Die NZZ diskutiert die Überlegungen zur Bargeld-Steuer

Die NZZ diskutiert die Überlegungen zur Besteuerung von Bargeld und zitiert mich in diesem Zusammenhang:

  • “Es bleibt also relativ wenig ‘Munition’, um im Falle eines Konjunkturabschwungs geldpolitisch zu reagieren. Ein Beitrag der Ökonomen Ruchir Agarwal und Signe Krogstrup in einem Blog des Internationalen Währungsfonds (IMF) hat in diesem Zusammenhang jüngst für einigen Wirbel gesorgt. In dem Beitrag ‘Cashing In: How to Make Negative Interest Rates Work’ machen sie einen Vorschlag, wie man aus ihrer Sicht die Zinsen deutlich in den negativen Bereich senken könnte.” – bto: was logisch und konsequent ist. Gefangen in einer Welt immer billigeren Geldes.
  • “(…) Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff hat in Interviews bereits argumentiert, Negativzinsen von bis zu –6% könnten eine Möglichkeit sein, um in Zukunft mit konjunkturellen Krisen umzugehen. Solch hohe Negativzinsen wären für Sparer und Anleger zweifellos ein Desaster – und bis jetzt schützt sie nicht zuletzt die Existenz von Bargeld vor einer solch extremen Geldpolitik.”
  • “Um Negativzinsen auf einem solchen Niveau durchzusetzen, schlagen Agarwal und Krogstrup vor, die Geldmenge in zwei Parallelwährungen aufzuteilen – Bargeld und elektronisches Geld (E-Geld). Seien die Zinsen negativ, werde dies bei dem E-Geld direkt umgesetzt. Für Bargeld solle indessen ein Umrechnungskurs etabliert werden, damit dieses ebenfalls und genauso viel an Wert verliere wie das E-Geld bei der Einführung von Negativzinsen. In einem solchen Währungssystem wäre es dann kein Vorteil mehr, in Zeiten von Negativzinsen Bargeld anstatt E-Geld zu halten, schreiben die Ökonomen in dem Blog.” – bto: Oder man erklärt einfach das Geld alle paar Jahre (später dann alle paar Monate) für “ungültig”.
  • “Solche Gedankenspiele könnten nicht überraschen, sagt Daniel Stelter, Ökonom und Autor mehrerer Bücher zur Schuldenkrise. Die Zentralbanken hätten zwar mit ihrer Geldschwemme nach der Finanzkrise versucht, den riesigen internationalen Schuldenturm zu stabilisieren. Oben auf dem Schuldenturm seien aber bereits die nächsten Stockwerke gebaut worden. So hätten die Zentralbanken mit dem vielen billigen Geld nur Zeit gekauft – die Überschuldungskrise dauere an. Der jüngste Konjunkturaufschwung sei viel schwächer als frühere Aufschwünge gewesen, und im nächsten Abschwung drohten nun angesichts der ungelösten Schuldenproblematik massive Schwierigkeiten.” – bto: meine bekannte Haltung.
  • “Die Zentralbanken dürften indessen alles tun, um den Schuldenturm vor dem Einsturz zu bewahren, sagt Stelter. So würden nun die nächsten Kapitel in der Schuldenkrise vorbereitet. Er rechnet diesbezüglich mit Negativzinsen, der direkten Finanzierung von Staaten durch die Notenbanken mittels Helikoptergeld sowie Kapitalverkehrskontrollen. Auch immer stärkere Einschränkungen beim Bargeldverkehr seien eine logische Folge der immer extremeren Geldpolitik.” – bto: Kurz gesagt, so ist es.
  • Viele Länder stünden vor Enteignungsszenarien, und Beiträge wie der IMF-Blog-Beitrag sollten wohl dazu dienen, Mitgliedsländer und Politiker auf das Kommende vorzubereiten, sagt Stelter. Man müsse anerkennen, dass das Finanzsystem den Bürgern keine Zinsen mehr zugestehen könne, ohne zu kollabieren. Dies habe jüngst auch die Kehrtwende der Federal Reserve bei ihrer Zinserhöhungspolitik gezeigt. Aus Stelters Sicht dürfte der eingeschlagene Weg allerdings nicht der richtige sein, um die Schulden wegzubekommen. Dies könne eher mittels Schuldenschnitten oder Inflation geschehen.” – bto: oder Sondersteuern, wie ja in Frankreich bereits diskutiert.
  • “Friedrich Schneider, emeritierter Professor an der Universität Linz, wendet sich im Gespräch scharf gegen die in dem IMF-Blog-Beitrag geäusserten Vorschläge. Dabei handle es sich um eine stellenweise Enteignung der Bürger. Die Folgen von solch hohen Negativzinsen für Sparer und die Altersvorsorge wären katastrophal.” – bto: Das ist so, wenn Gläubiger ihre Forderungen verlieren, weil die Schuldner nicht mehr können.
  • “Ronald-Peter Stöferle von dem Liechtensteiner Vermögensverwalter Incrementum hält den IMF-Blog-Beitrag für eine Art Testballon. Notenbanken wie die Europäische Zentralbank (EZB) steckten in einer Zinsfalle, (…) Negativzinsen sieht Stöferle dabei als ‘Brachialmassnahme’, die allerdings massive Auswirkungen auf den Bankensektor habe. Hohe Negativzinsen würden das kapitalistische Wirtschaftssystem, in dem Zinsen eine wichtige Rolle spielten, komplett ad absurdum führen.” – bto: Das ist es allerdings schon lange.

→ NZZ: “Bargeld schützt vor noch stärker negativen Zinsen – manchen Ökonomen ist es ein Dorn im Auge”, 21. Februar 2019

Kommentare (63) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Astrologin Eva Maria Palmer
    Astrologin Eva Maria Palmer sagte:

    Es vergeht kaum ein Tag. an dem nicht ein anderes Schwein durchs Dorf getrieben wird.
    Sämtliche Enteignungs-Organisationen und ihre Exekutiven wie Draghi, Lagarde und Rogoff haben hervorragende Konzepte, wie man den EU-geschädigten “Bürgen” noch mehr von ihrem bescheidenen Wohlstand abgreifen könnte.

    Diese Gedankenspiele legen sämtlich nahe, daß sich diese Herren und Damen so ziemlich im Klaren darüber sind (genau wie ich selbst), daß wir einer katastrophalen, von Schulden-Tsunamis geprägten Zukunft entgegensehen müssen.

    Goldbesitz-Verbot, Bargeld-Verbot, Negativ-Zinsen, Zwangs-Hypotheken, Schulden-Vergemeinschaftung, 10%-Sondersteuern auf Girokonten (Lagarde), gemeinschaftliche EU-Sozial-Versicherung, Banken-Union, EDIS, gemeinsame Schuldenhaftung etc.etc.

    Zum Glück für die “Finanz-Experten” und ihren politischen, veranwortungslosen Hintermännern (und Frauen) versteht das gemeine Volk nicht im Geringsten, was da zu ihrem Schaden ausgebrütet wird.

    Denn sonst würden auch bei uns Gelbwesten-Träger die dilettante Polit-Kaste zum Teufel jagen.

    Aber vieleicht hat der “BÜRGE” einen lichten Moment und schafft sich mit seiner Wahlstimme das Ungemach vom Hals.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ troodon

      Bei den 14 Argumenten stelle ich mir sofort eine andere Frage:

      Ist das Problem wirklich FEHLENDES Geld und haben wir daher als Folge eine zu geringe Nachfrage

      ODER

      ist es eine zu GERINGE Nachfrage und daher mehr Geld in Form des kostenlosen Bürgergeldes ein Schuss in den Ofen?

      Ich stelle nur die Frage, weil das Bürgergeld für M. Stöcker die Antwort auf die erste Frage ist, ohne dass er der zweiten auch nur die geringste Beachtung schenkt.

      Damit ist zweitens auch nicht klar, wie sich die Menschen verhalten würden bezüglich des geschenkten Bürgergeldes.

