Die globale Mindest­steuer bringt wenig und birgt Gefahren

Morgen, am 13. Juni 2021, geht es in meinem Podcast um die Staatsfinanzen und unter anderem um das Thema der Mindestbesteuerung von Unternehmen.

Von einer „Steuerrevolution“ sprach Olaf Scholz, nachdem er und seine Finanzministerkollegen der G 7 sich auf einen globalen Mindeststeuersatz für Unternehmen geeinigt hatten. Ich muss gestehen, immer wenn Olaf Scholz euphorisch ist, werde ich besorgt. Denn bisher war die Euphorie von Scholz für die Steuerzahler immer teuer.

Um was geht es denn?

Zunächst um das nachvollziehbare Anliegen, dass alle Unternehmen ihren fairen Beitrag zur Finanzierung der Staatsaufgaben leisten. Und auch um faire Wettbewerbsbedingungen, man denke an das berühmte Beispiel des Buchhändlers, der in Deutschland tüchtig Steuern zahlt und der große Internetwettbewerber eben nicht. Man denkt an Irland, das mit einem tiefen Steuersatz von 12,5 Prozent viele Großkonzerne anzieht, die lieber dort ihre Gewinne versteuern als beispielsweise in Frankreich, wo immerhin 30 Prozent Steuern fällig wären.

Die G 7 – also die früher führenden Industrienationen – haben sich nun auf eine Mindeststeuer geeinigt (Ziel 15 Prozent) und werde im nächsten Schritt im Kreis der G 20 und dann der OECD dafür werben. Ob die anderen Staaten dann mitziehen, bleibt abzuwarten.

Der Vorschlag hat zwei Komponenten:

  • Die eine Komponente ist die Mindeststeuer. Wenn also Unternehmen irgendwo auf der Welt weniger als die Mindeststeuer bezahlen, soll der Heimatstaat die Differenz zusätzlich einnehmen.
  • Die zweite Komponente ist aus deutscher Sicht jedoch unter Umständen ein Risiko: Es wird nämlich gefordert, dass die Staaten, in denen die Umsätze anfallen, auch einen Anteil am Steueraufkommen erhalten. Darauf komme ich noch zurück.

    Zunächst zur Mindeststeuer:

    • Einer OECD-Schätzung zufolge könnte die geplante globale Steuerreform pro Jahr 60 bis 100 Milliarden Dollar zusätzlich in die Kassen der Staaten spülen. Das wären bis zu vier Prozent der jetzigen Einnahmen aus der Besteuerung von Unternehmen. Der Löwenanteil würde auf die Mindeststeuer entfallen. → OECD Economic Impact Assessment
    • Nach einer anderen Studie würde ein 15-prozentiger Mindeststeuersatz der Europäischen Union zusätzlich 50 Milliarden Euro in die Kassen spülen. Allerdings zeigt diese Studie etwas ganz Wichtiges: Im Ergebnis würden die Steuereinnahmen in der EU deutlich zulegen. Aber nicht von den amerikanischen Internetgiganten, sondern von den EU-Konzernen. COLLECTING THE TAX DEFICIT OF MULTINATIONAL COMPANIES: SIMULATIONS FOR THE EUROPEAN UNION, Juni 2021
    • Dort steht: “For the European Union, there is thus a much higher revenue potential from increasing taxes on EU companies than from taxing non- EU companies. To improve the fairness of its tax system and generate new government revenues (e.g., to pay for the cost of Covid-19), it is essential that the European Union polices its own multinationals.”
    • Und: “Last, we estimate how much revenue each EU country could collect unilaterally, assuming all other countries keep their current tax policy unchanged. This corresponds to a ‘first-mover’ scenario, in which one country alone decides to collect the tax deficit of multinational companies. This first mover would collect the full tax deficit of its own multinationals, plus a portion (proportional to the destination of sales) of the tax deficit of all foreign multinationals, based on a reference rate of 25%. We find that a first mover in the European Union would increase its corporate tax revenues by close to 70% relative to its current corporate tax collection. Although international coordination is always preferable, a unilateral move of a single EU member state (or a group of member states) would encourage other EU countries to also collect the tax deficit of multinationals—as not doing so would mean leaving tax revenues on the table for the first movers to grab.”
      • Und so würde es sich auf die Staaten verteilen:

