Lars Schernikau: Diskussions­bedarf zu Energie­erzeugung, Ressourcen­bedarf und Klima

Viele Kommentare erreichten Dr. Lars Schernikau und mich zu seinem Gastbeitrag “Klimakrise: Was nun?” und zu meinem Podcast “Energiewende: Ist Deutschland auf dem richtigen Weg?”. Dafür vielen Dank, zeigt uns Ihre anregende Diskussion doch, wie vielschichtig dieses wichtige Thema für Gegenwart und Zukunft ist. Auch deshalb habe ich beschlossen,  Antworten und Hinweise von Lars Schernikau auf  Ihre Fragen und Kommentare sowie seine Tipps für interessante Publikationen zu diesem Themenkreis als eigenständigen Beitrag zu veröffentlichen.  

Meine Antworten auf Fragen und Einwürfe

Vielen Dank für die vielen Kommentare, die mir zeigen, dass das Thema nicht nur hoch emotional ist, sondern weiterhin dringender Diskussionsbedarf besteht. Ich gehe weiter unten auch auf die persönlichen Bemerkungen ein.

  1. Ich wünsche mir, dass wir mehr inhaltlich über die Themen Energiedichte, Ressourcenbedarf, Back-up-Kapazität (Kernenergie, versus Kohle, versus Gas, versus Speicher), Vollkostenbetrachtung (selbstverständlich kenne ich den Unterschied zwischen Grenzkosten und Vollkosten), energy Return On energy Invested (eROeI), und andere Faktoren sprechen und diskutieren, anstatt mit Diskreditierungen zu versuchen, die inhaltliche Diskussion runterzuspielen.
  2. Ich stelle mich gern jeglichen Fragen zu meiner Behauptung, es sei unmöglich, dass, unser globales Energiesystem durch Wind und PV ersetzt werden könnte. Aus meiner Sicht wird Wasserstoff eine Rolle spielen – wir arbeiten übrigens an einem eigenen Wasserstoffprojekt – aber man kann keine Wasserstoffanlage mit Wind und solar sinnvoll ökonomisch betreiben. Ich kenne keine einzige Anlage, die nicht auf das Stromnetz und damit immer verfügbarer Energie angewiesen ist und wirklich zu 100 Prozent mit Wind und solar betrieben werden kann. Aber ich lerne selbstverständlich gern dazu und möchte das auch weiterhin tun. Unabhängig davon würde ein solches Speichersystem nicht das Problem der geringen Energiedichte und eROeI lösen.
  3. Ich stehe auch zu der Aussage, dass eine «Wende» des Individualverkehrs primär zu Elektroautos uns näher an eine Umweltkatastrophe führt als die meisten denken. Das heißt nicht, dass Elektromobilität keine Zukunft und im städtischen öffentlichen Nahverkehr eine wichtige Rolle spielen kann, um örtliche Emissionen zu reduzieren. Übrigens, ich liebe die unglaubliche Beschleunigung von E-Autos.
  4. Ich habe mit Absicht das Thema der globalen Erwärmung außen vor gelassen. In dem Artikel ging es vor allem darum, ob die sogenannten Erneuerbaren Energien wirklich unser Energieproblem oder Umweltprobleme lösen können, was ich bezweifle. Als Lösung stelle ich in den Raum, weiter in Ausbildung und Grundlagenforschung zu investieren und eine «Neue Energierevolution» anzustreben. Bis dahin muss aus meiner Sicht dringend weiter in konventionelle Energieformen investiert werden, damit sie effizienter und sauberer werden.
  5. Da hat sich ein nicht unerheblicher Druckfehler eingeschlichen. «Primärstromerzeugung» ist natürlich «Primärenergie». Entschuldigung.

 Zu meiner Person

Es ist richtig, ich komme aus der Kohlewirtschaft, einer Wirtschaft, die für knapp 40 Prozent des globalen Stroms sorgt und ohne die es keine Autos, keine Windräder oder sonstige Stahlprodukte – und somit auch Sonnenpaneele gäbe. Dass die Kohlewirtschaft großen Aufholbedarf hat, ist, glaube ich, jedem klar. Aber diesen Aufholbedarf kann man sicher nicht mit DEvestment lösen, sondern nur mit aktivem INvestment. Ich habe früher einen Windpark geleitet und inzwischen verschiffen wir auch Erze für «Eneuerbare» wie zum Beispiel Lithium. Somit sammle ich jeden Tag mehr Erfahrung, die mir in meiner Einschätzung hilft.

