Daniel Stelter: „Es gibt keine schmerzfreie Lösung“

Folgender Bericht über einen Vortrag von mir erschien bei Institutional Money:

Der Gründer von „Beyond the Obvious“ gab am „Insurance Day“ in Wien einen Ein- und Ausblick auf das wirtschaftliche Geschehen und zeichnete ein düsteres Bild der Zukunft, mit dem sich vorausschauende institutionelle Investoren besser früher denn später auseinandersetzen müssen.

Dr. Daniel Stelter, Mastermind der Plattform Beyond the Obvious und ehemaliger Partner der Boston Consulting Group, präsentierte am von Institutional Money und dem VVO (Versicherungsverband Österreich) organisierten „Insurance Day“ seine Einschätzungen zur aktuellen und zur zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung. Der viel gelesene Autor von Büchern wie „Eiszeit in der Weltwirtschaft“ und „Das Märchen vom reichen Land“ zeichnete ein fast schon dystopisches Bild, in dem Vermögensbesitzer wohl unvermeidlich einen Teil ihres Besitzes verlieren werden, damit der überschuldete Staat seinen Schuldenberg reduzieren kann.

Zu wenig Dynamik
Die Weltwirtschaft, insbesondere jene in den westlichen Ländern, kann aus mehreren Gründen nicht mehr die hohen Zuwachsraten der Vorkrisen-Ära erreichen. Zu groß sind der deflationäre Druck und die Schuldenberge von Haushalte, Unternehmen und Staaten. Hinzu kommen seit rund zwei Jahren Handelskriege, die wohl auch in Währungskriege münden werden. „Schulden führen zu immer mehr Schulden, um das Ponzi-Schema am Laufen zu halten“, stellte Stelter vollkommen richtig fest. Dabei zeigte er, dass im Vergleich zur Vergangenheit neue Schulden aufgrund eines abnehmenden Grenznutzens in Relation zu immer weniger BIP-Wachstum führen – trotz der niedrigsten Zinsen seit 5.000 Jahren.

Garniert bzw. unterstützt wird diese bedenkliche Entwicklung durch Belastungsfaktoren wie eine alternde Bevölkerung und eine abnehmende Produktivität. Das gilt u. a. auch für Deutschland, wo das (öffentliche) Schulsystem nicht mehr fähig sei, produktive Arbeitskräfte zu produzieren, die im beinharten internationalen Wettbewerb mithalten können. Nicht umsonst titelte Stelter sein jüngstes Buch „Das Märchen vom reichen Land“. Tipp für Asset-Allokatoren: Besser sieht es diesbezüglich in Japan aus, wo die Produktivität pro Arbeitnehmer zunimmt.

Zentralbanken befeuern die Blase
Um das Finanz- und damit das Wirtschaftssystem zu retten, pumpen die Zentralbanken seit Jahren Billionen-Beträge in den Geldkreislauf, aus dem es aber nicht in die Realwirtschaft, sondern überwiegend in Wertpapiere fließt. Aus diesem Grund sind derzeit fast alle Rentenpapiere, viele Immobilien und wohl auch die meisten Aktienmärkte der Welt überteuert. Stelter befürchtet, dass die Zentralbanken nach der TMT-Blase und der Hypotheken-Blase nunmehr die nächste große Blase, er nennt sie „Zentralbanker-Blase“, geschaffen haben.

Einen Crash, vergleichbar mit 2008 sieht Stelter aber nicht unmittelbar. Vielmehr würden Aktionäre in den kommenden Jahren nur mit sehr niedrigen Renditen rechnen dürfen. Als diesbezüglichen Richtwert für Aktienkäufer nannte Stelter die derzeit niedrigen Renditen von US-Treasuries. Mehr an Performance wird es auch für Aktionäre nicht geben.

Die mauen Aussichten für Aktien begründete Stelter auch damit, dass in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten die Kapitalseite bei der Wohlstandsverteilung im Vergleich zur Arbeitnehmerschaft („Lohnseite“) im Vorteil war (siehe Grafik). Das Pendel werde aber wieder zurückschwingen zugunsten der Lohnseite. Wann diese geschehe, sei aber noch nicht prognostizierbar.

