“Die Illusion der Euro-Rettung”

Dieser Kommentar von mir erschien bei t-online.de:

Viel ist dieser Tage von der Rettung Europas und des Euros die Rede. Deutschland brauchte endlich eine handlungsfähige Regierung, um auf die Vorschläge aus Frankreich reagieren zu können. Implizit sind dabei zwei Annahmen:

  1. dass die Vorschläge des französischen Präsidenten geeignet sind, die Eurozone und die EU zu sanieren.
  2. dass es in unserem Interesse ist, genau diese Vorschläge auch umzusetzen.

Beides ist falsch.

Macron will mehr Schulden

Im Kern möchte der französische Präsident die Krise, die durch zu viel billiges Geld und zu viele Schulden verursacht wurde, mit noch mehr Schulden bekämpfen. Ein Eurofinanzminister soll finanzielle Mittel europaweit verteilen, gespeist aus eigenen Steuereinnahmen und – besonders wichtig – eigener Verschuldungsmöglichkeit. Dahinter liegt die Idee, dass nur so eine gleichmäßige Entwicklung in der Eurozone erzielt werden kann. In die gleiche Richtung zielen die Vollendung der Bankenunion (die ökonomisch auf eine Sozialisierung der faulen Privatschulden hinausläuft, Stichwort: italienische Banken!) und Überlegungen für eine eurozonenweite Arbeitslosenversicherung.

Damit wäre die Eurozone auch offiziell eine Transferunion. Dass sie es dank der Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) ohnehin schon ist, habe ich letzte Woche erläutert.

Umverteilung verhindert keine Krisen

Diese Maßnahmen hätten die letzte Krise nicht verhindert. Sie wurde durch eine übermäßige Kreditvergabe durch Banken verursacht, angereizt durch viel zu tiefe Zinsen. Die Folge war ein sich selbstverstärkender Boom: Der Privatsektor fragte die von den Banken angebotenen Mittel bereitwillig nach, vor allem, um Immobilien zu kaufen. Das führte zu einem Bau- und Wirtschaftsaufschwung, wodurch Löhne und Importe erheblich stiegen. Mit dem Ausbruch der Finanzkrise wurde jedoch deutlich, dass ein guter Teil der Kredite unproduktiv verwendet worden war und es kam es zur Eurokrise. Die Wirtschaft stürzte in eine tiefe Rezession und das Bankensystem der Eurozone wurde insolvent.

Keine der Maßnahmen, die EU-Kommission und französische Regierung vorschlagen, würde eine Wiederholung dieser Entwicklung verhindern. Immer noch ist es in unserem Wirtschafts- und Finanzsystem möglich, dass Banken prozyklisch Fehlinvestitionen finanzieren können, dank ihres Privilegs faktisch unbegrenzt Geld zu schaffen.

Gemeinsames Budget bringt wenig

Auch zur Stabilisierung der Wirtschaft in einer Krise wären die Maßnahmen wenig geeignet. Selbst in den USA, wo der Anteil der Umverteilung zwischen den Bundesstaaten deutlich über dem Niveau zwischen den Mitgliedsländern der Eurozone liegt, tragen fiskalische Transfers nur wenig dazu bei, Schocks auf Ebene der Bundesstaaten aufzufangen. So rechnet der IWF vor, dass in den USA bis zu 80 Prozent eines lokalen Schocks über Umverteilung aufgefangen werden. Mit anderen Worten: Bei einem Einbruch des BIP um ein Prozent geht der Konsum nur um 0,2 Prozent zurück. Dieser Risikopuffer ist aber vor allem die Folge privater Kapitalflüsse. Der Staat hat nur einen Anteil von 15 Prozent. Bei uns in Deutschland liegt der Anteil staatlichen Ausgleichs im regionalen Krisenfall gar noch unter dem Niveau in den USA.

In der Eurozone werden nach dieser Studie weniger als 40 Prozent eines lokalen Schocks über Umverteilung aufgefangen, was natürlich innerhalb einer Währungsunion unbefriedigend ist. Dies liegt aber weniger an dem geringen Grad staatlicher „Solidarität“, sondern am Fehlen der privaten Kapitalströme. Selbst wenn wir den Grad der staatlichen Umverteilung auf das US-Niveau verdreifachen, ändert sich an dieser Lage nichts.

Mehr fiskalische Solidarität innerhalb der Eurozone ist nicht nur sinnlos, weil ohne entscheidende Wirkung mit Blick auf das eigentliche Problem, sondern verbraucht erhebliches politisches Kapital. Am Ende stärkt ein solcher Umverteilungsmechanismus nur die antieuropäischen Kräfte und legt die Basis für ein Katalonien in ganz Europa.

Europäische Einlagensicherung – wozu?

An dieser Stelle kommt die Forderung nach einer europäischen Einlagensicherung ins Spiel, denn nur so ließe sich ein krisenverstärkender „eigendynamischer Prozess“ verhindern. Die Banken sind immer noch die größten Gläubiger der (eigenen) Staaten und müssten deshalb theoretisch vom bankrotten Staat gerettet werden. Kommt es aus anderen Gründen zu einer Schieflage, sind die Staaten für die Einlagensicherung ihrer Bankensysteme und für die Finanzierung der Abwicklung einzelner Institute zuständig. So ziehen sich Banken und Staaten gegenseitig in die Krise und die Volkswirtschaft gleich mit.

Hier nun soll eine europäische Einlagensicherung einspringen. Kommt es also zu einer Bankenkrise in Italien, sollen die europäischen Sparer solidarisch an den Kosten beteiligt werden.

Interessant an diesen Überlegungen ist, dass die Einlagensicherung in der EU auf 100.000 Euro beschränkt ist. In den bisherigen Fällen blieben diese Beträge immer geschützt, auch ohne europäische Solidarität. Für die kleinen Sparer braucht man die europäische Einlagensicherung also nicht. Die realen Probleme liegen bei den über diesen Betrag hinausgehenden Forderungen. Hier sind Verluste beim Abbau der Überschuldung unvermeidbar, doch sollten diese nach den Regeln der Bankenabwicklung verteilt werden und nicht über europäische Solidarität.

Erst sanieren, dann reformieren 

Die Vorschläge zur Sanierung der Eurozone sind wirkungslos. In der heutigen Situation kann man mit mehr Umverteilung die gigantischen Probleme nicht mehr lösen.

Eine funktionierende Währungsunion setzt private Kapitalströme voraus, die in guten wie in schlechten Zeiten funktionieren. Voraussetzung für diese Kapitalströme sind klare Regeln, die für alle gelten. In den USA ist das unter anderem die eiserne Regel, dass der Bund nicht für die finanziellen Schieflagen der einzelnen Staaten eintritt. Bei uns in Europa überwiegt die Angst vor den politischen Konsequenzen gepaart mit der gerne verdrängten Tatsache, dass wir nun mal keinen europäischen Bundesstaat haben, sondern eine Gemeinschaft souveräner Staaten, die in Zukunft eher mehr als weniger auf ihre Souveränität achten werden.

