Kampf für den Kapitalismus

Am „Internationalen Kampftag der Arbeiterklasse“ ein Blick auf die Kapitalismuskritik.

Die 135. Folge von „bto 2.0 – der Ökonomie-Podcast mit Dr. Daniel Stelter“ erscheint am 1. Mai, dem Tag der Arbeit. Eine passende Gelegenheit, um sich mit der Kritik am Kapitalismus auseinanderzusetzen. Ist der Kapitalismus schuld an Hunger, Ungleichheit und Klimazerstörung? Oder ist der Kapitalismus das Wirtschaftssystem, mit dem wir am ehesten mit den Herausforderungen, vor denen wir stehen, umgehen können? Im Gespräch dazu der früher überzeugte Marxist und heutige Kapitalismus-Verteidiger, Dr. Dr. Rainer Zitelmann, Historiker und Soziologe.

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Kommentare (18) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Schmidt
    Schmidt sagte:

    Vielen Dank für Ihre kontroverse Meinung.

    Ihnen fällt keine große Privatisierung staatlicher Einrichtungen ein? Was ist mit den Krankenhäusern? Hier werden Gesundheit und Mensch zum Wirtschaftsobjekt. Denken Sie an die vielen unnötigen Operationen und Behandlungen, die wegen des Geldes gemacht werden, aber keine Antibiotika gegen die Keime im Krankenhaus entwickelt werden, woran 15000 Menschen jährlich sterben (fünfmal mehr als im Straßenverkehr). Alles aus wirtschaftlichen Gründen!

    Angebot und Nachfrage sollen den Markt angeblich regulieren. Aber warum steigen dann die Gehälter für Pfleger oder Ärzte nicht? Die müssten viel mehr verdienen als zum Beispiel jemand, der als Berater in einer Unternehmensberatung arbeitet. Nur um ein Beispiel zu nennen.

    Warum unkontrollierter Kapitalismus nicht funktioniert, weil Unternehmen alles machen, um mehr zu verkaufen, selbst wenn es negative Auswirkung auf Mensch und Natur hat. Das Gleiche wurde beim Drogenkonsum festgestellt (siehe Drug Nation – “Das Versagen der Drogenpolitik”).

    So gab es in den 70ern eine Studie, die von einer Mineralölfirma in Auftrag gegeben wurde, ob das Verbrennen von fossilen Brennstoffen nachhaltig schädlich für das Klima ist? Ja ist es, kam dabei heraus. Die Studie wurde lange geheim gehalten und natürlich wurde Öl verkauft. Warum? Weil Unternehmen und die Staaten daran mächtig verdienen.

    Oder nur das Beispiel, Mineralöl in Lebensmitteln und Glyphosat auf Felder gespritzt. Beides ist krebserregend und wird trotzdem weiter gemacht.

    Studierte Menschen, die selbst Kinder haben, fahren mit einem 700 PS SUV durch die Stadt. Warum? Nicht nur unnötig mehr Benzin, sondern stark erhöhter Reifenabrieb und Bremsstaub. Die Folgen daraus, immer mehr Atemwegserkrankung, besonders bei Kindern. Durch die Luftverschmutzung atmen alle Menschen 5 mg Mikroplastik pro Woche ein. Ändern hier die Unternehmen etwas? Nein, weil Gesundheit kein Geld bringt.

    Aber warum kaufen Menschen sich solche Dinge? Weil Sie denken, dass sie mit 18 erwachsen sind. Dabei verhalten sich gerade Erwachsene teilweise schlimmer als Kinder. So müssen uns Kinder daran erinnern, dass wir auf eine ökologische Katastrophe zusteuern, wie die Titanic (der Kapitän wollte es auch nicht wahrhaben). Sie glauben, das ist Blödsinn? Dann haben sie sich also als Wissenschaftler jahrelang mit dem Klima und deren Folgen auseinandergesetzt? Oder ist das nur ein trotziger Gedanke wie bei einem Kind, dem ich das Spielzeug wegnehmen will?

    Kapitalismus bringt Innovationen hervor und ohne ihn hätten wir viele nützliche Dinge nicht. Er darf aber nach meiner Ansicht nicht unkontrolliert sein.

