Das Märchen vom Versagen des Kapitalismus
In den letzten 30 Jahren, seit dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Eintritt Chinas in die Weltwirtschaft, sind Hunderte Millionen Menschen bitterster Armut entkommen. Einkommen, Gesundheitszustand und Umwelt sind besser als zuvor. Das wohl größte Wohlfahrtsprogramm der Weltgeschichte war möglich durch Globalisierung und Kapitalismus.
Trotz dieses unstrittigen Erfolges feiert Kapitalismuskritik ein großes Comeback. Es vergeht kein Tag, wo nicht auch bei uns, wo wir seit siebzig Jahren mit der sozialen Marktwirtschaft eine gezähmte Version des Kapitalismus sehr erfolgreich betreiben, ein “Ende” oder zumindest eine “Reform” gefordert wird.
Es wird höchste Zeit, dieser medialen Dauerkampagne entgegenzuwirken, droht doch sonst ein massiver Wohlstandsverlust für uns alle. Schauen wir uns die Argumente an, die von den Gegnern der heutigen Ordnung vorgebracht werden. Beispielhaft an der letzten Kolumne von Thomas Fricke, der jeden Freitag seine (einseitige) Sicht der Dinge beim SPIEGEL verbreitet. So auch diese Woche.
Argument 1: Umfragen zeigen, dass mehr als 50 Prozent der Menschen auf der Welt zweifeln, dass der Kapitalismus die heutigen Probleme lösen kann. – Das mag sein, aber dies bedeutet nicht, dass diese Mehrheit auch recht hat. Wer nur SPIEGEL liest und Deutschlandfunk hört, dem kann man nicht übelnehmen, so zu denken. Er oder sie bekommt es dort ja jeden Tag erzählt von Journalisten, die – so zumindest das Ergebnis einschlägiger Studien – eher dem linken und damit kapitalismuskritischen Lager zuzurechnen sind.
Argument 2: 80 Prozent der Deutschen sind der Auffassung, dass “es auch mal gut sei mit Privatisierungen”. – Dabei muss man schon lange suchen, wann bei uns was im großen Stil privatisiert wurde. Telekom? Post? Ja, beim Börsengang der Telekom hat der Staat als Verkäufer die Aktienkultur hierzulande durch überzogene Preise und heimelige Werbung auf Jahrzehnte zerstört. Ja, der Verkauf der städtischen Wohnungen in Berlin zum Tiefpunkt der Preise war dumm. Nur wohl wahrlich nicht die Schuld der bösen Kapitalisten. Nirgendwo sind weitere Privatisierungen zu sehen. Und wie gut staatliche Unternehmen funktionieren, können wir bei der Bahn bestens beobachten.
Argument 3: Der Markt funktioniert nicht, wie die Probleme der Autoindustrie zeigen. Hier wäre es falsch, auf “Technologieoffenheit” zu setzen, der Staat müsse Vorgaben machen. – Ein besseres Beispiel für das schädliche Wirken des Staates als die Automobilindustrie lässt sich im Gegenteil wohl kaum finden. Zunächst hat die Politik alles darangesetzt, die Industrie in die Dieseltechnologie zu treiben, mit dem Ziel, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Dann hat sie immer schneller immer deutlichere Abgasreduktion gefordert, was letztlich Betrug fördert – der natürlich gar nicht geht! Als daraufhin die CO2-Mengen wieder stiegen, Benziner statt Diesel, wurden die Grenzwerte weiter verschärft und vor allem die Zeitschiene für die Realisierung verkürzt. Ein klassisches Beispiel für eine politische Interventionsspirale, die zu immer mehr Intervention führen muss.
Nun also der noch radikalere Weg, der auf Elektroautos und eine Halbierung des Marktes setzt. Kein Wunder, dass die Industrie vor dem Niedergang steht. Ursache ist letztlich eine einfache: Statt den Verkehrssektor von Anfang an in den europäischen Emissionshandel mit einzubeziehen, wurde auf Planwirtschaft statt Preissignale gesetzt. Gut möglich, dass in anderen Bereichen deutlich mehr CO2 eingespart werden kann für weniger Geld. Und das ist Kapitalismus: der effizienteste und effektivste Weg.
Noch ein Wort zur “Technologieoffenheit”: Auch im SPIEGEL war vor einigen Wochen zu lesen, dass die Japaner weiter auf Wasserstoff setzen. Der zuständige Chefentwickler von Toyota wurde mit Blick auf die einseitige Ausrichtung auf das Elektroauto so zitiert: “Ich verstehe das nicht. Was die deutschen Unternehmen machen, ist Selbstmord.” Besser kann man die Folgen staatlicher Handlungen nicht zusammenfassen.
Argument 4: In Wirklichkeit haben Staat und Unternehmen meist zusammengewirkt, wenn es um die großen Innovationen der Geschichte ging. – Da ist was dran, vor allem aufgrund von militärischen Projekten, die wir doch auch nicht so gern sehen. Aber abgesehen davon, haben wir in Deutschland das beste Beispiel für die Folgen staatlicher Innovationspolitik: 82 Milliarden Euro haben wir für die Subventionierung der Solarindustrie ausgegeben. Heute sparen wir dadurch rund zwei Prozent unseres jährlichen CO2-Ausstoßes und die Industrie, die wir aufgebaut haben, sitzt in China. Das passiert Planwirtschaftlern, nicht Kapitalisten.
Argument 5: Wenn Regierungen wie Notenbanker in Corona-, Finanz- und anderen Großkrisen eingreifen, tun sie das, weil Marktkräfte nicht funktionieren. – Dies ist die komplette Verkehrung der Realität. Nicht, weil die Marktkräfte nicht funktionieren, haben wir Krisen, sondern weil Politik und Notenbanken seit nunmehr über 30 Jahren in die Märkte intervenieren.
Nehmen wir die Notenbanken. Wann immer es in den letzten Jahrzehnten eine Krise gab – Asienkrise, Russlandkrise, Y2K-Sorge zur Jahrtausendwende, Platzen der New-Economy-Blase, 11. September, US-Immobilienkrise und jetzt auch Corona –, haben die Notenbanken Geld in die Märkte gepumpt, Zinsen gesenkt und Kreditvergabestandards gesenkt. Sie haben also jene, die mit zu vielen Schulden und Risiken unterwegs waren, “gerettet”. Das Signal wurde verstanden: Wenn mir jemand das Risiko abnimmt, dann kann ich mehr Risiken eingehen. In der Folge wurden jedes Mal noch mehr Schulden gemacht und noch mehr Risiken eingegangen, was natürlich eine neue Krise herbeiführt.
Ist das “Kapitalismus”? Nein. Das ist staatliches Eingreifen, das den normalen Prozess der Marktauslese verhindert. Kein Wunder, dass wir es mit immer mehr Zombies in der Unternehmenswelt zu tun haben. Politik und Notenbanken verhindern seit Jahren die Bereinigung des Marktes und mit jeder Krise werden die Zombies mehr. Kein Wunder, dass das Produktivitätswachstum und damit auch das Wachstum des umverteilbaren Kuchens immer geringer wird. Die Folge: soziale Unzufriedenheit. Doch das liegt daran, dass die Interventionen das Wachstum des Kuchens verhindern.
Übrigens waren es nicht nur die Notenbanken, die mit ihrem “asymmetrischen Verhalten” (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) die Verschuldung nach oben gepumpt haben, es waren auch die Staaten, die die Banken mit immer geringerer Regulierung und der impliziten oder expliziten Rettungsgarantie versehen, dazu antrieben, mehr Kredite zu vergeben, um so die Wirtschaft anzutreiben. Die Finanzkrisen waren die Folge dieses staatlichen Anreizes zu Verschuldung und Spekulation. Hätte man das Risiko bei den Akteuren gelassen, wäre es nie dazu gekommen.
Wie Corona es in die Aufzählung von Fricke schafft, kann ich mir nicht erklären. Wenn überhaupt, ist das Virus einem staatlichen Institut entfleucht – wenn man denn überhaupt in diese Richtung argumentieren will, was ich nicht tue – und keinem “kapitalistischen”. Dass Unternehmen im Privatsektor im Unterschied zum Staat nicht ewig ohne Einnahmen durchhalten, ist nun wirklich kein Beweis für das Scheitern des Kapitalismus.
Argument 6: Die Einkommensverteilung wird immer ungerechter. – Selbst der SPIEGEL musste vor einigen Monaten einräumen, dass diese öffentliche Wahrnehmung einfach falsch ist. Die Einkommensverteilung nach Umverteilung in Deutschland ist seit über 20 Jahren unverändert “gleich”. Die wahrgenommene Ungleichheit ist mehr die Folge der medialen Darstellung als mit Fakten unterlegt, war da zu lesen. Richtig.
In Wahrheit haben sich sogar die Einkommen vor der Umverteilung wieder angenähert, vor allem weil die Löhne im unteren Bereich gestiegen sind. Auch dies leuchtet ein: Zunächst hat der Markt mit geringeren Lohnzuwächsen reagiert, als es galt, gut eine Million Zuwanderer zu integrieren. Je weiter wir damit kommen, desto eher können auch die Löhne steigen. So erweist sich der Kapitalismus auch als Helfer bei der Integration von Flüchtlingen.
Blickt man auf die Welt, so kann man feststellen, dass die globale Einkommensverteilung in den letzten 30 Jahren deutlich gleicher geworden ist. Das liegt daran, dass Hunderte Millionen Menschen der Armut entkommen sind. In den westlichen Ländern ist daraufhin der Einkommenszuwachs der Mittelschicht relativ zu den anderen Bevölkerungsgruppen zurückgeblieben, während eine kleine Gruppe an der Spitze deutlich gewonnen hat. In einigen Ländern wie den USA korrigiert der Staat das nur wenig. In anderen wie Deutschland so umfangreich, dass wir nach der Umverteilung eine der gleichmäßigsten Verteilungen aller OECD-Staaten haben. Hier funktioniert die soziale Marktwirtschaft offensichtlich.
Wenn die Bürger dennoch über die Einkommensverteilung klagen, dürfte das einen weiteren Grund haben: Die Belastung mit Steuern und Angaben ist bei uns in den letzten Jahren immer weiter gestiegen und es bleibt auch wegen der kalten Progression immer weniger in der Tasche. Wenn dann noch Mieten steigen, weil die Politik trotz der Zuwanderung von Menschen aus dem In- und Ausland in die Städte das Bauen verhindert – prominentestes Beispiel Berlin – dann muss die Masse der Bürger, die zur Miete wohnt, gekniffen sein.
Argument 7: Die Vermögensverteilung ist immer ungleicher. – Auch dies ein beliebtes Argument. Zunächst ist festzuhalten, dass die Interventionen der Notenbanken dazu führen, dass sie Geld bei jeder Krise immer billiger machen müssen. In Europa kommt die “Rettung” des politischen Projekts Euro noch hinzu. Kein Kapitalist wäre für eine Währungsunion von Ländern, die weniger miteinander gemein haben als eine fiktive Union aller Staaten der Welt, die mit dem Anfangsbuchstaben “M” beginnen. Mit Nullzinsen und Umverteilung versucht die Politik dem Euro Zeit zu kaufen.
Billiges Geld muss dazu führen, dass Vermögenswerte im Preis steigen, wovon natürlich nur jene profitieren, die auch Vermögen besitzen. So ist für diese Entwicklung zunächst auch die Politik verantwortlich. Vor allem auch deshalb, weil die Rettungsaktionen ja immer den Vermögenden gedient haben.
Doch damit nicht genug. Blickt man auf Deutschland, stellt man fest, dass unsere “Reichen” nicht reicher sind, als jene in Frankreich, Italien und Spanien. Man stellt aber fest, dass die Armen deutlich ärmer sind. Was sogar eher “linke” Institute wie das DIW in Berlin zu der Erkenntnis führt, dass es nicht darum gehe, über Vermögenssteuern oder Ähnliches die Verteilung zu ändern, sondern über ein Programm zur Vermögensbildung in der Masse der Bevölkerung. Wichtige Ansatzpunkte wären Senken der Abgaben und Fördern des Eigentums an Immobilien.
Schaut man noch genauer hin, stellt man fest, dass es kein Zufall ist, dass “soziale” Länder wie Deutschland und Schweden eine hohe Vermögensungleichheit aufweisen. Das liegt am sehr gut ausgebauten Sozialsystem. So ist der Gini-Koeffizient für Vermögen in Deutschland bei einem sehr ungleichen Wert von 0,73. Berücksichtigt man jedoch die Renten- und Pensionsansprüche, liegt er bei 0,52. Unsere “Armen” sind dann doch nicht so arm.
Auch die Förderung des sozialen Wohnungsbaus, die stark ausgebauten Mieterrechte, die Mietpreisbremse und der Mietendeckel – alles staatliche Eingriffe in den Markt – bewirken durch ihre Subventionierung der Miete einen geringeren Anreiz zum Erwerb von Eigentum und fördern so Ungleichheit, statt sie zu senken.