Wer die Eurozone retten möchte, kommt um einen geordneten Schuldenschnitt und eine Neuordnung nicht herum. Erst danach können und sollten Reformen, die zu mehr Eigenverantwortlichkeit von Schuldnern und Gläubigern führen, umgesetzt werden. Alles andere erzeugt die Illusion der Rettung oder kauft schlicht Zeit.

Nur die EZB hält die Währungsunion am Laufen, womit auch die Frage nach dem Ende der aggressiven Geldpolitik beantwortet ist: erst nach einem solchen Schritt oder niemals. Ich selbst tippe auf eine Flut noch aggressiverer Maßnahmen, sobald die konjunkturelle Zwischenerholung vorbei ist.

→ t-online.de: “Die Illusion der Euro-Rettung”, 20. Dezember 2017

Kommentare (39) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Gast
    Gast sagte:

    Steile These, verehrter Bakwahn und Gruß von den Gestaden der Schwinge.
    Entspricht dies nicht so etwa dem, was Dr. Stelter mit “Eiszeit” meint, nur noch einen Tick schärfer? In der Tat kann die EZB versuchen, alles mit frisch gedrucktem Geld zuzuschütten; daß es lange funktioniert, ohne daß es zu einer gravierenden Inflation kommt, beweist die BoJ immer wieder aufs Neue. Und “Unruhen” wird es auch nicht geben- klaglos hat das Volk die Zumutung aggressiver Wilder geschluckt, die aus ideologischen Gründen in Millionenhöhe hereingebeten wurden, ohne die Rathäuser mitsamt Inhalt anzuzünden. Bis es ans Eingemachte geht, kann wirklich noch etliche Zeit vergehen. Ich denke eher, es sind die Zentrifugalkräfte aus der Peripherie, die immer stärker werden und Auflösung bewirken. Die Visegrads mit Österreich lassen sich gewiß nicht mehr schurigeln und selbst in Schland traue ich Bayern und Sachsen zu, daß sie nicht mehr jede Posse mitspielen und beliebig Geld ins Homeland NRW oder die Banditenhochburgen Bremen und Berlin überweisen. Bei den Wahlen in Bayern zeichnet sich schon einiges ab- vielleicht AfD-CSU-Koalition? Undenkbar ist das nicht. Wenn das passiert, können die roten Handaufhalterländer einpacken. Und Sezessionsbewegungen gibt es in Europa schon einige. In Zeiten der Not (und die werden kommen!) ist einem halt das Hemd näher als der Rock. Und wo steht denn geschrieben, daß die “kleindeutsche Lösung” Bismarcks bis ans Ende der Tage halten muß? Nicht nur ich bedauere, daß die Mauer um Berlin nicht mehr da ist und die Bekloppten raus können. Ich denke auch an die Jux-Umfrage der SVP in der Schweiz vor drei oder vier Jahren, ob man nicht neue Kantone zulassen solle- Von Norditalien bis Tirol und Vorarlberg sowie BaWü gewaltiges Echo! Alle hammse “hier” geschrien, das feurigeThema mußte von den Politschranzen und ihren “Qualitätsmedien” regelrecht ausgetrampelt werden.
    Es ist die Erosion der Rechtsordnung, die in der EU und da vor allem Schland weit fortgeschritten ist, so etwas ist ausschlaggebend und rächt sich immer. Und wer wollte bezweifeln, daß wir längst so eine Art merkelianischer Bananenrepublik geworden sind?

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  2. Klaus Samer
    Klaus Samer sagte:

    Nehmen wir einmal an die bester aller Börsenwelten, die Hausse ist inwzischen die 2 längste der Geschichte, endet irgendwann in den nächsten 2 Jahren plötzlich und unerwartet und die Kurse sacken um 50% Prozent durch. Parallel dazu tritt die Wirtschaft in Deutschland in eine Rezession, gabs noch nie ich weiß, und die an Deutschland hängende Bonität der Eurozone ist perdu weil Deutschland schwächelt. Da wüßte ich gerne wie das der Euro überleben soll.

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  3. SB
    SB sagte:

    “Führende” Ökonomen (u.a. Schnabel, Fuest, Fratzscher) haben sich der Sache angenommen und ein Manifest zur Rettung der Eurozone verfasst: „Wie Risikoteilung und Marktdisziplin in Einklang gebracht werden können: ein konstruktiver Vorschlag zur Reform des Euro-Raums”

    https://www.welt.de/wirtschaft/article172559118/Euro-Zone-Warum-Europa-am-besten-ohne-Politiker-funktioniert.html

    Um es kurz zu machen: Alter Wein im neuen Schlauch. Unrealistische Vorschläge, um “den alten Traum von einem wettbewerbsstarken, prosperierenden Europa mit einer starken Währung, die es mit dem Dollar aufnehmen kann”, doch noch einen Hoffnungsschimmer zu geben. Hoffnungslos! Die Interessen der Mitgliedsstaaten in Sachen “Solidarität” (= permanente Umverteilung wegen schlechten Wirtschaftens) sind einfach zu unterschiedlich.

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  4. Contumax
    Contumax sagte:

    Der Crash, auf dessen Ausbruch manche warten, hat bereits stattgefunden; das Einschlagszentrum befindet sich in Deutschland.
    Der den Crash auslösende große schwarze Vogel startete im Herbst 2015. Seitdem brennt die an das Sozialsystem gelegte Lunte. Zwischen Teilen der Bevölkerung hat sich ein Riß aufgetan, der zunehmend größer wird. Die deutsche Politik beweist täglich ihr Desinteresse an allem, was über Parteiinteressen hinausgeht. Das Recht auf freie Meinungsäußerung wird von einer staatlich geförderten Stiftung und den anonymen Zensoren zweier US-amerikanischer Unternehmen (die von hohen Strafzahlungen bedroht werden) infrage gestellt. Das EU-Parlament verfolgt eine Migrationspolitik, die alle von deutschen Spitzenpolitikern jüngst schriftlich und mündlich geäußerten Erfolgsmeldungen und Absichtserklärungen absurd erscheinen läßt.
    In semantischer Umkehrung eines bekannten Zitats aus dem James Bond-Film „Casino Royale“ stellt sich die Frage „Sehen wir so aus als brauchten wir einen Crash?“.

