverständnis nach auf Illusionen.“

        So ist es, Herr Tischer. Die größte Illusion ist dabei der Wert des Geldes an sich. Insofern sollten wir diese Illusion durch eine neue Story ersetzen. Manch einer hat es endlich verstanden und beginnt die neue/alte Story zu erzählen und somit das Scheißhaus-Paradigma (00) durch ein Investitions-Paradigma zu ersetzen: https://www.deutschlandfunk.de/gruenen-chef-habeck-optimistische-leidenschaftliche.868.de.html?dram:article_id=462837

        Damit werden wir dann noch viel erfolgreicher sein.

        LG Michael Stöcker

    • troodon
      troodon sagte:

      @ SFR
      “Ihre Analyse ist objektiv richtig, aber politisch falsch.”
      Dann gibt es zwei Wege: Entweder man kämpft für das Richtige oder gibt auf,ergibt sich seinem Schicksal, stellt sich auf die Folgen möglichst gut ein.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ troodon

        Grundsätzlich richtig.

        Aber wenn man sich auf die Folgen möglichst gut einstellt, hat man zumindest sich noch nicht aufgegeben.

    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Susanne Finke-Röpke

      Volle Zustimmung.

      Ich würde es nur etwas härter formulieren:

      Mehrheitliche Realitätsverweigerung bestimmt in diesem Land die Politik.

      Antworten
      • ruby
        ruby sagte:

        Nach einem Trip in die alte Heimat erlaube ich mir eine Bestätigung, denn in Hannover löst heute ein Grüner die SPD im Bürgermeisteramt ab. Denn sie wissen, daß sie es wollen, aber nicht, was sie anrichten.
        Irgendwie surreal dies jetzt von außen zu beobachten und mit krasser Empathielosigkeit und Gleichgültigkeit, außer sachlicher Erwiderungen, für unwichtig zu halten wegen vordergründiger Nichtbetroffenheit. Die Illusion des Systems hat sie weggespiegelt, wohin auch immer.

Ihr Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreibe einen Kommentar zu Ernst Meier Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.