Gunnar Heinsohn: Wirt­schaft und Welt bis 2050

In meinem Podcast am 7. März 2021 habe ich Professor Gunnar Heinsohn zu Gast, den ich schon oft auf diesen Seiten zitiert habe. Zur Vorbereitung unseres Gespräches hat er seine Gedanken in einem Beitrag zusammengefasst:

I. EUROPAS SIEGESZUG DURCH EIGENTUM; KOMPETENZ UNG GEBURTENEXPLOSION

Kompetenz zweiter Klasse schlägt Kompetenz erster Klasse, wenn die zweite Klasse mit Eigentum operieren kann, die erste aber auf Feudalbesitz mit Befehlsproduktion und Güterabgaben beschränkt ist.
Eigentum als Basis für die Besicherung von Geld und als Pfand für die Besicherung von Kredit zwingt zur gewaltfreien Verteidigung von Vermögen, dessen Preis fällt, wenn der Ertrag des Eigentums unter den Aufwand für seinen Erhalt liegt.
Vor allem durch technischen Fortschritt wird der Eigentumspreis verteidigt. Er führt zu Wachstum und/oder Modernisierung in der Produktion bekannter Waren sowie zur Herstellung gänzlich neuer physischer und immaterieller Waren. Das führt über das plötzliche „Veralten“ von Produktionsprozessen zum Preisverfall des zugehörigen Betriebseigentums
Bei Verlust des Eigentums behält der Wegkonkurrierte immerhin das Eigentum an seiner Person, seine Freiheit also. Darin unterscheidet sich Europas Neuzeit von seiner Antike. Jeder Gescheiterte behält das Recht, sich gegen Lohn-Geld bei anderen Verteidigern von Eigentumspreisen zu verdingen.
Da Kredit den technischen Fortschritt finanziert, ergibt sich mit dem Zins ein zusätzlicher Treiber von Wachstum: Für 1 Jahr wird 100 geliehen, aber 105 müssen getilgt werden. Solange es private Emissionsbanken gibt, verlieren diese beim Belasten von Eigentum für das Wertvollmachen von Geld zeitweilig die Dispositionsfreiheit über das Eigentum und verlangen für diesen Verlust Zins.
Ab 1484 kombiniert Europa seine Eigentumsstrukturen mit einer welthistorisch einmalig brutalen Bestrafung von Geburtenkontrolle, um die Menschenverluste aus den Pest-Epidemien des 14. und 15. Jahrhunderts auszugleichen. Fast 450 Jahre lang (bis ca. 1925) wachsen immer viel mehr Menschen nach als durch Alter, Krankheit und Gewalt ihr Leben verlieren. Zwischen 1450 und 1915 geht es in Europa von 50 auf 500 Millionen Einwohner.
Auch Europas Eliten haben über diese 440 Jahre hinweg (1484-1925) viel mehr Söhne als vererbbares Eigentum. Diese Jungen werden mindestens so gut und oft besser als der Erb-Sohn erzogen. Sie sind es, die den technischen Fortschritt für die Verteidigung der Eigentumspreise maximieren. Sie produzieren Waffen als Waren, die unverkäuflich werden, wenn die Konkurrenz tödlicheres Gerät auf den Markt bringt. Das führt zu stetiger Steigerung der Tötungsfähigkeit. Die Verbindung zwischen überzähligen Söhnen und stetig besseren Waffen erlaubt Europäern die Eroberung von mehr als 90 Prozent der Erde. Alle Stammesverbände und Besitz-Aristokratien verlieren auch dann gegen Europäer („Weiße“), wenn sie ihnen bei der Kompetenz nicht nachstehen. Nur Besitzsysteme höherer Kompetenz – Feudalismen in China, Japaner und Korea – können nicht dauerhaft unterworfen werden. Hingegen müssen selbst die muslimischen Top-Nationen am Ende kapitulieren.

 

Quelle: Gunnar Heinsohn

II. BEI EIGENTUMSGLEICHHEIT SIEGT KOMPETENZ

Erst ab 1980 werden die überlegenen mathematischen Fähigkeiten von Chinesen, Japanern und Koreanern empirisch gemessen. Doch schon hundert Jahre früher beginnt durch Japans Meiji-Reformen (1870er- bis 1890er-Jahre mit Übernahme deutschen Rechts) der globale Angriff eines Konkurrenten, der europäische Eigentumsstrukturen mit einer Kompetenz oberhalb der abendländischen kombinieren kann.

Quelle: Gunnar Heinsohn

Das bringt uns zum liebenswertesten Denkfehler aller ökonomischen Theorien. Er besteht in der Gewissheit, dass beim Einsatz vergleichbar hoher Mittel auf die Erziehung eines Kindes irgendwo auf der Welt auch vergleichbar hohe Kompetenz entsteht. Bis 1980 war das ein Dogma, weil es niemals bewiesen wurde. Seit 1980 ist es schlichtweg ein Fehler, wenn nicht gar Rassismus gegenüber Ostasiaten.
Japan besiegt 1905 – mit 50 Millionen Einwohnern – in der Tsushima Straße Russland, die damals mit 140 Millionen Menschen bevölkerungsreichste „weiße“ Nation. Im September 1914 gelingen Japan von der Wakamiya die welthistorisch ersten Luftangriffe vom Wasser her. Im Dezember 1922 wird die Hōshō (Foto) der global erste operable Flachdeck-Flugzeugträger. Zwischen 1939 und 1945 stellt Japan siebzehn Flugzeugträger nebst den erforderlichen Spezialflugzeugen in Dienst – gegenüber null im Deutschen Reich.

Die Angriffe auf die USA (Pearl Harbour 7. Dezember 1941) und das Britische Imperium (Singapur 10. Dezember 1941) scheitern 1945 an Japans zu geringen demografischen Reserven sowie an der – aus Europa vertriebenen – aschkenasischen Kompetenz, die im Rennen um Nuklearwaffen Amerika an die Spitze bringt.
Das 21. Jahrhundert wird – obwohl bis in die 1990er-Jahre befürchtet – kein japanisches, weil die Kinderzahlen des Landes nicht ausreichen, was allerdings – mit der Ausnahme Israels und Island – auch alle westlichen Konkurrenten trifft. Bei reinen Kompetenz-Produkten wie etwa den PCT-Patentanmeldungen wäre Japan bei einer Bevölkerung à la China (oder auch nur mit einem Viertel davon) selbstverständlich die Nummer Eins geworden.

