Meine Sicht zur Entschei­dung der Fed und die Bedeu­tung für die Märkte

Das hier als Ergänzung zum gestrigen SONDERPODCAST:

Am Mittwoch hat die US-Notenbank Fed angekündigt, die geldpolitischen Zügel zu straffen – straffer, als die Märkte bisher erwartet haben.

  • Die Fed wird die Ankäufe von Vermögenswerten zur quantitativen Lockerung Anfang März abschließen
  • und denkt darüber nach, die Bilanz schneller als bisher erwartet wieder schrumpfen zu lassen.
  • Sie wird mit ziemlicher Sicherheit die Zinsen im März anheben.
  • Weitere Zinserhöhungen sind zu erwarten, und zwar vielleicht mehr als die vier, die die Märkte bereits erlebten.
  • Powell betonte wiederholt, dass der Arbeitsmarkt stark sei und Zinserhöhungen zu verzögern, sei nicht nötig.
  • Er betonte auch, dass die Wirtschaft weitaus stärker sei als zu Beginn des letzten Zyklus im Jahr 2015.
  • Er klang sehr besorgt darüber, dass die hohe Inflationsrate anhalten würde, und sagte, dies würde den Armen und dem Arbeitsmarkt schaden.

Was ist davon zu halten?

  • Anders als in früheren Zyklen ist die höchste US-Inflation seit 1982 ganz wesentlich auf die Pandemie und die dadurch verursachten Produktionsausfälle bzw.  Angebotsverknappungen zurückzuführen.
  • Den größten Inflationsbeitrag leistet bekanntlich der Ölpreis. Hier hat die OPEC wesentlich weniger Öl produziert als angekündigt.
  • Hinzu kommt die grüne Politik – TAXONOMIE –, nach der private Ölproduktionsfirmen (also außerhalb der OPEC) von den Banken keine Kredite bekommen sollen, um gezwungen zu werden, die Suche nach neuen Ölquellen einzustellen (2021 war 75-Jahres-Tief der Ölsuche).
  • Auch die politisch bedingte Erdgaspreisexplosion hat zu Verlagerungen Richtung Erdöl und damit größerer Nachfrage in diesem Sektor preissteigernd gewirkt.

Alles das sind Faktoren, für die die Fed zunächst nichts kann.

  • Die US-Inflation wurde allerdings auch durch die Nachfrage stimuliert. Hier kommen jene über zwei Billionen Dollar ins Spiel, die die US-Regierung an die Arbeitnehmer verschenkte, die dadurch zum ersten Mal in einer Rezession ein steigendes verfügbares Einkommen (plus hohe Sparquote) erlebten.
  • Hätte man mit den Hilfen nur die Einkommensausfälle ausgeglichen, wäre die Nachfrage nicht so drastisch gestiegen und die Preise hätten sich weniger verändert.
  • Diese Hilfen haben auch dazu geführt, dass das Arbeitskräfteangebot zurückgegangen ist, was den Lohndruck erhöht.
  • Wir haben nichts anderes erlebt als MMT: Modern Monetary Theory an der Arbeit, wo letztlich der Staat durch seinen Verschuldungsakt Geld schafft und in Umlauf bringt.

Damit sehen wir:

  • Ja, die Geldmengen sind stark gewachsen.
  • Aber es ist vor allem der fiskalpolitische Nachfrageeffekt, der zur höchsten Inflationsrate seit 40 Jahren führte.
  • Anders als in den 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre, als langwährende laxe Notenbankpolitik zu einer Lohn-Preis-Spirale führte, ist diesmal von einer destabilisierenden ähnlichen Lohn-Preis-Entwicklung NOCH nichts zu spüren.
  • Die Dezemberzahlen zeigen sogar erstmals bei Löhnen und Mieten eine leichte Verlangsamung des Anstiegs.
  • Damit ist es vermutlich in der Tat eine vorübergehende Entwicklung.

Nun hat aber Joe Biden erheblichen Druck wegen der Inflation und im Herbst sind Kongress-Wahlen. Deshalb muss die Fed handeln und die Zinsen erhöhen. Genau das hat sie nun angekündigt. Das Ganze ist nicht risikolos:

  • Die Gefahr ist groß, dass die Bremspolitik zu einem Zeitpunkt wirksam wird,
  • in der das Güterangebot wieder ganz erheblich gestiegen sein wird (höhere Preise führen zu mehr Angebot, die Engpässe fallen weg, etc.). Das sieht man unter anderem an den bereits deutlich fallenden Preisen für Schiffstransporte. 
  • Gleichzeitig wird die Nachfrage wegen Wegfalls der staatlichen Unterstützungszahlungen und schlechteren Konsums (US-Konsumentenvertrauen erneut schwächer) sinken.

Sollten die Fed wie gestern angekündigt bremsen, wäre dies wahrscheinlich ein Fehler.

  • Es wäre ein Bremsen in eine sich bereits abschwächende Konjunktur hinein.
  • Die historische Rekordverschuldung – nicht nur in den USA – wirkte sich nur wegen der sehr niedrigen Zinssätze und dem damit verbundenen, sehr geringen Schuldendienst im Vergleich zum verfügbaren Einkommen nicht negativ aus.
  • Steigende Zinsen bringen Schuldner und Vermögenspreise unter Druck.

Womit wir bei den Finanzmärkten sind:

  •  Diese haben in den letzten Wochen bereits nervös reagiert.

  • Vor der Pressekonferenz erhöhten sich die Börsen zunächst deutlich.
  • Doch dann kam es wieder zu Verkäufen, nachdem der Vorsitzende Powell sagte, dass sich die Inflationssituation seit der Dezembersitzung wohl etwas verschlechtert habe.
  • Die Anleger fürchteten, dass sich die Fed für eine stärkere Zinserhöhung als vorgesehen und sogar für eine Bilanzreduktion der Zentralbank entscheiden würde.
  • Und das ist realwirtschaftlich problematisch, wie wir gesehen haben, aber vor allem für die Finanzmärkte:

Und das ist wiederum ein Risiko für die Realwirtschaft. Deshalb können wir nicht die Schultern zucken und sagen, dann verlieren die bösen Spekulanten eben. Schauen wir es uns genauer an:

1. Die Börsen stehen NUR so hoch, weil das Geld seit Jahren so billig ist und die Notenbanken Liquidität in die Märkte gepumpt haben.