         Quelle: Tax Observatory

        Wir reden in Deutschland also von 5,7 Milliarden Euro – was nett ist, aber nur etwa 0,8 Prozent des hiesigen Steueraufkommens entspricht (2020: 740 Milliarden). Bei 21 Prozent wären es mit 6,9 Milliarden unwesentlich mehr. Bei 25 Prozent käme deutlich mehr heraus – was aber daran liegen dürfte, dass dann alle Unternehmen mehr bezahlen.

        Vorreiter wären hier Unternehmen wie:

      Quelle: Tax Observatory

      Ergo: Die EU hätte es schon lange selbst machen können, sie folgt hier nun den USA. Die USA wiederum wollen die Mindeststeuer, weil sie im Inland die Steuern erhöhen wollen. Ziel ist also, den Wettbewerb auszuschalten. Das gleiche Motiv dürften Frankreich und Italien haben.

      Entscheidend ist übrigens nicht, ob der Mindeststeuersatz bei 15 oder 18 Prozent liegt. Entscheidend ist die Bemessungsgrundlage, also worauf der Satz sich eigentlich bezieht. Wie wird der Unternehmensgewinn überhaupt definiert? Sind Sonderabschreibungen, mit denen auch Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten gerne ausländische Unternehmen anlockte, etwa in Ostdeutschland, weiterhin möglich, wenn ja, in welchem Ausmaß?

      Beispiel: Auch ein Mindestsatz von 12,5 Prozent oder nur knapp darüber könnte Irland viel Geld kosten, wenn man die Steuererleichterungen einkalkuliert. Viele große Unternehmen zahlen einen effektiven Satz im einstelligen Bereich. Die „Patentbox“ des Landes, ein System für Innovationsgewinne, berechnet nur 6,25 Prozent.

      Kein Wunder, dass die irische Regierung mit einem jährlichen Steuerverlust von zwei Milliarden Euro bei einem globalen Deal einkalkuliert – rund 2,4 Prozent der öffentlichen Einnahmen.  Das wäre so, als ob die USA fast 140 Milliarden US-Dollar verlören. Irland hat einige Freunde in der EU. Ungarn ist ein lautstarker Vorkämpfer des Steuerwettbewerbs. Zypern und Malta sind ebenfalls betroffen, aber „glücklich, im Schatten Irlands zu sitzen“, sagt ein anderer Beamter.

      Außerhalb der EU haben Singapur und die Schweiz signalisiert, dass sie 15 Prozent für zu hoch halten. Der asiatische Hub wäre mit zehn Prozent zufriedener.

      Wenn genügend große Volkswirtschaften zustimmen würden, gäbe es keinen Anreiz für Unternehmen, ihre Geschäfte an Niedrigsteuerstandorte zu verlagern. Steueroasen hätten kein effektives Vetorecht, und das Nullsteuer-Geschäftsmodell würde zusammenbrechen. Ein Abkommen auf G20-Ebene könnte dafür ausreichen.

      Nun zur Beteiligung der Staaten, in denen Umsätze erzielt werden:

      Nach den Plänen der G7 sollen Konzerne mit einer Gewinnmarge von mehr als zehn Prozent künftig auch dort steuerpflichtig werden, wo sie ihre Umsätze machen. Die über diese Marge hinausgehenden Gewinne sollen zu 20 Prozent in den jeweiligen Ländern versteuert werden. Damit hätten alle Länder, in denen die größten und profitabelsten Unternehmen der Welt Verkäufe tätigen, Besteuerungsrechte über „mindestens 20 Prozent des Gewinns, der eine Marge von 10 Prozent übersteigt“.