Quelle: Gunnar Heinsohn

Selbst als westliche Experten Japans Untergang besiegelt sehen, steigert es in zwei vermeintlich „verlorenen“ Jahrzehnten zwischen 1991 und 2010 seine PCT-Anmeldungen um den Faktor 16. Staatsschulden können die Innovationen der Firmen nicht verhindern.
Eine Nation hat die Eigentums-Ökonomie verstanden, wenn es ein Bankrottgesetz erlässt. Anders als Besitzsysteme, die durch Gewalt – ein Adliger besiegt einen anderen, ein Stamm vertreibt oder vernichtet einen anderen – Liegenschaften verlieren, muss in Eigentumsgesellschaften der Konkurrent gewaltfrei um sein Eigentum gebracht werden. Das erreicht man durch technische und innovative Überlegenheit, mit der die Eigentumspreise stagnierender Wettbewerber ins Minus gedrückt werden.

Quelle: Gunnar Heinsohn

Während im ex-kommunistischen Osteuropa westliche Fachleute der Neoklassik (mit fast allen Ökonomie-Nobelpreisen) das System für eine „Marktwirtschaft“ halten und deshalb zu freien Märkten raten, ahnen die Chinesen, dass Kreditverträge zwischen Eigentümern über Geld den Kaufverträgen vorhergehen. Der Markt ist ein abgeleitetes Geschöpf, dessen Vater das Eigentum ist. Deshalb fehlen Geld, Zins und Märkte in reinen Besitzsystemen (Stämme, Feudalismus, Kommunismus). Und zu den Operationen des Eigentums gehört neben Belasten, Verpfänden und Verkaufen auch das Einlösen in das Eigentum des Geldbesicherers und Vollstrecken in das Pfand des nicht-tilgenden Schuldners.
China erlässt sein erstes Bankrottgesetz 1986 (anfangs für Staatsbetriebe, weil es andere noch kaum gibt) und bringt es bis 2006 auf internationalen Stand. Obwohl 1979 Deng mäusefangende Katzen jeder Farbe aus dem Sack lässt, steht das Reich der Mitte erst seit 35 Jahren ernsthaft im globalen Rennen. Bei den PCT-Patenten tritt es sogar 1994 an und übernimmt 2019 die Weltspitze.
Damit steht ein bald zwölffaches Japan auf der Weltbühne, das bei der Kompetenz mindestens so hoch liegt wie das kaiserliche Inselreich. Zwar mögen bei PISA-Mathematik 2018 die Schüler aus der Volksrepublik besonders scharf ausgewählt worden und deshalb so weit vorne gelandet sein. Doch Chinesen anderer Nationen müssen sich vor Japanern auch nicht verstecken und liefen ein Annäherungsmaß für die Kompetenz in der Volksrepublik. Chinas Bankrottgesetze etc. sorgen dafür, dass es etwa beim Eigentumsschutz fast schon mit Südkorea gleichgezogen hat (siehe Tabelle S. 7).
Die Positionen Lebensschutz und Freiheit, in denen China krass hinten liegt, werden vielfach als Indikatoren für sein langfristiges Scheitern gesehen. Man könnte sie aber auch als Felder sehen, auf denen China noch aufholen kann, während die Wettbewerber längst alle Register gezogen haben.
Zu Chinas Nachteilen gehört auch, dass ihre Unternehmen immer noch Zinsen bedienen müssen, während die westliche und auch japanische Konkurrenz durch Nullzins der Zentralbanken geringer belastet wird. Doch gerade der zusätzliche Innovationsdruck für das Verdienen des Zinses in Kombination mit seiner Kompetenz dürfte Chinas Marsch an die Spitze weiterer globaler Märkte nur beschleunigen.
Wenn man ein weiteres Zurückfallen der westlichen Ökonomien verhindern oder sie wieder an die Spitze führen will, muss man dafür überzeugende Faktoren vorweisen. Da der Westen bei der Eigentumsfreiheit ohnehin vorne liegt, müsste er auf der Kompetenzseite die Wende schaffen. Bei PISA aber zeigt sich, dass die Ostasiaten die Spitze über Jahrzehnte hinweg behaupten, während westliche Länder mit bildungsferner Einwanderungspolitik wachsende Anteile an schwer Beschulbaren versorgen müssen. Westliche Länder mit hoch qualifizierter Einwanderungspolitik hingegen bleiben den Ostasiaten auf den Fersen, weil sie sich – Beispiel Kanada – vor allem Chinesen als Einwanderer holen.

Quelle: Gunnar Heinsohn

Zurück zur Verteidigung der Eigentumspreise. Sie zwingt global operierende Firmen dort zu produzieren, wo das Verdienen der Geldschulden für Löhne und Anlagen am ehesten gelingt. Geringe Löhne an sich bringen nichts, wenn die damit bezahlten Arbeitskräfte den Anforderungen einer anspruchsvollen Industrieproduktion oder gar von Hightech-Branchen nicht genügen. Territorien, die der Ersten Welt bei der Kompetenz überlegen sind, werden hingegen selbst dann Investitionen anziehen, wenn sie höhere Löhne verlangen, weil sie besser verkaufbare Qualität liefern. Entsprechend sind geringere Löhne bei besserer Qualität und mehr Innovation unschlagbar. Solche Bedingungen gibt es nur in Ostasien. Die 1640 Millionen Menschen in seinen Top-Ökonomien China/Taiwan, Japan und Südkorea (30 Millionen Reserve im Norden) werden den 420 Millionen Menschen in den westlichen Top-Ökonomien USA und Deutschland das Nachsehen geben. Erstere lassen nur Könner über die Grenzen, während letztere schwer Beschulbare aus Afrika und Ländern aus den drei rechten Kolumnen obiger Tabelle hereinholen. Wir haben es bei Chinas Aufstieg erstmals seit 1500 also mit einem Konkurrenten zu tun, der nicht nur zahlreicher, sondern auch intelligenter ist als der Westen, dessen Eigentumsstrukturen er smart übernimmt und sich so schwer besiegbar macht.
Wenn Volkswagen und Mercedes ihre Zukunft in China sehen, dann sind sie nicht pflichtvergessen gegenüber der Heimat, sondern tun das geschäftlich Gebotene. Da die hiesigen Chefs im Regelfall keine Juden sind, können Antisemiten aus ihrem globalen Agieren keinen Profit schlagen. Bei den westlichen Atommächten, in denen signifikante jüdische Minderheiten leben, sieht das längst anders aus. Bei einer „patriotischen“ Beschränkung auf die USA oder Bundesrepublik würden die Firmen nebst ihren beargwöhnten Bossen untergehen, könnten also nicht einmal mehr sich selbst helfen. Dazu ein Beispiel: Als Deutschland die bis 1970 quasi als Weltmonopol operierende Kamera-Produktion an Japan verliert, wäre der Kauf von Canon- oder Nikon-Anteilen der richtige Weg gewesen. Stattdessen wird die Branche nach letzten teuren Zuckungen ausgelöscht und obendrein halten Bundesbürger kaum Anteile an Canon und Nikon oder ihren Produktionsstätten in China.