  • Wie eine bemerkenswerte neue Studie des McKinsey Global Institute zeigt, stieg das Nettoanlagevermögen zwischen den Jahren 2000 und 2020 weltweit um 50 Prozent mehr als das nominale Bruttoinlandsprodukt. Dafür verantwortlich waren zu 77 Prozent Preiseffekte, die sich aus dem Anstieg des Güterpreisniveaus (34 Prozent) und den durch den Verfall der Zinsen ausgelösten höheren Bewertungen (43 Prozent) ergaben. Bereinigt um diese Effekte stieg das reale Nettovermögen durch Erweiterungsinvestitionen nur um 28 Prozent.
  • Der Zinsverfall steigerte also die Kaufkraft der Vermögenden für Güter und Dienstleistungen, die von der überwiegenden Zahl der weniger Vermögenden zur Deckung ihres Lebensunterhalts produziert werden.

Auch andere Studien zeigen das Gleiche:

  • Liquidität, insbesondere von der Federal Reserve, spielt seit den verzweifelten Rettungsaktionen während der Finanzkrise im Jahr 2009 eine weitaus wichtigere Rolle als die Unternehmensgewinne. Wie Savita Subramanian von der BofA in der folgenden Grafik zeigt, sind die erwarteten Gewinne bei der Erklärung des Marktes weitaus weniger hilfreich Ergebnisse seit 2010 als zuvor. Inzwischen sind Änderungen in der Bilanz der Fed, der Geldmenge, die sie den Märkten zur Verfügung stellt, enorm wichtig geworden.
  • Alles andere würde auch nicht einleuchten. Ja, die Gewinne sind gestiegen, aber das genügt nicht als Erklärung!

Quelle: BofA, Bloomberg
  • US-Aktien sind jetzt nicht viel billiger als auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase.
  • Das betrifft aber nicht nur Aktien, sondern alle Vermögenspreise, die einen künftigen Ertrag versprechen.
  • Man spricht von der sogenannten Duration. Die Duration ist eine Sensitivitätskennzahl, die die durchschnittliche Kapitalbindungsdauer einer Geldanlage bezeichnet. Sie ist die der gewichtete Mittelwert der Zeitpunkte, zu denen der Anleger Zahlungen aus einem Wertpapier erhält.
  • Deshalb steigt alles!
  • Umgekehrt heißt es aber: Steigen die Zinsen, sinkt der Preis der Vermögenswerte.

2. Es ist nicht egal, dass die Vermögenspreise fallen.

  • Das hat zunächst damit zu tun, dass diese Vermögenspreise nicht neutral sind.
  • Wenn sie fallen, werden Leute ärmer und sie konsumieren weniger.
  • Das klingt zunächst theoretisch, weil es ja den berühmten „trickle down“-Effekt nicht gegeben hat, also dass der zunehmende Reichtum auch den Ärmeren nützt.
  • Aber gerade in den USA ist Aktienbesitz weit verbreitet, fallen die Börsen, werden die Bürger ärmer.
  • Noch wichtiger ist der Immobilienmarkt. Hier schlagen sich höhere Zinsen sofort in niedrigeren Preisen nieder.
  • Hinzu kommt, dass die Vermögen nicht NETTO sind. Es sind nämlich auch Schulden darauf.
  • Wenn die Vermögenspreise fallen, kommen die Schuldner unter Druck. Sie verlieren überproportional Eigenkapital, müssen im Zweifel nachschießen oder NOTVERKÄUFE tätigen.
  • Das ist der berüchtigte Margin Call.
  • Merke: Sobald die Preissteigerung des auf Kredit gekauften Gutes UNTER den Finanzierungskosten liegt, droht der Crash.
  • UND: Das zieht dann natürlich nicht nur den nach unten, der verkaufen muss, sondern den gesamten Markt.

3. Verschuldung ist ein massives Problem.

  • Und damit sind wir beim alles bestimmenden Problem: der Rekordverschuldung
  • und zwar von Staaten und Privatsektor!
  • Die globale Gesamtverschuldung hat am Ende des zweiten Quartals 2021 einen Rekordwert von 296 Billionen US-Dollar erreicht, gegenüber 270,9 Billionen US-Dollar im Vorjahr. Die Kreditaufnahme von Regierungen, nicht finanziellen Unternehmen, dem Finanzsektor und privaten Haushalten repräsentierte 86 Billionen Dollar, 86 Billionen Dollar, 69 Billionen Dollar bzw. 55 Billionen Dollar.
  • Das ist – auch das war immer wieder Thema in meinem Podcast – die Folge der asymmetrischen Notenbankpolitik der letzten Jahrzehnte.
  • Immer wenn eine Krise drohte, wurde Geld in die Märkte gepumpt und danach nicht wieder eingesammelt.
  • Die Notenbanken haben Verschuldung und Spekulation belohnt.
  • Und diese Verschuldung ist über alle Ebenen.
  • Die Unternehmen kaufen eigene Aktien auf Kredit zurück.
  • Die Aktionäre kaufen die Aktien auch auf Kredit.
  • Die Kreditgeber kaufen die Anleihen auch auf Kredit.
  • Die Banken arbeiten mit immer weniger Eigenkapital.
  • Das erklärt auch, weshalb jeder Versuch in der Vergangenheit Geld teurer zu machen, zu einer Krise in den Finanzmärkten geführt hat.
  • Und: Diese Krise kam bei einem immer tieferen Zinsniveau!

Quelle: RIA

Fazit:

  • Die Notenbanken haben sich und uns in eine Sackgasse manövriert.
  • Die Schulden sind zu hoch.
  • Die Vermögenspreise sind nur wegen der tiefen Zinsen zu rechtfertigen.
  • Die Notenbanken haben keinen Ausweg, sie müssen immer weitermachen.
  • Tun sie es nicht, zum Beispiel weil der Inflationsdruck zunimmt, muss es zu einem Einbruch kommen.
  • Und dieser kann zu einer realwirtschaftlichen Krise führen, weil die Verschuldung so hoch ist.
  • Und hier liegt die Parallele zu 1929,
  • die kein Geringerer als der Nobelpreisträger Robert Shiller sieht.
  • Im Interview mit der NZZ sagt er diese Woche: „Es gibt Parallelen zum Jahr 1929, dem Jahr der Weltwirtschaftskrise – nicht, dass ich das vorhersagen möchte, aber es ist ein Szenario. Wenn man sich alte Zeitungen aus den 1920er-Jahren anschaut, sieht man, dass es damals viele Debatten über zu hohe Kurse am Aktienmarkt gab. Die öffentliche Meinung war aber, dass es mit den Aktienkursen weiter aufwärtsgehen würde. Es gab zwar den Verdacht, dass die Märkte überbewertet waren. Aber das liess sich nicht beweisen, und so kauften die Menschen weiter Aktien – bis zum Crash.”
  • Wir sind in einer Welt, in der Assetpreise nicht fallen und Zinskosten nicht steigen dürfen.
  • Das macht den Weg der Fed so gefährlich für die Märkte und die Realwirtschaft.