Argument 8: Wenn heute Schulen bröckeln, es an vernünftiger Bahninfrastruktur fehlt oder auf dem Land das Internet gebietsweise nicht funktioniert – dann liegt auch das ja nicht an einem Zuviel an Staat, sondern an der Mode vergangener Jahre zu glauben, dass Private das schon richten. – Das muss man sich vor Augen führen. Für Schulen und die Bahn ist immer noch der Staat zuständig. Die Politik hat nicht gehandelt und das lag nicht an fehlendem Geld. Wie immer wieder vorgerechnet, hatte der Staat – wegen steigender Abgabenquoten trotz boomender Wirtschaft vor Corona und Nullzinsen – in den letzten Jahren Hunderte Milliarden zusätzlich zur Verfügung. Diese wurden überwiegend für Soziales ausgegeben und nicht für Investitionen. Es ist also ein Musterbeispiel für Staatsversagen.
Was das Internet und die Mobilfunknetze betrifft: Unser Finanzminister hat die Staatseinnahmen bei der Auktion der Lizenzen maximiert und damit letztlich nichts anderes gemacht, als die Gebühren erhöht, die wir nun alle bezahlen. Eine versteckte Steuer. Besser wäre es gewesen, die Lizenzen zu verschenken und Auflagen zu machen, auch abgelegene Regionen mitzuversorgen. Dann hätten wir nicht eines der schlechtesten, sondern das beste Internet Europas. Versagen des Kapitalismus? Nein, Gier der Politik.
Argument 9: Weil die Märkte mit langfristigen Vorhersagen eher überfordert sind, gab es in der EU über Jahre viel zu niedrige CO2-Preise, was zeigt, dass der Markt beim Thema “Klima” nicht funktioniert. – Zum einen waren einige wichtige Sektoren ausgenommen, was ein politischer Fehler war, wie gezeigt. Zum anderen setzt die Politik die Menge der CO2-Zertifikate fest. Es geht darum, ein externes Gut – hier CO2 – mit einem Preis zu versehen und so einen Anreiz zu setzen, den Ausstoß an CO2 planbar zu senken. Wie macht man das? Indem man die Menge an Zertifikaten reduziert und mit Mindestpreisen arbeitet. Das muss so sein, und dass es nicht gemacht wurde, lag doch eher an den Politikern als am Markt.
Argument 10: Verlierer der Globalisierung wählen Trump und Brexit und damit ist der Kapitalismus schuld am Niedergang der Demokratie. – Abgesehen davon, dass wir gesehen haben, dass es global zu mehr Wohlstand und einer gerechteren Einkommensverteilung gekommen ist, stellt sich die Frage, was die Alternative wäre? In sozialistischer Tradition nicht mehr wettbewerbsfähige Strukturen zu erhalten? Oder wie in Deutschland anlässlich des Kohleausstiegs aus Angst, die 20.000 Kumpel könnten künftig “falsch wählen”, über eine Million Euro pro Kopf an Subventionen auszugeben? Richtig wäre es, für ordentliche Bildung und Infrastruktur zu sorgen. Ach, dafür ist doch der Staat schon seit Langem zuständig? Komisch, dass es dann wieder der Kapitalismus ist, den man dafür verantwortlich macht.
Fazit: Der Staat ist der Elefant im Raum, den keiner sehen will
Was von Gegnern des Kapitalismus als Beispiel für das Versagen des Systems ins Feld geführt wird, zeigt vielmehr das Gegenteil. Es waren falsche staatliche Interventionen, die zu den Problemen geführt haben und zu weiteren Interventionen, die es noch schlimmer gemacht haben. Es waren unterlassene Investitionen der Politiker trotz Rekordsteuereinnahmen, die zu dem Verfall der Infrastruktur und der Schulen führten. Es war falsche Regulierung, der wir das Chaos beim Klimaschutz und die rückständige digitale Infrastruktur verdanken. Es ist der Interventionismus der Notenbanken, der Ungleichheit und Zombifizierung fördert.
Wer angesichts eines Staatsanteils von fast 50 Prozent am BIP nicht erkennt, wo die Verantwortung für unsere Probleme liegt, will den Elefanten im Raum nicht sehen. Wohin das führt, kann man am amtierenden Wirtschaftsminister sehen. Nicht nur will dieser die CO2-Einsparung für jedes Kalenderjahr detailliert planen für einen Zeitraum von 30 Jahren. Er will dies auch mit einer “Garantie” für das Klima und einer “Garantie” für die Wirtschaft verbinden. Verglichen damit waren die Planwirtschaftler in der DDR blutige Anfänger.
→ manager-magazin.de: “Das Märchen vom Versagen des Kapitalismus”, 26. September 2020
Ich kann ihren Ausführungen fast durchwegs zustimmen. Nur bei Argument 5 fehlt ein ganz wichtiger „böser Bube“. Sie identifizieren Politik und Notenbanken als Hauptverantwortliche der Krisen 1987, 2001, 2008 und 2020. Einer fehlt hier jedoch – die Großbanken mit ihren Hedgefonds.
Ich würde die Geschichte so erzählen: Aufgrund der schlechten Erfahrungen im Zuge der Weltwirtschaftskrise wurde in den USA in den 1930er Jahren u.a. das Trennbankensystem eingeführt. Das wirkte wie eine Art Firewall zwischen Real- und Finanzwirtschaft. Die Banken waren gezwungen, in die Realwirtschaft zu investieren. Wegen der beiden Weltkriege war das kein Problem. Sie verdienten ordentlich im Realbereich. Die Börsen waren ruhig und langweilig.
Als in den 1970er Jahren die Erträge zurückgingen, der Nachkriegs-Boom war vorbei, wandten sich die großen US-Banken an ihre Politiker und forderten Handlungen, um das Problem der geringen Erträge zu beheben. Die Politik gab dem nach, und so wurde Zug um Zug der Bankensektor dereguliert – u.a. wurde auch das System der Trennbanken wieder zurückgenommen, von 1929 wollte man nichts mehr wissen. Eine Geschäftsbank durfte nun gleichzeitig wieder Investmentbank sein. All die tollen „innovativen Finanzprodukte“, die wir heute kennen, kamen hinzu. Es folgten Booms und Crashs.
Als 1987, 2001 usw. der Untergang so mancher Großbank drohte, riefen die gleichen Akteure, die Jahre zuvor mehr „Beinfreiheit“ forderten, nach Rettung. Andernfalls drohten sie damit, alle anderen mit in den Abgrund zu reißen.
Fazit: Ja, Politik und Notenbanken hätten sich dem widersetzen müssen. Aber die wirklich bösen Buben sind die großen US-Banken und Versicherungen, die mit ihren Forderungen und Drohungen die Weltwirtschaft an den Abgrund führten.
@ Richard Ott
Die CO2-Preise waren für was genau „viel zu niedrig“? Etwa viel zu niedrig, um das willkürlich gewählte „1,5-Grad-Ziel“ auf der Basis von irgendwelchen Annahmen über die genaue Wirkung von CO2 in der Atmosphäre zu erreichen? Solange China und Indien nicht freiwillig ihre Energie massiv verteuern und bei der CO2-Abzocke mitmachen wollen, würde auch ein unendlich hoher CO2-Preis in der EU (und damit verbunden unser kompletter wirtschaftlicher Zusammenbruch) nicht ausreichen, um dieses Ziel noch zu erreichen. Der Zug ist abgefahren.
Bald werden die Preise für eine Kilowattstunde Solarstrom in Ländern mit einer guten Globalstrahlung bei einem halben Cent und damit noch unter dem Preis von Strom aus abgeschriebenen Atomkraftwerken liegen (die horrenden Entsorgungs- und Rückbaukosten von Atomkraftwerken sind in den Preis von einem Cent je kWh natürlich nicht mit eingerechnet), Herr Ott – von anderen Kraftwerksarten wie Kohle- und Gaskraftwerken will ich hier gar nicht erst reden! Was sagen Sie denn dazu als Kapitalist, der gut rechnen kann? Vielleicht Empfehlung eines Investments in neue Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke? – Der CO2-Preis wird unter einer neuen CDU/Grünen-Regierung bald von jetzt ca. 25 Euro auf über 100 Euro je Tonne CO2 angehoben werden! Würde dann z.B. den Erdgaspreis je kWh um zwei Cent verteuern (für den Gasendkunden dann wohl Kosten von ca. 8 Cent je kWh)!
Wenn hier in Deutschland noch einer vom kapitalistischem System redet, der lebt nicht hier!
Wir haben hier auf allen Ebenen “Zwangssysteme”! Wie z. B. Krankenkassen, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung, GEZ Gebühren, Pflegeversicherung etc.
In diesen Systemen bekommen die führenden Angestellten bis zu 500.000 Euro pro Jahr, ohne Nachweis irgendeiner Befähigung oder Ausbildung!
Der berufstätige Arbeiter oder Angestellte muss ca.70-80 % seine Erwerbs an Steuern und Abgaben abführen. Damit werden irgendwelche Hirngespinste einer grün Gender verstrahlten Regierung finanziert. Um die Fehler der Regierung der letzten 15 Jahre einigermaßen bewältigen zu können, haben wir mittlerweile ca. 10 Millionen Politiker, Beamte und Angestellte im öffentlichen Dient. Mit steigender Tendenz! Kommen jetzt noch die Hilfen für Firmen hinzu, wie Lufthansa oder die Banken , dann haben wir jetzt schon die ehemalige DDR überholt!
Der Artikel heute enthält viele zutreffende Beobachtungen. Leider auch viele Pauschalierungen und unzulässige Vereinfachungen.
Wenn 50% “auf der Welt” dem Kapitalismus kritisch gegenüberstehen, dann kann das offensichtlich nicht an Spiegel und Deutschlandfunk liegen. Generell auf Falschinformation zu schliessen, waere auch verfehlt. Die Leute beurteilen “das System” aus ihrer eigenen Lebenserfahrung heraus, also auf der Basis Ihrer eigenen Entwicklung. Dabei können sie falsche Schlussfolgerungen ziehen, aber u.U. auch Einsichten haben, die anderen fehlen.
Beim technologischen Fortschritt und bei der Globalisierung gibt es Gewinner und Verlierer. Selbst wenn der Gesamtwohlstand steigt, gibt es zuviele Verlierer, dann wird das System als unfair empfunden und verliert seine Legitimität. Dazu mögen Entwicklungen kommen, dass Systeme nach langer Zeit der Stabilität zu Verkrustungen führen, die die Anpassung an neue Herausforderungen erschweren (z.B. wie es Mansur Olson in seinen Büchern beschrieben hat).
Wenn Monopole privatisiert werden, mögen sie vielleicht effizienter betrieben werden, aber es bleiben Monopole, die die Leute ausbeuten. Dass das nicht gut ankommt, dürfte klar sein.
Generell ist es nicht konstruktiv, die Fragestellung auf “ist der Markt/Kapitalismus oder der Staat schuld” zu reduzieren. Was der Staat macht, ist nicht exogen vorgegeben. Ein Berufspolitiker strebt die Macht nicht an, um ein Programm durchzusetzen, sondern er entwickelt ein Programm, um an die Macht zukommen. Das sieht man sehr schön an jüngsten Äusserungen des baden-württembergischen MP Kretschmann, der auch Grüner ist., zur Autoindustrie.
Am Rande: Waehrend Herr Stelter sich an der Hassfigur Habeck abarbeitet, meine ich, Herr Kretschmann ist dabei, Baden-Württemberg fit fürs 20. (!) Jahrhundert zu machen.
Staatshandeln und Staatsversgaen lassen sich also nicht mit Versagen oder bösem Willen der beteiligten Politiker erklären, sondern sie sind Ergebnis irgendwelcher Strukturen und Entwicklungen. Diese herauszufinden und zu beeinflussen ist die Herausforderung.
Wenn die Argumentation daraus hinausläuft, dass “der Staat” (wer ist das?) die Entfaltung des richtigen Kapitalismus verhindert, dann ist das letzten Endes auch nichts anderes als das Gerede vom wahren Sozialismus.
@Rolf Peter
“Am Rande: Waehrend Herr Stelter sich an der Hassfigur Habeck abarbeitet, meine ich, Herr Kretschmann ist dabei, Baden-Württemberg fit fürs 20. (!) Jahrhundert zu machen.”
Das klingt wie eine lustige Pointe, aber die Salafismus-Ideologie der durch Zuwanderung importierten “Event- und Partyszene” im Ländle stammt tatsächlich aus dem frühen 20. Jahrhundert – sie wirkt nur sehr viel unmoderner.
Der Beitrag in manager-magazin.de und seine kommentierende Würdigung scheinen mir EXEMPLARISCH für die Debatten-Qualität der – so darf man wohl sagen – besser Gebildeten bzw. Ausgebildeten hierzulande.
GEGENSTAND des Artikels sind AUSSAGEN, die vom Autor als falsch, d. h. als Märchen bewertet werden.
Es geht HIER also um KOMMUNIKATION bezogen auf den SACHVERHALT „Das kapitalistische SYSTEM“.
