Deutsch­land droht zum Ver­lierer des Welt­handels zu werden

Es ist nicht das erste Mal, dass die Globalisierung den Rückwärtsgang einlegt. Der Wirtschaftshistoriker Harold James hat sieben, zum Teil heftige Globalisierungskrisen seit 1850 identifiziert. Diese mündeten zwar jeweils in eine neue Phase der Globalisierung, aber es ist keineswegs ausgemacht, dass die bisherigen Gewinner der Globalisierung auch die künftigen Gewinner sein werden.

Als regelmäßiger „Exportweltmeister“ war Deutschland bisher ein Gewinner der Globalisierung. Dass es eine Herausforderung ist, diese Stellung zu bewahren, hat die deutsche Politik zumindest verbal erkannt.

Viel ist davon die Rede, Abhängigkeiten vor allem von China zu reduzieren und die Produktion kritischer Produkte wieder nach Europa und Deutschland zu holen. Subventionen sollen die zum Teil erheblichen Kostennachteile einer Fertigung vor Ort im Vergleich zu Importen kompensieren.

Nicht weniger herausfordernd ist es, den Zugang zu Energie und kritischen Rohstoffen zu sichern. Dort wird es angesichts der chinesischen Strategie der Monopolbildung in einigen Bereichen nicht nur teuer, andere Quellen zu erschließen, sondern auch Jahre dauern.

Die Wirtschaftsweisen mahnen in ihrem jüngsten Gutachten zu Recht konsequentes Handeln an. Angesichts der hierzulande vorherrschenden Haltung, lokale Vorkommen nicht nutzen zu wollen – von Erdgas bis Lithium –, dürfte die Abhängigkeit vom Ausland jedoch bestehen bleiben und sich zunehmend als Wettbewerbsnachteil erweisen.

Immerhin hat der Bundestag endlich das Freihandelsabkommen mit Kanada ratifiziert. Weitere Abkommen, vor allem mit den USA müssen rasch folgen, denn mit wem sonst sollten wir Freihandel in einer deglobalisierten Welt treiben, wenn nicht mit den Ländern, die unsere Werte teilen?

Zugleich müssen wir anerkennen, dass es vorerst nicht möglich sein wird, unser Verständnis von Menschenrechten global durchzusetzen. Wir werden weiter mit Ländern handeln müssen, die andere Werte haben als wir, wie der jüngste Gas-Deal mit Katar unterstreicht. Andere Staaten zeigen sich da weitaus pragmatischer, wie die USA und Frankreich mit Blick auf Venezuela gerade demonstrieren. Das muss kein Nachteil sein, reduziert der Austausch von Waren doch die Gefahr von militärischen Auseinandersetzungen.

Maßnahmen wie Freihandelsabkommen, eine gesicherte Rohstoffversorgung und verringerte Abhängigkeiten reichen aber nicht, um den Wohlstand in Deutschland zu sichern. Um dauerhaft im Rahmen des Freihandels hohe Einkommen zu erwirtschaften, muss man in margenstarken, zukunftsfähigen Geschäftsfeldern zur Spitzengruppe gehören.

Laut Gutachten der Wirtschaftsweisen haben wir nur in traditionellen Technologien noch einen deutlichen Vorteil und hinken bei den Zukunftstechnologien wie Internet of Things, Big Data und Künstlicher Intelligenz hinterher.

Es braucht mehr Investitionen in die Bildung

Gleichzeitig sind die Risiken für die angestammten Bereiche offensichtlich. Die Automobilindustrie steht inmitten eines fundamentalen Wandels, und die Sorge ist berechtigt, dass in Deutschland erhebliche Kapazitäten verloren gehen. Auch in anderen Bereichen stehen wir nicht erst seit dem Energiekostenschock unter Druck.

Wollen wir auch in der nächsten Phase der Globalisierung ein führender Spieler sein, ist es dringend erforderlich, die Energiekosten dauerhaft zu dämpfen und vor allem mehr in Bildung, Forschung und Innovation zu investieren.

An Politikerreden zu diesem Thema mangelt es nicht, wohl aber an Taten. Dass nach Daten des Ifo-Instituts fast jeder vierte Jugendliche in Deutschland die Schule ohne grundlegende Fähigkeiten verlässt, ist nicht nur ein Vergehen an der kommenden Generation, sondern ein Warnsignal erster Güte.

