FT: Geld sollte ein risiko­freies Asset sein

Am 31.10.2021 spreche ich mit Prof. Dr. Joseph Huber über unsere Geldordnung und eine mögliche Neuordnung. Prof. Huber setzt sich seit Jahren für eine Umstellung auf ein Vollgeldsystem ein. In der Schweiz gab es dazu sogar eine Volksabstimmung. Grund genug für mich, einige meiner früheren Beiträge zu dem Thema nochmals zu bringen, so diesen Kommentar vom Chef-Ökonomen der  FINANCIAL TIMES (FT), Martin Wolf, der sich für ein Vollgeldsystem ausspricht:

Die FT und Martin Wolf sind sicherlich unverdächtig, einem übermächtigen Staat das Wort zu reden. Umso erstaunlicher, dass Wolf erneut die Forderung aufstellt, Banken die Möglichkeit der Geldschöpfung zu nehmen. Seine Argumentation:

  • Das Geschäftsmodell der Banken ist einfach: möglichst viele Schulden, möglichst geringes Eigenkapital; Kurzfristziele; Bonussysteme, die Kurzfristerfolge belohnen; keine Nachhaftung für frühere Risiken; reich werden.
  • Die Regulierung stößt an die Grenzen: Die Bankenregulierung in Folge der Großen Depression – Glass-Steagal-Act – hatte 37 Seiten. Die heutige Regulierung – Dodd-Frank-Act – hat 848 Seiten, inklusive Ausführungsbestimmungen auf 30.000 Seiten geschätzt. Schlussfolgerung: Man kann die Banken so nicht regulieren.
  • Ein Ansatz wäre, die Kapitalanforderungen drastisch zu erhöhen und dabei keine Risikogewichtung vorzunehmen, also einen bestimmten Prozentsatz der Bilanzsumme. Zu groß sind die Möglichkeiten der Manipulation und des Irrtums mit Blick auf die Risiken.
  • Zugleich müsste die Tendenz zur Verschuldung in der gesamten Volkswirtschaft reduziert werden. Unter anderem sollten Schulden nicht weiter steuerlich bevorzugt werden gegenüber Eigenkapital.
  • Noch besser wäre aber, das System zu ändern: Da Geld ein risikofreies Asset sein sollte, könnte man darüber nachdenken, „die Geldschöpfung nur dem Staat zu überlassen“. Er sieht Übergangsschwierigkeiten, betont aber, dass „die Vorteile groß wären“.
  • Die Notenbanken könnten die Geldmenge dann direkter steuern, statt über Quantitative Easing die Reichen noch reicher zu machen.
  • Eine Möglichkeit wäre, das neue Geld direkt dem Staat zu geben und so die Nachfrage zu stärken (oder direkt den Bürgern, wie von mir bevorzugt).

Die FT spricht sich für Sovereign Money aus. Egal ob man diese Sicht teilt oder nicht. Es zeigt, wie wichtig diese Diskussion ist.

→ ft.com (Anmeldung erforderlich): „Financial reform: Call to arms“, 3. September 2014

Kommentare (68) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dr. Lucie Fischer
    Dr. Lucie Fischer sagte:

    @Alexander 14:31
    Au weia, der YT-Beitrag = optische Folter!
    wenn Sie als Arzt Hausbesuche in solchen Häusern machen , findne Sie selten Überraschungen .
    Selbst Designer-Möbel/ Bulthaupt-Küchen/ seltsam leblos, steril.
    Legaler Voyeurismus Samstag- Nachmittag bei Vox: Guido Kretschmars ” shopping Queen”.
    Marken-Kreisch-Alarm. Kaum lebendige Bücherregale, dafür Breitwand-TV.
    Bewohner-Träume von Freizeit Fluchten, Traumreisen auf Traumschiffen zu finden Traumprinzen, organisierte Reisen ohne Risiko mit Rabattschlacht bei früher Buchung.

    Nehmen eigentlich ” Kulturschaffende” die Verödung von Landschaft und Domizilen noch kritsch unter die Lupe, wie einst G. Polt?
    https://www.youtube.com/watch?v=Sv2z1d9DHcs

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    • weico
      weico sagte:

      @Dr. Lucie Fischer

      “Au weia, der YT-Beitrag = optische Folter!”

      Ja. Wirklicher der Wahnsinn!

      Der Filmemacher, Dieter Wieland, ist noch ein wirklich echter und ehrlicher Landschaftsschützer und nicht so ein grün-moderner Klimapimpf ,die mit ihren Riesenwindrädern die gewachsene Kulturlandschaft völlig zerstören !

      Eindrücklich auch sein Interview zum 80.Geburtstag:
      https://www.youtube.com/watch?v=p_-subSBgQI

      Antworten
    • Renée Menéndez
      Renée Menéndez sagte:

      Wissen Sie Herr Stöcker, wo ich einige meiner besten Ideen herhabe? Aus dem Studium von Leuten, die irgendwelche abstrusen Phantasien für gesicherte Erkenntnis verkaufen wollen. Denn in der Auseinandersetzung mit solchen Spinnern wird man gezwungen, die eigene Position bis in den kleinsten Winkel auszuleuchten und zu hinterfragen – und ggf. auch schon mal zu korrigieren.

      Es ist wirklich bedauerlich, daß der SNB-BEO Marc Meyer, Dr. seine Tätigkeit bei Inside Paradeplatz eingestellt hat. Denn auch wenn er immer wieder denselben Fehler präsentiert hat, daß Geld eine Verbindlichkeit der Zentralbank sei (was ja auch mal so war, nur: damals war Geld kein Zahlungsmittel), ist die Diskussion mit ihm wenn auch schwierig, so doch immer recht fruchtbar gewesen – für mich wenigstens, für ihn wohl weniger.

      Von daher kann man auch solche Leute wie Soziologe Huber gelegentlich mal wieder hervorkramen, um zu sehen, ob nicht doch noch bei einem selbst das eine oder andere Erkenntnisfünkchen aufblitzt, wenn man sich mal wieder mit den Vollgeld-Visionen beschäftigt.

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  2. Renée Menéndez
    Renée Menéndez sagte:

    Eigentlich ist die Artikelüberschrift der FT schon mal ein Widerspruch in sich. Denn soweit man bei dem Begriff “Geld” an das gesetzliche Zahlungsmittel denkt, gibt es zwar das Risiko des Diebstahls und des Kaufkraftschwundes, aber das ist, wie aus dem folgenden hervorgeht ja nicht gemeint. Das bedeutet, daß – wenn der Titel überhaupt einen Sinn ergeben soll – der Begriff “Geld” etwas bezeichnet, was üblicherweise mit den Begriffen “Buchgeld” oder “Giralgeld” umschrieben wird. Erst wenn man das “Buch” oder das “Giral” absichtlich wegläßt, enthält der Titel überhaupt eine nachvollziehbare Aussage, denn nun ist nicht das Bargeld gemeint, sondern die Schuldverhältnisse, die zwischen einem Kontoinhaber und seinem kontoführenden Institut bestehen. Und daß diese Schuldbeziehung riskant ist sollte aus den Vorkommnissen der Geldgeschichte hinreichend bekannt sein. Einige Leser dieses Blogs werden sich vielleicht noch erinnern, daß “Giralgeld” ein Options- bzw. Verfügungsrecht ist, den Erfüllungsgehilfen Bank anweisen zu können, Zentralbankgeldübertragungen durchzuführen. Die Fähigkeit der Banken diese Transfers durchführen zu können hängt wiederum an dem ihnen zur Verfügung stehenden Volumen an Verfügungsrechten über Zentralbankgeld. Wie gesagt, da kann schon mal etwas schiefgehen und deswegen ist Geld im Sinne von “Giralgeld” oder “Buchgeld” auch nicht risikofrei.

    ” Noch besser wäre aber, das System zu ändern: Da Geld ein risikofreies Asset sein sollte, könnte man darüber nachdenken, „die Geldschöpfung nur dem Staat zu überlassen“. ”
    Vielleicht erst mal ein Wort dazu, was da steht: Da Schuldbeziehungen ein risikofreies Asset sein sollen, könnte man darüber nachdenken die Garantie von Schuldbeziehungen dem Staat zuzuschieben.

    Daß Geld hier im Sinne von Schuldbeziehungen verwendet wird wurde ja schon erwähnt. Wenn aber Schuldbeziehungen risikofrei sein sollen, muß man darüber nachdenken, wer denn nun der Garantiegeber sein soll. Da “der Staat” ja üblicherweise auch bis über beide Ohren verschuldet ist, kommt natürlich nur ein staatlicher Akteur in Frage, der eine derartige Garantie aussprechen kann: die Zentralbank. Daß deren Garantie auf jeden Fall valide ist liegt daran, daß Zentralbanken Verbindlichkeiten in der von ihnen selbst emittierten Währung unbeschränkt mit den Geldscheinen dieser Währung begleichen können. (Das sollte man vielleicht das nächste Mal berücksichtigen, wenn wieder über die Abschaffung des Bargeldes fabuliert wird.)