DAHINTER geht es natürlich um MEHR:
Wer in der Kommunikation gewinnt, was NICHT heißt, die besseren Argumente zu haben, sondern die MEHRHEIT auf seine Seite zu bringen, leitet daraus den IMPERATIV ab, dass das System entsprechend SEINEN Vorstellungen GESTALTET werden MÜSSE.
Das ist der Mechanismus.
Und so wird er betrieben, teilweise auch vom Autor, ich greife als Beleg dafür das erste Beispiel heraus:
>Argument 1: Umfragen zeigen, dass mehr als 50 Prozent der Menschen auf der Welt zweifeln, dass der Kapitalismus die heutigen Probleme lösen kann. – Das mag sein, aber dies bedeutet nicht, dass diese Mehrheit auch recht hat. Wer nur SPIEGEL liest und Deutschlandfunk hört, dem kann man nicht übelnehmen, so zu denken.>
Zu beurteilen ist eine Aussage darüber, WIE Menschen in der Welt das System bewerten.
Dazu die Aussagen des Autors, die BEWERTUNGEN sein müssen, weil er der „Kampagne der Falschaussagen“ entgegentreten will:
1. >Das mag sein, aber dies bedeutet nicht, dass diese Mehrheit auch recht hat>
Was BESAGT diese Feststellung?
Sie besagt:
Ich nehme dazu nicht Stellung.
DAZU – zur Frage, ob der Kapitalismus die heutigen Probleme lösen kann oder nicht.
2. >Wer nur SPIEGEL liest und Deutschlandfunk hört, dem kann man nicht übelnehmen, so zu denken.>
Was BESAGT diese Feststellung?
Sie besagt:
Mehr als 50 Prozent der Menschen auf der Welt lesen NUR Publikation oder hören NUR Sender, die im Prinzip das GLEICHE über den Kapitalismus verbreiten, was in Deutschland SPIEGEL und Deutschlandfunk sagen. Denn täten sie es nicht, würden sie nicht so DENKEN.
Das ist zumindest eine sehr GEWAGTE Behauptung, schon was das Lesen und Hören betrifft.
Sie soll IMPLIZIEREN:
NICHT aufgrund erfahrener SYSTEMLEISTUNGEN – welche es auch immer wo auch immer in der Welt sein mögen – kommt eine Mehrheit zu der Aussage, sondern aufgrund einer BESTIMMTEN Ausrichtung von Kommunikation.
Man muss sich klar machen, was damit gesagt wird:
ERFAHRUNGEN mit dem System und ERWARTUNGEN an das System – erst ZUSAMMEN generieren sie PROBLEME – spielen KEINE Rolle für die Bewertung des System, sondern die KOMMUNIKATION über das System ist ENTSCHEIDEND.
Mag jeder für sich entscheiden, wie er das beurteilt.
Es ist nicht zu bestreiten, dass Kommunikation eine sehr bedeutsame, vielleicht sogar eine auf fatale Weise DOMINIERENDE Rolle in unserer Gesellschaft spielt – und sie ist AUCH Erfahrung.
Gleichwohl:
Für mich ist es dennoch IDEOLOGIE, dies bestärkend die lebensweltliche ERFAHRUNG der Menschen derart zu negieren.
Zur SACHE selbst, der Kommunikation hierzulande:
Es ist natürlich richtig, jene, die vom angeblichen Versagen des Kapitalismus schwafeln, der Erzählung eines Märchens zu bezichtigen.
Ich habe am Blog bereits dargelegt, dass NUR Menschen VERSAGEN können.
Systeme FUNKTIONIEREN – und damit entsprechen sie oder eben auch nicht den ERWARTUNGEN.
DARÜBER zu diskutieren, wäre AUFKLÄRENDE Kommunikation.
@Herr Tischer:
“Für mich ist es dennoch IDEOLOGIE, dies bestärkend die lebensweltliche ERFAHRUNG der Menschen derart zu negieren.”
Das tut der Autor doch gar nicht. Wir haben es hier doch allenfalls mit der Metaebene zu tun, mit der Reflektion über die “lebensweltliche ERFAHRUNG”. In der Tat ist die “lebensweltliche ERFAHRUNG” hoch zu achten. Um es in meinen worten zu sagen: Der gesunde Menschenverstand, den Kant in seiner “Kritik dr Urteilskraft” übrigens mit dem
“Urteilsvermögen” gleichsetzt, funktioniert evolutionsbedingt sehr gut. Je höher der Abstraktiongsgrad ist, desto schwerer wird es für die meisten Menschen sich ein eigenes Urteil zu bilden und das liegt meistens auch nicht an der Intelligenz.
Man muss auch berücksichtigen, dass der Autor seine Meinung nur verkürzt wiedergaben kann, wer liest bzw. pupliziert schon lange Essays?
@Dietmar Tischer
Sie kommen vom Weg ab wenn Sie sich auf systemische Mechanismen konzentrieren.
Der sozialen Marktwirtschaft (ein Kunstgriff von Ludwig Erhard) stimmte man hierzulande nur wegen seines impliziten Wohlstandsversprechens mehrheitlich demokratisch zu. Nach 1945 waren das warengefüllte Geschäfte und kaufkräftiges Geld, später mit dem Wandel der Bedürfnisse entsprechend gewachsene Ansprüche.
Das Wohlstandsversprechen zu erfüllen wird mit Zeitverlauf immer unmöglicher, sobald der letzte Genuß zur neuen Normalität geworden ist – sein inhärenter Wachstumszwang wird von den selben Wählern ausgeblendet, die sich gleich darauf über den Wachtumszwang des Kapitalismus hypermoralisch auslassen um den sozialistischen Charakter des Geldsystemes gar nicht zu erwähnen.
Alle Rettung ist tatsächlich eine egoistische, bedenkt man die Vernetzung und Kettenreaktionen. Aus der Rettungsphilosophie und ihrer gemeinwohlen Legitimation kommen wir vorwärts nicht mehr heraus. Intervention, Subvention, Verbot, Preisdiktat und Ausbeutung haben wir längst stillschweigend genehmigt/legitimiert um immer kleineren Kreisen ihre Wohlstandsillusion zu erhalten.
Natürlich platzt das Märchen an der Wirklichkeit und die Pandemie hat der Staatswirtschaft jetzt rasch den Weg geebnet.
Ganz egal wo und mit wem man redet, nur eine Minderheit interessiert sich für Verantwortung/Haftung/Eigentumsrechte als Grundlage von Überschusswirtschaft mit Ziel von Wohlstand.
Bedenkt man die historisch langen Zeiträume von Staatswirtschaft und die Sprüche darüber, dass nicht alles schlecht war…..kann man das erneute Scheitern zumindest nachvollziehen. “Die Freiheit lasst sich nicht jeder gern schenken”…..
@ Alexander
>Das Wohlstandsversprechen zu erfüllen wird mit Zeitverlauf immer unmöglicher …>
Was Sie VÖLLIG ausblenden:
Haben die Menschen möglicherweise ERWARTUNGEN an das System, die es GRUNDSÄTZLICH nicht erfüllen kann, also auch dann NICHT, wenn Verantwortung/Haftung/Eigentumsrechte KOMPROMISSLOS gelten würden?
Sie begehen einen Fehler wie so viele:
Es kann schon sein, dass ein System NICHT so funktioniert, wie es könnte, weil es nicht ORDNUNGSGEMÄSS in Stand gehalten wird.
Man kann auf dieser Basis aber nicht ARGUMENTIEREN, dass es – als SYSTEM, seinem Design und seiner Auslegung nach – VERSPRECHEN erfüllen MÜSSE.
Es leistet MAXIMAL so viel, wie es leisten KANN.
Wenn die Erwartungen zu HOCH sind, oder wenn sie AUSSERHALB des Systems liegen, kann man das System NICHT für die Nichterfüllung VERANTWORTLICH machen.
@Dietmar Tischer
Ich habe mich nicht deutlich genug ausgedrückt.
Tief sozialistisch (früher monarchistisch, national-, international-, universal-) geprägte Menschen suchen die Freiheit VON ETWAS (z.B. Existenzkampf) und niemals FÜR ETWAS (z.B. Eigenverantwortung).
Per Demokratie stimmen diese Unfreien immer für Wohltaten und vergessen zugrunde liegende Leistungen. Alle Regime nutzen das für Legitimation und krachen zusammen, sobald sie die Versprechen nicht mehr einlösen können.
Selbstverständlich gibt es einen peak Wohlstand in dieser Welt der offenen Grenzen. Anders als die übrigen peaks haben wie die Scheitelpunkt des Wohlstandes längst gesehen und konsumieren immer mehr Wohlstand aus Verschuldung, anstelle die Finanzmittel rentabel zu investieren. Die orwellsche Umdeutung von Investition in Sozialausgaben/Wohltaten hilft verschleidern.
“Freiheit ist das höchste politische Ziel” (Lord Acton) und die Marktwirtschaft einzige Möglichkeit daran zu arbeiten. Freiheit kann Wohlstand verursachen, muss aber nicht. Warum man sich dennoch für Freiheit entscheidet hat der I.Weltkriegsteilnehmer Ernst Jünger maximal treffend formuliert:
“Die Lage des Haustiers zieht die des Schlachttiers nach.”
Der Systemerhalt hängt nicht von Freiheit sondern von Legitimation ab, deshalb immer weiter unerfüllbare Verspechen = Zombifizierung.
@ Hansjörg Pfister
>Je höher der Abstraktiongsgrad ist, desto schwerer wird es für die meisten Menschen sich ein eigenes Urteil zu bilden und das liegt meistens auch nicht an der Intelligenz.>
Völlig richtig.
Wie hätte der Autor darauf aufbauend weiter argumentieren müssen?
Er hätte sagen müssen:
Da das Verständnis des kapitalistischen Systems gewisse Vorkenntnisse und einen hohen Abstraktionsgrad verlangt, was – beides – bei vielen nicht vorliegt, eignen sie sich bestimmte MEINUNGEN als VERSTÄNDNIS an, OHNE sie kritisch überprüfen zu können.
In Deutschland sorgen SPIEGEL und DEUTSCHLANDFUNK mit großer Reichweite derart für Verständnis.
So verfährt der Autor aber nicht.
In den beiden Sätzen zur Argument 1 NEGIERT der Autor die Erfahrung INSOWEIT wie er sie auf das Lesen und Hören von bestimmten Botschaften REDUZIERT.
Das geht in die völlig FALSCHE Richtung.
Den Menschen fehlt es nicht an lebensweltlicher Erfahrung, sondern daran, sie mit einem angemessenen Systemverständnis abgleichen und dieses daran messen zu können.
Ich hätte die Aussage von Argument 1 nicht thematisiert.
Es gibt FAKTISCH unterlegbar starke Argumente, wie etwa auch dieses, das der Autor bringt:
Wer bei einem Staatsanteil von fast 50 % am BIP von „DAS kapitalistische System“ faselt, disqualifiziert sich selbst.
Ich würde angesichts dieser Tatsache auch nicht von einer „gezähmten Version des Kapitalismus“ reden, sondern von einer „zum Krüppel gemachten Version des Kapitalismus“.
Das ist nicht aus Jux und Tollerei geschehen, sondern es hat GRÜNDE gegeben, ihn dazu zu machen und so ist es nun eben.
Dann müssen wir aber über das so entstandene HYBRIDSYSTEM reden und über das, für was der Staat zuständig ist.
Da sieht es alles andere als gut aus, wie richtig dargelegt wird.
Da es am Verständnis des Kapitalismus fehlt, wird MEHR denn je auf den Staat gesetzt.
Tragisch.
@Herr Tischer
“Da das Verständnis des kapitalistischen Systems gewisse Vorkenntnisse und einen hohen Abstraktionsgrad verlangt, was – beides – bei vielen nicht vorliegt, eignen sie sich bestimmte MEINUNGEN als VERSTÄNDNIS an, OHNE sie kritisch überprüfen zu können.
In Deutschland sorgen SPIEGEL und DEUTSCHLANDFUNK mit großer Reichweite derart für Verständnis.”
Das deckt sich vollkommen mit meiner Meinung. Sie argumentieren aber sehr präzise, dafür braucht es meiner Meinung nach schon eine irgendwie geartete tiefergehende philosophische Ausbildung, die hat der Autor meines Wissens nicht. Also seinen Sie mal nicht so streng!
@ Hansjörg Pfister
Na ja, ich MUSS schon streng sein – bei unserer Ausbildung, Sie wissen schon, was ich meine.
Andererseits:
Wenn ich jemanden mit „richtig“, „ist so“ etc. ZUSTIMME, bin ich AUCH streng.
Das kommt beim Autor, über den wir sprechen, sehr oft vor.
Daher:
Ich bin ziemlich sicher, dass er meine Beiträge, zu schätzen weiß, auch wenn sie ihm nicht immer gefallen.
Zudem:
Er legt ERSICHTLICH großen Wert auf argumentative Qualität, so dass er nichts dagegen haben kann, wenn ihn jemand herausfordert.