Bitte nicht missverstehen: Ich finde das nicht gut. Ich begrüße das Aufblasen von Vermögensmärkten, die letztlich hinter der zunehmende UNGLEICHHEIT stehen, nicht. Wir brauchen einen Ausweg aus der Sackgasse. Wenn der einfach wäre, würde man ihn gehen.

Kommentare (35) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Namor
    Namor sagte:

    Wenn man auf dieser Homepage nach “Deflation” sucht, ist auffällig, dass die Beiträge dazu im Februar 2020 abrupt aufhören. Vorher gab es einige, in den ersten zwei Monaten 2020 alleine drei!
    Man liest damals auch von Reflation, der gezielten Herbeiführung von Inflation. Wir haben jetzt ein paar Monate hohe Inflation in einer besonderen Zeit (Normalisierung) zu einer speziellen Zeit (Pandemie). Auf Zweijahressicht ist die Inflation bei 1,8% p.a.
    All die Gründe für Deflation durch Corona verflogen? Glaube ich nicht. Die Menschen sind überversorgt, die Demographie fragt weniger Produkte nach, die Produktivität steigt, die Stückzahlen müssen hoch bleiben um die Stück kosten gering zu halten. Corona hat zb die Lagerfahrzeuge der Hersteller und Händler wieder verkäuflich gemacht, durch Stillstand der Fließbänder. Wenn sich die Lage normalisiert. Werden sich die Lager wieder füllen.

    Antworten
  2. Schwarzenberg
    Schwarzenberg sagte:

    Viele der hier aufgelisteten Risiken und Fallstricke sind der FED sicherlich nicht unbekannt.
    Die FED darf und wird die Straffungen nicht ohne Rücksicht auf die Auswirkungen auf die laufend beobachtete Realwirtschaft durchziehen. Wenn z.B. die Inflation doch schneller zurückgeht als erwartet, werden wohl keine weiteren Zinserhöhungen folgen. Klar ist freilich, dass die Zusammenhänge NICHT linear sind, und das macht ein stabiles “Regeln” hier schwierig, umso mehr mit den zeitlichen Latenzen. Stichwort Ketchup oder die kaputte Bremse, die zuerst zu schwach und dann zu stark wirkt.
    Falls jedoch mehrere Zinserhöhungen und Bilanzverkürzungen notwendig werden, wird sich die EZB dem nicht ewig entziehen können. Der Dollar würde sonst einfach zu teuer für Europa.
    Und dann wird es spannend – die latenten Probleme im Eurosystem sind hier bestens bekannt.

    Antworten
  3. JürgenP
    JürgenP sagte:

    DrDS „Am Mittwoch hat die US-Notenbank Fed angekündigt, die geldpolitischen Zügel zu straffen – straffer, als die Märkte bisher erwartet haben“.

    und

    „Meine Sicht zur Entscheidung der Fed und die Bedeutung für die Märkte: Er klang sehr besorgt darüber, dass die hohe Inflationsrate anhalten würde, und sagte, dies würde den Armen und dem Arbeitsmarkt schaden“.

    Szenenwechsel.

    n-tv.de: „Habeck zieht Notbremse – Bund stoppt Förderung für Effizienzhäuser“.

    welt.de: „Der Stopp aber sei in der Sache begründet. Man sei gezwungen gewesen, das Programm vorzeitig zu beenden, da man mit dem genehmigten Geld nicht mehr alle Anträge erfüllen konnte.

    So so. Wie es scheint, kann man das Geld nicht mehr nach Belieben drucken und auf den Markt schmeißen. Hat sicherlich nichts mit den Zügeln der Fed zu tun …, denn

    welt.de: „Außerdem gab er zu bedenken: „Subventionen fördern die Inflation. Sie sind die Ultima Ratio der Wirtschaftspolitik. Da wo Märkte erhitzt sind, fördert man damit die Inflation. Also muss man immer wieder überprüfen, wo Subventionen nicht nötig sind“.

    So, so. Habeck wird als ehem. Agrar- und Umweltminister in S-H bei den Bauern in der Wilstermarsch genau hingeschaut haben. Kriegen die Milchbauern Milchsubventionen in EUR/Liter, wird Milch in Massen produziert. Werden die Milchsubventionen abgeschafft, schwindet die Milchinflation (und die Bauern gleich mit).

    Dieses simple Prinzip auf das inflationär teure Bauen übertragen heißt: Subventionen streichen, nix teures Bauen mehr.

    Genial, der Superministeriumminister. Er schafft es, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen:
    – kein Flächenfraß mehr für Einfamilienhäuser,
    – keine Carbonemissionen durch Beton und Baumaschienen und auch
    – keine Fake-Wärmepumpen mehr in hochsubventionierten Effizienzfehlkonstruktionen.

    Klimaschutz live.

    Die konsternierten Investoren, denen man die Häuserträume pulverisiert hat, offeriert man das Schaffen von Planungssicherheit. Was das bedeutet sagt Habeck gleich dazu: „Klar ist, dass das Effizienzhaus-55-Programm nicht wieder aufgenommen wird“.

    Ergo: Umplanen, neue Baugenehmigung, neu finanzieren, neu vermarkten und irgendwann Bauen. Das kann ein paar Jahre dauern, wenn man als Investor überhaupt noch Lust dazu hat, sich solchen Kamikaze – Methoden auszusetzen.

    Derweil müssen die Leute ohne Wohnung halt mal enger zusammenrücken mit den Großeltern. Früher ging das auch.