Wenn die Politiker es ernst meinen mit ihrem Wunsch, westliche Werte in die Welt zu exportieren, müssen sie dafür sorgen, dass wir eine starke Handelsnation bleiben. Wirtschaftliche Stärke ist die beste Grundlage für Menschenrechtspolitik. Es wäre schön, wenn die Ampel das erkennen würde.

 → handelsblatt.com: “Deutschland droht zum Verlierer des Welthandels zu werden”, 11. Dezember 2022

Kommentare (37) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. komol
    komol sagte:

    “Laut Gutachten der Wirtschaftsweisen haben wir nur in traditionellen Technologien noch einen deutlichen Vorteil und hinken bei den Zukunftstechnologien wie Internet of Things, Big Data und Künstlicher Intelligenz hinterher.” Das ist der entscheidende Punkt!

    Antworten
  2. Ralf Schmidt
    Ralf Schmidt sagte:

    Man kann nur verlieren was man hat.
    Deutschland als “Exportweltmeister” war immer auch ein Stück Illusion. Ganz zu schweigen von der technischen und qualittiven Führung im Bereich Automobil (Da kenne ich mich aus)
    Nur jetzt kommt Deutschland wohl langsam in der Realität an. Und jetzt rächen sich Nachlässigkeiten in anderen Bereichen (Bildung, Infrastruktur).

    Wenn dann noch von unseren Werten und Wesen…
    (das klingt irgendwie nach dunkler Vergangenheit)

    Für Wohlstand gibt es kein Abo, der muss jeden Tag aufs Neue erarbeitet werden. Und dazu muss man die Menschen auch lassen.

    Antworten
      • Ralf Schmidt
        Ralf Schmidt sagte:

        @Richard Ott

        Im Prinzip ist zur Schau stellen kein Problem, man sollte dann aber auch mit der Reaktion der anderen zurecht kommen.

        Schwieriger wird es dann, wenn man seine Meinung als allgemeinen Grundsatz verstehen will und dabei auch andere kulturelle Sichtweisen ausser Acht lässt.
        Toleranz ist halt nicht immer einfach.

        By the way:
        Schaustellerei von anderen kann durchaus unterhaltsam sein, wenn man genügend Popkorn hat.

        Zum Foto.
        Richtig ist, dass es auch schon richtig schlimme Armbinden gab (früher)

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Ralf Schmidt

        “By the way: Schaustellerei von anderen kann durchaus unterhaltsam sein, wenn man genügend Popkorn hat.”

        Jaja, in vielen Swingerclubs gibt es sogar Büffet – da muss ich aber nicht zugucken, wenn die fanatische Nancy im orientalischen Zimmer schamlos ihren Blazer auszieht und die Binde blitzen lässt.

        Das permanente Zurschaustellen sexueller Vorlieben in der Öffentlichkeit hat für meinen Geschmack mittlerweile ein Ausmaß angenommen, das nur noch penetrant und übergriffig ist.

        “Im Prinzip ist zur Schau stellen kein Problem, man sollte dann aber auch mit der Reaktion der anderen zurecht kommen. Schwieriger wird es dann, wenn man seine Meinung als allgemeinen Grundsatz verstehen will und dabei auch andere kulturelle Sichtweisen ausser Acht lässt.”

        Das hängt miteinander zusammen.

        Wie soll der neue autoritäre Haltungsdeutsche verstehen, dass es negative Reaktionen geben könnte, wenn er es doch für völlig offensichtlich hält, dass seine Haltung die einzig richtige ist?

        “Richtig ist, dass es auch schon richtig schlimme Armbinden gab (früher)”

        Die Träger der roten Binde glaubten damals auch, sie seien die Guten – selbst dann, als sie für andere die Pflicht zum Tragen der gelben Binden einführten…

    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Ralf Schmidt

      >Man kann nur verlieren was man hat.>

      Das ist FALSCH aus Sicht der Ökonomie.

      Wenn man NICHT investiert, verliert man ZUKÜNFTIG, was man ZUKÜNFTIG durch die Investitionen haben könnte.

