Die Europäische Zentral­bank trägt die Verant­wortung für die Inflation

„Wenn es regnet und man wird nass, ist ohne Zweifel der Regen daran schuld. Aber auch man selbst, wenn man seinen Regenschirm nicht benutzt“. So bringt der an der London School of Economics lehrende Ricardo Reis seine Kritik an der Europäischen Zentralbank (EZB) auf den Punkt. Anders als viele Ökonomen hierzulande, die die EZB mit Blick auf die stark gestiegene Inflation für unschuldig halten oder gar die erneute und anhaltende Intervention am Anleihemarkt zugunsten hoch verschuldeter Länder wie Italien begrüßen, sieht Reis ein anhaltendes Versagen der Notenbank.

Nachdem Reis seine Analyse in verschiedenen Diskussionsforen von Notenbanken vorgestellt hat, ist sie nun unter dem Titel: „The Burst of High Inflation in 2021–22: How and Why Did We Get Here?“ nachzulesen, auf deutsch: „Der Ausbruch der hohen Inflation in den Jahren 2021–22: Wie und warum kam es dazu?“.

Reis identifiziert darin vier grundlegende Fehler der Notenbanken, allen voran der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und der EZB, die ursächlich für die hohe Inflation sind. Erstens hätten sie die ökonomischen Verwerfungen der Jahre 2020 bis 2022 wie die Energiekrise immer auf eine Art und Weise analysiert, die weiterhin eine extrem lockere Geldpolitik rechtfertigte und ihre Einschätzung auch dann nicht korrigiert, als die tatsächliche Entwicklung der Wirtschaft deutlich besser war als erwartet.

Die Notenbanken haben zweitens zu sehr darauf vertraut, dass die Inflationserwartungen fest verankert waren und nicht erkannt, wie deutlich sich die Erwartungen verändert haben. Drittens haben sie ihre eigene Glaubwürdigkeit überschätzt. Doch diese ging rasch verloren, was auch mit dem vierten Fehler zusammenhängen dürfte.

EZB muss Inflation stärker bekämpfen

Kurz vor Beginn der Coronakrise hatten die Fed und die EZB ihre Strategien überprüft, mit dem Ergebnis, dass sie das Niveau des sogenannten „neutralen Zinses“, also des Zinsniveaus, bei dem inflationsfreies Wachstum stattfindet, zu gering ansetzten. Das führte zu dem Bekenntnis, alles zu tun, um die Wirtschaft zu stimulieren und eine höhere Inflation anzustreben. Aus all dem folgte, dass die Notenbanken ihre eigentliche Aufgabe, die Inflationsbekämpfung, nicht richtig wahrgenommen haben.

Und nun? Reis’ deutliche Forderung: Die EZB muss klar machen, dass sie alles Erforderliche tun wird, um die Inflation zu bekämpfen, und sie muss die Zinsen deutlich erhöhen. Noch sind wir weit vom neutralen Zinsniveau entfernt, das eher bei vier bis sechs Prozent anstatt bei nahe Null liegt, weshalb weitere Zinserhöhungen keineswegs in eine Rezession führen müssen.

Handelt die EZB nicht entsprechend, droht eine weitere deutliche Abwertung des Euro, mehr importierte Inflation und damit jahrelang deutlich höhere Inflationsraten. Ich bin angesichts der Handlungen der EZB in den letzten Monaten zunehmend skeptisch, dass sie das tun wird, was erforderlich ist.

handelsblatt.com: “Die Europäische Zentralbank trägt die Verantwortung für die Inflation”, vom 27.08.2022

Kommentare (31) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. komol
    komol sagte:

    Der Fehler war, wegen Corona nochmal nachzudrucken, und dann auch noch so stark. Je mehr Inflation jetzt kommt, desto größer scheint der Fehler. Man hätte rein fiskalisch handeln müssen. Und die Corona-Bonds für Ausgleiche nehmen sollen, so wie man es in dem Bereich ja auch tat. Grundsätzlich lag es daran, dass man nicht verstanden hat, was hier seit 20 Jahren mit der Wirtschaft passiert. Zusätzliches Problem dadurch ist jetzt, dass man das unter Corona weiterlaufende riesige Hauptproblem seit 20 Jahren bzw. 07/08 invisibilisiert, tlw. vergisst, bzw. nicht weiter diskutiert, was die Chancen verringert, auch wenn mal alles platz, je zu erkennen, wieso und warum es so ist bzw. war.

    H.W. Sinn und andere weisen nun darauf hin, dass das von den Privaten und Bankien gehortete Geld der zweiten Runde (also seit 07/08) nun jetzt auch noch in die Wirtschaft fließen könnte und die Inflation so richtig hochtreiben kann. Das sehe ich nicht. Wieso? Wieder falsche Grundeinschätzung der Situation! Die CPI- Inflation wird zurückgehen, aber nur sehr sehr langsam bis Ende 23.

    Was die ZBs hier bei der CPI-Inflation machen, wird keine soo große Rolle spielen. Erstens weils nur wenig durchschlägt, und zweitens weil sie ja eigentlich nicht viel machen wollen (das auf den Topf hauen ist nur der Anfang des kommenden Vertrauensverlustes). Ihre einzig schwere Gratwandung ist, diese beiden Argumente kommunikativ so zu verknüpfen, dass die Märkte denken, dass sie was machen würden, wenn es richtig ernst kommen sollte (aber wenn, und sie wissen zumindest, dass es so nicht kommen kann, dann wären sie zu spät und es würde so oder so nix mehr nützen), d.h. also die Erwartungserwartungen verankert zu lassen.

    Interessant ist nun einzig und allein, was die Vermögenspreisinflation machen wird. Diese wird nicht wesentlich zurückgehen bis Ende 23, glaube ich. Und so wird die Chance größer, dass es in manchen Regionen (aber v.a. nicht in Angelsachsen (dort krachts ja schon und weiter wegen den IuK-Techs an sich)) gesellschaftlich kracht.

    Antworten
  2. Gnomae
    Gnomae sagte:

    Den Notenbanken darf nicht alles angelastet werden, weil sie für mehrere Dinge nicht verantwortlich ist:

    – Die Folgen der Covid-Lockdowns
    – Die Folgen der Sanktionen ggü. Russland
    – Die Folgen der immer weiter steigenden CO2-Preise
    – Für einen Strommarkt, dessen Preise nach dem teuersten Produzenten (zzt. Gas) festgelegt werden.

