„Die Idee vom Helikopt­ergeld“

Auch DIE WELT berichtet über das Helikopter-Geld. Es ist wirklich ein Thema, welches in den Medien breite Resonanz findet. Hier eine gute Zusammenfassung der Möglichkeiten, Helikopter-Geld umzusetzen. Übrigens: Es gibt bereits das erste Helikopter-Geld in der Eurozone: Was sonst ist es, wenn die EZB den Banken Geld dafür bezahlt (0,4 Prozent Negativzins), wenn sie dieses Geld an Unternehmen verleihen?

  • “Was er von Helikoptergeld halte, wurde Draghi gefragt. Es sei ‚ein interessantes Konzept‘, antwortete der Notenbanker und versetzte Beobachter damit in Aufregung. (…) Die Europäische Zentralbank (EZB) habe sich mit dem Konzept ‚noch nicht‘ beschäftigt, sagte Draghi, schließlich sei es sehr komplex. Aber damit machte der Notenbankchef die Sache noch schlimmer: Die Kombination aus ‚interessant‘ und ‚noch nicht‘ war genug, um eine Diskussion über das Helikoptergeld loszutreten.” – bto: Und es wird kommen. Der Euro wird nur so eine Runde weiterkommen (aber nicht gerettet!).
  • Die EZB solle “einfach frisch gedrucktes Geld direkt an die Bürger zu verteilen – gratis und ohne Gegenleistung. Damit, so die Verfechter des Geldregens, könnte die EZB gleich zwei Ziele erreichen: Die Bürger würden das zusätzliche Geld ausgeben, und diese zusätzliche Nachfrage würde wie ein Konjunkturprogramm wirken und das Wachstum in den Krisenstaaten der Euro-Zone anschieben.” – bto: Genau das ist die Idee.
  • “Der Geldregen für die Volkswirtschaft würde eine neue Qualität von Geldpolitik bedeuten: Schon in den vergangenen Jahren hat die EZB zwar Milliarden in das Geldsystem gepumpt – sie hat dafür allerdings Banken und anderen Institutionen Staatsanleihen und andere Wertpapiere abgekauft und in ihre Bücher genommen. Mit dem Helikoptergeld würde sich das ändern: Die EZB würde Geld drucken und an die Bürger verschenken – ohne Gegenleistung.”
  • “Variante 1: Die EZB druckt, der Staat verteilt: Wie gut diese Variante des Helikoptergeldes funktionieren würde, hängt davon ab, wie glaubhaft der Staat den Steuerzahlern vermitteln kann, dass er das Geld nicht künftig über höhere Steuern wieder zurückfordern wird. Gehen die Bürger davon aus, dass sie letztlich für das Steuergeschenk werden zahlen müssen, dürften sie einen Teil des Geldes nicht ausgeben, sondern für künftige Steuererhöhungen zurücklegen.” – bto: In Deutschland sparen, in Spanien ausgeben, dürfte die Probleme des Euro eher vergrößern als verkleinern.
  • “Variante 2: Die EZB überweist. Beispielsweise könnte sie für jeden EU-Bürger ein Konto eröffnen und darauf einen festen Betrag zur Verfügung stellen. Durch ein Verfallsdatum könnten die Bürger gezwungen werden, das Geld schnell auszugeben. Damit die Bilanz der EZB ausgeglichen ist, könnte sie gleichzeitig virtuelle Schuldscheine in ihre Bücher nehmen, beispielsweise Anleihen, die nicht zurückgezahlt werden müssen und auf die keine Zinsen fällig werden. Anders als bei den Steuererstattungen vom Staat könnten die Bürger sicher sein, dass das Geld nicht wieder von ihnen zurückgefordert wird, und dürften einen größeren Teil des Geldes ausgeben.” – bto: Das mag sein. Aber ob die Bürger so zwischen Staat und Notenbank unterscheiden?
  • “Variante 3: Die EZB druckt, und der Staat investiert. Näher am traditionellen keynesianischen Modell läge eine Variante, bei der die EZB Geld druckt und es direkt an den Staat überweist, der es sofort ausgibt. Auch in diesem Fall könnten die Euro-Staaten der EZB im Tausch für Geld Anleihen ausstellen, auf die keine Zinsen fällig werden und die nicht zurückgezahlt werden müssen. Das würde nur geschehen, damit die Bilanz der EZB noch die Anforderungen erfüllt.”
  • “‚Die Euro-Zone ist zwar – zusammen mit Japan – die Volkswirtschaft, die am wahrscheinlichsten das Helikoptergeld umsetzen müsste”, sagt Oxford-Economics-Volkswirt Stein. ‚Die Euro-Zone ist aber gleichzeitig auch der Wirtschaftsraum, bei dem die Wahrscheinlichkeit am geringsten ist, dass er das Konzept umsetzt.‘ Schließlich müsste die EZB sich mit 15 Finanzministerien koordinieren.” – bto: Das denke ich auch, siehe meinen diesbezüglichen Kommentar bei WirtschaftsWoche online.

“Daniel Stelter, Berater und Buchautor (‚Eiszeit‘), befürchtet gar, dass die Bürger das Vertrauen in die Geldordnung verlieren würden. ‚Den Menschen würde klar, dass die Notenbank nach Gutdünken einfach Geld drucken kann, und sie würden nicht mehr an die Stabilität des Euro und des Geldes an sich glauben. Sollte der Vertrauensverlust eintreten, wäre Hyperinflation die Folge.‘ Trotz dieser Bedenken hält Stelter das Helikoptergeld, verbunden mit einem Schuldenschnitt, für die vermutlich einzig verbliebene politisch durchsetzbare Möglichkeit, die wirtschaftlichen Probleme in der Euro-Zone zu lösen.”

DIE WELT: “Die Idee vom Helikoptergeld”, 21. März 2016