      Antworten
      • Ralf Schmidt
        Ralf Schmidt sagte:

        @Dietmar Tischer

        Man muss auch erstmal Geld haben, wenn man Investieren will.
        (Bitte keine Henne-Ei-Diskussion jetzt)

        Zum Thema Investieren wollte ich mit den “Nachlässigkeiten” hinweisen, also ausgebliebene Investitionen. Man hat sich lieber auf Mythen ausgeruht, anstatt planvoll zu investieren.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Ralf Schmidt

        Dass man Geld haben muss, um investieren zu können, steht nicht infrage.

        Ein Henne-Ei-Problem gibt es NICHT in DIESER Diskussion.

        Daher:

        Ihre Aussage ist FALSCH.

        >Deutschland als “Exportweltmeister” war immer auch ein Stück Illusion.>

        Es war NICHT immer eine Illusion, daher auch nicht “ein Stück Illusion”.

        Es war zeitweise GEMESSENE Realität.

        >Für Wohlstand gibt es kein Abo, der muss jeden Tag aufs Neue erarbeitet werden. Und dazu muss man die Menschen auch lassen.>

        Das ist richtig, soweit es kein Abo dafür gibt.

        Richtig ist auch, dass er jeden Tag erarbeitet werden muss.

        Die Frage ist:

        Von WEM?

        Müssen wir unseren Wohlstand erarbeiten, wenn ihn andere liefern können?

        Müssen wir nicht, irgendwann es aber doch müssen.
        Daher noch „richtiger“:

        Die Menschen müssen es auch WOLLEN.

        Daran fehlt es m. A. n., weil

        a) Deutschland ein WOHLSTANDSLAND ist (immer noch), das sich durch VERSCHULDUNG statt Arbeit den Wohlstand sichern kann (auf Zeit)

        und

        b) Die gesellschaftlich etablierten STRUKTUREN so sind, insbesondere an den Sozialstaatstransfers abzulesen, dass es sich für zu viele Menschen NICHT lohnt, mehr zu arbeiten bzw. qualifizierter zu arbeiten als sie es tun.

        Wir ruhen uns übrigens NICHT auf Mythen aus.

        Unser KONSUM wird finanziert.

        Wir investieren allerdings bei weitem NICHT genügend, weil dies weniger Konsum bedeuten würde.

        Zu glauben, dass damit das Wohlstandsniveau gehalten werden kann, ist falsch.

        Es gibt diesen Glauben nicht.

        Sondern:

        Die meisten Menschen machen sich keine Gedanken darüber, d. h. sie haben das überhaupt nicht auf dem Radar.

  3. Nordlicht
    Nordlicht sagte:

    “Zugleich müssen wir anerkennen, dass es vorerst nicht möglich sein wird, unser Verständnis von Menschenrechten global durchzusetzen.”

    Auch nicht mit Hilfe der US-Army? Da geht vielleicht noch was …

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Nordlicht

      “Auch nicht mit Hilfe der US-Army? Da geht vielleicht noch was …”

      Schon in Afghanistan sind wir damit gescheitert.

      Antworten
  4. Lele Castello
    Lele Castello sagte:

    Joah sicher. D selber Schuld da man ja nur noch mit “Gleichgesinnten” Handel treiben will. Die Welt wird nicht deglobalisert nur Europa wird es und dass durch eigene politischen Entscheidungen. Die Freihandelszonen werden das nur beschleunigen. Das durchsetzen der “eigene Weltanschauung” ist Hybris und kann als neokolonialismus bezeichnen.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      Oh, mit Diskussion, vielleicht wird der staatstreue Fuest ja durch interessante Gesprächspartner herausgefordert!

      https://youtu.be/3LdLuyXTiqY?t=1758
      “Moderation Judith Wittwer – Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung”

      Nein, doch nur Zeitverschwendung mit einem Journalismus-Apparatschik von der Alpenprawda.

      Antworten
      • Susanne Finke-Röpke
        Susanne Finke-Röpke sagte:

        @Herrn Richard Ott:

        Herr Fuest ist nicht einmal ein schwacher Abklatsch von Prof. Sinn. Das liegt daran, dass die berufenden Politiker größtes Augenmerk darauf gelegt haben, einen Leisesprecher zu berufen.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Susanne Finke-Röpke

        „Herr Fuest ist nicht einmal ein schwacher Abklatsch von Prof. Sinn.“

        Woran machen Sie dies konkret fest?

