Gunnar Heinsohn: “Wett­kampf um die Klugen”

Mit Bestürzung und Trauer habe ich vom Tode Professor Gunnar Heinsohns erfahren. Er starb am 16. Februar in Danzig (Gdansk) in Polen. Nahe der Stadt war er im November 1943 auch geboren worden. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2009 lehrte der Sozialwissenschaftler an der Universität Bremen Sozialpädagogik, bis 2020 zudem Kriegsdemografie am NATO Defense College in Rom.

Ich habe Gunnar Heinsohn vor mehr als 30 Jahren kennengelernt. Bereits in meiner Dissertation habe ich die Werke von ihm und seinem schon vor Jahren verstorbenen Kollegen Otto Steiger zitiert. Sein Blick auf die wirtschaftlichen Zusammenhänge hat mich bis heute geprägt. Wohl keinen Autor habe ich so oft auf meinem Blog zitiert bzw. kein anderer Autor hat mir so bereitwillig und hilfsbereit Materialien zur Verfügung gestellt. Mit fünf Aufritten war Professor Heinsohn so häufig in meinem Podcast zu Gast wie kein anderer.

Ich werde Gunnar Heinsohn als freundschaftlichen Ratgeber, als intellektuelles Vorbild und als warmherzigen Menschen vermissen. Meine Gedanken sind bei seiner Familie.

Von den insgesamt 97 Beiträgen auf meinem Blog bringe ich in diesen Tagen eine kleine Auswahl. Heute meine Analyse seines Buches „Wettkampf um die Klugen“ aus dem Herbst 2019: 

Gunnar Heinsohn wird auf bto immer wieder zitiert. Seine Überlegungen zur Bedeutung von Demografie, Migration und Bildung sind entscheidende Grundlagen, wenn es um das Beurteilen der wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Aussichten geht. Nun hat der emeritierte Professor ein neues Buch verfasst, Wettkampf um die Klugen” erschienen im Orell Füssli Verlag. Ich habe es gelesen und möchte an dieser Stelle einige Highlights des sehr lesenswerten Buches hervorheben:

Gleich zur Einführung stellt Heinsohn lapidar fest: „Gehirn schlägt Religion, ‘Rasse’, Klasse, und jugendliche Masse. Kommen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein Patente noch von gut Begabten, braucht es für Innovationen in Gegenwart und Zukunft Teams von Hochbegabten. Sie gehören zu den Schülern, die es bei den Mathematik-Olympiaden (TIMSS) in die Gruppe der Besten (»advanced«) schaffen. In Ostasien sind das pro Jahrgang dreißig bis fünfzig Prozent. Sie übertreffen Osteuropäer und die meisten englisch-sprachigen Länder um das Zwei- bis Dreifache. Die Westeuropäer werden – von wenigen Ausnahmen abgesehen – um mindestens das Sechsfache (Deutschland) bis Zwölffache (Frankreich) abgehängt. Die gut 170 verbleibenden Nationen liegen zwischen null und ein Prozent fast aussichtlos zurück.“ – bto: Was bei uns immer wieder vergessen wird ist, dass selbst Großbritannien rund viermal so viele Top-Leister in Mathematik hervorbringt als Deutschland. Wir sind nach den jüngsten Zahlen der OECD ohnehin schon verloren und die wenigen, die noch rechnen können, gehen dorthin, wo ihnen nach einfacher Subtraktion wenigstens was bleibt. Allein schon die Einführung zum Buch wäre eine Pflichtlektüre für unsere Politiker!

  • „Da es nicht für alle reicht, betreiben diese Länder die gegenseitige Abwerbung ihrer besten fünf Prozent. Wer pro Jahrgang nur ein bis fünf Prozent Mathe-Asse zur Verfügung hat, rutscht bei dieser gegenseitigen Kannibalisierung schnell unter die kritische Masse für ein Verbleiben im Spitzenfeld.“ – bto: Er meint damit natürlich Deutschland. Und die Art der Zuwanderung drückt unser Leistungsniveau weiter.
  • „Auch ein hohes Durchschnittsalter wird erst dann zu einem Problem, wenn es mit fallender Kompetenz einhergeht. Dass Japan von 150 Hundertjährigen im Jahr 1963 auf 70000 im Jahr 2018 springt, wird in Europa als erschreckender Beweis für seinen unaufhaltsamen Abstieg hingestellt. Hingegen wird gern übergangen, dass die unstrittige Führungsnation beim Vergreisen pro Jahrgang aber immer noch sechsmal so viele mathematisch begabte Kinder aufzieht wie Deutschland (…).“ – bto: Auch ich sehe Japan als ein Erfolgsmodell, das sich in die Zukunft wird retten können. Das BIP pro Erwerbstätigen wächst deutlich schneller als bei uns und das ist der Indikator für die kommende Leistungsfähigkeit auch zur Versorgung der alternden Gesellschaft. Bildung, Innovation, Technologieoffenheit. Damit bewahrt man Wohlstand für Generationen, während bei uns abgewirtschaftet wird.
  • „Der eigene Kognitionsverlust wird im Westen bis heute kaum zum Thema. So beschreibt eine Untersuchung von ‘BNP Parisbas’ aus dem Frühjahr 2019 eine ‘Japanisation’ der EU ausdrücklich als Schreckgespenst. Man nimmt die vergangenen dreißig Jahre Japans (1989–2019) als Folie für die eigene Zukunft, betrachtet aber nur finanzielle und quantitativ-demografische Faktoren. Warum die EU heute schon technologisch hinter dem Inselstaat rangiert, wird nicht einmal gefragt. Kognitive Differenzen bleiben vollkommen ausgeblendet.“ – bto: Auch bei bto war die „Japanisierung“ und die vordergründig ökonomischen Gesichtspunkte immer wieder ein Thema. Richtig ist natürlich, dass in der Tat die Innovationsfähigkeit der EU gegenüber Japan deutlich abfällt.
  • „Bei den besonders streng gesiebten Patentanmeldungen nach dem Patent Cooperation Treaty (PCT) kommen 2018 fast 50000 Erfindungen aus Japan, aber nur knapp 20000 aus Deutschland. Bei zwei Dritteln der japanischen Bevölkerung (82 zu 126 Millionen) hätten die Deutschen für einen Gleichstand aber 33000 Anmeldungen benötigt. (…) Zu den fünfzig patentstärksten Einzelfirmen des Jahres 2018 gehören sechzehn japanische, aber nur fünf deutsche, die fürs Gleichziehen mit Japan jedoch zwei Drittel davon bzw. zehn bis elf benötigen würden.“ – bto: Und im Rest der EU sieht es nicht besser aus.