      Die grenzüberschreitende Gewinnumschichtung zu Steuerzwecken wird auf die 100 größten globalen Unternehmen und diejenigen beschränkt, die „Super“-Gewinne erzielen. Doch selbst dieser begrenzte Umfang wird viele der US-Technologiegiganten erfassen, die von den Europäern ins Visier genommen werden.

      Quelle: FINANCIAL TIMES (FT)

      Für die Zehn-Prozent-Marge müssen komplexe Regeln definiert und vereinbart werden. Ein Fünftel der Gewinne, die über dieser internationalen Besteuerungsgrenze liegen, wird relativ gering sein, obwohl es eine Verbesserung gegenüber der heutigen Situation darstellt. Und entscheidend ist die grundsätzliche Verschiebung der Besteuerung durch Länder, in denen Unternehmen Umsätze tätigen, und nicht nur dort, wo sie ihren Sitz haben.

      Meine Gedanken:

      Prinzipiell richtig. Wer ärgert sich nicht beim Blick auf den eigenen Steuerbescheid? Dennoch bleibt festzuhalten:

      • Es dürfte noch Jahre dauern, bis es wirklich greift.
      • Es gibt erhebliche Definitionsprobleme: Wie ist „Gewinn“ definiert? Ich erinnere an den goldenen Grundsatz: Das Unternehmen produziert Cashflow, den Gewinn produziert der Buchhalter oder die Buchhalterin.
      • Wie ist „Rendite“ definiert? Die G7 geht auf die Umsatzrendite. Ein Ansatz, der Händler bevorzugt (weil geringe Umsatzrendite) und kapitalintensive Unternehmen benachteiligt.
      • Deshalb auch die Bemühung Amazon – Umsatzrendite von circa drei Prozent – nach Geschäftsbereichen zu teilen, um damit das hochprofitable Cloud-Computing Geschäft zu besteuern.

      Quelle: FT

      Aber selbst wenn sich das alles lösen lässt, wie geht es dann weiter?

      • Nun, wir haben weniger Wettbewerb. Politiker aus Hochsteuerländern und solchen, die es werden wollen, werden rufen: Richtig so, denn der war unfair!
      • Andererseits sehen wir an Ländern wie der Schweiz, dass Wettbewerb auch positiv wirkt. Er verhindert nämlich, dass die Politik es übertreibt.
      • 15 Prozent sind kein Problem und die ursprünglich von Biden angedachten 21 Prozent auch nicht. Aber wo ist Schluss? Hier gilt es aufzupassen.
      • Ebenso die Regeländerung bezüglich der Besteuerung im Land, wo Umsatz anfällt.
      • Da mag Herr Scholz jetzt jubeln und in der Tat liegt die Umsatzrendite unserer großen Konzerne nur selten bei über zehn Prozent. Doch auch hier gilt: Ist der Einstieg erst mal gemacht, wächst der Druck, mehr Unternehmen einzubeziehen und die Hürde für die lokale Besteuerung zu senken.

      Bleibt also zu hoffen, dass die künftigen deutschen Finanzminister gründlich rechnen.

      ft.com (Anmeldung erforderlich): G7/corporate tax: a hard but fragile bargain, 6. Juni 2021

      Kommentare (31) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
      1. T. W.
        T. W. sagte:

        Ein Aspekt fehlt noch in der Analyse, gerade im Hinblick auf die Cloud Anbieter Amazon und Microsoft.