    Wir brauchen einen regulierten Markt. Dieser Markt darf aber nicht von gewählten Politikern ausgeübt werden, die oft keine Bildung in ihrem Verantwortungsbereich haben. Wir brauchen fähige Menschen, die in der Wirtschaft bleiben, weil sie dort mehr verdienen. Wir müssen ihnen ein annähernd gleiches Gehalt bezahlen, wenn sie Politiker werden. Vielleicht sollten Menschen mit ihren Fähigkeiten sich für diese Posten lieber bewerben und darüber entschieden werden, wer der beste ist, als auf überschwängliche Reden zu hören.
    Diese Entscheider müssen dann auch verantwortlich für ihre Handlungen sein. Politiker dürften auch nicht über das Geld des Staates verfügen. Das müsste dezentralisiert werden und als vierte Instanz in unserer Gewaltenteilung integriert werden. Die bestehenden drei Gewalten, wie judikative, legislative und exekutive dürfen die Tätigkeit einer Person nicht überschneiden. Das heißt, ein praktizierender Anwalt darf nicht gleichzeitig in der Politik oder in einem Wirtschaftsverband sein.

    Geld ist nicht schlecht, sondern nur ein Instrument. Wir sollten es als Instrument benutzen und nicht um mit Geld, Geld zu machen. Zinsen auf Geld gehören wieder verboten (gab es bereits mit sehr positiven Folgen) und Geld müsste nach einer gewissen Zeit wieder verfallen, damit es nicht auf Konten gehortet wird, sondern wieder in den Umlauf gebracht wird (gab es auch schon sehr erfolgreich in Österreich).

    Ich fand die Aussage gut, dass der Staat stark in Dingen ist, in denen er nichts zu suchen hat und schwach in den Dingen ist, in den er eigentlich stark sein sollte. Ja, absolute Schwäche im Bereich Bildung. Dafür werden Unternehmen von Behörden gegängelt und mit so vielen Vorschriften belegt, an die sich der Staat selbst nicht hält.

    Ich finde, das gerade Sie als intellektueller Vordenker, etwas bewirken können, den Kapitalismus weiterzuentwickeln. Es darf sich nicht nur die Technik und anderes weiterentwickeln, sondern auch unsere Gesellschaftsordnung. Und dazu müssen wir alle auch konstruktive Kritik annehmen, denn ohne sie kann sich nichts entwickeln.
    Ich werde mir bestimmt noch weitere Podcast von Ihnen anhören und zwischen Herzinfarkt und Begeisterung schwelgen.
    Jedenfalls, vielen Dank!

    Antworten
  2. Mohnburg
    Mohnburg sagte:

    Sehr geehrter Herr Stelter,

    vielen Dank für diesen wichtigen und kurzweiligen Podcast aus der Kategorie Basiswissen. Bereits jetzt werden von Politik, staatstreuen Medien, Interventionisten und linken Intellektuellen dieser Welt ökonomische Fehlentwicklungen der letzten Jahre dem Kapitalismus in die Schuhe geschoben. Auf der Suche nach Sündenböcken für die Zerrüttung des Geldwesens wird es bald noch schlimmer kommen. Die Mär vom Marktversagen wird ja auch ordentlich gepflegt und vorbereitet. Dagegen kann man nur den gesunden Menschenverstand und die Wirtschaftsgeschichte setzen und aufklären.

    Die Krisen-Geschichten werden meist so erzählt, als handele es sich um eine Naturkatastrophe, oder als seien sie das Versagen des Kapitalismus. Notenbanken jeglicher Prägung sind ein planwirtschaftlicher Fremdkörper im kapitalistischen System und somit Fehlentwicklungen zwangsläufig. Das hat aber nichts mit Kapitalismusversagen zu tun. Im Zweifel ist der Kapitalismus immer noch das Beste aller schlechten Wirtschaftssysteme.