Nach Erläuterungen zum Thema „Leverage“ und den daraus möglichen temporären Vorteilen, zeigte Stelter, dass ab einem zu hohen Schuldenniveau die Nachteile überwiegen. Einerseits steigen die systemischen Risiken, andererseits „zombifiziert“ die Realwirtschaft, da todkranke Unternehmen nicht aus dem Wettbewerb ausscheiden und durch Preisdumping auch den gesunden Unternehmen die Gewinnmargen ruinieren und damit deflationäre Tendenzen verstärken. Stelter wies darauf hin, dass in den Peripherieländern Banken Kredite wider besseren Wissens an Zombiefirmen verlängern, um diese im Grunde „faulen“ Kredite nicht abschreiben zu müssen. Besonders pikant: Zur Kompensation und aus Gründen der Bilanzverkürzung streichen manche südländische Banken dafür gesunden Unternehmen die Kreditlinien und treiben diese im Worst Case in den Ruin oder in die Hände von Finanzinvestoren. Vor diesem Hintergrund eines „Eiszeitalters“ seien Investments laut Stelter wenig empfehlenswert bzw. besonders kritisch auf den Prüfstand zu stellen.

Zinsen bleiben noch lange niedrig
Aufgrund hoher Schuldenberge würden die Zinsen weltweit noch sehr lange niedrig bleiben bzw. im Minus. Dies gelte auch für die USA: „Irgendwann sind auch die Renditen von US-Anleihen im Negativbereich“, kündigte Stelter an. Um Investoren den Fluchtweg in Bargeld zu verstellen, immerhin sollen einige Versicherungen höhere Cash-Bestände physisch einbunkern, werde ein Verbot von Bargeld sowie wahrscheinlich auch von Gold kommen. „Die Ernennung der ehemaligen IWF-Chefin Christine Lagarde zur EZB-Präsidenten ist kein Zufall“, merkte Stelter an.

Gibt es einen Ausweg?
Stelter führte eine Reihe von möglichen Auswegen aus der derzeit verfahrenen Situation an. Naheliegende und leichte Auswege wie Austerität (Sparen) oder hohes Wirtschaftswachstum seien leider nicht möglich. Lösung Nummer drei wäre eine Saldierung von Vermögen mit Schulden im Rahmen einer „Schuldenrestrukturierung“. Dabei werde es auch einen Zugriff auf die privaten Vermögen geben. Entsprechende Pläne liegen beim IWF schon länger in der Schublade und wurden bereits in Zypern im Nachgang der Griechenlandkrise im Kleinen getestet. Am wahrscheinlichsten wäre im Rahmen dessen ein Zugriff auf den Immobilienbesitz der Mittelschicht durch die erneute Einführung einer Art von „Lastenausgleichssteuer“, wie sie im Nachkriegsdeutschland anlässlich der Währungsreform von der Reichsmark zur DM-Mark bereits eingesetzt wurde. Diesen staatlichen Raubzug gegen die eigenen Bürger hat Franzosen-Präsident Macron, der ja Lagarde als EZB-Chefin politisch durchsetzte, übrigens schon ausarbeiten lassen. „Das ist die wahrscheinlichste Option“, sagte Stelter.

Lösungsweg vier wäre eine Finanzierung des Staates über die Zentralbanken, wie es die Vertreter der „Modern Monetary Theory“ (MMT) vorschlagen. Dies könnte irgendwann aufgrund des Vertrauensverlusts der Bürger zum Geld zu einer wesentlich höheren Inflation führen und damit die Schuldenlast peu à peu reduzieren. „Es gibt keine schmerzfreie Lösung“, erklärte Stelter.

Institutionelle sollten gewarnt sein
Investoren sollen beide letztgenannten Varianten fürchten: Entweder gibt es bei den Anleihen einen Haircut sowie bei den Immobilien eine zusätzliche Vermögenssteuer, oder eine hohe Inflation zehrt an der Kaufkraft der in Nominalwerten investierten Gelder. In beiden Fällen können institutionelle Investoren ihren „Anspruchsberechtigten“ nur wenig realen Wertzuwachs bieten. Interessante und renditestarke Segmente sind den Versicherern nicht – oder aus Solvency-II-Gesichtspunkten nur mit erheblichen Nachteilen – zugänglich. Es bleiben im Grund vielfach nur Rentenpapiere und Large Caps. „Was sie kaufen dürfen, ist alles Mist“, brachte es Stelter abschließend auf den Punkt.