        Deren Dienste sind der Unterbau für quasi jedes namhafte Unternehmen in jeder Industrie. Reichen Amazon und Microsoft jeweils die höheren Steuern in Europa an ihre europäischen Kunden weiter – so wie Unternehmen das in der Regel mit Umsatz bezogenen Steuern machen! – dann zahlen europäische Unternehmen höhere Preise für Cloud Dienstleistungen. Jetzt könnte man sagen – das schafft Raum für Wettbewerb gegen Amazon und Microsoft durch andere Anbieter – Pustekuchen. Cloud Dienste und deren Kostenstruktur basieren auf Economy of Scale – Niemand kann vergleichbare Cloud Dienste zu Microsoft und Amazon mit gleicher Marge/Kostenstruktur anbieten, weil es niemanden in der Grössenordnung gibt. Und weil es niemanden mit den Kapazitäten und Fähigkeiten wie Microsoft und Amazon gibt, werden die beiden Cloud Monopolisten auch nicht die Steuer mit ihrer Marge schlucken müssen, sondern können einfach die Preise erhöhen ohne ihre Marge anzufassen. Man verweist dann einfach auf die Steuern, so wie die Mineralölkonzerne das an der Zapfsäule machen.

        Höhere Preise für Cloud Dienstleistungen durch ein Durchreichen dieser Steuererhöhung an Cloud Kunden heisst, dass dann Kunden wie VW, BMW, Daimler, Siemens etc. alle höhere Cloud Infrastrukturkosten haben – ein Wettbewerbsnachteil.

        Antworten
        • JürgenP
          JürgenP sagte:

          @T.W. “…dass (…) alle höhere Cloud Infrastrukturkosten haben – ein Wettbewerbsnachteil”.

          Sehr richtig. Und dass ist nur ein Beispiel, wie der SteuerSchuss für die indirekt beteiligten Unternehmen nach hinten losgehen kann. Das ist dann die Revolution, von der Revoluzzer Olaf sprach. Wann endlich wird eine politische Intervention zu Ende gedacht.

          Antworten
        • PhilSt
          PhilSt sagte:

          Wenn deutsche Unternehmen so klug sind, und ihr Know-How nach dem NSA Skandal immer noch auf amerikanischen Servern parken, ist ihnen auch nicht mehr zu helfen.

          Antworten
          • Richard Ott
            Richard Ott sagte:

            @PhilSt

            Oh Gott, glauben Sie etwa, die Amerikaner spionieren uns immer noch aus?

            Die Merkel-Mutti hat sich doch genau darüber beschwert und gesagt, dass man sowas unter Freunden einfach nicht machen kann… :D :D :D

          • T. W.
            T. W. sagte:

            Etwas weniger Alu Hut sorgt für bessere Durchlüftung des Oberstübchens.

            Daten, die Sie auf den Servern der großen US Hyperscaler parken, sind sicherer als bei irgendwelchen europäischen Dienstleistern oder in eigenen Rechenzentren, die fast immer niedrigere Standards haben.

            Ich finde es auch immer lustig, dass alle ein Problem mit US Tech Riesen und Privatsphäre haben, aber keinen Mucks von sich geben, wenn es um Huawei und den Ausbau der 5G Netze in Deutschland geht, oder die Abhängigkeit von russischem Gas… Konsequent!

          • Richard Ott
            Richard Ott sagte:

            @ T.W.

            Schön, dass die amerikanischen Geheimdienste nur so plumpe Verteidiger wie Sie hier aufzubieten haben.

            Haben Sie eigentlich schon mal den Namen “Edward Snowden” gehört? Oder ihn schon wieder verdrängt?

            “Ich finde es auch immer lustig, dass alle ein Problem mit US Tech Riesen und Privatsphäre haben, aber keinen Mucks von sich geben, wenn es um Huawei und den Ausbau der 5G Netze in Deutschland geht, oder die Abhängigkeit von russischem Gas… Konsequent!”

            Wenn wir in Europa schlau gewesen wären, hätten wir eigene Cloud-Anbieter aufgebaut, um nicht von den amerikanischen Datenkraken mit ihrer Standleitung nach Langley abhängig zu sein – aber wir machen ja lieber Genderforschung statt IT.