III. KRISEN

Krisen sind in die Eigentumstheorie des Wirtschaftens gewissermaßen eingepreist. Die Verteidigung des Eigentums durch eigene Innovationen fürs Runterpreisen der Konkurrenz oder für den Nachvollzug der Konkurrenz-Erfindungen erfordert Geld, das per Kredit besorgt wird oder aus dem Cashflow kommt, der dann nicht in die Reserve gehen kann. Die Innovationen sorgen für einen Boom durch das Geldausgeben für rare/neue Materialien und/oder steigende Löhne für die noch knappen Spezialisten fürs Neue.
Bei Innovationen haben Eigentümer nur die Wahl zwischen dem Verzicht auf ihren Nachvollzug mit der Gewissheit eines umgehenden Falls des Eigentumspreises sowie der Chance, nach Umsetzung des technischen Fortschritts zu denen zu gehören, die Markt schaffen, also genügend Käufergeld zur Ablösung ihrer Schulden und damit zur Auslösung ihres verpfändeten Eigentums gewinnen können. Sie müssen also sehenden Auges an der Überproduktion von morgen mitwirken oder gleich heute Eigentum verlieren, weil sie nicht für Nachfrage produzieren, sondern ihr Betriebseigentum retten wollen und hoffen, dass die reale Nachfrage bei ihnen und nicht beim untergehenden Wettbewerber landet. Nach Abschluss der Modernisierung muss die überbordende Produktion durch Deflation in die Märkte gedrückt werden, bis genügend Unternehmen erledigt sind. Diese tilgen dann nicht bei ihren Banken, was diese durch Eigenkapitalverlust ebenfalls ruiniert. Das ist die Branchenkrise, die bei Innovationen quer durch alle Branchen (Strom, Telefon, Internet etc.) zur großen Krise wird.
In Krisen wird Eigenkapital also nicht nur bei untergehenden Firmen, sondern auch bei ihren Banken verloren, die dann gesunden, also verpfändungsfähigen Firmen keinen Kredit mehr gewähren können. Die Krise verschärft sich, weil in den Eigenkapitalen historisch immer häufiger Staatspapiere stecken. Ihr Volumen nimmt aufgrund der plötzlich notwendigen sozialen Hilfen etc. sprunghaft zu, bis sie schwer bedienbar werden, im Preis/Kurs fallen und massenhaft bisher Kreditwürdige durch faul werdendes Eigenkapital auslöschen.
Die (1) Stabilisierung der Staatspapier-Preise und die (2) Rekapitalisierung der Banken für Kredite an gute Schuldner konstituiert die Krisenbewältigung. Durch eine Sondersteuer auf Staatspapiere kann die erste Aufgabe relativ einfach gelöst werden. Wer 10.000 hält, bekommt 2.000 weggesteuert. Der Zorn ist groß, weil 100 schöner sind als 80, aber man behält den Kopf auf den Schultern und macht mit den verbleibenden 80 womöglich einen Kursgewinn, der einen Teil des Verlorenen wiederbringt. Die Sondersteuer reduziert in keiner Weise die Kompetenz des legal Beraubten, wie umgekehrt eine Steuerbefreiung für bildungsferne Individuen deren Einfallsreichtum ja nicht erhöht. Bei der zweiten Aufgabe fallen die Banken aufgrund ihres Bankrotts an den Staat, der alle Konten per Mausklick so weit reduziert, bis das Wegrasierte für die Rekapitalisierung reicht. Wieder gibt bei den Kreditgebern an die Bank (=Kontoinhabern) Heulen- und Zähneklappern, aber – wie die Bankenkrise Griechisch-Zyperns von 2013 mit 10 bis 40 Prozent Rasur zeigt – geht es bald weiter wie zuvor. Alle verstehen, dass Verluste hart sind, bei Totalverlusten aber Schlimmeres beginnen könnte.
Das Loben der Krise als Chance, in der das Verfaulte weggeschnitten und dem längst sprießenden Neuen endlich Raum gegeben wird, übergeht gerne, dass für bisher nie gesehene Innovationen Kompetenzen vorhanden sein müssen. Begabte Analytiker wie etwa Markus Krall oder Marc Friedrich sprechen vom Wiederaufleben alter Tugenden oder sogar von einem goldenen Zeitalter nach Europas nächstem Crash. Aber werden dann Jung-Genies aus Essen oder Lyon in elterlichen Garagen Smartphones entwickeln, die Samsung und Huawei aus dem Felde schlagen? Werden Google oder Alipay einpacken, weil in Dortmund und Salamanca global ausgreifende Tüftler ans Werk gehen? Unsere Krisen-Optimisten teilen das beliebte Dogma von weltweit gleichgestrickten Talenten, denen man nur Hürden aus dem Wege räumen müsse, damit sie fertig Ausgearbeitetes endlich ans Licht bringen können. Realiter aber haben 80 Millionen Deutsche einen 22:1-PCT-Patentevorsprung gegenüber 50 Millionen Südkoreanern in nur 25 Jahren auf ein mageres 1:1 zurückfahren müssen (siehe S. 6 oben). Krisen treffen selbstverständlich auch Ostasiaten, aber sie haben für die Zeit danach weit mehr Kräfte, dem Westen weitere Branchen abzujagen als umgekehrt.
Kriege gelten wie Wirtschaftskrisen ebenfalls als Innovationschance. Der von Deutschland verlorene Erste (1914 – 1918) sowie der von Deutschland und Japan verlorene Zweite Weltkrieg (1939 – 1945) hindert beide Länder nicht daran, nach 1945 „Wirtschaftswunder“ vorzulegen (D nur im Westen). Eigentumsstrukturen bleiben intakt, sodass Geld und Kredit besichert werden können. Ein Teil der Menschenverluste durch Genozid und anderes Schlachten wird durch Flüchtlinge aus den verlorenen Gebieten wettgemacht. Ab den 1960er-Jahren streben beide Länder auseinander. Deutschland holt bildungsferne Einwanderer, während Japan das unterlässt. Die Schweiz hingegen wirbt weltweit Elite an und schlägt heute sogar Japan bei Kompetenz und PCT-Applikationen pro eine Million Einwohner. Allerdings werden die Eidgenossen von Schulversagern härter als Japan getroffen, das von vornherein weniger davon hat (s o. S. 9). Für Top-Nationen ist es leichter, fremde Könner zu gewinnen, als eigene Bildungsferne zu verlieren.