    Folge ist eine Inflation, die bekämpft werden muss. Hierüber bestand in Jackson Hole wohl Einigkeit.

    Wenn in der Folge die Zinsen weiter angehoben werden, dürfte das eine richtige Entscheidung sein.

    Für illegale Negativzinsen tragen allein die Notenbanken die Verantwortung. Hieraus sollte man lernen.

    Allerdings drohen wieder Negativszenarien auf Bankenseite: Hohe Zinsen und Nebenkosten könnten Immobilienportfolien in Schwierigkeiten bringen und damit erhöhten Abschreibungsbedarf bei Banken verursachen. Auch aus diesen Erwägungen heraus haben Negativzinsen den Bankbilanzen erheblichen Schaden zugefügt, weil sie die Bankgewinne gesenkt haben.

    Zentralbanken dürfen auch nicht dafür verantwortlich gemacht werden, dass der Ausstieg aus den fossilen Energien wohl eine andere industrielle Landschaft erzeugen wird (weniger BIP, weniger Arbeitsplätze).

    Antworten
    • Tom96
      Tom96 sagte:

      “ In der Moderne spürten z.B. Joseph Schumpeter und John Maynard Keynes den Heiligen Geist dort auf, wo er in Form des Geldes als zentrales Medium im Kapitalismus in Erscheinung tritt. Geld und Geltung teilen nicht nur einen etymologischen Ursprung, sondern auch eine erkenntnistheoretische Einheit. Denn Geld ist überhaupt nur im Hinblick auf seine Geltung Geld: Wenn es nicht gilt, kann es kein Geld sein. Marx schließlich fand den Heiligen Geist in all unseren Beziehungen anwesend, manifestiert im Geltungsanspruch des Geldes. Selbst die führenden Ökonomen unserer Zeit müssen sich dieser Tage wieder auf die Theologie zurückbesinnen, um die Grundlagen ihres eigenen Tuns zu begreifen. In den USA wird dies noch viel selbstverständlicher gehandhabt als in Deutschland. Wenn sich die Chefs der drei obersten Banken im Nachgang des Börsenskandals als masters of the universe bezeichneten, dann taten sie dies in der Anerkennung der Tatsache, dass die Trennung zwischen Sakralität und Säkularität eine Illusion ist. Der Chef von Goldman Sachs konnte demnach mit absolutem Ernst rechtfertigen, der Vollstrecker göttlichen Willens zu sein.


      Wer sich dem Irrglauben hingibt, dass allein die Sachzwanglogiken in streng rationalistischen Systemen wie z.B. innerhalb der Finanzwirtschaft Bestimmungsgrößen für das eigene Leben seien, der wird sich in ähnlich missgünstiger Lage wiederfinden wie die selbstzersägende Figur Divisio in Lorenzettis Fresko. Dies hingegen als Irrglauben anzuerkennen, würde eine fundamentale Einsicht in die Funktionsweisen unserer Lebenswelt bedeuten und wäre eine Bejahung der Tatsache, dass wir noch immer tagtäglich Theologie betreiben müssen, gerade, wenn wir sie durch Rationalität des Säkularen überwunden zu haben glauben. “
      Bazon Brock
      mit Quellen
      https://wisosophi.wordpress.com/2020/03/28/muessen-menschen-goetter-anerkennen/
      darin:
      “Legitimacy Intermediation in the Multilevel European Polity and Its Collapse in the Euro Crisis
      Fritz W. Scharpf
      Max Planck Institute for the Study of Societies
      July 2013
      Zusammenfassung
      In der westlichen Tradition der normativen politischen Theorie beruht demokratische
      Legitimität auf der doppelten Grundlage republikanischer und liberaler Prinzipien. Für
      sich betrachtet entspricht die Europäische Union zwar liberalen Kriterien, aber eben
      nicht den republikanischen Anforderungen. Angesichts so unterschiedlicher Kriterien
      konnte es auch im Streit über das angebliche europäische Demokratiedefizit keine Eini-
      gung geben. Überdies ignorierte diese Diskussion den Mehrebenen-Charakter der eu-
      ropäischen Politik und das normative Potenzial der Legitimationsvermittlung zwischen
      Union und Bürgern durch die demokratisch verfassten Mitgliedstaaten. Die gegenwär-
      tige Eurokrise allerdings zerstört die Fähigkeit demokratischer Mitgliedstaaten, die Aus-
      übung europäischer Herrschaftsfunktionen zu legitimieren. Der Aufsatz erörtert die
      Implikationen dieser neuen Konstellation.