          • T. W.
            T. W. sagte:


            Wenn wir in Europa schlau gewesen wären, hätten wir eigene Cloud-Anbieter aufgebaut, um nicht von den amerikanischen Datenkraken mit ihrer Standleitung nach Langley abhängig zu sein – aber wir machen ja lieber Genderforschung statt IT.

            Tja. Hätten, würden, wären, wenn.

            Der Zug ist abgefahren. Daran kann auch eine Altmaier Nasenlandung wie Gaia-X nichts mehr ändern.

            Und ja, Snowden’s Veröffentlichungen habe ich mir genau angeschaut. Die ändern allerdings auch nichts an der Tatsache, dass Kundendaten und Geschäftsprozesse unterm Strich bei den großen US Anbietern sicherer sind, als bei anderen Angeboten. Zu dem Schluss kommen auch die meisten Kunden, die sich damit aus Eigeninteresse und Eigenschutz auseinandersetzen müssen.

      2. weico
        weico sagte:

        “Eilmeldung:
        Grüne küren Baerbock zur Kanzlerkandidatin
        Die Grünen haben sich mit sehr großer Geschlossenheit hinter Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin gestellt. Sie erhielt am Samstag auf dem Parteitag 98,5 Prozent der Stimmen.”

        https://www.spiegel.de/politik/deutschland/annalena-baerbock-offiziell-als-kanzlerkandidatin-der-gruenen-bestaetigt-a-a27301bb-d657-44b2-bc21-b68dacf252db

        Sind ja (fast) schon Prozentzahlen wie zu DDR- bzw. Sowjet-Zeiten bzw. erinnert schon an “sektenhafte Zustände”.

        Antworten
      3. Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        “Nach den Plänen der G7 sollen Konzerne mit einer Gewinnmarge von mehr als zehn Prozent künftig auch dort steuerpflichtig werden, wo sie ihre Umsätze machen.”

        Da hat der Amazon-Konzern über seine Handlanger in de US-Regierung ein sehr gutes Verhandlungsergebnis für sich erzielt. ;)

        Antworten
      4. Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        Warum gibt es überhaupt einen Steuerwettbewerb zwischen den Ländern bei der Besteuerung von Unternehmen?

        Es gibt ihn, weil die Länder in UNTERSCHIEDLICHEN Situationen sind.

        Das Land, das Unternehmen einen großen Markt (Absatz – eine der maßgebenden Determinanten im Spätkapitalismus) oder gut ausgebildete Arbeitskräfte (Qualifikation – die maßgebende Determinante für innovative Unternehmen, speziell in den Wachstumsbranchen IT) anbieten kann, zieht Unternehmen an und KANN sie höher als andere besteuern.

        Wer nicht dergleichen anbieten kann, Unternehmen jedoch für sich gewinnen will des Know how-Transfers und der Arbeitsplätze wegen, MUSS sie geringer besteuern bzw. ihre Rendite fördern (Übernahme von Kosten).

        Dieser Mechanismus wird NICHT durch Regulierung von Steuern abgelöst.

        Heißt:

        Globale Besteuerung wird UNTERLAUFEN werden durch SUBVENTIONEN aller Art.

        Solange es keine Weltregierung gibt mit globaler Durchgriffsbefugnis ist die globale Besteuerung Augenwischerei.

        Sie bleibt Augenwischerei, weil es UNTERSCHIEDLICHER Interessen MASSGEBLICHER Akteure wegen, keine derartige Weltregierung geben wird.

        Das Procedere erinnert ein wenig an die Vereinbarung zur Reduzierung der CO2-Emissionen:

        Alle unterschreiben und sagen JA dazu, das Ziel wird aber nicht erreicht werden, weil NATIONALE Interessen – vorrangig die Erhaltung gesellschaftlicher Stabilität – selbstverständlich für jede vernünftige Regierung Vorrang haben muss.