    Die Amerikaner nennen das aktuelle Phänomen treffend “crony capitalism”, also Günstlingswirtschaft. Im Unterschied zu einer auf Wettbewerb basierenden Marktwirtschaft hängt der unternehmerische Erfolg in einer Günstlingswirtschaft nicht von klugen unternehmerischen Analysen und Entscheidungen ab, sondern vor allem von der Fähigkeit, sich die Macht der Regierung oder ihrer Zentralbank zunutze zu machen. Wer in einem solchen Anreizsystem vorausschauend agiert, Risiken minimiert und Vorsorge trifft, ist letztlich der Dumme. Ohne das Grundprinzip „handeln und haften“ gleitet auch der Rest-Kapitalismus ins Verderben.

    Antworten
  3. Alexander
    Alexander sagte:

    @Krieg vs. Kapitalismus
    @weico

    Kapitalismus ist ein Kind der Freiheit,
    aus Freiheit folgt (Selbst-)Eigentum,
    jurisitischer Schutz des (Selbst-)Eigentums vor dem Staat setzt Grenzen (des Wachstums).

    Selbsteigentum setzt Eigenverantwortung (Masken, Injektionen) voraus,
    wie Haftungsverhältnisse juristischem Eigentum folgen.

    Krieg führt nur, wer nicht selber haftet (kämpft, stirbt) sondern von der Haftung anderer profitiert;
    dasselbe gilt für Einschränkungen von Grundrechten (Berufsfreiheit, Bewegungsfreiheit etc.).

    Selbstverständlich konkurrieren Haftungsräume miteinander, an ihren Korngrenzen gibt es Spannungen.
    Das gilt für das Wachstum von Privateigentümern wie Volkswirtschaften.

    Der Kapitalismus hört auf, wenn Haftungsverhältnisse nicht mehr zu zu ordnen sind, jeder für jeden haftet oder keiner für niemanden (vgl. P.C.Martin, Vollsozialismus). Dann führt man nicht nur Krieg nach außen, sondern auch nach innen als Ausdruck einer ökonomischen Zombifizierung. Ohne Diebstahl überleben Zombies nicht…vgl. die Abschaffung der Sklaverei v. Egon Flaig – https://www.youtube.com/watch?v=Pe-Gn1nOV4A

    Dieser Papst ist als Referenz völlig ungenießbar, denn seine Sozialisation fand im Peronismus statt.
    Er verletzt die Grundfreiheiten des Menschen im Vatikan genauso,
    wie er keine christlichen Positionen im Ukie Konflikt vertritt sondern “katholische”.

    Der Kapitalismus funktioniert auch in Schuldgeldsystemen solange aus dem Marktgeschehen für beiden Handelsparteien ein “Mehrwert” entsteht. Bei steigender Produktivität oder sinkenden Kosten ist Mehrwert ein Selbstläufter.

    Produktivität und sinkende Kosten (vgl. Inflationsziel der ZB) stehen im Widerspruch zu staatlicher Verschuldung, die weder auf Tilgung noch auf Kosteneffizienz zu achten braucht. Der Wandel von Effizienz zur Staatswirtschaft ist bequem, anfangs wohlstandsförderlich und demokratisch einfach. Krieg zum Machterhalt ist warscheinlicher als die Implosion nach Kollaps. Das gilt für Wähler (BRD Bürger, Ukie) genauso wie Politiker (Baerbock, Merz, Habeck, Scholz).

    Läuft.

    Antworten
    • Tom96
      Tom96 sagte:

      Die Begriffsdefinitionen Flaig’s wären um sämtliche Abschaffungsausprägungen des Terrors gegen Bevölkerungen im Rahmen der erfundenen Pandemie und Kriege zu ergänzen.
      Das Ausmaß der Neuartigkeiten gegen Wirtschaft-Schaffende und deren Kinder ist schier unvorstellbar – die Höllen auf Erden sind von gebildesten Mächtigen geplant und inszeniert, siehe anstrebte neue Kindersklaven
      https://uncutnews.ch/eltern-aufgepasst-sie-sind-hinter-euren-kindern-her/
      “Wenn wir uns nicht weigern, uns anzupassen oder mitzumachen, werden unsere Sozial- und Klimabilanz bald alles diktieren, was wir im Leben tun können und was nicht.”