      7 Verringerung der Belastung für die europäische Legitimität
      Wenn nun die gegenwärtige Politik zur Rettung des Euro und das permanente Regime, das
      das zur Verhinderung künftiger Krisen der Währungsunion eingerichtet wird, die demokratische Legitimität fehlt
      – was ist dann zu tun? Die naheliegende Lösung wäre, den Euro nicht länger zu verteidigen, sondern
      die gemeinsame Verantwortung für die Schaffung eines dysfunktionalen supranationalen Regimes anzuerkennen
      und sich auf eine gemeinsame, organisierte und geordnete Rückkehr zum flexibleren Regime eines
      zu dem flexibleren System eines (verbesserten) Europäischen Währungssystems, das zwischen
      das zwischen 1979 und 1999 einigermaßen gut funktioniert hatte. Leider haben jedoch alle europäischen Politiker
      Entscheidungsträger diese Option kategorisch ausgeschlossen, so dass wir weder über plausible Szenarien
      Szenarien, wie sie umgesetzt werden könnte, noch plausible Schätzungen der unvermeidlich hohen Kosten eines
      eines möglichen Übergangs.
      Wenn wir aber an der Währungsunion und an europäischen Institutionen festhalten, deren
      deren schwacher Anspruch auf politische Legitimität nicht mit dem Legitimationsbedarf für hochgradig sichtbare
      Interventionen in Angelegenheiten, die sowohl in den Schuldner- als auch in den Gläubigerländern von großer politischer Bedeutung sind Gläubigerländern gleichermaßen von großer politischer Bedeutung sind, könnte eine Fortsetzung der gegenwärtigen Politik in der Tat zu einer Legitimationskrise im europäischen Mehrebenensystem auslösen. An diesem Punkt ist jedoch die Logik
      der Logik des oben vorgestellten theoretischen Konzepts der relationalen Legitimität einen
      einen etwas zynischen Vorschlag zur Suche nach pragmatischen Bewältigungsstrategien beisteuern: Wenn die
      Legitimationsfähigkeit nicht erhöht werden kann, könnte das Ungleichgewicht dennoch vermieden werden, wenn die
      die Nachfrage nach Legitimität reduziert werden könnte, indem die politische Bedeutung der europäischen
      Politiken. Dies waren schließlich die Bedingungen, unter denen die Europäische Union in der Lage war
      unter denen die Europäische Union vor der gegenwärtigen Eurokrise in der Lage war, die offensichtliche Anfechtungen ihrer Legitimität zu vermeiden.
      Die theoretische Logik kann natürlich nur Richtungen für die Suche vorschlagen. Sie kann nicht definieren
      pragmatische Lösungen zu definieren, die wirtschaftlich wirksam und politisch durchführbar sind. Aber nehmen wir einfach an, dass
      direkte EZB-Kredite oder eine Banklizenz des ESM die Notwendigkeit beseitigen würden, die
      die Staatskreditkrise der GIPSI-Länder durch Haushaltsverpflichtungen auf Kosten der
      auf Kosten der Steuerzahler in den Gläubigerstaaten. Dies würde freilich eine Abkehr vom
      vom Maastrichter Verbot der monetären Staatsfinanzierung. Gleichzeitig würde dies aber auch
      die politische Bedeutung von Rettungskrediten in der öffentlichen Meinung der Gläubigerstaaten drastisch reduzieren
      – und damit auch den populistischen Druck entschärfen, der auf das Diktat drastischer fiskalischer Sparmaßnahmen im Gegenzug zu den Rettungskrediten. Infolgedessen könnten die Konditionalitäten etwas gelockert werden, und einige Zusagen für aktuelle
      Rettungsfonds könnten in Transfers zur Stabilisierung der verkümmerten Sozialsysteme der
      der GIPSI-Staaten umgewandelt werden.
      Sollte so etwas tatsächlich passieren, wäre die Euro-Krise noch nicht ausgestanden, und
      der Grundwiderspruch zwischen monetärer Zentralisierung in einer heterogenen Eurozone
      würde weiterbestehen. Aber die Intensität der akuten Krise würde sich verringern und die europäische
      und die europäische Politik würde zu ihrer Lösung beitragen, statt lediglich ihre nicht-legitimierten
      mierte Forderungen und Zwänge an die Politik der Mitgliedsstaatenauszuweiten. Mit anderen Worten, die Interaktionen
      Interaktionen im europäischen Mehrebenensystem könnten wieder auf ein niedrigeres Niveau der politischen Bedeutung zurückkehren – was den europäischen und nationalen Entscheidungsträgern, politischen Intellektuellen und Politikforschern
      Politikwissenschaftlern die Zeit geben würde, nach nachhaltigeren langfristigen Lösungen zu suchen.”
      Übersetzt mit http://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

      Die Wirklichkeit der aktuellen Lage kann als totales Scheitern dieses letzten Versuchs geklärt gelten.

      Antworten
    • Tom96
      Tom96 sagte:

      “ In der Moderne spürten z.B. Joseph Schumpeter und John Maynard Keynes den Heiligen Geist dort auf, wo er in Form des Geldes als zentrales Medium im Kapitalismus in Erscheinung tritt. Geld und Geltung teilen nicht nur einen etymologischen Ursprung, sondern auch eine erkenntnistheoretische Einheit. Denn Geld ist überhaupt nur im Hinblick auf seine Geltung Geld: Wenn es nicht gilt, kann es kein Geld sein. Marx schließlich fand den Heiligen Geist in all unseren Beziehungen anwesend, manifestiert im Geltungsanspruch des Geldes. Selbst die führenden Ökonomen unserer Zeit müssen sich dieser Tage wieder auf die Theologie zurückbesinnen, um die Grundlagen ihres eigenen Tuns zu begreifen. In den USA wird dies noch viel selbstverständlicher gehandhabt als in Deutschland. Wenn sich die Chefs der drei obersten Banken im Nachgang des Börsenskandals als masters of the universe bezeichneten, dann taten sie dies in der Anerkennung der Tatsache, dass die Trennung zwischen Sakralität und Säkularität eine Illusion ist. Der Chef von Goldman Sachs konnte demnach mit absolutem Ernst rechtfertigen, der Vollstrecker göttlichen Willens zu sein.


      Wer sich dem Irrglauben hingibt, dass allein die Sachzwanglogiken in streng rationalistischen Systemen wie z.B. innerhalb der Finanzwirtschaft Bestimmungsgrößen für das eigene Leben seien, der wird sich in ähnlich missgünstiger Lage wiederfinden wie die selbstzersägende Figur Divisio in Lorenzettis Fresko. Dies hingegen als Irrglauben anzuerkennen, würde eine fundamentale Einsicht in die Funktionsweisen unserer Lebenswelt bedeuten und wäre eine Bejahung der Tatsache, dass wir noch immer tagtäglich Theologie betreiben müssen, gerade, wenn wir sie durch Rationalität des Säkularen überwunden zu haben glauben. “
      Bazon Brock
      mit Quellen
      https://wisosophi.wordpress.com/2020/03/28/muessen-menschen-goetter-anerkennen/
      darin:
      “Legitimacy Intermediation in the Multilevel European Polity and Its Collapse in the Euro Crisis
      Fritz W. Scharpf
      Max Planck Institute for the Study of Societies
      July 2013
      Zusammenfassung
      In der westlichen Tradition der normativen politischen Theorie beruht demokratische
      Legitimität auf der doppelten Grundlage republikanischer und liberaler Prinzipien. Für
      sich betrachtet entspricht die Europäische Union zwar liberalen Kriterien, aber eben
      nicht den republikanischen Anforderungen. Angesichts so unterschiedlicher Kriterien
      konnte es auch im Streit über das angebliche europäische Demokratiedefizit keine Eini-
      gung geben. Überdies ignorierte diese Diskussion den Mehrebenen-Charakter der eu-
      ropäischen Politik und das normative Potenzial der Legitimationsvermittlung zwischen
      Union und Bürgern durch die demokratisch verfassten Mitgliedstaaten. Die gegenwär-
      tige Eurokrise allerdings zerstört die Fähigkeit demokratischer Mitgliedstaaten, die Aus-
      übung europäischer Herrschaftsfunktionen zu legitimieren. Der Aufsatz erörtert die
      Implikationen dieser neuen Konstellation.