    War nur der Gelddrucker ausgefallen oder diese Art der Inflationsbremse eventuell doch etwas mit gestrafften Geldzügel der Fed zu tun? War das vielleicht der Vorgeschmack auf die nächsten Aktionen …

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @JürgenP

      “Genial, der Superministeriumminister. Er schafft es, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen:
      – kein Flächenfraß mehr für Einfamilienhäuser,
      – keine Carbonemissionen durch Beton und Baumaschienen und auch
      – keine Fake-Wärmepumpen mehr in hochsubventionierten Effizienzfehlkonstruktionen.

      Klimaschutz live.”

      Den genialsten Effekt haben Sie vergessen:

      -die Preise für bereits existierende Einfamilienhäuser steigen dadurch

      Sexy Habeck liefert für seine Klientel.

      Antworten
  4. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    „Immer wenn eine Krise drohte, wurde Geld in die Märkte gepumpt und danach nicht wieder eingesammelt.“

    Was in die Märkte gepumpt wird, das sind RESERVEN. Mit Reserven kann man NICHT einkaufen. Reserven erzeugen somit auch keine realwirtschaftliche Nachfrage.

    „Die Notenbanken haben Verschuldung und Spekulation belohnt.“

    Ich würde es eher so formulieren: Die Politik unterbindet nicht die unproduktive Verschuldung und die Notenbanken müssen dann ex post die Scherben derartiger unproduktiver Verschuldungsexzesse wieder zusammen kehren.

    „Die Unternehmen kaufen eigene Aktien auf Kredit zurück.
    Die Aktionäre kaufen die Aktien auch auf Kredit.
    Die Kreditgeber kaufen die Anleihen auch auf Kredit.
    Die Banken arbeiten mit immer weniger Eigenkapital.“

    Wie gesagt: Die Politik ist hier gefordert, nicht die ZBen.

    „Die Notenbanken haben sich und uns in eine Sackgasse manövriert.“

    Das haben sie insofern gemacht, als dass sie die Politik nicht auf diese unproduktiven Kreditexzesse hingewiesen haben. In die Sackgasse hat uns aber letztlich das neoliberale Denken manövriert, das ganz maßgeblich auch die politischen Entscheidungsprozesse beeinflusst (hat).

    Die Vermögenspreise sind nur wegen der tiefen Zinsen zu rechtfertigen.

    Wieso zu rechtfertigen? Sie sind eine unmittelbare Folge des niedrigen Zinsniveaus. Und dieses niedrige Zinsniveau ist ein ganz und gar SÄKULARES MARKTERGEBNIS, auf das die ZBen dieser Welt KEINEN Einfluss haben.

    „Wir sind in einer Welt, in der Assetpreise nicht fallen und Zinskosten nicht steigen dürfen.“

    Oh doch: Wenn die Wachstums- und Inflationserwartungen wieder anziehen sollten. Davon sind wir aber meilenweit entfernt und wir werden auch keine Wachstumsraten mehr über 2 bis 3 Prozent sehen. Insofern werden wir auch bei moderatem Wachstum zukünftig weiterhin mit niedrigen Zinsen leben müssen/dürfen.

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Michael Stöcker

      >Mit Reserven kann man NICHT einkaufen.>

      Stimmt.

      Aber Reserven BEWIRKEN etwas.

      Und sie wurden nicht wieder eingesammelt.

      >Die Politik unterbindet nicht die unproduktive Verschuldung und die Notenbanken müssen dann ex post die Scherben derartiger unproduktiver Verschuldungsexzesse wieder zusammen kehren.>

      Falsch.

      Richtig:

      Die Politik unterbindet aus GUTEN GRÜNDEN nicht die unproduktive Verschuldung, die u. a. auch die Arbeitsplätze bei Zombie-Unternehmen sichert – aktuell: weitere EUR 220 Mio. für Galeria Karstadt Kaufhof – und die Notenbanken können dies NICHT konterkarieren, weil die Politik das Primat hat aufgrund des sie legitimierenden Volkswillens.

      >„Die Notenbanken haben sich und uns in eine Sackgasse manövriert.“

      Das haben sie insofern gemacht, als dass sie die Politik nicht auf diese unproduktiven Kreditexzesse hingewiesen haben.>

      Die Notenbanken mussten doch die Politik darauf nicht hinweisen, denn die Politik weiß so gut wie die Notenbanken, dass die Kreditexzesse NICHT produktiv sind, zugleich aber in großem Umfang UNVERZICHTBAR, um eine Depression zu verhindern.

      >In die Sackgasse hat uns aber letztlich das neoliberale Denken manövriert, das ganz maßgeblich auch die politischen Entscheidungsprozesse beeinflusst (hat).>

      Falsch.

      Richtig:

      In die Sackgasse hat uns die ILLUSION geführt, dass es in der Wohlstandsmaschine Kapitalismus, der man sich mehrheitlich verschrieben hat, stärkere Korrekturen und Krisen NICHT geben kann, wenn man sie nur intelligent „zügelt“.

      Also hat man sie intelligent gezügelt und ist da, wo man heute ist.

      Hat eine lange Zeit gut funktioniert.

      Niemand hat gesagt, dass es auf ewig gut funktionieren muss.

      Ich verstehe die Schuldzuweisungen nicht.

      Antworten
      • Renée Menéndez
        Renée Menéndez sagte:

        Hallo Herr Tischer,

        “Mit Reserven kann man NICHT einkaufen.

        Stimmt.

        Aber Reserven BEWIRKEN etwas.”

        Ich bin mir nicht sicher, wie Ihr “Stimmt.” zu interpretieren ist. Beziehen Sie es darauf, daß natürliche Personen – also die Nichtbanken – darauf keine direkte Weisungsbefugnis haben, weil sie kein Konto bei der Zentralbank besitzen, stimmen Sie Herrn Stöcker im wesentlichen zu. Ich kann nur spekulieren, warum von Herrn Stöcker immer wieder dieses Mantra zum Besten gegeben wird, aber ich könnte mir vorstellen, daß damit die “Geldeigenschaft” der Giralgeldes argumentativ abgesichert werden soll. Denn wenn man mit Reserven, d.h. Zentralbankgeld (ohne Bargeld) nicht zahlen (einkaufen) kann, bleibt nur noch meine Position, daß nur Bargeld (und papierloses Bargeld = clearing, d.h. Auf-/Verrechnung) Zahlungsmittel ist, oder die landläufige Legende, daß es das Giralgeld ist, welches für Zahlungen gebraucht werden kann.