        Antworten
        • JürgenP
          JürgenP sagte:

          @ DT Sehr richtig gesehen. Es tritt ein, was immer schon eingetreten ist: durch politische Interessen getriebene Subventionen in Form von Steuergeschenken durch Modifikation der Steuerbezugsbasis bei gegebenen “internationalem” %-Satz. Bei der Festlegung eines Mindestprozentsatzes von einer Revolution zu sprechen, ist Volksverdummung der geübten Praxis der letzten Jahrzehnte. Das ist nicht einmal mehr 8% der Stimmen wert. Den internationalen Konzernen die Möglichkeiten der individuellen Steuermodifikation zu entziehen, gelingt einem gewieften Hochtief-Konzernschlächter Scholz 100%ig nicht. Außerdem: den revolutionären machtpolitischen Witz, den sich der Steuerrevolutionär sich beim G-20-Gipfel in Hamburg geleistet hat, haben sich die Vorstände ganz sicher gemerkt. Die feixen über die revolutionäre “Bedrohung”.

          Antworten
          • Bauer
            Bauer sagte:

            @ JürgenP

            >>“sektenhafte Zustände”

            Das war doch schon seit jeher eine Sekte, oder sehen Sie das anders?

            Merke: Sekte = Religionsersatz

        • Bauer
          Bauer sagte:

          @ D. Tischer

          >> “Es gibt ihn, weil die Länder in UNTERSCHIEDLICHEN Situationen sind.”

          Soweit schon auch richtig. Dann müssten allerdings Länder in gleicher Situation auch gleiche Steuersätze haben. So geht es also nicht.

          Es gibt unterschiedliche Steuersätze, weil Länder souverän sind und die Besteuerung eines der wertvollsten Rechte eines soveränen Staates ist.

          Nebenbei gesagt hat D in diesem Punkt schon längst seine Souveränität aufgegeben. Daher vielleicht das Missverständnis.

          Antworten
          • Hans Severin
            Hans Severin sagte:

            @ Bauer: Nebenbei gesagt hat D in diesem Punkt schon längst seine Souveränität aufgegeben.

            Um es genauer zu sagen, seit dem 8. Mai.

          • Dietmar Tischer
            Dietmar Tischer sagte:

            @ Bauer

            >Es gibt unterschiedliche Steuersätze, weil Länder souverän sind und die Besteuerung eines der wertvollsten Rechte eines soveränen Staates ist.>

            Richtig, habe ich vorausgesetzt.

            >Nebenbei gesagt hat D in diesem Punkt schon längst seine Souveränität aufgegeben.>

            Nicht ganz, aber bereits weitgehend mit der Tendenz in der EU zur WEITEREN Aufgabe von Souveränität.

            Das Problem dabei:

            Die nationalen Regierungen VERLIEREN dadurch an Gestaltungsspielraum beim Interessenausgleich in ihren Ländern.

            Die Lösung:

            Die EU KOMPENSIERT diese Verluste durch ZUWEISUNGEN.

            Finanzierung:

            Durch die NEU geschaffene Finanzierungsfazilität der Schuldenaufnahme und – nachziehend – auch durch eigene Besteuerung.

            Folge:

            Mit der Finanzierung durch die EU verlieren die nationalen Regierungen an Einfluss, was wiederum heißt:

            Die MACHT nationaler Regierungen MIGRIERT nach Brüssel.

            Die Distanz zu den Bürgern wird größer.

            Wenn – was ich erwarte – bei kaum wachsendem Wohlstand die Erwartungen der Bürger NICHT erfüllt werden können, werden sich die bereits deutlich erkennbaren Tendenzen zur RE-NATIONALISIERUNG verstärken und sich gegen Brüssel/EU richten.

            Die Energiewende wird diesen Prozess m. A. n. beschleunigen.

      5. JürgenP
        JürgenP sagte:

        „Von einer „Steuerrevolution“ sprach Olaf Scholz“.