        Insbesondere in Bezug auf ein korrektes Verständnis unseres Geldsystems sind sie allerdings beide sehr schwach. Weder Fuest noch Sinn beherrschen die Funktionsweise der Doppik und kommen somit zu fundamentalen Falschaussagen. Dies ist von daher besonders tragisch, da Prof. Sinn jüngst mal wieder grundlegende Buchführungskenntnisse im Bildungskanon gefordert hatte: „Man muss wissen, wie die Buchhaltung geht.“ (Minute 11:05), selber aber keine Ahnung von (Bank)Buchführung zu haben scheint. Ansonsten würde er auch im Jahre 14 nach der Richtigstellung durch die Bundesbank nicht immer noch das Märchen von den Banken als Intermediär kolportieren (Minute 3:21): https://youtu.be/867xz19QmBg?t=203. Ich teile ja durchaus viele Ansichten von Prof. Sinn; aber diesen fundamentalen Sachverhalt kriegt er – und mit ihm viele andere – einfach nicht auf die Reihe.

  5. Carsten Pabst
    Carsten Pabst sagte:

    Na dann starte ich mal mit guten Nachrichten in die Woche.
    Hier ein Beispiel, dass für Jugendliche anscheinend nicht nur Unterhaltung zählt:

    https://www.zdb.de/meldungen/maurer-pierre-holze-ist-weltmeister-bei-der-worldskills-2022

    Im Übrigen scheint gerade im Bundestag der Unterhaltungsgrad in den letzten Jahren rapide gesunken zu sein. Oder wie erklärt man sich
    das dauerhafte betrachten des Mobiltelefones durch Politiker während Bundestagsdebatten?!

    Vor·bild: Person oder Sache, die als [mustergültiges] Beispiel dient

    Mir fällt da nur der Spruch meines Lehrmeisters ein:
    “Niemand ist unnütz; Er kann noch als bestes Beispiel dienen”

    Somit hat der Bundestag doch durchaus eine (Vorbild)- Funktion😉
    Beste Grüße und guten Start in die Woche
    Carsten Pabst

    Antworten
  6. Susanne Finke-Röpke
    Susanne Finke-Röpke sagte:

    “Dass nach Daten des Ifo-Instituts fast jeder vierte Jugendliche in Deutschland die Schule ohne grundlegende Fähigkeiten verlässt, ist nicht nur ein Vergehen an der kommenden Generation, sondern ein Warnsignal erster Güte.”

    Nö, das ist kein Warnsignal mehr. Das ist eine Bestätigung der gewollten Immigration in die Sozialsysteme. Leute wie Thilo Sarrazin und andere “böse Rechte” haben es lange vorausgesehen. Keine Sorge, das wird demographisch zügig von 1/4 auf 1/3 und ein paar Jahre später auf 1/2 steigen. Dann ist auch das Thema Exportüberschuss endgültig erledigt und wir haben noch ganz andere Sorgen, wenn das Rating von AAA auf türkisches oder syrisches Niveau sinken wird.

    Ohne Leute, die die deutsche Arbeitskultur wenigstens teilweise übernehmen wollen oder sogar übertrumpfen (wie z.B. immigrierte Japaner oder Schweizer) wird das sowieso nichts. Da kann die Bildungspolitik Purzelbäume schlagen, gegen die Erziehung durch bildungsferne Eltern kommt sie faktisch fast nicht an.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Susanne Finke-Röpke

      >Da kann die Bildungspolitik Purzelbäume schlagen, gegen die Erziehung durch bildungsferne Eltern kommt sie faktisch fast nicht an.>

      Stimmt.

      Ich würde lediglich auf den SPEZIELLEN Verweis „bildungsferne Eltern“ verzichten und, dem Tenor nach wie Sie, aber dennoch ALLGEMEINER kritisieren.

      Dr. Stelter:

      Es ist nicht dringend erforderlich, sondern man MUSS davon ABRATEN, mehr in Bildung zu investieren, wenn die NACHFRAGE nach Bildung NICHT da ist.