      7 Verringerung der Belastung für die europäische Legitimität
      Wenn nun die gegenwärtige Politik zur Rettung des Euro und das permanente Regime, das
      das zur Verhinderung künftiger Krisen der Währungsunion eingerichtet wird, die demokratische Legitimität fehlt
      – was ist dann zu tun? Die naheliegende Lösung wäre, den Euro nicht länger zu verteidigen, sondern
      die gemeinsame Verantwortung für die Schaffung eines dysfunktionalen supranationalen Regimes anzuerkennen
      und sich auf eine gemeinsame, organisierte und geordnete Rückkehr zum flexibleren Regime eines
      zu dem flexibleren System eines (verbesserten) Europäischen Währungssystems, das zwischen
      das zwischen 1979 und 1999 einigermaßen gut funktioniert hatte. Leider haben jedoch alle europäischen Politiker
      Entscheidungsträger diese Option kategorisch ausgeschlossen, so dass wir weder über plausible Szenarien
      Szenarien, wie sie umgesetzt werden könnte, noch plausible Schätzungen der unvermeidlich hohen Kosten eines
      eines möglichen Übergangs.
      Wenn wir aber an der Währungsunion und an europäischen Institutionen festhalten, deren
      deren schwacher Anspruch auf politische Legitimität nicht mit dem Legitimationsbedarf für hochgradig sichtbare
      Interventionen in Angelegenheiten, die sowohl in den Schuldner- als auch in den Gläubigerländern von großer politischer Bedeutung sind Gläubigerländern gleichermaßen von großer politischer Bedeutung sind, könnte eine Fortsetzung der gegenwärtigen Politik in der Tat zu einer Legitimationskrise im europäischen Mehrebenensystem auslösen. An diesem Punkt ist jedoch die Logik
      der Logik des oben vorgestellten theoretischen Konzepts der relationalen Legitimität einen
      einen etwas zynischen Vorschlag zur Suche nach pragmatischen Bewältigungsstrategien beisteuern: Wenn die
      Legitimationsfähigkeit nicht erhöht werden kann, könnte das Ungleichgewicht dennoch vermieden werden, wenn die
      die Nachfrage nach Legitimität reduziert werden könnte, indem die politische Bedeutung der europäischen
      Politiken. Dies waren schließlich die Bedingungen, unter denen die Europäische Union in der Lage war
      unter denen die Europäische Union vor der gegenwärtigen Eurokrise in der Lage war, die offensichtliche Anfechtungen ihrer Legitimität zu vermeiden.
      Die theoretische Logik kann natürlich nur Richtungen für die Suche vorschlagen. Sie kann nicht definieren
      pragmatische Lösungen zu definieren, die wirtschaftlich wirksam und politisch durchführbar sind. Aber nehmen wir einfach an, dass
      direkte EZB-Kredite oder eine Banklizenz des ESM die Notwendigkeit beseitigen würden, die
      die Staatskreditkrise der GIPSI-Länder durch Haushaltsverpflichtungen auf Kosten der
      auf Kosten der Steuerzahler in den Gläubigerstaaten. Dies würde freilich eine Abkehr vom
      vom Maastrichter Verbot der monetären Staatsfinanzierung. Gleichzeitig würde dies aber auch
      die politische Bedeutung von Rettungskrediten in der öffentlichen Meinung der Gläubigerstaaten drastisch reduzieren
      – und damit auch den populistischen Druck entschärfen, der auf das Diktat drastischer fiskalischer Sparmaßnahmen im Gegenzug zu den Rettungskrediten. Infolgedessen könnten die Konditionalitäten etwas gelockert werden, und einige Zusagen für aktuelle
      Rettungsfonds könnten in Transfers zur Stabilisierung der verkümmerten Sozialsysteme der
      der GIPSI-Staaten umgewandelt werden.
      Sollte so etwas tatsächlich passieren, wäre die Euro-Krise noch nicht ausgestanden, und
      der Grundwiderspruch zwischen monetärer Zentralisierung in einer heterogenen Eurozone
      würde weiterbestehen. Aber die Intensität der akuten Krise würde sich verringern und die europäische
      und die europäische Politik würde zu ihrer Lösung beitragen, statt lediglich ihre nicht-legitimierten
      mierte Forderungen und Zwänge an die Politik der Mitgliedsstaatenauszuweiten. Mit anderen Worten, die Interaktionen
      Interaktionen im europäischen Mehrebenensystem könnten wieder auf ein niedrigeres Niveau der politischen Bedeutung zurückkehren – was den europäischen und nationalen Entscheidungsträgern, politischen Intellektuellen und Politikforschern
      Politikwissenschaftlern die Zeit geben würde, nach nachhaltigeren langfristigen Lösungen zu suchen.”
      Übersetzt mit Deep translator (kostenlose Version)

      Die Wirklichkeit der aktuellen Lage kann als totales Scheitern dieses letzten Versuchs geklärt gelten.

      Antworten
  3. Alliban
    Alliban sagte:

    M.E. ist es eigentlich ganz einfach. Die ursprüngliche Funktion des Geldes nach Thomas Mayer in der FAZ: “Geld ist Tauschmittel und soll der Wertaufbewahrung dienen, …” Das müssten die Notenbanken m.E. sicherstellen und ihr Job wäre erledigt.
    Weiter Thomas Mayer: “…zudem sei Geld aber auch ein Finanzierungsinstrument. Das bringe die Versuchung mit sich, Geld auch zur Stimulierung wirtschaftlicher Aktivität einzusetzen, besonders gern zur Finanzierung der Staatstätigkeit.” Das ist das, was die Notenbanken meinen, machen zu müssen und auch das, was offenbar regelmäßig schief geht.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Alliban

      Zu Ihren Behauptungen:

      Geld ist ein Tauschmittel auch OHNE jegliche Einwirkung der Notenbanken.

      Geld dient auch der Wertaufbewahrung OHNE jegliche Einwirkung der Notenbanken.

      Diese „ursprünglichen Funktionen“ sind auch heutige Funktionen des Geldes.

      Die Notenbanken müssen hier überhaupt nichts sicherstellen.

      Es ist richtig, dass Geld zur Stimulierung wirtschaftlicher Aktivitäten und zur Finanzierung der Staatstätigkeit eingesetzt wird.

      Es ist auch richtig, dass Notenbanken daran indirekt und z. T. auch direkt beteiligt sind.

      Das geht nicht REGELMÄSSIG schief.