        Ihr “Stimmt.” kann aber auch dahingehend interpretiert werden, daß man nämlich mit Reserven deswegen nicht einkaufen kann (nicht mal die Banken), weil Reserven Schuldverhältnisse sind, die ausschließlich zwischen zwei Parteien definiert sein können (weswegen der Begriff “Reserven” – als selbständige Entität gedacht – auf eine falsche Fährte führt). Das ist genau dasselbe wie beim Giralgeld, denn auch mit Giralgeld kann man nicht einkaufen. Der kritische Unterschied besteht darin:

        Man kann MIT HILFE von Schuldverhältnissen einkaufen, indem man seinen Zahlungsdienstleister anweist(!) eine ZAHLUNG durchzuführen, damit dem Weisenden ein Entschuldungserfolg zugute kommt. Und das gilt für Reserven und Giralgeld gleichermaßen. Witzigerweise ist das derselbe Sprachfehler, der immer wieder zum Besten gegeben wird, wenn wieder jemand sagt: “Ich bezahle mit meine Karte / meinem Handy / mit meinem guten Namen. Wenn man MIT Bargeld bezahlt ist die Sache klar, zahlt man aber MIT XYZ – hat man danach keine Karte / Handy / guten Namen mehr? Stellt man die Frage so, wird der (analytische, für den Stammtisch ist es ausreichend) Unfug offensichtlich.

        Von daher würde ich Ihre Antwort etwas anders setzen:

        Mit Hilfe von Reserven kann man etwas bewirken! Nämlich sich entschulden.

        Und das gilt für Privatpersonen genauso wie für Banken. Der Unterschied ist lediglich, daß die Banken direkt ihre Weisungen an die Zentralbank funken, während Privatpersonen die Mittelstellung der Banken nutzen müssen, um ebenso Reserven in Bewegung setzen zu können. Im Einzelnen kann eine Privatperson natürlich nicht entscheiden, ob der Transfer des angewiesenen Zahlungsdienstleisters innerhalb einer Bank, innerhalb eines Giroverbundes oder bei der Zentralbank passiert – das kann ihm aber auch schnurzpiepe sein.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @R. Menéndez @DT

        Was wird denn durch die Mehrung der Reserven BEWIRKT und was nicht? Vorher findet eine Diskussion über stimmt/stimmt nicht im luftleeren Raum statt.

        Kann sich jemand (Privater, Bank) etwas leisten, was er sich bei weniger Reserven nicht leisten kann und tut es auch?

        Und bei „sich leisten“ ist mir egal ob „mit“ oder „mithilfe“… es geht um die Wirkung.

      • jobi
        jobi sagte:

        @Christian Anders

        Sie stellen die richtige Frage, denn es geht ausschließlich um die Wirkung.

        Zentralbankverbindlichkeiten, entstanden als Bankreserven z.B. durch QE können nämlich Namen und Funktion ändern – sie werden zu Forderungen von Nichtbanken: zu Einlagen des Staates (TGA) oder zu Quasi-Einlagen von Geldmarktfonds (RRP).

        Und das alles per Design.

        Nichts also vom Stöcker’schen Mythos von den “getrennten” Geldkreisläufen.

      • jobi
        jobi sagte:

        @Christian Anders

        “Kann sich jemand (Privater, Bank) etwas leisten, was er sich bei weniger Reserven nicht leisten kann und tut es auch?”

        Wenn ich meine Anleihe an meine Bank verkaufe und die Bank sie dann weiter an die Zentralbank, dann finde ich den Gegenwert als Geld (korrekt natürlich Giralgeld) auf meinem Konto. Davon kann ich jetzt z.B. Aktien oder Immobilien kaufen. Vermögenpositionen haben sich daurch nicht geändert, wohl aber die Geldmenge (M2)

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Renée Menéndez

        Dank, dass Sie mein enigmatisch hingeworfenes „bewirken etwas“ aufgreifen.

        Sie bringen mich damit aber auch in Schwierigkeiten, denn ich bin kein Geldexperte oder in Bankbetriebswirtschaft Ausgebildeter derart, dass ich FUNKTIONAL nachvollziehen könnte, was genau bewirkt würde, wenn Reserven gebildet werden.

        Meine Aussage basiert gleichwohl auf einer Überlegung, die jedermann verstehen kann, die aber zugleich banal ist:

        Die Operation, die zur Bildung einer Reserve führt, ist eine zwischen Notenbank und Privatbank und somit auch eine, die bei beiden etwas VERÄNDERT.

        Vorrangig für die Diskussion: bei der Privatbank.

        Meinem oberflächlichen Verständnis nach ist das Folgendes:

        Eine Privatbank, die bei ihrer Zentralbank eine Reserve bildet, hat der Zentralbank ein Wertpapier übereignet mit der Folge, dass sich ihre Bilanz verändert hat.

        DIESE Bilanzveränderung BEWIRKT c. p. zumindest dies m. A. n.:

        a) eine Veränderung der Einschätzung, die ich hier mal lose „Bonität“ nenne, dieser Bank durch andere Privatbanken. Die Bank mit der Bilanzveränderung kann sich bei anderen Banken zu anderen Bedingungen – günstigeren, glaube ich – verschulden.

        und

        b) eine Veränderung ihrer Möglichkeiten, Schuldverhältnisse mit anderen Wirtschaftssubjekten der Realwirtschaft einzugehen, also Kredite zu vergeben.

        Ich glaube, dass dieses Verständnis mit Ihrer Auffassung, dass sich Privatbanken mit Reservebildung entschulden können, vereinbar ist.

        @ jobi

        >Wenn ich meine Anleihe an meine Bank verkaufe und die Bank sie dann weiter an die Zentralbank, dann finde ich den Gegenwert als Geld (korrekt natürlich Giralgeld) auf meinem Konto.>

        Ja.

        Aber:

        Sie erhalten die Gutschrift auch dann auf Ihrem Konto, wenn die Bank Ihre Anleihe NICHT an die Zentralbank verkauft.

        Es geht in der Diskussion um die Wirkungen, die durch die Operation „Reservebildung“ von Zentralbank und Privatbank im REALWIRTSCHAFTLICHEN Giralgeldkreislauf ausgelöst werden können und gegebenenfalls auch erfolgen.