Sehr geehrter Dr. Stelter,
wenn Sie sich bewusst dafür entscheiden, der Kapitalismus-Kritik nur mit größtenteils zutreffend beschriebenen Symptomen entgegen zu treten, ohne die tiefer liegende Ursache zu benennen, dass der Kapitalismus versagen muss, wenn er aus hegemonialen Gründen mißbraucht und deshalb der notwendigen Rahmenbedingungen beraubt wird, unter denen er dauerhaft funktionieren könnte, dann dürfen Sie sich auch nicht wundern, wenn viele Leser die Syptome nicht in den richtigen Kontext setzen können und es folglich Gegenkritik hagelt.
Hier gibt es 20 Grafiken und Erläuterungen dazu, warum wir bald noch mehr Kapitalismus-Kritik sehen werden: http://inflationsschutzbrief.de/inflation-und-boersenboom-oder-deflation-und-boersencrash/
Beste Grüße,
Bernhard-Albrecht Roth
Hallo Herr B.-A. Roth
sie geben sich ja in ihrem Inflationsschutzbrief viel Muehe zu erklaeren, warum der Aktienmarkt (noch immer?) falsch liegt?
Wann passen Sie ihre Argumentation an die Realitaet an?
Geld kann halt nur in Immos, Unternehmen, Konsum, Bonds, Rohstoffe fliessen – oder was vergessen?
– Grossstadt-Immos sind schon teuer?
– Bonds liefern weltweit (bis auf EM) auf Jahre keinen Ertrag?
– Rohstoffe will kaum einer (Rezession) und ist auch nur ein kleiner Markt.
Wo soll also das Geld sonst schon hin?
Schon die aengstl. Erwartung, dass in 1-2 Jahren die Inflation ansteigen koennte, reicht aus, sich in Unternehmensbeteiligungen zu stuerzen …
Also: “Das fruehe Rotkehlchen faengt den Wurm”
LG Joerg
@ Joerg
“Wann passen Sie ihre Argumentation an die Realitaet an?”
Wie Sie vielleicht bemerkt haben, bezieht sich meine Argumentation, in Anlehnung an die in dem Beitrag veröffentlichten Grafiken, nur auf die Aktienmärkte und nicht auf andere Assets, die Sie aufgezählt haben.
Sollte sich der Einwand “Wo soll also das Geld sonst schon hin?” aber auch auf die Aktienmärkte beziehen, dann gebe ich – wie in dem Beitrag beschrieben – zu bedenken, dass je geringer die renditestarken Alternativen sind, desto größer wird die Vermögensumverteilung sein, wenn die US-Aktienmärkte fallen. Das Geld ist nicht weg, es hat nur ein anderer!
Beste Grüße,
Bernhard-Albrecht Roth
@B.-A.Roth
bestimmt habe ich mich nicht gut ausgedrueckt, ich versuche es noch einmal:
– jeden Monat legen Sparer weltweit neues Geld an
– jeden Monat werden Bonds faellig zur Wiederanlage
– es wird entschieden: “wie lege ich Geld fuer die Altersvorsorge zurueck”?
– wenn es bei Bonds keinen erwartbaren Ertrag, ja sogar drohende Entwertung gibt, fliesst einfach mehr in den Aktien-Markt
Einfach nur deshalb! Egal, wie die Bewertung ist, egal wie die Rahmenbedingungen sind. TINA. Natuerlich unter Schwankungen und nicht linear, natuerlich ueber laengere Zeitraeume.
Einfach nur die Wahl zwischen Pest (Bonds) und Cholera (Aktien) bewirkt, dass mehr Geld in Aktien fliesst.
Egal, ob die Schlauen (zB Sie?) wegen der Aktienmarkt-Ueberbewertung schon ausgestiegen sind (oder gar nicht erst eingestiegen? ;-)), oder nicht.
Ihr Erklaerungsversuch in ihrem Inflationsschutzbrief blendet diesen Mechanismus anscheinend voellig aus?!
Ich hatte versucht, den selben Mechanismus den wir gerade und zukuenftig? bei Aktien sehen, an der Immobilienpreisentwicklung in Grossstaedten (die letzten 10J) oder an den Bondpreisen im Zinssenkungslauf seit 1980 bis jetzt (40J) anzuknuepfen. Keiner haette je Nettokaltmiete-Multiples von >30 gar >40 geglaubt, keiner haette je laengere Minus-Zins-Phasen fuer 10jaehrige Bunds geglaubt. Und jetzt glauben nur wenige an eine starke Bewertungsausweitung bei Aktien? Warum?
Warum verharren Sie immer wieder in der (irrelevanten?) Bewertungs-Argumentation?
Ist es jetzt verstaendlicher?
LG Joerg
@ Joerg
“Ihr Erklaerungsversuch in ihrem Inflationsschutzbrief blendet diesen Mechanismus anscheinend voellig aus?!”
Was mit Ihren letzten Ausführungen jedenfalls verständlicher wurde, ist Ihre offensichtliche Fehlvorstellung davon, was die Aktienmärkte maßgeblich antreibt. Es sind nicht nur die Ersparnisse vieler (das ist der von Ihnen beschriebene Mechanismus), sondern in ganz erheblichem Umfang Kredite, was in einem FIAT- oder Kreditgeldsystem nun wirklich niemanden überraschen sollte, der sich dessen bewusst ist.
Warum sind mit Ausbruch der Finanzkrise, als die Blase der verbrieften Immobilienkredite platzte, auch die Aktienmärkte massiv eingebrochen, obwohl Immobilien und Aktien vermeintlich wenig miteinander zu tun haben?
Der Zusammenhang ist einfach, es mangelte an Liquidität, da die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes sank und die Kreditgeldmenge schrumpfte, was zu einem Abverkauf schnell liquidierbarer Assets wie Aktien führte.
“Warum verharren Sie immer wieder in der (irrelevanten?) Bewertungs-Argumentation?”
Also diese Frage sollte jeder beantworten können, der schon einmal einen Kredit aufgenommen hat und demzufolge weiß, was passiert wenn die dafür hinterlegten Sicherheiten an Wert verlieren oder sich die Bonität aus welchen Gründen auch immer verschlechtert. Es müssen höhere Sicherheiten hinterlegt oder höhere Zinsen gezahlt werden, damit der Kredit verlängert wird.
Für die Börsen bedeutet das: Wenn Kredit ein maßgeblicher Treiber der Aktienmärkte ist und die Verlängerung vieler Kredite – die zu Aktienrückkäufen verwendet wurden und zu einer Blase geführt haben – von unverändert guten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen der kreditnehmenden US-Unternehmen abhängen, dann können Sie vermutlich nachvollziehen, wie es sich auf die Kreditgeldmenge und damit auf die Liquidität im System auswirken wird, wenn diese Kredite nicht verlängert werden, weil sich die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen bereits vor Corona deutlich verschlechtert haben. Denn noch eine Unternehmenssteuerreform, die diesen Effekt von 2017 – 2019 kompensiert hat, wird es – selbst wenn Trump wiedergewählt werden sollte – mit Sicherheit nicht geben!
Und wenn es diesen Unternehmen entweder keine wirtschaftlichen Vorteile verschafft höhere Sicherheiten zu hinterlegen oder höhere Zinsen zu zahlen, selbst wenn sie das könnten, was bei vielen nicht der Fall ist, warum sollten sie das tun? Den Gegenwert der verkauften Aktien haben sie doch schon eingenommen, um die Kredite bedienen und dem Mangement Boni auszahlen zu können. Wen interessiert da noch ob der Aktienkurs fällt wenn alle Aktienkurse fallen!
Jobi und Ruby haben dazu bereits sinnvolle Ergänzungen beigesteuert!
Beste Grüße,
Bernhard-Albrecht Roth
Sehr geehrter Herr B.A. Roth,
Vielen Dank fuer die Erklaerung der Bedeutung von Krediten als Treiber des Aktienmarktes und Ihre Geduld zur Diskussion.
In Stressphasen haben Sie vollkommen recht, es muss liquidiert werden, wenn wo anders Loecher aufklaffen (so auch im Mrz’2020). Alle Maerkte haengen zusammen. Eine wunderbare Gelegenheit fuer Investitionen!
Ich verstehe aber immer noch nicht, woher sie jetzt den naechsten Liquiditaetsengpass kommen sehen? Wenn es den nicht gibt, dann wird umgekehrt, der Investitionsdruck auf die noch-nicht im Aktienmarkt befindlichen Subjekte immer groesser (letzter Ort, wo noch etwas Wertentwicklung erhofft wird), wo soll also der von Ihnen postulierte Einbruch herkommen?
(gaaanz langfristig, knallt es natuerlich mal, aber das kann zig Jahre dauern?! Der Ausloeser muss unbekannt sein, sonst wuerde er antizipiert werden.)
Auch verstehe ich nicht, weshalb Sie denken, dass die Aktienmarktinvestoren mehrheitlich? wesentlich? hauptsaechlich? (zu wieviel [%] denn?) auf Kredit “spekulieren” bzw v.a.? Unternehmen eigene Aktien zurueckgekauft haben?
Haben Sie dazu plausible/verifizierbare Zahlen/Quellen? Das waere viell. ein interessanter Ansatz. So allgemeine makrooekon. Geldmengenausweitungs-Charts sagen ja wenig ueber den konkreten Fluss in Aktien aus, oder?
M.E. ist der Aktienkauf auf Kredit eine punktuelle (je nach Unternehmen, je nach Wettbude, aeh HedgeFonds) Problematik aber keine generelle?
Und wenn es in Stresssituationen (wie Mrz.’20) wieder an Geld bei US-Unternehmen fehlen sollte, kauft die FED flux die Unternehmensanleihen (Junk-Bonds?) auf, um die Altersvorsorge der Amerikaner in Aktien abzuschirmen, oder?
“was passiert wenn die dafür hinterlegten Sicherheiten an Wert verlieren oder sich die Bonität aus welchen Gründen auch immer verschlechtert”
Sie argumentieren hier nur den Mechanismus, dass die Aktien fallen WENN sie fallen und deshalb die Rueckkaufkredite der Unternehmen weniger wert sind oder die Lombardkredite der Trader platzen, oder?
Damit ist ja gerade NICHT erklaert, WARUM der Markt ueberhaupt fallen soll und nicht steigen? Klar, wenn ein Mega-Erdbeben Californien verwuestet, dann haben wir so einen Fall – aber darauf wetten, wann das passiert? Und selbst dann, haelt es nur 1-2 Jahre an, dann wird alles repariert, erneuert, wiederaufgebaut …
Denn solange die Assets (Bonds, Immos, Aktien) oben bleiben (wie von Geisterhand? oder manipuliert? von wem vielleicht? wer hat ein Interesse daran? sind alle Markt-Teilnehmer dumm?), werden auch Kredite (falls sie ueberhaupt eine so grosse Rolle spielen, was zu beweisen waere?) prolongiert!
M.E. sind wir beide der Meinung, dass, wenn die Maerkte fallen (egal warum), fallen sie erstmal (ein Stueck).
Aber mir fehlen Argumente, die die Wahrscheinlichkeit warum sie gerade jetzt, oder schon sehr bald) fallen sollten plausibel machen.
Wer hat gute?
L & beste G
Joerg
@ Joerg
“Ich verstehe aber immer noch nicht, woher sie jetzt den naechsten Liquiditaetsengpass kommen sehen? Wenn es den nicht gibt, dann wird umgekehrt, der Investitionsdruck auf die noch-nicht im Aktienmarkt befindlichen Subjekte immer groesser (letzter Ort, wo noch etwas Wertentwicklung erhofft wird), wo soll also der von Ihnen postulierte Einbruch herkommen?”
“Auch verstehe ich nicht, weshalb Sie denken, dass die Aktienmarktinvestoren mehrheitlich? wesentlich? hauptsaechlich? (zu wieviel [%] denn?) auf Kredit „spekulieren“ bzw v.a.? Unternehmen eigene Aktien zurueckgekauft haben?”
Die Antworten auf beide Fragen finden Sie in dem nachfolgend verlinkten Beitrag, den ich kurz vor dem Börsencrash am 28. Februar 2020 geschrieben habe. Darüberhinaus sollten Sie sich bewusst machen, dass der wechselnde Zyklus aus zu viel Kreditgeld im Aufschwung und zu wenig Kreditgeld im Abschwung das Wesen des Kreditgeldsystems ist. Wenn es nicht so wäre, dann gäbe es den Kreditzyklus nicht!
http://inflationsschutzbrief.de/us-boersen-platzt-die-aktien-blase-durch-das-coronavirus/
Die Frage die ich nicht beantworten kann, ist, wann der Kreditzyklus endet und sich die fehlende Liquidität auf die Aktienmärkte auswirkt! Das liegt ganz einfach daran, dass es zuviele Faktoren gibt über die keine Daten verfügbar sind. Z. B. direkte Kreditbeziehungen in der Finanzwirtschaft die über Steueroasen abgewickelt werden oder Lieferantenkredite in der Realwirtschaft.