      Sie erzählen UNSINN.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        Kein Unsinn – es gefällt Ihnen nur nicht. Das ist aber nicht das gleiche.

        “Geld ist ein Tauschmittel auch OHNE jegliche Einwirkung der Notenbanken.
        Geld dient auch der Wertaufbewahrung OHNE jegliche Einwirkung der Notenbanken.”

        Ohne Notenbanken hätten wir allerdings völlig anderes Geld als dasjenige, das wir jetzt haben.

        “Die Notenbanken müssen hier überhaupt nichts sicherstellen.”

        Aus eigenem langfristigen Interesse sollten sie das schon. Wenn sie daran scheitern, wertstabiles Geld zur Verfügung zu stellen, dann ist das oft das Ende der Existenz der Notenbank – oder des ganzen Staates oder des jeweiligen politischen Konstruktes, das die Notenbank gegründet hat.

  4. Alexander
    Alexander sagte:

    100%ige Verantwortung der ECB für den Aussenwert des Euros,
    der Zusammenhang von Geldschöpfung und Wechselkursentwertung ist evident
    im Zeitalter real negativer Staatsanleihezinsen.

    Unverschämt durch hohe Treibstoffbesteuerung seine Bürger noch gehebelt zur Ader zu lassen.

    Obwohl die ECB im Namen des Gemeinwohles ihr Mandat über alle Regeln hinweg auslegt,
    nutznießt nur diese Politik von irrer Geldschöpfung – alle anderen müssen für ihre Einkommen ARBEITEN
    sowie Kredite tilgen.

    Die ECB zum Sündenbock zu definieren eröffnet die Flucht für politische Scharlatane und Freiheitsfeinde …

    Antworten
    • Tom96
      Tom96 sagte:

      Beerdigungsgesange zum Euro, Krall & Friedrich
      https://youtu.be/xga2gaSHG98
      Die Politiker haben eine derartige Angst vor dem Souverän des Volkes das auf die Straße geht, daß sie bereits den Energienotstand anberaumen.
      Tschechien kauft Gas direkt in Russland und Rubel, Polen als USA Versall läßt seine Bevölkerung plündern und enteignen. Es wird auf einen Showdown Europa einschliesslich Russland gegen USA-Canada hinauslaufen und der Ausgang steht bereits fest.
      Den Covidjüngern öffnen sich die Höllentore …, wie Bazon Brock anmeldete.

      Antworten
  5. Felix
    Felix sagte:

    “Lachen ist die einzige Antwort auf den Wahnsinn dieser Welt”

    Moby Dick

    Es verhindert allerdings nicht, dass man mit in den Orkus gerissen wird.

    Antworten
    • Dr.Lucie Fischer
      Dr.Lucie Fischer sagte:

      @Felix
      “Es verhindert allerdings nicht, dass man mit in den Orkus gerissen wird”

      Lachen und Schiessen reicht natürlich nicht ( ” Lach-und-Schiess-Gesellschaft”),
      das Geheimnis fürs Überleben liegt in Bibliotheken- vergessene Bücher sind die Besten, und @weico ist hier hilfreich mit links und und download-Tipps:

      https://www.youtube.com/watch?v=Lq_4JPry52I

      Antworten
  6. weico
    weico sagte:

    Die EZB und die wohlfahrtstrunkenen Länder haben grosse Angst vor höheren Zinsen und “ihrer reinigenden” Auswirkung.
    Die *heile Welt* der EU-Gemeinschaft und der grosse Konstruktionsfehler aka Gemeinschaftswährung Euro…. könnten auf dem Spiel stehen.

    Wenn die wirtschaftlich starken Länder (sic !) Rumänien und Bulgarien noch in den “Euro-Zirkel” beitreten…dann wird die Aufgabe der EZB noch viel “interessanter”…

    Edward Chancellor hat es im schon verlinkten Interview schön beschrieben, was die Konsequenzen sind…

    Aus dem Interview:

    In Ihrem Buch sympathisieren Sie mit der Hayek’schen oder Schumpeter’schen Idee, dass der reinigende Prozess der Rezession nötig ist, um danach ein gesünderes System zu haben. Haben unsere Demokratien die Fähigkeit verloren, diesen Prozess durchzustehen?

    “Interessant ist, dass die beiden Volcker-Rezessionen der frühen Achtziger schwer waren, aber durch hohe Fluktuation auf dem US-Arbeitsmarkt gekennzeichnet waren. Die Vernichtung und Schaffung von Jobs ist ein Zeichen für kreative Zerstörung. Heute denke ich, dass wir zu höheren Zinsen zurückkehren werden, und dann werden wir die dringend nötige Neuallokation von Kapital erreichen. Das wird schmerzhaft sein, aber auf lange Sicht ist es gut für die Wirtschaft. Die Alternative ist eine Welt, in der das, was wir in den letzten Jahren erlebt haben, ein Vorspiel ist für eine immer stärkere zentrale Planung des wirtschaftlichen und politischen Lebens. Wenn wir diesen Weg einschlagen, wird der Kapitalismus, wie wir ihn kennen, nicht überleben.”

    https://themarket.ch/interview/edward-chancellor-die-grosse-bereinigung-muss-noch-stattfinden-ld.7052

    Antworten
    • Jacques
      Jacques sagte:

      Das ist das Methusalem Komplott und das Zeichen einer völlig überalterten Gesellschaft.
      Ziel ist die Sicherung des erreichten Vermögensniveaus, koste es was es wolle.

      Die Entscheidungsträger und ihre Teilhaber haben ihre Schäfchen längst im Trockenen.

      Antworten
  7. Stoertebekker
    Stoertebekker sagte:

    Wie gestern schon gesagt, völlig sinnfreie Diskussion. Wenn mal einer den Wirkmechanismus von höheren Zinsen der EZB zu niedrigeren Energiepreisen aufzeigen würde (Haupttreiber der Teuerung), wäre schon was gewonnen.

    Ansonsten – wir fahren im Nebel. Und all die Ökonomen haben sich ein Nebelhorn zugelegt. Damit tuten sie dann regelmäßig. Aber nicht, um den Weg zu weisen, sondern nur, damit wir sie nicht vergessen.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Stoertebekker

      “Wenn mal einer den Wirkmechanismus von höheren Zinsen der EZB zu niedrigeren Energiepreisen aufzeigen würde (Haupttreiber der Teuerung), wäre schon was gewonnen.”