Kommentare (26) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Thierry
    Thierry sagte:

    @ Skeptiker

    Sie zitieren Dr. Stelter: „… hohes Wirtschaftswachstum seien leider nicht möglich“

    Ja das ist schon so.

    Von der technischen Seite her betrachtet, sind wir an physikalischen Grenzen angelangt, die weitere Entwicklungssprünge nicht mehr erlauben. Wir werden uns nicht mehr schneller fortbewegen als schon heute. Oder glauben Sie noch an Überschallflug, wenn jetzt schon der Unterschallflug eingeschränkt werden soll. Raumfahrt? Fehlanzeige angesichts des erforderlichen Energieaufwands, wir werden schön zuhause auf Erden bleiben! Der Datenaustausch findet schon seit über 100 Jahren mit Lichtgeschwindigkeit statt, darüber geht nichts. Da schliesst Verfeinerungen (iPhone 100x etc) nicht aus, aber es bringt nichts ausser Scheinkomfort. Energieerzeugung stösst schon längst an die Grenzen der Thermodynamik, auch da kann man nur noch mit Verfeinerungen rechnen, sofern sich noch ein Grenznutzen ergibt. Aber Quantensprünge sind schon ausgeschlossen. Von Kernkraft will man zumindest in D nichts wissen, obwohl da noch eine schmale Tür zum Fusionsreaktor offen ist. Aber den werden die anderen bauen und D wird zuschauen.

    Und von der Wirtschaftsseite her gesehen schaut es nicht besser aus: Produktivität rückläufig, Qualifikation durch Ausbildung Fehlanzeige, Absatzmöglichkeiten rückläufig, Demografie negativ,
    bürokratische Restriktionen bis hin zum neuen Sozialismus im Vormarsch, usw.

    Wenn es gelingt, ein Wirtschaftsmodell zu finden, das ohne Zuwachs auskommt, werden wir mit Glück den gegenwärtigen Lebensstandard noch halten können, ansonsten wird D allmählich auf Balkanniveau zurücksinken, bestenfalls.

    Solches ist an sich nicht neu. Nach dem Fall Roms dauerte es über 1200 Jahre, bis der vormalige Zivilisationsstandard wieder erreicht wurde. Ursächlich war die Einführung einer neuen Staatsreligion, die in nur 30 Jahren (380 bis 411 n.Ch.) den römischen Staat zugrunde richtete. Der Klimafimmel hat alle Merkmale, die wieder zu einem ähnlichen Ergebnis führen könnten/dürften.

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    • Susanne Finke-Röpke
      Susanne Finke-Röpke sagte:

      @Thierry:

      Unabhängig von Ihren für mich unbelegten Aussagen zum Alten Rom halte ich die Aussage, dass wir an physikalischen Grenzen angelangt sind, für völlig falsch. Ganz im Gegenteil, ich zähle mal auf:

      * Autonome Fahrzeuge
      * Gentechnik
      * Quantencomputer
      * KI allgemein, z.B. in der Produktion
      * Sprachsoftware
      * G 5
      * Nanotechnologie
      * Materialwissenschaften, z.B. Hochtemperatursupraleiter
      * Recyclingfortschritte
      * Geo-Engineering
      * neue Energiespeichermethoden
      usw.

      Ich sage nicht, dass die o.g. Fachbereiche schon ausgereift oder risikolos sind. Aber physikalische Grenzen sind es nicht, die das Problem darstellen. Ihre wirtschaftlichen Einwände zu Demografie, Bürokratie und Bildung sind dagegen alle berechtigt. Das können Sie aber nicht der Physik in die Schuhe schieben.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Susanne Finke-Röpke

        Ich stimme Ihnen zu.

        Thierry argumentiert in MATERIELLEN Dimensionen.

        Unser Organismus kann nicht ohne Verbrauch von Ressourcen existieren.

        Insoweit kommen wir um das Materielle nicht herum.

        Aber unsere Lebensweise können wir – zumindest theoretisch – umstellen:

        Wenn wir uns über das Existenzminimum hinaus kollektiv damit beschäftigen würden, offline am Handy zu spielen, würden wir zwar elektrische Energie, aber ansonsten kaum etwas verbrauchen.

        Wenn es Probleme gibt, sind WIR Menschen das Problem, nicht die Physik.