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  5. foxxly
    foxxly sagte:

    die zerstörungsursache ist das schuldgeldsystem. leider wird dies angesichts der präkären entwicklung nicht diskutiert. ist es doch das system der machthaber. eine institution (bank) druckt geld aus dem nichts und kassiert zinsen für das geld. das ist der systemfehler (gewollt). andererseits geht es m.m. nicht ohne zinsen, aber die banken dürften niemals profiteur sein, sondern sollten ausschließlich nur zahlstellen sein. ein unternehmer, der schulden macht, soll natürlich zins zahlen müssen, aber nicht an die bank, sondern an das volk!!!!
    regierungen/staat und öffentliche hand, sollten niemals mehr schulden machen dürfen, was sie nicht in 2 jahren vollständig zurückzahlen können. Eigentum muss breit gestreut sein und darf niemals stark kummulieren. jedes system, welches eine einseitige anhäufung von vermögen zulässt ist langfristig zum scheitern verurteilt. Eigentum und vermögen brauchen eine obergrenze!!

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  6. MFK
    MFK sagte:

    Die Verschuldung folgt, wenn sie stetig ist, aufgrund des Zinseszinseffekts einer Exponentialfunktion. Das tückische an Exponentialfunktionen ist, dass sie ihre -in diesem Fall- zerstörerische Wirkung spät und dann aber schnell entfalten.

    Jemand hat mal das Beispiel eines Fussballstadions genannt in das Wasser eingelassen wird, wobei sich die Anzahl der eingelassenen Wassertropfen jeweils verdoppelt. Wenn das Stadion um 12 Uhr voll ist und der am Anstoßkreis stehende ertrunken ist, so steht er um 5 Minuten vor 12 nur knöcheltief im Wasser.

    Dieser Effekt wird unterschätzt. Man schaue sich nur die Verschuldung USA wenn man eine exponentiell steigende Verschuldung sehen möchte. Wie schnell das Ende naht, hängt natürlich vom Zins ab (72er Regel). Aber selbst bei einem Zinssatz von 0,1% tritt die o.g. Wirkung ein. Wie lange die EZB die Zinsen noch derartig niedrig halten kann, werden wir sehen.

    Insofern sind das natürlich steile Thesen, die @Bankwahn hier aufstellt, nach dem Motto des Kölner Karnevals es hät immer noch jot jejange. Man braucht nur in die Geschichte zu schauen, um zu sehen, dass es am Ende eben nicht gut gegangen ist.

    Das ist alles nichts neues. Im Codex Hammurabi durften Zinseszinsen nur berechnet werden, wenn der fällige und nicht bezahlte Zins getrennt vom Kapital blieb. Justinian verbot Zinseszins, sobald die aufgelaufenen Zinsen die Höhe des Kapitals erreichten. Auch das BGB verbietet in § 289 Zinseszinsen.

    Insofern sind Dr. Stelters Mahnungen berechtigt. Dass sie von großen Teilen derzeit nicht ernst genommen werden, liegt an dem späten Eintritt der zerstörerischen Wirkung einer exponentiellen Verschuldung.

    PS Die captchas nerven.

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    • Thomas
      Thomas sagte:

      “Insofern sind Dr. Stelters Mahnungen berechtigt. Dass sie von großen Teilen derzeit nicht ernst genommen werden, liegt an dem späten Eintritt der zerstörerischen Wirkung einer exponentiellen Verschuldung.”

      Den gleichen Gedanken hatte ich gestern auch. Wachstums- und im Umkehrschluss Zerfallsprozesse sind nichtlinear. Am Anfang tut sich wenig und dann geht’s ruckzuck.

      Ich vermute daher auch, lange Zeit geht’s langsam runter (wenn nichts dazwischen kommt=schwarzer Schwan) und am Ende dann trotzdem ganz schnell und alle wundern sich.

      Insofern könnten beide Positionen Recht haben; nur halt zu unterschiedlichen Zeitpunkten/in unterschiedlichen Zeiträumen.

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      • Thomas
        Thomas sagte:

        Nachtrag:
        >und am Ende dann trotzdem ganz schnell und alle wundern sich.

        bzw. ein Teil kann feststellen: “Hab ich doch schon vor 8 Jahren gesagt / geschrieben”.

  7. Enka Latineg
    Enka Latineg sagte:

    Die Diskussion hier hat den roten Faden, dass der Euro bereits zu den morituri, also den Todgeweihten gehört. Das ist mir auch einsichtig angesichts des aktuellen Problemcocktails aus ungehemmter, ungesteuerter und unqualitativer Zuwanderung, ja sogar Anlockung von Leuten aus Gegenden der Welt, wo früher sogenannte Entwicklungshilfe als Selbsthilfe gegeben wurde, mit äusserst fragwürdigen Versprechen und angesichts des immer noch bestehenden Glaubens an technischer und wirtschaftlicher Überlegenheit der Europäischen Länder gegenüber weiten Teilen dieser Welt.

    Letzteres ist mittlerweile ein Trugschluss , denn “deutsche” Autos kommen oft nicht mehr aus Deutschland. Andere Technologien wurden verscherbelt (siehe Magnetschwebebahn) und werden von den Erwerbern fertig entwickelt. Der Wissensvorsprung wandert bereits ab.
    Ersteres wird den diesen Wissensvorsprung, oder was davon überhaupt noch existiert, weiter ausbremsen.

    Wenn nun der Euro als Synonym für Europa stehen soll, dann stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wo Diejenigen, welche die beschriebene Dramatik erkennen, noch ihr Heil suchen könnten. Natürlich ist das egoistisch. Für mich ist es immer noch weit weniger egoistisch, als das Einlullen und Lügen (J.C.Juncker: “Wenn es ernst wird muß man lügen”) von Politikern, die selbst bestimmt schon vorgesorgt haben und jegliche Verantwortung von sich weisen werden.
    Vielleich gibt es dazu Vorschläge bezogen auf Assetklassen und Gegenden dieser Welt.

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  8. foxxly
    foxxly sagte:

    Der Zenith des Euro und der EU sind längst überschritten. Der Zerfall hat begonnen. Der Zeitpunkt der größten Schmerzen ist aber noch nicht erreicht. Darum haben die machtschmarrotzer immer noch viele hebeln in der Hand das system noch zu verlängern. Heute kann niemand sagen, wie lang es noch dauert bis größere Zusammenbrüche einsetzen. Die Zeit ist offensichtlich noch nicht ganz reif für einen reset. Die Eliten haben noch nicht genug ausgebeutet. Das Volk hat noch viel Erspartes und deren Schmerzen sind noch stark steigerbar. Der Dollar ist immer noch Welthandelswährung. Die Dinge könnten sich aber rech schnell drehen

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  9. vielosoof
    vielosoof sagte:

    @ Bakwahn aus Buxtehude an der Este

    Wie Sie richtig sagen, der Crash ist schon längst da. Hyperinflation bei Aktien, Immobilien, Oldtimern, Kunstgegenständen, Antiquitäten, Fussballprofis… Wenn nur ein Teil der ca. 15.000.000.000.000, die irgendwelche Notenbanken seit 2008 in die sog. Märkte gekippt haben, in die Realwirtschaft gelangt, ist jene auch dort angekommen. In Wahrheit weiss aber keiner, wieviel aus dem o.g. Betrag durch gehebelte Derivate geworden ist. Und alle Blasen hatten gemeinsam, dass sie platzten.

