Be­richtigung zur Grö­ße des CO2-Ein­sparungs­effekts

Ich habe einen Fehler gemacht. Öffentlich zu kommunizieren bedeutet auch, Aussagen zu korrigieren und richtig zu stellen, die durch eine falsche Interpretation entstanden sind, und zwar ebenso öffentlich. Auf Twitter habe ich das bereits getan, heute also im Blog und am kommenden Sonntag auch im Podcast. Ebenso werde ich die Beiträge auf dem Blog, die diesen Fehler beinhalten, korrigieren. Dort werde ich am Anfang auf diesen Beitrag mit folgendem Zusatz verweisen:

Dieser Beitrag wurde am 19. November 2022 korrigiert. Die Hintergründe finden Sie hier: LINK

Es geht konkret um meine Rechnung zu den Möglichkeiten, mit unseren Mitteln einen deutlich höheren Einsparungseffekt an Kohlenstoffdioxid in der Welt zu erreichen:

Vergessen wir nicht, dass man für 2000 Milliarden Euro den weltweiten Ausstoß an CO fast halbieren könnte. Hier nochmals die Rechnung. Pro Jahr werden 50 Milliarden Tonnen Greenhouse Gases emittiert: Die Kosten für die Reduktion von GHG pro Tonne hat Goldman Sachs geschätzt:

Quelle: Goldman Sachs

Und geht davon aus, dass es künftig BILLIGER wird:

Quelle: Goldman Sachs 

Und jetzt meine FALSCHE Rechnung:

  • Wir sehen, dass 25 Milliarden Tonnen GHG weniger als 100 US-Dollar/t kosten.
  • Wenn wir 100 ansetzen, macht das 2500 Milliarden US-Dollar.
  • Wenn wir 80 ansetzen, macht das 2000 Milliarden Dollar.
  • Wir könnten also für unsere 2000 Milliarden Euro den weltweiten CO2-Ausstoß HALBIEREN, statt nur um zwei Prozent zu senken!

Den Hinweis, dass meine Rechnung falsch ist, verdanke ich Prof. Dr. Matthias Huber, von der TH Deggendorf via Twitter. Er meinte, dass ich die Darstellung von Goldman Sachs falsch lesen würde, weil es sich nicht um einmalige, sondern um jährlich wiederkehrende Kosten handle. Da dies aus der Beschriftung der Darstellung und auch aus dem Begleittext nicht eindeutig (oder für mich nicht verständlich) hervorgeht, habe ich die Autoren der Studie kontaktiert. Ihre Aussage ist eindeutig: Es sind jährliche Aufwendungen. Sie nehmen beispielsweise bei einem neuen Kraftwerk eine Laufzeit von 30 Jahren an und verteilen die Kosten. Deshalb ist es also leider nicht richtig, dass wir mit unserem Einsatz den CO2-Ausstoß weltweit halbieren könnten! Es ist allerdings immer noch besonders teuer bei uns CO2 zu sparen, weil wir schon weiter rechts auf dieser Kurve sind als die Welt.

Goldman schreibt: „German emissions are only 1-2% of global emissions, but they sit higher on the cost curve so it could make sense that the capex required is 2-3% of the global capex to net Zero.“ Was dann zu folgenden Schlussfolgerungen führt:

  • Wir würden mit unseren Mitteln immer noch mehr an anderen Stellen der Welt erreichen als bei uns (aber eben nicht 50%).
  • Wir befinden uns auf dem Teil der Kurve, wo in Zukunft besonders viel Kosteneinsparungen erwartet werden,
  • was dafürspricht, zunächst andere Hebel zu ziehen, wie z. B. Kernkraft und auch Fracking (weil besser als Kohle) und damit jetzt CO2 zu sparen, um mehr Zeit zu haben für die heute teuren aber künftig billigeren Technologien.
  • Das bedeutet vor allem aber, dass wir mit unseren Mitteln besonders effizient und effektiv umgehen müssen, um es nicht noch teurer zu machen! 1850 Euro/t CO2 für das 9-Euro-Ticket sind – auch wenn man dies mit jährlichen Kosten anderer Instrumente vergleicht – viel zu viel.
  • Ganz zu schweigen ist dabei von den 50.000 Euro/t CO2, die der Berliner Senat für die Förderung von Lastenfahrrädern ausgibt. → Economist: „What is the cheapest way to cut carbon?“, 22. Februar 2021

Fazit: Ich danke Prof. Dr. Matthias Huber für den Hinweis auf einen Fehler meinerseits und kann mich bei Ihnen, liebe Leser meines Blogs, nur entschuldigen.