      M. Stöcker sagt:

      >Ein Bürgergeld würde für eine symmetrische Entschuldung der privaten Haushalte sorgen.>

      Ist es ausgeschlossen, dass sich die privaten Haushalte nicht MEHR verschulden würden, weil ihre Bonität aufgrund gesicherter, regelmäßiger Einkünfte gestiegen wäre ODER, dass sie das Bürgergeld SPAREN würden aus Angst vor Altersarmut?

      Drittens ist es eine sehr mutige Annahme zu glauben, dass

      >Diese höheren Steuereinnahmen schaffen den notwendigen finanziellen Spielraum für die dringend benötigten Zukunftsinvestitionen in Bildung und Infrastruktur, die zurzeit aufgrund der Schuldenbremse sowie der Politik der Schwarzen Null unterbleiben.>

      Die Frage ist, für was der Spielraum TATSÄCHLICH genutzt würde. Die unterbliebenen Zukunftinvestitionen in Bildung und Infrastruktur sind jedenfalls nicht wegen der Schuldenbremse und der Schwarzen Null unterblieben, sondern weil die sprudelnden Steuereinnahmen zum Stimmenfang vor allem bei den Alten in den Konsum umgeleitet wurden.

      Grundsätzlich:

      Ich bin nicht taub, wenn es um intelligente, in die richtige Richtung wirkende ANREIZE geht. Sie dürfen auch mutig sein, müssen aber realistisch bleiben.

      Zugegeben, man kann lange darüber streiten, wo da die Linie verläuft.

      Aber der Unterschied zwischen denkbar und realistischerweise machbar sollte schon einfließen in die Diskussion. Das sollte vor allem dann der Fall sein, wenn die Reaktionen nicht vorhersehbar sind und damit Risiken bestehen, die zu recht Bedenken gegen die Umsetzung rechtfertigen.

      Antworten
      • troodon
        troodon sagte:

        @ D.T.
        Ihre Fragen sind sehr viel gehaltvoller als meine. Und ich bin bei Ihnen, dass es sehr viele Fragen zu klären gäbe, bevor man so etwas einführt. In der heutigen Zeit ist es m.E. noch deutlich zu früh für solche Modelle. Da kann man im bestehenden System noch einige Runden weiterkommen ohne komplett neue Experimente…

        Langfristig, falls neue Technologien tatsächlich Millionen von Arbeitsplätzen überflüssig machen sollten, wäre ein von Notenbanken (teil)finanziertes BGE aber wohl tatsächlich ein Thema.

        Aktuell sehe ich in Bezug auf “>Ein Bürgergeld würde für eine symmetrische Entschuldung der privaten Haushalte sorgen.>” die Verschuldung privater Haushalte in der Eurozone jedenfalls auch nicht als ein notwendig adressierbares Thema an. Von Ihren ganzen anderen Punkten ganz zu schweigen…

        Ich bin mit meiner Frage nur reflexartig oberflächlich auf “Das wäre gerecht.” von @Markus angesprungen. Und da kam mir sofort der mögliche Sogfaktor in den Sinn, den ein solches Bürgergeld auslösen könnte. Die wesentlichen Fragen liegen aber nicht in der konkreten Ausführung, sondern weit davor.

      • horst
        horst sagte:

        “Langfristig, falls neue Technologien tatsächlich Millionen von Arbeitsplätzen überflüssig machen sollten, wäre ein von Notenbanken (teil)finanziertes BGE aber wohl tatsächlich ein Thema.”

        Die neuen Tech. haben bereits heute Mio. von Arbeitsplätzen überflüssig gemacht, s. Niedriglohnsektor, Teilzeitbeschäftigung. Heißt, wir stecken mittendrin im Transformationsprozess.

        Die Gedanken eines Prof. Bontrups als Arbeitsökonom in diesem Zusammenhang halte ich in Kombination mit der Stöckerschen Citoyage für ein geeignetes Instrument.

        M.A.n. könnten bereits mit der heutigen Technologie – auch und vor allem im öffentlichen Sektor – bereits Mio. von Arbeitsplätzen entfallen – dass diese noch nicht weggefallen sind, dient der Aufrechterhaltung der Illusion.

      • troodon
        troodon sagte:

        @ Horst
        “M.A.n. könnten bereits mit der heutigen Technologie – auch und vor allem im öffentlichen Sektor – bereits Mio. von Arbeitsplätzen entfallen – dass diese noch nicht weggefallen sind, dient der Aufrechterhaltung der Illusion.”

        NOCH ist es aber eben nicht der Fall. Zunächst würde man sich wahrscheinlich mit einer weiteren Verkürzung der Arbeitszeit reagieren. Vollzeit ist dann eben eventuell in 20 Jahren nur noch 20 Stunden pro Woche, Aktuell in D eher kein Thema, da in etlichen Bereichen qualifizierte Arbeitskräfte fehlen. Kehrt sich dieser Trend der fehlenden Arbeitskräfte um, dann wird man um weitere Arbeitszeitverkürzung nicht herumkommen. Bis KI so weit ist, dass es bei uns wie im Science Fiction Film aussieht und der überwiegende Teil der Menschen nicht mehr für die Arbeit benötigt wird, dürfte es noch einige Jahrzehnte dauern.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ troodon & horst

        Vielleicht können wir uns darauf einigen:

        Wir sind in einer Zeit der Umbrüche – global, demografisch, technologisch, politisch.

        Wir müssen uns daher darauf einstellen, dass Veränderungen, die Reaktionen verlangen, auf uns zukommen.

        Ob es die mehr oder weniger bewährten der Vergangenheit sein sollen oder nicht, hängt von den Erkenntnissen vor allem der Wirkmechanismen und Kräfteverhältnisse (Ressourcen) ab.

        Deshalb müssen Fragen gestellt werden, bevor wir in die Werkzeugschublade greifen und diese oder jene Maßnahmen in Gang setzen.

        Wir können aber auch nicht ewig fragen, um uns mit dann vielleicht gefestigtem Wissen irgendwann einmal zum Handeln zu bequemen, sondern müssen – natürlich auch risikobehaftet – den Weg in ein Stück Ungewissheit mit bauen, damit nicht andere vor uns am Ziel sind und wir ihnen nur hinterherlaufen.

        Die Gefahr, die ich sehe, ist dabei folgende:

        In aller Regel wird die „Lücke der Ungewissheit“ von Interessierten und auch intellektuellen Abenteurern (Wissenschaft, siehe Bargelddebatte) genutzt, um ihr Süppchen zu kochen.

        Das ist dann nicht mehr nur riskant, sondern mitunter hochriskant.

        Davor warne ich.

        Beispiel:

        Was die SPD an Politik betreibt, ist nahezu reine Umverteilung im Namen der Angst vor der Zukunft (Digitalisierung).

        Stattdessen wäre viel mehr „Entfesselung“ erforderlich, auch um von innovativen Entwicklungen, die vielen in der Gesellschaft ganz neue Felder der „Vorwärtsverteidigung“ eröffnen könnten, zu profitieren. Natürlich kann man und sollte man das mit Anreizen zur Weiterbildung verbinden.

        Mir fehlt die abwägende Orientierung nicht nur in den Parteien, sondern auch in der Bevölkerung.

      • troodon
        troodon sagte:

        @ D.T.
        “Stattdessen wäre viel mehr „Entfesselung“ erforderlich, auch um von innovativen Entwicklungen, die vielen in der Gesellschaft ganz neue Felder der „Vorwärtsverteidigung“ eröffnen könnten, zu profitieren. Natürlich kann man und sollte man das mit Anreizen zur Weiterbildung verbinden.”

        Volle Zustimmung

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        „Ich stelle nur die Frage, weil das Bürgergeld für M. Stöcker die Antwort auf die erste Frage ist, ohne dass er der zweiten auch nur die geringste Beachtung schenkt.“

        Ihre Vermutung geht in die Irre, Herr Tischer. Sie müssen schon ordentlich lesen und weniger mit Vermutungen und/oder Unterstellungen arbeiten.