    Den Ausgang und vor allem den Zeitpunkt vorher zu sagen, ist unmöglich und unseriös. Sicher ist, dass das Prinzip, wertlose Assets NICHT abzuschreiben, nicht gut gehen kann.

    Erst haben die Staaten die Banken gerettet, sprich saniert, dann die Notenbanken die Staaten und später Unternehmen und einzelne Banken. Da der wertlose toxische Müll irgendwann entsorgt werden muss, wird es wahrscheinlich einen globalen Schuldenschnitt geben, vielleicht unter Führung des IWF und der Weltbank, die eine neue Weltwährung zugrunde legen. Bis dahin bleiben die Zinsen bei 0%, und die Kaufprogramme “zur Ankurbelung der Wirtschaft” werden weiter gehen. Der Schuldenschnitt muss global erfolgen, denn ein Schuldenschnitt wird an den Märkten als Pleite gewertet. Denken Sie an die läppischen 37 Mrd.€ CDO´s, als es um GR ging! Sie waren das Problem, weshalb auch US-Finanzminister Geithner anreiste…

    Das System wird mE immer fragiler, und es genügt ein kleines hässliches Entlein, und die Panik ist da. Sapere aude!

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  10. Wolff Baer
    Wolff Baer sagte:

    Mein lieber (hoffentlich nicht “Schwarzer”) Schwan,

    da hat unser Doktor ja eine eine rege Diskussion angezettelt.

    Tatsache aber ist, daß die Schulden- und Transfer-Union, auch EU genannt, gar nicht funktionieren kann, denn sie wird unter falscher Makro-Ökonomie vorangetrieben.

    Eine inkompatible Gemeinschafts-Währung, vermutliche, nicht rückzahlbare Billionen-Schuldenbomben bei den Rettungsschirmen und eine am Ende ihrer Weisheit stehende EZB mit 3 Billionen € Schrottpapieren im Keller.

    Hinzu kommt eine verwirrte Kanzlerin, die uns unter Verletzung des Grundgesetzes §16a, Millionen illegaler Asyforderer beschert hat, die unser ohnehin überfordertes Sozial-System mit weiteren Billionen € belasten und zum Zusammenbruch führen wird.

    Schauen Sie sich Merkels Politbüro und Ihre SPD-Komplizen an, die Deutschland den Rest geben werden.

    So und jetzt kommt die pfiffige Mogelpackung MACRON (Slogan: France am Ar…), der in der Rothschildbank die zweifelhaften Finanztricks der amerikanischen Geldmafia erlernt hat, und sich anschickt, die doofen Deutschen mit allerlei gemeinsamen Haftungen für die Fehlkonstruktion EU zur Kasse zu bitten.

    Glaubt denn im Ernst jemand, daß diese verquere EU-Politik auch nur ansatzweise von den einfältigen Deutschen finanziert werden kann?

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  11. Bakwahn
    Bakwahn sagte:

    @Seelig
    das Erscheinen eines schwarzen Schwans in west- und südeuropäischen Ländern ist reichlich unwahrscheinlich. Die Südeuropäer sind strenggenommen die Profiteure des Euro. Jede Parteienkonstellation an der Regierung wird sich dreimal überlegen, ob sie aussteigen wird. Ich glaube nicht daran.
    In Deutschland wird das Altparteienkartell immer über eine deutliche Mehrheit verfügen. Allerdings reichen bereits 12,6 % alternative Wählerstimmen aus, um eine Regierungebildung der Altparteien
    sehr schwierig zu machen. Im wesentlichen scheint eine große Mehrheit der deutschen Wähler alles, was eine CDU/CSU-SPD Regierung in Sachen Euro- und Europapolitk macht („mehr Europa“) mitzutragen.

    @Alexander
    ich sehe keine großen Gegensätze zwischen uns. Ganz im Gegenteil.
    Noch einmal:
    Es wird weder ein „Krachen“, ein „vor-die-Wand-fahren“noch einen „Knall“, „Zusammenbruch“, geben. Alle diese Katastrophenmetaphern, die ja anzeigen sollen, daß ein Ende des Euro mit einer Plötzlichkeit, vergleichbar einem Erdbeben oder einem Vulkanausbruch, erfolgen wird, werden sich meiner bescheidenen Meinung nach nicht bewahrheiten.
    Stattdessen wird Deutschland in ein kaum merkliches wirtschaftliches Siechtum übergehen; es wird ein langsamer aber stetiger Abstieg, ein allmählicher Verlust der Leistungs-, Wettbewerbs-, Innovationsfahigkeit einsetzen; gepaart mit innergesellschaftlichen Sicherheits- und Vertrauensverlusten und damit steigenden Reibungsverlusten.
    !!! Der CRASH, das „Desaster“ (wie Tischer schreibt) ist genau dieser Porzeß des allmählichen Abstiegs, Niedergangs!!!
    Und noch einmal:
    Unterstützt und verstärkt wird dieser schleichende Abstieg auch durch die in vielen Bundesländern betriebene katastrophale Bildungspolitik sowie durch die Einwanderungspolitik. Die deutschen Wähler wollen das ganz offensichtlich so, sie ziehen mit.

    Eine „One-world-Gesellschaft“, auf der Grundlage universalistischer Werte und Prinzipien, friedlich und prosperierend, wird es auch bei uns nicht geben.
    Das schaffen wir nicht!

    Bakwahn
    Live aus Buxtetown am Esteriver

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    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      Ich stimme mit Ihnen in Folgendem überein:

      – es wird einen schleichenden realwirtschaftlichen Abstieg geben; er ist unvermeidlich angesichts der Megatrends

      – jede Regierung wird sich dreimal überlegen, ob sie die Eurozone verlässt

      – die EZB kann mit ihrer Geldpolitik verhindern, dass die Eurozone durch Illiquidität des Finanzsektors zerfällt

      DARAUS und aus anderem kann man jedoch nicht schließen, dass es keinen Zerfall des Systems geben könne, was – wenn man etwas großzügig mit der Begrifflichkeit umgeht – durchaus als Crash zu betrachten wäre.

      Kurzum, der Schwarze Schwan kann sehr wohl auftreten.

      Es hat den Brexit gegeben, OBWOHL die Regierung ihn nicht gewollt hat.