Beste Grüße,
Bernhard-Albrecht Roth
Vielen Dank Herr B.-A.Roth fuer den Link.
Orginalquelle fuer akt. Buybacks/Dividenden ist https://www.yardeni.com/pub/buybackdiv.pdf (falls andere Leser den akt. Stand ablesen moechten).
Was Sie in ihrem Inflationsschutzbrief Blase nennen ist eine Bewertungsausweitung von amerikanischen Aktien aehnlich wie Immos in Grossstaedten in A-Lagen. Das WARUM und WIESO haben Sie schoen erklaert (Kreditzyklus). Aber nur weil es jetzt so ist, heisst es nicht, dass es zwingend bald weg geht oder nicht noch etwas extremer wird. Es BLASE zu nennen impliziert ein Platzen. Das kann, aber muss nicht so kommen (Stagnation auf hohem Niveau?).
Die Konsequenz ist allerdings: Preise/Bewertungen erreichen ein Plateau, es geht nicht weiter. Wahrscheinlich ist eine Stagnation der A-Lagen (USA) und hoffentlich eine allmaehliche Bewertungsausweitung in den B-(Europa, Japan) und C-(EM)Lagen?! Entsprechendes ist fuer mittelfristige Kurssteigerungen in diesen Maerkten zu erwarten?!
Vielleicht sind Sie wie ein Immo-Investor in Muenchen, der seit 10 Jahren jammert, dass die Preise viel zu hoch gestiegen sind (40-50er NKM-Multiples), dass sie jetzt nur noch fallen koennen und dass das alles Wahnsinn ist?
Lassen Sie sich etwa vom “Wahnsinn” einschuechtern? Der kann noch lange so weitergehen, bis er gefuehlt “normaler” wird (so wie 10jaehrige Bunds mit Negativ-Zinsen auch schon fuer uns alle “normaler” geworden sind).
Der “Kreditzyklus” in Japan geht schon (unter Schwankungen) 30J und es ist kein Ende in Sicht (das Land ist sauber, modern – trotz schlechter Demographie – es lebt sich gut?). Warum soll Amerika nicht auch noch 30J mit Null-Zinsen vor sich haben?
LG Joerg
@ Joerg
“Es BLASE zu nennen impliziert ein Platzen. Das kann, aber muss nicht so kommen (Stagnation auf hohem Niveau?).”
Die USA haben den größten Finanzmarkt der Welt und kein Land kann sich deshalb von dem dortigen Kreditzyklus abkoppeln, wenn ausländisches Kapital dort angelegt wird. Und wohin wurde das ausländische Kapital umverteilt, als die US-Aktienmärkte in der Vergangenheit gefallen sind?
“Der „Kreditzyklus“ in Japan geht schon (unter Schwankungen) 30J und es ist kein Ende in Sicht (das Land ist sauber, modern – trotz schlechter Demographie – es lebt sich gut?). Warum soll Amerika nicht auch noch 30J mit Null-Zinsen vor sich haben?”
Sind die japanischen Aktienmärkte, als der Kreditzyklus in den USA in der Dotcom- und Finanzkrise endete, etwa nicht eingebrochen? Wurde der japanische Kreditzyklus also nicht vom dem Kreditzyklus in den USA überlagert?
Beste Grüße,
Bernhard-Albrecht Roth
Danke, B.-A. Roth,
wir sind einer Meinung bei Ihrem letzten Post (Unentrinnbarkeit im Crash von den USA – ja, Japan war auch betroffen).
Nur die Konsequenzen auf die Analysen sind andere: Ich als Privatanleger sitze Crashs aus.
Da ich keine L-Crashs erwarte sondern U,V,W oder meinetwegen Wurzeln (ob gespiegelt oder nicht) sind mir Crashs wurscht. Ich sitze sie aus. Geld brauche ich ja nicht viel waehrend einer 1-3 jaehrigen Baisse! Und dann wird’s schon wieder. Unternehmen sind die Blutbahn des Weltorganismus.
Sie (vermute ich) verkaufen Leuten ihren Inflationsschutzbrief, die entweder aengstlich sind, oder ggfs ihr KAG-Mandat verlieren wuerden, wenn sie einen Crash mitmachen und 3-5 Jahre Minderperformance zur Benchmark zeigen wuerden?
Deshalb ist es fuer Sie sinnvoll auf einem gewissen Angst-Niveau vor Crashs herum zu koecheln?
Hoffentlich tue ich ihnen nicht voellig unrecht (sonst ehrlich sorry)? aber ich meine mich zu erinnern, dass sie pers. so gut wie nur in Gold investieren?
Also wenig bis kein Skin in the Aktien-Game haben und deshalb an der Seitenlinie gut schwarze Szenarien an die Wand malen koennen?
Wobei mir das bei der Argumentation egal ist. Wir hatten einen guten Austausch, Danke dafuer!
LG Joerg
@ Joerg
“Ich als Privatanleger sitze Crashs aus. Da ich keine L-Crashs erwarte sondern U,V,W oder meinetwegen Wurzeln (ob gespiegelt oder nicht) sind mir Crashs wurscht. Ich sitze sie aus. Geld brauche ich ja nicht viel waehrend einer 1-3 jaehrigen Baisse! Und dann wird’s schon wieder. Unternehmen sind die Blutbahn des Weltorganismus.”
Nur wenn Sie für die Altersvorsorge monatlich über einen langen Zeitraum ansparen, dann kann Ihnen das Thema, das wir hier diskutiert haben, tatsächlich völlig egal sein, andernfalls sollte es das nicht!
“Sie (vermute ich) verkaufen Leuten ihren Inflationsschutzbrief, die entweder aengstlich sind, oder ggfs ihr KAG-Mandat verlieren wuerden, wenn sie einen Crash mitmachen und 3-5 Jahre Minderperformance zur Benchmark zeigen wuerden? Deshalb ist es fuer Sie sinnvoll auf einem gewissen Angst-Niveau vor Crashs herum zu koecheln?
Hoffentlich tue ich ihnen nicht voellig unrecht (sonst ehrlich sorry)?”
Nachlesen ist besser als vermuten. Das Medium “Inflationsschutzbrief” ist völlig kostenlos so wie dieser Blog von Daniel Stelter auch. Es wurde in 2010 gegründet, als absehbar wurde, dass die erheblich gewachsene Verschuldung der Staaten durch die Finanzkrise am Ende nur duch die Inflationierung der eigenen Währungen abgebaut werden kann. Wir haben also schon frühzeitig eine Form von Modern Money Theorie (MMT) befürchtet und das hat sich bestätigt. Nachzulesen unter “Philosophie”!
“Aber ich meine mich zu erinnern, dass sie pers. so gut wie nur in Gold investieren?
Also wenig bis kein Skin in the Aktien-Game haben und deshalb an der Seitenlinie gut schwarze Szenarien an die Wand malen koennen?”
Wer erwartet, dass die Staaten ihre Währungen inflationieren, der kann Edelmetalle wie Gold und Silber nicht ignorieren, deshalb haben die Anlagestrategien, die wir publizieren, eine unterschiedlich hohe Gewichtung in diesen Assets. Entgegen Ihrer Annahme bevorzuge ich aber sehr wohl Aktien und werde eine allerdings kostenpflichtige Pro-Version einer lange getesteten Anlagestrategie dem interessierten Publikum anbieten, sobald feststeht, wie sich diese in der Corona-Krise bewährt hat. Hier nachzulesen: http://inflationsschutzbrief.de/produkte/besttrend/
Beste Grüße,
Bernhard-Albrecht Roth
@B-A Roth
Habe 23 gezählt und der Absatz mit
“…, wenn sie ihre Kapitalanlage- und Spekulationsgewinne auch realisieren, also abziehen und dadurch sichern, …” gefällt mir am besten als Grundlage des kapitalistischen Wirtschaftens in Aktien&Co mit dem Kreditgeldsystem bei gesetzlicher Geldwährung.
Denn es werden die dahinter stehenden Motive der Akteure offenbart – nicht mehr und weniger. Aber wie Sie bemerken scheint das notwendigst zur Einordnung der Kritiker, die “den” allumfassenden Kapitalismus aus Mangel an Zusammenhangdarstellungen oder vielleicht auch schierer ideologischer “Mechanismen” ersetzen wollen.
Die Handlungsvariationen Ihrer Analyse sind offenkundig. Danke!
Hallo Herr Roth,
wie immer klar und deutlich, Ihre Ausführungen.
Der Glaube daran, das sich der Aktienmarkt auch nur in aktuellen Regionen halten kann, ist letztlich eine Wette darauf, dass die Injektionen neuer Geldmittel immer größer und in immer kürzeren Abständen erfolgen werden.
Da wir uns in der finalen, parabolischen Phase eines langfristigen Kreditzyklus befinden, lässt sich auf Sicht einiger Monate nicht ausschließen, dass diese Wette sogar aufgehen könnte.
Auf jeden Fall muss einem klar sein, dass er sich an einem Ponzi-System im fortgeschrittenen Stadium beteiligt, wenn er sein Erspartes am Aktienmarkt “investiert”.
Und natürlich gibt es – wie bei allen
Blasen der Vergangenheit – die Unbelehrbaren, die es eben auf die harte Tour erfahren müssen.
@ Jobi
Danke, nach den Ausführungen von @Joerg habe ich mich schon gefragt, ob der Beitrag noch allgemeinverständlich ist.
Ich denke viele Mißverständnisse sind auch darauf zurückzuführen, dass ein Grundverständnis des herrschenden Geldsystems, mit seinen zwei Geldkreisläufen und den damit verbundenen Besonderheiten, bei sehr vielen Menschen aber auch in der Wirtschaft oder der Justiz fehlt.
Und selbst wenn dieses Grundverständnis vorhanden ist, kann die Analyse richtig aber die Schlussfolgerung trotzdem falsch sein. Deshalb sollte man die eigene Meinung immer kritisch hiterfragen. Ein Grund für mich hier gelegentlich zu kommentieren!
@Ruby
Der Kapitalismus hat große Schwächen, selbst wenn er nicht zur Erreichung hegemonialer Ziele mißbraucht wird, z. B. schürt er Egoismus. Und der Egoismus ist das, was den Menschen daran hindert, andere Menschen genauso wichtig zu nehmen wie sich selbst. Sobald der Mensch das erkennt, wird er ein besseres, bisher noch nicht erdachtes System erfinden!
Beste Grüße,
Bernhard-Albrecht Roth
@ Bernhard-Albrecht Roth
>Der Kapitalismus hat große Schwächen, selbst wenn er nicht zur Erreichung hegemonialer Ziele mißbraucht wird, z. B. schürt er Egoismus.>
Der Kapitalismus hat Schwächen.
JEDES System hat sie, es kann nicht anders sein.
Denn die VOLLKOMMENE, immer alle befriedigende Funktionalität gibt es nicht.
Ist aber EGOISMUS seine Schwäche?
Ich würde sagen:
Egoismus ist der ANTRIEB des Systems, sozusagen ein systemimmanent notwendiger Bestandteil.
Es gibt dabei allerdings ein gravierendes Problem:
Egoismus wird MISSVERSTANDEN, wenn der er NICHT damit verfolgt wird, ANDEREN Nutzen zu verschaffen und – Ihre Worte – Menschen andere Menschen genauso wichtig wie sich selbst nehmen, sondern vielmehr damit, sie über den Tisch zu ziehen.
Leider wird er zu oft derart missverstanden, obwohl er das nicht MÜSSTE.
Das war von Anfang an so, schon A. Smith hat es festgestellt.
Meine sich mehr und mehr verfestigende Meinung dazu:
Wenn wie im gegenwärtigen Renditewettbewerb die Margen sinken statt dass durch Wachstum die Gesamtrendite steigt, wird der ANREIZ zu Missbrauch und Betrug stärker.
@Bernhard-Albrecht Roth
“Und der Egoismus ist das, was den Menschen daran hindert, andere Menschen genauso wichtig zu nehmen wie sich selbst. Sobald der Mensch das erkennt, wird er ein besseres, bisher noch nicht erdachtes System erfinden!”
Das klingt verdächtig nach dem “Neuen Sozialistischen Menschen”, mit dem angeblich auch der Kommunismus funktionieren würde. Oder seinem nationalsozialistischem Pendant, dem “Neuen Menschen in der Volksgemeinschaft”.
Den wird es nie geben, denn Menschen werden sich selbst immer wichtiger nehmen als andere, und das ist auch gut so. Wir sind Individuen, und nicht Drohnen in einem Insektenstaat.
@ Dietmar Tischer
“Egoismus wird MISSVERSTANDEN, wenn er NICHT damit verfolgt wird, ANDEREN Nutzen zu verschaffen und – Ihre Worte – Menschen andere Menschen genauso wichtig wie sich selbst nehmen, sondern vielmehr damit, sie über den Tisch zu ziehen.”
und
“Wenn wie im gegenwärtigen Renditewettbewerb die Margen sinken statt dass durch Wachstum die Gesamtrendite steigt, wird der ANREIZ zu Missbrauch und Betrug stärker.”