Ausführlich diskutiert Heinsohn die Bedeutung der Mathematikleistungen als Frühindikator für die Innovationsfähigkeit von Nationen. Dazu gehört dann die Berechnung der Anzahl der „Mathe-Asse“ nach Nationen. Japan hat demnach 1,8 Millionen. Polen, Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien, Ungarn, Portugal, Irland, Dänemark, Niederlande, Schweden und Finnland (also die EU ohne UK) kommen auf 988.000, also nur auf 55 Prozent des Niveaus von Japan. Damit ist wohl alles gesagt. Es zeigt übrigens auch, wie groß der Verlust von Großbritannien für die EU ist und weshalb das Land mit 570.000 Top-Leistern deutlich bessere Aussichten hat als die EU (von Deutschland nicht zu reden!).

Quelle: “Wettkampf um die Klugen”, Gunnar Heinsohn

  • „Regelmäßig versprechen etwa deutsche Ökonomen, dass die Bundesrepublik technologisch wieder nach vorne kommen werde, wenn es nur mehr Geld nicht nur in die marode Infrastruktur, sondern auch in die Bildung stecke. Solche Behauptungen wären leicht zu überprüfen. So gibt Deutschland rund 50 Prozent mehr pro Kind aus als Ungarn. Gleichwohl sind – bei TIMSS 2015 – unter 1000 ungarischen Kindern 126 in der mathematischen Spitzengruppe, in Deutschland aber nur 53.“ – bto: Das führt zu der politisch heiklen Erkenntnis – und wird von Heinsohn auch entsprechend offen diskutiert –, dass Intelligenz eben doch von Faktoren abhängt, die der Staat mit noch so vielen Mitteln nicht kompensieren kann.
  • „Schon 2012 gibt es bei PISA eine Sonderauswertung für den altdeutschen Nachwuchs und für den mit Migrationshintergrund. Bei den Migranten gibt es unter 1000 Kindern 13 Mathe-Asse. 63 finden sich bei den Altdeutschen. Beide Spitzensegmente können es mit den Besten der Welt aufnehmen. Dreißig Prozent der Altdeutschen schneiden in Mathematik allerdings mangelhaft, ungenügend oder schlechter ab. Bei den Migrantenkindern der zweiten Generation sind es sogar 51 Prozent (…) Mittlerweile kommen aus diesem Bevölkerungssegment fast 40 Prozent der Neugeborenen. Nichts spricht mithin für ein Überwinden des Bildungsfiaskos, vielmehr alles für seine Ausweitung.“ – bto: was an der Art der Zuwanderung liegt, und zwar nicht an Religion, Hautfarbe etc. wie Heinsohn begründet, sondern am intellektuellen Niveau.
  • „Der stetige Abstieg von 2007 bis 2015 bei der Mathe-Olympiade TIMSS ist also kein Problem, dass auf muslimische Neuzugänge ab 2015 zurückgeführt werden könnte. Zu ihm tragen Nachkommen christlicher Gastarbeiter von Portugal bis Griechenland schon viel länger bei. Italienische Kinder und Enkel schneiden schulisch nämlich nicht besser ab als etwa türkische. Schließlich hat keines dieser Länder seine heimischen Eliten in deutsche Bergwerke und Stahlhütten geschickt. Eine Ausnahme bilden lediglich Kinder vietnamesischer Arbeiter, die in der DDR eingesetzt wurden. Obwohl sie aus ihrer heimischen Unterschicht stammen, deklassieren sie nicht nur alle anderen Migrantenkinder, sondern auch den altdeutschen Nachwuchs.“ – bto: Wenn die Eliten nicht kommen, ist es schwer. Noch schwerer wiegt, wenn unsere Eliten auswandern. Und das tun sie, wie Heinsohn eindrücklich darlegt. Gute Sprachkenntnisse haben sie, was soll sie halten in einem Land, das immer mehr auf Genderlehrstühle (Heinsohn) und Umverteilung setzt, dessen Kinder sich immer weniger für MINT-Fächer und Wirtschaft interessieren?
  • „Niemals zuvor war die Nachfrage nach Talenten größer als heute und sie wird morgen noch weit höher liegen, (…) Wer in diesem Umfeld Leistungssenker bevorzugt, (…) stiftet Schaden, weil seine Helferkapazitäten schwinden, während die Hilfsbedürftigen im eigenen Land ihren Anteil erhöhen.“ – bto: eine Einschätzung, die der Studie zur Zuwanderung nach Deutschland aus dem Jahr 2014 entspricht. Umso unverständlicher, dass diese Politik in Deutschland fortgesetzt wird und jede Kritik daran sofort mit erheblichem Druck begegnet wird. Es müsste doch einleuchten, dass es niemandem dient, wenn wir unser Land überfordern.
  • Wie man es besser macht zeigt „(…) Singapur. Mit aktuell nur 0,83 Kindern pro Frauenleben wäre der Stadtstaat ohne Einwanderung zum Aussterben verurteilt. Realiter aber steigt die Bevölkerung zwischen 1968 und 2019 von gut 2 auf knapp 6 Millionen. 44 Prozent der Einwohner sind Einwanderer oder ausländische Beschäftigte. Ihre Kompetenz von CA106 (CA = Cognitive Ability) ist für Migranten die höchste weltweit. Selbst die Einheimischen Singapurs schaffen nur CA105, was für sie allerdings ebenfalls die Weltspitze markiert.“ – bto: Bildung wird dort großgeschrieben und ist ein allgegenwärtiges Thema. Ich werde nie vergessen, wie der Taxifahrer gleich auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt die wichtigsten Fakten abgefragt hat und meinte, man müssen sich entsprechend vorbereiten, sonst würde das nichts.

Was mir angesichts der Zahlen nicht einleuchtet, ist, weshalb unsere Politik nicht drastisch und radikal umsteuert. Es ist nicht schwer zu verstehen und man muss schon verbohrt sein, um nicht zu erkennen, dass, egal, was man politisch gern möchte, die Voraussetzung für alles eine ausreichende wirtschaftliche Ertragskraft des Landes ist. Nur ein wirklich reiches Land kann helfen. Deshalb muss die Zuwanderung auf Qualifizierte fokussieren, wie das andere Nationen vormachen. Wie schon 2014 von Professor Bonin in einer Studie für die Bertelsmann Stiftung gefordert (und danach von dieser mit einem ganz anderen Spin verkauft). Das Problem ist allerdings, dass diese Qualifizierten sich eher in Länder orientieren, die eine geringere Abgabenlast haben.