    Noch ein Wort zur “Geldschöpfung”: mit dieser Vokabel wird der Umstand bezeichnet, daß eine Kreditvereinbarung aus gegenseitigen Zahlungsversprechen besteht, d.h. es handelt sich hier schlicht und ergreifend um Schuldbeziehungen, die nicht zu den Zahlungsmitteln zählen, auch wenn immer wieder behauptet wird, man könne ja “mit Giralgeld zahlen”. Das ist genauso unsinnig wie die Formulierung, man würde “mit Kreditkarte zahlen”, denn nach Abschluß der Zahlungsanweisung an den Zahlungsdienstleister bekommt man üblicherweise seine Kreditkarte wieder zurück. Hier wird MIT Kreditkarte zahlen gesagt, aber MIT HILFE VON einer Kreditkarte gemeint – wer meint, das sei dasselbe, kann beim nächsten Mal seine Kreditkarte abgeben und schauen, ob schon dadurch eine Zahlung in Auftrag gegeben wird. Geldschöpfung bedeutet immer die Erhöhung einer “Geldmenge”, wobei eine “Geldmenge” keine Menge an Geld im Sinne von Zahlungsmitteln ist, sondern ein Volumen an Schuldverhältnissen. Damit ergibt sich die simple Tatsache, daß Banken kein Zentralbankgeld erzeugen können, weswegen es auch unsinnig ist, den Banken verbieten zu wollen Schuldverhältnisse einzugehen, denn dann kann man die Banken gleich zumachen.

    In a nutshell: die Vollgeldvisionäre versuchen den Banken etwas zu verbieten, was sie überhaupt nicht tun. Denn Banken schöpfen bei Kreditvergaben keine Zahlungsmittel, sondern Schuldverhältnisse. Die einzige Bank, die Zahlungsmittel schöpfen kann ist die Zentralbank. D.h. es wird in dem Artikel dafür plädiert einen Zustand herzustellen, der bereits existiert. Erstaunlich ist, daß man damit Geld verdienen kann…

    Antworten
    • JürgenP
      JürgenP sagte:

      „D.h. es wird in dem Artikel dafür plädiert einen Zustand herzustellen, der bereits existiert. Erstaunlich ist, dass man damit Geld verdienen kann…“.

      Das kann „man“ weil es a) unterbleibt, die verwendeten Begriffe zu klären und b) die geneigte Leserschaft schon ganz gespannt ist auf die nächste Ausgabe, in der die ausgelöste Konfusion nun endlich geklärt wird. Will „man“ das, oder lebt sich‘s ganz gut von Konfusion und deren ständiger Wiedergeburt?

      „Dass Geld hier im Sinne von Schuldbeziehungen verwendet wird, wurde ja schon erwähnt“. Wie naiv muss „man“ sein, um zu glauben, dass ein Schuldverhältnis jemals risikofrei bzw. Geld im oben genannten Sinne jemals ein risikofreies Asset sein könnte. Solange aber „man“ im Konfusionsnebel argumentiert, kann jeglicher Unfug zum tragenden Thema erhoben werden.

      Um es auf den Punkt zu bringen: von Systemen keine Ahnung, von Geld offenbar auch nicht. Ergo: reine Zeitverschwendung, sich mit der Huber/Wolf‘schen Geldordnung und einer „möglichen Neuordnung“ zu beschäftigen.

      Es sei denn, Prof. Huber / Wolf hätten maßgeblichen Einfluss auf politische Entscheider. Muss man sich Sorgen machen?

      Antworten
    • Elias
      Elias sagte:

      Sehr geehrter Menéndez,

      ich freue mich sehr über Ihre Beiträge, sowie die der Blog-Kollegen (insbesondere Stöcker, Tischer, Bauer, Fischer, etc).
      Ich bin studierter Immobilienökonom und werde zukünftig in einer Bank tätig werden. Ich habe großes Interesse an Ökonomie und Finanzen und möchte neben meiner beruflichen Tätigkeit (Immobiliengutachter) auch über den Tellerrand blicken.
      Ich habe das Gefühl, dass sich im Bereich Finanzen ehemalige „Wahrheiten“ als jahrzehntewährende Irrtümer (Geldschöpfung, Inflation, Geld vs. Schuldverhältnisse) manifestiert haben und ich erst durch u.a. ihre Blogbeiträge (oder auch via Youtube; Prof. Werner, Jeff Snider, etc.) tatsächlich einen Mehrwert für mich gewinnen kann. Diese Art des „Dazulernens“ ist allerdings manchmal etwas langatmig.

      Daher meine sehr Bitte an Sie bzw. Teilnehmer; haben Sie für mich 1-2 Buchempfehlungen als weiteren “Augenöffner”?

      Herzlichen Dank vorab

      Antworten
      • jobi
        jobi sagte:

        @Elias

        Im Zusammenhang mit unserem Geldsystem gibt es nicht nur “Wahrheiten”, die sich heute als Irrtümer herausstellen, sondern auch solche, die einfach verdrängt werden, weil stets kurzfristige Interessen fast aller Akteure im Vordergrund stehen.

        Ich empfehle ihnen das aktuelle Interview von Steven van Metre mit Dr. Lacy Hunt
        https://youtu.be/KzOA3xfqfQg

        Hier werden relevante ! Zusammenhänge zumindest angesprochen, ab min 35:05 z.B. einer, der von der aktuellen Geldtheorie ignoriert wird.

      • Dr. Lucie Fischer
        Dr. Lucie Fischer sagte:

        @Elias
        Wäre ich jung, würde ich auf keine Fall mehr versuchen, Wissen in Universitäten zu erwerben!
        Eltern sollten realisieren, dass Schulen ( und Kitas ) nur noch zu Anpassung dressieren.
        ( Lehrerverbände plädieren weiter für Maskenpflicht, Pädagogen-Totalversagen während Lock down)
        Wer seine Kinder liebt, sollte Bildung selbst organisieren. ( Schwerstarbeit !)
        Wir, Erwachsene, brauchen analoge Bücher zur Weiterbildung, nur ” human Capital” wird nacktes Überleben sichern : Pfizer schliesst Produkt-Haftung aus für Gen-Injektionen, wer kapiert, was das bedeutet?
        Buchempfehlung: Alle Publikationen von Dr . Daniel Stelter, seine Literatur-Empfehlungen weisen den Pfad.
        Dazu: die YT-Beiträge von Professor Wilhelm Hankel, gebildet-freundliche Väter sind Medien-Manipulatoren- Anti-Dots:
        https://www.youtube.com/watch?v=mMEUcbdY7_Q
        ( es gibt auch kürzere Vorlesungen von Prof. W. Hankel, seine Bücher trösten wie die Publikationen von Dr. Stelter durch Wahrhaftigkeit )

      • Renée Menéndez
        Renée Menéndez sagte:

        Als Buchempfehlung würde mir als erstes Steve Keen: Debunking Economics einfallen. Darin finden sich die ganzen Hintergründe für den Schlamassel, in dem die heutige Ökonomie steckt. Bis heute existiert nur ein einziges ökonomisches Paradigma und das ist das der neoklassischen Tauschwirtschaft. Dieses Grundgerüst wird selbst dann nicht angetastet, wenn doch mal von Geld die Rede ist. Das bedeutet, daß die gegenwärtige Geldtheorie davon geprägt ist, daß sie nicht mit den Lehrsätzen der Theorie des allgemeinen Gleichgewichts (Tauschwirtschaft) in Konflikt gerät. Das hatte einmal zur Folge, daß mit der Quantitätstheorie die Neutralität des Geldes für das reale Produktionssystem etabliert wurde, was zum anderen heutzutage seine Fortsetzung darin findet, daß solche Bewegungen wie “positive money” die Endogenität der “Geldmenge” (=Schuldverhältnisvolumen) mit dem Schlachtruf “money is credit” verbinden, womit sie nicht nur dazu beitragen etwaige sinnvolle Entwicklungen in der Geldtheorie zu torpedieren, sondern damit auch den mainstream der Ökonomie verteidigen für den Geld nur ein Schleier über der realen Welt ist. Selbst Steve Keen ist, nachdem er in Australien die richtige Erkenntnis hatte, daß Geld und Kredit zwei verschiedene Dinge sind, nach seiner Ankunft in England auf die unlogische Aussage umgestiegen, daß Geld doch Kredit sei. In ähnlicher Weise wehrt Werner (auch in England) alles ab, was diesen Glaubenssatz in Frage stellen könnte. Dabei ist schon der Begriff “Kreditgeld” ein blutiger Anfängerfehler (in diese Falle bin ich selbst mal getappt), weil normalerweise ein Kredit ein Schuldverhältnis ist, während “Geld” (verstanden als Zahlungsmittel) das Erfüllungsobjekt ist, mit dem die daraus entstehenden Verbindlichkeiten getilgt werden können. Ein weites Feld…

        Dennoch ist dieses Buch ganz gut geeignet ein Gefühl dafür zu bekommen, was mit der Ökonomie nicht stimmt. Daß einige geldtheoretische Details dieses Buches auch nicht stimmen, muß einen ja nicht stören, solange man diesen Umstand im Hinterkopf behält.