Quelle: Gunnar Heinsohn

IV. REFORMEN UND GEBURTENRATEN

Ökonomisch führende Nationen können die Kosten kühner Reformen zur Minderung von Leid am ehesten schultern. Als das Deutsche Reich die Produktivität der Spitzenreiter in England zu überholen beginnt, schafft es – zwischen 1883 und 1891 – mit den Pflichtversicherungen für Krankheit, Unfall, Arbeitslosigkeit und Alter ein Sicherheitsnetz, das inzwischen fast alle Top-Nationen nachgeahmt haben, weil damit die Arbeitskräfte loyal gehalten, also vor Demoralisierung und Systemhass bewahrt werden. Eigentumsgesellschaften schaffen immer kommunistische, also eigentumsfeindliche Bewegungen, weil Menschen vermögens- und gleichzeitig arbeitslos sein können. Bei Verbleiben im System liefern deshalb soziale Sicherungssysteme die denkbar größte Revolution. Sie ist weitgehend abgeschlossen.
Außer Island und Israel gelingt bisher allerdings keiner Top-Nation die Nettoreproduktion von 21 Kindern pro zehn Frauenleben. Darin liegt mit der Kompetenz-Knappheit ihr größtes Problem, dessen Lösung nur gelingt, wenn eine Zunahme der Kinderzahl zugleich einen Kompetenzgewinn bringt. Das Problem bleibt so übermächtig, weil die Konkurrenz auf Arbeitsmärkten das stärkste aller Verhütungsmittel darstellt. Ohne Nachwuchs bleibt mehr Zeit für Regeneration und Qualifikation zum Erfolg in diesem elementaren Wettbewerb, der über 90 Prozent der Bürger im Griff hat.
Was sind Ersatzlösungen? Japan wird größter Roboterbauer und Südkorea größter Roboternutzer der Welt auch deshalb, weil sie verstehen, dass man hoch qualifizierte Rentner nicht durch bildungsfernen Nachwuchs aus der ökonomisch abgeschlagenen Welt ersetzen können. Wie zwei Greise keinen Jüngling machen, so lassen sich zwei Schulversager nicht in einen Exzellenz-Studenten umformen. Nationen mit weniger Kompetenz bleibt der Roboterweg allerdings verschlossen. Deshalb ist nur China den kleineren Ostasiaten hart auf den Fersen. Deutschland hatte noch Glück, seine bedeutendste Roboterfirma – die 1898 gegründete KUKA aus Augsburg – 2016 an die 1968 gegründete MIDEA aus Beijiao (Guandong) verkaufen zu können. MIDEA (aktueller Marktwert im Bereich von BMW oder Mercedes) hat Talente für eine Weiterentwicklung der Firma. In Deutschland hingegen hat man zwar Millionen Menschen aus der ganzen Welt in imponierender sozialer Versorgung, aber zum Herstellen und Programmieren von Automaten eignen sich die allermeisten bisher nicht.
Kann China anders vorgehen als Japan und Korea? Es hat bei der Ein-Kind-Politik von 1979 bis 2015 mit Brutalität bis hin zu Zwangsabtreibungen und Infantizid operiert. Ein pro-natalistisches Gegenstück des Beamtenapparats wäre kaum vorstellbar. Doch es gibt weichere Druckmittel. Man könnte Zweifachmütter bei der Besetzung attraktiver Arbeitsplätze bevorzugen. Eine solche Maßnahme – ohnehin verfassungswidrig in Demokratien – wäre abwegig in Nationen mit hoch divergenten Kompetenzprofilen. Keine Firma kann einer Vielfachmutter ohne Schulabschluss eine Spitzenstellung anbieten und dafür die qualifizierte Kinderlose ablehnen. Wenn aber die meisten Bewerberinnen ähnlich qualifiziert und motiviert sind, bliebe das Risiko einer Vergeudung von Talent kalkulierbar. Es bleibt ja dabei, dass die ökonomisch führende Nation viel riskieren kann.
Eine der Strafen für Chinesen, die ihr Konto korrekten Sozialverhaltens überziehen, besteht im Ausschluss des Nachwuchses von den besten Schulen und Universitäten. Würde das Fehlen eines zweiten Kindes ebenso als nationalmoralische Sünde geahndet, wäre gerade der zur Kinderlosigkeit drängende Berufsehrgeiz in die Fortpflanzungspflicht genommen. Gelingt China der Zuwachs von 16 auf 21 Kinder pro 10 Frauenleben, wird Weltdominanz nicht nur erreicht, sondern auch auf Dauer gestellt.