      Ist doch ganz simpel: Die Zentralbanken prügeln die Nachfrage nach Energie (und unseren Lebensstandard…) mit den höheren Zinsen (und der Anweisung an die Banken, weniger Kredite zu vergeben…) so weit herunter, dass die Preise für die Energie sinken.

      Viel mehr geht nicht, den Konflikt in der Ukraine und die ganzen Probleme in der Energieinfrastruktur müssten schon die Politiker lösen, da sind die Zentralbänker nicht zuständig.

      Stattdessen kommen unsere Politiker gerade angerannt und beschließen staatliche “Entlastungspakete” wegen der Energiepreissteigerungen – mal sehen, wer die dann finanzieren soll. Ich höre schon von fern das “BRRRRRRR”, lauter als jedes Nebelhorn…

      Antworten
      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @R Ott

        Falls ernst gemeint, ist die Antwort unbefriedigend.

        a) Die Energiepreise werden auch durch Nachfrage außerhalb unseres Währungsraumes beeinflusst. Diese Nachfrage kann die EZB gar nicht beeinflussen.

        b) Die Nachfrage könnte runter gehen (wobei mir der Mechanismus von höheren Zinsen zu weniger Nachfrage immer noch nicht klar ist; es ist doch so, dass hohe PREISE zum Nachfragerückgang führen – und das passiert bereits. Dow fährt schon die PE-Produktion zurück. Ganz ohne Zinsspielereien).
        Aber das Angebot eben auch. Wer sagt denn, dass bei sinkender Nachfrage die OPEC/Russland nicht die Hähne weiter zudrehen? Dann wäre der Effekt der Zinserhöhung gleich Null.

        Alles nur Schamanentänze…

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Stoertebekker

        Sie unbefriedigt zurücklassen zu müssen, würde mich sehr schmerzen.

        a) Deshalb treffen sich die westlichen Zentralbänker ja gern, zum Beispiel letzte Woche in Wyoming, und agieren konzertiert.

        b) Höhere Zinsen führen zu weniger Investitionen, weniger Konsum auf Kredit und mehr Pleiten. Viele Firmen haben schon die Corona-Krise nur mit Hilfe neuer Schulden (auch über staatliche “Hilfsprogramme”) überlebt.

        “Wer sagt denn, dass bei sinkender Nachfrage die OPEC/Russland nicht die Hähne weiter zudrehen?”

        Das könnten sie schon. Gleichzeitig würde bei sinkender Nachfrage aber auch jedes Bergbau- und Bohrprojekt im Westen einen größeren Anteil der Nachfrage decken, wenn wir uns nicht zu fein oder zu “kliemerbewusst” dafür wären, tatsächlich noch welchen zu betreben.

  8. MFK
    MFK sagte:

    Her Ott,
    die ganze rot grüne Politik ist nur noch mit Sarkasmus zu ertragen:

    Bei der Vorstellung der Gasumlage wurde gefragt, welche Unternehmen in welchem Umfang hiervon profitieren. Das BMWi antwortete darauf, man könne hierzu keine Auskunft geben, weil Betriebsgeheimnisse der Unternehmen betroffen seien. Jetzt lässt sich der Skandal nicht länger unter den Teppich kehren und man rudert zurück. Behauptet wird nun, die Sache sei halt komplex. Jetzt kommt zusätzlich raus, dass offensichtlich die betroffenen Unternehmen an dem Gesetzentwurf mitgewirkt haben. Die deutsche Ministerialbürokratie ist nicht mehr in der Lage Gesetzentwürfe ohne Lobbyistenbeteilgung selber zu schreiben.

    Die Leipziger Strombörse wurde der Öffentlichkeit so verkauft, dass dort “Strom ähnlich wie Aktien gehandelt” werde. Dabei war jedem, der sich damit beschäftigt hat, klar, dass das angewendete Merit Prinzip damit nichts zu tun hat. Jetzt hat es wohl sogar der öffentlich rechtliche Rundfunk gemerkt und man rudert zurück und möchte das System ändern.

    Russland fackelt gerade Gas, das nicht durch NS 1geliefert werden kann ab. Gleichzeitig besteht Gasmangel in Deutschland. NS 2 wird nicht in Betrieb genommen, weil es der Hegemon so will.

    In Berlin werden gerade 90 zusätzliche Elektrobusse angeschafft. Einschließlich der Ladeinfrastruktur sollen hierfür über 70 Millionen EURO aufgewendet werden. Diese Zahl wird in den meisten Medien schamhaft verschwiegen. Gleichzeitig soll das Monatsticket im Preis deutlich sinken. Das kann man nur noch als Populismus bezeichnen.

    Antworten
    • Gnomae
      Gnomae sagte:

      Nicht zu vergessen, dass bei 8 % Inflation der Rückbau /Umbau von Windkraftanlagen die cash-flows gehörig ins Negative zieht.

      Antworten
  9. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >Die Europäische Zentralbank trägt die Verantwortung für die Inflation>

    VERANTWORTUNG für WAS?

    a) die EZB hat die Inflation ursächlich GESCHAFFEN?

    b) die EZB hat zwar nicht ursächlich die Bedingungen für die Inflation geschaffen, hätte die sich entwickelnde Inflation aber VERHINDERN können?

    c) die EZB hat sie zwar nicht geschaffen und hätte sie auch nicht verhindern können, aber begrenzen MÜSSEN?

    Das wird NICHT geklärt.

    Stattdessen die Analogie vom „vergessenen Regenschirm“, mit der unausgesprochen SUGGERIERT wird, dass b) der Fall ist – mit einem Regenschirm wird man NICHT nass, auch wenn es regnet.

    Und EINDEUTIG:

    >Reis identifiziert darin vier grundlegende Fehler der Notenbanken, allen voran der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und der EZB, die ursächlich für die hohe Inflation sind.>

    Das heißt:

    FEHLER der Notenbanken sind URSÄCHLICH für die hohe Inflation.

    Diese Aussage ist a) – und sie ist FALSCH.

    Denn wie Reis im podcast dargelegt hat und es hier auch ausgesprochen wird, hat es ÖKONOMISCHE Verwerfungen gegeben, die zudem noch SCHOCKARTIGE waren und KEINE monetären Ursachen haben.

    Daher geht es nur darum, ob die Verantwortung der EZB bei b) oder c) festzumachen ist.