      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        @Renée Menéndez: Tja, wenn man zwei verschiedene Dinge mit der gleichen Maßeinheit (€, $, …) misst und bezeichnet, ist die geistige Trennungsschwierigkeit vorprogrammiert. Vielleicht sollte man da mal anfangen?

        Ich bin übrigens recht sicher, dass >95% der Bevölkerung eigentlich ein münz- / schein-bezogenes Vollgeld-Modell im Kopf haben, wenn sie an Geld denken. (“Wenn da der Kontostand hoch geht oder ich mehr in der Tasche hab, muss es woanders fehlen.”)

        Wenn ich die ganzen Diskussionen immer wieder les, denk ich mir nicht selten: Komm, die Sache ist doch offensichtlich zu kompliziert für mich und die meisten inkl. vieler Gelehrten (Anwesende ausgeschlossen). Macht edelmetallbasiertes Vollgeld; das ist kognitiv leicht zu handhaben und passt besser zu dem, was eh schon als Modell im Kopf ist.

      • Renée Menéndez
        Renée Menéndez sagte:

        Wenn mal wieder was “edelmetallbasiertes” gemacht werden würde hätte die Geschichte mit dem Vollgeld erst recht keine Basis, weil dann das Edelmetall das relevante Zahlungsmittel wäre und alles was dann mit XXX-Geld bezeichnet wird sind dann Forderungen auf Edelmetall, d.h. Vollgeld wäre dann ein Forderungspapier. Forderungspapiere auf Gold etc. sind aber genau das, was früher unter der Bezeichnung “Banknote” bekannt war, was sich an der noch existierenden Leerformel “I promise to pay the bearer of this note the sum of xxx pounds” ablesen läßt. Das war die Zeit, als Banknoten für deren Emittenten eine Verbindlichkeit waren und selbst die Zentralbanken mußten von Zeit zu Zeit dieses Schuldversprechen brechen. An solch einem Geld wäre überhaupt nichts “voll”, sondern es handelte sich hierbei wieder um (halbwegs) goldgedeckte Forderungspapiere mit all den Problemen, die sich im Laufe der Zeit daraus ergeben haben.

        Mit der “>95%” These werden Sie sicherlich Recht haben, schlimmer ist jedoch, daß selbst Ökonomen fehlerhafte Bezeichnungen verwenden oder sogar davon sprechen “daß da Geld auf dem Konto ist”. Solche Aussagen bereiten den Grund für die Vorstellung, man könne Buchgeld transferieren, obwohl Buchgeld ein Schuldverhältnis darstellt. Wenn eine Bank eine Zahlung durchzuführen hat kann sie aber nicht mit ihren Passiva herumhantieren, denn dann muß sie einen Teil ihrer Aktiva auf die Reise schicken. Und den gewandelten Charakter der Banknote hat auch kaum jemand auf dem Schirm, so daß es schon begrifflich schwierig ist den Unterschied der umlaufenden “Papiere” gedanklich richtig zu sortieren. Denn Banknoten hatten einen Forderungsinhalt (auf Edelmetall), während die heutigen Geldscheine weder eine Forderung noch eine Verbindlichkeit sind, sondern ein Schuldentilgungsmittel für Geldverbindlichkeiten. Sie sehen schon: wenn man verschiedene Dinge mit demselben Begriff bezeichnet können nur noch die größten Konfusionen herauskommen…

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Thomas M.

        “Macht edelmetallbasiertes Vollgeld; das ist kognitiv leicht zu handhaben und passt besser zu dem, was eh schon als Modell im Kopf ist.”

        Den Aufschrei der Gelddrucker aus Berlin, Brüssel und Frankfurt und ihrer Wasserträger bei der Forderung kann ich ja bis ins Erzgebirge hören!

        Bei einem Edelmetallstandard müsste man ja zum “Geld schöpfen” ins Bergwerk einfahren und sich die Hände schmutzig machen! Was bilden Sie sich denn ein, so etwas Schreckliches vorzuschlagen? ;)

      • weico
        weico sagte:

        @Elias

        “Daher meine sehr Bitte an Sie bzw. Teilnehmer; haben Sie für mich 1-2 Buchempfehlungen als weiteren “Augenöffner ?”

        Meine Empfehlung:
        “Eigentum, Zins und Geld” von Gunnar Heinsohn/Otto Steiger

        Zum gratis Download (pdf):
        https://1lib.ch/book/5335332/219a34

        …oder aus eher historisch-anarchistischerer Sicht:
        “Schulden: Die ersten 5000 Jahre” von David Graeber

        Ebenfalls zum Download auf der Webseite zu finden…..!

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Elias

        Wenn Sie unironisch von Menendez und sogar Stöcker beeindruckt sind, sollten Sie am ehesten das hier lesen:

        Roger Scruton: “Fools, Frauds and Firebrands: Thinkers of the New Left”, Bloomsbury, 2015

      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        @Renée Menéndez: Mir schwebte tatsächlich ein Münzsäckchen vor… (weiß nicht, wie man das Geldsystem korrekt bezeichnet).

        Ist natürlich wenig praktisch, daher würde im nächsten Schritt dann die Banknote neu erfunden (“I promise to pay the bearer of this note the sum of xxx pounds”)… und dann kommt einer auf die Idee: “Hey, wir können doch mehr Banknoten rausgeben, als wir Metall im Tresor haben. Hebt ja niemand alles gleichzeitig ab.”… und dann braucht man die Zentralbank, wenn’s mal nen Run gibt…

        Ein dauerhaft funktionierendes Geld bleibt sicherlich ein Traum, weil zu viele Begehrlichkeiten am Gelde hängen und früher oder später am System geschraubt wird, um den Limits zu entkommen – egal welches System.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Thomas M.

        “und dann kommt einer auf die Idee: “Hey, wir können doch mehr Banknoten rausgeben, als wir Metall im Tresor haben. Hebt ja niemand alles gleichzeitig ab.”… und dann braucht man die Zentralbank, wenn’s mal nen Run gibt…”

        Nö, die Bank, die das macht, muss halt pleite gehen. Anders lernen sie es nicht.

        Aber wir machen den gleichen Fehler immer wieder.

      • Elias
        Elias sagte:

        Vielen Dank @ jobi, Dr. Lucie Fischer, Rene Menéndez, weico & Richard Ott.
        @ Dr. Lucie Fischer; nach einem Master-Studium und 3 Aufbaustudiengängen bin ich tatsächlich gänzlich desillusioniert von universitären Lehren. Eine Vorlesung wird nahezu überall wortwörtlich verstanden – Praxisbezug Fehlanzeige. Mittlerweile bin ich überzeugter Autodidakt. Leider herrscht für manche Berufe ein gewisse Stempel bzw. Zeugnis-Kultur vor.

        @ Richard Ott: Ich freue mich über jeden Beitrag der mich persönlich weiterbringt. Ich muss nicht jeder Meinung zustimmen, allerdings schätze ich jeden qualitativen Input. Mit Anfang 30 pflege ich noch kein apodiktisches Lebens- und Finanzverständnis und möchte es mir auch nicht anmaßen. Dies überlasse ich unseren geschätzten Berufs-Politikern (hier liegt die Ironie).

    • Tom96
      Tom96 sagte:

      Früher hat man noch in der Buchhaltung lernen müssen, daß jeder Bilanzansatz auf seine Werthaltigheit zu prüfen ist bevor eine Buchung ausgelöst wird, die im Folgeschritt im einzig zugelassenen Zahlungsmittel des Staates ausgedruckt wird, früher DM heute Euro. Ein Blick und eine Kontrolle in die Bilanzen und die benutzten Hilfsprogramme der Software wäre schon lehrreich, auch wenn neuerdings auf den Kassenzettel von Discountern jeder sofort seine Organe mit verhökern darf – soweit ist es in der Kaufmannsschaft bereits gekommen, Menschenausschlachtung direkt beim Point of Sale.
      “Amen” lasse ich lieber mal weg.

      Antworten
  3. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Wenn einem die Probleme über den Kopf wachsen, sprießen die Ideen.

    So ist es auch, wenn es um das Geldsystem geht.

    Idee 1:

    >Ein Ansatz wäre, die Kapitalanforderungen drastisch zu erhöhen und dabei keine Risikogewichtung vorzunehmen…>

    Gute Idee – nur:

    Sind genügend Kapitalbesitzer in hinreichendem Umfang bereit, freiwillig die erhöhten Kapitalanforderungen zu erfüllen? Wenn nicht, was dann?

    Idee 2:

    >Zugleich müsste die Tendenz zur Verschuldung in der gesamten Volkswirtschaft reduziert werden>

    Gute Idee – nur:

    Was ist mit den Investitionen und dem Wachstum, wenn weniger Kredite gewährt werden – genügt es noch, um die Beschäftigung aufrecht zu erhalten?