      Sie ist nicht da, sondern da ist bei Jugendlichen in hohem Maß offensichtlich eine Nachfrage nach UNTERHALTUNG.

      Das so gesparte Geld sollten die Frührentner erhalten.

      Denn diese brauchen auch Unterhaltung, mehr sogar, da sie vermehrt aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind und daher viel Freizeit haben.

      Das hat sogar der Olaf geschnallt. 😊

      Er muss sich nur noch daran erinnern, dass man Wahlen mit Zuwendungen an die Älteren gewinnt und nicht mit Appellen, wertvolle Lebenszeit mit Arbeit zu vertrödeln.

      Antworten
      • Susanne Finke-Röpke
        Susanne Finke-Röpke sagte:

        DT: “Es ist nicht dringend erforderlich, sondern man MUSS davon ABRATEN, mehr in Bildung zu investieren, wenn die NACHFRAGE nach Bildung NICHT da ist.”

        Das ist so pauschal m.E. nicht richtig. Von “Deutschland sucht den Superstar” über “Ninja Warrior” bis “Germanys Next Topmodel” ist sowohl ein hohes Interesse an der Ausbildung in bestimmten Berufen als auch an der damit verbundenen Karriereberatung zu konstatieren. Das hat nichts mit Unterhaltung für die Aktiven selbst zu tun, sondern mit harter Arbeit, für die allerdings die Nachfrage geringfügig geringer ist als nach Handwerkern, Pflegepersonal und IT-Spezialisten.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        Auch die modernen Berufsbilder “Youtuber”, “Tiktoker”, “Twitch-Streamer”, “Instagram-Influencer” und “Onlyfans-Luder” erfordern viel Disziplin, Ausdauer und eine gewisse Leidensfähigkeit – allerdings liegt es in der Natur des Geschäfts, dass es dort neben wenigen Spitzenverdienern ein ganzes Heer von kleinen Krautkrämern gibt, die kaum davon leben können oder den Durchbruch nie schaffen. Ist so ähnlich wie bei den vermeintlichen Traumberufen “Topmodel” und “Fußballprofi”.

        Zum Glück sucht der Staat immer neues Personal (richtiges Parteibuch und aussichtsreiche Position in der Opferhierarchie vorausgesetzt…) und der schon seit vielen Jahren megatrendige Beruf “Hartzer” bekommt bald ein finanzielles Upgrade verpasst und dazu eine *noch* bessere Work-Life-Life-Balance als bisher…

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Susanne Finke-Röpke

        Wir sind nicht auseinander, es liegt m. A. n. ledig ein Missverständnis vor.

        1) >Von “Deutschland sucht den Superstar” über “Ninja Warrior” bis “Germanys Next Topmodel” ist sowohl ein hohes Interesse an der Ausbildung in bestimmten Berufen.>

        … hohes Interesse ist richtig, Kompetenzgewinnung auch und (nur) bestimmte Berufe auch.

        Ich denke da wie Richard Ott vor allem auch an die Influencer, die es schon draufhaben müssen, wenn sie im brutalen Wettbewerb um die Klicks bestehen wollen.

        Das Thema hier ist hier aber BILDUNG mit Blick auf den WELTHANDEL.

        Mit Bezug darauf, so meine ich, ist es gerechtfertigt von der NACHFRAGE nach UNTERHALTUNG zu reden.

        2. Dies hat nichts mit der Nachfrage von Rentnern und speziell Frührentnern zu tun.

        Die haben in aller Regel eine ganz ANDERE Nachfrage nach Unterhaltung, aber eben AUCH eine Nachfrage nach Unterhaltung.

        3. Die Nachfrage nach BILDUNG – „echter“ Bildung, egal welcher – ZEIGT sich meinem Verständnis nach darin, dass diejenigen, die sich haben wollen, nicht konsumieren, sondern IN SICH INVESTIEREN, ohne dabei einen KALKULATORISCHEN konsumtiven Ertrag zu verbinden.

        Mit Blick auf den Welthandel würde ich sagen, dass sie darin besteht, sich auf WECHSELNDE Bedingungen so einstellen zu können, dass sie als produktiv daran Teilnehmende erfolgreich bestehen.