V. NEUE WIRTSCHAFKRISEN GLEICH NEUE KRIEGE?

Von ökonomischen Krisen werden – besonders bei gleichzeitigem Absinken bisheriger Vormächte – gerne auch Kriege befürchtet. Ein so erfolgreicher Investor wie Ray Dalio (*1949) etwa sieht eine Wiederholung der 1930er-Jahre mit Straßenkämpfen und womöglich ganz großem Krieg. Henry Kissinger (*1923) will gar eine Situation wie vor dem Ersten Weltkrieg erkennen. Doch drei Dinge sind heute anders. (1) Atomwaffen der wichtigsten Konkurrenten lassen sie international vorsichtig agieren. (2) Soziale Sicherung reduziert das Elend von Arbeitslosen bankrotter Firmen. Entscheidend aber wird (3) der Rückgang des Kriegsindex von 4 bis 5 vor 1914 und 3 bis 4 vor 1939 auf unter 1 heute. Auf tausend 55 – bis 59-Jährige folgen also nicht mehr 4.000 oder 3.000 Ehrgeizige von 15 bis 19-Jahren, sondern weniger als 1000. Die Tötungs- und Sterbebereitschaft der heutigen Spitzen-Nationen unterscheidet sich radikal von damals. Das gilt global allerdings noch nicht.

VI. GLOBALE ZUKUNFT

Schon heute gehören fast 5 Milliarden und in 30 Jahren mindestens 7 Milliarden Menschen zu Nationen, deren Kompetenz – jenseits von Rohstoffen – für Erfolge auf Weltmärkten und zumeist auch auf eigenen Märkten nicht ausreicht. Ihre Besten fliehen in die immer talenthungrigen Topregionen, der Rest gibt Gewalt, Kriegen und Völkermorden eine solide Zukunft.

Quelle: Gunnar Heinsohn

Kommentare (20) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. namor
    namor sagte:

    Geopoltisch haben die Angelsachsen massive Vorteile. Sie sind auf drei Kontinenten beheimatet ohne irgendjemanden mit territorialen Ansprüchen zu verängstigen und haben Dank Landmasse massenhaft Zugang zu Ressourcen. Wenn schon Imperium, dann angelsächsisch, so wird die absolute Mehrheit denken, Europa vorne weg. Ein Wirtschaftskrieg gegen China zwecks Eindämmung hat noch nicht einmal angefangen. Ob es soweit kommen wird kann keiner sagen. Wenn überhaupt, dann war die wirtschaftliche Handreichung des Westens China zur Welt-Werkbank zu machen, ein Wirtschaftskrieg gegen den Kommunismus. So meine Laienmeinung.

    Ich schreibs Ihnen Herr Alexander nur um folgendes ps anbringen zu dürfen:

    ps. Tumult ist die einzige Zeitschrift die ich je und immer noch abonniert habe. Klare Empfehlung!

    Antworten
  2. Alexander
    Alexander sagte:

    Mit wenigen Sätzen ein umfassendes Lagebild zeichnen und sich zugleich mit unangenehmen Schlüssen angreifbar machen ist der Mut, den ich so schätze.
    Danke.

    Solche Diskussionsvorlagen sind gesellschaftliche Einladungen selbstkritisch über Ziele nachzudenken, jenseits von Brot und Spielen.

    An die qualitative + demographische Umkehr des “Westens” glaube ich erst, wenn Wohlstand neu definiert wird, weil weder Arbeit noch Geld frei machen.
    Lord Acton bezeichnete mittelalterliche Städte als Kinderstuben der Freiheit. Nicht umsonst waren diese Kinderstuben europäische Fernhandelszentren für Innovationen.

    Die Wirtschaftswunder nach der Selbstzerstörung durch europäische Kriege können über den Verlust von Potential nicht trösten und gezogene Konsequenzen schufen den heilgien Gral “Sozialstaat” als einzige Legitimation für Staaten – was natürlich nie der Wahrheit entsprach – überzählige Söhne werden politisch motiviert in Kriegen verheizt, freundlich unterstützt vom Westen.

    Ob China in Freiheitsgraden aufholen mag, während Europa versucht chinesische Repression zu kopieren – im Glauben an die Allmacht von Zentralbanken – ist eine Frage. Meine andere ist der Umgang mit Korruption, die in China epidemische Ausmaße angenommen hat. Ich kann den kostenpflichtigen Artikel der “Tumult” dazu leider nicht verlinken – nur auf diesen Augenöffner hinweisen. Bestätigt durch Expats.
    https://www.tumult-magazine.net/winter-2020-21 / Im Schattenreich der »sozialistischen Marktökonomie« Chinas

    Eigentumsökonomie entsteht aus “Freiheit”, sie “ist das höchste politische Ziel”. (Acton)

    Antworten
    • Johann Schwarting
      Johann Schwarting sagte:

      @Alexander

      “Ob China in Freiheitsgraden aufholen mag, während Europa versucht chinesische Repression zu kopieren – im Glauben an die Allmacht von Zentralbanken – ist eine Frage. Meine andere ist der Umgang mit Korruption, die in China epidemische Ausmaße angenommen hat. Ich kann den kostenpflichtigen Artikel der “Tumult” dazu leider nicht verlinken – nur auf diesen Augenöffner hinweisen.”

      Wir müssen über Freiheitsgrade, Repression, Allmacht von Zentralbanken oder Korruption weder in China oder in Europa nachdenken – den Debitisten dient das amerikanische ‘Superimperium’ (Michael Hudson) als Augenöffner.

      “The basic principle of American foreign policy is that no other country can tell us what to do. We can tell other countries what to do, but they cannot tell us what to do.”

      “Already in the mid-60s the United States faced the problem of how to avoid its balance-of-payments deficit. The solution was to make America the haven for criminal capital in the world. Somebody from the State Department joined Chase Manhattan, and asked Chase to set up enclave affiliates in the Caribbean to essentially attract the criminal capital of the world. As they explained it to me: “We want to be the new Switzerland.””

      Quelle: https://www.unz.com/mhudson/changes-in-superimperialism/

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Johann Schwarting

        Alles richtig.

        “They” can not expect any mercy.

  3. weico
    weico sagte:

    Heinsohn zeigt, einmal mehr, wie die von Konfuzius geprägten und damit hierarchisch-meritokratischen asiatischen Staaten …den zunehmend individualistisch-gleichmacherischen westlichen Umverteilungs-und Wohlfahrtsstaaten überlegen sind.

    In einem kapitalistischen Wirtschaftssystem natürlich völlig Normal !!