    Idee 3:

    >Noch besser wäre aber, das System zu ändern: Da Geld ein risikofreies Asset sein sollte, könnte man darüber nachdenken, „die Geldschöpfung nur dem Staat zu überlassen“.>

    Gute Idee – nur:

    Können die Entscheider im Staat für eine nach Kriterien bestimmte Geldschöpfung gewährleisten, wenn die herrschende Stimmung im Land nach Maßnahmen verlangt, die nicht mit der Geldschöpfung in Einklang stehen?

    >Er sieht Übergangsschwierigkeiten, betont aber, dass „die Vorteile groß wären“.>

    Das ist wie mit dem Kampf gegen den Klimawandel:

    Es sind angeblich NUR die Übergangsschwierigkeiten, DANACH ist die Welt besser.

    Wenn wir überhaupt dahin kommen:

    Danach steht man ERNEUT vor Problemen.

    Niemand kann sagen, dass sie KLEINER sein werden als die heutigen.

    Antworten
    • JürgenP
      JürgenP sagte:

      “Niemand kann sagen, dass sie KLEINER sein werden als die heutigen”.

      Was lehrt die Lebenserfahrung: sie sind nicht nur nicht kleiner, sondern viel größer, weil neu, und zur Bewältigung brauchen “wir” wieder Professoren, die einem die dann notwendige “Systemänderung” erklären, ohne sie verantworten zu müssen. Ganz clevere “Vorher”-Prof’s schreiben kurz nach Eintritt des selbstinszenierten Desasters ein Buch, um zu erklären, was “man” (die Politiker) alles falsch gemacht haben und bringen Idee Nr. 4 unters Volk.

      Antworten
    • foxxly
      foxxly sagte:

      @ tischer 14:18DANACH ist die Welt besser.

      >>Wenn wir überhaupt dahin kommen:
      Danach steht man ERNEUT vor Problemen.
      Niemand kann sagen, dass sie KLEINER sein werden als die heutigen.<<

      ich denke, wir haben genug beweise, dass die welt kurze zeit nach einer angeblichen lösung einer krise, anschließend vor noch viel größeren problemen und krisen steht.

      solange wir die krisen mit unmengen mit neuen krediten "lösen", wachsen diese hernach umso schneller. (dabei können sich die krisenthemen durch aus verlagern, – dazu gehören auch die künstlich, politisch erzeugten krisen zb. "corona-pandemie")

      wir beobachten, dass die krisenabstände immer kürzer werden und, oder im umfang gewaltig zunehmen.

      Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “Sind genügend Kapitalbesitzer in hinreichendem Umfang bereit, freiwillig die erhöhten Kapitalanforderungen zu erfüllen? Wenn nicht, was dann?”

      Dann schrumpft die Kreditwirtschaft. Wäre das schlimm?

      “Was ist mit den Investitionen und dem Wachstum, wenn weniger Kredite gewährt werden – genügt es noch, um die Beschäftigung aufrecht zu erhalten?”

      Die meisten Kredite werden heute schon nicht für Investitionen, sondern für Konsum und Spekulation verwendet.

      “Können die Entscheider im Staat für eine nach Kriterien bestimmte Geldschöpfung gewährleisten, wenn die herrschende Stimmung im Land nach Maßnahmen verlangt, die nicht mit der Geldschöpfung in Einklang stehen?”

      Nein. Aber dieses Problem haben wir immer, wenn irgendwer oder irgendetwas “Geld schöpft”, der oder das sich dabei direkt oder indirekt (aktuell zum Beispiel durch die Regulierung des Bankwesens) nach irgendwelchen “herrschenden Stimmungen” richten muss, die natürlich immer nach noch mehr Geldschöpfung schreien.

      Dann gibt es immer Inflation, oder alternativ eine Finanzkrise, das war schon im Römischen Reich so.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        >Dann schrumpft die Kreditwirtschaft. Wäre das schlimm?>

        So wie das System funktioniert schon.

        Denn es gäbe mehr Arbeitslosigkeit, angefangen mit den Entlassungen bei den Banken.

        Das Thema hatten wir doch schon.

        Denkbar ist natürlich, dass jemand anderes „Kredite“ vergibt oder mit bestimmten Beträgen „den Umfang von Verfügbarkeit“ auf Konten sichert, damit die Inhaber ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen können.

        Welches sind die Kriterien für die Zuweisung dafür?

        Wir sind hier im Niemandsland der Spekulation.

        Denn es geht nicht mehr nur um die Geldmenge, die insgesamt geschöpft werden soll, sondern auch um ihre Verteilung.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “Denn es gäbe mehr Arbeitslosigkeit, angefangen mit den Entlassungen bei den Banken.”

        Ja und, wo ist das Problem? Glauben Sie, die Bänker finden keine, wie sagt man so schön, “Anschlussverwendung”? Ich dachte, wir haben “Fachkräftemangel”? Die am wenigsten psychopathischen Bänker könnten wir vielleicht sogar zu Handwerkern umschulen…

        Eine ähnliche Argumentationslinie: Wenn die USA ihr Rüstungsbudget (immerhin 705 Milliarden US-Dollar im aktuellen Finanzjahr) kürzen würden, dann würde der militärisch-industrielle Komplex schrumpfen und “es gäbe mehr Arbeitslosigkeit, angefangen mit den Entlassungen bei den Rüstungskonzernen”.

        Diese Diskussion kannte man vor hunderten von Jahren schon unter dem Schlagwort “Butter oder Kanonen”, da war den Leuten allerdings klar, dass die Leute nicht einfach arbeitslos werden (und bleiben), wenn eine Branche in der Volkswirtschaft schrumpft, weil sie vom Staat mit weniger Aufträgen versorgt wird, sondern stattdessen die Arbeitskräfte und Ressourcen für etwas Wünschenswerteres verwendet werden können.

        Fällt Ihnen nichts ein, was besser wäre, als zumindest formal “Hochqualifizierte” als Bänker arbeiten zu lassen, was regelmäßig dazu führt, dass sie vom Staat gerettet werden müssen, wenn sie sich verspekulieren?

        “Denkbar ist natürlich, dass jemand anderes ‘Kredite’ vergibt oder mit bestimmten Beträgen ‘den Umfang von Verfügbarkeit’ auf Konten sichert, damit die Inhaber ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen können. ”

        Sicher, aber wenn dieses Geschäft mit höheren Eigenkapitalaforderungen einher geht, wird sich wahrscheinlich niemand mehr finden, der die riskanten Kredite weiterhin vergeben und dabei sein Eigenkapital aufs Spiel setzen will.

        Gilt natürlich nur unter der Voraussetzung, dass wir Banken, die sich verspekulieren, auch tatsächlich mit ihrem Eigenkapital für ihre Verluste haften lassen und nicht sofort wieder ein “Rettungspaket” schnüren um das System zu stabilisieren, wie Sie so gerne argumentieren.

        “Denn es geht nicht mehr nur um die Geldmenge, die insgesamt geschöpft werden soll, sondern auch um ihre Verteilung.”

        Das ist eine Binse. Um die Verteilung des geschöpften Geldes geht es sowieso immer. Aber noch viel wichtiger ist, dass die Geldschöpfung ein äußerst mächtiges Privileg ist, das eigentlich streng reguliert sein sollte, aber seit einigen Jahrzehnten weichen wir die Regulierung der Banken bei diesem Prozess immer weiter auf.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        >Denn es gäbe mehr Arbeitslosigkeit, angefangen mit den Entlassungen bei den Banken.”

        Ja und, wo ist das Problem? Glauben Sie, die Bänker finden keine, wie sagt man so schön, “Anschlussverwendung”? Ich dachte, wir haben “Fachkräftemangel”?>

        Das Problem ist nicht, eine „Anschlussverwendung“ zu finden, jedenfalls nicht bei NORMALER Wirtschaftsentwicklung:

        Bei einer solchen führen technologischer und sozialer Wandel unweigerlich dazu, dass Menschen ihren Job verlieren und sie ERZWINGEN von ihnen eine Umorientierung, die in aller Regel in einer „Anschlussverwendung“ mündet.
        Wenn die Wirtschaftsentwicklung aber NICHT normal ist, also z. B. das Geldsystem durch regulative Umorientierung so sehr „beschädigt“ wird, dass der Bankensektor bei fehlender Eigenkapitalausstattung nicht mehr hinreichend Kredite gewähren kann – und davon reden wir hier dem Vorschlag im Artikel entsprechend –, dann driftet die Wirtschaftsentwicklung in andere Gewässer.

        Denn es wäre nicht nur das Schrumpfen einer Branche, der Banken, sondern der GESAMTEN Wirtschaft.

        Dann verlieren Menschen ihre Jobs, OHNE dass gleichzeitig eine „Anschlussverwendung“ besteht.

        In Wohlstandsgesellschaften wie unserer wäre das eine Katastrophe.

        Denn dann können Menschen nicht mehr ihren Verpflichtungen nachkommen, etwa die Hypotheken für ihr Haus bedienen.

        Wenn das in größerem Umfang der Fall sein sollte, ist mit sozialen Unruhen zu rechnen und eben Instabilität der Gesellschaft.

        Daher:

        Ja, die Banken müssen Menschen entlassen in einer Situation, wie wir sie haben – siehe z. B. die Commerzbank, die das im fünfstelligen Bereich vorhat.