      Antworten
  4. Johann Schwarting
    Johann Schwarting sagte:

    @foxxly

    Dieser

    “… – dann gehen irgendwan die forderungen/sicherheiten aus.”

    und Ihr Kommentar vom 27. 01. 2021, 14:35 zu meinem Beitrag mit @sensortimekons Ausführungen zur Problematik des Goldstandards zeigen, dass Sie im Paradigma der ökonomischen Tauschtheorie von ‘Jetzt auf Gleich’ verhaftet bleiben.

    Es gilt zu verstehen, dass der Vorgriff auf die Zukunft der Wesenskern des Geldes war (Abgabenforderung) und heute (zusätzlich mit Kredit) ist. Heute wird Geld auf der Grundlage von Verschuldung geschaffen, indem ihre Fälligkeitstermine in die Zukunft ausgelagert werden – der Zwingherr räumt dem Schuldner Zeit ein.

    Die heutige Geldverteilung ist ausschließlich von den zukünftigen – von der Zeit abhängigen Erwartungen – abhängig.

    Ausführlich in: https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/waehrungsreserven-sind-nicht-mehr-sicher/#comment-235272

    Antworten
  5. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Pünktlich zum „Internationalen Kampftag der Arbeiterklasse“ der „Kampf für den Kapitalismus“.

    Schon das Szenario, dass es um KÄMPFEN gehe, zeigt, wie VERFEHLT dieser Podcast ist.

    Und, nebenbei:

    Immer länger ist auch nicht immer besser.

    Ich will nur beispielhaft und daher kurz begründen, warum dieser Podcast verfehlt ist.

    Ansatz meiner Kritik ist die Kritik von Dr. Stelter, die an der Feststellung Fricke/SPIEGEL ONLINE festmacht, dass ca. 50% der Weltbevölkerung der Auffassung ist, dass der Kapitalismus die heutigen Probleme nicht lösen könne.

    Gefragt wird: richtig oder falsch?

    Wenn man unterstellt, dass die Umfrage methodisch nicht zu beanstanden ist, dann lautet die Frage:

    Hat die Hälfte der Menschheit recht damit, dass der Kapitalismus die HEUTIGEN Probleme nicht lösen kann?

    Die Antwort darauf und insbesondere auch die Antwort von Dr. Dr. R. Zitelmann ist folgende These (von mir pauschaliert):

    Auch wenn der Kapitalismus nicht alle Probleme lösen wie gewünscht kann, so kann er sie BESSER lösen als ein System, in dem der Staat den Kapitalismus dirigistisch „fesselt“ UND darüber hinaus, auf URSÄCHLICHKEIT abstellend, die Fesselung BEWIRKT, dass mehr Probleme im System geschaffen werden, steht also dem Lösungsverlangen ENTGEGEN.

    Ein Beleg dafür, der sich gegen ein Hauptargument der Kapitalismuskritiker wendet:

    Die Finanzkrisen der letzten drei Jahrzehnte von der Russlandkrise über die Subprime-Krise bis zur Finanzkrise.

    Denn diese Krisen sind KEINE des Kapitalismus, sondern solche, die durch staatliches Eingreifen, u. a. durch Deregulierung, was auch staatliches Eingreifen ist, inkl. die Geldpolitik der Notenbanken URSÄCHLICH bewirkt wurden.

    Das ist richtig.

    Thema beendet?

    Mitnichten.

    Ich stelle eine Frage, die im Podcast UNTERSCHLAGEN wird:

    Was wäre ERFOLGT, wenn es KEIN staatliches Eingreifen des Staats und der Notenbanken gegeben hätte und bis heute nicht gäbe?

    Hätte es KEINE oder WENIGER Probleme gegeben?

    Was der Fall gewesen wäre:

    Es gäbe u.a. keine Zombieunternehmen, in Deutschland z. B. nicht mehr das Unternehmen Karstadt/Kaufhof Galeria, das mit Staatskrediten von mehreren 100 Mio. EUR vor der Insolvenz gerettet wurde.

    Das ist die kapitalistische KONSEQUENZ von Innovationen (online-Handel) und Ressourcen-Schonung (Zeitersparnis für die Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen).

    Gut so?

    Nein.