      • Thierry
        Thierry sagte:

        @ Frau Finke-Röpke
        @ D. Tischer

        Ich muss bei Ihren Kommentaren einhaken, auch wenn es “nur” um Materielles und physikalische Grenzen geht. Ich halte mich an die Liste von Frau Finke-Röpke:

        * Autonome Fahrzeuge – Das ist lediglich eine Detailverbesserung, denn die werden auch nicht schneller oder sicherer fahren, eher im Gegenteil. Der Mischverkehr auf der Strasse wird noch lange dafür sorgen, dass daraus kein echter Vorteil entsteht.
        * Gentechnik – ist nicht aufzuhalten und wird bei der Nahrungsmittelproduktion einge Vorteile bringen. Was die menschlichen Gene anbelangt, sollten wir lieber die Finger davon lassen, unsere Lebenserwartung ist ohnehin schon zu hoch.
        * Quantencomputer – Auch für die gilt die Lichtgeschwindigkeit. Vielleicht entsteht ein Kostenvorteil bei den Geräten, aber kaum für den Alltagsgebrauch.
        * KI allgemein, z.B. in der Produktion – Hier wird zuviel erwartet, denn vor der Produktion steht die Entwicklung und Erprobung, die beide die Ideenquelle Gehirn benötigen.
        * Sprachsoftware – naja, dann müssen wir vielleicht weniger Fehler in der Korrespondenz erdulden und können besseres Denglish anwenden.
        * G 5 – wird nur Detailverbesseungen in der Anwendung bringen, ansonsten gilt dieselbe Barriere der Lichtgeschwindigkeit. Die umfangreicheren Programme werden eher eine Verlangsamung bewirken. Das Internet ist schon heute langsamer als vor 20 Jahren.
        * Nanotechnologie – auf die warte ich schon lange. Ich gestatte mir Skepsis hinsichtlich der Auswirkungen.
        * Materialwissenschaften, z.B. Hochtemperatursupraleiter – ganz interessant für eng begrenzte Anwendungsfälle, wenn Kosten nur eine untergeordnete Rolle spielen (notabene, Supraleiter arbeiten nahe dem absoluten Gefrierpunkt, nicht gerade preiswert).
        * Recyclingfortschritte – ist zwar unausweichlich, um Resourcen zu sparen, kostet aber am Ende mehr als ex und hopp.
        * Geo-Engineering – damit habe ich vor 60 Jahren meine Karriere begonnen, die Anwendungen sind spezifisach und begrenzt durch die Geologie.
        * neue Energiespeichermethoden – bringen keine kWh mehr, haben im Gegenteil immer einen Wirkungsgrad <1, der geschluckt werden muss. Energie wird dadurch höchstens veredelt, d.h. zum richtigen Zeitpunkt bereitgestellt. Aber das können wir schon lange und ziemlich perfekt, wenn da nicht Grün und Greta wären.

        All das oder das meiste wird kommen, aber nicht jetzt, um die Wirtschaft aus ihrer grenzwertigen Situation zu retten. Wir können uns nicht an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen.

        Was ich meinte, sind die Quantensprünge, die jeweils über Jahrzehnte hinweg die technisch/wirtschaftliche Entwicklung angetrieben und den Wohlstand unglaublich gemehrt haben, also Dampfschiffahrt (jetzt diesel-elektrische Antriebe), Eisenbahn, Telegraf und Unterseekabel (jetzt Satellitenkommunikation, eine Endstufe), das Automobil, das Flugzeug, die Atomkraft (einschliesslich Atombombe, oh ja auch die). Da ist nicht mehr viel in Sicht, und vor allem nichts, was innert der nächsten zehn Jahre wirtschaftlich relevant werden könnte.

      • Thierry
        Thierry sagte:

        @ Frau Finke-Röpke

        “Unabhängig von Ihren für mich unbelegten Aussagen zum Alten Rom …”

        Ich empfehle da einschlägige Lektüre, z.B. Edward Gibbon, The Decline and Fall of the Roman Empire”. Das Buch ist zwar schon vor über 200 Jahren geschrieben worden, aber noch überraschand zeitgemäss, da es alle Stadien der imperialen Überdehnung und – hier für unseren Fall – die zerstörerische Wirkung einer zwangsweise eingeführten Ideologie (in Rom der christliche Glaube) beschreibt.
        380 n. Ch. führte Kaiser Theodosius den christlichen GLAUBEN als Staatsreligion ein. Als Alarich 411 Rom eroberte, war Rom schon eine sterbende sterbende Ruinenstadt, denn im christlichen Eifer wurden alle Zeichen römischer Zivilisation geschleift. Die Wasserleitungen verfielen, die öffentlichen Bäder wurden niedergerissen, Strassen nicht mehr unterhalten, Tempel und das Forum als Steinbrüche genutzt, alles “Teufelszeug” für die frommen Christen. Alarich und seine Goten verhielten sich im Gegensatz dazu geradezu human, weil ausser der Symbolik nichts mehr zu holen war.