      • jobi
        jobi sagte:

        @Dietmar Tischer

        “Sie erhalten die Gutschrift auch dann auf Ihrem Konto, wenn die Bank Ihre Anleihe NICHT an die Zentralbank verkauft.”

        Das ist schon richtig, aber nicht der Punkt.
        Denken Sie die Sache von den Anreizen her, die diese Transaktionen ( nicht nur den Assetswap zwischen GB und ZB ) in Gang setzen. Es sind die Zinsen auf die Reserven (IOR)

      • jobi
        jobi sagte:

        @Dietmar Tischer

        “DIESE Bilanzveränderung BEWIRKT [..]”

        Sie bewirkt vor allem, dass die ZB sich neben Assets von fragwürdiger Qualität (ABS und sogar Unternehmensanleihen) auch jede Menge Zinsänderungsrisiko auf die Bilanz lädt, wenn – ja wenn Herr Stöcker denn Recht damit hätte, dass die langen Zinsen allein von den Märkten bestimmt würden.

      • Tom96
        Tom96 sagte:

        @ jobi und Renée Menéndez

        Danke für die exakte Verknüpfung zwischen Zentralbanken und den klassischen Sektoren der VWL (GB, PH, ÖH, Sozialtransferhaushalte wie Krankenkassen, Rentenkassen, Pflegekassen).
        Der alte kriegerische Begriff Treasurery / Schatzkammer / Kämmerei (zur Bezahlung der Söldber von Gewalttaten) drückt die Funktion plakativ aus, dieses Geld, Gold, Transferversprechen (Leistung von Rentengeldzahlungen, Gesundheitsleistungen in Geld sowie Pflegeleistungsgeldern) dokumentieren das Vermögen auf den Aktivseiten der Bilanzierenden Geschäftsvorgängen begeben zu können.
        Die Krux ist, daß der Zentralbank dies durch ihre (Geld-)Reservepolitik selbst nicht möglich ist, da sie kein direkter originärer Wirtschaftskreislaufteilnehmer ist, sondern immer der erste Staatswesenvorfinanzierer im Sinne des Debitismus – siehe die Wortbedeutung debit = Schuldschöpfung = Forderungshaltung oder der Refinanzierer durch Pfandinzahlungnahme der Anleihen, ob private oder staatliche sowie der weiteren Kreditsicherheiten (Lwoski, Recht der Kreditsicherheiten https://www.juris.de/jportal/nav/produkte/werk/das-recht-der-kreditsicherung.jsp).
        Ich nenne sie mal Geldquellentopf (frühere Tenderverfahren zur Geldinverkehrbringung der Bundesbank inklusive Goldeckungsmöglichkeiten) und zwar in der Ausprägungen (M0, M1, M2 …) der Schulden- und Rücklagenmacher in der Volkswirtschaft.

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Genosse Stöcker

      “Was in die Märkte gepumpt wird, das sind RESERVEN. Mit Reserven kann man NICHT einkaufen. Reserven erzeugen somit auch keine realwirtschaftliche Nachfrage.”

      Schon wieder diese bewusst irreführende Darstellung von Ihnen?

      Die Zentralbanken haben von den Geschäftsbanken gezeichnete und dann – pro forma ganz kurzzeitig gehaltene – Staatsanleihen gekauft, und zwar in hohem Volumen immer wieder und über viele Monate hinweg und so konnten sich die Staaten zu außergewöhnlich niedrigen Zinsen hoch verschulden.

      Und mit den neu aufgenommenen Schulden kauft der Staat ein – beziehungsweise leitet das Geld als Transferzahlungen durch, mit denen dann eingekauft wird. Da ist die realwirtschaftliche Nachfrage, von der Sie so gerne behaupten, dass sie durch die Zentralbankpolitik angeblich nicht erzeugt wird.

      Antworten
  5. jobi
    jobi sagte:

    @bto:
    “-Wir sind in einer Welt, in der Assetpreise nicht fallen und Zinskosten nicht steigen dürfen.
    -Das macht den Weg der Fed so gefährlich für die Märkte und die Realwirtschaft.”

    Was diesmal noch dazu kommt: Die Fed hat Handlungsspielräume und Unabhängigkeit weitgehend verspielt und handelt auf politischen Druck.

    Sie strafft in eine sich abschwächende Wirtschaft, um eine Inflation zu bekämpfen, die im wesentlichen zwei Ursachen hat: Fiskalische Überreaktion plus Angebotsschock durch die Covid-Maßnahmen.

    Während die Nachwirkungen des Gelddruckens verschwinden, ist es somit mehr als fragwürdig, ob Zinsanhebungen das richtige Mittel ist.

    Bleibt die schwache Hoffnung, dass Inflationszahlen zurück kommen, bevor die Fed ihre Ankündigungen in die Tat umsetzt.

    Die Frage ist, was dann noch zu retten sein wird. Vieviele Billionen werden es diesmal sein, bevor der Markt reagiert ?

    Antworten
  6. LeleCastello
    LeleCastello sagte:

    Auf den Erdölpreis sollte man schauen nicht auf die FED. Der Erdölpreis ist das was zählt. Die FED kann da wenig aber natürlich werden sie es probieren und die Politik wird es von ihr verlangen.

    Antworten
  7. Carsten Pabst
    Carsten Pabst sagte:

    Alles schön und gut,
    die Dose kann auch noch eine zeitlang den Berg runtergekickt werden.
    Liquiditätsverknappung um 700 Mrd $ hatten wir unter Jurist Powell schon 2017/2018 und die Börse ging in den Rückwärtsgang im 4. Quartal 2018. Mal sehen, ob er dieses Mal hat, was Oliver Kahn immer vermisst. Auf jeden Fall gibt es immer noch günstige Märkte. Und was für mich besonders freudig ist, der alte Haudegen Peter E. Huber hat den Golfplatz wieder verlassen:
    https://www.taunustrust.de/wp-content/uploads/2021/12/2021-11_Boersenausblick_Huber.pdf
    Gut streuen und dann nebenbei das Leben nicht vergessen.
    Schönes Wochenende
    Carsten Pabst

    Antworten
  8. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >Die US-Inflation wurde allerdings auch durch die Nachfrage stimuliert. Hier kommen jene über zwei Billionen Dollar ins Spiel, die die US-Regierung an die Arbeitnehmer verschenkte, die dadurch zum ersten Mal in einer Rezession ein steigendes verfügbares Einkommen (plus hohe Sparquote) erlebten.