    Denn wenn es kapitalistische, d. h. „unkontrollierte“ Insolvenzen in den entwickelten Volkswirtschaften gäbe, und es gäbe sie – die Insolvenz von Unternehmen wie Karstadt/Kaufhof Galeria würde zu einer Kettenreaktion von Insolvenzen bis massiv in den Banksektor hinein führen -, dann gäbe es auch MASSENARBEITSLOSIGKEIT.

    Was das heißt, sollte auch dem Historiker Dr. Dr. Zitelmann bekannt sein:

    INSTABILITÄT der Gesellschaft und ZERFALL bis zu dem Punkt, in dem der Kapitalismus nicht einmal ansatzweise noch einer wäre.

    Der heutige 1. Mai wäre demnach ein ganz anderer als der, den wir erleben.

    Fazit:

    Es ist NICHT produktiv, auch ARGUMENTATIV nicht produktiv, für eine Systemänderung hin zu weniger Staat zu plädieren, wenn die Mehrheit der Bevölkerung die Probleme WOANDERS sieht und MEHR Probleme durch eine Systemänderung ANTIZIPIERT, wenn es eine der Art wäre, die von den Kapitalismusbefürwortern herbeigewünscht wird.

    Kurzum, es ist VERFEHLTE Kritik, so wie sie dieser Podcast bietet.

    NICHT verfehlte Kritik wäre:

    DARLEGUNG zu welchen ZUKÜNFTIGEN Problemen es führt, wenn das, was als HEUTIGE Probleme wahrgenommen wird, mit INTERVENTIONISTISCHEM Zentralismus zu lösen versucht wird.

    Antworten
    • Bauer
      Bauer sagte:

      @ D. Tischer

      >> “Die Finanzkrisen der letzten drei Jahrzehnte von der Russlandkrise über die Subprime-Krise bis zur Finanzkrise. … Denn diese Krisen sind KEINE des Kapitalismus, sondern solche, die durch staatliches Eingreifen, u. a. durch Deregulierung, was auch staatliches Eingreifen ist, inkl. die Geldpolitik der Notenbanken URSÄCHLICH bewirkt wurden.”

      Da kann ich Ihnen nicht folgen, denn Sie setzen mit Ihrer Argumentation ein zu einem Zeitpunkt, als das Kind bereits in den Brunnen gefallen war.

      Der Kipppunkt war 1971/73 die ersatzlose Aufgabe des Bretton Wood Systems, genauer gesagt, die Aufgabe des Goldstandards ohne auch nur annähernd equivalenten Ersatz zu schaffen. Es gab zwar bereits den IMF, dem wohl ursprünglich eine derartige Rolle zugedacht sein mochte, aber diesem Tiger haben die USA schon von Anfang an die Zähne gezogen indem sie sich unwiderruflich die Stimmehrheit sicherten. Der ganze Rest der Geschichte bis heute ist die schon fast zwangsläufige Folge.

      Europa, damals die einzige wirtschaftliche Macht, die u.U. die Zwangsläufigkeit hätte unterlaufen können, war sich nicht einig, bzw. hat geschlafen.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Bauer

        Was Sie zitieren, ist eine Aussage (in meinen Worten), dem Sinn nach aber eine von Dr. Dr. Zitelmann.

        Ich bin sicher, dass ich seine Auffassung damit nicht entstellt oder missdeutet habe.

        Wenn doch, lasse ich mich gern korrigieren.

        Es geht Dr. Dr. Zitelmann um die Verteidigung des Kapitalismus und das, was er meinen Worten nach gesagt hat, ist eine.

        Es ist ein Beispiel von mehreren.

        Ob die Aussage die Ereignisse TATSÄCHICH richtig verortet, ist eine andere Sache.

        Ich glaube es und denke z. B. an Raghuram Rajan – ein Ökonom aus der international obersten Liga, nicht nur „Techniker“, sondern ein Systemanalytiker − der 2005 in Jackson Hole zum Abschied Greenspans diesem ins Gesicht gesagt hat, dass er eine verhängnisvolle Geldpolitik betreibe.