In beiden Punkten stimmen wir überein, aber Ihr zweites Argument schränkt Ihr erstes Argument ein, d.h. Sie haben selbst erkannt, dass die gegenwärtige Form des mißbrauchten Kapitalismus die Menschen aufgrund geringerer Margen zu einem höheren Egoismus verleitet, um entweder noch erfolgreich sein zu können, oder gar dazu zwingt, um über die Runden zu kommen. Ich würde den Egoismus im gegenwärtigen Kapitalismus deshalb nicht als MISSVERSTANDEN sondern eher als FEHLGELEITET oder GENÖTIGT bezeichnen.
Das größte Problem daran ist aber, dass sich die Menschen an diese Rahmenbedingungen anpassen, und das funktioniert nur, wenn sie ihre Fähigkeit als soziale Wesen Empathie zu empfinden unterdrücken!
@ Richard Ott
“Das klingt verdächtig nach dem ‘Neuen Sozialistischen Menschen’, mit dem angeblich auch der Kommunismus funktionieren würde. Oder seinem nationalsozialistischem Pendant, dem ‘Neuen Menschen in der Volksgemeinschaft’. Den wird es nie geben, denn Menschen werden sich selbst immer wichtiger nehmen als andere, und das ist auch gut so. Wir sind Individuen, und nicht Drohnen in einem Insektenstaat.”
Einen solch undifferenzierten reflexartigen Vorwurf habe ich erwartet und deshalb schon vorsorglich darauf hingewiesen, dass der Mensch dann ein “bisher NOCH NICHT erdachtes System erfinden” wird.
Ob Menschen in einem System das die Freiheit immer weiter einschränkt noch Individuen oder in Wahrheit schon Kapitalismus-Drohnen sind, das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden!
Beste Grüße,
Bernhard-Albrecht Roth
@ Bernhard-Abrecht Roth
>Ich würde den Egoismus im gegenwärtigen Kapitalismus deshalb nicht als MISSVERSTANDEN sondern eher als FEHLGELEITET oder GENÖTIGT bezeichnen.>
Das trifft es deutlich besser – einverstanden.
„Missverstanden“ ist zwar richtig auf der Eben des konzeptionellen VERSTEHENS, aber „fehlgeleitet“ oder „genötigt“ betrifft das HANDELN und dieses ist letztlich entscheidend.
Damit ist auch eingeschlossen, dass der Kapitalismus, wie jedes System, die Menschen KONDITIONIERT.
@Bernhard-Albrecht Roth
“Einen solch undifferenzierten reflexartigen Vorwurf habe ich erwartet und deshalb schon vorsorglich darauf hingewiesen, dass der Mensch dann ein „bisher NOCH NICHT erdachtes System erfinden“ wird.”
Wenn der Mensch den Egoismus überwindet, den ich für einen unüberwindbaren Teil der menschlichen Natur halte, dann wird er ein völlig neues Gesellschaftssytem erfinden, das wir uns jetzt noch nicht einmal vorstellen können?
Kann schon sein. Aber die zugrundeliegende Annahme halte ich für so absurd, dass sich darüber keine weiteren Diskussionen lohnen. Belassen wir es dabei.
“Ob Menschen in einem System das die Freiheit immer weiter einschränkt noch Individuen oder in Wahrheit schon Kapitalismus-Drohnen sind, das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden!”
Das Bild mit dem kollektivistischen Insektenstaat gefällt Ihnen wohl nicht und Sie wollen meinen Drohnen jetzt unbedingt ein Kapitalismus-Framing verpasen?
Die Frage ist eher, ob die Individuen in einem die Freiheit immer weiter einschränkenden System noch irgendeine Wahl haben und man so ein immer mehr autoritäres Gesellschaftssystem dann immer noch “Kapitalismus” nennen kann. Wenn individuelle Präferenzen keine Rolle mehr spielen, braucht man auch keine Marktwirtschaft mehr. Dann entscheidet alles die Plankommission, und ob den Leuten das gefällt oder nicht, ist egal – zumindest bis zur nächsten Revolution.
@ Richard Ott
Das Problem an Ihrer Argumentation ist, dass Sie eine Form des Kapitalismus verteidigen, den es im Zeitalter von Neoliberalismus und Geldsozialismus gar nicht mehr (oder kaum noch) gibt!
Damit wir uns nicht mißverstehen, diese frühere Form ist es wert verteidigt zu werden, das gelingt aber nicht, wenn die Kritik an Neoliberalismus und Geldsozialismus als Pauschalkritik am Kapitalismus angesehen werden!
Beste Grüße,
Bernhard-Albrecht Roth
Zugegeben, mich hat der Artikel vom Inhalt her überrascht. Ich ging von einer tiefgründigeren Auseinandersetzung aus.
Die vom Spiegel angeführten Argumente verstehe ich als Symptome eines vermeintlich nicht funktionierenden Systems. Dass die Ursachen dieser Symptome nicht so leicht und nicht einfach schwarz und weiß erklärt werden können, wurde hier dargelegt.
Mich würde dann doch eine tiefer gehende Auseinandersetzung interessieren.
Meinem Verständnis nach ist einer der Antreiber des Kapitalismus, wenn nicht sogar der Antreiber schlechthin, die Akkumulation (von Geld, Macht, was auch immer). In einem System mit gleichbleibender Geldmenge führt das zwangsläufig zu einer ungleichen Aufteilung, sobald das Angebot eines Akteurs denen der anderen vorgezogen wird.
Dass es, wie in der Einleitung geschrieben, in den letzten 30 Jahren zu einem globalen Wohlstandsanstieg kam, kann meinem Verständnis nach nur durch die Ausweitung der Geldmenge funktioniert haben.
Und hier wird es interessant, denn in der Stellungnahme zu Argument 5 werden die Interventionen der Fiskal- und Geldpolitik erörtert.
Inwieweit der Wohlstandsanstieg auch ohne die Interventionen möglich gewesen wäre, gilt es für eine neutrale Betrachtung der Thematik herauszufinden.
Denn den Wohlstandsanstieg rein dem Kapitalismus zuzuschreiben, ist bei genauer Betrachtung ggf. eben auch nicht gerechtfertigt.
Kapitalismus in Reinform führt meines Erachtens zwangsläufig zu Ungleichheit, darum haben wir den Erhardschen sozialen Anteil. Der wiederum kann nur richtig wirken, wenn die politische Macht der Wirtschaftsteilnehmer nicht zu groß ist, was sie meiner Ansicht nach zum Teil aber ist.
Hier versagt meiner Meinung nach das sozial marktwirtschaftliche System und hier halte ich Kritik für angebracht.
@Volker Rohde
“Dass es, wie in der Einleitung geschrieben, in den letzten 30 Jahren zu einem globalen Wohlstandsanstieg kam, kann meinem Verständnis nach nur durch die Ausweitung der Geldmenge funktioniert haben.”
Nein.
Schauen Sie sich mal den Computer oder das Smartphone an, mit dem Sie Ihren Kommentar getippt haben. Ähnliche Geräte gab es schon vor 30 Jahren, aber die waren viel weniger leistungsfähig, viel weniger komfortabel und gleichzeitig viel teurer.
Unser globaler Wohlstandsanstieg der letzten 30 Jahre beruht auf der Weiterentwicklung von Technologie und auf Globalisierung, jetzt arbeiten zum Beispiel viel mehr Chinesen an der Weltwirtschaft mit, die in den 80er Jahren noch Selbstversorger-Reisbauern waren.
Wie groß die Geldmenge genau ist, hat mit Ihrem Lebensstandard (das meinen Sie doch mit “Wohlstand”, oder?) erstmal nur wenig zu tun.
“Kapitalismus in Reinform führt meines Erachtens zwangsläufig zu Ungleichheit”
Ja und? Ungleichheit motiviert und es gibt sie in jedem Wirtschaftssystem – außer natürlich in der utopischen Bilderbuch-Verision vom Kommunismus, an die so viele Leute im Westen naiverweise glauben.
@ Richard Ott
“Nein.
Schauen Sie sich mal den Computer oder das Smartphone an, mit dem Sie Ihren Kommentar getippt haben. Ähnliche Geräte gab es schon vor 30 Jahren, aber die waren viel weniger leistungsfähig, viel weniger komfortabel und gleichzeitig viel teurer.”
Vollkommen richtig! Die Innovationskraft des Kapitalismus steht nicht zur Diskussion. Ich habe mich hier, ohne es direkt zu sagen, auf die Zombifizierung bezogen. Ohne die Interventionen der letzten 30 Jahre wären viele Unternehmen gescheitert und es gäbe sie nicht mehr (ich persönlich halte den Vorgang der schöpferischen Zerstörung für notwendig und richtig, Maßnahmen für die Abmilderung der Folgen für sinnvoll, Maßnahmen zur Vermeidung für falsch – wo die Interventionen anzusiedeln sind, vermag ich nicht einzuschätzen). Wie ja auch hier häufig diskutiert, werden die Unternehmen künstlich am Leben erhalten und zahlen weiter Löhne. Die Frage ist, wo das Wohlstandsniveau wäre, wenn diese vielen Menschen ihre Jobs verloren hätten und sich eben kein Smartphone mehr leisten können – auch kein günstiges.
Mir fällt es einfach schwer, hier nur eine Korrelation zwischen Wohlstandswachstum und Intervention zu sehen, eine mögliche Kausalität aber nicht zumindest in Betracht zu ziehen.
“Ja und? Ungleichheit motiviert und es gibt sie in jedem Wirtschaftssystem ”
Ungleichheit wird oft als ungerecht empfunden. Das ist ein Problem des Individuums, nicht des Systems. Und doch wird das System für das Gefühl verantwortlich gemacht. Das halte ich für nachvollziehbar.
@ Volker Rohde
Wohlstandswachstum geschieht dadurch, dass sich Menschen auf den Weg machen und härter oder intelligenter arbeiten um noch nicht vorhandene Dinge in die Welt zu bringen oder Vorhandenes zu verbessern. Dies tun sie in der Breite und auf Dauer nur, wenn sie von ihrer eigenen Arbeit und ihren Ideen auch selbst profitieren. Das Maß dazu legt jeder selbst subjektiv für sich fest (es ist meist sehr hoch angesetzt). Dabei geht es aber offensichtlich nicht um die fünfte Villa, sondern um die Mittel zur weiteren Verfolgung der eigenen Ideen zu bekommen. So sind z.B. eine ganze Reihe der aktuell reichsten Menschen der Welt davon getrieben, die Raumfahrt voranzutreiben.
Geldmengenwachstum erzeugt keinen Wohlstand – im Gegenteil. Geldmengenwachstum verteilt den vorhandenen Wohlstand um und demotiviert dadurch. Es wird aber weder nach Verdienst noch nach sozialen Gesichtspunkten umverteilt. Sondern schlicht zu denen, die um das neu geschaffene Geld wissen und es zuerst bekommen können. Alle anderen werden relativ enteignet. Da dieser Prozess normalerweise schleichend abläuft, ergibt sich keine Gegenwehr, insbesondere wenn er von einem gesunden Wachstum überdeckt wird.
Auch Ihr Kommentar – so freundlich und sachlich er ist – beunruhigt mich. Wie können so viele Menschen mit unseren heutigem Zugriff auf das Wissen der Jahrtausende so desinteressiert an der Geldgeschichte vorbei schlendern und einfach davon ausgehen, dass gerade in diesem zentralen Bereich alles seine Richtigkeit hat?
@Felix:
Ich glaube, inzwischen eine Antwort auf Ihre Frage an Herrn Rohde gefunden zu haben, weil sie mich selbst lange beschäftigt hat:
Wirtschaftsgeschichte wird nicht unterrichtet und daher meist nicht verstanden. Sie können in die Schulen und sogar an die historischen Lehrstühle gehen und finden von der Kunstgeschichte über die Militärgeschichte bis zur politischen Geschichte ganz viel Material. Aber Wirtschaftsgeschichte wird nur ganz grob erwähnt, wenn überhaupt. Fragen nach den Ursachen der Weltwirtschaftskrise werden genauso vermieden wie Fragen nach dem fiat money, wenn der Kaiser in Goethes Faust befiehlt: “Es fehlt das Geld? Nun gut, so schaff´es denn!” Dann analysiert der Deutschlehrer vielleicht das Versmaß und die Zwiespältigkeit des Mephisto, aber das Papiergeld wird nicht hinterfragt. Und so zieht sich das durch alle Bereiche des öffentlichen Lebens, von der Ausbildung der Bankkaufleute bis zur Deutschen Journalistenschule und dem Geschichtsliteraturbestand der örtlichen Stadtbücherei.
Kurz und gut: man will sich damit kollektiv nicht beschäftigen. Und bei jeder Realitätsverweigerung muss das Individuum genauso wie die Gesellschaft dafür bezahlen.