In seinem Buch beleuchtet Professor Heinsohn den Niedergang Westeuropas, den Aufstieg Südkoreas, die Chancen der USA, ihren Vorsprung zu erhalten und die wesentlichen Gründe, weshalb China entgegen der Unkenrufe der Alterung dennoch deutlich aufholen dürfte, getragen von den erheblichen kognitiven Fähigkeiten der Bevölkerung. Letztlich ist es ein Szenario, das für Westeuropa wenig Hoffnung macht und anregt, über die Konsequenzen für sich und die eigene Familie nachzudenken. Vorbereitung auf Auswanderung ist die einzige logische Schlussfolgerung, was vor allem bedeutet: Bildung.

Zum Schluss entwirft Heinsohn noch das Szenario einer Kompetenzfestung entlang der Achse Washington – Moskau – Peking, was eine Region umfassen würde, in der im Jahre 2050 ein Viertel der Weltbevölkerung lebt. Diese Region müsste sich vom Rest der Welt konsequent abschirmen (Klartext: Zuwanderung steuern bzw. verhindern) und hätte „(…) nur als konservativer eine Zukunft, (müsste) also das Dreieck aus Leben, Eigentum und Freiheit immer im Zielhorizont halten. Es geht um die welthistorisch einzigartige Verbindung aus der Lebensheiligkeit des jüdischen Monotheismus mit der Eigentumszivilisation der griechisch-römischen Welt.“ So Heinsohn. Westeuropa wäre da wohl nicht mehr dabei. Außer, es gelänge, in großem Stil qualifizierte Zuwanderer aus den anderen Kompetenzfestungen anzuziehen. Doch danach sieht es nicht aus.

Ein sehr gutes Buch. Faktenreich, argumentationsstark, flüssig zu lesen. Leider nicht aufmunternd. Gerade deshalb wäre es Pflichtlektüre für unsere politische Führung, so diese überhaupt das Interesse hat, etwas im Interesse des Landes zu tun.

Kommentare (45) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Tom96
    Tom96 sagte:

    “Wettkampf” oder Hochbegabtheit – seid ihr vollkommen egoistisch geworden, dann bleibt nur das “Testament” für euch selbst oder euren Seelenfrieden sowie irgendsone gemein unnützige Vereinigung mit Haftung, die auch keinen Nachwuchs geschafft hat
    https://youtu.be/pBLJNe8hsKE
    Sarah Lesch 2016 live

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  2. Dr. Lucie Fischer
    Dr. Lucie Fischer sagte:

    Gunnar Heinsohn stellt sorgfältig und akribisch recherchierte Tabellen mit Zahlen zur Verteilung von Hochbegabten dar, ich hätte ihn gerne einmal gefragt: Wie sollen Eltern wissen, welche Begabung ihres Kindes in Zukunft gefragt sein wird, notfalls beim Überleben hilft?

    Im Januar kündigte SAP die Entlassung von 3000 Mitarbeitern an, KI wird zum Programmieren einsetzbar, Mathematik bleibt unverzichtbar , ist aber als Teil-Leistungs-Stärke zu sehen.
    Werden Mathematik-Hochbegabte die erfolgreichsten Börsentrader oder Unternehmer?
    Zu wenig beachtet , Kinderpsychiatern bestens bekannt: ” Savant-Syndrom”:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Inselbegabung
    ” Insel-Begabung” kann zu Unfähigkeit führen, banale Alltagsgeschäfte effizient zu regeln, rechtzeitig Gehorsam / Befehle zu verweigern, ( ” Pieks & Booster-shots” ) Gruppendruck zu widerstehen, Party-Crack-Drogenkonsum-Verführung zu widerstehen , auf Betrüger****innen reinzufallen-
    all die banalen Alltags-Fähigkeiten, die man zum simplen Überleben in unvorhersehbaren Lebens-Lagen braucht.
    André Kostolany schrieb in seinen Erinnerungen:
    …”Ich habe nichts gegen Professoren, ich bin ihnen sogar dankbar, dass sie mir das Alphabet , das Einmaleins und fremde Sprachen beibrachten- aber für Prognosen in der Wirtschaft oder an der Börse taugen sie nicht. Da höre ich mir lieber Astrologen oder Wahrsager an.
    Vor allem beherzige ich die Worte des Michel de Montaigne ( 1533-1592) , des vielleicht klügsten Mannes der französichen Literatur. Der sagte:
    ” Ich ziehe anstelle eines verschrobenen Palavers ex cathedra vor, dass mein Sohn in der Kneipe sprechen lernt”.
    ( Kostolanys beste Tipps für Geldanleger, Auflage 2015, S. 245, Vorwort Otto Pöhl )
    Das Humboldsche Bildungsideal mag ausser Mode sein weil durch Tests und Tabellen nicht erfassbar, trotzdem ist es nicht veraltet. ( Expect the unexspected ) .

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    • David S.
      David S. sagte:

      Mit dem Thema Insel-Begabung haben Sie vollkommen Recht, dass in diesen Fällen nicht unbedingt auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit geschlossen werden kann. Wenn ich es richtig verstanden habe, so spricht Herr Heinsohn vor allem über mathematische Fähigkeiten, da diese über Sprachgrenzen hinweg vergleichbar sind. Aufgrund des Phänomens der positiven Mannigfaltigkeit kognitiver Fähigkeiten (d.h. Personen die mathematisch begabt sind sind im Durchschnitt ebenso in anderen kognitiven Bereichen, wie verbales Denken, räumliche-technisches Denken, Merkfähigkeit etc. begabt) können die mathematischen Fähigkeiten aber als nicht perfekter, jedoch solider und sprachfreier (und somit fairer) Näherungswert der Gesamtheit der intellektuellen Fähigkeiten verstanden werden. Insel-Begabte werden hierbei hinsichtlich ihrer gesamten Beitragsmöglichkeiten überschätzt. Das Savant -Syndrom ist aber sehr selten, sodass diese wenigen Fälle vermutlich den Vergleich zwischen Ländern kaum beeinflussen dürften.
      Beste Grüße

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  3. Joerg
    Joerg sagte:

    Hallo,

    gibts hier einen, der sich mit Patenten auskennt?

    Es kann ja sein, dass die Laender-Aufteilung ein grobes Abbild der “Realitaet” der Exzellenz bildet.