        Aber richtig ist natürlich, dass der Kapitalismus ein PROZESS ist, der von KONTINUIERLICHEN staatlichen Eingriffen (Regulierungen) und institutionelle Änderungen geprägt wurde.

        Insofern stimme ich Ihnen zu, dass man bei der Bestimmung von Ursachen/Wirkungen weiter zurückgehen muss.

        Im Podcast geht es jedoch beispielhaft um BEGRÜNDUNGEN, nicht um den Nachvollzug der historischen Entwicklung des Kapitalismus anhand der Folge von Eingriffen.

    • @foxxly
      @foxxly sagte:

      @ tischer
      herr tischer, bemühen sie sich mal für eine konstruktive vision/lösung:
      wie sollte eine zukünftige geld-und wirtschaftsform aussehen, in der die realwirtschaft gegenüber der finanzwirtschaft den vorzug haben sollte?

      vielleicht sagen sie mehr was geht, statt was nicht machbar ist!

      Antworten
      • Johann Schwarting
        Johann Schwarting sagte:

        @foxxly

        “wie sollte eine zukünftige geld-und wirtschaftsform aussehen, in der die realwirtschaft gegenüber der finanzwirtschaft den vorzug haben sollte?”

        Paul C. Martin im Jahre 2000:

        “Crash hin, Crash her. Diese Gedanken sind zu wichtig, um sie ein weiteres Mal zu verdrängen. Schaffen wir es nach dem Crash nicht, das inzwischen gelöste Geldrätsel und die ebenfalls beantwortete Frage, warum gewirtschaftet wird und nicht vielmehr nicht (nämlich immer zur Erfüllung von Kontrakten), den Menschen beizubringen, werden sie den nächsten Durchlauf erleben: Aufbauen von Schulden des nicht leistenden Schuldner Staat – Inflation – Sachwerthausse – Umschlag der Inflation in die Disinflation, sobald die Kosten der Fortsetzung der Inflation ihre Erträge übersteigen – Sachwert-Crash – sinkende Zinssätze und ergo automatisch sich ergebende Finanztitel-Hausse – Exzess dieser Hausse in der bekannten Manie – Finanztitel-Crash – deflationäre Depression (in Kurzform).

        Dies kann nur verhindert werden, indem:

        1. Der Staat als Schuldner ausgeschlossen wird.

        2. Geld nur gegen vollstreckbare Forderungen (Forderungen für die geleistet wird) in die Welt kommt.

        Das Problem hätte gleich am Anfang gelöst werden müssen. Jetzt ist es zu spät. Jetzt kann nichts mehr helfen – es sei denn die Schulden, die von keinerlei Leistungsbereitschaft unterlegt sind, werden sofort ausgebucht. Je später sie ausgebucht werden, desto länger wird sich das Elend hinziehen. Und am Schluss werden sie doch ausgebucht bzw. sie verschwinden in der bekannten Hyperinflation.”

        Quelle: https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=17856

      • @foxxly
        @foxxly sagte:

        @ johann schwarting 22:40

        -den staat als schuldner ausschließen, – ist nicht systemrelevant, weil dessen kosten sowieso der konsument trägt (auch die kosten der unternehmen.

        geld gegen forderungen?
        also auch die zinsen für das geld? – dann gehen irgendwan die forderungen/sicherheiten aus.

        paul c. martin hat den crash gut beschrieben, aber seine lösung greift zu kurz.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ foxxly

        Ihr Wunsch zeigt mir, dass sie das System NICHT verstehen.

        NIEMAND kann eine ernst zu nehmende Aussage tätigen, wie das System zukünftig aussehen SOLLTE.

        Eine solche Aussage ist NICHT ernst zu nehmen, weil sich das System NICHT nach WÜNSCHEN, VORSTELLUNGEN, ABSPRACHEN, VEREINBARUNGEN etc. verändert.

        Wenn man Wünsche, Vorstellungen etc. einbringt, z. B. als Wähler, Partei oder Lobbyist etc. und das wirksam, d. h. Maßnahmen auslösend, dann verändert dies natürlich das System.

        Das ist aber nicht eine Änderung auf „ das System sollte sich auf einen ZUSTAND hin verändern“, sondern eine Veränderung, die aus PARTIKULARINTERESSE entstanden ist.