        Das ist eine Bank von einigen, aber keine Anzeichen, dass die Kreditvergabe insgesamt verringert werden wird oder muss.

        Ideengeber, wie der hier vorgestellte, spielen hingegen mit DYNAMIT.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “Wenn die Wirtschaftsentwicklung aber NICHT normal ist, also z. B. das Geldsystem durch regulative Umorientierung so sehr „beschädigt“ wird, dass der Bankensektor bei fehlender Eigenkapitalausstattung nicht mehr hinreichend Kredite gewähren kann – und davon reden wir hier dem Vorschlag im Artikel entsprechend –, dann driftet die Wirtschaftsentwicklung in andere Gewässer.”

        Wie kommen Sie darauf, dass dieses Szenario so eintreten wird, wenn wir die Eigenkapitalanforderungen der Banken erhöhen? Logisch zwingend ergibt es sich aus den Voraussetzungen jedenfalls nicht.

        Und wer entscheidet, was “hinreichende” Kreditvergabe ist? Der Bankensektor selbst hoffentlich nicht, da ist der Interessenkonflikt ja offensichtlich.

        Ich könnte mir von meiner Depotbank jederzeit einen Wertpapierkredit holen um dann auf Kredit lustige amerikanische Meme-Aktien wie Gamestop oder AMC oder Optionsscheine zu kaufen und mal so richtig schön zu zocken – aber welchen volkswirtschaftlichen Sinn hätte das? Und wer würde seinen Arbeitsplatz verlieren, wenn ich das eine Weile täte und dann nicht mehr könnte, weil die Eigenkapitalanforderungen geschärft werden? Da fällt mir niemand ein, außer ein paar Börsenhändlern und Bankangestellten im Backoffice, die ich für die Abwicklung dieser Geschäfte auf die eine oder andere Art bräuchte.

        Im übrigen steht es dem Staat frei, über öffentlich-rechtliche Bankinstitute die Kreditvergabe für Investitionen zu fördern. Davon machen wir relativ wenig, und gleichzeitig ermutigen wir die Banken zu spekulativen Geschäften, denn wenn die schiefgehen, werden sie ja sowieso vom Staat gerettet. (Bitte ersparen Sie mir an dieser Stelle den Sermon von der Systemrelevanz und dass der Staat angeblich keine andere Wahl hätte als das zu tun.)

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        >Wie kommen Sie darauf, dass dieses Szenario so eintreten wird, wenn wir die Eigenkapitalanforderungen der Banken erhöhen? Logisch zwingend ergibt es sich aus den Voraussetzungen jedenfalls nicht.>

        Logisch zwingend ist es nicht.

        Aber es KANN der Fall sein, wenn – wie hier vorgeschlagen – die Kapitalanforderungen DRASTISCH erhöht werden sollen.

        Wer so etwas verlangt, muss auch SICHER SEIN, dass die Forderung ERFÜLLT wird – und nicht nur IRGENDWIE erfüllbar ist nach dem Motto „schau mer mal“.

        Daher habe ich gefragt, ob genügend Kapitalbesitzer in hinreichendem Umfang bereit sind, FREIWILLIG die erhöhten Kapitalanforderungen zu erfüllen.

        Nur mit Forderungen zu wedeln, OHNE über die Bedingungen und Folgen nachzudenken, ist nicht nur intellektuell eine Unsitte, sondern brandgefährlich, weil die Gefahr besteht, dass Gläubige aufspringen und möglicherweise in der PRAXIS ein Desaster anrichten.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “Daher habe ich gefragt, ob genügend Kapitalbesitzer in hinreichendem Umfang bereit sind, FREIWILLIG die erhöhten Kapitalanforderungen zu erfüllen. ”

        Wenn das Bankgeschäft tatsächlich aus sich heraus so profitabel und auch ohne staatliche Rettungsgarantie so sicher ist, wie es die Eigenwerbung der Banken immer darstellt (jedenfalls wenn gerade keine Finanzkrise ist…), dann müssten die Kapitalbesitzer sich geradezu darum reißen, genügend Kapital auch zur Erfüllung der neuen höheren Kapitalanforderungen zur Verfügung zu stellen.

        Sie scheinen ja richtig skeptisch zu sein, dass das auch tatsächlich passieren wird. ;)

  4. weico
    weico sagte:

    Mal etwas aus dem Wende(hals)kabinett:

    “Von der Leyens Erklärung macht denn auch deutlich, worauf sich Deutschland und Frankreich geeinigt haben: Atomstrom wird dauerhaft auf viele Jahrzehnte als nachhaltig gelten, Erdgas zumindest für die kommenden Jahre des Übergangs.”

    Wie vorausgesagt ist Atomkraft jetzt GRÜN … :) :) ​

    ​https://www.welt.de/wirtschaft/article234666966/EU-Pakt-Deal-mit-Macron-Ploetzlich-gibt-Merkel-ihr-Ja-fuer-die-Atomkraft.html

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @weico

      EU-Uschi: “We also need a stable source, nuclear, and during the transition, gas.”

      Da wird unsere hochbegabte Koboldfrau ja glatt zum Rumpelstilzchen:

      »Das hat dir der Teufel gesagt, das hat dir der Teufel gesagt,« schrie die Annalena und stieß mit dem rechten Fuß vor Zorn so tief in die Erde, daß sie bis an den Leib hineinfuhr, dann packte sie in ihrer Wut den linken Fuß mit beiden Händen und riß sich selbst mitten entzwei.

      :D :D :D

      Antworten
    • Gnomae
      Gnomae sagte:

      @ weico

      “Wie vorausgesagt ist Atomkraft jetzt GRÜN … :) :) ”

      Macron hat die deutschen Kassen geöffnet, weil grüne Energie natürlich EU-Förderungswürdigkeit besitzt. Wie bereits vorausgesagt, wandern nunmehr die Milliarden nach Frankreich.

      Wir kaufen teueren Atomstrom in Frankreich, während unsere AKW’s abgeschaltet werden. Das ist Irrsinn.

      Der beste Beweis, dass die Geldschöpfung dem Staat nicht überlassen werden kann, weil dann immer Mißbrauch geschehen wird.

      Antworten
      • weico
        weico sagte:

        @Gnomae

        “Wir kaufen teueren Atomstrom in Frankreich, während unsere AKW’s abgeschaltet werden. Das ist Irrsinn.”

        Die Ironie an diesem Wahnsinn ist, dass eine DEUTSCHE EU-Kommissionspräsidentin JETZT etwas verkündet …

        “We also need a stable source, nuclear, and during the transition, gas.”….

        .. NACHDEM die ehemals herausragende und führende Nuklearindustrie praktisch eingestampft wurde und die letzten Atomkraftwerke bald vom Netzt gehen…!

        Nebenbei:
        Als dem Wahlprogramm einer fortschrittlichen Partei…:

        “Die AfD fordert die Wiedereinrichtung von Kernforschungszentren und umfangreiche Beteiligung an internationalen Kernforschungsprojekten zur Sicherstellung des notwendigen Wissens zum Betrieb und Bau von Kernreaktoren, zur Erforschung fortschrittlicher Reaktorkonzepte der Generation III+ und IV sowie von Brutreaktoren und Fusionsenergie. Die AfD tritt ein für die Neueinrichtung von sicheren Kernkraftwerken, um Energieknappheit für den Industriestandort Deutschland und seine Bürger zu vermeiden.”

      • troodon
        troodon sagte:

        @Gnomae
        “Das ist Irrsinn.” … und gleichzeitig Plan.
        Es geht um das langfristig größere Ziel “Vereinigtes Europa”.
        Deutschlands Abhängigkeit von Stromimporten aus Europa nimmt durch die Energiewende deutlich zu.

        Gelingt es D durch EE den Strom langfristig tatsächlich preiswerter UND ausreichend zu produzieren, darf D auch langfristig die Taschen öffnen, um den Umstieg auch in anderen Ländern zu finanzieren. Zwischenzeitlich finanziert man zusätzlich deren Investitionen in AKW mit.
        Gelingt die Energiewende in D nicht, braucht in Europa niemand mehr Angst vor einem wirtschaftlich übermächtigem D haben.

        Die anderen Staaten gewinnen immer… D übernimmt die Risiken.
        Party fast überall, nur nicht für die zahlende Mittelschicht in D.

        Bis der Michel auf die Barrikaden geht, ist es zu spät.
        Der Truthahn ist bis kurz vor Thanksgiving auch ganz entspannt… Im Vergleich dazu hat der Michel noch Glück. Sarkasmus aus…

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @troodon

        “Gelingt es D durch EE den Strom langfristig tatsächlich preiswerter UND ausreichend zu produzieren”

        Sie rennen ja immer noch diesen Wahnvorstellungen nach.

      • troodon
        troodon sagte:

        @Richard Ott
        Ändert nichts daran, dass D immer zahlt. Darum geht es.