    Aber, bevor wir uns in dtsch. Selbstkasteiung ergoezen:
    – wichtig sind die richtigen, guten Patente, nicht die schiere Zahl?!
    – die meisten Patente kommen (meines Wissens) von mittel bis grossen Firmen, wo diese Firmen ihren Sitz haben, sagt mE wenig ueber die Ethnie der tatsaechlichen Erfinder aus.
    Ausserdem ist es dann irrelevant, ob in USA oder D ein Team mit ostasiatischen Mitarbeitern die Erfindung gemacht haben. Hast du Geld, kannst du Talente zahlen!
    – die allermeisten Patente sind eine Form von “Verbots”-Waehrung (es ist ein Schutzrecht, um anderen die Produktion oder Nutzung zB einer technischen Verfahrensweise zu verbieten)
    Oft steht gar nicht die “super” Erfindung im Vordergrund, sondern der Tauschhandel damit.
    Ich glaube nicht, dass das ein perfekter Schaetzer fuer Exzellenz ist!
    – “lieber ein schlechtes Produkt gut vertrieben als ein gutes Produkt schlecht verkauft”
    Patente sind in dem Sinne nur ein kleines Tortenstueck vom Wohlstandskuchen

    Wie gesagt, es scheint mir das blosse Patentezaehlspiel greift insgesamt zu kurz. Es ist komplizierter, vielschichtiger!

    LG Joerg

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    • Tommy P.
      Tommy P. sagte:

      Hallo Joerg!

      Richtig, ein Patent ist ein Verbotsrecht das man im Idealfall gegen Wettbewerber durchsetzen möchte. Heißt, wenn ich in Deutschland einen neuartigen Reiskocher (mit KI und Blockchain, um paar Buzzwords zu nutzen hehe) erfinde, möchte ich ein Patent in China, weil 1) in Asien der Markt für Reiskocher ist und 2) ich die billigen Fälschungen aus China verhindern möchte.

      Darüber hinaus gibt es in den verschiedenen Patentsystemen Unterschiede, welche die Anzahl an Patenten beeinflussen. So ist für gewöhnlich eine Patentfamilien (einfach gesprochen die Anzahl von Patenten für eine einzige Erfindung) in US größer als in Europa (genauer gesagt EP). In China ist das extremer, weil das chinesische System sich selbst Patentanmeldungen als KPI gesetzt hat und das massenhafte anmelden von (Schrott)Patenten fördert. So gibt es steuerliche Vorteile, wenn ein Unternehmen Patente anmeldet und damit als innovatives Unternehmen gewertet wird. Die folge ist eine Flut von chinesischen Gebrauchsmuster, die jahrzehntealt Entwicklungen neu anmelden (=Schrott).
      Das bloße Zählen von Patenten ist daher erstmals nicht besonders aussagekräftig.

      Gunnar Heinsohn geht jedoch einen Schritt weiter. Man zählt nicht die bloße Anzahl an Patenten pro Region. Man zählt „Triadic patents“ von Unternehmen in den entsprechenden Regionen. „Triadic patents“ bezeichnet dabei eine Patentfamilie, die in Europa (EP), US und Japan angemeldet wurde. Ein derart globales Verbotsrecht ist sehr teuer! Entsprechend geht man davon aus, dass man diese Investition nur bei Erfindungen tätigt, die werthaltig sind. Es wird also gezählt, wie häufig derartige „Triadic patents“ von Chinesen angemeldet werden. Das wusste Gunnar Heinsohn natürlich und hat es entsprechend berücksichtigt.

      Beste Grüße
      Tommy

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      • Joerg
        Joerg sagte:

        Vielen Dank fuer die Erlaeuterung @Tommy. “Triadic patents”, das macht Sinn.

        Andreas Beck (GPO) schlaegt die Verwendung von Zaehlung von Patenten anstatt unmessbare SRI- / ESG- Kriterien vor. Foerderung von Innovation statt Foerderung von … ja, von was eigentlich (SRI/ESG)???.
        Hoffentlich nehmen die auch “Triadic Patents” und das setzt sich durch.
        LG Joerg

    • Gnomae
      Gnomae sagte:

      @ Joerg

      Wenn die Patente von den Konzernzentralen angemeldet werden, ist in der Tat eine Konzentration der Anmeldungen gegeben. Diese sagt nichts über die Forscherteams und deren Zusammensetzung aus.

      Auch werden oft Verbesserungen der Grunderfindungen oder Nebenerfindungen angemeldet. Dies ist in der Tat nicht absolut aussagekräftig.

      Ein Trendindikator sind Patentanmeldungen vielleicht ja.

      Antworten
  4. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    bto: “Was mir angesichts der Zahlen nicht einleuchtet, ist, weshalb unsere Politik nicht drastisch und radikal umsteuert.”

    Warum sollten sie? Um sich persönlich schlechter zu fühlen oder Macht abgeben zu müssen? Was hätte sie davon?

    Oder glauben Sie ernsthaft, beruflich ungelernte politische Führungskräfte wie Kevin Kühnert (Generalsekretär SPD), Paul Ziemiak (Ex-Generalsekretär CDU), Claudia Roth (Kulturstaatsministerin, Die Grünen), usw. würden gerne im großen Stil Leute ins Land holen, die ihnen intellektuell in vielen Fällen überlegen sind? Und womöglich persönliche Freiheit statt staatlichem Dirigismus fordern? Und – horribile dictu – auch noch freisinnige Parteien und Politiker wie die Schweizer SVP gut finden und für sich persönlich weder Gewerkschaften noch Betriebsräte noch paternalistische Parteien noch Haltungsmedien brauchen, sondern mehr netto vom brutto, weniger Vorschriften und mehr Eigenverantwortung?

    Linke und links denkende Politiker brauchen unbeholfene Bevölkerungsmassen im großen Stil, die brav die Ideen der politischen Kaste widerspruchslos mittragen und von der Altersversorgung bzw. zur Wohnungsbeschaffung auf den wohlmeinenden Staat bauen. Und dafür eignen sich die aktuellen Migrationsströme hervorragend, nachdem die Einheimischen inzwischen überwiegend Abitur machen wollen und die meisten auch ohne Gewerkschaften ihren eigenen Arbeitsvertrag aushandeln können.

    Denn eines ist in allen armen und verarmenden Ländern gleich: der Einfluss der Politik gegenüber dem Rest der Gesellschaft ist unfassbar stark im Vergleich zu prosperierenden, freiheitlichen, hochentwickelten Gesellschaften. Und so einen Vorteil gibt man als Politiker nicht leichtfertig auf.