    Da b) Vergangenheit und nur noch c) möglich ist, kann man wie folgt fragen und antworten:

    >Und nun? Reis’ deutliche Forderung: Die EZB muss klar machen, dass sie alles Erforderliche tun wird, um die Inflation zu bekämpfen, und sie muss die Zinsen deutlich erhöhen.>

    Das kann man unterschreiben.

    Für die Fed hat Powell sich dazu bekannt und die EZB wird nachziehen, wenn auch zögerlicher.

    Zu den FOLGEN wird gesagt:

    >Noch sind wir weit vom neutralen Zinsniveau entfernt, das eher bei vier bis sechs Prozent anstatt bei nahe Null liegt, weshalb weitere Zinserhöhungen keineswegs in eine Rezession führen müssen.>

    Das ist m. A. n. eine GROTTENFALSCHE Beruhigungspille.

    Weiter Zinserhöhungen werden uns SELBSTVERSTÄNDLICH nicht in eine Rezession führen, weil wir demnächst bereits in einer SEIN werden.

    Leitzinserhöhungen werden die Rezession verstärken, was die Notenbanken dennoch nicht abhalten sollten, die Leitzinsen deutlich zu erhöhen.

    Fazit:

    So wie hier AUSSCHLIESSLICH den Notenbanken Schuldzuweisungen zu erteilen, ist GESINNUNGSJOURNALISMUS.

    Nur mal zum Nachdenken, Dr. Stelter:

    https://www.reuters.com/markets/us/central-banks-will-fail-tame-inflation-without-better-fiscal-policy-study-says-2022-08-27/

    Daraus:

    >”If the monetary tightening is not supported by the expectation of appropriate fiscal adjustments, the deterioration of fiscal imbalances leads to even higher inflationary pressure,” said Francesco Bianchi of Johns Hopkins University and Leonardo Melosi of the Chicago Fed.<

    Antworten
    • Felix
      Felix sagte:

      Teils teils, Herr Tischer,

      die EZB ist nicht für die höheren Energiepreise verantwortlich. Aber sie hat durch die Inflation der Geldmenge die Möglichkeit geschaffen, höhere Energiepreise zu zahlen, ohne an andere Stelle zu sparen.
      Die Krux dieser politisch gewollten gewollten Handlungsweise ist, dass sie immer nur kurzfristig wirkt, weil in der Folge die Preise insgesamt steigen. Das ist dann Teuerung durch Inflation.

      Absolut richtig ist, dass man in unserem System die Zinsen senken muss, sobald man in eine Rezession gerät.

      Wir erleben erstmals das Gegenteil, deswegen wurde in den USA auch einfach die bisher unumstrittene technische Definition einer Rezession (zwei Quartale nominale Schrumpfung in Folge) schlicht ignoriert.

      Das ist Wasser auf die Mühlen aller Kritiker, denn das ist sowohl in den Augen der Wirtschaftswissenschaftler gefährlich falsch, und für die sog. Verschwörungstheoretiker ist es jetzt der Auftakt zum geplanten Totalkollaps, nachdem wir dann die “schöne neue Welt” errichten.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Felix

        >Aber sie hat durch die Inflation der Geldmenge die Möglichkeit geschaffen, höhere Energiepreise zu zahlen, ohne an andere Stelle zu sparen.>

        Das ist neben der Sache, erklärt nichts.

        Richtig ist:

        Die Geldpolitik der Notenbanken, also auch der EZB, war bis zur Pandemie VOR ALLEM eine Niedrigzinspolitik, die

        a) ermöglicht hat, dass die VERMÖGENSPREIS hochschossen

        und

        b) die KOSTEN der Staatsverschuldung in Grenzen gehalten wurden.

        Beides hat NICHTS mit höheren Energiepreisen zu tun und den Reaktionen darauf.

        >Absolut richtig ist, dass man in unserem System die Zinsen senken muss, sobald man in eine Rezession gerät>.

        Das ist NORMALERWEISE richtig – in der Vergangenheit war das so.

        „Unser System“ ist aber ein ANDERES:

        Wir gehen in die bevorstehende Rezession mit

        a) keinem konjunkturellen, sondern STRUKTURELLEM Arbeitskräftemangel

        und

        b) mit einer Inflation, die NICHT durch Lohnsteigerungen ausgelöst wurde

        Daher:

        Es ist mehr als FRAGLICH, ob in unserer jetzigen Situation die Zinsen gesenkt werden müssen.

        Es gibt vielmehr SEHR, SEHR gute Gründe sie TROTZ der bevorstehenden Rezession zu ERHÖHEN.

        Der Hauptgrund:

        Die Arbeitnehmerseite MUSS davon ABGEHALTEN werden, die aufgrund der bestehenden Inflation erheblichen Kaufkraftverluste durch Lohnsteigerungen zu kompensieren.

        Denn dies würde die Inflation weiter anheizen.

        Es wäre fatal, vor allem auch wegen der dadurch POLITISCH nicht zu vermeidenden WACHSENDEN Staatsverschuldung – erzwungenen Transfers für KONSUM.

      • MFK
        MFK sagte:

        @Herr Tischer,

        naja so unrecht hat der Felix nicht.

        Die klassische Inflation wird verursacht durch Erhöhung der Geldmenge*Umlaufgeschwindigkeit.

        Die Geldmenge wird zunächst durch den Zins beeinflusst, der die Kreditnachfrage und damit die Geldschöpfung insbesondere durch die Banken beeinflusst, dann durch den Ankauf von Schuldtiteln durch die Zentralbank.

        Die EZB hat in der Folge die Geldmenge, bereinigt durch die Wirtschaftsleistung um den Faktor 2 mehr erhöht als die FED.

        Diese zusätzliche Geldmenge ist lange Zeit in den Asset Märkten stecken geblieben. Die Reallöhne sind dagegen sogar bis heute gesunken. Das scheint sich gerade zu ändern. Hier spielt aber auch die Psychologie eine Rolle. Erwartet der Konsument sogar höhere Inflationsraten wird er eher Geld ausgeben. Frau Lagarde wird eine effektive Inflationsbekämpfung nicht mehr zugetraut. Powell hat dagegen in seiner letzten Rede die Entschlossenheit der FED betont, die Inflation energisch zu bekämpfen. Trotzdem ist die Inflation in den USA weiterhin hoch. So groß scheint der psychologische Effekt noch nicht zu sein.