@ Felix
Es tut mir leid, wenn ich Ihrem Anspruch an Wissenstand nicht gerecht werde. In der Tat ist mein Wissen relativ beschränkt (obwohl ich für mich in Anspruch nehmen würde, zumindest mehr interessiert zu sein als die meisten). Mein Kommentar zielte daher auch darauf ab, qualifizierte Antworten zu erhalten, aus denen ich lernen kann. Das klappt soweit ganz gut, aber zufriedengeben kann ich mich leider auch noch nicht.
Kreativität, Pioniergeist, Innovation, das ist alles schön und gut (ich bin selber selbstständig und kann dem viel abgewinnen). Aber wie Sie sagen, geht es vielen darum, weiter zu investieren, zu innovieren und auch zu profitieren. Werden weitere Risiken erfolgreich eingegangen, wird das zu einer Wertsteigerung der Unternehmung führen, selbst wenn weiter investiert wird. Es kommt also zur Akkumulation. Konsequent zu Ende gedacht würde das meinem Verständnis nach dazu führen, dass dieses Bestreben an sich selbst erstickt, wenn es nur eine feste Geldmenge gibt.
Oder allgemein formuliert, wenn sich das gesamte Geld an einem oder wenigen Punkten akkumuliert hat, funktioniert der Kapitalismus nicht mehr. Ist das so falsch?
Wie wird Wohlstand gemessen? Soweit ich weiß, wird er über das BIP ermittelt. Wie wird das BIP berechnet? (laut Wikipedia: BIP = gibt den Gesamtwert aller Güter, Waren und Dienstleistungen an, die während eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft als Endprodukte hergestellt wurden, nach Abzug aller Vorleistungen.) Fließen hier Schulden vollumfänglich ein?
Ich bin hier grün hinter den Ohren und erwarte darauf auch keine Antwort, da diese vermutlich in diesen Kreisen selbstverständlich sind. Über einen Lesehinweis würde ich mich aber freuen, um diesem Defizit entgegenzuwirken.
Mein Verständnis von Geld habe ich übrigens von Prof. Otto Steiger (Geld = Schuldendeckungsmittel (und eben nicht Tauschmittel)).
@ Susanne & Volker Rohde
Ein Klassiker zum Ursprung bleibt der erste von drei Bänden von Werner Sombart “Der moderne Kapitalismus : Die Genesis des Kapitalismus” in dessen Gliederung bereits angesprochene Punkte behandelt werden.
https://visuallibrary.net/ihd/content/structure/307339
das ist von 1906 und endet im dritten Band im 60. Kapitel mit:
“Das Wirtschaftsleben der Zukunft”.
Um etwas polemisch zu bleiben, all der neue digitale Kram von “künstlicher” Intelligenz ist doch eh nur alter Wein in neuen Schläuchen.
Genauso wie Globalisierung, denn die schliesst immer in Nationalökonomie als letzer Auszahlungsinstanz von gesetzlicher Währung ab – zumindest bisher.
@ Volker Rohde
Geld muss als Tauschmittel und Wertaufbewahrungsmittel gleichzeitig funktionieren. Schuldendeckung ist eine technische Ableitung, ebenso wie die Funktion als Recheneinheit. Das ist alles nicht falsch, ändert aber nichts an der Grundlage. Wenn Geld inflationiert wird, verliert es seine wesentliche Funktion der Wertaufbewahrung, OHNE dass den Menschen dies mitgeteilt wird. Dadurch erfolgt eine Umverteilung von Kaufkraft und damit VERMÖGEN von denen, die das nicht verstehen und auch von denen, die keine guten Möglichkeiten haben, sich selbst zu schützen (z.B. weil sie vom regelmäßigen Ertrag ihrer Arbeit leben), hin zu denen, die den besten Zugang zum zusätzlich geschaffenen Geld haben. Das ist in höchstem Maße unsozial. Und es ist auch undemokratisch, weil auf diese Weise viele Dinge gar nicht zur Abstimmung geraten.
Zudem hat es keine gute pädagogische Wirkung, wenn Geld seinen Wert verliert, weil die Menschen dann nicht motiviert werden zu sparen, sondern es sinnvoll erscheint, Kredit zu nehmen. Wohin das führt, sehen Sie in den USA.
Wir werden bald noch mehr sehen.
Die Geldmenge ist im übrigen völlig irrelevant. Denken Sie einfach an die Verwendung als Recheneinheit.
@ all
Vielen Dank für Ihre Antworten! Offenkundig habe ich noch eine Menge zu lernen. Ich gedenke, das auch hier bei BTO zu tun.
Beste Grüße
@Daniel Stelter
Sie schreiben:
“Es wird höchste Zeit, dieser medialen Dauerkampagne entgegenzuwirken, droht doch sonst ein massiver Wohlstandsverlust für uns alle.”
Ich befürchte, dass es dafür bereits zu spät ist, wie auch die Kommentare zu Ihrem Artikel zeigen. Es geht schon länger nicht mehr um das bessere Argument sondern nur noch um die ideologische Neuausrichtung.
Sorgen bereitet mir dabei die Dynamik, mit sich die Gleichschaltung der öffentlichen Meinung vollzieht. Ich hätte das bis vor wenigen Jahren nicht für möglich gehalten.
Bei realistischer Betrachtung bleibt einem wohl nur, seine persönlichen Optionen zu sortieren und vorbereitet zu sein.
@jobi
“Sorgen bereitet mir dabei die Dynamik, mit sich die Gleichschaltung der öffentlichen Meinung vollzieht. Ich hätte das bis vor wenigen Jahren nicht für möglich gehalten.”
Nicht gleich so demoralisiert sein. Vor 5 Jahren hätte es auch fast niemand für möglich gehalten, dass Donald Trump amerikanischer Präsident wird, jetzt hat er sogar gute Chancen, wiedergewählt zu werden. Aus der Gleichschaltung der öffentlichen Meinung ist dort ein offener Machtkampf zwischen Links und Rechts geworden, was man aber nicht erkennen kann, falls man die USA nur aus der Berichterstattung von den deutschen Haltungsjournalisten kennt. Gleiches Prinzip beim Brexit.
Krisenhafte Verhältnisse führen immer zu politischer Instabilität – die Leute, die unsere Medien gerade gleichschalten, sitzen bei weitem nicht so fest im Sattel, wie sie suggerieren wollen.
@RO
“.. die Leute, die unsere Medien gerade gleichschalten .
”
Ich glaube nicht, dass es so einfach ist, es liegt zumindest auch an denen, die sich gleichschalten lassen.
Und die Entwicklung in den USA lässt mich keinesfalls optimistischer in die Zukunft blicken.
Was bleibt, ist vorbereitet sein – schließlich gab es mindestens einmal in der deutschen Geschichte Entwicklungen, die niemand so vorhergesehen hatte.
@jobi
Opportunisten gibt es immer, das ist eine Konstante in der Geschichte. Viele Leute, die sich heute gleichschalten lassen, hätten auch beim Nationalsozialismus und beim DDR-Sozialismus bereitwillig mitgemacht. Das Angebot des Staates war doch jeweils verführerisch: Fürs Mitmachen gab es alle möglichen Privilegien und überdies waren die politischen Gegner Feinde, die Böses wollten und die deshalb von jedem guten Menschen unbedingt bekämpft werden mussten.
“Was bleibt, ist vorbereitet sein – schließlich gab es mindestens einmal in der deutschen Geschichte Entwicklungen, die niemand so vorhergesehen hatte.”
Überraschungen gibt es hingegen immer wieder, da fallen mir etliche Beispiele ein. Es sieht immer erst hinterher so aus, als ob Geschichte irgendwie deterministisch sein könnte, die Rolle des Zufalls wird dabei immer unterschätzt.
@RO
“Opportunisten gibt es immer, das ist eine Konstante in der Geschichte.”
vor allem wohl auch eine menschliche.
Ich gehe davon aus, dass die Behandlung der Zeit zwischen 1933 und 1945 einen umfangreicheren Teil unseres Geschichtsunterrichtes ausgemacht hat.
Daher sollten die meisten wissen, wohin Opportunismus führen kann.
Welcher Diktator wollte die Menschenmassen vor ihrer überheblichen Dummheit retten damit Freiheit/Recht/Eigentum überleben? Die Clowns wollen Kuchen essen und bieten nichts als Geschwätz.
Die «heilige» Triade der Eigentumsökonomik (Prof. Otto Steiger, Prof. Gunnar Heinsohn, 66 Thesen)
• Eigentum und Recht werden zusammen geschaffen und
gehen zusammen unter
• Eigentum und Wirtschaft werden zusammen geschaffen und
gehen zusammen unter
• Eigentum und Freiheit werden zusammen geschaffen und
gehen zusammen unter
Eigentum bedingt Recht und Wirtschaft und Freiheit
https://www.dasgelbeforum.net/sammlung/Steiger66Thesen.pdf
—
Lass honken, die Spiele haben begonnen.
@ Dr. Daniel Stelter
Vielen Dank für die Veröffentlichung dieser hübsch hässlichen Leserbriefe. Sie zeigen hoffentlich denen, die noch ihre Tassen im Schrank haben, was in diesem Land angerichtet worden ist: eine unglaubliche Bildungsmisere.
Herr Dr. Stelter, Sie formulieren absolut sachlich und ziehen folgerichtige Schlüsse. Sie sind einer der wenigen, die es darüber hinaus schaffen, einige der unsäglich schwachsinnigen Irrglauben freundlich in ihre Aussagen zu integrieren.
Was Ihnen hier passiert, ist altbekannt. Auch die Bibel gibt Auskunft: “Wirf keine Perlen vor die Säue, denn sie werden über Dich herfallen.”
Prima @Felix,
lesen Sie ruhig den ganzen Abschnitt aus https://www.bibleserver.com/ELB/Matth%C3%A4us7
Was denken Sie, was sind “die Perlen”, wer sind “die Schweine”?
Was ist der groessere Zusammenhang und die groessere Intention dieser Worte aus der Bergpredigt?
LG Joerg
Das wäre jetzt aber interessanter ihre, Herr Joergens, Interpretation zu hören. Wäre echt gespannt. Vielleicht sind die Perlen sowas wie Platons Sonne, man soll nicht zuviel und zu vehement gegen falsche Ideen anderer angehen, die wehren sich sonst erbittert?
@Namor
Hier meine Laien-Interpretation: Die Bergpredigt (Matth. 5 – 7) kuendigt einen Strukturbruch im Bunde Gottes mit den Menschen an (KEINER kann gerecht werden). Jesus, Sohn Gottes, erretet die ganze Welt. Davor gab es nur den Heilsweg (Gemeinschaft mit Gott) fuer Juden. Danach fuer alle (Juden und alle anderen).
Zunaechst war Jesus gesandt, um Gottes-Volk die Juden zu erloesen. Die Nicht-Juden (vgl. Kanaaniterin https://www.bibleserver.com/ELB/Matth%C3%A4us15%2C27) waren aussen vor.
In diesem Sinne waren die “Perlen” die Botschaft von Gottes-Gemeinschaft im alten Bund (nur fuer Juden gedacht und moeglich). Die “Schweine” waren alle Nicht-Juden. Deshalb war es konsequent sich nicht die Muehe zu machen, denen den Weg mit Gott zu erlaeutern (also eben keine Perlen vor die Saeue zu werfen).
Dies ist jedoch erledigt. Das Evangelium ist nun fuer alle Menschen geoeffnet. Jeder kann jetzt in Jesus Christus eine Beziehung zu Gott haben (der es will).
Wie ist ihre Interpretation?
Im uebertragenen Sinne haben wir alle “Missionen” deshalb der Blog, deshalb die Mitdiskutanten, selbst als Leser will man Lernen oder wenigstens Zerstreuung/Unterhaltung als Schreiber bebauchpinselt man sein Ego? oder sucht Allianzen oder Wahrheit und schaerft sich an den Argumenten der anderen.
Das Zitat “Perlen vor die Saeue werfen” wird meist ungut verwendet. Es kommt vom hohen Ross herunter und achtet den anderen nicht hoeher als sich selbst.
Hoffentlich ist es stets das hoffende Werben fuer etwas das man pers. als gut oder richtig oder wahr haelt, dass uns veranlasst unsere pers. Meinung anderen kund zu tun.
D.h. man weiss weder, ob es wirklich PERLEN noch ob die Empfaenger SAEUE sind ;-)
LG Joerg
@Joerg, Namor
Es sind Sau*innen (m/w/d). Bitte achten Sie auf gendergerechte Sprache.