        Zu Ihrem ersten Punkt: Ist es fehlendes Geld?

        Bei überschuldeten Hauhalten ganz gewiss. Die Gläubiger würden unmittelbar an der Quelle pfänden (Kontopfändung), sofern die Freigrenzen durch das Bürgergeld überschritten würden. Bei Hauhalten mit geringem Einkommen und Vermögen sicherlich ebenfalls, da die Grenzneigung zum Konsum dort deutlich höher ist. Richtig ist selbstverständlich, dass bei höheren Einkommen und Vermögen eher zusätzlich gespart wird.

        Aber: Und damit komme ich zu Ihrem zweiten Punkt: „ist es eine zu GERINGE Nachfrage“.

        Bei meinem Vorschlag wird ja zugleich der Grenzsteuersatz erhöht (bei gleichzeitiger Glättung und Streckung des Mittelstandbauchs), so dass bei hohen Einkommen bis zu 100 % des Bürgergeldes wegbesteuert werden. Und ich bin mir ganz sicher, dass unseren Politikern dann schon etwas einfallen wird (vielleicht ja auch mal etwas Sinnvolles), wie man dieses Geld wieder ausgeben kann.

        „Ist es ausgeschlossen, dass sich die privaten Haushalte nicht MEHR verschulden würden, weil ihre Bonität aufgrund gesicherter, regelmäßiger Einkünfte gestiegen wäre ODER, dass sie das Bürgergeld SPAREN würden aus Angst vor Altersarmut?“

        Ausgeschlossen ist hier gar nichts. Die Menschen werden sich so vielfältig verhalten, wie es bereits Goethe in Faust II beschrieben hatte: https://youtu.be/wacLWDEeJSQ?t=565

        „Deshalb müssen Fragen gestellt werden, bevor wir in die Werkzeugschublade greifen und diese oder jene Maßnahmen in Gang setzen.“

        Ja, diese müssen gestellt werden und das machen Sie auch sehr schön mit Ihren kritischen Analysen und Fragen. Aber auch nach jahrelangen Debatten ist mir bislang noch kein besserer Vorschlag zu Ohren gekommen. Insofern stimme ich Ihrer Aussage zu:

        „Wir können aber auch nicht ewig fragen, um uns mit dann vielleicht gefestigtem Wissen irgendwann einmal zum Handeln zu bequemen, sondern müssen – natürlich auch risikobehaftet – den Weg in ein Stück Ungewissheit mit bauen, damit nicht andere vor uns am Ziel sind und wir ihnen nur hinterherlaufen.“

        Und wie troodon stimme ich Ihren Entfesselungswünschen in Gänze zu.

        LG Michael Stöcker

    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      @ troodon

      „Ich frage mich aber sofort, ob es nicht auch an bestimmte Voraussetzungen geknüpft werden müsste.“

      Aber selbstverständlich: An die Staatsbürgerschaft; keinesfalls aber an die Aufenthaltsdauer.

      LG Michael Stöcker

      Antworten
      • troodon
        troodon sagte:

        @ M.S.
        Aha. Der Däne oder Pole, der in der Eurozone arbeitet UND lebt bekäme es also nicht? Der deutsche Bürger, der größtenteils auf Jamaika lebt, aber noch in D gemeldet ist, aber schon ?

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Ich möchte keinen unnötigen Verwaltungsapparat mit weiteren Bullshit-Jobs. Es bleibt den Polen und Dänen überlassen, etwas Ähnliches bei sich einzuführen. Zudem kann sich jeder Pole/Däne doch auch zugleich um die italienische, spanische…. Staatsbürgerschaft bewerben. Ich möchte auch weder Ihnen noch einem anderen vorschreiben, wo er seinen Lebensmittelpunkt hat. Oder wollen Sie dann auch die Rentenansprüche vom Lebensmittelpunkt abhängig machen?

        LG Michael Stöcker

      • troodon
        troodon sagte:

        Wie jetzt, der deutsche Auswanderer, der komplett in Norwegen arbeitet(oder auch nicht), in D nicht mehr gemeldet ist, bekäme nach Ihren Vorstellungen auch das Bürgergeld, weil er einen deutschen Pass hat?

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Ihr Einwand ist berechtigt, wird aber bei meinem Konzept berücksichtigt. Es gibt zwei Einschränkungen: Die Staatsbürgerschaft sowie die Steuerpflicht; denn das Bürgergeld wird über die Finanzämter unter Berücksichtigung des persönlichen Grenzsteuersatzes ausgezahlt. Wer also nicht steuerlich in Euroland veranlagt ist, der erhält auch kein Geld.

        LG Michael Stöcker

  2. markus
    markus sagte:

    @MS:
    Helikoptergeld ist gerechter wenn es direkt an die Bürger ausgeschüttet wird. Ist das die Definition von Helikoptergeld? Oder kann damit auch der Bundes-, Landes- oder Kommunalhaushalt saniert werden? Das wäre dann schon weniger gerecht. Wie schaut es mit Kindern aus? Würden die einen gleichen Anteil bekommen? Das wäre gerecht.

    Antworten
  3. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    Mich würde der Einführungsprozess einer Bargeldsteuer interessieren. Wenn ich so etwas wirklich machen möchte, brauche ich dafür ein Gesetz oder eine Regelung der EZB. Eine solche muss vorbereitet werden. Wer verhindert in einer solchen Situation einen Bank-run? Oder einen Konsum-run, in dem sämtliches Bargeld sofort in Konsumprodukte umgesetzt wird? Das gefährlichste an solchen Ideen ist für mich die unvorhersehbare psychologische Reaktion der Sparer. Es könnte ja auch einen durchaus erwünschten Ich-zahle-alles-auf-mein-Konto-ein-run erfolgen. Keiner weiß es wohl genau, aber die Risiken sind enorm. Gold und $ sollten allerdings ziemlich sicher davon profitieren…

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Wolfgang Selig

      >Das gefährlichste an solchen Ideen ist für mich die unvorhersehbare psychologische Reaktion der Sparer.>

      Vordergründig schon.

      Klar muss aber jedem sein, dass es einen Aufstand gibt, weil eine Bargeldbesteuerung niemand verstehen würde in der breiten Bevölkerung.

      Allen Umfragen gemäß ist Bargeld nach wie vor „heilig“, auch wenn mehr und mehr elektronisch bezahlt wird.

      Und man darf auch nicht vergessen:

      Das MISSTRAUEN in die Politik tendiert schon heute gegen Null.

      Und dann noch eine Bargeldsteuer – die Oma bricht in Tränen aus, weil die kleine Rücklage in der Zuckerdose nicht mehr sicher ist und die Enkel rasen.

      Nein, die Bargeldbesteuerung wird es nicht geben und DAHER mache ich mir bezüglich der Psychologie keine großen Gedanken.

      Das wirklich Interessante ist für mich:

      Wie schlimm muss es stehen, wenn gestandene Ökonomen derartige Ideen unter die Leute bringen?

      Antworten
      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        „Wie schlimm muss es stehen, wenn gestandene Ökonomen derartige Ideen unter die Leute bringen?“

        Das treibt mich bereits seit einigen Jahren um. Und Rogoffs Frontalangriff gegen MMT („centrally planned economy“ als Framing) ist lediglich der Versuch, auch weiterhin das Zusammenspiel von Geld- und Fiskalpolitik zu verschleiern. Es geht um das alte Spiel von Geld und Macht der Banken und Versicherungen, die mit MMT ein höchst lukratives und risikofreies Geschäftsfeld verlieren.