        Wir sind gerade dabei, die selbe Richtung einzuschlagen dank Grün und Greta.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Thierry

        >All das oder das meiste wird kommen, aber nicht jetzt, um die Wirtschaft aus ihrer grenzwertigen Situation zu retten.>

        Das sehe ich auch so.

        Dabei schließe ich unter „grenzwertig“ sowohl die Klimasituation wie auch die säkulare Stagnation (in den entwickelten Volkswirtschaften) ein.

        Was die von Ihnen angesprochen Quantensprünge anlangt, bin ich etwas vorsichtiger.

        Die Digitalisierung mit allem, was dazu gehört (KI, Vernetzung, IoT etc.) treibt die technisch/wirtschaftliche Entwicklung gewaltig an, aber nicht in der Weise, die wir aus der Vergangenheit kennen – mehr Beschäftigung, mehr konventioneller Ressourcenverbrauch (der hauptsächlich durch mehr Menschen auf der Erde entsteht), mehr Wachstum.

        Offensichtlich stehen wir technisch/wirtschaftlich vor so etwas wie einem Paradigmenwechsel, auf den das System zwar reagiert, aber für viele Betroffene nicht zufriedenstellend – wenn wir an der Vergangenheit messen.

        Wir wissen nicht, wie wir sinnvollerweise darauf reagieren sollten.

        Wenn man die Klimarettung/Energiewende mit einer INNOVATIONSOFFENSIVE als Lösung der Grundproblematik ansieht – und ich habe den Eindruck, dass dies manche das tun –, dann ist man auf dem Holzweg.

        Die angeschobenen Technologien bzw. die damit einhergehende Entwertung bestehender werden wirtschaftlich und sozial destruktiv wirken und damit zwar die Welt verändern, aber keine Lösung sein.

      • Susanne Finke-Röpke
        Susanne Finke-Röpke sagte:

        @Thierry:

        Ich mache es kurz und beschränke mich nur auf KI: Für mich hat KI in den nächsten 30 Jahren wesentlich mehr Einfluss als wir uns heute auch nur vorstellen können, denn der entscheidende Punkt ist die Automatisierung. Die Dampfmaschine hat einfach menschliche und tierische Arbeitskraft ersetzt und verstärkt und damit die Produktivität massiv erhöht. Segelschiffe und Pferdefuhrwerke haben aber vorher auch gereicht.

        Bei KI ist es ähnlich. Wir werden auf LKW-Fahrer, Taxi-Fahrer, Dolmetscher, Fotographen, Buchhalter, Bibliothekare, u.ä. einfach in großem Maße verzichten können. Auch bei industriellen Wartungsarbeiten, Bankgeschäften, Versicherungen, Medien, etc. wird das so sein.

        Und wenn das Internet, der Mobilfunk, der Container (low-tech) und der PC in den letzten Jahrzehnten nicht gewesen wäre, wären weitreichende Änderungen in der Wirtschaft unterblieben.

  2. Skeptiker
    Skeptiker sagte:

    Heute morgen, bei der “Klimarettung”, habe sie Innovation und Technologie als zu wenig beachtete Hilfe zur Lösung der Probleme bezeichnet. Bei der “Finanzrettung” scheinen sie Innovation und Technologie nicht viel zu zutrauen – seltsam. Sie schreiben zusammenfassend: “… hohes Wirtschaftswachstum seien leider nicht möglich”.

    Beim Schuldenschnitt werden alle rasiert und nicht zuerst die, die vom Vermögenseffekt am Meisten profitierten haben, weil sie die richtigen “Verbindungen” haben. Gut zu wissen, dass dies aus ihren Ausführungen implizit folgt.