    Die prognostizierten GDP-Zahlen bzw. die neuste Roadmap von China 2035 zeigen den Wirtschaftsweg deutlich auf !
    Europa RUNTER….Asien RAUF !
    https://www.pwc.com/gx/en/research-insights/economy/the-world-in-2050.html

    Die “Neuordnung Europas” (Macron) ist ein lächerlicher und hilfloser Versuch, gegenüber den erdrückenden Mächten China und USA, etwas von “Grösse” und “Einigkeit” entgegenzusetzen .
    Mit den “wirtschaftlichen Waffen” der jetzigen “sozialen Marktwirtschaft” , grenzt die “Neuordnung Europas” schon fast an Dummheit und Grössenwahn.

    Antworten
    • troodon
      troodon sagte:

      @weico
      “Europa RUNTER….Asien RAUF !”
      Wenn man den Prognosen von PWC glauben möchte, liegt 2050 das BIP pro Kopf in Deutschland immer noch weit, weit über dem von China. Selbst Italien, Spanien, Polen, Russland, Türkei liegen dann beim Wohlstand noch vor China.
      Aber natürlich sind die absoluten Wachstumszahlen In Asien bis 2050 höher als in Europa, wenn man das “pro Kopf” weglässt.
      An Asien kommt man beim investieren nicht herum. Dies gilt aber schon länger.

      Antworten
  4. JürgenP
    JürgenP sagte:

    Prof. Heinsohn schreibt: „(…) ab 1484 kombiniert Europa seine Eigentumsstrukturen mit einer welthistorisch einmalig brutalen Bestrafung von Geburtenkontrolle (…)“, mit der Folge einer Verzehnfachung der Anzahl der Menschen in Europa bis 1915 bzw. weltweit bis heute auf rd. 9 Mrd. Menschen.

    Kommt zu diesen strukturellen Veränderungen als Ursache des Bevölkerungswachstums nicht eine weitere hinzu, nämlich der gewaltige Anstieg der Vernetzung von Information in den Köpfen der Menschen als ein selbstverstärkender Einfluss?

    Immerhin fanden wichtige Entwicklungen der massenhaften Verbreitung von Informationen, der Buchdruck sowie etwas später auch das Erlernen von Lesen und Schreiben, in der frühen Phase der Exponentialentwicklung statt.

    Antworten
    • namor
      namor sagte:

      Ich denke eine Ursachenbeschreibung und -Forschung ist uferlos. Von Sieferle zb findet man online Texte die das Problem der Bervölkerungszunahme und resultierender Abnahme der landwirtschaftlichen Effizienz mit einhergehendem Rückgang des Spezialistentums (die müssen ja von anderen gefüttert werden) und Verarmung erklären. Richtiger, erklärt Sieferle, warum Europa diesem Schicksal entging.

      Mit Ahndung von Geburtenkontrolle meint Heinsohn (zumindest in älteren Texten), dass die Hexenverfolgung defakto gegen Engelmacherinnen ging. Eine gewagte These, sie ich als Nichthistoriker meine.

      Später in der Neuzeit gab es durchaus Geburtenkontrolle, effizient durch Anhebung des Heiratsalter oder durch Heiratsverbot, wenn der Mann wirtschaftlich nicht potent genug war, zb (unter Theresia?) in der KuK-Monarchie.

      Antworten
  5. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Es ist unstrittig, dass wir mit der Zuwanderung, die Europa praktiziert, die Probleme verschärft werden, speziell was die Kompetenz als Wohlstandsfaktor betrifft.

    Wer auf der verfehlenden Zuwanderung herumreiten will, soll das tun.

    So bedeutsam dieser Aspekt auch ist, ich lasse ihn beiseite, weil es ein IRRGLAUBE ist, dass wir in eine FUNDAMENTAL bessere Position erreichen könnten, wenn die Zuwanderung anders gehandhabt würde.

    Die Probleme haben eine umfassendere und tiefergehende Dimension.

    I. EUROPAS SIEGESZUG DURCH EIGENTUM

    >Jeder Gescheiterte behält das Recht, sich gegen Lohn-Geld bei anderen Verteidigern von Eigentumspreisen zu verdingen.>

    >Vor allem durch technischen Fortschritt wird der Eigentumspreis verteidigt.>

    Folge:

    ZUNEHMENDE Arbeitslosigkeit – bisher jedenfalls.

    >Bei Verbleiben im System liefern deshalb soziale Sicherungssysteme die denkbar größte Revolution. Sie ist weitgehend abgeschlossen.>

    Ist sie wirklich ABGESCHLOSSEN?

    >Außer Island und Israel gelingt bisher allerdings keiner Top-Nation die Nettoreproduktion von 21 Kindern pro zehn Frauenleben. Darin liegt mit der Kompetenz-Knappheit ihr größtes Problem, dessen Lösung nur gelingt, wenn eine Zunahme der Kinderzahl zugleich einen Kompetenzgewinn bringt. Das Problem bleibt so übermächtig, weil die Konkurrenz auf Arbeitsmärkten das stärkste aller Verhütungsmittel darstellt. Ohne Nachwuchs bleibt mehr Zeit für Regeneration und Qualifikation zum Erfolg in diesem elementaren Wettbewerb, der über 90 Prozent der Bürger im Griff hat.>

    Richtig ist:

    Das Problem bleibt so übermächtig, weil die Konkurrenz auf Arbeitsmärkten das stärkste aller Verhütungsmittel darstellt.

    Denn – und hier würde ich anders als G. Heinsohn argumentieren –, Kinder zu haben, ist als Kostenfaktor bei potenziell zunehmender Arbeitslosigkeit bzw. geringerer Einkommenserzielung in den Dienstleistungsbranchen ein WOHLSTANDSRISIKO.

    Der Sozialstaat MINDERT dieses Wohlstandsrisiko im Reproduktionsalter UND das andere im Rentenalter.

    Er wird beide VERMEHRT mindern MÜSSEN bei tendenziell zunehmender Arbeitslosigkeit und dem demografischen Wandel.

    Falsch ist m. A. n. daher:

    >Ohne Nachwuchs bleibt mehr Zeit für Regeneration und Qualifikation zum Erfolg in diesem elementaren Wettbewerb, der über 90 Prozent der Bürger im Griff hat.>

    Je WENIGER gut bezahlte Jobs es gibt und je MEHR der Staat durch Sozialleistungen alimentiert, desto geringer ist der ANREIZ sich zu QUALIFIZIEREN.

