Die NZZ diskutiert die Überlegungen zur Bargeld-Steuer

Die NZZ diskutiert die Überlegungen zur Besteuerung von Bargeld und zitiert mich in diesem Zusammenhang:

  • “Es bleibt also relativ wenig ‘Munition’, um im Falle eines Konjunkturabschwungs geldpolitisch zu reagieren. Ein Beitrag der Ökonomen Ruchir Agarwal und Signe Krogstrup in einem Blog des Internationalen Währungsfonds (IMF) hat in diesem Zusammenhang jüngst für einigen Wirbel gesorgt. In dem Beitrag ‘Cashing In: How to Make Negative Interest Rates Work’ machen sie einen Vorschlag, wie man aus ihrer Sicht die Zinsen deutlich in den negativen Bereich senken könnte.” – bto: was logisch und konsequent ist. Gefangen in einer Welt immer billigeren Geldes.
  • “(…) Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff hat in Interviews bereits argumentiert, Negativzinsen von bis zu –6% könnten eine Möglichkeit sein, um in Zukunft mit konjunkturellen Krisen umzugehen. Solch hohe Negativzinsen wären für Sparer und Anleger zweifellos ein Desaster – und bis jetzt schützt sie nicht zuletzt die Existenz von Bargeld vor einer solch extremen Geldpolitik.”
  • “Um Negativzinsen auf einem solchen Niveau durchzusetzen, schlagen Agarwal und Krogstrup vor, die Geldmenge in zwei Parallelwährungen aufzuteilen – Bargeld und elektronisches Geld (E-Geld). Seien die Zinsen negativ, werde dies bei dem E-Geld direkt umgesetzt. Für Bargeld solle indessen ein Umrechnungskurs etabliert werden, damit dieses ebenfalls und genauso viel an Wert verliere wie das E-Geld bei der Einführung von Negativzinsen. In einem solchen Währungssystem wäre es dann kein Vorteil mehr, in Zeiten von Negativzinsen Bargeld anstatt E-Geld zu halten, schreiben die Ökonomen in dem Blog.” – bto: Oder man erklärt einfach das Geld alle paar Jahre (später dann alle paar Monate) für “ungültig”.
  • “Solche Gedankenspiele könnten nicht überraschen, sagt Daniel Stelter, Ökonom und Autor mehrerer Bücher zur Schuldenkrise. Die Zentralbanken hätten zwar mit ihrer Geldschwemme nach der Finanzkrise versucht, den riesigen internationalen Schuldenturm zu stabilisieren. Oben auf dem Schuldenturm seien aber bereits die nächsten Stockwerke gebaut worden. So hätten die Zentralbanken mit dem vielen billigen Geld nur Zeit gekauft – die Überschuldungskrise dauere an. Der jüngste Konjunkturaufschwung sei viel schwächer als frühere Aufschwünge gewesen, und im nächsten Abschwung drohten nun angesichts der ungelösten Schuldenproblematik massive Schwierigkeiten.” – bto: meine bekannte Haltung.
  • “Die Zentralbanken dürften indessen alles tun, um den Schuldenturm vor dem Einsturz zu bewahren, sagt Stelter. So würden nun die nächsten Kapitel in der Schuldenkrise vorbereitet. Er rechnet diesbezüglich mit Negativzinsen, der direkten Finanzierung von Staaten durch die Notenbanken mittels Helikoptergeld sowie Kapitalverkehrskontrollen. Auch immer stärkere Einschränkungen beim Bargeldverkehr seien eine logische Folge der immer extremeren Geldpolitik.” – bto: Kurz gesagt, so ist es.
  • Viele Länder stünden vor Enteignungsszenarien, und Beiträge wie der IMF-Blog-Beitrag sollten wohl dazu dienen, Mitgliedsländer und Politiker auf das Kommende vorzubereiten, sagt Stelter. Man müsse anerkennen, dass das Finanzsystem den Bürgern keine Zinsen mehr zugestehen könne, ohne zu kollabieren. Dies habe jüngst auch die Kehrtwende der Federal Reserve bei ihrer Zinserhöhungspolitik gezeigt. Aus Stelters Sicht dürfte der eingeschlagene Weg allerdings nicht der richtige sein, um die Schulden wegzubekommen. Dies könne eher mittels Schuldenschnitten oder Inflation geschehen.” – bto: oder Sondersteuern, wie ja in Frankreich bereits diskutiert.
  • “Friedrich Schneider, emeritierter Professor an der Universität Linz, wendet sich im Gespräch scharf gegen die in dem IMF-Blog-Beitrag geäusserten Vorschläge. Dabei handle es sich um eine stellenweise Enteignung der Bürger. Die Folgen von solch hohen Negativzinsen für Sparer und die Altersvorsorge wären katastrophal.” – bto: Das ist so, wenn Gläubiger ihre Forderungen verlieren, weil die Schuldner nicht mehr können.
  • “Ronald-Peter Stöferle von dem Liechtensteiner Vermögensverwalter Incrementum hält den IMF-Blog-Beitrag für eine Art Testballon. Notenbanken wie die Europäische Zentralbank (EZB) steckten in einer Zinsfalle, (…) Negativzinsen sieht Stöferle dabei als ‘Brachialmassnahme’, die allerdings massive Auswirkungen auf den Bankensektor habe. Hohe Negativzinsen würden das kapitalistische Wirtschaftssystem, in dem Zinsen eine wichtige Rolle spielten, komplett ad absurdum führen.” – bto: Das ist es allerdings schon lange.

→ NZZ: “Bargeld schützt vor noch stärker negativen Zinsen – manchen Ökonomen ist es ein Dorn im Auge”, 21. Februar 2019