        Was Sie mit UNVERSTAND betreiben:

        Die Welt ist so schlecht, weil das Schuldgeldsystem schlecht ist.

        Kann nicht mal einer ein Bildchen einer besseren Welt malen?

        Das kann jeder, ab Kindergarten aufwärts.

        Nährwert:

        NULL.

        Übrigens:

        Die REALWIRTSCHAFT, nicht die Finanzwirtschaft ist die ULTIMATIV bestimmende Determinante.

        Allerdings ist die Finanzwirtschaft aufgrund der symbiotischen Beziehung zur Realwirtschaft in Rückkoppelung zu dieser MIT bestimmend – und das mitunter sehr stark.

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “Denn wenn es kapitalistische, d. h. „unkontrollierte“ Insolvenzen in den entwickelten Volkswirtschaften gäbe, und es gäbe sie – die Insolvenz von Unternehmen wie Karstadt/Kaufhof Galeria würde zu einer Kettenreaktion von Insolvenzen bis massiv in den Banksektor hinein führen -, dann gäbe es auch MASSENARBEITSLOSIGKEIT. ”

      Schon wieder diese Panikmache zur Rechtfertigung des exzessiven Gelddruckens und der Banken-“Rettungspakete”.

      Schlecker ist auch Pleite gegangen – gab es deshalb eine “Kettenreaktion von Insolvenzen” und Massenarbeitslosigkeit?

      Antworten
      • weico
        weico sagte:

        @Richard Ott

        “Schon wieder diese Panikmache zur Rechtfertigung des exzessiven Gelddruckens und der Banken-“Rettungspakete”.”

        Genau solche Angst-und Panikmacherei , wird von Demokratieformen wie der repräsentativen Elitendemokratie /Wahldemokratie usw. ja so ,durch Medien und Politik, “gepflegt” und gewünscht…… weil damit den Leuten das “weiter-so” bzw. die “Alternativlosigkeit” eingetrichtert werden kann.

        Wie man auch an Hr,Tischer bzw. der Mehrheit sieht, “funktioniert” diese Demokratieform “wunderbar”.

        Dazu nochmals Prof. Mausfeld: “Die Angst der Machteliten vor dem Volk”

        https://www.youtube.com/watch?v=PU9B0I4u-Zc

  6. Alexander
    Alexander sagte:

    Nostalgie breitet sich beim Hören des podcast aus.
    Nostalgie über eine libertäre Entdeckungsreise von vor der Grenzöffnung, mit den zahllosen folgenden Spaltungen.
    Nostalgie wie aus den Vorträgen eines Prof. Lucke zur Gründung der AfD als eurokritischer Partei.

    Nostalgie, weil der Kapitalismus schon verloren hatte als man mit staatlicher Kreditaufnahme marktliche Nachfragelücken schließen wollte – um nur ja kein Stückchen Sozialstaat oder Wohlstand zurückschrauben zu müssen; Im Sinne von Ludwig Erhard “Maß halten”

    Nostalgie, weil die Freiheit der Wahl spätestens mit Beginn der subprime Krise in den USA keine Wahl mehr war.

    Nostalgie, weil die Mehrheit der Bevölkerungen so viel Abstand zum Markt eingenommen hat, dass es keine Anpassungskrise mehr richten kann – sondern ein Kollaps nach Kreditentzug, wenn geschöpftes Geld “NICHTS” kauft.

    @weico

    Der ökonomisch unbeleckte gefühlt linke Mausfeld ist keine Quelle für Kapitalismus.
    Lieber würde ich auf das philosphische Quartett hinweisen:
    “Wir denken die Dinge nicht zu Ende” & “ohne Kredit kein Geld”:
    https://youtu.be/74FzMJGUOcI

    Antworten
    • weico
      weico sagte:

      @Alexander

      “Der ökonomisch unbeleckte gefühlt linke Mausfeld ist keine Quelle für Kapitalismus.
      Lieber würde ich auf das philosphische Quartett hinweisen:
      “Wir denken die Dinge nicht zu Ende” & “ohne Kredit kein Geld”:”

      Sorry, aber solches philosophisches Geld-Gerede bringt ziemlich wenig Erkenntnis darüber , WARUM der Kapitalismus in der Kritik steht.