        MMT ist letztlich nichts anderes als klassische Staatsfinanzierung zu Null Prozent Zinsen und insofern eine besondere keynesianische Situation. Deutschland betreibt de facto letztlich MMT, wenn der Zinssatz für 10jährige bei nahe Null liegt. Auch Helikoptergeld ist letztlich nichts anderes. Einziger Unterschied: Es ist verteilungspolitisch gerechter als jede bisherige Form der Geldpolitik/Fiskalpolitik: https://makronom.de/14-argumente-fuer-ein-zentralbankfinanziertes-buergergeld-17593

        LG Michael Stöcker

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        >.. Rogoffs Frontalangriff gegen MMT („centrally planned economy“ als Framing) ist lediglich der Versuch, auch weiterhin das Zusammenspiel von Geld- und Fiskalpolitik zu verschleiern.>

        Ist er nicht.

        Hier noch einmal das, was Rogoff gesagt hat (hatte ich am anderen Thread verlinkt):

        https://www.marketwatch.com/story/modern-monetary-theory-is-nonsense-just-more-voodoo-economics-2019-03-04?siteid=bigcharts&dist=bigcharts

        Er streitet doch nicht ab, dass sich der Staat über seine Zentralbank verschulden kann – über lange Zeit sogar:

        “On Powell’s second point, that U.S. debt is already high and rising too fast, there is far more room for debate. True, debt cannot rise faster than GDP forever, but it may do so for quite a while.”

        Sein Punkt ist ein anderer, nämlich der, was das u. a. für die Zinsen und den Außenwert der Währung bedeutet in einer globalisierten Welt, die noch vom US Dollar „zusammengehalten“ wird.

        Was für Japan (noch) gilt, ist für die USA ein anderes Spiel.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        Schauen Sie sich die Mitgliedschaften von Rogoff an; er vertritt ausschließlich die Interessen der Finanzlobby. Die hat kein Interesse an zinslosen Staatsschulden. Es geht in aller erster Linie um die Verteilung des Kuchens via zinstragender (Staats)Verschuldung.

        „in einer globalisierten Welt, die noch vom US Dollar „zusammengehalten“ wird.“

        Ich würde eher sagen „dominiert und kujoniert“ wird.

        Richtig ist, dass man es mit MMT nicht übertreiben darf. Aber das sehen auch die MMTler so: https://makroskop.eu/2019/03/warum-mmt-keine-linke-doktrin-ist/

        LG Michael Stöcker

  4. Thomas M.
    Thomas M. sagte:

    Wenn ich es richtig gelesen habe, hatte Kenneth Rogoff MMT als Nonsense und Voodoo-Ökonomie bezeichnet. Ich weiß nicht, in welche Kategorie ich negative Zinsen zur Wachstumsstimulation einsortieren würde. So viele Löcher kann man doch gar nicht stopfen, wie das vor (hohen) negativen Zinsen fliehende Geld aufspüren würde…

    Bei -6% Zinsen dürfte nicht ausreichen, “nur” Bargeld abzuschaffen oder noch stärker negativ zu verzinsen und Goldbesitz zu verbieten. Umfangreiche Kapitalverkehrskontrollen sind das mindeste, weil sonst in andere Währungen geflohen wird (oder einfach auf andere ausländische Konten ohne Negativzins? Wertet die negativ verzinste Währung dann sogar auf, weil weniger im Umlauf ist?). Andere Edelmetalle wie Silber, Platin etc. oder auch seltene Erden dürften dann auch nur mit amtlichem Bedarfsnachweise kaufbar sein. Und letztlich müsste man vermutlich auch noch das Internet abschalten, sonst geht der Findige den Umweg über Bitcoins und andere BlockChain-Zahlungsmitteln.

    Insofern würde ich auch einschätzen, dass MMT mehr Chancen auf Realisierung als hohe Negativzinsen hat. Ist vielleicht Voodoo, aber macht zumindest Spaß und verschafft Handlungsspielraum.

    Ich finde weiterhin sehr kurios, davon auszugehen, dass ein Vorzeichenwechsel beim Zins keine Relevanz hat und eine Senkung des Leitzinses von z.B. 4% auf 1% in etwas das gleiche ist wie von 1% auf -2%? Oder beziehen die Theoretiker hierzu explizit Stellung und begründen, weshalb 0% keine Grenze ist, ab und unter der die Modelle nicht mehr anwendbar sind?

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Thomas M.

      Siehe zu K. Rogoff und 6% Negativzinsen meinen Beitrag @ Johannes weiter oben.

      Und bitte beachten:

      Das funktioniert nur, wenn Bargeld abgeschafft ist.

      Es abzuschaffen, ist die Krux.

      Gelänge dies, wäre im Zeitalter der Digitalisierung und Vernetzung der VOLLSTÄNDIGEN Überwachung und Manipulation 24/7 Tür und Tor geöffnet.

      ENDLICH …

      Aber auch für Abschaffung der Bargeld-Anarchie gilt:

      „Wir schaffen das“☺

      Antworten
      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        Vielleicht stürmen wir (Deutschland) da wieder einmal mehr vorweg: Öko-E-Geld. Hätte doch was ;)

  5. ZIRP
    ZIRP sagte:

    Amerikas (börsennotierte) Banken prosperieren, dagegen sind Banken ( -aktien) in Europa eine tote bzw. sterbende Industrie.

    Nur die Boni wurden noch nicht angepaßt, derweil in Japan kein Bankenvorstand trotz besserer Profitabilität, wachsendem Eigenkapital und Dividenden zwischen 3% bis 5% mehr als 100 Mio. Yen / p.a. bzw. EUR 1,0 Mio. p.a. verdient.

    Antworten
    • MFK
      MFK sagte:

      @zirp das finde ich eine bemerkenswerte Tatsache. Auch in anderen Branchen scheinen japanische Manager bedeutend weniger zu verdienen als amerikanische und deutsche, die das amerikanische System imitiert haben. Gibt es dafür eine Quelle?

      Antworten
  6. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Warum wir in der Situation sind, in der wir sind, ist die eine Frage, die wir schon oft diskutiert haben.

    Für die „Lösungen“ auf der monetären Ebene – „Lösungen“, weil es Lösungen m. A. n. letztlich nur auf der realen Ebene gibt – muss ein Minimum an AKZEPTANZ in der Bevölkerung vorhanden sein.

    Massenhafte de facto-Enteignungen, um das System zu erhalten, sind nicht realisierbar. So etwas ist nur in oder nach Kriegen durchsetzbar.

    Weil die Not groß ist, wird vieles angedacht, aber realistisch ist vieles eben auch nicht.

    Meine Meinung:

    Die technisch wohl einfachste „Lösung“ und zugleich diejenige, die wohl am ehesten von der Bevölkerung akzeptiert würde, ist die „Umstellung“ auf Helikoptergeld.

    Zuerst würde man auf mehr oder weniger offene, dann auf schamlos offene monetäre Staatsfinanzierung umstellen. Es wäre eine elegante „Lösung“, die Umverteilungsmaschine in Gang zu halten, ohne mit zunehmenden Steuern und Abgaben die Bevölkerung zu provozieren. Wenn schon im grundsoliden Ländle deutsche Gelbwesten unterwegs sind, müssen sich Parteien und Regierung ernsthafte Gedanken zur „Lage der Nation“ machen. Der Druck, mehr umzuverteilen wird jedenfalls steigen angesichts der demografischen Entwicklung. Keine Partei kann ihm entkommen. Daher rechne ich nach anfänglichen Scharmützeln mit einem übergreifenden Parteienkonsens. Das unabhängig davon, inwieweit die Überschuldung das System unterminiert.

    Direktüberweisungen von der Zentralbank in Form von Bürgergeld würden zumindest anfangs für Irritationen sorgen und zu Reaktionen, die nicht einschätzbar sind. Ich gehe von höheren Sparraten aus. Mit der Zeit, wenn sich die Leute daran gewöhnt haben, kann das anders sein.

    Wenn man nicht unser gesamten Steuer- und Abgabensystem über den Haufen werfen will, ist Helikoptergeld die ideale „Finanzierungslösung“ für die Einführung des BGE.