    Antworten
  5. Andre W.
    Andre W. sagte:

    Lieber Herr Dr. Stelter,

    könnten Sie bitte die Nummern der Podcasts, in denen Prof. Heinsohn zu Gast war, hier oder in einem der nächsten Podcasts nennen? Zum ersten Jahrestag des Überfalls auf die Ukraine hatte ich auf eine neue Folge mit ihm gehofft. Ich kann mich an mindestens zwei Folgen mit ihm erinnern, erinnere mich aber leider nicht, welche das waren. Danke!

    Antworten
    • Andrea Saalburg
      Andrea Saalburg sagte:

      Ich denke, Sie müssen nur den Namen “Heinsohn” oben rechts in die Suche eingeben, und dann wird alles angezeigt.
      VG

      Antworten
  6. Stoertebekker
    Stoertebekker sagte:

    Ach, das sind alles so komische Diskussionen.

    In den sozialistischen Ländern meiner Jugend gab’s halt viele Leute, die sich in naturwissenschaftlichen Fächern “engagiert” haben, um einen sinnvollen Lebensinhalt ohne politisches Gedöns zu bekommen. (Förderung war aber auch ok)

    Und warum genau ist Mathe ein Indikator für was eigentlich?

    Ist Kasachstan für Programmierer oder Ingenieure berühmt? Die Engländer (😲) lassen ihre Matheasse offenbar unendliche Mengen an Finanzderivaten (=toxic stuff) erzeugen.

    Die Holländer haben ne ganz lausige Quote. Aber sind eine grandiose Handelsnation und bekommen die Zahlen bei Business Themen ziemlich gut zusammen.

    Zur Lebenszufriedenheit der Südkoreaner hat @Thomas M. schon was gesagt.

    Antworten
    • Vater Thiel
      Vater Thiel sagte:

      @ Stoertebekker

      “Die Engländer lassen ihre Matheasse offenbar unendliche Mengen an Finanzderivaten (=toxic stuff) erzeugen.”

      So ist es.
      Und da sind wir wieder beim Thema Seiteneffekte.
      Quantitative Easing bringt keine nennenswerten Kredite für die Realwirtschaft, aber jede Menge Spielgeld für die Zocker in den Banken fast weltweit.
      Und die talentiertesten jungen Leute werden nicht Ingenieure und lösen unsere Energieprobleme, sondern arbeiten zu Fantasiegehältern als Quants in den Handelsabteilungen.
      In der Londoner City arbeiten wohl wie zu meinen Zeiten jeden Tag immer noch eine Million Menschen in weitgehend unproduktiven Jobs, und nachts ist der Stadt-Teil menschenleer, bis auf die Hotelgäste.

      Antworten
      • Gnomae
        Gnomae sagte:

        @ Vater Thiel

        “Und die talentiertesten jungen Leute werden nicht Ingenieure und lösen unsere Energieprobleme, sondern arbeiten zu Fantasiegehältern als Quants in den Handelsabteilungen.”

        Augen auf bei der Berufswahl müsste es heißen. Heute: BASF legt Ammoniak-Produktion in Deutschland teilweise still. Es sind 700 Stellen in Deutschland betroffen.

        Der industrielle, langsame Niedergang, aber: woke, gendergerecht und grün.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Gnomae

        Wo ist das Problem?

        Das richtigfarbige Parteibuch vorausgesetzt, könnten diese Leute sofort bei einer Kommunal- oder Landesverwaltung im Bereich Migration und Asyl anfangen – da werden gerade händeringend Leute gesucht. Und für die Bezahlung der neuen Staatsdiener kann man auch ohne besteuerbare Gewinne aus der inländischen Industrieproduktion ganz unkompliziert neue “Sondervermögen” auflegen, das ist alles ausgerechnet. ;)

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Gnomae

        Das nennt man Strukturwandel.

        In Schwarzheide läuft eine Batteriefertigung gerade an (+200 Arbeitsplätze), eine Recyclinganlage ist geplant (+50 Arbeitsplätze), an zwei Windparks ist BASF auch direkt beteiligt (+x Arbeitsplätze).

        Die energieintensiven Sachen haben in D nix verloren, wenn sie gut transportabel sind. Wir haben keine billige Energie hier. Im Vergleich zu Middle East/Russland/Norwegen/… schon lange nicht.

        Sie können davon ausgehen, dass der Abbau einigermaßen geräuschlos läuft und eine Reihe Mittfünfziger ab sofort gut gepolstert die Wärme des Südens genießen.

        Und wer mobil ist, geht zB zu BASF in die USA oder nach China. Da bauen die weiter aus und man kann häufig intern wechseln.

      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        @stoertebekker: Sie sehen das Saldo weiterhin positiv für den Standort Deutschland?

        P:S.: Die Wertschöpfung von BASF in China kann es ja wohl nicht sein, bei der deutschen Aktienquote. Davon wird sehr viel ins Ausland gehen. Was rechtfertig Ihr positives Denken, außer als Investor?

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Beobachter

        Also zuerst mal bin ich Investor. Muss meine Rente selbst zusammenbekommen. Und BASF zahlt mir vermutlich wieder 3,40€, das sind im 3. oder 4. Jahr in Folge um die 5% Dividendenrendite. Passt doch. Kurs ist heute etwas unterm Einstiegskurs, war gestern noch anders 🤷‍♂️

        Und ja, es hängt immer von der Perspektive ab. Aber, ein Konzern ist nun mal nicht für den Staat da, sondern für seine Eigner. Insbesondere, wenn er global aktiv ist.

        Wenn BASF hier Arbeitsplätze abbaut, ist das doch im Kapitalismus nix Ungewöhnliches. Im Gegenteil, es spricht für noch vorhandene Dynamik. Das macht doch per se schon mal Mut. Viel dramatischer ist das VW-Gesetz, das derartige Dynamik verhindert und zu Dieselskandal und ähnlichem Quatsch (zB Hartz & Management by Escort) führt. Und wenn wir wieder Staatskonzerne haben sollten, gibt’s keine Entlassungen mehr. Und keine Dividenden.

        Aber ich sehe ja auch die Probleme. Nur schaue ich mich im Gegensatz zu den meisten hier auch im Ausland um. Und selbst wenn wir auf nem downward slope sind – wenn die Neigung bei den anderen (UK, F, IT, ES, …) steiler ist, werden wir relativ ggfs. sogar noch besser. Schauen Sie sich die Brexit-Katastrophe doch an. Mit Ansage ins Desaster. Im Gegensatz dazu hab ich heute gelesen, dass bis 2030 riesige LNG-Kapazitäten in D gebaut werden. Ist doch genau richtig. (Andere Nachricht heute – Fracking in NL macht den beteiligten Unternehmen keinen Spaß mehr. Gerichtsverfahren.)