    Und genau dies geschieht:

    Viele Jugendliche sind in unseren Bildungseinrichtungen unterwegs, NICHT um sich QUALIFKATIONEN für den „elementaren Wettbewerb“ anzugeignen, sondern um einen FORMALEN BERECHTIGUNGSNACHWEIS zu erlangen, in die DAUERHAFT gesicherten Beschäftigungsverhältnisse insbesondere beim Staat einzutreten.

    Ist all dies richtig, kann man NICHT davon reden, dass die Revolution der Sicherungssysteme abgeschlossen ist.

    Sie werden in den westlichen Gesellschaften AUSGEBAUT.

    DAHER:

    STRUKTURELL bedingt VERLIEREN wir immer mehr an Kompetenz und in der Folge an Eigentum gegenüber den Ländern mit größerer Kompetenz UND größerer Bevölkerung.

    G. Heinsohn hat ein zu optimistisches Bild gemalt.

    II. … SIEGT KOMPETENZ

    … und dies mit deutlich höherer BEVÖLKERUNGSZAHL,

    also:

    Mit einer FAKTORKOMBINATION, gegen die selbst bei größten Anstrengungen NICHTS auszurichten wäre.

    III. KRISE:

    >Das Loben der Krise als Chance, in der das Verfaulte weggeschnitten und dem längst sprießenden Neuen endlich Raum gegeben wird, übergeht gerne, dass für bisher nie gesehene Innovationen Kompetenzen vorhanden sein müssen.>

    Kompetenzen ist eine notwendige, aber KEINE hinreichende Bedingung für Innovationen.

    Die Innovationen müssen auch genügend Beschäftigung generieren.

    Das ist NICHT automatisch der Fall, wie etwa bei der Erfindung des Automobils.

    Dies könnte u. a. irgendwann auch zu einem Problem für China werden.

    Ob es aufgrund seiner INSTITUTIONELL anders organisierten und gesteuerten Gesellschaft damit lösungsorientiert umgehen könnte, ist eine offene Frage.

    IV. Reformen und Geburtenraten

    Oben unter I. habe ich dargelegt, dass wir beim Ausbau des Sozialstaats – einer in der Tat revolutionären Reform – weiterhin führend sein und unsere Geburtenraten nicht erhöhen werden.

    Heißt:

    Wenn es gut läuft, gesellschaftliche Befriedung auf Zeit, aber definitiv keine Wohlstandssicherung, geschweige denn -mehrung.

    V. NEUE WIRTSCHAFTSKRISEN …

    Sehe ich tendenziell auch so, wobei ich 2) höher ansetzen würde – solange es nachhaltig GELINGT.

    VI. GLOBALE ZUKUNFT

    Sehe ich genauso – mit enormen Migrationsproblemen für Europa.

    Hier kann man m. A. n. auch die Probleme des Klimawandels als tendenzverstärkende integrieren.

    Beim letzten Satz würde ich allerdings nicht von „solider Zukunft“ reden.

    Am Sachverhalt änderte dies freilich nichts.

    Antworten
    • foxxly
      foxxly sagte:

      @ tischer 14:57 …… ein aspekt geht bei dieser betrachtung unter:

      es gibt einen alten spruch:
      -eine genereation baut auf.
      -die zweite erhält das vermögen
      -die dritte generation baut ab, oder vernichtet.
      (dies würde in etwa sogar zu dem zyklus des geldsystems passen. denn etwa im schnitt lebt dieses geldsystem und währungen zwischen 40 und 80 jahren.)

      auf der menschlichen seite ist es der dritten generation nur schwer vermittelbar, dass sie sich weiter anstrengen sollen, wenn die eltern ein riesen vermögen stehen haben.

      die kinder sind sich ja sicher, dass sie es erben, – wozu dann rackern?

      dieses verhalten erleben wir in unserer zeit häufig.
      und für diese erben würde ein schlechteres sozialsystem nicht viel ändern.

      außerdem, das (gescholtene) sozialsystem: zu einer guten und florierenden wirtschaft gehört auch eine entsprechende nachfrage bzw. kaufkraft der konsumenten.

      zum profiteur des (üppigen) sozialsystems gehört überwiegend die industrie !! das bitte nicht vergessen.

      aber nebenbei: ich finde es auch nicht ok, fürs nichtstun bezahlt zu werden, – bis auf wenige ausnahmen, wie wirklich arbeitsunfähige und für keine arbeit mehr fähig.

      Antworten
  6. foxxly
    foxxly sagte:

    eine möglichst breite verteilung von eigentum, ist die beste und stabiste form für eine friedliche gesellschaft. (ein sozialismus ist eine herrschaftsform und für den menschen ein unnatürlicher status)

    das kreditgeldsystem sorgt aber dafür, dass systemisch eine umverteilung alleine schon durch konsum besteht. (neben anderen faktoren wie zb einkommensverteilung, inflation etc.)

    daraus folgend, trifft das szenario von klaus schwab (in 2030 werden wir nichts mehr besitzen), automatisch ein. dazu kommen noch enteignungen durch verschuldete staaten/regierungen etc.

    diesen zusammenhang hat GUNNAR HEINSOHN nicht weiter in seinen ausführungen bedacht!

    wenn in zukunft rund 95 % der bürger eingentumslos sind,
    -wie werden sie im laufe der zeit reagieren?
    -weche maßnahmen müssen regierungen treffen um eine rebellion der menschen zu vermeiden?
    -haben die besitzlosen noch eine motivation zur leistung und creativität?
    – können unter diesen prämismen die wirtschaft noch einen zugewinn erzielen?
    -ist es nicht generell nonsens auf demographisches wachstum zu setzen? (aber dieses kreditgeldsystem braucht eine steigerung der bevölkerung. alleine diese faktum zeigt, dass dieses geldsystem keine nachhaltigkeit haben kann und zerstörung braucht)

    – ob corona schon ein teil davon ist?? bill gates hat uns weitere epidemien vorhergesagt.

    also werden wir uns jetzt und in zukunft mit zerstörungs-szenarien befassen müssen, ob wir wollen oder nicht!

    es wäre im grunde notwendig ,umfassende überlebensstrategien zu entwickeln.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @foxxly

      “daraus folgend, trifft das szenario von klaus schwab (in 2030 werden wir nichts mehr besitzen), automatisch ein. dazu kommen noch enteignungen durch verschuldete staaten/regierungen etc”

      Nein, “automatisch” tritt es eben nicht ein. Wenn es stattdessen Pleiten gibt, wird die Vermögenskonzentration dadurch aufgehalten.