  7. Gnomae
    Gnomae sagte:

    Die Gefahr für Deutschland ist real. Deutschlands Export besteht zu 39,5 % aus Kraftwagen,-teilen (15,3 %), Maschinen (14,2 %) und chemische Erzeugnisse (10 %). Die Bedingungen für diese Industrien haben sich nicht gerade verbessert in den letzten Jahren.

    Der Wunsch, deutsche grüne Technik zu exportieren, dürfte mit dem Inflation Reduction Act in den USA einen herben Rückschlag erfahren haben. Letztendlich verfolgen die großen US-Konzerne ihre eigenen Interessen gnadenlos. Grüne Phantasien haben hier keinen Platz. Es geht um das Geschäft.

    Die Erschließung neuer Märkte ist zu begrüßen, wird aber auch einige Zeit andauern.

    Wir sollten führend werden in Internet of Things, Big Data, künstliche Intelligenz. Für diese Spezialisten bleibt aber die Frage, warum in Deutschland quälen, wenn in anderen Ländern die Grenzsteuersätze für hohe Einkommen sehr viel niedriger sind.

    Als Fazit bleibt: Wir haben uns ideologisch verfahren. Wir wollen das aber nicht korrigieren.

    Antworten
  8. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >Zugleich müssen wir anerkennen, dass es vorerst nicht möglich sein wird, unser Verständnis von Menschenrechten global durchzusetzen.>

    Was ist denn das für eine Aussage?

    Wohl gemerkt:

    Es geht der Aussage nach nicht um unser „Angebot“, wie man mit Menschrechten, wie wir sie verstehen, im Wirtschaftsleben UMGEHT, sondern um die DURCHSETZUNG von Menschenrechten, wie WIR sie verstehen.

    GEHÖRT die DURCHSETZUNG von Menschenrechten, wie wir sie verstehen, zum WELTHANDEL?

    Definitiv NICHT – was nicht heißt, dass sie nicht thematisiert werden darf und wir kein Interesse an der Durchsetzung haben sollten.

    Vielmehr:

    Wenn wir zur Auffassung gelangen sollten, dass Verfahren des Welthandels NICHT unserem Verständnis von Menschenrechten entsprechen, dann beteiligen wir uns NICHT an diesen Verfahren und damit auch NICHT am Welthandel, soweit er auf diesen Verfahren basiert.

    So EINFACH ist das, WENN man KONSEQUENT sein will.

    Oder anders ausgedrückt:

    Sich zu SEINEN Werten zu bekennen und DANACH zu handeln, hat einen PREIS.

    Er berechnet sich nach den Vorteilen des Welthandels, auf die man VERZICHTET.

    Auch das ist so einfach, dass es selbst die grüne Regierungsmannschaft versteht:

    Verständnis räumt keine Probleme aus der Welt.

    Ein hiesiges Problem ist, dass man das Volk nicht lange regieren kann, wenn man ihm nachhaltig VERMEIDBARE Wohlstandsverluste zumutet.

    Daher die erkennbare Differenz zwischen den VERBALEN Bekenntnissen der Außenministerin und dem eher von Machterhalt geprägten HANDELN des Kanzlers z. B. in China.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “Es geht der Aussage nach nicht um unser „Angebot“, wie man mit Menschrechten, wie wir sie verstehen, im Wirtschaftsleben UMGEHT, sondern um die DURCHSETZUNG von Menschenrechten, wie WIR sie verstehen. GEHÖRT die DURCHSETZUNG von Menschenrechten, wie wir sie verstehen, zum WELTHANDEL?”

      In Religionen, die auf der Idee basieren, dass sie von Gott gegebenes und von den Menschen zu befolgendes Recht sind, verschmelzen oft die Begriffe für “Recht”, “Rechtstreue” und “Rechtsfrieden”. Berühmtestes Beispiel ist nicht nur die Religion sondern auch schon das Wort “Islam” – aber christliche Theokratien funktionieren natürlich auch so.

      Insofern: Ja, eindeutig! Nur am deutschen Klima- und Menschenrechtswesen kann die ganze Welt genesen!