        Dass die Welt unberechenbarer wird, macht mir viel größere Sorgen. Das hat aber mehr mit den Regierungen in RUS, China, USA, Saudiarabien, BRA, Indien, Israel als mit uns selbst zu tun.

      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        Passt schon, hab BASF seit 2000. Allerdings hab ich vor der Finanzkrise 2007 nicht genug verkauft. Den Kurs von 101 € gab’s hinterher nie mehr. BASF ist eher ein schlechtes Invest von mir. Im Vergleich zu Rio Tinto, Nestle, Allianz. Bei BASF ist doch gerade eine Frau aus dem Vorstand ausgeschieden, angeblich wg. Differenzen zum China-Geschäft. Ist da mehr dran, oder war das eh nur eine Quoten-Besetzung?

        Und ja, die unberechenbare Welt. Ich versteh nur nicht, warum man Russland absichtlich in die enge Verbindung mit China treibt. Wird nicht gut enden für den Westen. Die Inder und andere werden uns nicht helfen.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Beobachter

        Bzgl. BASF Vorstand – ich weiß es nicht. Aus meiner Sicht war das keine Quotenfrau, weil sie vorher operatives Geschäft verantwortet hat. Da gehört in so‘ner Männerindustrie schon echt was dazu. Quotenfrauen sind eher Personalvorstand, manchmal auch Finanzen. Außerdem war sie im Gespräch für die Bayernachfolge (Baumann). Wenn jemand schon neu guckt, ist das immer schwierig.

        Zudem ist BASF der letzte Laden, der noch auf „Verbundstandort“ macht. Hoechst/Hüls haben das in den 90ern aufgegeben (in Einzelgeschäfte zerlegt), Bayer ab 2003. Ist am Ende ne Wette, muss man sehen.

        Aber Chemieproduktion wird‘s ziemlich sicher weiter hier in D geben, auch wenn die Eigentümer ggfs Saudis oder Chinesen sind.

        Die Entwicklung in Russland hat keiner SO gewollt. Putin hat sich völlig überschätzt und die Amerikaner haben nicht damit gerechnet, dass er wirklich losläuft. Der Rest ist jetzt „auf Sicht fahren“. Maximales Desaster.

        Für alle, auch für China (die immer noch keine Kampferfahrung haben, während die Amerikaner ihre Systeme weiter testen und verbessern können). Außerdem läuft China Gefahr, riesige Absatzmärkte zu verlieren, während zu Hause durch das Entlüften der Immobilienblase die Kaufkraft absackt. Doppelwhammy.

        Ende nicht in Sicht. Friedensvertrag a la 1918 führt in absehbarer Zeit ggfs wieder ins Desaster, Waffenstillstand a la Korea hat Nordkorea zur Atommacht gemacht. Aber wir müssen und wollen ja weiterleben. Insofern – nicht kirre machen lassen, die mediale Kakophonie ausblenden und bis runter zu den echten Fakten durcharbeiten. Soweit das halt geht…

  7. foxxly
    foxxly sagte:

    ….. ich frage mich, was ist bildung?

    wenn ich mir die schulbildung unserer führungkräfte vor augen führe, dann kraut mir, was diese leute mit uns machen.
    haben diese überhaupt kein strategie-denken, oder ist dieses denken gerade das gegenteil davon?

    die bildung zur produktion ist halt nur ein teil für eine vernünftige gesellschaft.

    die leistung und das abgleiten in die bedeutungslosigkeit ist das werk der “gebildten”, nicht das werk von handwerkern und anderen bodenständigen menschen.
    gibt dazu einen zusammenhang: je weniger handwerken und je mehr studierte, desto mehr geht das land zu grunde?

    oder, warum haben die gebildeten nicht die führung gebremst vor dieser entwicklung, warum nicht??

    woran liegt dieser vorgang?

    Antworten
    • Gnomae
      Gnomae sagte:

      @ foxxly

      “wenn ich mir die schulbildung unserer führungkräfte vor augen führe, dann kraut mir, was diese leute mit uns machen.”

      Antwort: rechtes Unkraut jäten. Sie haben es ja selbst beantwortet.

      Antworten
    • Bauer
      Bauer sagte:

      @ Freund foxxly

      >> “….. ich frage mich, was ist bildung?”

      Meine bescheidene Definition: Bildung ist die zweckfreie Sammlung von Wissen, können und Lebensart. Das war das Humboldt’sche Bildungsideal. Mein Grossvater erkannte meine einseitige naturwissenschaftliche Begabung und setzte bei meinen Eltern durch, dass ich das humanistische Gymnasium (acht Jahre Latein und Griechisch) besuchte. Was ich in den naturwissenschaftlichen Fächern derweil versäumt hatte, holte ich in einigen Wochen des ersten Semesters nach. Ich bin wer ich bin dank der Hartnäckigkeit meines Grossvaters.

      Heute sollten wir nur noch von Ausbildung sprechen, zu mehr sind die Universitäten nicht mehr fähig. Universitas ist das nicht mehr. Das aktuelle Gegenteil ist bestenfalls noch Schmalspur-Expertise.

      Antworten
      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ freund bauer,
        ………… zumal kritisches hinterfragen den professor zur weissglut bringt und die zulassungen zu den prüfungen wackeln.

  8. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    “Wer pro Jahrgang nur ein bis fünf Prozent Mathe-Asse zur Verfügung hat, ….”

    NUR fünf Prozent ?
    Ist irgendwo genau nachvollziehbar definiert, was denn ein Mathe-As ist und wie das Level des TIMSS-Olympiade ist ?

    Für mich ist ein Mathe-Ass jemand, der in einem Lehrbuch für Physik-Bachelor-Studenten (wie Randy Harris “Moderne Physik”) die matehematischen Anhänge zur Lorentz-Transformation, zur Boltzmann-Verteilung oder zur spektralen Energiedichte auf Anhieb versteht, d.h. sich das innerhalb weniger Stunden aneignen kann. Ich meine verstehen und nicht auswendig lernen.

    Das waren in meinem Abitur-Jahrgang Ende der Siebziger Jahre die Leute, die in der Abiturprüfung zum Mathe-Leistungskurs die Note eins geschafft haben.
    Das waren weit unter fünf Prozent meiner Mitabiturienten.
    Und damals waren vielleicht 25% aller Schüler auf dem Gymnasium.
    Das ergab im allerbesten Fall einen Anteil von 1% Mathe-Assen pro Schülerjahrgang.

    Also 30% Mathe-Asse bei den Ostasiaten halte ich entweder für Illusion oder ein Mathe-As ist übertragen auf das Thema Fussball jemand,
    der einen Stammplatz in der ersten Jugend-Mannschaft des TSV Unterdinglhapfing innehat und dort in der laufenden Sasison zwei Tore geschossen hat.