      Meine These:

      Der schleichende realwirtschaftliche Abstieg und damit verbundene Ressourcenknappheit machen es immer schwieriger, die inländischen sozialen Probleme im Griff zu behalten.

      Schlussfolgerung daraus:

      Regierungen werden an die Macht kommen, die Transfers an die EU/Eurozone einfrieren oder kürzen.

      Folge ist, dass das System geschwächt wird, weil schwachen Staaten, insbesondere denen in der Peripherie, die Unterstützung entzogen wird und sie daher destabilisiert werden.

      Das fördert zumindest die Existenz von Schwarzen Schwänen.

      Ich würde daher überhaupt nicht ausschließen, dass dann auch einmal einer auf der Bildfläche erscheint.

      Und die EZB kann dann genauso wenig tun wie die Bank of England etwas tun konnte, als über den Brexit entschieden wurde.

      Antworten
    • SL
      SL sagte:

      Ich gebe Ihnen recht in Ihrer Einschätzung. Die Sowjetunion hat 70 Jahre gehalten und das mit Hungersnot, Massenumsiedlungen und Terror was sind da schon ein Paar rote Zahlen im Computer :^)

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        Stimmt, ist aber untauglich, um die Auffassung von Bakwahn zu stützen.

        Die mittel- und westeuropäischen Staaten sind nicht mit der Sowjetunion zu vergleichen.

        Siehe die DDR:

        Als die Drohung des sowjetischen Terrors weggefallen oder auch nur gemindert war mit „wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, war es ganz schnell vorbei mit der sozialistischen Stabilität.

        Und in der europäischen Peripherie muss noch nicht einmal der Terror wegfallen, weil es den nicht gibt.

        Nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.

    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Bakwahn: Da wäre ich mir nicht so sicher. Wenn die Ratingagenturen Deutschland das AAA entziehen sollten, weil wir uns übernommen haben, können die Zinsen überall im Euroraum stark anziehen. Und wenn dann die EZB aggressive Maßnahmen fährt und durch ihre Kompensationsaktionen die Inflation anzieht, werden aus 12,6 % eventuell deutlich mehr. Und jetzt reden wir noch gar nicht von schwarzen Schwänen aus den Bereichen des Terrorismus oder der Verteidigungspolitik , die hoffentlich nicht eintreten werden. Dann kann sich die Stimmung m.E. in wenigen Wochen drehen.

      Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      @ Bakwahn
      “Stattdessen wird Deutschland in ein kaum merkliches wirtschaftliches Siechtum übergehen”

      Nein, denn dieses Zombiesystem ist selbstverstärkend. Der relative Erfolg sorgt über die Zeit zu immer mehr Entscheidungen von Jugendlichen entsprechende Jobs zu wählen. Unternehmen müssen ihr Geschäftsmodell ändern, wenn sie nicht längst abgehängt wurden. Zu alte, ehemalige Fachleute werden beschleunigt ausgesondert, um Platz für junge Dynamik zu machen…

      Das Siechtum hatten wir, verkörpert von Leuten die sich nicht anpassen wollten. Dieser Verweigerung endet durch Rente, Geschäftsaufgabe oder Übernahme. Die Politik macht ihrerseits alles um den Strukturwandel zu beschleunigen.

      Neben den Geldströmen muss man auch der Inkompetenz folgen. Wenn Schulz von Revolutionen spricht oder Merkel große Fortschritte verkündet ist das ebenso vielsagend wie Visionen von Opa Seehofer…alles Kontraindikatoren eines Zombiesystems.

      Ich warte nur auf die -eine- Karte, die das Haus zum Einsturz bringt. Alle bemühen sich redlich..

      Antworten
      • Johannes
        Johannes sagte:

        “Ich warte nur auf die -eine- Karte, die das Haus zum Einsturz bringt. Alle bemühen sich redlich..”

        M.E. wird dies keine “Finanzkarte” sein. Der Eurozerfall beginnt, sobald der politische Bruch Europas weiter Fahrt aufgenommen hat. Die Brexitmehrheit wurde maßgeblich induziert durch die Entscheidung Deutschlands in 9/2015 die deutsche Grenze für “Zuwanderer” (oder “Schutzsuchende”) zu öffnen. Das wollten die Briten mehrheitlich nicht. Das wollen auch die südöstlichen Länder der europäischen Union nicht. Hier, also bei dem Thema “Zuwanderung”, verläuft m.E. die Bruchkante.

        Und angesichts der Haltung Frankreichs in dieser Frage, dass bereit ist 10.000 “Flüchtlinge” binnen zwei aufzunehmen (also 5000 in 2018 und 5000 in 2019), werden auch weitere Länder “dicht” machen.

        https://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/macron-frankreich-will-zehntausend-fluechtlinge-aufnehmen-100.html

        Aktuell ist die EU-Kommision übrigens dabei, den Begriff der Familie zu erweitern:

        “Die EU plant, in der Flüchtlingskrise den Familiennachzug zu standardisieren. Das könnte zulasten Deutschlands gehen.

        Hier sieht die EU nun Änderungsbedarf: Der Begriff der Familienangehörigen soll auch auf Geschwister und auf Familien zutreffen, die sich erst in Transit-Ländern gebildet haben. Das Bundesinnenministerium erklärte dazu auf Anfrage der „Welt“: „Das würde in der Praxis bedeuten, dass die Zuständigkeit eines Mitgliedstaates für das Asylverfahren einer Person automatisch die Zuständigkeit für die Asylverfahren einer Großfamilie nach sich zieht.“”

        https://www.welt.de/politik/deutschland/article157413489/EU-will-Begriff-Familie-bei-Nachzug-weiter-fassen.html

        In welchem Land Europas werden sich “Flüchtlinge” und ihre assozierten Großfamilien bevorzugt niederlassen wollen?

        Wir, also Deutschland, werden den schwedischen Weg gehen (müssen) und in voraussichtlich wenigen Jahren “dicht” machen. Es muss, wie in Schweden, erst noch schlimmer werden (und hier ist z.B. die innere Sicherheit gemeint, die mangelnde Intergrationsbereitschaft sowie die hohe Erwerbslosenquote unter den “Zugewanderten”), bevor es zu Änderungen kommt.

        Vorher wird es aber – auf dieses Themas – aller Wahrscheinlichkeit bereits weitere Ausstiegskandidaten aus der europäischen Union (und womöglich auch aus dem Euro geben)

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Johannes

        Da eine Mehrheit zu feige ist ihre Ablehnung gegen Flüchtlinge & Zuwanderung in Wahlen öffentlich zu machen, hat diese Politik ihre Legitimation erhalten. Alles was jetzt noch kommt macht Angst und ist selbst verschuldet.

        Der Verlust an Sicherheit im öffentlichen Raum wirkt abschreckend für Investitionen und Investoren jeder Art. Die Preise von Immos in der Nähe von Unterkünften dürften auf unverkäuflich gefallen sein.