    Insofern:

    Der gesamte Komplex „MMT (theoretische Begründung), Fiskalpolitik (Nachfragestimulierung), BGE (Akzeptanzgewinnung) ist überhaupt nicht zu unterschätzen und wird m. A. n. mehr und mehr die öffentliche Debatte beherrschen.

    Diskriminierung von Bargeld:

    Das halte ich für eine völlig abwegige Idee, die nur in den Gehirnen von lebensfremden Theoretikern entstehen kann. Einen „Umrechnungskurs“ einzuführen oder die Banknoten mit „gültig bis x.y.“ zu bedrucken, ist abgesehen vom Verfahrensaufwand realistischerweise absurd. Wenn 90% des ausgegebenen Bargelds nicht als Zahlungsmittel eingesetzt, sondern gehortet werden, kann man damit gleich mal den Aufstand proben.

    Abschaffung von Bargeld als VORAUSSETZUNG zur Belastung von Bankguthaben mit negativen Zinsen (finanzielle Repression):

    Das wäre der elegantere Weg, mehr Nachfrage zu erzwingen. Und es wäre zumindest ein teilweise erfolgreicher. Es könnte aber auch sein, dass viele Leute dann weniger Einkommen erzielen wollen. Wie auch immer:

    Das ist nicht machbar mit überwiegend älteren, immer länger lebenden Menschen.

    Langfristig wird Bargeld jedoch seine Existenzgrundlage verlieren, weil Menschen, die irgendwann NUR noch mit dem Handy bezahlen, Bargeld nicht vermissen werden – als Zahlungsmittel. Wie es dann allerdings um die Hortungsmentalität bestellt ist, muss offen bleiben.

    Fazit:

    Es muss sich etwas tun, um das System zu erhalten.

    Es wird sich auch etwas tun, weil das Interesse daran zwar nicht mehr umfassend, aber bis auf weiteres noch mehrheitlich ist.

    Meinem Credo entsprechend wird die oben präferierte Option gewählt werden, weil sie am einfachsten durchzusetzen bzw. dafür am meisten Akzeptanz zu erwarten ist.

    Antworten
  7. Jens Keller
    Jens Keller sagte:

    Die Analyse des IWF ist wirklich total sinnfrei. Es wird so getan als würde der private Sektor Bargeld bunkern und es nicht ausgeben wollen und das wird allen Ernstes als Begründung für eine Bargeldsteuer genannt. Also gewissermassen „hebe 100 ab und erhalte 94 an der Kasse“. Und genau das soll dann gerade nicht dazu führen, dass Kontoinhaber zum Bankrun übergehen und die Privatbanken damit in die Insolvenz treiben. Himmel. Selbst in den Zentralbanken scheint niemand zu wissen, wie eine Bank funktioniert und was Geld eigentlich ist. Von der Politik, den Hochschulen und dem Publikum ganz zu schweigen.

    Antworten
  8. Johannes
    Johannes sagte:

    M.E. würde eine Umsetzung der Pläne zu einer beschleunigten politischen Verschiebung in Deutschland und Europa führen. Die Folgen einer “Bargeldsteuer” ließen sich weder per Framing noch Nuding noch mit sonst irgend etwas verhüllen. Denn: es ginge noch stärker und v.a. sichtbarer und unmittelbar spürbarer als bislang an den Geldbeutel. Man male sich einmal aus, auf den Etiketten stünde: Produkt XY: Preis per EC-Karte = 100 Euro; Barpreis = 105 Euro. Das begreift jeder. Und daraus ließe sich trefflich politisches Kapital schlagen.

    Eher kommen die Helikopter: da würden sich die allermeisten freuen: Jedenfalls die, die nicht die Zusammenhänge und potentiellen Folgen kennen.

    Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Johannes

        Der Beitrag, den Sie verlinkt haben, geht m. A. n. am Thema vorbei, mindestens soweit es K. Rogoff betrifft und ich ihn verstehe:

        Mit Negativzinsen meint Rogoff, den positiven Kontenstand bei den GESCHÄFTSBANKEN mit 6% dafür zu „bestrafen“, dass das Geld „rumliegt“ und nicht für Nachfrage verwendet wird. Das werden diese Banken nicht von selbst tun mit einer „Verkürzung“ um z. B. 6% pro Jahr und ich sehe auch nicht, wie die Notenbanken direkt auf diese Konten zugreifen könnten. Denn es geht NUR um Geschäftsbeziehungen von Geschäftsbanken und dem privaten Sektor. Der deutsche Staat unterhält seine Konten soweit ich weiß bei der Bundesbank. Wenn auch so in der Schweiz, wäre die SNB völlig aus dem Spiel.

        Das Konzept von Rogoff kann m. A. n. nur durch die BESTEUERUNG der Kontenbestände erfolgen.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        Marc Meyer ist ein geldpolitischer Geisterfahrer, der die SNB/Harvard & Co als Feindbild auserkoren hat, weil deren Geldpolitik im Widerspruch zu seiner Dissertation steht, in der er vermeintliche revolutionäre neue Wahrheiten entdeckt haben will, die aber letztlich auch nur aufgewärmte Erkenntnisse von vor über 100 Jahren sind. Seit dem vermischt Meyer wegen persönlicher Kränkung immer wieder viel Richtiges mit manch Falschem. Das gilt auch dieses Mal wieder für seine Zinskritik. Recht hat er allerdings, dass es um die Zinsen für die Passivseite der Bilanz geht und nicht um den Leitzins/Hauptrefinanzierungssatz, sondern eben um die Einlagefazilität.

        Zu Ihrer Kritik: Ja, es geht um die Durchsetzungsfähigkeit bei den Geschäftsbanken. Insofern stimme ich Ihnen zu.

        Aber: Dahinter verbirgt sich der Transmissionsmechanismus von der EZB über die Geschäftsbanken bis hin zu den Kunden; also uns. Der Weg sieht wie folgt aus: Die Einlagefazilität (Guthaben der Geschäftsbanken bei der Zentralbank) wird auf -6 Prozent festgelegt. Damit steigen die Kosten für die Geschäftsbanken, die über Guthaben verfügen; also insbesondere die Geschäftsbanken des Nordens. Die Geschäftsbanken haben nun ein Interesse, dass die Kunden ihr Geld zu einer anderen Bank transferieren. Das kann man z. B. über einen Negativzins auf Giralgeld erreichen. Zudem wird der Interbankenmarkt wieder etwas interessanter, um die Kosten zu reduzieren.

        Allerdings halte ich ein solches Vorgehen für völlig abstrus und zerstörerisch für ein Geldsystem, da es in der Tat nur mit der Abschaffung von Bargeld einhergehen kann (die theoretischen Spielereien des IWF-Blog aus Bargeld eine Parallelwährung zu machen ist noch abstruser und verwirrender für den Normalbürger).

        Bargeld ist und bleibt geprägte/gedruckte Freiheit. Dessen Abschaffung wäre ein totalitärer Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung und würde vom Verfassungsgericht sofort gekippt werden, sofern dieses Gericht unabhängig bleiben sollte. Zudem ist dem einfachen Bürger ist so etwas nicht vermittelbar, da er nicht versteht, dass eine leichte Inflation die gleiche Wirkung hat.

        Zu den weiteren Fehlschlüssen von Meyer nur dieser kleine Hinweis zur angeblichen „Kapitalentnahme“. Das ist natürlich Kokolores, da durch die Negativzinsen die Gewinne der Zentralbank steigen, die postwendend wieder an den Staat/Aktionäre/Kantone ausgeschüttet werden.

        LG Michael Stöcker

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        Hätte nicht geglaubt, dass wir uns noch mal einig werden können.

        Bei diesem Thema ist es so – ich sehe es so wie Sie.

        Schon klar, dass die Zentralbanken den Geschäftsbanken „diktieren“ können.

        Aber ich glaube so wenig wie Sie, dass der Mechanismus von den Zentralbanken ausgehen kann. Die Banken quietschen schon jetzt.