    “Es bleiben im Grund vielfach nur Rentenpapiere und Large Caps. ‘Was sie kaufen dürfen, ist alles Mist'”
    Das werden diese Leute schon gewußt haben. Was wäre der nicht-Mist, der den Leuten, die Solvency II ignorieren können, zur Verfügung steht? Hätten sie da einen konstruktiven Vorschlag, der dann an die Politik gehen müsste?
    Risiken durch Nutzung anderer Währungen zu diversifizieren wird den Versicherungen auch schwer gemacht. Warum weiss es der Regulierer (= Staat) auch hier besser?

    Antworten
      • troodon
        troodon sagte:

        @ Ruby
        Nicht vergessen, das Zinsergebnis und die Zinsmarge sind 2018 leicht GESTIEGEN .
        CIR weiterhin eine Katastrophe (keine Überraschung), kein Wunder, dass die Coba ein weiteres. Restrukturierungsprogramm auflegen muss, mit dem Ziel nach dessen Abschluss eine EK-Rendite von über 4% !!!! erzielen zu wollen.
        Mit dem Ziel >4% EK Rendite wird die Coba langfristig nicht eigenständig bleiben können.

        Beim ersten Programm “Roadmap 2012”, verkündet in 2009, war
        das Ziel übrigens noch 12% EK-Rendite. Erreicht wurden 1,6%.
        Wenigstens bekommen die Vorstände inzwischen wieder mehr als 500tsd € als Vergütung. Die Armen… Sie waren stets bemüht…

      • ruby
        ruby sagte:

        @troodon
        Die Kosten gehen den Erträgen immer voran, weil aus ihnen die besondere Leistungen des Unternehmens geschaffen werden wofür die Käufer ihr Geld in die Umsätze geben. Das wird immer die Zeitrichtung sein für Erfolg im Wirtschaftsprozeß.

      • troodon
        troodon sagte:

        @ ruby
        Was wollen Sie mir sagen ?
        Sie werden doch nicht behaupten wollen, dass sich die (zu) hohen Kosten bei den dt, Banken zukünftig in hohen Erträgen, hohen Überschüssen zeigen werden, oder ?

      • ruby
        ruby sagte:

        @troodon
        Worauf ich hinweisen möchte ist, daß die Umsatzerlöse nicht zu zu vernächlässigen sind, denn nur Premiumanbieter können bei höher Umsatzrentabilität und Kapitalrendite Marktsituationen alternativ begegnen.

      • ruby
        ruby sagte:

        @troodon
        Was entwickeln die deutschen Banken denn für eigene Geschäftsfelder?
        Wo bringen die Innovationen, um Kunden zu gewinnen?
        Demnächst drei Banken in einer Filiale – 1 2 3, wo bist Du dabei?
        Klima-/Umwelttechnologiefinanzierung, Online?
        Die Deutsche Bank könnte noch nicht mal einen KfW Antrag richtig ausfüllen, die haben das garnicht verstanden.
        Junge Leute, Möchtegerne ohne Kompetenz aber Fachkräfte in Backoffices verbannen.
        Schöner Schein für billig. Genossenschaftsbanken würden durch die Arbeiter begründet und in der Landwirtschaft, die sterben aus.

      • troodon
        troodon sagte:

        @ ruby
        Deswegen habe ich ihre Aussage “Die Kosten gehen den Erträgen immer voran” in Bezug auf meinen Hinweis einer weiterhin katastrophalen Cost-Income-Ratio bei den dt. Banken nicht verstanden.
        Mag an mir liegen.

        Wir sind uns aber offensichtlich einig, dass den dt. Banken weiterhin schwere Zeiten bevorstehen. Trotzdem fand ich es bemerkenswert, dass die Zinsmarge sogar leicht GESTIEGEN war.

        Aus meiner Sicht ist die desolate Lage der dt. Banken weit überwiegend selbst verschuldet. Aber das brauchen wir jetzt hier nicht weiter diskutieren, da dieses Thema uns sicherlich die nächsten Jahre weiter begleiten wird.

  3. Horst
    Horst sagte:

    “Lösungsweg vier wäre eine Finanzierung des Staates über die Zentralbanken, wie es die Vertreter der „Modern Monetary Theory“ (MMT) vorschlagen. Dies könnte irgendwann aufgrund des Vertrauensverlusts der Bürger zum Geld zu einer wesentlich höheren Inflation führen und damit die Schuldenlast peu à peu reduzieren.”

    Der Vertrauensverlust führt zu Inflation?