        Und Wahnvorstellungen habe ich keine. Die Wahrscheinlichkeit, dass es mit preiswerter (bis zu einem bestimmten Prozentsatz des Bedarfs) klappt, erachte ich für extrem hoch. Problem bzw. unmöglich wird das “ausreichend” werden. Unmöglich zumindest, wenn man nichts importieren wollte.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @troodon

        “Ändert nichts daran, dass D immer zahlt. Darum geht es. ”

        Das ist wohl wahr.

        “Die Wahrscheinlichkeit, dass es mit preiswerter (bis zu einem bestimmten Prozentsatz des Bedarfs) klappt, erachte ich für extrem hoch. Problem bzw. unmöglich wird das “ausreichend” werden.”

        Ah, jetzt kommen aber ganz erhebliche Abschwächungen Ihrer ursprünglichen These. ;)

        Sie können Strom recht günstig produzieren, wenn Sie gleichzeitig komplett die Kontrolle darüber aufgeben, *WANN* er produziert wird. Geht halt nur, wenn die Sonne im richtigen Winkel scheint. Oder wenn genau die richtige Windgeschwindigkeit vorherrscht, nicht zu wenig, aber auch kein schwerer Sturm.

        Aber wer braucht den Zufallsstrom dann? Kaufen Sie so Ihren Strom ein?

        Kennen Sie irgendjemanden in Deutschland, der gerne Strom einkaufen würde und den gleichzeitig nicht interessiert, dass die Stromversorgung auch grundlastfähig ist?

        Sie können natürlich Akkus kaufen und mit in Ihr Energiesystem einbauen, aber dann haben Sie den Kostenvorteil beim Einkauf des Zufallsstroms schon wieder eingebüßt. Tja.

      • Tom96
        Tom96 sagte:

        Meine Herren, eine wesentliche Personalie darf nicht vergessen werden :
        Moschief Latief muß als grüner Ökostrombotschafter nach Paris / France verschickt werden – nicht abdingbare Klausel, auch nicht vor dem Pariser Klimadingsbums verhandelbar!

      • troodon
        troodon sagte:

        @Richard Ott
        “Ah, jetzt kommen aber ganz erhebliche Abschwächungen Ihrer ursprünglichen These. ;)”
        Was war denn MEINE These ?

        “Sie können natürlich Akkus kaufen und mit in Ihr Energiesystem einbauen”
        Jetzt kommen Sie doch nicht mit Akkus… Niemand kommt auf die Idee, dass EE+Akkus ausreichen würden…
        Sie fallen immer wieder auf Null zurück und unterstellen anderen komplette Dummheit… DAS ist ziemlich einfältig und entspricht nicht ihren Niveau

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @troodon

        Na, Ihre These war: “Die Wahrscheinlichkeit, dass es mit preiswerter (bis zu einem bestimmten Prozentsatz des Bedarfs) klappt, erachte ich für extrem hoch. Problem bzw. unmöglich wird das “ausreichend” werden.”

        Das stimmt ja vielleicht sogar, nur halt nicht *jederzeit*. Der Zauber der “angebotsorientierten Stromversorgung”. ;)

        “Sie fallen immer wieder auf Null zurück und unterstellen anderen komplette Dummheit… DAS ist ziemlich einfältig und entspricht nicht ihren Niveau”

        Ich muss mit dem Material arbeiten, das Sie mir anbieten. Wenn Sie immer wieder den gleichen billigen Trick rausholen, brauchen Sie sich nicht bei mir beschweren.

      • troodon
        troodon sagte:

        @Richard Ott
        Ihr “nicht *jederzeit*” bezieht sich auf “preiswerter” oder “ausreichend” ?

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @troodon

        “Ihr “nicht *jederzeit*” bezieht sich auf “preiswerter” oder “ausreichend” ?”

        Auf beides.

        Wieso die “erneuerbare” Stromproduktion nicht jederzeit ausreichend sein wird, wissen Sie vermutlich schon selbst, wenn Sie sich tatsächlich zu Recht beschweren, dass ich Sie mit meinen Erklärungen unterfordere und langweile.

        Und wenn gar kein “erneuerbarer” Strom produziert wird, zum Beispiel weil gerade Dunkelflaute ist, dann wird er auch nicht “preiswert” produziert, weil ein Gut, das gar nicht verfügbar ist, auch keinen Preis hat.

      • troodon
        troodon sagte:

        @Richard Ott
        ” weil ein Gut, das gar nicht verfügbar ist, auch keinen Preis hat.”
        Wie kommen Sie darauf, dass es keinen Strom gibt, wenn die EE in einer D-Dunkelflaute gerade nicht direkt liefern?
        Rückverstromung H2, Importe und der restliche Kleinkram… Logischerweise wird der Börsenstrompreis in einer Dunkelflaute höher sein als ohne Dunkelflaute… Geben doch die Modelle selbst her…

        Und zu den Kosten bzgl. einer (noch theoretischen) Vollversorgung mit Hilfe von EE:
        “EWG: Kosten für erneuerbare Vollversorgung sinken bis 2025 auf 9 Cent pro Kilowattstunde im Schnitt”
        https://www.pv-magazine.de/2021/10/27/ewg-kosten-fuer-erneuerbare-vollversorgung-sinken-bis-2025-auf-9-cent-pro-kilowattstunde-im-schnitt/

        Würde viel lieber über die großen Probleme/Themen bei der Umsetzung diskutieren und nicht immer bei “nicht machbar” hängen bleiben…

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @troodon

        “Würde viel lieber über die großen Probleme/Themen bei der Umsetzung diskutieren und nicht immer bei “nicht machbar” hängen bleiben…”

        Ich auch, aber offensichtlich muss ich Ihnen den Urschleim immer und immer wieder erklären, weil Sie es einfach nicht kapieren. Und gleichzeitig davon überzeugt sind, Sie hätten es begriffen, und dann auch noch pampig werden. Ich habe schon Grünen-Parteimitglieder erlebt, die einsichtiger waren als Sie, und das ist kein Kompliment.

        “Wie kommen Sie darauf, dass es keinen Strom gibt, wenn die EE in einer D-Dunkelflaute gerade nicht direkt liefern? Rückverstromung H2, Importe und der restliche Kleinkram… Logischerweise wird der Börsenstrompreis in einer Dunkelflaute höher sein als ohne Dunkelflaute… Geben doch die Modelle selbst her… ”

        Ach, gestern haben Sie mir noch mit “Kommen Sie mir nicht mit Akkus” geantwortet und heute wollen Sie mir andere Speichertechnologien als die große Lösung verkaufen.

        Ist ja auch ein interessantes Thema – sie müssen dann nur die Kosten für die Speicher mit zu den Kosten für den “erneuerbaren Strom” hinzuzählen, denn wenn er mit grundlastfähigen fossilen Energieträgern oder Atomstrom konkurrieren will, muss er grundlastfähig sein.

        “Und zu den Kosten bzgl. einer (noch theoretischen) Vollversorgung mit Hilfe von EE:
        “EWG: Kosten für erneuerbare Vollversorgung sinken bis 2025 auf 9 Cent pro Kilowattstunde im Schnitt””

        Ich habe mir die verlinkte “Kurzstudie” (10 Seiten) heruntergeladen. Die Ergebnisse sind nicht nachvollziehbar und Berechnungen sind überhaupt nicht in ihr enthalten. Die Verfasser behaupten, dass sie gerechnet hätten und auf dieses bemerkenswerte Ergebnis gekommen wären. Da blinkt mein Bullshit-Detektor aber ganz heftig.

        Wenn der erneuerbare Strom aber tatsächlich grundlastfähig schon so superbillig ist wie dort behauptet wird, kann die Erneuerbaren-Fraktion den Beleg auch ganz praktisch erbringen. Wieso schafft sie es nicht, ein Stadt oder ein Bundesland *ohne Strombezug von außerhalb aus dem Stromnetz* mit “erneuerbaren” Energien ganzjähig sicher und stabil zu versorgen?

        Das würde mich sofort überzeugen.

      • troodon
        troodon sagte:

        @Richard Ott
        Wollen Sie mich eigentlich verar…
        “Ach, gestern haben Sie mir noch mit “Kommen Sie mir nicht mit Akkus” geantwortet und heute wollen Sie mir andere Speichertechnologien als die große Lösung verkaufen.”
        Akkus sind Kleinkram für einige Stunden im Gesamtsystem, mehr nicht.
        Ohne H2 Rückverstromung und Importe wird es nicht gehen.
        Muss ich das immer wieder wiederholen, damit Sie endlich mal beginnen zu differenzieren ?

        “Wieso schafft sie es nicht, ein Stadt oder ein Bundesland *ohne Strombezug von außerhalb aus dem Stromnetz* mit “erneuerbaren” Energien ganzjähig sicher und stabil zu versorgen?”
        Wenn Sie die Kurzstudie gelesen haben, dann haben Sie auch gelesen, dass es
        1) in der Vergangenheit noch zu teuer war.
        2) Haben wir z.B. aktuell noch nicht die Rückverstromungsmöglichkeit über H2, die auch dort explizit genannt wird.

