CORONOMICS im Ma­na­ge­ment Journal

Folgende Besprechung von CORONOMICS erschien im Management Journal:

Die Pandemie mit COVID-19 hat Politik, Gesellschaft und Wirtschaft fest im Griff. Wie nachhaltig die Veränderungen durch den Lockdown auf Konsumgewohnheiten oder die Arbeitswelt sein werden, ist derzeit nicht absehbar. Das gilt ebenfalls für die wirtschaftlichen Folgen. Aber staatliche Soforthilfen in Milliardenhöhe, immer weitere Forderungen nach Konsumgutscheinen oder Neustart-Prämien lassen sich nur durch einen enormen Schuldenaufbau finanzieren. Und die wochenlangen Umsatzeinbußen bei Unternehmen werden die Wirtschaft in eine Rezession führen. Wie kann ein Weg aus dieser Krise aussehen? Wie geht es nach dem Corona-Schock weiter? Daniel Stelter versucht sich in Coronomics an einer Antwort.

Von der Schwierigkeit der Aktualität

Es liegt auf der Hand, dass sich Bestseller-Autor Stelter in seinem Buch auf zahlreiche Annahmen stützen muss. Schließlich erscheint der Titel in den Tagen der ersten Rücknahmen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lockdowns. Und diese Ungewissheit werden ihm ohne Zweifel einige Kritiker vorwerfen. Denn die Wege aus der Krise, die er beschreibt, werden für Diskussionsstoff sorgen und auf Widerstand stoßen.

Es sah vor der Krise schon nicht gut aus

Daniel Stelter zeichnet ein wenig schmeichelhaftes Bild von Deutschland und Europa vor dem Ausbruch der Corona-Krise. Zwar hat es nach der weltweiten Finanzkrise des Jahres 2008 einen Aufschwung gegeben. Aber dessen Wachstum war überaus moderat. Gerade Deutschland habe die Zeit seitdem zu wenig genutzt, um notwendige Strukturreformen und Investitionen einzuleiten. So wirkt die Coronavirus-Krise wie ein Katalysator, ja wie ein Brandbeschleuniger, der erbarmungslos auf die Schwächen der Wirtschaft hinweist. Um nur einen seiner Kritikpunkte herauszugreifen: Exemplarisch auf den Arbeitsmarkt runtergebrochen, zieht Stelter den Schluss, dass wir zwar mehr arbeiten, aber weniger produktiv.

Und wie geht es nun weiter?

Da der Patient vor dem Ausbruch der Pandemie bereits leicht krank war, hilft ihm aus der Krise nur eher bittere Medizin. Das bedeutet, dass aufgeschobene Reformen und Veränderungen nun angegangen werden müssen, um die desaströsen Schäden der Wirtschaft nach der Corona-Krise zu überwinden. Dazu entwickelt Stelter ein eigenes Wirtschaftsprogramm. Sein Coronomics verlangt neue Prioritäten, Stärkung von Investitionen, statt von Konsum, eine aktive Rolle der Notenbanken und eine teilweise Abkehr von der Globalisierung. Mit all den Konsequenzen, die das auf globale und optimierte Lieferketten und Handelsbeziehungen haben kann.

Sicher, man darf, kann und wird über die Thesen dieses Buches trefflich streiten. Aber die Argumentation und die Herleitung seiner Maßnahmen sind schlüssig und ebenso elegant wie überzeugend. So legt Stelter eine wichtige Grundlage für weitere Diskussionen.

Management-Journal-Fazit: Dieses Buch ist früh dran, aber es kommt nicht zu früh. Denn sein Verfasser stellt die richtigen Fragen zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Coronakrise. Die Ideen für ein Wirtschaftsprogramm zur Überwindung der Krise sind zumindest mehr als ein Nachdenken wert.

→ management-journal.de: “Neustart aus der Corona-Krise”, 30. April 2020