      Falls sich aber unsere Ü70-und-Finanzindustrie-Allianz durchsetzt und Pleiten um jeden Preis abgewendet werden, weil die angeblich so schreckliche Folgen haben würden, dann werden wir in Ihrem Szenario landen.

      “wenn in zukunft rund 95 % der bürger eingentumslos sind,
      (…)
      -weche maßnahmen müssen regierungen treffen um eine rebellion der menschen zu vermeiden?”

      Hoffentlich in der gewohnten Inkompetenz der Regierungen möglichst nutzlose Maßnahmen – ich würde mir dann nämlich wünschen, dass die Rebellion erfolgreich ist.

      Antworten
      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ ott 12:08
        >>Wenn es stattdessen Pleiten gibt, wird die Vermögenskonzentration dadurch aufgehalten. <<

        …… auch wenn pleiten einen deflationen charakter haben und die expansion des kreditgeldes bremsen, so ist dies
        ein irrglaube, dass dies einen merklichen einfluß auf die grundsätzliche richtung dieses geldsystems haben könnte.

        wenn pleiten eine größenordung gewinnen, dass sie diesbzüglich einfluß, einer regulation im exponentiellen wachstum haben, dann ist längst feuer untern und auf dem dach. zb. arbeitslose und teuerung.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @foxxly

        “auch wenn pleiten einen deflationen charakter haben und die expansion des kreditgeldes bremsen, so ist dies
        ein irrglaube, dass dies einen merklichen einfluß auf die grundsätzliche richtung dieses geldsystems haben könnte.”

        Es ist wie bei einem Satelliten in der Erdumlaufbahn: Der wird grundsätzlich zurück in Richtung Erde gezogen und stürzt irgendwann in die Atmosphäre zurück, wenn er nicht regelmäßig seine Triebwerke zündet um wieder in einen höhren Orbit zu gelangen.

        “wenn pleiten eine größenordung gewinnen, dass sie diesbzüglich einfluß, einer regulation im exponentiellen wachstum haben, dann ist längst feuer untern und auf dem dach. zb. arbeitslose und teuerung.”

        “Teuerung” nicht (wie denn, wenn die Pleiten deflationär wirken?), Arbeitslosigkeit schon. Das wird aber überschätzt. Für unsere Ü70-Freunde und die Bänker wird es dann unangenehm heiß, was sie sich aus persönlichen Interessen lieber ersparen wölten, aber insgesamt hält das System das aus.

        Heinsohn bringt das Beispiel Zypern:

        “(…) fallen die Banken aufgrund ihres Bankrotts an den Staat, der alle Konten per Mausklick so weit reduziert, bis das Wegrasierte für die Rekapitalisierung reicht. Wieder gibt bei den Kreditgebern an die Bank (=Kontoinhabern) Heulen- und Zähneklappern, aber – wie die Bankenkrise Griechisch-Zyperns von 2013 mit 10 bis 40 Prozent Rasur zeigt – geht es bald weiter wie zuvor. Alle verstehen, dass Verluste hart sind, bei Totalverlusten aber Schlimmeres beginnen könnte.”

        Wer die scharfe Rasur nicht erträgt, für den ist der DDR-Sozialismus oder die moderne zentralistische Großkonzern-Planwirtschaft mit Massenüberwachung vom Davos-Klaus das angenehmere System, allerdings muss derjenige dann auch mit dessen anderen negativen Konsequenzen leben.

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ ott 14:20 pleiten sind nicht die spur einer lösung!

        was passiert bei pleiten:
        der pleitier lebt jahrelang von seiner substanz. d.h. er lebt über seine verhältnisse, oder wirtschaftet schlecht. der abbau seiner substanz ist der gewinn in seinem umfelde. die geschäfte profitieren von seinen großzügigen käufen und seine produktionsminderung kompensieren seine konkurrenten.
        in der summe entsteht hier sogut wie kein schaden.

        auf der finanzierungseite, bleiben nicht alle mit schulden bei den banken hängen.
        und oft gibt es restvermögen, welches die bankschulden mehr oder weniger stark reduzieren.
        außerdem hat der pleitier meist lange zeit seine tilgung und zinsen bezahlt, bevor er pleite geht.
        der echte schaden für die banken dürfte im schnitt nicht sehr hoch sein.

        bigplayer werden vom staat gerettet
        mittel-betriebe werden von anderen unternehmen geschluckt.

        pleiten als regulativ des exponentiellen finanzsystems haben die größe und wirkung eines “fliegenschiss”, – also können wir vergessen!

    • namor
      namor sagte:

      “eine möglichst breite verteilung von eigentum, ist die beste und stabiste form für eine friedliche gesellschaft. (ein sozialismus ist eine herrschaftsform und für den menschen ein unnatürlicher status)”

      Dem ersten Teil widerspricht die Sklaverei, eher die Regel als die Ausnahme. Massenversorgung und Massenmedien machen große Demokratien erst seit (relativ) kurzem möglich.

      Dem zweiten Teil würde Schafarewitsch widersprechen, sein Buch “Der Todestrieb…” legt dar, dass Sozialismus zu allen Zeiten und global, und immer wieder lange, stabile Herrschaft begründete. Der Kommunismus ist nicht an sich gescheitert, sondern an einem konkurrierenden Machtblock mit ebenfalls imerpialem Streben.

      Die Kumulierung von Eigentum ist ein nicht gelöstes Problem, da bin ich bei Ihnen. Wobei in früheren Zeiten, Eigentumsgesellschaften einen ganz anderen evolutionären Druck ausübten, als moderne Eigentumsgesellschaften mit integrierten Sozialstaat. Hier ist Gregory Clark (zb auf youtube eine ganze Semestervolesung verfügbar) mutig genug, nach dem Tod Gottes und Darwins Sieg, die Folgen des Paradigmenwechsels weiter zu denken. Ein gefährlicher Weg!

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