    Hätte man mit den Hilfen nur die Einkommensausfälle ausgeglichen, wäre die Nachfrage nicht so drastisch gestiegen und die Preise hätten sich weniger verändert.>

    Es ist also nicht nur die Angebotsknappheit, die für Inflation sorgt.

    Die Nachfrage boomt.

    Wäre dies nicht der Fall, hätte die US-Wirtschaft (BIP) TROTZ der Pandemie im vierten Quartal 2021 aufs Jahr hochgerechnet nicht 6,9 % wachsen können.

    Auch wenn Omikron im 1. Quartal Wachstum kosten und sich in diesem Jahr das Wachstum in China vermutlich etwas abschwächen wird (mit Folgen auch für die USA), ist ein WEITERHIN stabiles Wachstum mit hoher Beschäftigung in USA zu erwarten.

    Ich verstehe daher nicht, dass man sagen kann:

    >Sollten die Fed wie gestern angekündigt bremsen, wäre dies wahrscheinlich ein Fehler.

    Es wäre ein Bremsen in eine sich bereits abschwächende Konjunktur hinein.>

    Die Begründung ist SPEKULATIV und trägt NICHT.

    Eine sich abschwächende Konjunktur – einmal unterstellt, so wäre die Entwicklung – kann immer noch eine sein, die URSÄCHLICH eine nicht akzeptable zu HOHE Inflation bewirkt.

    Die Inflation ist heute SEHR hoch und wird auch auf Sicht zu HOCH sein, da die Mega-Ausgaben für die Erneuerung der Infrastruktur und Energiewende werden erst in den kommenden Jahren wirksam werden.

    >Die Notenbanken haben keinen Ausweg, sie müssen immer weitermachen.

    Tun sie es nicht, zum Beispiel weil der Inflationsdruck zunimmt, muss es zu einem Einbruch kommen.

    Und dieser kann zu einer realwirtschaftlichen Krise führen, weil die Verschuldung so hoch ist.>

    Die Notenbanken haben einen Ausweg und müssen NICHT immer weitermachen.

    Wenn es für sie starke Gründe gibt, nicht weiterzumachen und sie folglich nicht weitermachen, dann ist allerdings mit einer realwirtschaftlichen Krise zu rechnen.

    Fazit:

    Man MUSS sich ENTSCHEIDEN, welche Krise man BEVORZUGT.

    Herausreden kann man sich aus keiner.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      Ergänzung mit den neuesten Inflationszahlen für USA, hier:

      https://finance.yahoo.com/news/stock-market-news-live-updates-january-28-2022-231329863.html

      Daraus:

      >The latest inflation data showed another multi-decade high rate of price increases, as the Personal Consumption Expenditures (PCE) index posted a 5.8% year-over-year rise in December, or the biggest jump since 1982. Core PCE, which excludes more volatile food and energy prices, rose at a 4.9% annual rate, representing the largest leap since 1983. >

      Angenommen, durch Normalisierung auf der Angebotsseite reduziert sich die Inflation (PCE) auf 3%, ohne dass auf der Nachfrageseite die Inflationstendenzen zunehmen.

      Das ist immer noch zu HOCH, als dass die Fed HEUTE nicht gegenzusteuern braucht.

      Anhaltend zu hohe Inflation ist ein Sachverhalt mit großem SOZIALEN Sprengstoff.

      Fallende Vermögenspreise ist zwar keine Lappalie, aber „NUR“ ein Problem für zu hoch Verschuldetet.

      Ich gehe davon aus, dass man das bei der Fed genauso sieht und weiß, WELCHEN Fehler man sich NICHT erlauben kann.

      Antworten
  9. f. ondra
    f. ondra sagte:

    Die Zentralbanken haben sich in die ausweglose Situation des unbegrenzten Gelddruckens begeben und steuern logischerweise mit exponentiell zunehmender Geschwindigkeit auf das Ende dieses Geldsystems zu.
    Wie 1929 auch, wollen möglichst alle dabei sein

    Antworten
  10. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Wie spricht der CEO in “Margin Call” ?

    Es ist doch nur Geld.
    Virtuell. Mehr nicht.
    Bedrucktes Papier mit Köpfen drauf.
    Damit wir uns auf der Suche nach Nahrung nicht gegenseitig umbringen.
    Und heute ist es nicht anders als all die Jahrhunderte zuvor.
    1637, 1720, 1819, 1837, 1857, 1873, 1884, 1893, 1907, 1929, 1987, 1998, 2001, 2008 …
    Alles wiederholt sich, immer und immer wieder.
    Der Mensch kann einfach nicht die Finger davon lassen.
    Und wir, wir können daran nichts ändern.
    Wir können es nicht aufhalten.
    Wir können es nicht einmal verlangsamen.
    Wir reagieren nur.
    Und verdienen dabei eine Menge Geld.
    Machen wir aber einen Fehler, landen wir in der Gosse.
    Es hat schon immer Gewinner und Verlierer gegeben.
    Reiche Leite, arme Leute.
    Glückliche Menschen, traurige Menschen.
    Sicher, es gibt heute mehr arme Schlucker als je zuvor.
    Aber das Verhältnis, das bleibt immer dasselbe.”

    Die Finanzmärkte leben von einem ewigen Menschheitstraum.
    Dem Traum vom Reichtum ohne Arbeit.
    Was wäre das Leben ohne Illusionen ?

    Die reale existiert habende Alternative habe ich in Bukarest 1981 erlebt:
    In den Läden gab es Bohnen in Dosen, Alkohol und Bücher von Ceausescu.
    Sonst: Nichts.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Vater Thiel

      “Die reale existiert habende Alternative habe ich in Bukarest 1981 erlebt:
      In den Läden gab es Bohnen in Dosen, Alkohol und Bücher von Ceausescu.
      Sonst: Nichts.”

      Aber bitte die Pointe nicht vergessen: Während der Revolution 8 Jahre später wurde Ceausescu vom einem rumänischen Militärtribunal unter anderem wegen “Schädigung der Volkswirtschaft” angeklagt und zum Tod durch Erschießen verurteilt. Und zwar am 1. Weihnachtstag des Jahres 1989.