        Alles was falsch ist und beibehalten wird, wirkt selbstverstärkend.

        Die Möchtegernaufstände an der SPD Basis sind die Verteilungskämpfen um Sozialleistungen mit Migranten. Diese Ungleichbehandlung muss unerträglich sein für Menschen, die lebenslang Um-fair-Teilung zu ihren Gunsten fordern.

        Die Ironie wird sein, dass ausgerechnet jene das fragile System zum Einsturz bringen, die das am wenigsten wollen und brauchen können; das ganze politische Establishment mit eingerechnet.

        Ganz ehrlich? Ich freu mich drauf ;o)

  12. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Völlig richtig, die Euro-Rettung ist eine Illusion.

    Stringent argumentiert; nichts was hergeholt ist oder nicht passt.

    Die zwei impliziten Annahmen würde ich um eine dritte ergänzen. Gerade jetzt kocht sie hoch, u. a. im Sondierungspapier von CDU/CSU und SPD, in dem Europa-Maßnahmen dem VORANGESTELLT werden, was hierzulande zu tun ist. Und das auch noch mit einem Anspruch maßloser Überheblichkeit: „Die großen Fragen der Zeit wollen wir entschlossen lösen“ (als wenn sonst niemand etwas zu sagen hat).

    Die weitere Annahme ist, so z. B. Seehofer sinngemäß bei der Verkündung der Sondierungseinigung:

    Wenn wir Europa stärken, dann geht es auch Deutschland gut.

    Das ist mehr als „ ein starkes Europa ist im Interesse Deutschlands“, sondern es ist geradezu ein Heilsversprechen.

    Es ist nicht nur eine Verkennung der Realität, sondern auch die Flucht aus der Verantwortung mit schwerwiegenden Folgen.

    Soweit ich sehe, sind Ökonomen aus der ersten Reihe durchweg zu Auffassung gelangt, dass die Globalisierung nahezu universellen Wohlstand geschaffen habe, es aber INNERHALB einzelner Länder zu destabilisierenden Ungleichgewichten gekommen sei.

    Ich sehe nicht, wie man angesichts der Lage in zumindest den entwickelten Volkswirtschaften zu einer anderen Einschätzung kommen kann.

    Wenn das so ist, müssen diese Ungleichgewichte IN diesen Ländern behoben werden und erfordern daher – ohne die Globalisierungsdimension auszublenden – nationale Sanierungsanstrengungen. DANACH können auf der Basis dessen, was national nicht destabilisierend wirkt, überstaatliche Systeme aufgebaut und gestaltet werden. Und dies auf Interessen basierend und nicht auf der Verlogenheit einer vermeintlichen Wertegemeinschaft. Diese ERGIBT sich bei sich gegenseitiger Interessenbefriedigung.

    In DIESER Reihenfolge und nicht anders, jedenfalls konzeptionell.

    Was dem entgegen von der Politik suggeriert und angeboten wird, kann nur im Desaster enden – ökonomisch, politisch, sozial.

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    • SB
      SB sagte:

      @Dietmar Tischer: Ich darf Ihnen hier ausnahmsweise noch einmal antworten, weil ich in diesem expliziten Fall des Euro, Ihrem Kommentar zu hundert Prozent teile.

      Zur auf Vernunft basierenden Perspektive der Weiterentwicklung von EU und Eurozone schreiben Sie: “Und dies auf Interessen basierend und nicht auf der Verlogenheit einer vermeintlichen Wertegemeinschaft.”

      Genau hier liegt allerdings der Hase im Pfeffer. Die verlogene Wertegemeinschaft wird ja gerade deshalb zur in der Art und Weise unvernünftigen Weiterentwicklung von EU und Eurozone herangezogen, weil es keine ausreichenden gemeinsamen Interessen zwischen den Mitgliedsländern gibt. Andernfalls es dieser Verlogenheit gar nicht bedürfte. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es kein Zufall ist, dass das von Ihnen vorgeschlagene System in der Praxis (von Anfang an) nicht zur Anwendung gekommen ist und auch künftig nicht kommen wird. Womit wir im Ergebnis wieder bei der Feststellung Ihres Schlusssatzes sind.

      Es ist übrigens auch schon ein Desaster an sich, wenn das sehr leistungsfähige Deutschland ökonomisch, politisch und sozial durch seine eigenen Politiker perspektivisch zu einem Dritte-Welt-Land gemacht wird (insoweit sind wir schon auf dem “besten Weg”: desolates Bildungssystem und Massenzuwanderung aus eben dieser Dritten Welt). Dafür braucht es gar nicht erst einen Crash, der möglicherweise aber sogar noch verhindern würde, dass dieses politische Planspiel, hinter dem nichts anderes als die Gleichmacher-Ideologie steht, umgesetzt wird.

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  13. "Der Euro ist stabiler als die D-Mark."
    "Der Euro ist stabiler als die D-Mark." sagte:

    Es wäre einmal an der Zeit auszurechnen, ob die Einheitswährung Euro Europa bisher überhaupt in der Summe einen wirtschaftlichen Vorteil gebracht hat. Ferner noch unter Einbeziehung der zukünftigen sozialen Lasten.

    Dem Scheinwohlstand seit der “Euro – Konvergenzphantasie” ab 1995 bis 2007 stehen nun schon 10 Jahre der Probleme, des Schuldenzuwachses und des wirtschaftlichen Siechtums entgegen, denen voraussichtlich noch viele weitere folgen werden.

    Unabhängig davon, daß man dadurch so etwas wie eine verlorene junge Generation geschaffen hat, von denen speziell in Südeuropa schon viele das Land verlassen haben mit zukünftigen Nachteilen für das Sozialsystem und die Gesellschaft dort.

    Zudem ist grotesk daß Angehörige jener Generation – nun schon weit im Rentenalter – die einst die mißliche Lage heute mit verschuldet haben, die “Rettung” bzw das “Zeit kaufen” durchführen wie Mario Draghi. Aber das ist in Japan ganz ähnlich.

    Die platte Merkelweisheit “Scheitert der Euro, dann scheitert Europa” ist ähnlich unsinnig wie “Wir schaffen das” oder daß man Grenzen nicht sichern könne.

    Anstatt umzudenken, daß alles bisherige vielleicht ein Fehler war, wird mit gigantischen Verrenkungen versucht, die bisherigen Fehlsteuerungen weiter aufrecht zu erhalten.

    Wechselkurse sind nützliche Schnittstelle und Anpassungsinstrument von unterschiedlichen Wirtschaftsräumen. Sonst könnte man – auf längere Sicht – die ganze Welt unter einem Währungsraum vereinigen.