    Ich persönlich hatte Mathe im Grundkurs und war von der Note Eins weit entfernt.
    Und die drei Anhänge zu dem o.g. Physik-Buch habe ich bis jetzt noch nicht verstanden.
    Ich meine so verstanden, das ich Übungsaufgaben hierzu fehlerfei lösen kann .
    Die Kapitel auswendig zu lernen ist leichter als sie zu verstehen.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Vater Thiel

      “Ist irgendwo genau nachvollziehbar definiert, was denn ein Mathe-As ist und wie das Level des TIMSS-Olympiade ist ?”

      Da ist die Wortwahl von Heinsohn sehr verwirrend, denn TIMSS und die “Mathematikolympiade” sind zwei völlig verschiedene Dinge.

      TIMSS ist eine Schulleistungsstudie für Schüler im Alter von 10 und 14 Jahren, so ähnlich wie damas die “PISA-Studie”. Und die “Mathe-Asse” sind für Heinsohn diejenigen, bei TIMSS das “advanced”-Kompetenzniveau erreichen, was nach meinem Gefühl auf eine mindestens gute mathematische Auffassungsgabe hindeutet, die auch für anspruchsvolle technische Berufe oder vielleicht eine Ingenieursausbildung reichen wird. Das passt schon, es ist ungefähr das, was uns interessiert, wenn wir die Wettbewerbschancen verschiedener Länder bei der Entwicklung von Technologien und Produkten mit MINT-Bezug abschätzen wollen.

      Die Aufgaben bei den Finalrunden von der “Mathematikolympiade”, die es als nationalen und für ältere Schüler kurz vor dem Abitur auch als internationalen Wettbewerb gibt, sind *VIEL* schwerer, oft viel abstrakter und von der Machart ähnlicher zu den Problemen, die Mathematikstudenten oder Mathematiker beschäftigen, also Zahlentheorie, geometrische Beweise, Graphentheorie, und so weiter. “Rechne x aus” kommt da als Aufgabenstellung nur noch selten vor und bei vielen Aufgaben würden die meisten Schüler schon Probleme haben, die Aufgabenstellung zu verstehen – vom Finden einer Lösungsidee ganz zu schweigen.

      Sie können sich TIMSS-Beispielaufgaben selbst anschauen,

      https://timss2019.org/reports/download-center/

      und dann unter 3.13. Beispiele für Aufgaben, die 14-jährige Schüler erreichen können sollten, um den “advanced” Benchmark zu erreichen – und auch wie viele Schüler aus den teilnehmenden Ländern die Aufgabe jeweils tatsächlich lösen konnten.

      Antworten
      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        Danke, Herr Ott.

        Ich staune immer wieder.
        Sie sind entweder der Weltmeister der Suchmaschinen-Recherche oder der sichere Kandidat für die nächste Million in “Wer wird Millionär ?”, wenn es die Sendung noch gibt.

    • Thomas M.
      Thomas M. sagte:

      Jake switches on a Flashlight.
      One kind of energy changes into another kind of energy in the flashlight.
      Which statement describes the change.

      A) Electrical energy changes into light energy.
      B) Motion energy changes into light energy.
      C) Light energy changes into electrical energy.
      D) Light energy changes into motion energy.

      Da soll jetzt A) die richtige Antwort sein. Wer aber genau aufpasst, sollte B) nennen, denn schließlich drückt man den Knopf in der Taschenlampe und vorne kommt Licht raus. Von wegen Science Ace :>

      Antworten
      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Thomas M.

        In der neuen Version passt das wieder. 😉

        Jake switches on a Flashlight by telling Alexa to do so.

      • rho
        rho sagte:

        @Thomas M

        Ohne die Gender-Identität von Jake und seine bevorzugten Pronomen zu kennen, lässt sich die Aufgabe doch gar nicht bearbeiten!

    • Christian Anders
      Christian Anders sagte:

      @Vater Thiel

      „die matehematischen Anhänge zur Lorentz-Transformation, zur Boltzmann-Verteilung oder zur spektralen Energiedichte auf Anhieb versteht, d.h. sich das innerhalb weniger Stunden aneignen kann. Ich meine verstehen und nicht auswendig lernen.“

      „Verstehen“ heißt in der Physik aber, sich die Vorgänge hinter den Formelzeichen konkret vorstellen zu können. Es gibt gute Mathematiker, die per „shut up and calculate“ keine Probleme mit der Mathematik zur Physik haben, die Vorgänge hinter dieser Mathematik aber nur lückenhaft begreifen.

      Es gibt auch hervorragende Physiker, die Vorgänge und Zusammenhänge sich bildhaft hervorragend vorstellen können, aber nur mittelmäßige Mathematiker sind, sich die Formalismen zu ihren Vorstellungen also mit Zeiteinsatz erarbeiten müssen.

      Die „hervorragend – hervorragend“ Kombination wie bei Richard Feynman oder Stephen Hawking ist jetzt nicht die Regel.

      Wobei „mittelmäßig“ in der Physik immer noch deutlich jenseits der Schulmathematik liegt. Der Bereich des Nichttrivialen ist halt immer eine Frage des Blickpunkts.

      Wenn Sie sich mit Physik beschäftigen wollen empfehle ich allerdings klar, sich erst mit dem Verständnis, also den bildhaften Vorstellungen der Zusammenhänge zu beschäftigen. Die Mathematik fällt leichter, wenn man weiß, was man warum zu berechnen gedenkt.

      Antworten
      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @ Christian Anders

        ” ‘Verstehen’ heißt in der Physik aber, sich die Vorgänge hinter den Formelzeichen konkret vorstellen zu können.”

        Das ist dann wohl wie in der VWL.
        Die Identität I == S (Investition gleich Ersparnis in einer geschlossenen Volkswirtschaft) war und ist für mich persönlich die am schwersten zu VERSTEHENDE Formel. Wenn ich nicht schon zigmal in sich geschlossene Modelle hätte entwickeln müssen, in denen ich es klar vor Augen gesehen und in allen Varianten durchprobiert hätte, würde ich es bis heute nicht begreifen, dass das eine Identität ist und würde denkenr, es muss doch Fälle geben, in denen die Identität nicht gilt.
        Das ist noch mehr gegen den gesunden Hausverstand als der hier schon oft besprochene Mythos vom verlorenen Zins.

        Ich muss gestehen, komplizierte mathematische Formeln in der Physik haben für mich denselben Reiz für für Bergsteiger der Anblick des Matterhorn.