      Antworten
  9. Felix
    Felix sagte:

    Das Handelsblatt ist eine lächerliche Veranstaltung. Selbst die BILD hat inzwischen ein besseres Profil in Wirtschaftsfragen.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Felix

      Man bekommt den Eindruck, die Artikel werden zunehmend für die neu eingestellte grüne Teilzeit-Pressereferent*in (gerne divers) im Wirtschaftsministerium geschrieben, die widerwillig manchmal auch “Handelsblatt”-Artikel in die Presseschau aufnehmen muss, obwohl sie doch viel lieber “Zeit”, “taz” und “Neues Deutschland” liest…

      Antworten
      • Felix
        Felix sagte:

        Also Sie meinen, die lesen noch?

        Das Beste am Handelsblatt war, wie sich die Redakteure der FTD regelmäßig darüber lustig gemacht haben. Seitdem hat dieses Blatt jeden Restsinn verloren.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Felix

        Sicher bin ich mir nicht. Bei dem Kompetenzniveau, das die Grünen so anbieten, kann es sein, dass die kleinen Pressereferent*innen in den günen Ministerien gar nicht lesen und schreiben können, sondern nur noch bunte Bilder aus der Zeitung ausschneiden.

  10. foxxly
    foxxly sagte:

    ………. mehr in die bildung investieren!??
    wo will man da anfangen? GANZ OBEN !

    die probleme der menschen werden ganz oben beschlossen und, wenn nötig mit gewalt gegen das eigene volk durchgesetzt.

    deutschland ist sowas von erpressbar geworden, vorallem wegen fehlenden den günstigen rohstoffen. und einseitigen abhängigkeiten.
    u.a. eigene dumme energiepolitik zb atom-ausstieg

    die zunehmende blockbildung verschlechtert unsere deutsche situation.

    und die eigene deutsche dummheit ist, dass die führung(en) bei uns nahezu immer eine “endsieg-politik betreiben. d.h.

    beschlossene gesetze/bedingungen bis zum “gehtnicht mehr” durchziehen, obwohl längst eine umkehrung erkannt wurde. und anschließend genau das gegenteil machen, aber auch bis zum ende!

    was ist das für eine intelligenz?
    bildung, bildung….. für die führung

    Antworten
  11. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    bto: “Immerhin hat der Bundestag endlich das Freihandelsabkommen mit Kanada ratifiziert. Weitere Abkommen, vor allem mit den USA müssen rasch folgen, denn mit wem sonst sollten wir Freihandel in einer deglobalisierten Welt treiben, wenn nicht mit den Ländern, die unsere Werte teilen?”

    Hmm, vielleicht auch mit Staaten, die ihre angeblichen Verbündeten und “Wertepartner” nicht absichtlich zu ihrem eigenen Nutzen wirtschaftlich schädigen?

    Oder dürfen wir Handelsverträge ohne Erlaubnis der USA nicht mehr auf der Basis gemeinsamer Handelsinteressen mit Drittstaaten abschließen und das wird uns dafür als neue Rechtfertigung verkauft?

    “Andere Staaten zeigen sich da weitaus pragmatischer, wie die USA und Frankreich mit Blick auf Venezuela gerade demonstrieren”

    Tja, die sind halt nicht so doof wie wir und können das wohlfeile Moralgesülze noch von den strategischen nationalen Interessen trennen. Deutschland hingegen betreibt seine Moralpolitik um ihrer selbst willen.

    Antworten
    • Beobachter
      Beobachter sagte:

      Es ist alles gesagt. Die Beratungsresistenz in Berlin ist aber nun nichts neues. Kein Wunder, wenn Agora Energiewende etc. an den Schalthebeln sitzen, sie haben kein anders Ziel, als ihre Agenda durchzuziehen. Die Masse der Bevölkerung ist ihnen sicherlich egal. Die Schafe sind aber noch nicht so weit, mehr als nur zu blöken. Man kann sich nur zurücklehnen und abwarten.

      Antworten
      • Gnomae
        Gnomae sagte:

        @ Beobachter

        “Agora Energiewende etc. an den Schalthebeln”

        Bisheriges Ergebnis der sog. Energiewende: Der Strompreis wird sich fast verdreifachen, von z.B. angekündigt ca. netto 20 cent/kwh auf 52 cent/kwh.

        Wenn sich die Energiebeschaffung von 11 cent auf 41 cent / kwh erhöht, stimmt am System grundsätzlich etwas nicht.

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