    Ein Teil, das Problem mit der Einheitswährung Euro zu lösen, wäre der Abtritt der Politikergeneration, die ihr politisches Schicksal daran geknüpft haben. Aber das dauert nun wahrscheinlich noch vier weitere Jahre.

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  14. peter
    peter sagte:

    kurz und prägnant die Sinnlosigkeit der Europäischen Einlagensicherung auf den Punkt gebracht. Für den “Kleinsparer” überflüssig, daher nur als kostenverteilende Ergänzung der BRRD-Richtlinie zur Bankenabwicklung zu sehen (welche Italien schon nur mit Hintertürchen angewendet hat). Mehr Betonung würde der Punkt “Ansteckungseffekte” verdienen, denn beim Einspringen der europäischen Einlagensicherung würde in allen beteiligten Staaten die Nachschusspflicht zum Wiederauffüllen des Einlagensicherungstopfes greifen, was wiederum einzelne zahlende Banken in Schieflage bringen könnte… wobei ohnehin fraglich ist, wie gut die Einlagensicherungstöpfe jeweils gefüllt sind…

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  15. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    bto: “Wer die Eurozone retten möchte, kommt um einen geordneten Schuldenschnitt und eine Neuordnung nicht herum. Erst danach können und sollten Reformen, die zu mehr Eigenverantwortlichkeit von Schuldnern und Gläubigern führen, umgesetzt werden. Alles andere erzeugt die Illusion der Rettung oder kauft schlicht Zeit.”
    Warum soll ein Schuldenschnitt gemacht werden? Ist doch gar nicht mehr nötig. No-bail-out gab es doch auch schon in den Anfangsjahren offiziell und keiner hat sich daran gehalten. Neue ähnliche Regeln wären absolut unglaubwürdig, wenn schon die bisherigen nie eingehalten wurden. Es gibt nur einen glaubwürdigen Weg: Austritt der Zahlerländer bzw. Boykott der Zahlerländer. Das ist der einzige Weg der Gesundung. Der harte Kern aus Deutschland, Österreich, Luxemburg, Niederlande müsste klar der EZB eine Frist für die Target2-Salden setzen bzw. für die aggressive Geldpolitik, egal, wie die jetzigen Bestimmungen zum Thema “Unabhängigkeit der Notenbank” diesbezüglich lauten. Wenn die Forderungen nicht umgesetzt werden, Austritt aus der EU á la Brexit und Neuverhandlungen über die künftige Kooperation. Aber nicht Deutschland alleine, sondern am besten als Verbund der Zahlerländer.
    Ich weiß, das bleibt illusorisch. Die von Hr. Dr. Stelter angenommenen noch aggressiveren Maßnahmen werden kommen, aber man wird ja wohl noch träumen dürfen…^^

    Antworten
    • Johannes
      Johannes sagte:

      “Ich weiß, das bleibt illusorisch. Die von Hr. Dr. Stelter angenommenen noch aggressiveren Maßnahmen werden kommen, aber man wird ja wohl noch träumen dürfen…^^”

      Ich träume mit Ihnen. Realistischerweise wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Tat nicht der Euro, bzw. seine inhärente Fehlkonstruktion, SEIN, der einen Zerbruch der Eurozone nach sich ziehen wird/kann. Es wird nach meiner Einschätzung eher die ungesteuerte “Zuwanderung” sein, der hier eine entscheidende Rolle zukommt. Inzwischen sehe ich es ähnlich wie die Foristen Bakwahn und Herr Tischer: die EZB hat ausreichende Mittel und Wege den wirtschaftlichen Zerfall der Eurozone zu verhindern. Sie hat aber keine Mittel den politischen Zerfall zu verhindern. Bei dem Thema “Zuwanderung” ist einzig und allein die Politik gefordert und niemand kann ihr bei diesem Thema unter die Arme greifen. Erodiert oder zerfällt die Eurozone politisch, erodiert/zerfällt der Euro selbst.

      Antworten
      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        Ja, dann spielt aber auch die Festigkeit der Währung keine große Rolle mehr. Wenn sich die Gesellschaft in die Richtung des Niveaus eines Entwicklungslandes entwickelt, entwickelt sich auch die Währung in diese Richtung. Den brasilianischen Real oder die indische Rupie kann man sich dann als Vorbild nehmen. Dann müssen halt die Sparguthaben der verbleibenden Deutschen in anderen Währungen angelegt werden, solange dies noch zulässig ist. Schade, aber ist wohl von der Mehrheit der Deutschen so gewollt bzw. akzeptiert.

  16. Bakwahn
    Bakwahn sagte:

    Verehrte Autoren, Kommentatoren, Streiter, Mitstreiter, Echauffierer,

    ich habe während der letzten Tage noch einmal mehrere Aufsätze, Analysen, Texte, Stellungnahmen von Stelter sowie die Leserkommentare geschmökert. Ich amüsiere mich schon lange über die Katastrohenmetaphorik zur Europroblematik.
    Stelter und viele von Ihnen, Euch schreiben, kommentieren, phantasieren den „Crash“, den „Zusammenbruch“, das „Fiasko“, die „Explosion“, die Implosion“das „vor-die-Wand-fahren“ geradezu herbei. Das gilt auch für viele andere Boards.

    Liebe Leute,

    ES WIRD KEINEN CRASH GEBEN.

    Jedefalls keinen, der mit den Ausmaßen und mit den Auswirkungen von 1929 vergleichbar wäre.
    Auf absehbare Zeit, mittelfristig gedacht für die nächsten 8 bis 10 Jahre gilt folgendes:
    * es wird keinen Euro-Zusammenbruch geben
    * kein Land wird aus dem Euro ausscheren
    * keine wichtige, „systemrelevante“ Bank im Euroraum wird zusammenbrechen
    * kein Land wird pleitegehen, auch Hellas nicht
    * auch einen Super-Gau an den Aktienmärkten mit nachfolgend verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen wird es nicht geben

    Auf einzelnen Teilmärkten kann es zu kleinen bis mittelschweren Problemen kommen, verursacht durch Fehlallokationen der Geldschwemme; also an den Aktien- und Wertpapiermärkten, an den Immobilienmärkten etc.

    Sie/Ihr unterschätzen, verkennt die Macht der EZB.
    In der Vergangenheit wurden alle Probleme mit Geld der EZB zugeschissen, übertüncht.
    So wird es auch in Zukunft sein. Es wird sich weiter „durchgewurschtelt“ mit Rettungsschirmen, Staatsfinanzierungen, Schuldenschnitten und Geldschenkungen.