        Zusätzlich haben wir einen Angebotsschock, der die Preise treibt. Hier sei auf den hervorragenden Podcast mit Prof. Sinn verwiesen. Hieran ist die Notenbank nicht schuld. Trotzdem kann sie hierauf reagieren. Demand destruction wird auch durch höhere Zinsen verursacht, allerdings im schlimmsten Fall zum Preis einer Rezession. Der Arbeitsmarkt scheint robust zu sein, so dass hier die Folgen überschaubar sind. Dies versehe ich allerdings einmal mit einem Fragezeichen.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ MFK

        >Diese zusätzliche Geldmenge ist lange Zeit in den Asset Märkten stecken geblieben.>

        Zustimmung.

        >Erwartet der Konsument sogar höhere Inflationsraten wird er eher Geld ausgeben.>

        Das behaupten Sie, ist aber die Frage.

        Für Deutschland zeichnet sich für die weitaus MEISTEN Menschen ab:

        Die ENORME Steigerung der Energiepreise, Gas wie Strom, wird – obwohl noch nicht wirklich spürbar bei den Privathaushalten, aber tagtäglich bis zum Anschlag diskutiert – zu einer möglicherweise STÄRKEREN Sparneigung, auf jeden Fall zu GERINGEREM Konsum führen.

        Wir in Deutschland werden mit SICHERHEIT eine Rezession erleben, wobei für mich noch nicht klar ist wie WEIT sie auf den Arbeitsmarkt durchschlägt.

        Unabhängig von all dem, ist die Aussage @ Felix zur EZB
        >Aber sie hat durch die Inflation der Geldmenge die Möglichkeit geschaffen, höhere Energiepreise zu zahlen, ohne an andere Stelle zu sparen.>

        FALSCH.

        Wo er recht hat, ist der vergleichsweise geringe Teil der Bevölkerung, die durch die Inflation der ASSETPREISE vermögender geworden sind und die jetzt Kasse machen.

        Das ist aber VOLKSWIRTSCHAFTLICH keine relevante Größe.

  10. Mohnburg
    Mohnburg sagte:

    Eines meiner Lieblingszitate zum Thema Zentralbanken hilft auch nicht weiter, dient aber der Unterhaltung…

    Zentralbank-Bürokraten sind die neumodische Version der Regenmacher. Beide „Institutionen“ – die Regenmacher und die Zentralbanken – sind sehr eng mit den politischen Machthabern verbunden und haben die staatstragende Aufgabe, dem abergläubischen Volk mit viel unverständlichem Tamtam und großer Geste einen Bären aufzubinden.

    Quelle: „Das Greenspan Dossier“ 2003

    Antworten
  11. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Bis Februar 2020 waren die meisten Probleme noch monetär begründet und die EZB hätte zumindest die Vermögenspreisinflation
    einbremsen können.

    Seither haben wir zumindest in der EU und D eine völlig andere Situation.
    Die Politik zerstört durch Coronamassnahmen und Energie-Askese die Grundlagen der Realwirtschaft, und vor allem die Grundlagen des
    Zugpferdes D. Ein schrumpfende EU Realwirtschaft wird den Euro auch ganz ohne EZB in den Keller treiben.
    Wer braucht noch Euro, wenn die EU immer weniger produziert und exportiert ?
    Wenn Teile der Exportprodukte jetzt zur Versorgung der heimischen Bevölkerung gebraucht werden ?

    Wer kauft noch Anleihen oder EU Ländern oder Aktien von Unternehmen mit Verkaufs-Schwerpunkt EU ?

    Im Gegenteil: So wie in der Eurokrise reiche EU Bürger ihr Finanzkapital nach D gebracht haben, so jetzt in Währungsräume ausserhalb der
    EU.

    Die EZB kann nur noch Symbolpolitik betreiben.

    Der barmherzige, einst reiche Ritter D fastet sich jetzt zu Tode und kann keine Geschenke an die Welt mehr verteilen.

    Antworten
  12. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    “Der Ausbruch der hohen Inflation in den Jahren 2021–22”

    Jaja, ist es nicht verblüffend, dass der Preisanstieg in der Eurozone schon seit Sommer 2021 über 2% p.a. liegt? Man könnte fast vermuten, dass der böse Russe (Putin!) gar nicht alleine daran schuld sein kann, obwohl er doch immer so gemein zur EU ist.

    https://fred.stlouisfed.org/series/CPHPTT01EZM659N

    Antworten
    • Andrea Saalburg
      Andrea Saalburg sagte:

      @R. Ott

      Ihr Punkt!

      Ich stelle auch an mir selbst fest, dass ich mehr und mehr in Sarkasmus ausweiche, um den Irrsinn dieses langersehnten Umbaus der Weltwirtschaft zu ertragen.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Frau Saalburg

        Das Tolle am Sarkasmus ist: Mit ihm kommen Sie auch durch eventuell existierende Zensurschranken (nicht hier in dieser Kommentarecke, aber anderswo oft schon), wenn der Zensor ein bisschen dumm oder ein bisschen überarbeitet ist.

        Ich hab es auf dem Gipfel des Greta-Hypes mal geschafft, ein vollkommen irres “Lobpreisgedicht” über Greta Thunberg und ihre Klimastreiks (es war ein gar häretisch umgedichtetes Vaterunser) als Leserbrief in die ansonsten äußerst staatstragende Regionaleitung zu schmuggeln.

        Gab vermutlich ein bisschen Ärger in der Redaktion – eine Woche später wurden dann die Leserbriefe von Leuten abgedruckt, die sich über mich aufegten, und was das doch für eine Frechheit sei, überhaupt so einen Brief abzudrucken…

      • Dr.Lucie Fischer
        Dr.Lucie Fischer sagte:

        @Andrea Saalburg @Richard Ott
        Hohn & Spott sind ziemlich zensur-resistent, überfordern KI-Algorithmen, und ” Tebonin”-Kanzler weiss, dass Strafverteidiger/ RA Strate nicht locker lassen wird- ständige Angst im erpressbarem Kanzleramt. “Waschlappen Kretschmann” wird Auftritte meiden, es könnten welche durch die Luft fliegen. Auch Kreativität wächst in Krisenzeiten ,
        den Gegner einfach auslachen hat Tradition, ” was guckst du” ?
        https://www.youtube.com/watch?v=sg3fWUeAeMU

      • Tom96
        Tom96 sagte:

        Die Staatsanwaltsschaft in Hamburg ist das Kind der Korrupten Geschäftsführer der BRD GmbH,
        no mercy für Gläubiger mit Kollateralkonten in Delaware oder für das Treuhandvermögen Deutschland …

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