    Dass durch Inflation Schuldenlasten reduziert werden können, ist keine neue Erkenntnis, der Vertrauensverlust in die jeweilige Währung lässt sich im Gegenzug durch die Steigerung des gegenwärtigen und zukünftigen Einkommens kompensieren.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Horst

      Nicht schon wieder!

      Erst einmal:

      Es geht bei MMT nicht um Einkommen, d. h. eines aufgrund von realwirtschaftlichen Aktivitäten zufließenden Geldes.

      MMT nach wird Geld zugewiesen – überspitzt ausgedrückt: für Nichtstun.

      Wenn die leistungslosen Zuweisungen an Geld den erarbeiteten Zufluss an Geld tendenziell zunehmend deutlich übersteigen, wird es eine relative Knappheit an Gütern vs. nachfragenden Geldes geben.

      Dies wird in Preissteigerungen münden, die das Vertrauen in das Geld unterminieren.

      Das ist so, weil nicht sicher ist, dass mit dem heute verfügbaren Geld morgen noch so viel gekauft werden kann wie heute.

      Und selbst wenn die Menschen morgen mehr Geld erhalten, um den Kaufkraftverlust auszugleichen – was nicht sicher ist, jedenfalls nicht so sicher wie den von einem gesunden Unternehmen gezahlten Lohn – , werden sie das Vertrauen in das Geld verlieren.

      Die Lebenserfahrung sagt ihnen:

      Wenn es immer mehr von etwas gibt, dann ist es immer weniger wert.

      Diese Erkenntnis ist gleichzusetzen mit einem Vertrauensverlust – hier: Geld.

      Antworten
      • Horst
        Horst sagte:

        Gut, Sie Hüter des Forums, ich bin bei Ihnen, auch wenn Sie einem gravierenden Denkfehler unterliegen: Nicht schon wieder.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Horst

        Ich bin nicht der Hüter des Forums, vielmehr bin ich unlängst vom Hüter gemaßregelt worden.

        Von mir aus können Sie oder jede/r andere so viel kommentieren, wie Sie/sie/er wollen.

        Das ist nicht mein Problem.

        Wenn ich Sie mit „Nicht schon wieder!“ angesprochen habe, dann bezieht sich das auf den Inhalt ihres Kommentars, speziell auf die Aussage:

        >… der Vertrauensverlust in die jeweilige Währung lässt sich im Gegenzug durch die Steigerung des gegenwärtigen und zukünftigen Einkommens kompensieren.>

        Sie hauen hier einfach etwas raus, als ob noch KEINER erkannt hat, was für Sie die selbstverständlichste Sache der Welt ist.

        Offensichtlich: nur Dumme außer Ihnen.

        Die klügsten Köpfe, die MMT empfehlen, etwa der hier ausgiebig besprochene A. Turner, sehen das HOHE RISIKO eines Vertrauensverlust in das Geld und haben keine überzeugende Lösung, ihm zu entkommen.

        Es mag ja sein, dass ich einen Denkfehler begangen habe.

        Aber Sie sollten wenigstens nachdenken, bevor Sie hier Ihre Weisheiten abliefern.

        MMT kommt zur Anwendung, WEIL es ein Problem mit den Einkommen gibt, d. h. angenommen wird, zu wenig Einkommen (Geld) sei die Ursache fehlender Nachfrage und deshalb die Menschen mit zusätzlichem Geld (Helikoptergeld) „versorgt“ werden müssten.

        Bei diesem Sachverhalt zu sagen, dass Einkommenssteigerungen eine Kompensation sein können, zeigt, dass Sie das Problem oder vermeintliche Problem nicht erkennen, geschweige denn es verstanden haben.

  4. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Mir fehlt die Differenzierung zwischen den entwickelten Volkswirtschaften – für die ist alles richtig, was gesagt wird – und den wachstumsstärkeren Schwellenländern.

    Dass diese auch der Verschuldungssystematik unterliegen, rechtfertigt m. A. n. nicht, dort Anlagealternativen nicht zu eruieren.

    Klar auch:

    Damit sind ähnliche Risiken verbunden, etwa Belastungen auf Assets oder gar Enteignungen sowie zusätzliche wie Verluste durch abwertende Währungen.

    Richtig bleibt in jedem Fall, dass es keine schmerzfreien Lösungen gibt.

    Antworten

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