Ich denke ein wesentlicher Grund (neben anderen) dafür, dass es der Staat nicht kann, ist das Prinzip “Skin in the Game”, wie es Nassim Taleb in einem langen Essay genannt hat. Es besagt – verkürzt gesagt – dass tendenziell nur derjenige “vernünftige” Entscheidungen fällen kann bzw. man nur demjenigen trauen kann, der auch die Folgen seiner Entscheidungen zu tragen hat. Die Entscheidungen des Staates fällen Politiker und Beamte, welche die Folgen ihrer Entscheidungen eben am wenigsten zu tragen haben. Das Prinzip “Skin in the Game” ist eben nur in einem Staat bestmöglichst verwirklicht, in welcher sich derselbe möglichst zurückhält und sich auf seine Kernaufgaben konzentriert. Ein weiterer Aspekt ist die Würde des Menschen in der Bedeutung der Rennaissance – Philosophie, hier insbesondere bei Pico de la Mirandola (P.M). P.M. sieht die Würde des Menschen vor allem in seiner Willens- und Entscheidungsfreiheit gegeben, die in einem paternalistischen Nanny – Staat (den wir schon teilweise haben) natürlich gefährdet ist. Schließlich sei hier auch noch auf Nietzsche verwiesen, der in seinem “Zarathustra” den modernen Menschen, der in seinem Drang nach Sicherheit (welcher Grundlage des Rufes nach mehr Staat ist) als “letzten Menschen” verspottete. Andererseits: Wir können vom marxistischen / neomarxistischen Begriff der Würde des Menschen lernen, dass dieselbe nur gegeben ist, wenn auch ein gewisse private ökonomische Verhältnisse (wo immer die liegen mögen) nicht unterschritten werden, Dafür hat der Staat dann schon zu sorgen. Deswegen bin ich im Grunde meiner Seele sozialliberal, selbstverständlich nicht im parteipolitischen Sinne.
@Herr Pfister
“Wir können vom marxistischen / neomarxistischen Begriff der Würde des Menschen lernen, dass dieselbe nur gegeben ist, wenn auch ein gewisse private ökonomische Verhältnisse (wo immer die liegen mögen) nicht unterschritten werden, Dafür hat der Staat dann schon zu sorgen.”
Tja, das Problem dabei ist halt: Wenn der Staat pleite ist, kann er keine Transferleistungen für ein “menschenwürdiges Auskommen” (was auch immer das genau sein soll) mehr zahlen. Sie können ja mal versuchen, “menschenwürdige” Sozialleistungen in Somalia beim dortigen failed state einzuklagen. Aussichtslos – wenn Sie als Somali deutsches Hartz4 wollen, müssen Sie schon nach Deutschland migrieren. ;)
Die ganzen Sonntagsreden über alle möglichen Grundrechte sind immer nur so viel wert, wie der Staat handlungsfähig ist, bei dem man sie einklagen könnte.
bto: “Weil die Märkte mit langfristigen Vorhersagen eher überfordert sind, gab es in der EU über Jahre viel zu niedrige CO2-Preise”
Nichts aufs Ökosozialisten-Framing reinfallen!
Die CO2-Preise waren für was genau “viel zu niedrig”? Etwa viel zu niedrig, um das willkürlich gewählte “1,5-Grad-Ziel” auf der Basis von irgendwelchen Annahmen über die genaue Wirkung von CO2 in der Atmosphäre zu erreichen? Solange China und Indien nicht freiwillig ihre Energie massiv verteuern und bei der CO2-Abzocke mitmachen wollen, würde auch ein unendlich hoher CO2-Preis in der EU (und damit verbunden unser kompletter wirtschaftlicher Zusammenbruch) nicht ausreichen, um dieses Ziel noch zu erreichen. Der Zug ist abgefahren.
Hinter der These steckt wohl eher die grundsätzliche Überzeugung der staatsgläubigen Linken, dass Steuern und Abgaben nie hoch genug sein können…
Die Redaktion des Manager Magazins hat einige Zuschriften erhalten. Hier eine Auswahl:
Carsten Vogt schreibt:
Guten Tag,
selten einen so schwachen und wenig reflektierenden Artikel im MM gelesen!!!
Viele Punkte werden schlicht ausgeblendet, weil es nicht in die Welt von BCG & Co passt:
1) Wirtschaftsbetrug ala Wirecard, Deutsche Bank, VW etc., immer mit dem Ziel der gierigen Gewinnmaximierung, zeigt deutlich, Eigentum schon lange nicht mehr dem Sozialwohl verpflichtet
2) Das permanente Wachstumsmantra geht in einer Welt der begrenzten Ressourcen einfach nicht. Bei einer Firma, welche nicht wächst gehen sofort alle Alarmglocken an.
3) Steuergerechtigkeit besteht deshalb nicht mehr, weil Kapital so flüchtig ist. Dies ist aber eine Grundforderung des Kapitalismus. Totale Freiheit und die Möglichkeit, alle gegeneinander auszuspielen zum eigenen Vorteil
4) Das einzelne Personen über 1Mrd Vermögen verfügen, ist bestimmt nicht das Resultat von anderen Wirtschaftsformen
5) …
Jetzt einfach immer schön alles auf die Politik zu schieben, ist klassische Kapitalismusrethorik und gehört in kein gutes Wirtschaftsblatt!
Christian Stoll schreibt:
Hallo,
Jedes einzelne Argument das in diesem Artikel vorgebracht wird ist offensichtlich falsch. Ganz klar offensichtlich falsch. So hat der OECD z. B. 2018 davon gesprochen dass es die Vermögensungleichheit größer sei als vor der Franz. Revolution (und der OECD ist nun wirklich nicht progressiv). Auch wird geflissentlich erwähnt dass es in der Wissenschaft es gar kein Thema ist dass der Neoliberalismus das führende Paradigma unserer Zeit ist, der Staat also meistens nach dem Markt handelt (siehe dazu Chomsky 2013, Bal und Doci 2015 etc. Etc.). So war die Bahnprivatisierung z. B. Ein komplettes Fiasko und die Schwächung von sozialen Institutionen&Investutionen steht wissenschaftlich eindeutig mit dem Rechtsruck in Verbindung, das ist von so vielen Studien bestätigt worden, das einfach in den Raum zu werfen ohne irgendeine Quelle und sich herausnehmen dass die eigene (unhinterfragte) Meinung mehr wert ist als die gesamte Wissenschaft, diese Ignoranz kann nur ein Manager an dem Tag legen. Mal ganz davon abgesehen dass wir so zur Klimakatastrophe gekommen sind, da haben dumme Manager auch der Wissenschaft widersprochen. Und genau deswegen schreibe ich euch, Lautstärke Meinungsmacher, wie der Typ, der diesen Artikel geschrieben haben, erfüllt keinerlei journalistischen Maßsstäbe, noch gibt er Ausblick in die Wissenschaftliche Diskussion, sind gefährlich, weil ihr bs einfach komplett an den Haaren herbeigezogen sind. Nun weiß ich ja leider das Manager das nicht gerne hören, aber selbst für sie müssten doch zumindest ein kleinstes bisschen Selbstkritik vorhanden sein. Wenn sie also wirklich in den Kapitalismus glauben, bezahlen sie mich dafür diesen Artikel auf Fakten zu checken. Schwachsinn sollte ja eigentlich nicht veröffentlicht werden, aber ich verstehe dass der Gottglaube in Manager dazu führen kann, dass man das eigene Vorgehen rechtfertigen muss und ihr so zu euren Artikel kommt und das ist auch in Ordnung für mich. Wenn aber jmd so extrem manipulatorisch lügt wie dieser Meinungsmacher dann sollten sie sich wenigstens dazu bereit erklären eine Gegenteilige auf faktenbasierende “Meinung” ebenfalls zu veröffentlichen, damit zu mindestens alle Seiten dargestellt werden. Bei so einem unreflexiertem Vorgehen ist es kaum ein Wunder das Trump Präsident ist und so hart versagt, sowas passiert wenn man praktisch alle Fakten ausblenden und nur nach dem eigenen Bauchgefühl entscheidet. Aber vlt muss man auch mit sowas rechnen, wenn man nicht mal Adam Smith richtig lesen kann…
Klaus Bessen schreibt:
Sehr geehrte Damen und Herren!
In diesem Beitrag beweist Daniel Stelter in nahezu jedem Statement seine ökonomisch-fachliche Inkompetenz . Wie können Sie eine solch fehlerhafte und kurzsichtige Darstellung in Ihrer Redaktion zulassen?
Sie haben schließlich auch Leser, die von Ökonomie wirklich Ahnung haben.
Mit verärgerten Grüßen
Helmut Federmann schreibt:
Sie schreiben: “Es geht darum, ein externes Gut – hier CO2 – mit einem Preis zu versehen, und so einen Anreiz zu setzen, den Ausstoß an CO2 planbar zu senken. Wie macht man das? In dem man die Menge an Zertifikaten reduziert und mit Mindestpreisen arbeitet. Das muss so sein, und dass es nicht gemacht wurde, lag doch eher an den Politikern als am Markt.” In Ihrer reduktionistischen Marktlogik ist diese Argumentation durchaus konsistent. Sie hat leider den unschönen und verhängnisvollen Fehler, daß sie die Welt eben nur in reduzierter und damit unzureichender Weise wahrnimmt. Denn Sie müssten zumindest so integer und konsistent sein und in Ihren Ausführungen bei Co2 nicht von einem “Gut” zu sprechen, sondern von einem “Bad”! Falls Sie Interesse an einem nicht-reduktionistischen und damit zutreffenderen Verständnis von Wirtschaft und Ökonomik haben wollen, stehe ich gerne für Rückfragen zu Verfügung.
Joachim Doll schreibt:
Sehr geehrter Herr Stelter,
ihre Argumentation, in der alle Fehlentwicklungen dem Staat untergeschoben werden soll und ihrer heiß geliebten Marktwirtschaft jede positive Entwicklung gutgeschrieben wird, empfinde ich als extrem armselig. Für Sie empfehlenswert, auch wegen des Anschauunterrichts, den sIe dadurch erleben können, wäre eine Übersiedlung in die USA, genauer z.B. Dayton, Ohio. Dort können Sie sich das Ergebnis einer 40-jährigen nicht-regulierten Marktwirtschaft anschauen und sich an deren Erfolgen goutieren.
Till Micke schreibt:
Ein Aufruf zu mehr und besser reflektierter Kapitalismuskritik schön und gut: Ich habe selten so einen unreflektierten und anscheinend ideologischen Quatsch gelesen. Die Kunst scheint mir jedoch, zu so vielen verschiedenen Themen Halbwissen zu verteilen und andere Fakten zu ignorieren dass man der Aufarbeitung des Quatsches unmöglich gerecht werden kann. (z.B. komplette Ignoranz zur Begrenzung der verfügbaren Ressourcen, Behauptung: Ursprung von Corona aus einem “staatlichen System” (was ein Unsinn), dabei ist es eine Folge von nicht kontrolliertem Wildtierhandel, wiederum ein Symptom von (kapitalistisch motivierter) großflächiger, weltweiter Nutztierhaltung, die heute das Hauptrisiko für Pandemiausbrüche dramatisch erhöhrt hat; ich könnte noch seitenweise auf einzelne Behauptungen eingehen,…)
Mir macht es ernsthaft Sorge, dass so ein Artikel heute die Meinung der Managermagazin-Zielgruppe beeinflusst…
@Herr Stelter
Böser Leserbriefschreiber: “Jetzt einfach immer schön alles auf die Politik zu schieben, ist klassische Kapitalismusrethorik und gehört in kein gutes Wirtschaftsblatt!”
Hihi. Klassische Manager-Retorik. ;)
Das waren bestimmt typische “Spiegel Online”-Leser, die sich über eine Verlinkung auf dem Portal irgendwie auf den Manager-Magazin-Artikel (gehört ja zum gleichen Verlag) verirrt haben…
Aber das bringt mich auf eine Idee: Vielleicht sollte der Spiegel-Verlag noch eine Schwesterzeitung zum Manager Magazin herausbringen? Mein Titelvorschlag: “Abteilungsleiter in der Staatlichen Plankommission Magazin”
Da fragt man sich wirklich, wie sich die Leserschaft des “MANAGER-Magazins” zusammensetzt.
@AI:
Habe ich mir beim Lesen auch gedacht. Die, die das schreiben, sind keine Manager, sondern vom Argumentationsniveau her bestenfalls verbeamtete Pädagogen für Wirtschaft- und Rechtslehre mit Mitgliedschaft in einer staatsfixierten Partei. Im schlimmsten Fall verwöhnte Kinder von echten Unternehmern und Unternehmerinnen. Wer liest bloß inzwischen dieses Blatt. Hermann Josef Abs oder Ludwig Erhardt hätten solchen Leserbriefschreibern nicht einmal das Kaffeekochen übertragen.
Herr Stelter, Ihr Artikel fordert diese Art der Kritik heraus. Der Staat ist schuld! Nein, der Kapitalismus! Etc.
Dass es also abweichende Meinungen gibt, dürfte nicht überraschen.
Was mich überrascht, um nicht zu sagen, erschreckt, ist die Anmerkung in vielen der Kommentare, dass Ihr Artikel eigentlich nicht hätte erscheinen dürfen. Anderer Meinung zu sein, ist eine Sache, die abgelehnte Ansicht aber unterdrücken zu wollen, eine ganz andere. Und das scheint sich zu einer Art neuen Normalität zu entwickeln.