  9. Alexander
    Alexander sagte:

    5.000 Wörter in Englisch für einfache Bildung
    6.000 Wörter in Deutsch nach 8 Monaten in 400 Unterrichtsstunden, erlernbar.
    12-16.000 Wörter eines deutschen Muttersprachlers zu Beginn einer BERUFSAUSBILDUNG.

    Wenn in Brennpunktvierteln nur eine deutsche Familie pro Schulklasse kommt,
    ist es für die Kinder unmöglich sauberes deutsch zu erlernen – wo es keine Deutschen gibt.

    Ohne Sprachzugang keine Bildung,
    und schon gar keine in einer so ausdifferenzierten Sprache wie deutsch.

    Selbst für die Fremdenlegion ist die Heimatsprache in Wort und Schift k.o Kriterium für Aufnahme,
    nur die Bundesrepublik stellt keine Ansprüche und erwartet messbare Bildungserfolge zur Deckung von
    Fachkräftelücken. Dabei ist das downsizing von Ansprüchen keine Lösung, wenn die Anforderungen in allen Berufen immer mehr Kenntnisse erfordern.

    Berufslose Berufspolitiker sind Teil des Problems,
    wie berufene Politiker mit ge.fakten Abschlüssen, vgl. Prof. Dr. Karl Lauterbach
    https://youtube.com/shorts/gTSMmIqtahI?feature=share

    Bildungsskandale als neue Normalität, vgl. Kanzlerkandidat Laschet
    welt.de/politik/deutschland/article141847297/Laschet-gibt-Lehrauftrag-nach-Noten-Skandal-auf.html

    Läuft.

    Antworten
    • Dr. Lucie Fischer
      Dr. Lucie Fischer sagte:

      @Alexander
      Wenigstens wird niemand mehr wagen, Deutschland als Heimat von
      ” Dichtern & Denkern” zu bezeichnen , ich hab´s eh nie geglaubt!
      Inkompetenz-Schamgrenze im Sinkflug, Drogenfreigaben & Medikamentenflohmärkte werden cerebralen Niedergang ( hirnorganische Abbau-Prozesse ) beschleunigen. Beispiel, klebt wie Pattex im Amt:
      https://www.youtube.com/watch?v=3k1jO6HuVts

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen. “ Friedrich Schiller legte diesen Satz in den Mund des Spitzbuben Muley Hassan, des Mohren von Tunis (Die Verschwörung des Fiesco zu Genua).

        https://youtu.be/EzuMjY5X_mk

  10. Thomas M.
    Thomas M. sagte:

    Kurze Anmerkung: Südkorea ist ein gutes Beispiel, wie man es übertreibt, nicht, wie man es richtig macht. Aktuell: 0,84 Geburten pro Frau, im Mittel niedriger Glücksindex relativ zum BSP. Mathe ist halt nicht alles.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Thomas M.

      Südkorea – das Epizentrum der Wein aus dem Tetrapack trinkenden mittelalten Katzenbesitzerinnen.

      Tja, wahrscheinlich hat die Kommunistische Partei Chinas schon recht mit ihrem Kreuzzug gegen die “weibisch aussehenden Männer” in den südkoreanischen Popmusikgruppen. ;)

      “two government agencies published guidelines saying they would ban broadcasts by ‘vulgar internet celebrities’ and ‘feminine-looking men’ because they do not portray the values the country wants to promote”
      https://www.bbc.com/news/entertainment-arts-58479375

      Antworten
      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        @Hr. Ott: Tja, so hat jede Landesführung ihre Baustellen im Kampf gegen die vermeintlichen Ursachen des Niedergangs der Gesellschaft… in diesem Falle weiß geschminkte junge Männer ;-)

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Thomas M.

        Wenn sie die schon mal singen gehört hätten, wäre Ihr Urteil nicht so milde. Bei der Frage habe ich volles Verständnis für die kommunistische Führung in Peking. ;)

    • Jacques
      Jacques sagte:

      Südkorea hat einfach eine lebens- und familienfeindliche Arbeitskultur, genau wie Japan.
      Solange diese Arbeitskultur so besteht, bleiben die Geburtenraten niedrig.

      Antworten
      • weico
        weico sagte:

        @Jacques

        “Südkorea hat einfach eine lebens- und familienfeindliche Arbeitskultur, genau wie Japan.
        Solange diese Arbeitskultur so besteht, bleiben die Geburtenraten niedrig.”

        Solang die Wenigen sehr innovativ sind und keine Migranten durchfüttern müssen, gibt es wenig Probleme.
        Die junge Generation kann durchaus auch abfeiern…!

        https://www.youtube.com/watch?v=DzivgKuhNl4

        Nebenbei :
        Wer wirklich etwas auf die unzähligen Index und Vergleiche gibt …der bemerkt, dass im neuen “Human-Feedom-Index 2022” … Japan vor Deutschland … und Südkorea vor Italien und Spanien rangiert.

        Wären Deutschland und Japan ihre Plätze gehalten haben, ist Südkorea aufgestiegen. Italien und Spanien sind…gefallen !

  11. foxxly
    foxxly sagte:

    @ r. ott,
    da hat heinsohn nich die us-doktrin berücksichtigt, welche aktuell zur spatung der welt in ost und west bedeutet.

    vielleicht hat er aber schon erkannt, dass europa unbedeutend wird/ist.

    Antworten
  12. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    “Zum Schluss entwirft Heinsohn noch das Szenario einer Kompetenzfestung entlang der Achse Washington – Moskau – Peking, was eine Region umfassen würde, in der im Jahre 2050 ein Viertel der Weltbevölkerung lebt. Diese Region müsste sich vom Rest der Welt konsequent abschirmen (Klartext: Zuwanderung steuern bzw. verhindern) und hätte „(…) nur als konservativer eine Zukunft, (müsste) also das Dreieck aus Leben, Eigentum und Freiheit immer im Zielhorizont halten. Es geht um die welthistorisch einzigartige Verbindung aus der Lebensheiligkeit des jüdischen Monotheismus mit der Eigentumszivilisation der griechisch-römischen Welt.”

    Die “Achse Washington – Moskau – Peking”???

    Ich kann kaum fassen, dass diese Idee aus einem 2019 erschienenen Buch stammt.

    Das wäre ja im Jahr 2001 eine originelle Utopie für 2050 gewesen, aber der Zug war schon 2019 lange abgefahren. Ich hätte aber zu gern gewusst, was Heinsohns Kollegen am “NATO Defense College” von der Idee halten…

    Antworten

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