        Der funktional „saubere“ Weg kann m. A. n. nur über eine Besteuerung der Guthabenbeträge auf den Bankkonten gehen. Wenn so, sind die Geschäftsbanken nur Handlanger des Staats und die Verantwortung läge außerdem dort, wo sie auch hingehörte – beim Staat bzw. der Politik. Dies trotz der zugegebenermaßen nicht bestreitbaren Tatsache, dass die damit verbundene Inflationierungsabsicht lt. Satzung der Zentralbank und nicht dem Staat zusteht. Aber – 6% kann den Bürgern gegenüber nur der Staat verantworten.

        Auch d’accord zur Bargeldabschaffung.

        Zum Bundesverfassungsgericht allerdings eine differenziertere Sicht:

        Schon richtig, dass das BVerfG eine Bargeldabschaffung sofort kippen würde.

        Aber auf das käme es nur noch BEDINGT an, wenn die Bargeldabschaffung ein EU-Projekt wäre und vor dem EuGH in Luxemburg landen würde.

        Sie erinnern sich daran, wie ich mit Henry Kaspar am Herdentrieb gestritten habe, der mit gerechtfertigter Sicht auf die FUNKTIONALITÄT der EZB die Richter in Karlsruhe als „Hanseln“ bezeichnet hatte, als wir über die Anhörungen in Karlsruhe anlässlich der Verhandlungen zur Rechtmäßigkeit des ESM-Vertrags diskutierten.

        Solange das Grundgesetz GILT – und es gilt, weil es nicht abgeschafft wurde –, solange sind sie keine Hanseln, sondern haben nach dem Grundgesetz und nicht nach den EU-Verträgen zu urteilen.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        Ja, ich erinnere mich an die Diskussion sehr gut. Der Punkt von Kaspar war aber ein ganz anderer. Er sprach dem Verfassungsgericht schlichtweg die Beurteilungskompetenz ab; und das zu recht. Beim Thema Freiheit/informationelle Selbstbestimmung ist die Sache viel weniger komplex und somit viel einfacher einzuordnen hinsichtlich der Verfassungsmäßigkeit. Und das nicht nur für das BVerfG sondern eben auch für den EuGH, der zudem an die aktuelle Gesetzeslage gebunden ist: https://dejure.org/gesetze/AEUV/128.html . Zuvor müsste es also zuerst einmal zu einer Neuformulierung dieses Artikels kommen. Mir fehlt die Vorstellung, dass es dazu in den kommenden 20 bis 30 Jahren kommen könnte.

        LG Michael Stöcker

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        >Der Punkt von Kaspar war aber ein ganz anderer. Er sprach dem Verfassungsgericht schlichtweg die Beurteilungskompetenz ab; und das zu recht.>

        Ich will hier nicht mehr die alten Diskussionen führen, daher nur soviel dazu:

        Das bundesdeutsche Verfassungsgericht hat natürlich nicht die Kompetenz, die Funktionalität von Entscheidungen der EZB oder des ESM zu beurteilen. Dafür hat es Fachleute von allen Seiten herangezogen.

        Es hat aber sehr wohl die Kompetenz, anhand der Normen des GG darauf zu bestehen und zu URTEILEN, dass sie beachtet werden MÜSSEN, was immer auch gerechtfertigt ist mit Blick auf die Entscheidungen von EZB und ESM beispielsweise.

        Ich konnte H. Kaspar, der am HERDENTRIEB uns alle um Meilen überragt hat und von dem ich unendlich viel profitiert habe, letztlich davon überzeugen, dass das eine Position ist, die man vertreten kann – und zwar unangreifbar, weil das GG eben nicht abgeschafft worden ist. Übrigens: auch nicht durch die EU-Verträge abgeschafft wurde.

        Demnach kann der ESM nicht einfach die Risiken für den deutschen Haushalt erhöhen durch Vergabe von Krediten an wen auch immer, etwa Griechenland. Er bzw. die mitentscheidende deutsche Regierung muss die Zustimmung des Bundestags haben, weil dadurch der Staatshaushalt Deutschlands betroffen sein könnte durch Staatsinsolvenzen oder die Abschreibung von Krediten.

        Zu dem was die EZB darf, hat das BVerfG das EuGH angerufen und da hat man der EZB grünes Licht gegeben.

        Das BVerfG muss aber dessen Urteil mit Blick auf das GG bewerten.

  9. Unsere Arbeit dient dem Wohl der Menschen in Europa
    Unsere Arbeit dient dem Wohl der Menschen in Europa sagte:

    Die geringe Teuerung sowie Reallohnzuwächse in Europa sind nur das äußere Anzeichen des schleichenden wirtschaftlichen Niedergangs dort sowie daß die Einheitswährung Euro ein Fehler war und schleunigst wieder auseinanderdividiert gehört.

    Siehe die wirtschaftliche Entwicklung zeitgleich in Amerika und China während der vergangenen zwei Dekaden.

    Beispielsweise haben sich in China während der letzten 20 Jahre die Reallöhne ausgehend von einem niederen Niveau verzehnfacht.

    Insofern sind die Gelbwesten in Frankreich Ausdruck der Verarmung der Mittelschicht in Europa, weil wichtige Güter des täglichen Bedarfs international teuer werden, das eigene Einkommen oder Gehalt jedoch stagniert bzw. kaum wächst.

    Die kleine Schweiz wird von dem wirtschaftlichen Unsinn in Europa mit stranguliert.

    Antworten
    • Unser Auftrag besteht darin, den Menschen in Europa zu dienen, indem wir den Wert des Euro erhalten
      Unser Auftrag besteht darin, den Menschen in Europa zu dienen, indem wir den Wert des Euro erhalten sagte:

      Im Grunde ist die Einheitswährung Euro das klassische Beispiel dafür, daß man mit Finanzmanipulationen und Tricks keinen Wohlstand schaffen kann, denn dem wirtschaftlichen Boom beginnend mit den sinkenden Zinsen der Euro – Konvergenzphantasie seit 1995 bis 2007 stehen nun eine gleich lange Frist des wirtschaftlichen Niedergangs und der Probleme gegenüber, die sich wie im Artikel beschrieben fortsetzen wird und wo um den status quo zu erhalten Maßnahmen angedacht werden, die es in der gesamten Menschheitsgeschichte noch nicht gegeben hat.

      Antworten
    • troodon
      troodon sagte:

      @ Unsere
      “…daß die Einheitswährung Euro ein Fehler war und schleunigst wieder auseinanderdividiert gehört.”

      Ja, die Einführung des Euro mit den gewählten Teilnehmern war ein Fehler.

      Entscheidend ist aber, sich über die Folgen einer möglichen Auflösung genügend Gedanken zu machen bevor man so etwas fordert.
      Man kann davon ausgehen, dass eine neue deutsche Währung drastisch aufwerten würde. Der Export würde dramatisch einbrechen, hohe Arbeitslosigkeit wäre die Folge. Es sei denn die Löhne in der Exportbranche würden real massiv gesenkt. Wollen Sie das ?

      Es wäre ein gewagtes Experiment mit ungewissen Ausgang, denn die angestrebten positiven Effekte würden sich erst langfristig zeigen können… Wer möchte dafür verantwortlich sein ? Die von Ihnen gewünschte neue,junge Generation von Politikern und Zentralbänkern ?

      Sinnvoller wäre es m.E. die deutsche Wirtschaft deutlich weniger Exportabhängig zu machen. Aber nicht indem man die Exportindustrie vernichtet, sondern durch Investitionen und Steuersenkungen bis in den mittleren/höheren Einkommensbereich. Hinzukommen müssten Förderung für eine Ansiedlung von Technologieunternehmen in den schwächelnden Regionen der Eurozone u.v.m. Das alles würde nur langsam wirken, wäre mir aber lieber als eine möglicherweise unkontrollierbare Entwicklung durch Auflösung der Eurozone.

      Als den heiligen Gral sehe ich jedenfalls die komplette Auflösung der Eurozone definitiv nicht.