      Das philosophische Quartett müsste nicht zu Ende denken… wenn es den Anfang des Problems erkennen würde.

      Da ist sogar der Pabst ja schon einiges näher am “Erfolgsrezept des Kapitalismus” dran, als dieses philosophische Quartett.

      https://www.tagesspiegel.de/politik/franziskus-spricht-von-barbarei-papst-der-kapitalismus-braucht-den-krieg/10040764.html

      Antworten
  7. weico
    weico sagte:

    Der podcast hat ja den Titel : “Kampf für den Kapitalismus”

    Wie absolut zutreffend dieser Titel eigentlich ist ,erklärt Prof. Mausfeld

    Prof. Mausfeld (Buch: Warum schweigen die Lämmer?) fasst das “Erfolgsrezept” des Kapitalismus treffend so zusammen.
    “Kein Krieg ist auch keine Lösung…”

    Kleiner Ausschnitt aus seinem Vortrag (Spruch ganz am Ende..):
    https://www.youtube.com/watch?v=K7_y75gStA0

    Antworten
  8. Michael Nagl
    Michael Nagl sagte:

    Lieber Herr Stelter,
    Ihren Podcast am 01.05. habe ich wie immer interessiert verfolgt.
    Dazu die folgende Anmerkung.
    In ihrem Eingangsmonolog treffen Sie u.a. die folgenden Aussagen:
    1. Die Vermögenspreise sind zu hoch, insb. weil die Notenbanken die Zinsen immer wieder gesenkt haben, mindestens seit den 1990er Jahren. Implizit sagen Sie damit, dass es eigentlich ein natürlicherer Zustand wäre, wenn die Notenbanken die Zinsen nicht in dem Maß gesenkt hätten. Dann wären vielleicht ein paar mehr Unternehmen und Banken pleite gegangen, aber zumindest hätten wir nicht die Asset Inflation, die wir heute sehen.
    2. Das Vermögen der Deutschen ist zu niedrig, u.a. weil man hierzulande falsch investiert, insb. am Sparbuch festhält und zu wenig in Aktien investiert.

    Mein Punkt ist nun:

    Stellen wir uns vor: Beides (1) und (2) ändert sich kurzfristig – also die Notenbanken steuern um und erhöhen die Zinsen (wonach es ja aussieht) und zugleich fängt der deutsche Kleinanleger an, stärker in Aktien zu investieren (wonach es auch aussieht, Stichwort Neobroker, Lindner’sche Aktienrente). Das Ergebnis wäre ja geradezu fatal: Der deutsche Kleinanleger hätte zwei Mal verloren – einmal hat man den Boom nicht „mitgenommen“ (ca. 1990 – 2022), kauft nun am historischen Höchststand, und läuft dann in das Messer steigender Zinsen (ab 2022).

    Diskussionspunkt:

    Was ist der Kern Ihrer Kritik am Investitionsverhalten der Anleger?
    Geht es Ihnen darum, dass man sich in den vergangenen Jahren nicht „opportunistisch genug“ verhalten hat, also salopp gesagt nicht clever genug war, um die Notenbank-getriebene Aktienwelle zu reiten? Oder Ist ihre Kritik fundamentaler, und zielt auf eine hierzulande fehlende Aktienkultur, die dazu führt, dass man – unabhängig vom Notenbank-Effekt – langfristig auf die höheren Renditen des Aktienmarkts verzichtet?

    Vor dem Hintergrund des Umsteuerns in der Geldpolitik (1) und der damit verbundenen erwarteten Korrektur an den Märkten könnte der Zeithorizont, über den sich heute getätigte Aktieninvestitionen lohnen, sehr, sehr lang werden. In dem Fall wäre das Sparbuch wieder eine Alternative. Da verliert man zumindest “nur” über die Inflation, und nicht zusätzlich durch die erwartete Korrektur an den Märkten.

    Was meinen Sie?
    Vielen Dank und herzliche Grüße,
    Michael Nagl

    Antworten

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