“Die Zukunft der EU steht in den Sternen”

Die NZZ diskutiert den Aufstieg populistischer Parteien und die Zukunft von EU und Euro. Auch ich komme zu Wort:

  • 2017 gilt als Jahr der Wahrheit für die Europäische Union und die Euro-Zone. Als wären die schwelende Euro-Schuldenkrise und der schwindende innere Zusammenhalt nicht genug Herausforderung für die EU, so kommen immer weitere Schwierigkeiten hinzu. So gibt sich der neue amerikanische Präsident Donald Trump reichlich indifferent bezüglich der Zukunft der europäischen Integration.” – bto: Das Verschleppen des Problems rächt sich.
  • Weitere Herausforderungen für EU und Euro-Zone sind die schwierige Lage vieler europäischer Banken, allen voran der italienischen, sowie die anhaltende Flüchtlingskrise und das Erstarken populistischer Parteien.” – bto: Themen, wo gerade die deutsche Regierung eklatant versagt und so zur Verschärfung beigetragen hat.
  • “Der Ökonom Daniel Stelter rechnet mit einer Fortsetzung der schwierigen Jahre der EU, weitere ‚Unfälle‘ seien nicht auszuschliessen. Die Ursache für die anhaltende Krise sieht er in der hohen Verschuldung von Staaten, Unternehmen und privaten Haushalten sowie in den zahlreichen ‚Zombie-Banken‘. Das europäische Bankensystem sei quasi insolvent. Würden diese Probleme nicht gelöst, werde das Wirtschaftswachstum schwach bleiben. bto: Lesern dieser Seiten sind meine diesbezüglichen Positionen bekannt.
  • Die Europäische Zentralbank (EZB) habe mit ihrer ultraexpansiven Geldpolitik und den künstlich niedrig gehaltenen Zinsen dabei geholfen, die Probleme in die Zukunft zu verschieben, sagt Stelter. Sie könne die Insolvenzsituation aber nicht bereinigen. Bert Flossbach von der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch geht davon aus, dass die EZB vor diesem Hintergrund mehr denn je gezwungen sein dürfte, mit ihrer ultraexpansiven Geldpolitik einigen Ländern der Euro-Zone ‚beizustehen‘. Dies bedeutet, dass sie die Leitzinsen noch lange tief halten dürfte.” – bto: So ist es.
  • Aus Stelters Sicht kann die europäische Gemeinschaftswährung in ihrer jetzigen Form nicht überleben, zu gross seien die Gegensätze der verschiedenen Mitgliedsländer. Da die Euro-Schuldenkrise immer weiter verschleppt werde, würden die Probleme immer grösser. Als Investor müsse man das Szenario eines ungeordneten Zerfalls der Euro-Zone einkalkulieren.” – bto: Wie man das macht, habe ich hier beschrieben.
  • “Marine Le Pen, Chefin der fremdenfeindlichen Partei Front national, möchte den Euro abschaffen und wieder eine nationale Währung einführen. Details, wie sie sich ein neues Währungssystem vorstellt, lieferte sie Anfang des Jahres. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters brachte Le Pen eine Rückkehr zu einer Art Europäischem Währungssystem (EWS) ins Spiel, wie es vor der Einführung des Euro existiert hatte. bto: Das ist doch spannend. Ein bto-Leser hatte mich darauf hingewiesen.
  • “Le Pen erwähnte in diesem Zusammenhang auch den Ecu (‚European Currency Unit‘). Dieser Währungskorb wurde früher als Rechnungseinheit der Europäischen Union benutzt und 1999 durch den Euro ersetzt. Eine nationale Währung in Koexistenz mit dem Ecu hätte keine Konsequenzen für das tägliche Leben der Franzosen, sagt Le Pen in dem Interview.” bto: Aber es wäre das Ende des Euro, weil in Frankreich mit Franc bezahlt würde.
  • “Laut Flossbach könnten in Europa die Zinsen auch 2017 nicht steigen. Für Sparer könnten sogar noch schwierigere Zeiten anbrechen, zumal Banken zunehmend die von den Zentralbanken verhängten Negativzinsen an Kunden weitergeben könnten. Zudem könnte sich die Inflation zurückmelden.” bto: Inflation, denke ich, noch temporär, Enteignung der Sparer: aber natürlich!
  • “Stelter weist auf den grossen Unterschied bei den Zinsen zwischen den USA und Europa hin. (…)  Je höher die Zinsen in den USA stiegen, desto mehr steigt auch der Druck in Europa, was die Spannungen in der Euro-Zone erhöhen dürfte. Der europäische Markt könne sich nicht beliebig von dem der USA abkoppeln, sagt Stelter. Würden die Zinsen in Europa steigen, so dürfte die Schuldenkrise wieder offen ausbrechen. Für europäische Anleger sei es folglich zu empfehlen, international diversifiziert zu sein.”  bto: auch dies eine bekannte Position.

 

NZZ: “Die Zukunft der EU steht in den Sternen”, 30. Januar 2017