        Und es bleibt eben auch dabei, dass D in der Gesamtheit langfristig weiter auf Importe angewiesen sein wird.
        Alles nicht so schwer zu verstehen… Ist schon arg strukturkonservatives Denken, was bei Ihnen vorherrscht.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @troodon
        “Wollen Sie mich eigentlich verar…”

        Das frage ich mich bei Ihnen auch immer öfter. Es könnte aber auch sein, dass Sie einfach nur tief religiös sind, und dann wäre es sehr unhöflich, das A-Wort zu verwenden. Leute, die mit mir in der Fußgängerzone “über Jesus sprechen wollen”, beschimpfe ich ja auch nicht so, auch wenn sie manchmal ganz schön nerven können. Es fühlt sich einfach… nicht richtig an.

        “Akkus sind Kleinkram für einige Stunden im Gesamtsystem, mehr nicht.
        Ohne H2 Rückverstromung und Importe wird es nicht gehen.
        Muss ich das immer wieder wiederholen, damit Sie endlich mal beginnen zu differenzieren ?”

        Ahh, wir brauchen viel größere Speicher als bloß Akkuspeicher! Und die haben wir nicht, aber wenn wir sie hätten, würde es super funktionieren. Und das ist dann alles schon ausgerechnet. ;) Sehr überzeugend.

        Und zum Thema Importe: Ich muss es Sie anscheinend immer und immer wieder fragen, bis Sie begreifen, dass das ein Problem ist: Wo sollen die Importe herkommen? Im Moment importieren wir energiereiche Stoffe aus Ländern, die große abbaubare Vorkommen von eben diesen energiereichen stoffen haben. Wenn Sie die hirnrissige Idee der “Energiewende” aber nicht nur auf Deutschland beschränken wollen, um unsere Wirtschaft und unseren Lebensstandard hier komplett zu ruinieren, sondern “Energiewende global denken” wollen, dann werden auch die Energieexporteure nichts mehr für uns zum Importieren anbieten, zumindest nicht solange, bis sie ihr eigenes Energiespeicherproblem gelöst haben. Ist Ihnen klar, wieso das ein Problem für uns ist?

        ““Wieso schafft sie es nicht, ein Stadt oder ein Bundesland *ohne Strombezug von außerhalb aus dem Stromnetz* mit “erneuerbaren” Energien ganzjähig sicher und stabil zu versorgen?”
        Wenn Sie die Kurzstudie gelesen haben, dann haben Sie auch gelesen, dass es
        1) in der Vergangenheit noch zu teuer war.”

        Na dann sofort loslegen!

        “2) Haben wir z.B. aktuell noch nicht die Rückverstromungsmöglichkeit über H2, die auch dort explizit genannt wird.”

        Ach nein, geht ja doch nicht. Wirklich blöd, da kann man die vollmundigen Ankündigungen einfach nicht testen und so ist das ganze Konzept zwar angeblich “wettbewerbsfähig” aber gleichzeitig einfach nicht umsetzbar. Sowas aber auch.

        “Alles nicht so schwer zu verstehen… Ist schon arg strukturkonservatives Denken, was bei Ihnen vorherrscht.”

        Nein, bei mir ist einfach nur so, dass ich meine Wünsche und auch meine quasi-religiösen Überzeugungen beiseite schiebe, wenn ich die Funktionsweise eines komplexen technischen Systems beurteilen will.

        Das sollten Sie auch mal probieren. Vielleicht kommen Sie zu ganz erstaunlichen Erkenntnissen.

      • troodon
        troodon sagte:

        @Richard Ott
        Es macht für uns beide keinen Sinn, die Diskussion weiter zu führen.

        Ich versuche zu trennen zwischen der technischen Machbarkeit und den Problemen bei der Umsetzbarkeit. Sie vermengen es immer. Führt zu nichts.
        Und ich bin SEHR skeptisch, dass die Energiewende mit dem Ziel TN-Neutralität bis 2045 gelingen wird. Das liegt aber nicht daran, dass EE zu teuer seien oder es technisch nicht machbar wäre. Aber auch das ist Wiederholung…
        Ende

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @troodon

        “Ich versuche zu trennen zwischen der technischen Machbarkeit und den Problemen bei der Umsetzbarkeit. Sie vermengen es immer. Führt zu nichts.”

        Ihr verlinktes Dokument belegt auf großtechnischer Ebene weder die technische Machbarkeit noch die Umsetzbarkeit.

        Und wen interessieren bitte “technisch machbare” Lösungen, wenn die so grotesk teuer sind, dass sie sich niemand leisten könnte oder die bei grünsozialistisch-planwirtschaftlicher Verordnung in Deutschland (nicht als Polemik gemeint, sondern wenn wirklich eine Planwirtschaft eingeführt werden würde) unsere komplette Exportindustrie in die Flucht schlagen würden?

        “Technisch machbar” ist die Energiewende für Sie als kleiner Haushalt übrigens schon heute. Sie müssen nur neben Ihrem Haus ein Feld mit Solarzellen vollstellen und Akkus mit einer Speicherkapazität von ungefähr 10000 kWh (der genaue Wert schwankt je nach Ihrer Familiengröße, Ansprüchen an Wohnungsgröße und Wohnkomfort und Temperaturniveau und Warmdschhäufigkeit im Winter, und so weiter) irgendwo aufstellen, damit Sie die Akkus bis zum Herbst mit den Solarzellen laden können und dann sicher durch den Winter kommen, inklusive dem fürs Heizen nötigen Strom, denn selbstverständlich haben Sie auch eine Wärmepumpe und eine Fußbodenheizung.

        Es ist bloß niemand bescheuert genug, sich solche Akkus im Wert von grob geschätzt 1 Million Euro zu kaufen, irgendwo aufzustellen und dann zu betreiben, nur um damit “energieautark” und “CO2-neutral” zu sein. Das machen nicht mal die fundamentalistischsten Grünen.

        Und warum? Weil man damit einfach nicht genug Geld verdienen kann, sogar wenn man dadurch viel Aufmerksamkeit von irgendwelchen Energiewende-Gläubigen bekommt, die immer nach Wundern suchen, zu denen sie pilgern können und dann sagen können: “Sehet her, er hat die ‘technische Machbarkeit’ bewiesen!” Selbst als Bundestagsabgeordneter gibts nur 120k pro Jahr Abgeordnetendiät und 54k pro Jahr “Aufwandspauschale”, und dann muss man einen Teil von dem Geld auch noch wieder an die Partei abdrücken. Selbst über eine ganze Legislaturperiode reicht der Verdienst nicht ([120+54]*4 =696k) um die Kosten für diese absurde “Installation” wieder reinzuspielen.

      • troodon
        troodon sagte:

        @Richard Ott
        “Ihr verlinktes Dokument belegt auf großtechnischer Ebene weder die technische Machbarkeit noch die Umsetzbarkeit.”
        In dem Link ging es auch NICHT darum.
        Muss ich ihnen jedes Mal wieder die gleichen Links zur technischen Machbarkeit ZUSÄTZLICH einfügen?
        Es zeigt ihr Desinteresse und dieses bleibt Ihnen unbenommen…

    • Thomas M.
      Thomas M. sagte:

      Vielleicht können wir noch rasch das Gelände der AKWs für 50 Jahre Frankreich überschreiben; dann brauchen unsere AKWs nicht abgeschaltet werden und Frankreich braucht weniger neue bauen und wir können sagen: Auf deutschem Grund und Boden stehen keine AKWs mehr! Dadurch wird auch weniger CO2 in die Atmosphäre gepustet (Bau und Abriss vom AKW!!!) . Win-Win-Win-Situation ;)

      Antworten
      • weico
        weico sagte:

        @Thomas M

        Mit genug “Anschubfinanzierung” wäre die Idee sicherlich auch dem Wähler ,als “deutsche Lösung”, zu “verkaufen” !

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @weico

        Ja, da muss auf jeden Fall noch ordentlich deutsches Geld fließen!

        Der französische Atomkonzern EDF hat ja bekanntlich eine recht schwache Bilanz und über 250 Milliarden Euro Verbindlichkeiten bei nur 45 Milliarden Euro Eigenkapital.

        Könnte Deutschland nicht als Gegenleistung für das Überschreiben der Atomkraftwerke an Frankreich die Verbindlichkeiten vom EDF-Konzern übernehmen? Das wäre doch fair…

      • troodon
        troodon sagte:

        @Richard Ott
        Warum überhaupt noch EK? Das sollte vorher als Sonderdividende komplett an der FRA Staat ausgeschüttet werden … und dann 100% FK Finanzierung über Anleihen, die bei der EZB landen…

    • Joerg
      Joerg sagte:

      Netter Deal.

      So kommt durch die EU, was in D nicht moeglich war: “Strahlend gruen gestrichene Meiler” ;-)
      Mal ein positives? Bsp wie Bruessel geholfen hat, uns selbst zu ueberwinden (bzw Merkels Fehlentscheidung)?

      “Kaum knackt der Ast auf dem wir sitzen, hoeren alle auf zu saegen”

      Was war wohl die Kroete, die Macron dafuer geschluckt hat (Deal)?