      Antworten
      • Unser Auftrag besteht darin, den Menschen in Europa zu dienen, indem wir den Wert des Euro erhalten
        Unser Auftrag besteht darin, den Menschen in Europa zu dienen, indem wir den Wert des Euro erhalten sagte:

        Das ist eben der Preis, den Europa für eine gewisse Zeit bezahlen muß, um wieder die wirtschaftlichen Wachstumskräfte zu entfesseln und mit dem Unsinn der Vergangenheit abzuschließen.

        Die verlorene junge Generation in Südeuropa, in der besten Zeit ihres Leben beschäftigungslos und einkommensarm, blenden Sie bei Ihrer eindimensionalen Betrachtung geflissentlich aus?

        Haben diese kein Recht auf eine bessere Zukunft?

        Vom halbtoten Bankensystem in Europa ganz zu schweigen!

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ troodon

        Wenn man sicher sein könnte, dass der ungewisse Ausgang der Auflösung der Eurozone von den Bevölkerungen einigermaßen zivilisiert mitgetragen würde, wäre ich auf der Seite derer, die den Fehler der Euro-Einführung sofort radikal korrigieren wollen.

        Man kann leider nicht sicher sein, zumal der Ausgang einer Instant-Auflösung mehr als ungewiss ist.

        Ich bin daher auf Ihrer Seite, befürchte allerdings, dass die Auflösung letztlich nicht zu vermeiden ist, weil sie politisch von maßlos enttäuschten Bevölkerungen billigend in Kauf genommen werden wird.

        >Hinzukommen müssten Förderung für eine Ansiedlung von Technologieunternehmen in den schwächelnden Regionen der Eurozone u.v.m. Das alles würde nur langsam wirken, …>

        Wenn überhaupt, weil sich in den schwächelnden Regionen keine Technologieunternehmen ansiedeln lassen:

        Aller Erfahrung nach wird das Geld letztlich für nicht nachhaltig gebrauchte Infrastrukturprojekte oder Beschäftigungsinitiativen verblasen.

        Interessante Grundsatzdiskussion bei uns mit Blick auf die Ostförderung/ländliche Räume:

        Hier die Diskussion von 2004:

        https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/ost-foerderung-aufbau-ost-nicht-gescheitert-1160821.html

        Und hier zur Diskussion von 2019:

        https://www.freiepresse.de/nachrichten/wirtschaft/wirtschaft-regional/forscher-ost-hilfen-fuer-laendlichen-raum-wirkungslos-artikel10460276

        Selbst nach 15 Jahren große Ernüchterung …

      • troodon
        troodon sagte:

        “Die verlorene junge Generation in Südeuropa, in der besten Zeit ihres Leben beschäftigungslos und einkommensarm, blenden Sie bei Ihrer eindimensionalen Betrachtung geflissentlich aus?”

        Selbstverständlich blende ich das NICHT aus. Ich bezweifle nur, dass die Auflösung der Euro Zone der geeignet Weg ist das Problem zu beseitigen, welches auch ich ganz klar als ein sehr wichtiges Thema erachte.

        Aber was macht bzw. hat denn Italien in den letzten Jahren selbst für seine junge Generation gemacht ?
        Warum nutzt denn Italien nicht das nicht unbeträchtliche Privatvermögen der Haushalte, um die Staatsverschuldung langsam abzubauen und mehr für die Jugend durch erhöhte Investitionen in Bildung und Unternehmensgründungen/Unternehmensansiedlungen zu investieren ?

        Einfach zu hoffen, dass es mit eigener Währung schon von alleine besser wird, empfinde ich als blauäugig.
        “Das ist eben der Preis, den Europa für eine gewisse Zeit bezahlen muß,…” lässt sich einfach schreiben, wenn man den Umfang des Preises nicht abschätzen kann.

        Italien hat einen Leistungsbilanzüberschuss. Komplett konkurrenzunfähig ist die dortige Wirtschaft also schon jetzt nicht…

      • troodon
        troodon sagte:

        noch vergessen:
        “Vom halbtoten Bankensystem in Europa ganz zu schweigen!”

        Und wie würde sich Ihrer Meinung nach eine Euroauflösung auf das “halbtote” Bankensystem auswirken? Gerade in den Ländern mit Abwertungspotential, die eine hohe Jugendarbeitslosigkeit aufweisen ? Von “halbtot” zu “mausetot” ? Mit welchen Auswirkungen für die dortigen Sparer?

      • Rechenschaftspflicht gegenüber den Menschen in Europa
        Rechenschaftspflicht gegenüber den Menschen in Europa sagte:

        Es gäbe mit eigenen Währungen in Südeuropa wieder eine Teuerung und Zinsen, wie in jedem Schwachwährungsland.

        Und damit eine Zinsmarge, an denen die Banken dort verdienen können.

        Das Problem ist letztlich die für jeden Eurostaat falsche Währung.

        Ihre Argumentation zeigt, daß sie selbst diesen Zusammenhang nicht verstehen.

      • troodon
        troodon sagte:

        @ D.T.
        “Wenn man sicher sein könnte, dass der ungewisse Ausgang der Auflösung der Eurozone von den Bevölkerungen einigermaßen zivilisiert mitgetragen würde, wäre ich auf der Seite derer, die den Fehler der Euro-Einführung sofort radikal korrigieren wollen.”
        Wenn man sicher sein könnte, wäre ich bei Ihnen.

        “Wenn überhaupt, weil sich in den schwächelnden Regionen keine Technologieunternehmen ansiedeln lassen:”

        Auch in den schwächelnden Ländern gibt es Metropolregionen die Potential für Unternehmensansiedlungen haben. Es war von mir definitiv keine europäische Zonenrandförderung 2.0 in der Pampa/ in ländlichen Regionen gemeint. Das kann tatsächlich nicht/kaum funktionieren. Ihre Links sehe ich mir mal trotzdem an…

      • troodon
        troodon sagte:

        @ Rechenschaftpflicht
        “Und damit eine Zinsmarge, an denen die Banken dort verdienen können.”
        Es gibt auch jetzt Banken die ordentlich Geld verdienen. Aber klar, bei höheren Zinsen, ließe sich eine noch höhere Marge durchsetzen. Bei etlichen Banken, insbesondere bei den beiden dt. “Großbanken” sind aber vornehmlich die Kosten das große Problem.

        “Ihre Argumentation zeigt, daß sie selbst diesen Zusammenhang nicht verstehen.”
        Sie dürfen mir unterstellen, was Sie möchten.

        Angemessener hätte ich es gefunden, Sie hätten die Fragen beantwortet, denn dann hätte man sehen können, ob Sie die möglichen Folgen Ihrer Forderung einigermaßen abschätzen können, die nun einmal zuerst eintreffen. Aber das möchten Sie offensichtlich nicht…

      • Jacques
        Jacques sagte:

        @troodon:
        Warum neue deutsche Währung? Wenn GR, FR und IT austreten bleiben immernoch einige Länder im Euro übrig. Wrs werden dann noch Spanien und Portugal den Exit nehmen. Aber den Euro gäbe es noch und er würde sicherlich aufwerten. Die Aufwertung kann allerdings natürlich auch von der Zentralbank moderiert werden (auch im Falle einer deutschen Währung). Entsprechend müssten wir uns dahingehend nicht solche Sorgen machen um eine 40% Aufwertung über Nacht. Die Schweiz hat die Aufwertung genauso überlebt. Ein totes Pferd kann man eben nicht weiterreiten und entsprechend sollte man es auch nicht versuchen.
        Insofern wäre die Aufwertung maßvoll und ihre Effekte begrenzt. Ein viel größeres Problem haben wir bei einem Exit eher im Bankensektor. Das würde sicherlich für eine ordentliche Rezession reichen.

      • troodon
        troodon sagte:

        @ Jacques
        “Warum neue deutsche Währung?”

        Ich bezog mich auf die Äußerungen von
        @Unsere Arbeit: “…die Einheitswährung Euro ein Fehler war und schleunigst wieder auseinanderdividiert gehört.”

