FT: Geld sollte ein risiko­freies Asset sein

Am 31.10.2021 spreche ich mit Prof. Dr. Joseph Huber über unsere Geldordnung und eine mögliche Neuordnung. Prof. Huber setzt sich seit Jahren für eine Umstellung auf ein Vollgeldsystem ein. In der Schweiz gab es dazu sogar eine Volksabstimmung. Grund genug für mich, einige meiner früheren Beiträge zu dem Thema nochmals zu bringen, so diesen Kommentar vom Chef-Ökonomen der  FINANCIAL TIMES (FT), Martin Wolf, der sich für ein Vollgeldsystem ausspricht:

Die FT und Martin Wolf sind sicherlich unverdächtig, einem übermächtigen Staat das Wort zu reden. Umso erstaunlicher, dass Wolf erneut die Forderung aufstellt, Banken die Möglichkeit der Geldschöpfung zu nehmen. Seine Argumentation:

  • Das Geschäftsmodell der Banken ist einfach: möglichst viele Schulden, möglichst geringes Eigenkapital; Kurzfristziele; Bonussysteme, die Kurzfristerfolge belohnen; keine Nachhaftung für frühere Risiken; reich werden.
  • Die Regulierung stößt an die Grenzen: Die Bankenregulierung in Folge der Großen Depression – Glass-Steagal-Act – hatte 37 Seiten. Die heutige Regulierung – Dodd-Frank-Act – hat 848 Seiten, inklusive Ausführungsbestimmungen auf 30.000 Seiten geschätzt. Schlussfolgerung: Man kann die Banken so nicht regulieren.
  • Ein Ansatz wäre, die Kapitalanforderungen drastisch zu erhöhen und dabei keine Risikogewichtung vorzunehmen, also einen bestimmten Prozentsatz der Bilanzsumme. Zu groß sind die Möglichkeiten der Manipulation und des Irrtums mit Blick auf die Risiken.
  • Zugleich müsste die Tendenz zur Verschuldung in der gesamten Volkswirtschaft reduziert werden. Unter anderem sollten Schulden nicht weiter steuerlich bevorzugt werden gegenüber Eigenkapital.
  • Noch besser wäre aber, das System zu ändern: Da Geld ein risikofreies Asset sein sollte, könnte man darüber nachdenken, „die Geldschöpfung nur dem Staat zu überlassen“. Er sieht Übergangsschwierigkeiten, betont aber, dass „die Vorteile groß wären“.
  • Die Notenbanken könnten die Geldmenge dann direkter steuern, statt über Quantitative Easing die Reichen noch reicher zu machen.
  • Eine Möglichkeit wäre, das neue Geld direkt dem Staat zu geben und so die Nachfrage zu stärken (oder direkt den Bürgern, wie von mir bevorzugt).

Die FT spricht sich für Sovereign Money aus. Egal ob man diese Sicht teilt oder nicht. Es zeigt, wie wichtig diese Diskussion ist.

→ ft.com (Anmeldung erforderlich): „Financial reform: Call to arms“, 3. September 2014