      LG Joerg

      Antworten
  5. JürgenP
    JürgenP sagte:

    Ketzerische Fragen:

    „Wieso basteln die Autoren mit Professorentitel nicht mit derselben Ahnungslosigkeit über „System“funktionen an ihren Bremssystemen der Hight-Tech-Fahrzeugen herum?“

    Klar, weil sie genau wissen, dass sie unter dem nächstbesten Lastwagen landen, weil die dilettantische Bastelei „unvorhergesehene“ Folgen haben wird. Deswegen müssen an technische Systeme die richtigen Experten ran, an nichttechnische ebenso. Das sind nicht zwingend Ökonomen. Nehmt doch zum Beispiel mal Naturwissenschaftler resp. Biologen.

    „Wieso meinen die beiden Geldsystemprofessoren, dass das ökonomische System dabei herauskommt, was sie sich wünschen, wenn am Bestehenden nach einseitigen Vorstellungen herummanipuliert wird?“

    Klar, weil sie von Geld, nicht aber von (komplexen) Systemfunktionen irgendeine Ahnung haben. Wahrhaben will das kein Systembastler, ändert aber am selbst geschaffenen Desaster nichts.

    „Wurden die Dodd-Franc-Act-Autoren nach Seitenzahlen bezahlt oder nach Wirksamkeit ihres Acts und was passierte mit ihrem Honorar, nachdem die Auftraggeber feststellten, dass Banken so nicht zu regulieren seien?“

    Klar, für so ein Werk werden heute Nobelpreise verteilt, oder zumindest honorige Hochschultitel. Nur: Verantwortung für das eigene Tun und Handeln wird nicht übernommen. Es zählt gar nicht, dass der Versuch einer Regulierung in DER Form von vornherein vollkommener Quatsch ist. Allein die Seitenzahl spricht Bände. Komplexe Systeme, und dazu zählen Geldsysteme aller Art, lassen sich prinzipiell nicht mit solchen Werken einfangen / steuern / regeln oder von unabsehbaren und unerwünschten Entwicklungen abhalten.

    Naturwissenschaftler resp. Biologen wissen, dass bspw. äußerst komplexe biologische Systeme mit äußerst einfachen Regeln sich selbst betreiben. Es sei denn, es kommt die Ahnungslosigkeit zum Zuge, oder der Willen seinen eigenen Vorteil zu Lasten von Anderen zu generieren. Dann wird fleißig gebastelt.

    Antworten
  6. weico
    weico sagte:

    “bto: Am 31.10.2021 spreche ich mit Prof. Dr. Joseph Huber über unsere Geldordnung und eine mögliche Neuordnung. Prof. Huber setzt sich seit Jahren für eine Umstellung auf ein Vollgeldsystem ein. In der Schweiz gab es dazu sogar eine Volksabstimmung.”

    Das Thema ist zwar interessant, aber für die Mehrheit der Wähler wohl schlicht zu theoretisch.

    Die Schweizer Vollgeld-Initiative :
    https://www.vollgeld-initiative.ch/wissenschaftler/

    Ob das Geldsystem nun auf “Vollgeld” , Goldstandard usw. beruht, ändert nichts daran, dass JEDES Geldsystem scheitern wird.

    Der Staat, bringt jedes Geldsystem , durch sein Staatsmonopol, früher oder später zum SCHEITERN.

    Fazit:
    Die Suche nach dem perfekten Geldsystem ist etwa so “Sinnvoll” wie die Suche nach “Gott” oder “perpetuum mobile”.

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    • Hans Severin
      Hans Severin sagte:

      @ weico Die Suche nach dem perfekten Geldsystem ist etwa so “sinnvoll” wie die Suche nach “Gott” oder “perpetuum mobile”.

      “Gott” oder “perpetuum mobile”… beinhaltet dasselbe: “Gott” ist der einzige im weiten Universum der keinen Geburtstag hat, denn er war immer da und wird es immer sein. Laut Einstein kommen und gehen die Universen, denn die Energie, der sie ihre Entsehung und Zerstörung verdanken, kann selber nie vergehen. Insofern ist sie das “perpetuum mobile”.

      Die Suche danach ist in der Tat sinnlos, wäre so, wie wenn man “draußen” nach seinem Herzen suchen wollen, wo es doch im Menschen selber schlägt. Daher wird in den Schriften gesagt: wenn du die/deine “Lebensenergie” suchst, wende dich nach innen.

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  7. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    bto: “Da Geld ein risikofreies Asset sein sollte…”

    Es gab und gibt keine risikofreien Assets. Und es kann sie auch nicht geben. Jedes Asset ist naturgemäß von Kriminellen, Umweltkatastrophen, Zufällen und Fehlern bedroht. Egal, ob die Geldscheine unter der Matratze einem Hausbrand zum Opfer fallen, ein großes kalifornisches Erdbeben die Kaufkraft des $ abstürzen lässt oder der vergrabene versteckte Goldbarren bei einsetzender Demenz vom Inhaber nicht mehr gefunden wird bzw. Diebe ihn entwenden, eine Regierung überraschend abgewählt wird oder zwei Staaten einen Krieg beginnen. Die Theorie der Risikofreiheit ist Unsinn. Es gibt nur unterschiedliche Risikoklassen.

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  8. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    “Die FT und Martin Wolf sind sicherlich unverdächtig, einem übermächtigen Staat das Wort zu reden.”

    Kommt drauf an, wer den übermächtigen Staat dann kontrolliert. Wenn es Martin Wolf und die Klientel der Financial Times wären, dann wären die sicher alle dafür, dass der Staat so mächtig wie möglich sein sollte. ;)

    “Umso erstaunlicher, dass Wolf erneut die Forderung aufstellt, Banken die Möglichkeit der Geldschöpfung zu nehmen.”

    Das war bisher nicht ganz ungefährlich, solche Leute sterben öfters einen tragischen Tod bei unaufgeklärten Attentaten, merkwürdigen Hubschrauberabstürzen, plötzlichen Herzinfarkten und ähnlichem.

    Die einzigen öffentlichen Äußerungen, welche die eigene Lebenserwartung in ähnlichem Maß reduzieren, sind die Forderung, Erdöl nicht mehr in US-Dollar abzurechnen oder aber die Erklärung, man habe Beweise für korrupte Geschäfte oder andere Straftaten von Mitgliedern oder Freunden der Clinton-Familie…

    Aber vermutlich ist der Trick ganz einfach, dass die Londoner Bänkerzeitung mittlerweile erwartet, dass die Finanzwirtschaft so viel Einfluss auf den Staat nehmen kann, dass eine Verstaatlichung der Geldschöpfung nichts an ihrem Geschäft ändert und Staat und Bankenwesen sowieso immer mehr verschmelzen, egal ob man das nun “Sozialismus” oder “Faschismus” nennt, wenn der Prozess abgeschlossen ist.

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  9. foxxly
    foxxly sagte:

    unser aktuelles schuldgeldsystem erzeugt zwangsweise eine umverteilung von der masse zu wenigen händen.
    wir haben also in erster linie ein systemisches verteilungsproblem, welches politisch noch verstärkt wird.

    banken dürften niemals eingentümer des geldes sein. es muss in händen des volkes und der realwirtschaft, bleiben.
    banken würden und dürften nur noch als zahlstellen und verwahstellen, ohne eigeninteressen fungieren.

    dazu muss auch die vollmacht ausschließlich vom volke ausgehen und nicht von regierungen und anderen institutionen.
    d.h. das volk muss durch eigens gewählte personen die volle eigenständikeit über das geldwesen haben.

    unbedingt notwendig sind obergrenzen in einkommen und vermögen.
    wenn dieses nicht besteht, dann entstehen klumpenbildungen und monopolartige strukturen.
    wenn monopol-strukturen vorhanden sind, dann hat keine regierungsform der welt und das volk, eine eigenständigkeit mehr.
    aktuel haben wir genau diese entwicklung in dessen das großkapital in wenigen händen die politik und gesellschaft zu den eigenen interessen lenkt. das kapital wird zur dikatur!

    weiter müsste ein geldsystem so gestaltet werden, dass die arbeitsleistung letztlich keine schuld ist. d.h.
    für das wirtschaftswachstum ist geldmengenwachstum notwenig.
    wenn diese neue zusätzliche geldmenge in höhe des Bip-wachstums, auf die köpfe gleichverteilt und pro jahr lastenfrei ausbezahlt würde, dann wäre die arbeitsleistung faktisch schuldenfreigestellt.

    der zins innerhalb der realwirtschaft, sowie mieten und pachten, wären davon unberührt.

    wichtig ist, dass bis zu den obergrenzen ein wettbewerb statt finden kann, –
    und, aber kein sozialismus geduldet wird. sozial zu sein ist kein sozialismus !!

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  10. Dagobert
    Dagobert sagte:

    Banken von Geldschöpfung HAFTUNGSFREI zu stellen erzwang kollektive Haftung (Bankenrettung), die durch staatliche Geldschöpfung unter KOLLEKTIVER HAFTUNG kaum problemfrei sind.

    Auch Vollgeld stirbt wenn alle Regeln als Vertrauen in seine Zukunft gebrochen werden.

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