        Er sprach nicht vom Austritt einzelner Länder.

        Dass Frankreich austritt und D mit Benelux etc. den Euro weiter behält, erachte ich für (nahezu) ausgeschlossen.

        Es wäre bei Einführung des € definitiv besser gewesen zunächst mit einer geringeren Anzahl von Ländern zu starten, aber dass wollte/konnte man offensichtlich nicht. Nun geht es um die Frage Abwicklung oder weiter durchwursteln… Beides bietet keine tollen Aussichten.
        Ich plädiere aktuell für “durchwursteln” zzgl. zumindest daran zu arbeiten, mittelfristig die Möglichkeit für einzelne Länder zu schaffen, den Euro zeitweise zu verlassen. Allerdings habe ich keinen Plan, wie das dann konkret aussehen könnte. Da dürfen sich die hochbezahlten Experten Gedanken darüber machen…

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @troodon

        “Und wie würde sich .. eine Euroauflösung auf das „halbtote“ Bankensystem auswirken?..? Mit welchen Auswirkungen für die dortigen Sparer?”

        Mich erinnert diese Argumentation an die unschönen Bilder, die Frau Angela 2015 zu vermeiden versuchte. Anstelle angemessener Gewalt zur Abwehr von ungeeignenten Zuwanderern bewarf man das Problem mit Propaganda und Teddybären um bis heute unschöne Opfer in vielen Städten der Republik zu ernten.

        Die Ausweglosigkeit für Griechenland war schon 2009 offenbar und man hätte mit angemesser Gewalt die Gläubiger zu Kassen bitten können und Rechtsstaatlichkeit bewiesen. Man entschied sich anders und hat 2019 anstelle von einem Sanierungsfall eine Pleite EU am Beginn des Weltwirtschaftsabschwunges.

        Die Risikophobie kleinbürgerlicher Demokraten verschont weder vor Risiken noch bietet sie Lösungen.

        Am meisten wundert mich, dass man im Allgemeinen glaubt damit durch zu kommen.

      • troodon
        troodon sagte:

        @ Alexander
        “Die Ausweglosigkeit für Griechenland war schon 2009 offenbar und man hätte mit angemesser Gewalt die Gläubiger zu Kassen bitten können und Rechtsstaatlichkeit bewiesen.”
        Da bin ich doch bei Ihnen. Griechenland hätte man mit mehr Härte für die Gläubiger lösen sollen.

        Nur jetzt ging es um Auflösung der Eurozone, wie es @ “Unsere…” fordert. Und da darf man schon einmal den fragen, der das vorschlägt, welche Auswirkungen dies haben könnte. Und das habe ich mit
        “„Und wie würde sich .. eine Euroauflösung auf das „halbtote“ Bankensystem auswirken?..? Mit welchen Auswirkungen für die dortigen Sparer?“

        Wenn man dann über die Folgen diskutiert, kann man ja zu der Auffassung gelangen, das ist machbar und sollte rsikiert werden. Aber einfach zu schreiben “…Das ist eben der Preis, den Europa für eine gewisse Zeit bezahlen muß,” ohne sich über die Höhe des Preises Gedanken zu machen, ist mir dann doch zu einfach.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @troodon

        Richtig.

        Über die Kosten muss man sich klar werden, erklärt man die Überlegung schon zum tabu, steigt der Preis auf sein Maximum – weil die Preisverhandlung entfällt.

        Die Radikalität der Forderung (fordern kann man viel) von @Unsere weist die Richtung innerhalb der Gesellschaften – auch in Sachen Zuwanderung.

        Wenn die Toleranz erst einmal weit genug abgeschliffen ist, kommen die harten Ansagen und an Ausführung wird es nicht scheitern. Vielleicht brauchen wir das; ich glaube die Zeit des herumnuddelns geht zu Ende…

    • MFK
      MFK sagte:

      Sollte es eigentlich. Man muss das ganze deshalb in den richtigen Kontext setzen. Man behauptet z.B., wir brauchen das Geld für Umweltschutz oder man gewährt ein Bürgergeld (Italien hat ein entsprechendes Gesetz bereits verabschiedet).

      Antworten
  10. Alexander
    Alexander sagte:

    >Negativzinsen würden das kapitalistische Wirtschaftssystem, in dem Zinsen eine wichtige Rolle spielten, komplett ad absurdum führen<
    – bto: Das ist es allerdings schon lange. dann haben das die großen Ökonomen in den Zentralbankgremien schon vor Jahrzehnten akzeptiert.
    Trotz dieses Wissens keine geräuschlose Veränderung herbeizuführen, wie es in allen übrigen Politikfeldern (Öko, Gender, Europa, Energie, Wehrpflicht, Bildung, Zuwanderung) so trefflich gelingt, lässt mich annehmen, dass der Weg gewollt ist.

    Wenn Politik die Privatwirtschaft durch real negative Zinsen ZWINGT ihre Substanz zu konsumieren, will man die Staatswirtschaft/Planwirtschaft/Etatwirtschaft als langfristiges Ziel. Die Akzeptanz wurde über Jahrzehnte durch zahllose Autoren, Unterrichtsstunden, Hollywoodfilme oder Theaterstücke hergestellt.

    Die tatsächliche Abhängigkeit privater Wirtschaft von staatliche Konjunkturimpulsen, zur Vermeidung von Rezession, Arbeitslosigkeit, Depression, Regierungskrisen & Krieg macht das glauben, obwohl nur Private durch Angst vor Eigentumsverlust – Fehlinvestitionen vermeiden helfen.

    Wer heute mit Wohlstandssicherung argumentiert vergisst, dass die Grundlage unserer erfolgreichen kluturellen Entwicklung die Einführung des Privateigentums war und staatliche Insitutionen (Adel, Kirche) Entwicklung & Innovation über Jahrhunderte verhinderten – des Machterhaltes wegen.

    Erfolgreichen Machterhalt sehen wir täglich..

    Antworten
  11. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    Wenn schon so unorthodoxe Enteignungsmaßnahmen nötig sind, um das System zu retten, dann werden die Zentralbänker und Politiker das eher über Inflation als über eine Bargeld-Steuer realisieren.

    Wer an der Straßenecke mit dem Helikopter frisch gedruckte Geldscheine abwirft ist schließlich viel beliebter als derjenige, der die Einführung einer Bargeldsteuer zu verantworten hat – auch wenn der Effekt auf die realen Vermögen fast der selbe ist.

    Antworten
    • Christoph Naujoks
      Christoph Naujoks sagte:

      Hallo Herr Ott

      Was die Entwertung angeht, haben stimme ich Ihnen weitestgehend zu.

      Doch was passiert, wenn Nationalstaaten Kryptowährungen (E-Geld) ausgeben sollten? Ich habe es letztes Jahr auf einer Krypto-Veranstaltung in den Schweizer Bergen erlebt, wie die Teilnehmer sich daran ergötzt haben, dass jede Transaktion nachvollziehbar (auf der öffentlich einsehbaren Blockchain) ist. Für immer.

      Mir ist es ob dieser Orwellschen` Phantasie kalt …. die vollkommene Kontrolle…inkl. Sperrung von Konten von unliebsamen hm, sagen wir….Subjekten. Scary idea.

      Zudem würden wir Bürger wohl Zugang zu der einzigen Möglichkeit verwehrt bekommen, Zentralbankgeld zu halten, wie wir es heute können.

      Hoffen wir das Beste, darauf vertrauen sollte man nicht.

      Herzliche Grüße

      Christoph Naujoks

      Antworten
    • sensortimecom
      sensortimecom sagte:

      Merke: Der Helikopter wirft nur für die Leute ab, die durch den Konjunkturabschwung Geld an der Börse verlieren. Die Enteignung aber soll diejenigen treffen, die unverschämter Weise nichts mehr zu verlieren haben (Matthäus-Prinzip)…

      Antworten

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