Ich beschäftige mich mit dem Thema Energie und Umwelt sowie Klimawandel seit knapp fünf Jahren. Einige Leser haben auf einen aus dem Englischen übersetzten Artikel hingewiesen, der für die Kohlewirtschaft geschrieben war (nicht für die breite Öffentlichkeit), den ich vor über vier Jahren verfasste, also als ich noch relativ «unerfahren» war. Ja, auch ich habe Sätze geschrieben, die ich heute anders schreiben würde, denn ich lerne jeden Tag dazu und dieser Wissenszuwachs treibt mich an. Ich stehe allerdings vollkommen hinter den Grundaussagen meiner Artikel und wenn Sie diese offen und ehrlich lesen, können wir gern diskutieren.

Ich bin kein Wissenschaftler, obwohl wissenschaftlich ausgebildet. Ich bin Unternehmer, der seit fast 20 Jahren weltweit u. a. viel in Asien und Afrika in der Energie- und Rohstoffwirtschaft arbeiten darf. Ich sehe weltweit eine Welle an Entscheidungen, die auf unreifen, unausgegorenen Halbwahrheiten basiert. Die Presse ist fast ausschließlich einseitig unterwegs. An einem Disput, einer ehrlichen Auseinandersetzung scheint sehr wenigen gelegen. Ich dachte, dass wissenschaftlicher Fortschritt nur mit Disput und Diskussion sowie Trial und Error möglich sei. Aber heute pocht die Wissenschaft auf sogenannten Konsensen, die keine sind und sowieso wissenschaftlich nicht relevant wären (siehe Galileo, Einstein und viele mehr). Ich gehöre übrigens zu dem sogenannten «97-Prozent-Konsens»-Vertretern, denn ich weiß sehr wohl, dass der Mensch zur Erderwärmung beiträgt.

Ich bin kein Lobbyist, den ein Lobbyist verdient mit Lobbyarbeit Geld, was ich gewiss nicht tue. Ganz im Gegenteil, mein offenes Auftreten hat mir persönlich und geschäftlich schon mehr als einmal geschadet. Es wird auch gern vergessen, dass die Lobbyarbeit für konventionelle Energieträger nicht mehr das ist, was Sie mal war. Auf der anderen Seite nimmt die Erneuerbaren-Lobby gerade richtig Fahrt auf, denn sie sind ja scheinbar auf der «richtigen» Seite und können mit Billionen Euro Investitionen und Fördergelder wunderbar arbeiten. Gehen Sie mal nach Brüssel und zählen sie die Lobbyisten auf beiden Seiten, ich glaube, wir erreichen bald ein Niveau von 50:1 beim Personal und ein Vielfaches von dem bei den Budgets. Ja, ich kämpfe für «meine» Industrie, weil wir meinen Kindern und zukünftigen Enkelkindern keinen Gefallen tun, wenn wir weiter blind in eine Richtung laufen, ohne die Auswirkungen auf unsere Umwelt und unsere Wirtschaft ehrlich zu betrachten und darzulegen.

Tiefer eindringen – Lesetipps

Falls jemand Interesse hat, die Atmosphäre besser zu verstehen, empfehle ich folgende zwei Artikel von Prof William Happer (Princeton). Ich schätze mich glücklich, ihn persönlich zu kennen und von ihm lernen zu dürfen.

http://thebestschools.org/special/karoly-happer-dialogue-global-warming/happer-major-statement/

http://www.thebestschools.org/special/karoly-happer-dialogue-global-warming/william-happer-interview/

 Falls Sie mehr über Klimamodelle erfahren wollen, dann googeln sie mal Dr. Mototaka Nakamura (PhD MIT), selbst Computermodelleur und lesen Sie seine kurze Zusammenfassung in Englisch. Sie werden es nicht bereuen. Es dauert 30 Minuten, seinen Text zu lesen, und kostet bei Amazon Kindle 1USD. Eine Zusammenfassung finden Sie hier, aber glauben Sie der lieber nicht, lesen Sie einfach selbst. https://abix.com.au/2019/09/25/confessions-of-a-climate-scientist-the-global-warming-hypothesis-is-an-unproven-hypothesis-by-dr-mototaka-nakamura/

 Bei sonstigen Fragen bin ich unter energyeconomics@top-email.net erreichbar.