    Die entscheidende Frage ist in Wirklichkeit:
    Welche Auswirkungen hat diese liderliche Geldpolitik auf die deutsche Volkswirtschaft?
    Als Laie vermute ich: es wird ein kaum merkliches wirtschaftliches Siechtum einsetzen; es wird ein langsamer aber stetiger Abstieg und damit Anpassung an unsere südlichen Nachbarn geben. Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und Innovationfahigkeit wird zur Stagnation von Löhnen und Gehältern führen. Der Niedriglohnsektor wird immer größer.
    Unterstützt und verstärkt wird dieser schleichende Abstieg auch durch die in vielen Bundesländern betriebene katastrophale Bildungspolitik sowie durch die Einwanderungspolitik.

    Bakwahn
    Live aus Buxtetown am Esteriver

    Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      Ich denke Sie haben recht, aber was passiert, wenn ein “schwarzer Schwan” auftritt? Dann könnte der Abstieg oder auch der Ausstieg oder Umstieg schneller passieren als gedacht. Als Beispiele der letzten Jahre in anderen Ländern fallen mir Brexit bzw. D. Trump ein.

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      • Trurl
        Trurl sagte:

        > aber was passiert, wenn ein „schwarzer Schwan“ auftritt?

        Dann werden die Staatsanleihenkäufe wieder ausgedehnt, die kurzfristigen Zinsen ins Negative gedrückt und die maroden Bilanzteile in Abwicklungsunternehmen/banken ausgegliedert.

        > es wird ein kaum merkliches wirtschaftliches Siechtum einsetzen; es wird ein langsamer aber stetiger Abstieg und damit Anpassung an unsere südlichen Nachbarn geben.

        Ich kann mich an einen Mitschüler erinnern, der am Ende der Mittelstufe um die Versetzung kämpfen musste und fast vom Gymnasium geflogen wäre. Heute ist er Ingenieur, der mit zwei weiteren Unternehmern ein erfolgreiches und innovatives Start-up auf die Beine gestellt hat und mehr als 100 Menschen Arbeit verschafft.

        Die Welt ist nicht so statisch wie wir uns das häufig vorstellen. Nichtsdestotrotz benötigen wir eine vernüftige Einwanderungs- und Bildungspolitik.

        Und die Staatsschulden werden weginflationiert oder in den ZB-Bilanzen versenkt.

    • "Der Euro ist stabiler als die D-Mark."
      "Der Euro ist stabiler als die D-Mark." sagte:

      Da stimme ich Ihnen im wesentlichen zu.

      Trotzdem wird die Rückkehr zu einer eigenen Währungen über kurz oder lang eine Handlungsoption für manches Land Europas sein, um den eigenen Wohlstand zu mehren.

      Und zwar nicht nur jene Länder, die heute schon faktisch überschuldet sind.

      Der Euro ist wie ein Schuh, der niemand richtig paßt.

      Zumal die Versprechungen der Eurobefürworter einst in der Summe nicht eingetreten sind und zukünftig auch absehbar nicht eintreten werden.

      Antworten
    • Wilhelm Richter
      Wilhelm Richter sagte:

      Sie mögen recht haben.

      Aber es finden sich in Zukunft vielleicht noch andere Länder, die nicht den bisherigen wirtschaftlichen Weg Japans (mit-)gehen wollen, wie er durch die aktuelle EZB-Politik und staatliche Schuldenlast einzelner Länder vorgezeichnet ist.

      All dies ist nämlich auch Grund mit dafür, daß sich die wirtschaftlichen Kraftzentren der Welt allmählich weg von Europa hin zu Asien verlagern.

      Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      Wenn es dir, Bakwahn, ernst ist mit der Haltung, dass es keinen Crash geben wird – wirst du ohne Bedenken ein Unternehmen starten, viele Mitarbeiter einstellen und ein großzügig bemessenes Privathaus aus den Unternehmensgewinnen errichten.

      Das Geld, welches dir vielleicht fehlt, kommt historisch günstig von der Zentralbank.

      Zurückhaltung & Risiken sind etwas für die Anderen, nicht für dich.

      Gut so. Wenn genügend Mitbürger (auch die noch nicht so lang hier lebenden) so handeln, haben wir tatsächlich noch viele Jahre in Saus & Braus vor uns. Mir wäre das sehr angenehm.

      Falls dein Kommentar aber keine entsprechende Konsequenz in deinem Leben nach sich zieht und du auf einen sicheren Arbeitsplatz mit erfreulicher Dotierung spekulierst….dann musst du jemanden finden, der den Optimismus lebt – für den dir der Mut fehlt :o)

      There is no free lunch – und mein Wunsch bezüglich dem Ende der Geldexperimente gilt der Rechnung, die uns mit Sicherheit für diesen Moral hazard aufgemacht wird.

      Antworten
      • Trurl
        Trurl sagte:

        Die Rechnung wird uns vermutlich in Form von Inflation präsentiert werden. Und die würde den wenig oder schlecht Ausgebildeten erheblich mehr wehtun als den gut Ausgebildeten. Ich gehe davon aus, dass die Spaltung zwischen arm und reich in Zukunft durch die Gesellschaften und nicht mehr so sehr zwischen West und Ost bzw. Nord und Süd verläuft.

        Mal schauen. Vielleicht wird man die Masse einfach mit Bürgergeld und Amazon Echos ruhig stellen.

    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      Nicht ganz so oberflächlich, bitte.

      Ja, es wird viel herbeiphantasiert, aber hier am Blog werden auch und immer wieder MECHANISMEN dargelegt, denen zufolge dieses und jenes geschehen würde bzw. müsste

      Dass es nicht, noch nicht und vielleicht so überhaupt nicht kommen wird wie angenommen oder vorausgesagt, liegt an den viele Mechanismen, die sich gegenseitig beeinflussen und daher eine Gesamtwirkung nicht einschätzbar werden lassen.

      Ich will nicht das Gegenteil von dem behaupten, was Sie voraussagen (!), sondern lediglich Ihren Blickwinkel ein wenig weiten:

      >Die entscheidende Frage ist in Wirklichkeit:
      Welche Auswirkungen hat diese liderliche Geldpolitik auf die deutsche Volkswirtschaft?>

      Das ist nicht die entscheidende Frage.

      Wenn schon Geldpolitik der EZB, dann diese Frage:

      Welche Auswirkungen hat diese Geldpolitik auf die EUROPÄISCHEN Volkswirtschaften?

      Wir sind zwar wirtschaftlich am stärksten und damit am einflussreichsten in der Eurozone.

      Aber die deutsche Volkswirtschaft hängt in einem erheblichen Ausmaß auch von anderen Volkswirtschaften in der Eurozone ab (und natürlich weit darüber hinaus, was hier aber nicht das Thema ist, weil Sie sich nur auf die Geldpolitik der EZB beziehen).

      Die muss man mit einbeziehen in die Wertung.

      Damit muss sich nicht alles und vielleicht noch nicht einmal viel ändern von dem, was Sie behaupten.

      Antworten

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