        Der frühere Kanzleraspirant revolutioniert die Weltsteuer, nachdem er die Berechnung der Einkommensteuer der Bürger „seines“ Landes auf dem Bierdeckel hin bekommen hat. Wer erinnert sich noch an die unsäglichen Nachweise, Vor- und Nachermittlungen, die ein Steuerrentner für seine Erklärung machen musste. Ganz zu schweigen von den normal arbeitenden Bürgern oder Frittenbudeninhabern, die sich damals noch mit borstigen “Elstern”(dem finanzdigitalen Steuererklärungswunderprogramm) herumschlagen mussten. Welch ein Segen, dass man nicht mehr stundenlang an Handwerkerrechnungen sitzen muss, um die steuerwirksamen Minimalanteile herauszufischen.

        Alles ist dank Weltsteuer-Olaf so einfach geworden.

        Dieser geniale Steuerrevolutionär wird sich nun, endlich, um die Weltsteuer der Amazons, Zuckerbergs, Apples und Willy Zooladens kümmern. Ist auch besser, dass es mit dem Kanzler nix wird. So kann er sich mit wirklich wichtigen Dinge beschäftigen. Probleme lösen wie bei der der Elbphilharmonie ist seine Stärke. Das war schon eine Show, wie er den Weltbaukonzern Hochtief mit 200 Mio. Nachschuss zermalmt hatte. Vielleicht nimmt er seinen Freund Spahn an die Seite , der hat richtig Ahnung von Abrechnungen … und kennt die Konzernschlichen aus dem FF.

        Es kommen goldene Steuerzeiten. Fragt sich nur für wen.

        Antworten
      6. Bauer
        Bauer sagte:

        Eine alte Geschichte frisch aufgewärmt: Jeglicher Steuerwettbewerb ist jedem Staat ein Dorn im Auge. Früher war es üblich, das mittels Einfuhrzöllen zu korrigieren.

        Hier also ein Vorschlag, der an die Vergangenheit anschliesst: Ein ausländisches Unternehmen kann alle aus dem Ausland eingeführten Zulieferteile zollfrei importieren. Seine Fertigprodukte werden jedoch beim Verkauf mit dem einschlägigen Einfuhrzoll belegt, gleich ob sie für das Inland oder den Re-export bestimmt sind. Das löst alle Fragen über Gewinnermittlung, verzerrte Verrechnungspreise, usw. Die Infrastrukur hierfür ist mit den Zollbehörden bereits vorhanden, Kreative Buchführung und Bilanzierung spielen keine Rolle. Ausserdem entstände ein Anreiz, global agierende Unternehmen in nationale, finanziell und rechtlich unabhängige Teile zu zerlegen.

        Utopie? Wahrscheinlich auch nicht mehr als die Globalsteuer.

        Antworten
        • foxxly
          foxxly sagte:

          @ bauer

          nun, soviel gerechtigkeit, klarheit etc.-will man nun auch nicht!
          wo bleibt da die möglichkeit zum schummeln?

          Antworten
          • Bauer
            Bauer sagte:

            @foxxly

            Wenn Du mich fragst, kein System ist wasserdicht. Je einfacher es jedoch konzeptuell ist, desto schwieriger ist es, es zu umgehen.

            Mein Vorschlag hätte den Vorteil, ohne überbordende Bürokratie die Souveränität des Staates nicht anzutasten und den Unternehmen ihre unternehmerische Initiative zu lassen.

      7. weico
        weico sagte:

        “Es gibt erhebliche Definitionsprobleme: Wie ist „Gewinn“ definiert? Ich erinnere an den goldenen Grundsatz: Das Unternehmen produziert Cashflow, den Gewinn produziert der Buchhalter oder die Buchhalterin.”

        Exakt.