      War offensichtlich kein “richtiger Sozialismus”, sonst hätte das dumme und undankbare Volk die Weisheit von Ceausescus Politik erkennen müssen. Genug Bücher zum Nachlesen hatten sie ja. ;)

      Antworten
  11. @foxxly
    @foxxly sagte:

    einstein sagte sinngemäß:
    “immer der gleiche tun und dabei ein anderes ergebniss zu erwarten, ist dummheit”.

    mit unseren schuldgeldsystem machen wir dies genauso:

    all die anstrengungen, mal weniger zunahme der verschuldung, mal mehr. mal mehr wachstum, mal weniger, – usw.
    keine maßnahme hat die zunehmende probleme der gesamtverschuldung nur annähnernd gelöst, oder gemindert.
    es geht ja auch nicht, da die verschuldung schneller zunimmt, als das wirtschaftswachstum.

    ein lösungsansatz im sinne einer stabileren wirtschaft und verschulung, kann daher nur im bereich des geld- und bankensystems real es was bewirken

    Antworten
  12. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    bto: “Das klingt zunächst theoretisch, weil es ja den berühmten „trickle down“-Effekt nicht gegeben hat, also dass der zunehmende Reichtum auch den Ärmeren nützt.
    Aber gerade in den USA ist Aktienbesitz weit verbreitet, fallen die Börsen, werden die Bürger ärmer.”

    Man muss sich schon entscheiden, ob man an grundsätzlich an die “trickle economics” glaubt oder nicht. Wenn “trickle down” nicht funktioniert, wieso sollte dann sein Gegenstück bei fallenden Börsen tatsächlich wirksam sein?

    Die wirklich Armen in den USA haben keine Aktien, weil sie überhaupt kein Vermögen besitzen und von Transferzahlungen oder einem McJob leben – von den paar Wahnsinnigen abgesehen, die in der Situation trotzdem mit irgendwelchen Hype-Aktien an der Börse spekulieren, aber denen ist sowieso nicht zu helfen.

    Antworten
  13. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Im Wintersemester 1979/80 war ich auf einem Schnuppertag an der TU München.
    Es war der Beginn der Hochzinsphase, Paul Volcker wollte mit drastischen Schritten die Inflation bekämpfen.
    Die FED nahm eine schwere Rezession zur Inflationsbekämpfung bewusst in Kauf.
    Die Aussichten für die junge Studentengeneration wurden in düsteren Farben gezeichnet.
    Ich kann mich noch gut an einen Artikel in einer Studentenzeitschrift erinnern:
    Es gäbe überhaupt nur noch zwei Fächer, die man guten Gewissens empfehlen könne und die ein halbwegs auskömmliches Einkommen garantieren:
    Elektrotechnik und Informatik. Aber das war natürlich nur was für die kleine Gruppe der Top-Performer im Mathe- und Physik-Leistungskurs.
    Die marxistischen Blätter feierten den russischen Einmarsch in Afghanistan.
    Das Ende des Kapitalismus stand bevor.

    Nur wenige Jahre später kamen Thatcher, Reagan und Helmut Kohl und es begann das Zeitalter der Golden Boys an der Wall Street,
    kurz unterbrochen vom Crash im Oktober 1987. Kostolany empfahl auf seine Weise, die günstigen Einstiegskurse zu nutzen.
    Der düstere Pessimismus von 1980 war vollständig verflogen.

    Antworten
  14. Bauer
    Bauer sagte:

    bto >> “Wir brauchen einen Ausweg aus der Sackgasse.”

    Nun, wenn man von wilden Hunden (der Dynamik der Wirtschaft) eine von Mauern (den Sachzwängen) eingesäumte Strasse hinuntergetrieben wird, und die entpuppt sich als Sackgasse, dann muss man eben doch über eine der Mauern springen um sich zu retten, ohne zu wissen wo und wie man dahinter landet.

    Antworten
  15. weico
    weico sagte:

    @bto:
    “-Wir sind in einer Welt, in der Assetpreise nicht fallen und Zinskosten nicht steigen dürfen.
    -Das macht den Weg der Fed so gefährlich für die Märkte und die Realwirtschaft.”

    Exakt.

    Daher wird die zahnlose Fed wohl etwas den Leitzins erhöhen …und dann bald einmal “den Schwanz” einziehen.

    Oder wie Hr.Gave treffen schrieb:
    «Strafft das Fed die Geldpolitik zu stark, wird es einen Börsencrash provozieren»

    https://themarket.ch/interview/louis-gave-strafft-das-fed-die-geldpolitik-zu-stark-wird-es-einen-boersencrash-provozieren-ld.5728

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @weico

      «Strafft das Fed die Geldpolitik zu stark, wird es einen Börsencrash provozieren»

      Ich finds gut, dann werden Aktien billiger. Erinnern Sie sich an diese berühmten deutschen Elektronikmarkt-Werbungen aus der Zeit so kurz nach 2000? Damals hieß es: “Geiz ist geil” oder “Lasst euch nicht verarschen, vor allem nicht beim Preis”.

      https://www.youtube.com/watch?v=zT5sDZOkpIo

      Das gilt auch für die Börse. ;)

      Ganz grundsätzlich fasziniert es mich, wie Preissteigerungen entweder herbeigesehnt werden, wenn sie Dinge betreffen, von denen die Leute ihrer Meinung nach schon genug haben und die sie irgendwann gerne wieder verkaufen möchten – oder aber gehasst werden, wenn sie etwas betreffen, was die Leute regelmäßig kaufen und konsumieren müssen. Letztendlich sind es alles relative Preise, und wenn der Preis von Aktien gegenüber dem Preis anderer Dinge mal wieder abwertet, ist das nach den Entwicklungen der letzten Jahre sehr gesund.

      Antworten
    • Felix
      Felix sagte:

      @ Namor

      Das Geld ist die Wurzel des Übels. Wir brauchen wieder einen Goldstandard und der muss verläßlich sein. Auf Generationen fest.

      Aber die ständige Umverteilerei bringt nichts. Das Geld fließt auf natürliche Weise wieder zu denen, die damit umgehen können.
      Wir müssen zwar vermeiden, dass diese Superreichen irgendwann wieder die totale Macht haben wollen (jetzt gerade sieht es auch wieder so aus), wir müssen aber genauso vermeiden, dass keiner mehr motiviert ist.

      Antworten

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