        Man kennt dieses Steuer-Verhalten ja zu genüge aus den USA .

        https://www.propublica.org/article/the-secret-irs-files-trove-of-never-before-seen-records-reveal-how-the-wealthiest-avoid-income-tax

        Aber statt dass der US-Staat etwas ändern will/kann bzw. den Bürgern erklärt WARUM dies Praxis völlig LEGAL ist und nichts mit “tricksen” zutun hat … wird der Verkünder verfolgt:
        https://www.federaltimes.com/federal-oversight/congress/2021/06/11/leak-of-billionaires-tax-data-draws-gop-outcry-over-privacy/

        Die USA täten gut daran, statt an einer globale Mindeststeuer “rumzubasteln” und den nationalen Steuerwettbewerb zu behindern , zuerst mal ihr EIGENES Steuersystem zu “revolutionieren”.
        Der GEWINN wäre sicherlich um einiges einträglicher .

        Antworten
      8. foxxly
        foxxly sagte:

        die globale mindeststeuer, das hört sich gut an.
        sie bringt wenigstens eine (teil)- gerechtigkeit, indem auch unternehmen steuer zahlen müssen, welche bisher sich drücken konnten, – falls keine schlupflöcher weiter bestehen sollten.
        gegenüber anderen unternehmen, welche bisher schon viel zahlen mussten.

        was bringt es ?
        die unternehmen geben ihre kosten weiter auf den verbraucher.

        diese maßnahmen sind einerseits gut, aber andererseits generieren die regierungen/staaten wieder neue steuereinnahmen auf umwegen.

        das spiel geht solange weiter, bis der verbraucher den konsum bis auf sein notweniges level reduzieren muß.
        die zahl der menschen in den wohlstandsländern, welche am minimum leben wächst.
        ja, obwohl die durchnittszahlen bei einkommen und vermögen steigen.

        ja sowas, an was liegt es ? vielleicht doch an der umverteilung durch das geldsystem und deren pro-gesetzlichen regelungen?

        an dem reichtum (-wachstum dessen), geht die gesellschaft kaputt! da mus man kein sozialist sein, um dies zu erkennen, wie der hase läuft!

        Antworten
        • Hans Severin
          Hans Severin sagte:

          @ foxxly
          an was liegt es ? vielleicht doch an der umverteilung durch das geldsystem und deren pro-gesetzlichen regelungen?

          Ganz sicher liegt es u.a. daran, und dahinter steht die Gier des Menschen. Kein noch so ausgeklügeltes Wirtschaftssystem könnte die Exzesse der Vermögensungleichheiten verhindern, wenn nicht dahinter Menschen stehen, die eine ausbalancierter Gesellschaft auch wollen bzw. auch einfordern.

          Wer glaubt, dass geht durch eine Partei, glaubt die Verantwortung abwälzen zu können, und das hat nie funktioniert. Jeder einzelne ist gefordert, und wenn man bei sich selber anfängt, ist das nicht nur ein erster Schritt, sondern fühlt sich auch gut an.

          Früher nannte man das “soziale Verantwortung” und die hatte nicht nur der Unternehmer, sondern auch die Mitarbeiterschaft.

          Antworten
          • foxxly
            foxxly sagte:

            @ severin

            >>Früher nannte man das “soziale Verantwortung” und die hatte nicht nur der Unternehmer, sondern auch die Mitarbeiterschaft.<<

            …. mit zunehmender zeit im exponentialem wachstum in den himmel, gibt es keine soziale verantwortung des geldes und der unternehmen etc., mehr!

            soziale verantwortung wandert zunehmend in die ärmeren schichten, siehe "tafel", – und sonstige freiwillige hilfsleistungen in vereinen und organisationen, wie kirchen und sozialverbände, welche ihrerseits sich dumm und dämlich verdienen.- durch freiwillige!

            ja, auch eine form von ausbeutung!

          • markus
            markus sagte:

            Das stimmt alles. Man muss allerdings noch hinzufügen: früher nannte man die “soziale Verantwortung” auch “Angst vor dem Klassenfeind”. So vor 89. Vor dem Ende der Geschichte.

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